Wenn sich der Partner nicht auf die Familie einlassen will

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val
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Wenn sich der Partner nicht auf die Familie einlassen will

Beitrag von val »

Liebe Patchies

Ich hab da was auf dem Herzen. Langsam aber sicher drehe ich mich im Kreis und weiss nicht mehr was ich machen soll. Vielleicht weiss jemand von Euch Rat.

Vor bald einem Jahr lernte ich einen Mann kennen. Wir liefen uns in der Kantine über den Weg, verliebten uns ineinander und es begann damit eine einerseits wunderschöne aber je länger je mehr eine zweigleisige Geschichte.

Dieser Mann hatte in einer früheren Beziehung mit einer Frau und ihren 6 Kindern eine sehr schlechte Erfahrung gemacht. Seine Partnerin wollte nach 2 Jahren Zusammenleben heiraten. Er war sich nicht sicher und zog sich zurück um das zu überdenken und schwupps heiratete sie einen anderen und klemmte ihn komplett ab. Das hat ihn wahnsinnig verletzt und seither hat er eine Heidenangst sich nochmals auf eine Familie einzulassen. Trotzdem wünscht er sich eigentlich nichts sehnlicher als eine Familie, wenn möglich auch mit eigenen Kindern.

Er wollte das ganze also sehr sehr vorsichtig angehen, was ich verstand und eigentlich auch gut fand. Wir gingen zwar bald mal alle zusammen ins Kino und auch zusammen skifahren, aber sonst trafen wir uns vor allem während der Arbeit oder an meinen kinderfreien Wochenenden. Ich hatte die Hoffnung Zeit heilt Wunden und er würde Schritt für Schritt Vertrauen fassen und sich auf uns einlassen können. Die Kontakte die es mit meinen Kindern gab waren sehr warm und herzlich und meine Kinder meinten gleich nach dem ersten Treffen das sei der beste Freund den ich je hatte :shock: :? .

Nun hat sich das aber leider so entwickelt, dass er einfach nicht über einen gewissen "Besuchs-Status" in unserer Familie hinausgekommen ist. Er tut sich schwer damit länger als einen Tag bei uns zu bleiben. Die Zeit die er bei uns ist ist jeweils total schön. Aber das erste was er mir sagt wenn er kommt ist der Zeitpunkt wann er wieder gehen "muss". Weil zu Hause ein Sportkollege wartet oder er noch an den PC will.

Dass wir ihn bei sich besuchen findet er keine gute Idee, er habe zu wenig Platz. Er komme lieber zu uns.

Meine kinderfreien Wochenenden verbringe ich bei ihm. Diese Zeit ist immer schön und wir haben es gut miteinander. Wir reden über die Familie und die Zukunft und er will ganz klar irgendwann mit uns zusammenleben, doch sobald es konkreter wird klemmt er ab und zieht sich zurück. Er brauche Zeit und er sei sehr sehr vorsichtig und überhaupt, ich sei ja noch gar nicht geschieden.

Wir waren vor kurzen zusammen in den Ferien (ich habe darüber geschrieben) und es war absolut toll. Ich war überrascht wie er sich einsetzt und involviert, er war 200% dabei. Da machte ich mir natürlich die Hoffnung, dass das einen Bann in ihm gebrochen hat und wir nach den Ferien ein Stück näher rücken.

Doch kaum waren die Ferien vorbei verabschiedete er sich wieder und im Moment zieht er sich dermassen zurück dass nur noch meine freien Wochenenden und die Zeit die wir uns bei der Arbeit zum Mittagessen sehen bleibt. Trotzdem spricht er bereits von den Skiferien die er mit uns zusammen verbringen will.

Ich verstehe das nicht und bin je länger je unglücklicher. Habe mich schon 1000 mal zu erklären versucht, das geht bei einem Ohr rein und beim andern raus und ich höre immer das gleiche: Er sei halt vorsichtig, das habe alles keine Eile und ich solle mich zuerst mal scheiden lassen.

Ich fühle mich nach wie vor als 100% alleinerziehend. Als mein Sohn kürzlich einen akuten Bliddarm hatte und ich froh gewesen wäre er wäre über Nacht zu uns gekommen damit ich im Spital bleiben konnte und er sich um die beiden anderen Kindern kümmern würde, klemmte er mich schon ab bevor ich nur fragen konnte. Es ist als ob er sich nur dann einlassen kann und will wenn er das plant und klar abgrenzt, alles was spontan oder unverhofft kommt passt ihm nicht.

