18-jährige, die nicht weiss, was sie will

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Anita

Beitrag von Anita »

Delphia hat geschrieben: Bei dem Gespräch ist rausgekommen, dass wenn ich ihr etwas sage, dann schweben bei ihr ganz viele negative Gefühle mit, sodass sie nicht mehr sachlich aufnehmen kann. Sie interpretiert sofort. Beispiel: als ich sie neulich (um 11.00 Uhr) gebeten habe, das Kinderbad sauber zu machen, hat sie interpretiert, sie müsse das Bad sauber machen, weil sie so lange im Bett geblieben sei. Das war meinerseits überhaupt nicht so gemeint. Mir wurde gesagt, ich interpretiere auch zuviel. Tja... von aussen kann das schon sein. Ich schaffe das schon auch anders...

Also könnt Ihr Euch vorstellen, wie das aussieht, wenn ich etwas frage oder sage... Ständig so.
mit einer idealen ich-botschaft, die eben GENAU enthält warum dir etwas wichtig ist, kannst du interpretationen und missverständnissen vorbeugen.
die meisten beziehunghungsprobleme entstehen, weil zu wenig genau kommuniziert wird.... :?

Der Wille fehlt beim Vater wie bei der Tochter und da ist es einfach, mir die "Schuld" in die Schuhe zu schieben.
das ist natürlich traurig :( ....ABGRENZEN :?: :?: :?:
Sie hat mir sogar unterstellt, dass wenn sie im Herbst auszieht (mal sehen mit welchen Finanzen...), es nie möglich sein würde, nur ihren Vater einzuladen ohne mich. Ich würde das nie erlauben. Natürlich wäre ich dann enttäuscht, aber verbieten kann ich das nicht und irgendwo hingehen, wo ich nicht willkommen bin, das ist wohl definitiv vorbei.
warum enttäuscht dich das?
Ich fand es so gemein. Ich realisiere erst heute, warum ich heute so müde bin. Dieses Gespräch gestern (1 3/4 h) hat mich total ko gemacht.
das kann ich gut verstehen. klingt auch nach einer anklagebank und nicht nach unterstützung. gab es denn auch rat, WAS DU/IHR verändern könnt/sollt?

*dichmaldrück*
lg
Anita
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Delphia,

das ist ja schon mal viel wert, dass deine Stieftochter einen neuen Weg eingeschlagen hat und nicht mehr daheim versumpft. Wenn sie dann mal aus dem Haus ist, wird es bestimmt auch zwischen euch beiden entspannter. Erwachsenwerden steht jetzt an, erkennen dass sie selbst verantwortlich ist und nicht andere zum Sündenbock machen kann. Bis dahin ist es bestimmt noch ein steiniger Weg für alle Beteiligten.

Ich bewundere Dich, wie Du all die Jahre die ups and Downs einer Patchworkfamilie getragen hast, das hat sicher viel Kraft gekostet. Aus älteren threads lese ich aber, dass die Beziehung zu den Stieftöchtern auch schön war.


Liebe Grüße
Sofia
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Nin
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Beitrag von Nin »

Delphia, meine Stieftochter wird demnächst 19, ist also praktisch gleichaltrig. Sie geht allerdings noch zur Schule. Sie ist jede Woche von Donnerstag bis Sonntag hier.

Mein Stiefsohn ist 21 und wohnt unter der Woche in Neuenburg - er kommt praktisch jedes Wochenende nach Hause und ich würde mir eigentlich wünschen, er könnte damit aufhören!

Vom Alter der Kinder her kenne ich also durchaus die Situation.

Dass er mich nicht zu sich einladen will, aber trotzdem seinen Vater gern da hätte: ich finde das eigentlich normal. Ich weiss, dass es für ihn einen Loyalitätskonflikt gegenüber der Mutter bedeutet, auch, dass wir kein inniges Verhältnis zueinander haben. Ich bin froh, dass die Beziehung zwischen seinem Vater und mir das Verhältnis zu seinem Vater nicht belastet - das ist schon ein Gewinn. Ich bin für ihn Anhängsel und das ist ok für mich. Ich geh praktisch davon aus, dass ich unerwünscht bin. Wenn sich das Gegenteil erweist: tant mieux! Ich freue mich dann darüber. Aber so umgehe ich die Enttäuschung.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Delphia

