Kommunikation

Odilia
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Kommunikation

Beitrag von Odilia »

Auch ich habe, ähnlich wie Nin große Kommunikationsprobleme mit meinem Ex-Mann und bin ratlos.

Seit 3 Jahren leben wir- in beiderseitigem Einvernehmen- getrennt, die 3 gemeinsamen Kinder leben bei mir. Ich habe noch eine Tochter aus 1. Ehe. Am Anfang hat er sich sehr um die Kinder bemüht ( oder um mich?). Er hat sie bei mir in der Wohnung gehütet und sich oft tel. gemeldet. Von Anfang an waren sie jedes 2. WE bei ihm. Mit der Zeit wurde alles weniger. Er meldet sich nicht mehr telefonisch, besucht seine Jungs noch nicht mal mehr zum Geburtstag, besucht keine schulischen Veranstaltungen....und unterstützt mich in keinster Weise im Alltag( z.B. bei Krankheit der Kinder).

ICH leide sehr unter seinem Verhalten- kurzum: Ich fühle mich fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Ich hatte ihm vertraut und diese Entwicklung wirklich nicht erwartet. Die Kinder stört es (anscheinend) überhaupt nicht. Sie verstehen sich prima mit meinem Freund und genießen es hier bei uns. Mein 10-jähriger Sohn hat auch schon geäußert, er fühle sich bei Papa nicht mehr wohl. Zu meiner großen Tochter hat er jeglichen Kontakt abgebrochen( immerhin haben wir 15 Jahre zusammengelebt- wenn auch nicht der leibliche Vater)

Er untergräbt jede Kommunikation mit mir und versucht alles über die Kinder zu klären. Es ist nicht möglich, klare Absprachen zu treffen, weil er denkt es geht immer nach seiner Nase. Er hat jetzt z.B. entgegen unserer Absprache unserem 13-jährigen ein Handy geschenkt. Warum? Damit er ungestört mit ihm telefonieren kann... 0-Ton mein Sohn: Wenn Papa meine Nummer sieht, geht immer ans Telefon. ( Was soviel heißt wie: Wenn er Mamas Nummer sieht, könnte ja Mama dran sein und darauf hat er keine Lust)

Mails beantwortet er grundsätzlich nur, wenn ER es für wichtig hält. Das hat er mir so ins Gesicht gesagt.

Wie geht man damit um? Verstehen tue ich sein Verhalten schon lange nicht mehr, das habe ich aufgegeben. Ich versuche nur damit umzugehen.
Liebe Grüße

Odilia
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Odilila

Zuerst ein herzliches Wieder-Willkommen hier im Forum und danke für das Kompliment an unsere Schreiberschaft im anderen Thread.

Weshalb dein Ex-Mann sich verändert hat, weiss ich nicht. Das kann versch. Gründe haben.
- Zwischen euch Erwachsenen sind immer noch Gefühle da. Einer von euch konnte noch nicht ganz loslassen.
- Er möchte dir wirklich nicht mehr begegnen. Und wenn er die Kinder hat, wird er auch immer an dich erinnert.
- Dem Vater fehlt es an Kreativität und/oder Energie, wie er die Beziehung zu seinen Kindern aufrecht erhalten kann.
- Er hat einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden.
- Möglicherweise hat er eine neue Partnerschaft mit Kindern und lebt seine Vaterpflichten dort aus.

Thema Handy: Mein Freund hat seinem Sohn (damals 9 Jahre alt) auch ein Handy zur Verfügung gestellt. Ich schreibe mit Abischt nicht schenkte.
Es waren verschiedene Gründe. Aber auf jeden Fall die einzige Möglichkeit, mit ihm Kontakt zu haben. Festnetz ging nicht. Ebenfalls aus verschiedenen Gründen.

