Ist ein bisschen Anerkennung zu viel verlangt?

[Gretel]

Hallo,
Bin neu hier und schreibe, weil ich einfach nicht mehr weiss wie es weiter gehen soll. Wohne seit 3 Jahren zusammen mit meinem Partner. Er hat drei Töchter (21, 19 und 15). Ich habe keine Kinder. Die zwei ältesten Töchter wohnen bei uns. Ich bin Ausländerin (Deutsch ist nicht meine Muttersprache), wohne aber seit Jahren in der Schweiz.
Die letzten drei Jahren in der Patchwork-Familie sind ein ständiges Hoch und Runter gewesen. Seine drei Töchter sind weit weg von einfach und lehnen mich grundsätzlich ab. Mit der Zeit habe ich lernen müssen dies zu akzeptieren da ich es eher nicht ändern kann und versuche es auch nicht persönlich zu nehmen (was mir sehr schwer fällt.....).
Ich habe vieles in meinem Leben verändert als ich hierher gezogen bin. Ich wohnte früher in einer Grossstadt wo ich mich sehr wohl gefühlt habe. Jetzt wohne ich in einem kleinen Dorf und habe mühe einen Anschluss zu finden. Das Haus wo ich eingezogen bin gehört meinen Partner und er wohnt seit mehr als 20 Jahren hier. Ich versuche langsam das Haus zu meiner Heimat zu machen, muss aber um jede Veränderung mit einer Stieftocher kämpfen. Sie findet dass alles so sein wie früher sollte, meine Sachen sind scheusslich usw.
Ich kämpfe immer wieder mit dem Gefühl, dass das Haus nie zur meiner Heimal wird, dass ich nicht dazugehöre, dass das was ich mache nicht wahrgenommen wird von meinem Partner, dass er nicht sehen will, dass es schwierig ist für mich, dass ich Vieles verändert habe in meinem Leben, dass ich Anerkennung brauche von ihm. Wenn ich mit ihm versuche darüber zu reden, hat er wenig bis kein Verständnis dafür, finde ich übertreibe usw. Seine Strategie ist die Probleme unter den Teppich zu wischen ind der Hoffnung, dass sie so gelöst werden. Ich möchte mit ihm in einer Paartherapie gehen. Wir haben bis jetzt eine Sitzung gehabt. Die nächste Sitzung wäre nächste Woche gewesen. Heute Abend haben wir uns gestritten und mein Partner will nicht mehr in die Therapie gehen. Obwohl sie dringend nötig wäre.....
Ich weiss nicht mehr wie weiter und fühle mich sehr alleine und ratlos.

[aisha]

Liebe Gretel,

erstmal willkommen bei uns! Ojeoje, du klingst sehr verzweifelt!
Ich kann deine Probleme sehr gut nachvollziehen. Plötzlich von der Stadt aufs Land, ist schon eine grosse Umstellung. Auf dem "Land" kennt jeder jeden, fast wie eine eingeschworene Gesellschaft. Und nun kommst du als "die Neue". Erstmal wirst du mit Argusaugen beobachtet, was dein Partner denn da wohl für eine "angeschleppt hat"..

auch ich kam als "die Neue" ins Quartier und ich muss dir sagen, bis zum heutigen Tag vermisse ich meine "alte" liebe Nachbarschaft. Ich habe auch sehr Mühe mit Kontakt, die meisten sind zwar freundlich, aber jeder lebt eben für sich. Es gibt auch welche, die damals mit der Ex meines Partners befreundet waren, die grüssen mich bis heute nicht! Damit kann ich leben.

Natürlich ist es völlig normal, dass du im Haus deines Freundes Veränderungen vornehmen willst, du möchtest dort ja auch zuhause sein und dich wohlfühlen!
für die "Kinder" deines Freundes ist es wenig nachvollziehbar, warum du Sachen ändern musst, die die letzten 20 Jahre funktioniert hatten! Ist auch normal.
So braucht es von allen Seiten viel Toleranz, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.

Hast du die Mädchen mal konkret gefragt, was sie an dir so ablehnen? sind sie mit 21 nicht bald alt genug für eine eigene Wohnung?

Dein Partner scheint auch einer dieser Spezie zu sein, die keine Probleme haben und wenn, dann werden sie ausgeklammert und verdrängt, bis sie sich von selbst gelöst haben.
Kenne ich auch!

Ich würde dir so gerne einen Rat geben, aber ich wüsste nicht welchen.
Wenn dein Partner sogar eine Therapie ablehnt, ist es schwierig. Was bist du ihm wert?
Habt ihr gemeinsame Hobbies und Interessen?
Habt ihr auch mal Zeiten, wo die Mädels weg sind?

Vielleicht gehts du trotzdem zu dieser Therapiestunde, aber dann halt allein! Ueberlege dir, was dir eine gemeinsame Zukunft wert ist!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!
aisha