Du kannst wirklich gut Stimmungen beschreiben!
Und die sind bei so jungen Erwachsenen ziemlich wechselhaft und oft unverständlich. Das kommt in den besten Familien vor :?
Und erst recht, wenn sie noch nicht recht wissen, wo ihr Platz im Leben ist und sie langsam durch ihr Alter unter Entscheidungsdruck geraten.
Da gilt es vor allem: Nicht persönlich nehmen! Gerade nach langen Schuljahren ist die Arbeitswelt noch sehr fremd und anstrengend. Sie sind es sich einfach noch nicht gewohnt, wirklich zu arbeiten, woher auch? Und sie werden es lernen. :wink:
Delphia hat geschrieben: Sie interpretiert sofort. .... Mir wurde gesagt, ich interpretiere auch zuviel.
Das tun wir sehr oft, ohne es zu merken. Blöd wird es erst, wenn wir eine empfindliche Stelle haben, an der gekratzt wird. Und da habt Ihr beide im Lauf der Jahre einiges angesammelt. Es lohnt sich, in solchen Momenten einen Schritt zurück zu machen und Tempo wegzunehmen. Gerade wenn Dich etwas trifft, kannst Du Dich fragen, was genau der Andere getan oder gesagt hat, und was Interpretation ist! Und so kannst Du dann auch nachfragen, indem Du dem Anderen nicht etwas unterstellst (Interpretation) sondern da nachfragst, wo Du mehr darüber wissen möchtest, wie es gemeint ist.
Delphia hat geschrieben: Sie hätte sich gewünscht, dass ihr Vater mehr mit ihr unternimmt in den Jahren. Ich hätte ihn aber so besessen, dass er für seine Töchter gar nicht mehr zur Verfügung stand.
Das kann ja sein, trägt aber überhaupt nichts zur Lösung der Situation bei, die Vergangenheit kann ja nicht mehr veraändert werden. Lass Dich nicht auf solche Diskussionen ein. Sonst meinst Du noch, Dich rechtfertigen zu müssen. Aber damit erreichst Du überhaupt nichts!
Delphia hat geschrieben:Der Wille fehlt beim Vater wie bei der Tochter und da ist es einfach, mir die "Schuld" in die Schuhe zu schieben.
So lange es noch um den Schwarzpeter "Schuld" geht, sind gute Lösungen nicht zu finden.
Was ist Euer Ziel mit der Familienhilfe? Habt Ihr ein Gemeinsames finden können? Sagt die Tochter dazu auch ja?

Delphia hat geschrieben:Ich fand es so gemein. Ich realisiere erst heute, warum ich heute so müde bin. Dieses Gespräch gestern (1 3/4 h) hat mich total ko gemacht.
Könnte es auch sein, dass Du es gemein findest, weil diese Tochter etwas lebt, worum Du sie beneidest? Vielleicht könntest Du Dir eine Scheibe davon abschneiden! Zum Beispiel, einfach seine Gefühle rauslassen, rumhängen, ausschlafen...
Dass Du nach diesem Gespräch erschöpft bist kann ich gut verstehen. Du warst ja wahrscheinlich sehr engagiert dabei. Und danach scheint für Dich nicht viel herausgeschaut zu haben. Das zehrt an den Kräften.
Da hast Du es verdient, wieder einmal etwas für Dich zu tun, was Du geniessen kannst. Ich wünsche es Dir.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Vielen Dank für die Rückmeldungen! :-)

Ich summiere:

Ich-Botschaften wende ich schon länger an. ;-)

Abgrenzen ist nach wie vor Thema, gelingt aber immer besser. :-)

Enttäuschung über die zukünftige Nichteinladung: ist schon ok, aber ich bin schon enttäuscht, weil nach über 10 Jahren im gleichen Haus, liebe ich diese Mädels auch... sicher nicht gleich wie meine eigenen Kinder, aber trotzdem leide ich mit, wenn es ihnen nicht gut geht. Wie gesagt, ich kann gut damit leben. 8)

Anklagebank war es seitens der Familienbegleitung nicht. Von der Stieftochter aus schon. Nachdem es über 1/2 h gebraucht hat, bis sie überhaupt etwas Konkretes zum Thema gesagt hat, musste sich der "Sack" leeren, erst dann konnte gearbeitet werden. Es ist eben immer das Gleiche, anstatt meine Gefühle zu zeigen, dass ich dadurch verletzt bin, sagt mein Verstand: Ich verstehe sie ja und kann nachfühlen. Mein Bauch hingegen rebelliert dann... *groll* Für mich gilt auch hier Freiraum einnehmen und abgrenzen gegen die Vorwürfe. :roll:

Wenn ich bei Nin schaue, denke ich, schon so wäre besser... Mit der Zeit wird sich das schon lösen... Ich muss bis dahin einfach noch die Kraft haben. :?