Mein Freund besuchte nun mit seiner Ex-Frau während etwa 9 Monaten eine Mediation. Es ging darum die Kommunikation herzustellen. Vor Gericht haben beide Parteien behauptet, der andere könne nicht kommunizieren. In etwa 10 Sitzungen ist herausgekommen, warum jeder dies vom anderen behauptete.
Es ist bei meinem Freund tatsächlich auch so, dass er sich jeweils weigerte, mit seiner Frau zu reden, da er in ihren Augen im vornherein der Böse war und es endete mit Verbalattacken ihrerseits. Mein Freund schützte sich darauf mit Kommunikationsverweigerung.

Ich kenne dich und eure Situation zu wenig, als dass ich aus deinem Test herauslesen kann, warum eure Kommunikation nicht funktioniert.

Dass dein Ex eurem Sohn ein Handy geschenkt hat, finde ich nur teils schlimm. O.k. dein Ex hätte dies vorher mit dir besprechen können. Aber warum soll der Vater nicht dirket mit seinem Sohm reden?
Meine Tochter ist auch 13 und sie klärt Organisatorisches schon lange direkt mit ihrem Vater. Es ist ja ihr Leben.
Dabei kann ich immer noch sehr gut mit meinem Ex reden. Aber warum sollen wir über 3 Ecken verhandeln?

So, und nun bin ich gespannt, was dir andere Schreiber/Innen raten.

Gruss Bernina
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Odilia

Ich kann mich Berninas Meinung anschliessen.

Ihr habt Euch getrennt und seit eine Zeit lang gut miteinander ausgekommen. Nun macht jeder einen Teil seines Weges und entwickelt sich auch weiter, ist ja schön, dass man nicht stehen bleibt. Ihr habt Euch nicht gleich schnell entwickelt. Für Dich hatte sich das Leben so eingependelt und es stimmte auch so. Er hat einen Wechsel vorgenommen und mit Dir nicht abgesprochen. Könnt Ihr miteinander kommunizieren, ohne dass es Streit gibt?

Handy: für mich war es gut, dass die Kinder selbständig gewisse Abmachungen mit ihrem Vater oder dass die Kinder meines Mannes mit ihrer Mutter treffen konnten. So sind wir Erwachsenen aus dem Schussfeld geraten. Wahrscheinlich fühlst Du Dich übergangen? Wie ist das für Deinen Sohn? Was meint er dazu?

Beste Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Odilia
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Beitrag von Odilia »

Ich weiß gar nicht so recht, wie ich antworten kann...

@Bernina

Ich glaube, an allen Gründen, die du aufzählst ist ein Stück Wahrheit dran. Ich glaube, wir haben uns beide gegenseitig noch nicht so richtig aus der ehem. Partnerschaft entlassen, bzw. ich trauere desöfteren der" heilen" Familie nach.Ich habe Probleme, die Vergangenheit loszulassen. Für mich war die Familie immer der wichtigste Lebensinhalt, und zwar komplett. Es ist eine Welt für mich zusammengebrochen, so nach und nach ein Stückchen mehr. Verstärkt durch sein aktuelles Verhalten, immer weniger präsent zu sein für die Familie. ( Das war er aber noch nie, auch nicht in den 15 gemeinsamen Jahren) Wahrscheinlich bin ich einem Wunschbild von Ehemann und Vater hinterhergerannt und tue es manchmal immer noch. Genau dann geht es mir schlecht.

Er ist schon 4 Monate nach der Trennung mit seiner Freundin zusammengezogen und kurze Zeit später wurde die erste Familienreise mit meinen Kindern und ihrem Sohn unternommen... Ich glaube, er hat sich da schon etwas neues aufgebaut. Er sagte einmal, er hätte ein neues Leben angefangen- das hat mich sehr verletzt.