Er ist wie ein Götti. Taucht auf, macht tolle Sachen mit uns, wir haben ein wunderbare Zeit zusammen und dann verschwindet er wieder. Da ist keine Kontinuität oder Zuverlässigkeit, ich bin nach wie vor alleine. Und das ist absolut nicht das was ich mir wünsche.

Die Kinder können mit der Situation viel besser umgehen als ich. Am Anfang wunderten sie sich schon warum er immer nur so kurz kommt und wieder gehen "muss", aber mit der Zeit nahmen sie es einfach wie es kommt. Sie geniessen die Zeit die er da ist und wenn er nicht mehr da ist geht das Leben trotzdem weiter. Für die Kinder scheint es zu stimmen, ihre Welt ist in Ordnung.

Nur ich habe das Gefühl ich mache je länger je mehr einen Spagat und lebe eine Beziehung die ich so nicht wollte. Dadurch dass die Kinder und meine Familie quasi aussen vor sind komme ich mir einfach je länger je mehr wie das Betthupferl vor. Er will eine Beziehung vor allem mit mir, auf mich als Familie will er sich nicht wirklich einlassen. Da ich schon so lange den Karren alleine schmeisse, funktioniert das eigentlich ganz gut, denn ich bin ja gewohnt alles alleine zu regeln. So hat sich das nun eingespielt und ihm ist wohl dabei. Wenn ich ihn darauf anspreche meint er zwar schon es könnte besser sein und er könnte sich mehr involvieren, aber dabei bleibt es dann auch.

Das ganze kostet mich unheimlich Energie und ich möchte so nicht weitermachen. Ich sehe so keine Zukunft.

Er hat trotz allem viel Freude in unser Leben gebracht und die Ferien die wir zusammen machten waren wirklich wunderbar, ich würde so etwas nie alleine mit den Kindern machen. Wir konnten für unseren Alltag einiges daraus ziehen und ich muss sagen die Beziehung zwischen mir und den Kindern hat an Qualität gewonnen und vor allem der Umgang der Jungs mit ihrer behinderten Schwester läuft einiges besser. Da hat mein Freund ganz entschieden dazu beigetragen, er hat oft und intensiv mit den Jungs über ihre Schwester diskutiert.

Soll ich das einfach so weiterlaufen lassen? Auf diesem "Familien-Götti"-Geleise? Mich irgendwie mit der Situation zu arrangieren versuchen, dem guten Einfluss auf die Kinder zuliebe? Sie mussten mit meinem zweiten Mann durch eine sehr schwierige Zeit, ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen deswegen und möchte sie nicht schon wieder enttäuschen nur weil ich persönlich mit der Situation nicht klar komme.

Oder gibt es den einen oder anderen Tip, wie ich meinem Freund Hand bieten könnte, sich doch auf diese Familie einzulassen, trotz der schlechten Erfahrung, die ihm immer noch im Nacken sitzt? Bin ich zu ungeduldig? Muss ich ihm die Zeit einfach lassen, ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre? Irgendwie läuft unser Alltag jetzt schon an ihm vorbei, ich habe das Gefühl so geht es nun weiter bis in alle Ewigkeit.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Val

Schön für Dich, dass Du jemand gefunden hast, mit dem Du Dir ein gemeinsames Leben vorstellen könntest.

Du schreibst es einige Male: er braucht Zeit. Das meine ich auch, aber nicht nur.

Ich habe mir noch etwas anderes überlegt. Deine Tochter ist behindert, schreibst Du? Kann es sein, dass er sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlt? Die Erfahrung mit der Frau mit den 6 Kindern war wohl nicht das, was er sich vorgestellt hatte.

Hat er die Geschichte mit der Frau für sich abgeschlossen oder ist er in eine weitere Beziehung "geflüchtet"? Ich weiss, die Frau hat einen anderen geheiratet, aber trotzdem kann einer immer noch "hoffen"?

Wie ist Dein Eindruck: Bist Du wirklich sicher, dass er der richtige ist? Bist Du schon so weit?