Wenn ich in einer Frage etwas interpretiere, frage ich schon seit einiger Zeit nach. Oft kommt dann von mir: Was willst Du mir damit sagen? Oder: Wie meinst Du das? Antworten gibt es meistens in der Art: So wie ich es gesagt habe. Nachhacken bringt nichts = Machtkampf. Meistens verzieht sich die junge Dame in ihr Zimmer oder geht weg zu Mama. Natürlich komme ich dann ins Interpretieren und glaube mich bestätigt. => Abgrenzen und einfach vergessen. Ist nicht immer einfach, wenn der Vater reingezogen wird und er mir dann Vorwürfe macht (Aisha kann davon ein Liedchen singen, gell Aisha?).

Die meisten Vorwürfe kommen aus der Vergangenheit. Es sind uralte Geschichten, die gar nichts mit mir zu tun haben. Sie werden einfach an mir ausgetragen. Ich habe beschlossen, dass wenn ich merke, dass es um eine alte Geschichte geht, sage: Diese Auseinandersetzung mit Dir will ich gar nicht führen. Das hat mir Deiner Vergangenheit zu tun und da gab es mich noch gar nicht. :D

Ziele der Familienhilfe waren: Meine Tochter nach ihrem Klinikaufenthalt wieder zu integrieren. Zudem ging es darum, die Elternebene zu stärken, da die Kinder eine Übermacht bei uns darstellen nicht nur in der Zahl sondern auch im ganzen Umgang.

Integration ist soweit gelungen, obwohl es, wenn es brenzlig wird, immer wieder Situationen gibt, in welchen meine zwei ausgeschlossen wurden oder werden. Meine Zwei haben auch ihre Macken. Meine Tochter setzt mich total unter Druck, indem sie behauptet, ich hätte mich nie für sie eingesetzt. In der Familie sei mein Mann wie ein Herrscher, alles müsse nach seiner Pfeiffe tanzen. Sie wohnt jetzt bei einer Freundin von mir und wünscht absolut keinen Kontakt mehr zu mir. Dafür hat sie am Anfang ganz intensiv den Kontakt zu den Töchtern meines Mannes gepflegt. Dieser Kontakt ist loser geworden. Mein Sohn ist im Zwiespalt, wobei er seit kurzem Mühe mit meinem Mann bekundet. Tja...

Stärkung der Elternebene: Wir haben nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis. Die Problematik hat sich nun verlagert und eigentlich heisst das neue Ziel: Gesundes Verhältnis Vater-Kinder. Dabei spiele ich keine Rolle, solange ich mein Mann loslassen kann. Das kann ich auch. ;-). Ich denke, es liegt wohl an der Schwierigkeit, dass gegen mich intrigiert wurde oder noch wird und deshalb ist es ein heikles Thema für mich. Wenn ich mich aber sicher fühle (Beziehungsebene), dann geht das ohne Probleme.

Die Tochter meinte eben, dass sie sich zu Gunsten des Vaters in ihrem Leben immer wieder geopfert hätte. Wir haben im 2002 in einer Familientherapie gehört, dass wir ein "ménage-à-trois" führen... Vor allem wusste sie sich immer wieder dazwischen zu manövrieren. Ihre ältere Schwester auch aber auf eine andere Art. Die Jüngste war noch zu klein. Sie macht es inzwischen auch wie die älteren Schwestern.

Sicherlich kann ich von gewissen Mustern von den Girls auch lernen, da bin ich sicherlich nicht ausgelernt ( ;-) ). Mache ich auch. Ich muss nicht bis 12.00 Uhr im Bett liegen, das Bedürfnis habe ich nicht... dafür nehme ich mir mehr Zeit für mich. Das habe ich schon erkannt.