Inzwischen habe ich den Eindruck, er mag wirklich nichts mehr mit mir zu tun haben javascript:emoticon(':roll:')

Meine Frage ist, was kann ich tun, um ganz loszulassen? Wie lange hat das bei Euch gedauert? Wie habt Ihr es geschafft? Wie lange geht denn diese Trauer?
Liebe Grüße

Odilia
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Beitrag von Odilia »

@ Delphia

Zum Handy:

Wenn die Kommunikation zwischen den Eltern in Ordnung ist, sehe ich das Handy nicht so problematisch. Doch ist diese gestört und wird die Kommunikation nur noch über DIESES Kind ausgetragen( die beiden kleineren haben ja kein Handy) finde ich das nicht in Ordnung. Das ist eine Nummer zu groß für einen 13-Jährigen meiner Meinung nach.
Liebe Grüße

Odilia
Bernina

Beitrag von Bernina »

Odilia hat geschrieben:Meine Frage ist, was kann ich tun, um ganz loszulassen? Wie lange hat das bei Euch gedauert? Wie habt Ihr es geschafft? Wie lange geht denn diese Trauer?
Wie lange ich gebraucht habe, weiss ich nicht mehr. Ich weiss einzig, dass es je nach Thema unterschiedlich war. Teilweise kam die Trauer zurück, als ich erfahren habe, dass mein Ex mit seiner neuen Frau zusammen zieht und dass sie mit ihm Kinder will.

Ich hatte damals einen guten väterlichen Freund mit dem ich sehr gut reden konnte und der mir mit seiner Lebenserfahrung viele Tipps gab. Zudem habe ich sehr viel Psychologisches gemacht: Gespräche mit Psychiater, Familienaufstellung, Astrologische Beratung, Kurzaufenthalt in Kloster.

Bei der Trennung kannte ich meinen Mann seit 17 Jahren, davon fast 10 Jahre verheiratet. Wenn man sich während einer so langen Zeit aneinander gewöhnt, zusammenrauft, das Leben teilt, dann kann das Auseinandergehen nicht von heut auf morgen passieren. Ich hoffte, dass es etwas schneller als wieder 17 Jahre dauert. Nach 4 Jahren war ich mir sicher, wieder auf Ground Zero angekommen zu sein. Klar bin ich nicht mehr dieselbe wie damals 1984, aber ich existierte wieder als Einzelindividuum.

Und dank meinem jetzigen Partner machte ich einen weiteren Prozess durch. Er zeigte mir die Sicht des getrennt lebenden Vaters, der seine Kinder nur während den Besuchszeiten sieht.

Vielleicht würde dir auch eine Familienaufstellung helfen?
Oder eine andere provokative Frage: Muss man sich ganz vom Vater seiner Kinder trennen?
Ich möchte es nicht und mein Ex-Mann auch nicht. Als (Liebes)Paar sind wir getennt. Aber als Elternpaar wollen wir immer noch befreundet sein.
Das ist aber nicht jedermanns Sache. Dein Ex möchte ev. lieber eine komplette Trennung.
Odilia
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Beitrag von Odilia »

Vielen Dank für deine Antwort, Bernina.

Weißt du, ich find es so anstrengend, immer wieder in diese Löcher zu fallen. In diesen Stunden oder Tagen überkommt mich eine Sehnsucht nach der "guten alten Zeit", die mich total einnimmt. Sie lähmt mich und ich sehe nichts Positives in der Gegenwart. Dabei geht es mir so gut wie nie zuvor und ich bin sehr glücklich mit meinem Freund. Gerade weil er vieles anders macht und sich sehr intensiv um seine Kinder kümmert, mit seiner Ex Absprachen trifft und sie nicht verschmäht, gerade deswegen mag ich ihn sehr und das macht ihn interessant. Diesen Mann und Vater hab ich mir immer gewünscht....Auch wenn gerade das in meiner Position manchmal nicht leicht ist...weil es eben zwischen meinem Ex und mir komplett anders läuft.

Die Trennung bei uns liegt nun gut drei Jahre zurück. Bei dir hat es vier Jahre gedauert, um wieder einen Boden unter den Füßen zu haben. Dann hab ich ja noch Hoffnung. ':wink:' Ich gehe einmal wöchentlich zur Psychologin und versuche mir viel Zeit für mich zu nehmen. Eine Familienaufstellung wäre eine gute Sache, vielen Dank für die Idee.

