Hilfe,ist das schon die Pubertät???

Fragen, Probleme und Sorgen...
carlotta37
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Hilfe,ist das schon die Pubertät???

Beitrag von carlotta37 »

Meine Älteste ist 10, 5 und hat ihr Verhalten in den letzten Wochen so geändert, dass ich sie kaum noch wiedererkenne.... :roll:

Sie ist so fürchterlich bockig und frech, manchmal weiss ich nicht, wie ich darauf reagieren soll. Nur noch Konfrontation, Abgrenzung und Streit zu Hause. Grundsätzlich ist alles unfair, was ich von ihr will und sage und sie entwickelt vor allem eine Anspruchshaltung, die mir schlichtweg auf die Nerven geht.
Zunächst habe ich mich gefreut, dass die Verabredungen mit Freundinnen häufiger wurden, ich gönne ihr das. Zumal ist ihre beste Freundin auch eine Nachbarin und sehr nett, was meine wohl dort auch ist.....also wer weiss...
Aber die Folge ist, dass zu Hause alles nur noch ätzend ist, besonders die Brüder.

Ein paar Beispiele: sie frühstückt nicht mehr mit uns, angeblich weil ihr kleinster Bruder mit den Corn Flakes morgens so schmatzt und sie das ekelt. Sagt nicht guten Morgen, packt ihre Schüssel und verschwindet in ihrem Zimmer. Ich hätte aber gern, dass die Familie gemeinsam am Tisch sitzt!! Allerdings: wie kann ich das durchsetzen, wenn sie einfach nicht hört???
Solche Szenen hatten wir noch nie, mit keinem der Kinder! Bisher konnte ich die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, den Kindern gegenüber auch durchsetzen und erklären, mal mehr das eine, mal mehr das andere, je nach dem. Ich bemühe mich in diesem Punkt allein mit ihr zu sprechen, ihr zu sagen, wie ich fühle, wenn sie sich so ausschliesst aus der Familie, aber auch klar zu sagen, dass es gewisse Regeln des Zusammenlebens gibt und ich erwarte, dass sie sich daran hält. Dass ich aber auch bereit bin, ihr dabei zu helfen. Aber nein, kein Vorschlag von ihr, wie es für sie besser geregelt werden könnte (andere Sitzordnung am Tisch o.ä.) nur immer und bei jedem Thema: ist mir doch egal.

Im nächsten Moment ist sie dann wieder anhänglich,will in meinem Bett schlafen, erzählt endlos und gern von der Schule. Aber immer nur solange ich kein Wörtchen der Kritik äussere.

Sie hatte immer gute Noten und hat von selbst Aufgaben gemacht. Auch das lässt nach. Mathe mag sie nicht, tut auch nichts dafür, schreibt das erste mal 4er. An sich kein Drama, wenn sie gearbeitet hätte. Aber so? Diese Null-Bock-Haltung mit 10 Jahren und ein paar Monaten??? Auch Hilfsangebote lehnt sie ab, sogar von meinem Freund, der in solchen Dingen immer einen besseren Zugang zu ihr hatte als ich.

Wie reagiert man da? Auch schon mal mit Sanktionen? Das Wochenende hat sie komplett mit der besten Freundin verplant, inkl. Übernachtung dort. Nach den heutigen verbalen Aussetzern mir gegenüber, wäre ich in Versuchung ihr das zu streichen. Naja, dann hockt sie hier und geht allen auf die Nerven.... :evil: das ist dann wohl das Schicksal einer Mutter.
Sonntag will sie dann das 4. mal diese Woche mit ihr schwimmen gehen. Da wir jüngst ihr Taschengeld erhöht haben, allerdings mit dem Zweck, dass sie die 2, 50 fürs Schwimmen auch mal selbst bezahlt, wollte ich dass sie das jetzt auch tut. Statt dessen hat sie das Geld aus der Hasenkasse genommen, der kleine Bruder ist vor Wut halb ausgeflippt. Ich auch, ehrlich gesagt!