Bei Dir stehen viele Herausforderungen an: Erziehung (wobei das ja momentan gut geht), Haus (Finanzierung, Verkauf? Unterhalt), Beruf (irgendwo her muss ja das Geld kommen). Hast Du die Kraft momentan eine Beziehung einzugehen? Ich weiss, die Liebe ist besser als Redbull, sie verleiht einem wirklich Flügel... ;-)

Bitte entschuldige, ich versuche Dich auf den Boden zurückzuholen... ;-)

Nein, ehrlich: offenes Gespräch mit ihm steht an... wie üblich: reden, reden usw. und Männer machen das nicht so gerne, ich weiss.

Liebe Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Val,

ich kann nur berichten wie es bei mir war.

Mein Freund wollte sich am Anfang auch nicht fest binden. Er hatte einige schlechte Ehejahre hinter sich und sprach immer davon wie toll es mit mir wäre, aber eben auch wie toll es wäre dass wir ja keine Kinder und keine Verpflichtungen hätten. Er tat auch immer so als wären wir nur auf Zeit zusammen, so als müsste das Ende unvermeidlich irgendwann kommen. Wir waren schon lange zusammen, da war er immer noch der Meinung wir hätten gar keine feste Beziehung. Ich habe ihn dann mal gefragt: Wir sind seit einem Jahr zusammen, wir verbringen jede freie Minute miteinander, wir haben nicht vor uns zu trennen - was bitte soll das denn sonst sein außer einer festen Beziehung?

Nach außen hat er unsere Beziehung mehr oder weniger verheimlicht, obwohl im Grunde alle Kollegen und Bekannten schon wußten was los ist, aber seine Exfrau und seine Tochter hat er nicht informiert. Ich habe lange gedrängt seine Tochter mal kennen lernen zu dürfen, er wollte das nicht. Dann kam es einmal zu einer Situation, wo ich bei ihm war in seiner Wohnung, wir wollten den Abend gemeinsam verbringen, da rief seine Tochter an und wollte zu ihm kommen. Er hat mich mehr oder weniger mit freundlichen Worten rausgeworfen aus seiner Wohnung, und ein paar Minuten später hat seine Tochter ihm abgesagt und er hat mir hinterhertelefoniert dass ich zurück kommen soll. Da ist es ihm dann selber aufgefallen wie mies er sich verhält, und er hat mir versprochen dass das nicht wieder vorkommt.

Irgendwann hat er mich dann seiner Tochter vorgestellt, aber nicht als Freundin, sondern als Kollegin. Als ich dann schwanger war (ungeplant), musste ich ihm die Pistole auf die Brust setzen - mein Bauch war kaum noch zu übersehen - dass er seiner Tochter endlich reinen Wein einschenkte. Ich habe ihm gedroht, wenn er nicht kommendes Wochenende mit ihr redet, würde ich das tun. Meine Eltern haben ihn auch erst nach der Geburt unserer Tochter kennen gelernt.

Ich war einige Male sehr knapp davor die Beziehung aus diesem Grund zu beenden. Letztlich hat er jeden Schritt in Richtung "feste Beziehung" nur unter dem Zwang der Situation gemacht. Er wollte mit mir zusammen sein, und er wollte eigentlich auch mit mir zusammen bleiben, aber er wollte dass es unverbindlich bleibt, und das wollte ich nicht. Wäre ich nicht schwanger geworden, wären wir vielleicht nie zusammen gezogen. In dem Moment als ich schwanger war, war er gezwungen ein paar Entscheidungen zu treffen, die er sonst immer weiter rausgezögert hätte - wollen wir jetzt auf Dauer zusammen bleiben? Ziehen wir zusammen? Machen wir damit nach außen hin öffentlich dass wir zusammen sind?

Übrigens hatte er auch immer extreme Probleme damit sowas wie "ich liebe Dich" zu sagen. Er sprach immer davon, nie wieder heiraten zu wollen. Ehrlich gesagt, obwohl wir jetzt ja immer noch zusammen sind und ein gemeinsames Kind haben, man also sagen könnte dass ja alles gut geworden ist - wenn ich selber lese was ich da so aufschreibe, dann denke ich, nochmal würde ich das für keinen Mann auf der Welt mitmachen. Ich hatte am Anfang auch gedacht, ich muss nur Verständnis und Geduld haben, und dann kommt das schon, aber dass es Jahre dauern würde hatte ich nicht gedacht. Und wie gesagt, von selber hat sich da nie etwas bewegt.