Ein gutes neues Jahr
Liebe Grüße

Odilia
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

liebe Odilia,

erstmal ein herzliches Willkommen von mir!

sich die "heile" Familie zu wünschen bzw. sie sich zurückzuwünschen, kenn ich auch.
Ich möchte meine Ex-Mann nie und nimmer zurück, nein. Aber das quasi alle Kinder von meinem Mann und von mir ist, das wünsche ich mir immer mal wieder, vorallem in den Situationen die schwierig sind. Dann denke ich oft, es wäre einfacher.
Dann versuche ich mir wieder vor Augen zuführen, dass ja dann mein Kind nicht das Selbe wäre, weil ja dann die Gene anders wären *versteht man was ich meine?*

Mit dem Vater meiner Tochter, klappts eigentlich nicht schlecht. Wenn man davon absieht, dass er ein "fauler", langsamer, chaotischer Träumer ist. Ein sehr spezielles Weltbild hat und manchmal etwas simple Gedankengänge macht :wink:
Kommunikation, naja da drunter versteht er etwas Anderes als ich. Miteinander sprechen ist für ihn: ich rede und er hört zu :roll: Das macht mich dann jeweils wahnsinnig, rasend und ich würde dann manchmal gerne ihm mit dem Nudelholz über die Rübe... :oops: 8)

Töchterchen selbst hat auch so ihre Mühe. Vorallem halt der Konflikt er ist mein Papa und ich lieb ihn ganz doll und bei ihm zu sein ist soooo mühsam.

Bezüglich Handy. naja ich seh das nicht so schlimm. Töchterchen hat zwar kein Handy, telefoniert aber sehr selbstständig via Haustel. mit dem Vater.
Der Grosse meines Mannes hat ein Handy brauchts aber nicht oft. Meist ruft er auch vom Haustel. der Mutter aus an. So wie gestern um Mitternacht *g*.

lg Morpheus
Odilia
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Beitrag von Odilia »

Ja, ich verstehe, was du meinst':D'

So direkt hab ich das zwar noch nicht gedacht, doch ich kann deine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen. Man wundert sich doch, was das Gehirn sich so manchmal zusammenspinnt...

Bei mir ist es eher so: Ich hab so tolle Jungs und dann dieser " Rabenvater" ( entschuldige bitte) der sich nicht ordentlich um sie kümmert und dann dieser Vorzeigevater( mein Partner), der sich genau gegensätzlich verhält. Warum kann denn der Vater nicht genau SO sein, dann wärs perfekt. ( Aber dann hätte ich mich auch nicht trennen müssen). Was macht es mit meinen Jungs, wenn ich jetzt einen Mann liebe, der so ganz anders ist als ihr Vater?! Verwirrt sie das nicht? Und bringt sie das nicht in große Schwierigkeiten beim Finden ihrer eigenen Identität?

Na ja... und so weiter.
Liebe Grüße

Odilia
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

meine Tochter hat das letzthin recht gut in Worte gefasst.

Sie sagte, weisst Du Mama die Welt ist verdreht.

Bei uns ist es ähnlich.

Ein wenig aktiver Vater und eine Tochter die "mehr" möchte, im Gegenzug einen aktiven Daddy (mein Mann), sowie dessen Sohn der das nicht braucht/will/ gerne hat.

sie fand dann, eigentlich sollte man die Väter bzw. die Kinder austauschen :lol: :lol:

Kein schlechter Gedanke 8) .

Konflikte und aufwachsen:
ich denke unsere Kinder kommen halt einfach viel früher mit gewissen Dingen in Berühung und
(müssen) lernen damit umzugehen.
Ob gut oder schlecht, kann ich zumind. bei unseren Kids noch nicht beurteilen.
Es hängt doch auch davon ab, wie wir Eltern damit umgehen bzw. wie wir die Kids auffangen und begleiten können.

Es gibt immer Dinge im Leben die finden wir nicht toll und können sie doch nicht änderen. Wir können einzigst lernen damit umzugehen.

zu Deiner Frage:
Verwirrt sie das nicht? Und bringt sie das nicht in große Schwierigkeiten beim Finden ihrer eigenen Identität?