Nächste Sitzung findet Ende Mai statt. Auftrag lautet: Schauen, wieviel Interpretationen in den Aussagen liegen. Rückmeldung machen an die Fragende. Analyse an der nächsten Sitzung. Problematik Vater-Töchter wird an der nächsten Sitzung besprochen.

Tönt vernünftig oder?
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Anita

Beitrag von Anita »

es gibt sehr viele formen von ich-botschaften und wenn sie nicht funktionieren, liegt es meist daran, dass sie zu wenig genau sind oder ein wichtiges element nicht enthalten.
zudem gehört zum "gehört werden" auch das "aufmerksame zuhören" (aktiv und passiv) dazu...das eine funktioniert ohne das andere nicht oder nur mager. auch das hat erstaunlich unterschiedliche qualitäten und die auswirkungen davon sind beachtlich!

ich bin überzeugt - aus erfahrung - dass wir über die kommunikation (wir können ja nicht nicht kommunizieren) unsere beziehungen stärken, aber eben auch schwächen und es sich darum SEHR lohnt, daran zu arbeiten.

miteinander reden ist ja die grundlage unserer beziehungen.
eigentlich verrückt, dass es noch kein schulfach ist ;)

vor dem gordontraining wurden meine stiefsöhne und ich einfach nicht richtig warm miteinander. ich fühlte mich ausgestossen, hintergangen, unbeliebt, als putze und köchin gerade gut genug...aber ja nicht mehr....

...seit ich mich über meine kommunikation, mit meiner geschichte und meinen gefühlen auseinandergesetzt habe, kann ich viel besser mit meinen gefühlen umgehen und habe erkannt, wie sehr ich mir selbst im weg gestanden habe.
leider habe ich damals die schuld für meine unguten gefühlen meinen stiefsöhnen aufgedrückt und nicht erkannt, das ich die erwachsene bin und ich die verantwortung für mein fühlen habe - NIEMAND anders.
es war wohl mein inneres kind, dass noch immer sein leiden auslebte und nicht loslassen wollte....

ich bin stolz, konnte ich das ablegen. meine beziehungen haben so eine chance bekommen und es gibt fast nie mehr einen moment, wo ich mich minderwertig oder benachteiligt fühle :)

ich wünsche dir wirklich von herzen eine erfolgreiche beratung und viel offenheit für die wertvollen rückmeldungen aller art. sodass du deinen weg findest!
auch ich bewundere deinen willen, deine scheinbar unerschöpfbare kraft, deine familie beisammen zu halten und endlich geniessen zu können :D

alles liebe
anita
aisha

Beitrag von aisha »

Delphia, ich bewundere dich auch, wie du das durchhälst!

Komme mir damit mit meinen Problemen richtig lächerlich vor. Ich glaube, wenn meine Steiftochter solche Anschuldigungen offen gegen mich formulieren würde, dann wäre das der Punkt, wo das Fass zum Ueberlaufen bringen würde.

Meine Gefühle würden damit nicht mehr klar kommen.

Du bist offenbar auch der Blitzableiter für all die unausgesprochenen Hypotheken und Probleme , die dein Mann und die Stieftöchter mitbringen. Die Probleme deiner eigenen Kinder, und auch die deinen geben eine derart ungesunde Mischung, ich glaube ich würde daran zerbrechen.

Ich finde all die Tipps von Anita ja toll, (sorry Anita) aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man auf die Dauer mit negativen Gefühlen, Beschuldigungen und Demütigungen umgehen kann. Allen Therapien zum Trotz.
Also ich persönlich kann mich nicht einfach von allem so distanzieren, dass es für mich stimmt. Es bleibt das Gefühl dabei, nicht geschätzt, ausgenutzt und vor allem ungeliebt zu sein. Natürlich kann ich mir sagen, es ist mir im Grunde g enommen egal, ob mich die Stieftochter mag oder nicht.
Aber zusammen unter einem Dach zu leben, tagtäglich, und zu wissen, dass man eigentlich völlig überflüssig ist, bzw. höchstens zur Putze und Futterbeschaffung dient... wie steht man um alles in der Welt da drüber?!?!