Meine Meinung dazu ist inzwischen, traurige Erfahrungen in einer vorherigen Beziehung sind ja durchaus ein Grund einige zeitlang zu trauern und vielleicht auch vorsichtig zu sein, aber es kommt der Punkt wo man sich entscheiden muss - will man den Rest seines Lebens sowas wie beschädigte Ware sein oder will man sein Leben so leben wie es am schönsten wäre (einmal unterstellt, ein Leben mit Frau und Familie ist das was was man am schönsten fände)? Dieses "der arme Kerl wurde so bitter enttäuscht" ist auch eine wunderbare Ausrede um sich dahinter bequem verstecken zu können. "Schatz, dräng mich nicht, Du weißt doch, mein Trauma."

Ob Du mit ihm weiter so leben kannst oder ob Du mit der Konsequenz leben könntest wenn Du ihn vor die Entscheidung stellst und er sich gegen Dich entscheidet, das kannst nur Du wissen. Nach meiner Erfahrung ist nur ein knappes Jahr vielleicht zu wenig Zeit. Wir waren über ein Jahr zusammen als ich schwanger wurde, und die Entscheidung zum Zusammenziehen kam erst ganz kurz vor der Geburt, weil ich ihm gesagt habe dass ich JETZT wissen will was wird, weil ich sonst nach der Geburt für die Geburtsurkunde meine alte Adresse angeben muss und es dann unnötige Behördengänge gibt um doch wieder alles zu ändern. Ich erinnere mich noch, wie ich dann in meiner alten Wohnung mit einem neugeborenen Kind saß und zwischen zwei Fütterungen die Wände frisch gestrichen habe, so spät habe ich die Wohnung gekündigt, obwohl ich schon das Jahr davor praktisch nur noch bei ihm gewohnt habe.

Aber andererseits ist es natürlich nicht gesagt dass er sein Verhalten wirklich ändert, wenn Du ihm noch ein Jahr gibst. Mich macht es etwas misstrauisch, wenn er selber sagt er könnte sich ja mehr involvieren, es dann aber nicht tut. Mein Freund hat damals zumindest immer ehrlich gesagt, dass er keine feste Beziehung will, nicht zusammen ziehen will, nicht heiraten will, und hat sich dementsprechend verhalten. Deiner scheint mehr das eine zu sagen und das andere zu tun. Da stellt sich die Frage warum? (Andererseits wollte meiner damals auch nicht mal mit mir in Urlaub fahren, wahrscheinlich hatte er Angst dass damit im Kollegenkreis der Beweis geliefert wird dass wir zusammen sind. Heute versteht er selber nicht mehr, warum er sich damals so blöd angestellt hat.)

So, genug geschrieben. Einen wirklichen Rat kann ich Dir nicht geben, aber vielleicht kannst Du etwas aus meiner Geschichte für Dich herausziehen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
aisha

Beitrag von aisha »

Liebe Val,

ich würde dir auch von Herzen eine tolle Beziehung gönnen, nach allem , was du erlebt hast.

Ich schliesse mich Babyones Meinung an, er kann nicht ein Leben lang auf "Trauma" machen.
habt ihr zusammen einmal thematisiert, was genau das Problem ist, wovor er Angst hat?
wie schwer ist deine Tochter behindert?

Weisst du, du bist nach all deinen Erlebnissen eine standfeste und selbständige Frau geworden. Manch ein Mann tut sich auch damit schwer!

Also ich wäre nach einem Jahr auch noch nicht mit meinem Partner zusammengezogen, ich brauchte nach meinen traumatischen Erlebnissen auch einfach die Zeit, um mich definitiv zu entscheiden. Aber wir haben aus der Beziehung nie einen Hehl gemacht, das ist der Unterschied.

Ich hatte nach der Scheidung auch für einige Monate eine Beziehung, die ich dann auflöste, quasi die Notbremse zog.
Ein lieber Mann, aber es war genauso wie bei dir. Er wollte mich weder seinen Eltern noch seinen Kindern vorstellen, kritisierte mich aber andauernd bei der Erziehung meiner Tochter. Irgendwann spürte ich, dass ich für ihn eine Traumabewältigung war, ein Mittel gegen das Alleinsein und sicher auch ein "Betthupferl" , wie du das so nett formuliert hast.
Ich bin so froh, hatte ich trotz meiner Angst vor dem Alleinsein den Mut, diese Beziehung zu beenden. ich spürte, dass ich mich bei diesem Mann nicht anlehnen konnte, sondern er mich mit all seinen Problemen zusätzlich belastete.