Könnte nicht einiges dazu schreiben...Ich fühle mich einfach hilflos mit der Frage, wie und wann bestraft man ein Mädchen in dem Alter. Grundsätzlich denke ich, eine Strafe sollte eine Konsequenz aus dem eigenen Verhalten sein und nicht willkürlich. Nur dann ist se auch verständlich. Eigentlich mag ich schon das Wort nicht....Aber auch mit diesen Konsequenzen fühle ich mich unsicher, habe zur Zeit das Gefühl, je mehr ich durchziehe, desto unerfreulicher wird die Stimmung und sie macht doch weiterhin, was sie will.

Natürlich betreibe ich auch "Ursachenforschung": ist es, weil sie so viel Verantwortung übernehmen musste und allein war, bzw. nur von einem völlig unmotivierten Kindermädchen notdürftig beaufsichtigt wurde? Hat sie da das Gefühl: kümmerst dich ja sonst auch nicht, Mama, also lass mcih in Ruhe? Was hilft's, ich muss arbeiten, davon leben wir. Und gerade sie, mit ihren recht hohen Ansprüchen (bezahl mir dies, kauf mir jenes) hat das auch schon geschätzt....

Hier gibt's ja wohl so einige Erfahrene mit Pubertierenden.....
Aber ehrlich, ich dachte, so wären die mit 16 und nicht mit 10!!! :cry:
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nur ganz kurz, sollte nämlich dringend in die Migros, bald kommen die Jungs.

Herzlich Willkommen im club der pubertierenden Kinder. Ja, deine Tochter sucht jetzt ganz stark die Grenzen. Zudem nimmt sie jede Äusserung sehr persönlich. 40 Jahre Lebenserfahrung der Eltern werden jetzt angezweifelt. Kind muss selber erleben, was passiert, wenn man nicht für die Prüfung lernt.

Zudem sind Eltern nur schon mal aus Prinzip peinlich und jede Aussage wird schon mal kritisch hinterfragt.
Weiteres später.
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Liebe Carlotta37,

was soll ich schreiben...? Meine Tochter ist 7 1/2Jahre alt und bereits in der Vorpupertät gemäss KIA.

Ich schlage Dir folgendes vor:

setz Dich hin und schreib Dir auf, was für "Übertretungen" statt gefunden haben. Dann schreib jeweils hin in welche Kategorie es gehört für Dich .

z.b. Alltagsregeln, Eigenverantwortung, moralische Regeln

Ich persönlich würde das Ganze noch mit verschiedenen Farben markieren.

Dannach würde ich mich mit dem Kind an den Tisch sitzen, das Batt besprechen und schauen, welche Dinge neu geregelt werden müssen. Zudem würde ich logische Konsequenzen besprechen.

Liebe Grüsse Morpheus
Anita

Beitrag von Anita »

ich habe leider auch gerade wenig zeit, möchte dir aber einen link hinterlassen, der dich vielleicht ein bisschen entlastet.

neuste wissenschaften beweisen, dass es kindern in der pupertät schwer fällt unsere bedürfnise aufzunehmen und umzusetzen. das gehirn hat gerade hochbetrieb und macht es ihnen darum nicht einfach. ein kleiner trost und sicher kein freibillet sie einfach tun zu lassen...aber immerhin eine erklärung :D

http://www.starke-eltern.de/htm/archiv/ ... stelle.htm
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Nin
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Beitrag von Nin »

Mit 16 sind sie schon gross und vernünftig... nur dann wollen sie viel ausgehen..

Also ehrlich Lehrer wollen alle nicht an die Mittelschule (12 bis 15) das ist so das schwierigste Alter. Wenn sie zur Zeit schulisch nachlässt, kann es am Jahresende liegen (dieses Schuljahr war sehr schlecht strukturiert). Jetzt geh ich erst mal was essen, später mehr.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Bernina

Beitrag von Bernina »

So, nun habe ich mehr Zeit.
Ich würde es begrüssen, wenn wir hier im Forum einen Pubertätsthread hätten. Im wir eltern-Forum habe ich eine PN bekommen, ich solle meine Pubertätsthemen anderswo hinschreiben, weil die Probleme bedingt durch die Scheidungssituation eben auch speziell sind.