Wie hälst du das mit 5 aus, Delphia!!!!
Anita

Beitrag von Anita »

aisha hat geschrieben:Ich finde all die Tipps von Anita ja toll, (sorry Anita) aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man auf die Dauer mit negativen Gefühlen, Beschuldigungen und Demütigungen umgehen kann.
ich glaube fest daran und habe diese wunderbare und erlösende erfahrung gemacht :)

bei mir was so, dass mich all diese dinge bei den kinder nur geärgert haben, weil ich mir diese freiheiten für mich, nicht rausgenommen hatte bis dahin.
sie spielgelten mir ein verhalten, dass ich in meiner kindheit niemals hätte leben können. es wurde einfach abgeklemmt und unterdrückt. meine gefühle und bedürfnisse hatten diesen platz nicht. ich lernte also minderwertig zu sein und fühlte mich noch als erwachene frau - selbst kindern gegenüber - MINDERWERTIG.
kein wunder, ärgerten und verletzten mich genau diese verhalten. sie haben meine erinnerungsgefühle wachgerüttelt :roll:

"wenn ich das nicht durfte, dann dürfen die das auch nicht - das tut man doch nicht!" war in etwa mein innerer leitgedanke :?

doch, für mich hat es sich ENORM gelohnt, an mir zu arbeiten - FÜR MICH!
ich habe dadurch mein leben gewonnen :D

heute lebe ich so:

Credo von Thomas Gordon
Thomas Gordon hat die Grundhaltung, die hinter seinem Modell steht, wie folgt formuliert:

"Du und ich stehen in einer Beziehung zueinander, die ich wertvoll finde und bewahren will. Jeder von uns ist ein einzigartiger Mensch mit Bedürfnissen, die er auf seine Art befriedigen möchte.

Wenn du Probleme hast, deine Bedürfnisse zu befriedigen, werde ich dir annehmend und verständnisvoll zuhören, um dir zu helfen, eigene Lösungen zu finden, anstatt dir meine anzubieten. Ich respektiere dein Recht, eigene Glaubensgrundsätze und Wertvorstellungen zu entwickeln, auch wenn sie anders sind als meine.

Wenn mich indessen dein Verhalten daran hindert, meine Bedürfnisse zu befriedigen, werde ich dir offen und ehrlich sagen, wie mir zumute ist. Und ich bin zuversichtlich, dass du meine Bedürfnisse und Gefühle genügend beachtest, um allenfalls dein für mich unannehmbares Verhalten zu ändern. Und, wenn immer ich dich mit meinem Verhalten behindere, hoffe ich, dass auch du mir dies sagst, damit ich dir entgegenkommen kann und mein Verhalten angemessen ändere.

Wenn es einem von uns nicht möglich ist, sich so zu verhalten, dass der andere seine Bedürfnisse befriedigen kann, bedeutet das für mich, dass wir einen Konflikt haben. Ich möchte einen solchen Konflikt mit dir lösen, ohne dass einer von uns Drohungen oder Gewalt anwendet, um auf Kosten des andern zu siegen. Ich werde Deine Bedürfnisse ebenso respektieren, wie meine, und gemeinsam mit dir nach Lösungen suchen, welche unsere Bedürfnisse befriedigen und für uns beide akzeptabel sind. Wir werden jene Lösung wählen, die weder Sieger noch Verlierer zurücklässt - beide werden gewinnen.

Auf diese Weise kann jeder von uns gleichermassen seine Persönlichkeit entwickeln, und indem er seine Bedürfnisse befriedigt, zu dem Menschen werden, zu dem er fähig ist. So können wir eine liebevolle, friedfertige und von Respekt getragene Beziehung zueinander haben."


das funktioniert schon seit jahrzehnten und darum setze ich mich dafür aktiv und gerne ein ;)
aisha

Beitrag von aisha »

Hallo anita,
klingt wirklich einleuchtend (selbst für mich).
Es mag schon so sein, dass mir diese Minderwertigkeitsgefühle seit frühester Kindheit eingeimpft worden sind. (Meine Mutter ist Weltmeister darin, in ihrer Märtyrerrolle aufzugehen, ein schlechtes Gewissen zu vermitteln, sie findet da immer was. Sie suhlt sich im Selbtmitleid und gesteht anderen nichts zu, was sie nicht gut findet)
vielleicht bin ich geprägt dadurch und habe leider auch viel davon übernommen.