Val, ich glaube , ich würde mich sehr genau damit auseinandersetzen, was der Mann für dich bedeutet. Ob er dir wirklich tatkräftig zur Seite stehen kann und mit dir durch dick und dünn geht, bzw. gehen will!
Mach doch mal eine Bilanz mit Plus und Minus, was findest du toll an ihm, was missfällt dir. dann siehst du bestimmt , welche Seite überwiegt, bzw. auf welcher Seite die gravierenderen Unterschiede zwischen euch sind!

Ich wünsch dir alles Liebe
aisha
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Mir fällt noch etwas auf was ich ergänzen möchte - seine damalige Partnerin wollte ihn heiraten, und er wollte nicht - und jetzt ist er schwer verletzt weil sie einen anderen gefunden hat. Hm, klingt irgendwie mehr so als ob die Frau in der gleichen Situation war wie Du, und nicht wirklich als ob er einen Grund hätte sich zu beschweren, oder? Schließlich war er derjenige der sich zurück zog und nicht heiraten wollte. Damit würde ich ihn mal konfrontieren und mal nachhorchen, ob er denn der Meinung ist etwas daraus gelernt zu haben.
Patch von 2002/2003 bis 2017
eine gemeinsame Tochter 15 J.
Anita

Beitrag von Anita »

hallo val

es ist unmöglich ihn zu verändern. dass kann nur er und er muss wollen.

also bleibt dir "nur", deine einstellung zur situation zu klären und eventuell neue wege einzuschlagen.
nimm dir zeit und kläre für dich, was du dir für dein künftiges leben wünschst und wo du dich in ein paar jahren siehst. erst wenn du deinen weg gehst, wird er darauf reagieren können und müssen.....

ich bin mir anhand deines textes nicht sicher, wieviel er tatsächlich von sich und seine gefühlen spricht. ist es eher so, dass du ihm deine anvertraust und er eher knapp abwinkt?
wie offen und ausgesprochen ist euere beziehung?

er sollte nicht für euch entscheiden, sondern DU dich für DEINEN weg.

alles gute für klärende gespräche!
herzlich
anita
val
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Beitrag von val »

Hallo liebe Frauen

Danke für Euer Feedback. Und für Deine Geschichte BabyOne. Ich ziehe den Hut vor Deiner Geduld und Ausdauer. Und wünschte ich hätte sie auch.

Da sind sehr viele Denkanstösse, die nehme ich mir zu Herzen.

Ihr fragt nach der Behinderung meiner Tochter. Sie hat eine geistige Behinderung, ist entwicklungsverzögert. Mit bald neun spricht sie jetzt in 3-Wort-Sätzen. Zahlen, Buchstaben, lesen... ist alles noch ziemlich chaotisch. Motorisch hat sie weniger grosse Probleme.
Dass ihre Behinderung eine Beziehung nicht einfacher macht denke ich mir schon auch.

Sein Problem formuliert er so: Er will sich nicht wieder aus dem Fenster lehnen und nachher nur mit einer Handvoll Fliegen dastehen. Er hat unheimlich Angst davor, eine Beziehung zu einer Familie aufzubauen, sich voll reinzuknien und dann quasi über Nacht abgeklemmt zu werden.

Trotzdem möchte er in seinem Leben einmal die richtige Frau heiraten und wenn möglich Kinder haben, nicht unbedingt eigene, aber Kinder auf jeden Fall.

Das Ende der Beziehung zu dieser Frau mit den 6 Kindern war vor ungefähr 3 Jahren. Er flüchtete sich in den Sport und in den Computer und dort hält er sich immer noch verschanzt. Er sagte mir mal solange er alleine zu Hause sei, Sport treibe oder am PC sitze hätte er das Gefühl die Dinge unter Kontrolle zu haben und das gebe er nicht so schnell auf.

Er sagt er brauche Zeit jemanden kennenzulernen. In allen Lagen, in allen Situationen. Er wolle sagen können: Das ist es! Erst dann könne er sich einlassen. So dreht und wendet er uns auf alle Seiten und prüft uns auf Herz und Nieren. Er will alle möglichen Risiken ausschliessen. Und wenn Kinder involviert sind ist er noch vorsichtiger, denn sie sind unschuldig und können nichts dafür wenn sich die Erwachsenen falsch entscheiden, sind aber die Leidtragenden.