Bei uns ist es nun genau 1 Jahr her, seit der Ältere fast über Nacht in die Pubertät kam. Damals waren wir absolut überfordert, weil wir zur gleichen Zeit auf das Urteil warteten, wo die Jungs nach den Sommerferien wohnen werden. Und das hat ihre Unsicherheit gepaart mit Aggression noch verstärkt.

Rückblickend sind für uns einige Situationen nachvollziehbar, mein Freund auch um viel Literatur reicher und weiser.
Das hormonelle Chaos im Körper der Kinder macht es ihnen und uns nicht leicht. Dem Jungen war anzusehen, wie er mit sich und der Umwelt überfordert war, weil er nicht wusste, was da mit ihm passiert. Nichts war mehr wie vorher. Am meisten beschäftigte ihn, dass es keine Spielsachen mehr gab für sein Alter. Womit soll er in Zukunft seine Freizeit verbringen? In der Abteilung LEGO gab es nichts mehr, das ihn forderte.
Er hat jetzt ein Jahr gebraucht, neue Hobbys zu finden und hat zwischendruch sehr viel Geld in Irrläufer "verlochet".

Dazu kommt eine totale Unsicherheit. Die Kinder beginnen sich und die anderen kritisch zu hinterfragen. Wie muss ich sein, damit ich geliebt werde? Der Gruppendruck ist gross. Nur wer entsprechend gekleidet ist und ein dazupassendes Gehabe an den Tag legt, ist in. Alles andere ist out und peinlich. Also; die Eltern, die Lehrer, die Geschwister. Man schämt sich ihrer und beim Besuchstag in der Schule hofft das Kind, dass sich seine Eltern nicht daneben benhemen, damit ihr Image nicht leidet.
Sie haben Angst, dass man sie mit den Eltern oder den Geschwistern vergleichen könnte. Und das wollen sie nicht, denn sie wollen ab jetzt eigenständige Personen sein und ab Teenie ist man eh erwachsen. Blöd, dass dies die Eltern nicht begreifen wollen.

Auch bei uns stellt der Ältere Cornflakes-Packungen so auf, dass er seinen Bruder nicht sehen muss.

Kürzlich hat mir eine Mutter erzählt, welch bluffige Aussagen meine Tochter bei Ihnen am Tisch geäussert hat. Ich war ganz schockiert, das ist hier nämlich gar nicht ihre Meinung. Diese Mutter hat selber einen 15-jährigen Sohn und sie hat mich getröstet, dass Kinder in diesem Alter oft die Ansichten anderer Eltern überprüfen, um diese mit den eigenen Eltern zu vergleichen.

Es ist als wenn die Kinder eine Checkliste machen. Zuerst mal ist alles an den Eltern out. Und dann wird Punkt für Punkt durchgearbeitet, was irgenwie doch tolerierbar ist.

Auch wenn ich jetzt hier so abgeklärt töne, so sind wir doch immer wieder ratlos. Wir stören uns daran, dass wir mit dem Älteren nicht diskutieren können. Er empfindet hinter vielen Fragen und Aussagen einen mörderischen Angriff und verschwindet im Zimmer und verhindert damit eine Gespräch.
Soll ich Schoggi-drink oder die Erdbeer-Milch kaufen? Die Antwort ist ein launisches unverständliches Gemaule. Der Junge empfindet bereits die Frage als Angriff.
In dieser Zeit haben sie sowieso die Sprache verloren. Maulen und Türe schletzen ist oft die Antowrt und du kannst dir selber aussuchen ob es ja oder nein heissen sollte. Egal wofür du dich entscheidest, es war falsch.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen und vor allem hallochen an Carlotta

Willkommen im Club der pubertierenden Mädels!