Ich finde es toll, wenn es für dich stimmt und du damit klarkommst. Das würde ich mir auch wünschen.
Aber wie ist es denn, wenn jeder seine eigenen Freiheiten lebt... wird da nicht die Welt zu klein? Oder sehe ich das falsch?
Anita

Beitrag von Anita »

hallo aisha

nicht so viele frauen, aus der zeit unserer mütter, konnten sich über den beruf anerkennung verschaffen.
manche entwickelten darum kranheiten oder eben solche verhalten um die nötige aufmerksamkeit zu bekommen. es geschieht nicht aus boshaftigkeit, sondern aus einem tiefen menschlichen bedürfnis. wir alle wollen wahr- und ernstgenommen werden.

zu deiner frage wegen der "freiheit".
der unterschied ist eben, dass es ein respekt vor dem anderen ist der durch die beziehung wächst und nicht einer, der verlangt wird vom anderen.
ein wahrer respekt formt beziehungen und schafft nähe - keine distanz. wir alle sind wichtig.

es sind grosse schritte aber ich kann dir garantieren - die wertvollsten überhaupt. ich fühle ich sehr befreit und konnte vieles loslassen und lebe heute mein leben mit meinen werten.

ich wünsche dir auf deinem weg ganz viele solcher toller erfahrungen :D
Nadia
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Beitrag von Nadia »

liebe delphia

ich bewundere dich wie du das immer wieder schaffst -- mit einer prise humor. respekt ! :D
wenn ich mich an meine jugend erinnere, dann kommt mir als erstes in den sinn, dass ich mit 19 jahren für ein jahr nach england geflogen bin um den misseständen zu hause zu entfliehen und dort verantwortung für vier buben tragen musste. wieder zu hause zog ich mit einer freundin in eine wg. heute scheinen dir jungen leute viel später zu pubertieren und sich schon früh die frage nach dem sinn des leben zu stellen.
ich weiss nicht ob ich den nerv hätte mich auf ein 1 3/4 std gespräch einzulassen. was habt ihr denn ausdiskutiert?
ich finde das mädchen sollte sich in irgendeiner form am zusammenleben beteiligen. sei es mit aufgaben im haushalt oder damit dass sie kosten für sich übernimmt. es gibt immer nebenjobs oder auf der gemeinde vielleicht auch etwas im sozialen bereich?

@ anita
das tönt wieder so logisch und einfach. habe mir im orell füssli mal die tachsenbücher von jesper juul angeschaut und mich für das buch "grenzen, nähe, respekt " entschieden. mal gucken ob mich das weiter bringt :wink:
lg nadia
Anita

Beitrag von Anita »

hallo Nadja

die juul bücher sind mir sehr wichtig.

jesper juul hat eine sehr wertschätzende haltung. er zeigt auf, warum es eben so wichtig ist für uns alle, dass wir einander mit würde und respekt begegnen. er definiert seine vorstellung von respekt klar und hat mir dabei aus dem herzen gesprochen.
http://elterncoaching.blogspot.com/2007/03/respekt.html

gute wahl - finde ich :D
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ich überlege beim Lesen solcher threads immer wieder, warum bei uns einiges offensichtlich völlig anders ist oder zumindest anders erlebt wird.

Ich weiss, dass meine Stiefkinder mich nicht besonders mögen. Das erste Jahr war höllisch - kaum mit mir überhaupt geredet, inzwischen geht es. Aber wir stehen uns nicht nah. Es gibt wenig freundliche Gesten, wir sind alle höflich zueinander. Aber ich habe keine Schwierigkeiten damit, dass ich mich als "Putze und Koche" fühle. Einfach, weil ich es nicht bin. Putzen tut die Putzfrau, kochen oft mein Partner oder die Kinder selbst. Ich würde sie gerne bekochen, aber sie mögen nicht, was ich mache, besonders der Sohn. Er kocht hingegen ab und zu für die ganze Familie. Neulich hat er Tandoori Hähnchen gemacht, was besonders meine Kinder mit Begeisterung gegessen haben. Im Endeffekt ist es mir wichtiger, dass die Kinder sich untereinander verstehen. Ich habe meinen Partner als Wohlfühlfaktor, sie nicht. Es ist wichtig, dass sie sich zu Hause fühlen.