Es ist als ob man jemandem die Tür öffnet und der bleibt im Türrahmen stehen. Steht dort und steht dort und will einfach nicht reinkommen. Bis man sagen muss, bitte komm jetzt rein, es zieht. Er will aber immer noch nicht. Weggehen aber auch nicht.

Offenbar bin ich die erste ernsthafte Beziehung nach dieser unglücklichen Erfahrung. Seine Ex hatte ein paar Monate nachdem sie diesen anderen Mann geheiratet hatte gemerkt, dass das doch nicht das richtige ist und wollte meinen Freund wieder zurück. Der wollte aber nicht. Er hing jedoch sehr an den Kindern und diese noch mehr an ihm und sie litten unter der Situation mit dem neuen Stiefvater. So tat er sich schwer mit der endgültigen Trennung und es gab irgendwie ein Hin und Her hinter dem Rücken dieses anderen Mannes. Ich komm jeweils nicht so ganz draus wenn er erzählt, manchmal ist es so, manchmal tönt es anders. Auf jeden Fall wollte er nicht mehr zurück zu ihr, der Kontakt blieb jedoch via Kinder bestehen.

Als sie erfuhr dass er mich kennengelernt hatte, legte sie ein paar Zacken zu in ihrem Rückeroberungsfeldzug. Telefone mitten in der Nacht, Besuche auch wenn ich dort war. Köderte ihn mit der Scheidung. Worauf er dann endgültig mit ihr abschloss. Der Kontakt zu den Kindern besteht aber immer noch. Verstrickt ist er also schon noch.

Anfangs konnte er nicht zu unserer Beziehung stehen. Deklarierte alles als unverbindlich und wir seien nur Kollegen... stellte mich aber nach einem Monat seinen Eltern vor. Es ging immer hin und her. Mal konnte er mich nicht nahe genug haben, dann schob er mich wieder von sich weg.
Nach etwa einem halben Jahr hörte es dann auf und er erklärte mir ich sei nun offiziell seine Freundin.

Dass zwischen dem was er sagt und dem was er macht Welten liegen spürt ihr sehr richtig raus, und das ist wohl auch das was mir am meisten Mühe macht. Ich glaube an seine Worte und werde von seinen Taten (bzw. Nicht-Taten) brutal auf den Boden geholt. Würde er klar dazu stehen dass er nie mehr mit einer Familie zusammenleben will, wüsste ich woher dass der Wind weht.

Die Idee mit den Ferien kam von ihm und er hat auch alles organisiert. Und er war in dieser Woche wie gesagt 200% für die Familie da. Wie auch sonst wenn er bei uns ist. Ist er da ist er wirklich da. Ich verstehe nicht warum das immer wieder dermassen abreisst. Das ist wie ein Schalter der sich umlegt.

Ich bin auch der Meinung dass ein Trauma keine Entschuldigung für alle Ewigkeit ist. Man kann sich nicht immer dahinter verstecken. Und dass ich das Instrument bin mit dem er dieses Trauma nun verarbeitet könnte gut möglich sein. Oft wenn er mir Vorwürfe macht muss ich sagen: Hallo, damit meinst Du jetzt aber nicht mich. Da rechnest Du mit mir etwas ab das an eine andere Adresse gehört.

Dass ich Geduld haben muss und ein knappes Jahr ein Klacks ist - das habe ich befürchtet. Geduld ist leider nicht meine Stärke und ich stelle mir damit immer wieder selber ein Bein. Also schreib ich mir das jetzt mal ganz gross hinter die Ohren. Geduld bringt Rosen. Nicht ins Kraut schiessen.

Und dann sind da wohl auch noch meine eigenen Trauma. Hinter denen ich mich verstecke. Der Notausgang, den ich immer im Augenwinkel habe. Vielleicht ist die Zeit wirklich noch nicht reif und ich muss meine eigene Geschichte zuerst besser verdauen.

Wie auch immer. Ich habe mich nun mal von ihm zurückgezogen und nehme mir Zeit nachzudenken. Hoffe ich finde den richtigen Weg. Auf jeden Fall haben mir Eure Beiträge sehr geholfen.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
Never ever give up
aisha

Beitrag von aisha »

Guten Morgen Val,

na siehst du, nun bist du über die Bücher gegangen und alles ist schon ein bisschen klarer.