Wir haben vier Mädels im Haus (zwischen bald 19 und 14) und einen Jungen (12)! Zwischen der jüngsten und dem jüngsten gibt es ähnliche Situationen wie die genannten auch: alles runtermachen, was der andere macht, das ist das Ziel! Das bringt uns Eltern manchmal zum Verzweifeln, man könnte meinen, sie hätte Gift geschluckt und sprüht es einfach vor allem bei den gemeinsamen Mahlzeiten aus... Da kann ich es nicht verhindern, dass ich manchmal auch giftig zurückspritze, obwohl das überhaupt nichts bringt. Sehr oft spielt dann der Galgenhumor... oh je, das muss für das Kind ja Horror sein...

Um es kurz zu machen: da helfen uns auch keine schlauen Ratgeber mehr! Irgendwie gehen wir da durch, aber es kostet uns unheimlich Nerven. Es wurde gesagt, dass unsere Jugendlichen uns auf die Probe stellen. Das kann ich mir schon vorstellen, aber ich bin auch überzeugt, dass sie es nicht bewusst machen. Echt: damals fand ich alles blöd und doof, was meine Eltern getan und gesagt haben. Wir sind einfach zu peinlich für sie. Manchmal reicht es, wenn wir sie einfach in Ruhe lassen und in einer guten Minute sie in Arm nehmen, ohne gross etwas zu sagen. Aber weisst Du, einen Igel zu kuscheln, das tut auch mir weh... ;-)

Ist das ein Trost für Dich?

Beste Grüsse
Delphia
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Der Vergleich mit dem Igel ist super.

Es ist nicht nur das Abwerten der Geschwister. Es ist auch das alles.besser-wissen. Und wer das nicht weiss ist ein Idiot/Behindert/...
"Heye Mann, weiss ich dänk schon." Peng und schon bieten sie den Gegenbeweis.
Oder das Abwerten von Leistungen oder so:
"Was!! und das soll schön/besonders sein. Das kann ich schon lang oder besser, das haben wir schon im Kindergarten gemacht....
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Tut gut, dass man damit nicht alleine ist.... :wink:

Klar, es ist ein besonderes Alter und in der Theorie weiss man ja immer einiges darüber, die Praxis muss man trotzdem irgendwie überleben.

Ich spüre sehr stark, dass ich meine Grenzen neu definieren muss. Und bei allem Verständnis für das Kind frage ich mich, wieviel an Freichheiten ich ignorieren kann und wo auch einfach meine Geduld am Ende sein darf. Auch eine Pubertierende muss sich doch an gewisse Regeln halten!

Bei uns ist es weniger das Abwerten als eine absolute Null-Bock und ist-mir-egal-Haltung. Ich lasse sie weitgehend ihre eigenen Erfahrungen machen, aber immer geht das nicht. Schon zu ihrem Schutz müssen gewisse Regeln eingehalten werden.
Aber wie gesagt, das grösste Problem sind die verbalen Frechheiten, Zunge rausstrecken etc.. Der kleinste Bruder schlackert mit den Ohren und wundert sich, dass sie damit durchkommt, denn von ihm toleriere ich so ein Verhalten nicht. Er wandert dann eben in sein Zimmer. Da Pubertierende sich aber schinebar sowieso abgrenzen und das Rumlungern im eigenen Zimmer zur Tagesordnung gehört, ist diese Art der Konsequenz nicht sehr hilfreich. Was dann????

Eine andere Seite ist, dass ich sie verstehen kann: sie ist ein offenes, normal begabtes Kind mit zwei extrem starken kleinen Brüdern. Der Mittlere nimmt ihr intellektuell total die Butter vom Brot und in der letzten Zeit drehte sich vieles um ihn wegen der Sorgen mit der Schule. Der Kleine hat einen angeboreren Dickschädel und ist ein kleines Energiebündel. Gewohnt die Älteste und Anführerin zu sein, erlebte sie dieses Jahr, dass die Brüder sie überholen. Ganz kritisch war der gemeinsame Skiurlaub, denn plötzlich fuhr sie am schlechtesten von den drei Geschwistern und das verkraftet ihr Stolz logischerweise schlecht. Ich bemühe mich wirklich, ihre ganz eigenen Interessen zu fördern und darauf einzugehen, die sie auch deutlich von ihren Brüdern abheben. Aber das ist schwierig manchmal, denn im Alltag erobern sich die Brüder den grösseren Raum.