Ich denke Kinder neigen gerne dazu Eltern in den Himmel zu heben und zu idealisieren. Wir sind ihre Helden, ob zusammen lebend oder getrennt. Mit dem Erwachsen werden ändert sich das dann. Spätestens in der Pupertät sind wir dann wohl nicht mehr so toll :wink: Meist wenigstens für den Moment.

ich denke, viele Konflikte, die Kinder haben sind nicht abhängig davon, ob getrennte oder zusammenlebende Eltern.

Das ist ein wichtiger Punkt, den wir hier im Forum aber auch schon bei uns hier privat gemerkt haben.

liebe Grüsse Morpheus
Bernina

Beitrag von Bernina »

Gegensätze ziehen sich an. Dieser Spruch liess mich hoffen, dass die Beziehung/Ehe mit meinem Ex-Mann funktionieren kann. Ich klammerte mich an unsere wenigen Gemeinsamkeiten. Die vielen anderen Punkten, in denen wir überhapt nicht harmonierten, verdrängte ich oder betrachtete sie als gegensätzlicher Gewinn. Und belog mich damit.
Anfangs hatte ich einen tollen Job mit einem super Chef, wo ich kompensieren konnte, was ich mit meinem Mann nicht lebte. Da waren auch noch Freunde, mit denen wir viel unternahmen.
Erst als das Kind da war und sich langweiliger Alltag einstellte, fiel ein Groschen nach dem anderen. Ich kam mit meinem Mann nicht mehr klar und mit der Tochter eigentlich auch nicht. Denn sie hatte die genau gleichen introvertieren Gene wie der Vater. Aus diesem Grund hätte ich auch auf das Sorgerecht verzichtet. Er ist ihr Vertrauter, nicht ich.

So. Und dann kam die Stiefmutter, welche perfekt das Schneewittchen-Klischee erfült. Sie, das absolute Gegenteil von mir. Die Tochter leidete.
Es gibt einen afrikanischen Spruch: Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen. So gesehen betrachte ich es als Chance, dass meine Tochter nun mit ganz unterschiedlichen Personen zusammen lebt. Sie kann von allen etwas herauspicken und profitieren.
Mein Freund ist nun auch das absolute Gegenteil von meinem Ex. Da hat sie nun zwei konträre männliche Vorbilder.

Als ich ein Teenie war, nervte ich mich ob meinem Vater. Ich fand ihn total peinlich. Er ist vor 20 Jahren gestorben.
Meine Mutter und mein Bruder sind sich beide sehr ähnlich. Ich aber bin ganz anders, fühle mich als Exot in der Familie. Ich bin mir heute sicher, dass ich viel von meinem Vater habe. Heute vermisse ich ihn. Mir fehlt das Ebenbild, in dem ich mich wieder erkennen kann.

Und nun wieder zu meiner Tochter. Bei der Trennung war sie 6 Jahre alt. Damals hasste sie mich, weil ich ihr die Familie und tageweise auch den Vater genommen habe. Als sie vor 2 Jahren eine Halbschwester bekam, wollte sie noch mehr zum Papa. Und jetzt will sie plötzlich wieder mehr bei mir und unserem Patchwork sein. Auf einmal zeigt sie Interesse an meiner Lebensart. Als wir gestern im Gottesdienst waren staunte sie, wieviele Leute mich kennen und verstand, weshalb ich die Institution Kirche als wichtig betrachte.

Auf dem Weg zur Ichfindung entdecken die Kinder ihre Wurzeln immer wieder neu. Aus diesem Grund ist ja auch die Grosseltern-Generation eigentlich wichtig.
Jeder Mensch/Elternteil besteht ja nicht nur aus dem, wie er seinen Alltag organisiert. Da sind noch ganz viele unsichtbare Facetten. Und gerade wenn uns etwas an den Eltern stört, dann hilft uns das in der Entwicklung, es in unserem Leben besser/anders zu machen.
Gerade in den vergangenen Ferien hat meine Tochter bewiesen, dass sie mal den viel ordentlicheren Haushalt führen wird als ihre Mutter. Ich kann inzwischen von ihr lernen.
Und vom Vater lernt sie gerade, dass man Probleme nicht nur schlucken darf. Ab und zu darf man auch für seine Bedürfnisse einstehen.