Ich verstehe deine Bedenken und die Angst vor dem Alleinsein, dass du eine Schulter zum Anlehnen brauchst. Insbesondere natürlich noch durch die Situation, dass deine Tochter sehr viel Zeit und Zuwendung braucht und wohl immer brauchen wird.
Auch deine Kräfte sind begrenzt. Trotz allem bewundere ich dich, wie du alles managt.

Wenn ich deine Zeilen so lese, dann kommen mir wirklich Zweifel an dieser Beziehung. Das ist natürlich schon eine üble Geschichte mit dieser Ex. Und dass deinen Freund das Schicksal der Kinder, die offenbar an ihm hängen , nahegeht, verstehe ich auch sehr gut. Es ist sehr lobenswert, dass er immer noch für diese Kinder da ist, aber dass die Ex da dazwischenfunkt, dass ist nicht schön.

Aber wie du richtig sagst, er kann nicht auf die Dauer im Türrahmen stehenbleiben. Er wurde offenbar sehr verletzt von der Ex und möchte das kein zweites Mal mehr erleben.
Wenn ihr euch wirklich liebt, dann wird eure Beziehung diese Belastungsprobe überstehen.
Ich finde es richtig, wenn ihr euch nun mehr Spielraum gebt, über die Beziehung nachzudenken.. denn es geht ja nicht nur um euch, sondern eben auch um deine Kinder, die offenbar ein gutes Verhältnis zu ihm pflegen. Vergiss nicht, auch deine Kinder wurden in der Vergangenheit sehr verletzt, vielleicht ist es momentan besser, er hat den Beziehungsstatus eines "Göttis" für sie. Bei einer Trennung wäre dann der Schmerz vielleicht erträglicher.

Ich kann es nur von mir sagen, aber im nachhinein bereue ich es, dass ich damals nach der Trennung von meinem Ex eine Beziehung aus Angst vor dem Alleinsein eingegangen bin, von der ich im Inneresten ja wusste, dass sie keine Zukunft haben würde. Meine Tochter war noch so traumatisiert von dieser grässlichen Kampfscheidung und legte dann noch eine Zacken zu, als ich mich von diesem Mann auch wieder trennte.
Das wirft sie mir heute noch vor, obwohl es unterdessen fast 8 Jahre her sind.
Sie ist übrigens in Therapie wegen ihrer Verlustängste. Der leibliche Vater liess sie im Stich, der neue Freund der Mutter auch...Darum ist sie bis heute extrem sensibilisiert, wenn ich mit meinem Partner mal eine Meinungsverschiedenheit habe. Die erste Frage ist dann immer: Mami, müssen wir jetzt gehen?

Also überstürze einfach nichts, val, nicht nur dir, sondern vor allem auch den Kindern zuliebe.

Schönes Wochenende
aisha
Nana

Beitrag von Nana »

Liebe Val

also erst einmal freut es mich sehr zu lesen das du Dich wieder verliebt hast!
Beim Lesen deines Beitrags geht mir dann aber schon durch den Kopf das es sich sehr "krampfig" anhört...

Weisst du wie ich meine?Müsste es nicht gerade am Anfang (und ein Jahr ist für mich immer noch am Anfang) mit dem Schwung der Liebe leichter sein,müsste es sich für dich nicht sicherer anfühlen?Verlässlicher?

Hürden kommen,gerade in einer Pachworkfamilie, ja automatisch meistens mit der Zeit ein paar mehr bis sich alles eingespielt hat, aber müsste es nicht am Anfang "runder" laufen?

Ich an deiner Stelle würde mir wohl überlegen ob es Sinn macht diese Beziehung zu vertiefen,viel darin zu investieren wenn es vom gegenüber nur Bruchstückhaft erwiedert wird.(In den Ferien super,dann klemmt er wieder ab).

Ihr steht noch sehr am Anfang und du hast jetzt schon so viele offene Fragen,Sachen die du an ihm nicht verstehst oder schwer nachvollziehen kannst.

Natürlich trägt jeder seinen Rucksack mit sich und je älter das wir werden wird es wohl auch schwieriger einen Parnter zu finden ohne "Altlasten" aber willst/musst du ihn therapieren???Sollte nicht er dir eine Stütze sein?Du bewältigst so viel in deinem Alltag, da solltest du ja jemanden Verlässlichen an deiner Seite haben.

Na ja,ich weiss das lässt sich alles so leicht sagen,aber wenn man sein Herz einmal verschenkt hat...ich weiss :wink:

Liebe Grüsse,Nana
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