Umgekehrt hat bei uns manchmal mein Partner solche Gefühle. Er macht regelmässig für meine Kinder zu essen oder fährt sie zur Schule oder betreut sie. Und er empfindet sich als zweitrangig(klassig) von ihnen behandelt. Aber ich weiss, wie stark der Loyalitätskonflikt der Kinder ist. Vor ihrem Vater dürfen sie meinen Partner nicht einmal mit Namen erwähnen. Meinen Partner zu mögen, wäre, wie den Vater zu verraten. Das ist zuviel verlangt.

Oft denke ich, dass es gar nicht so sehr an dem Verhalten der Stiefkinder liegt: klar, sie sind anders zu uns als unsere eigenen Kinder. Aber ich sehe, wenn wir aufräumen, dass mir alles auffällt, was von meinen Stiefkindern ist, während mein Partner darüber stolpert, was von meinen Kindern kommt. Im Endeffekt hält es sich die Waage... und ich sehe, dass mich Dinge von meinen Kindern mehr berühren, aber weniger nerven, dass ich ihre Anwesenheit als selbstverständlich empfinde...

Auch denke ich, dass ich meine Stiefkinder nicht erziehen muss. Sie sind jetzt erwachsen, und sie haben einen Vater und eine Mutter. Aber, wenn es geht, bauen wir langsam eine Beziehung auf - einfach, weil es uns dann besser geht.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
aisha

Beitrag von aisha »

Hallo Nin,

ich bewundere einfach deine Einstellung! Ich wünschte mir, eines Tages auch diese Einsicht zu haben. Zurzeit bin ich weit davon entfernt.

Meine Stiefkinder mögen mich nicht, ich habe Mühe mit ihnen, meine Tochter mag meinen Partner nicht immer gleich, aber immerhin...
Und unterdessen ist es so, dass mein Partner und ich uns aufgerieben haben an der gegenseitigen Ablehnung.
Er steht voll und ganz hinter seinen Kindern, ich stehe hinter meiner Tochter, wobei ich bei ihr Frechheiten gegnüber meinem Partner nicht dulde.
Meine Tochter kämpft gegen mich, weil mein Freund seiner Tochter alles durchgehen lässt und ich meiner nicht...die Mädchen machen einander gegeseitig runter. Stieftochter lacht Tochter immer aus, sie sei fett und hässlich, was im Uebrigen überhaupt nicht stimmt. Tochter hat eine Hüftfehlstellung und wirkt deshalb mit Hohlrücken nicht superschlank. Aber sie hat ein bildhübsches Gesicht..
Mein Partner ist wütend , weil ich beleidigt bin....und findet seine Tochter mache ja nur Spass und die beiden können das selber regeln..

eine absolute Sch...situtation.
Wir interpretieren unterdessen alle in jede Situation etwas hinein, dass wahrscheinlich gar nicht so ist.... und das Tollste...alle geben mir die Schuld!

Jeder lebt hier seine absoluten Freihieten aus und ich soll mich drum herum organisieren und diese Freiheiten ermöglichen. Meine Wünsche und Vorstellungen werden meist ignoriert.

Wie stehst du nur darüber Nin? Offenbar hast du kompletten Halt in der Paarbeziehung.
das wünschte ich mir so sehr.
Ich habe in letzter Zeit einige Ich- Botschaften ausgesandt, meine Wünsche und Vorstellungen versucht anzubringen. Fazit: alle finden mich egoistisch, dabei sind es überhaupt keine Wünsche, die jenseits liegen. Im Gegenteil. Oder ist es zuviel verlangt, wenn die fast volljährige Stieftochter 2 Wochen zuhause hockt und nicht mal ihr eigenes Geschirr in die Maschine räumt, geschweige denn was anderes tut. Unterdessen lass ich es stehen.
Was dann wieder zum Krach mit meinem Partner führt, der findet, ich solle nicht so ein Theater um Bagatellen machen..
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Nin
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Beitrag von Nin »

Aisha, ich weiss nicht, ob ich darüber stehe...

Ich habe jetzt mehr Freiheiten als ich in meiner Ehe jemals gehabt habe. Und weniger Hausarbeit! Es muss ja nicht mehr picobello sein, also gibt es kein Gemotze mehr.