In diesem Sinne ist es doch toll, wenn jeder Mensch anders ist. Das ist Lebensschule pur.
Odilia
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Beitrag von Odilia »

Vielen Dank für Eure aufbauenden Antworten.

Ja, Morpheus, meine Jungs "fliegen" allesamt auf meinen Partner. Nach dem Papa fragen sie so gut wie nie.... Deine Tochter hat gute Gedanken. Warum man im Leben oft solche Umwege machen muss, das frage ich mich oft. Aber es ist müßig. Es ist nun mal so wie es ist und irgendwo hab ich mal gelesen, niemand wird mit Herausforderungen konfrontiert, denen er nicht gewachsen ist und letztlich "manövrieren" wir uns ja selber in diese Situationen hinein':roll:'. Ich glaube auch, dass es einzig daran liegt, wie wir mit ihnen umgehen. Da hab ich halt so meine lieben Problemchen....(Jedenfalls fühle ich mich gerade mitten wie im Schlachtfeld)

Bernina, das kenne ich auch. Ich bin jahrelang einem Mann hinterhergerannt, bzw. einer Ehe, die nur in meinen Träumen existierte.Vom ersten Moment an konnte ich mit meinem jetztigen Partner ganz anders reden und leben. Es ist eine Wellenlänge und sehr schön. Das tut einfach nur gut. Und ich bin auch Exot in meiner Familie. Als Einzelkind wurden mir alle Steine aus dem Weg geräumt und meine Eltern waren überängstlich, haben mir ( bis heute) nichts zugetraut und machen sich Sorgen. ( Wie ich dieses Wort hasse...) Ich war ihr einziger Lebensinhalt und bin es teilweise immer noch. Ich werde verglichen mit allen möglichen Menschen, die "ihr Leben im Griff haben"... Ich lebe ständig mit dem Gefühl, ich muß ihnen beweisen, dass ich "normal" bin. Sie können nicht damit umgehen, dass ich hier mein eigenes Leben lebe
':('

Ich glaube auch, dass es für Kinder mehrere erwachsene Bezugspersonen geben darf. Ich finde es sogar anstrengend, dass immer nur die Eltern gefordert sind und oft keine Großeltern mehr vorhanden sind oder zu weit weg sind( so wie bei uns 600 km). Vielleicht ist das ja auch ein Grund dafür, dass so viele Paare sich trennen. Aufgrund der Lebenssituation fehlen die Großeltern, fremde Hilfe ist oft finanziell nicht drin und die Eltern sind restlos überlastet. Ich kenne viele, die sich so fühlen. Da ist ein Patchwork gar nicht so schlecht. Hier kommen wieder mehrere Menschen in Kontakt und die Kinder haben mehr Möglichkeiten, sich ihr Vorbild herauszupicken und müssen sich schon früh in Sozialkompetenz schulen.
Ist vielleicht ein bißchen weit hergeholt... kam mir so spontan.

Ach tut das gut, sich den "Müll" von der Seele zu schreiben.':lol:'

Liebe Grüße
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Odilia
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Ach tut das gut, sich den "Müll" von der Seele zu schreiben.'Laughing'


genau so ist es!




liebe Grüsse morpheus.. die Morgen seit 9Jahren wieder einmal auf den Ski stehen wird *bibber und hibbel*
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Beitrag von Odilia »

Na dann "Ski Heil" und viel Spass im Schnee!

Ihr habt es ja da soooo gut bei Euch. Wir haben hier grad mal ein bisschen Frost und die Kinder konnten heute auf einem Teich schliddern und Schlittschuh laufen. Ski fahren ist leider hier nicht.... ':cry:'. Da braucht es drei bis vier Autostunden bis in die Berge....

Ich beneide dich!
Liebe Grüße

Odilia
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Morpheus

Na und wie war's???

Liebe Grüsse :lol:
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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