Damit ich mal eine Idee vermittle: dreckiges Geschir steht nie bei uns rum. Aber Zeitungen, Bücher, Paninihefte und Kataloge liegen auf allen Tischen des Haushaltes. Im Zimmer meiner Stieftochter liegen auch ihre Klamotten wüst herum, darum kümmere ich mich nie. Wenn das Zimmer zu durcheinander ist, wird zugemacht, wenn die Putzfrau kommt: ihre Aufgabe ist nicht aufzuräumen! Wenn sie will, dass es geputzt wird, muss sie erst aufräumen. Solang bleibt es zu. Meine Jungs müssen dementsprechend ihr Zimmer jeden Sonntag aufräumen, so dass nichts mehr auf dem Boden liegt und keine Legos weggesaugt werden können. Montags kommt die Putzfrau zu ihnen.
Wer nicht kocht, räumt die Küche auf, der Koch darf sich nach dem Essen ausruhen, er hat ja vorher gearbeitet. Mittags wird ohnehin nur so leicht gekocht, dass nicht viel aufzuräumen ist. Ich wasche nur, was in den Wäscheboxen landet, egal von wem, egal wie (weder umgedreht noch sonst irgendwas). Stiefsohn wäscht seinen Kram allein, was mich mehr nervt als wenn er es zum Waschen gibt. Denn zum Trocknen legt er seine Sachen über unsere ohne sie abzuhängen. Auch, wenn es mich nervt, sage ich höchstens meinem Partner was. Immerhin wäscht er seinen Kram und erwartet auch nichts Gebügeltes. Er braucht seinen Vater, damit der ihm über seine Studienprobleme und seinen Weltschmerz zuhört, er braucht mich nicht. Warum sollte er mir positiv gegenüberstehen? Tu ich das denn? Wir behandeln uns alle mit Respekt, das muss reichen.

Im ersten Jahr ist meine Stieftochter einmal ausgerastet und hat mich angebrüllt, ich sei sowieso nur dafür, alle anzukotzen und zu nerven. Ich habe ihr damals einen langen Brief geschrieben. Seitdem ist es besser.
Mein Partner steht hinter mir - und ich hinter ihm. Manchmal finde ich, dass er meine Jungs anmotzt, wenn es mir nicht passt, oder ich es ungerecht finde. Aber das ist normal. Wir sind kein Monolith und die Kinder sollen ihn so annehmen, wie er ist und nicht, weil er ihnen etwas vormacht. Ich liebe ihn so, wie er ist. Er ist nicht perfekt. Und ich auch nicht. Seine Kinder nicht, und deswegen nerven sie mich manchmal. Meine auch nicht, und deswegen nerven sie ihn manchmal.

Oft, wenn ich eure Postings lese, denke ich auch, dass es kontraproduktiv ist, viel Haushalt zu machen und dafür Anerkennung zu erwarten. Meine Mutter ist ja auch so ein Ordnungsfanatiker. Früher kam sie immer zu mir und fing an, aufzuräumen, bis ich sie einmal total angerotzt habe. Ich hasse es, wenn sie bei mir aufräumt! Ich finde ihre Wohnung so steril, dass ich es als erdrückend empfinde. Diese furchtbare Ordnung ist für mich sicher genauso störend wie für sie mein "liebevolles Chaos". Warum sollte ich mich dafür auch noch bedanken? Dafür, dass sie mir zeigt, wie unzulänglich ich bin und mich nicht so leben lässt, wie ich es für richtighalte? (wohlgemekrt, ich bin mit 18 ausgezogen... es war eine Erleichterung für mich!) Warum denken ordentliche Menschen automatisch, dass sie den weniger ordentlichen einen Gefallen tun, wenn sie aufräumen?

Auch den verschiedenen Ess- und Kochrhythmus finde ich nicht so schwierig. Heute abend sind wir überraschend weniger? Aus den Resten mache ich morgen etwas oder nehme sie mit in die Schule, zum Mittag aufwärmen in der Mikrowelle. Heute sind wir mehr und es ist schon gekocht? Alles essen weniger und es gibt Eis zum Dessert, das ist immer da oder noch ein Toast, für diejenige, die nicht genug hatten. Heute abend werden wir mehr? Spaghetti al pesto für alle! Das ist auch immer im Haus... Und das vorhergesehene machen wir einen anderen Tag...

Im Endeffekt finde ich diese Flexibilität leichter als die totale Rigidität, die es in meiner Ehe gab.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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