Diese Wochenende verbringt sie bei einer Freundin, war aber zwischendurch hier und sehr liebevoll zu mir. Da frage ich mich dann: wie wird es mit gemeinsamen Urlauben, wie lange zwingt man sie dazu oder ab wann fördert man eher ein Lager, Mitreisen mit einer Freundin etc. (wir würden auch eine Freundin von ihr mitnehmen, aber bei drei Kindern ist das manchmal schwierig, Ferienwohnung schon zu klein oder Auto voll besetzt!).
Sie hat andere Interessen als der Rest der Familie, Berge findet sie schön, solange man sie vom Balkon aus betrachten kann :wink: Die Jungs, mein Freund und ich laufen aber sehr gern! Da jammert sie immer hintendrein. Sie träumt von Badeurlaub am Strand, wir anderen können es kaum erwarten, wieder in den Bergen zu sein. Wie wird das langfristig gehen?

Meine Eltern haben mir in dem Alter manchmal eine Freundin mitgenommen, ich war aber auch Einzelkind...ich habe damals die gemeinsamen Bergurlaube auch gehasst, durfte aber nicht alleine weg. Im Nachhinein denke ich, ich habe meine armen Eltern bestimmt eine Menge Nerven gekostet. Trotzdem empfinde ich irgendwie Dankbarkeit, dass sie es ausgehalten haben und mich nicht bequemerweise abgeschoben haben. Für uns würde ich eher nach einem Mittelweg suchen....ich sehe aber auch die Gefahr, dass sie sich selber immer mehr aus der Familie ausgrenzt, wenn sie das Zusammensein mit Allen vermeidet und ich das fördere. Darauf reagiert sie wiederum dann mit noch mehr Eifersucht....

Ach ja, mal sehen wie der Sommer läuft....zum Glück ist die Oma in der Nähe und hat ihr Stadtbummel, schwimmen und Eis essen versprochen..... :roll:
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Und gleich der nächste Akt des Dramas....

Meine Tochter hatte wohl ein schönes Wochenende mit der Freundin, war zwischendrin mal hier, gut gelaunt und nett. Seit 17.00 ist sie wieder zu Hause, hat sich in ihrem Zimmer eingesperrt und heult auf ihrem Bett. Ich komme nicht an sie ran, keine Ahnung, was da vorgefallen ist oder was der Grund ist.
Sie war immer ein Kind, das sich ungern trösten liess und ihren Kummer lieber allein abmacht, schon als Baby....
In solchen Momenten bin ich immer hilflos: erstens würde ich ihr gern helfen, zweitens frage ich mich aber auch, ob ich nicht wissen sollte, was sie hat, wenn es sozusagen ausserhalb unseres Zuhauses passiert ist. Die Mutter von der Freundin anrufen ist eher zwecklos, es ist eine tamilische Familie und die Mutter spricht schlechtes Schweizerdeutsch mit Akzent, die Verständigung ist eher schwierig. Ausserdem will ich meine Tochter auch nicht in eine unangenehme Situation bringen, mir wäre es lieber sie redet mit mir selber.

Tja, da hilft alles pädagogische Wissen so wenig, in den konkreten Situationen fühle ich mich doch oft hilflos.....
Bernina

Beitrag von Bernina »

Ich erinnere mich an die Horrorsituationen am frühen Morgen. Papa weckt die Kinder und erklärt, dass er Frühstück machen wird. Sohnemann nervt sich, weil er geweckt wird. Papa offeriert, dass er weiterschlafen darf. Junge möchte aber lieber mit uns frühstücken, wir sollen auf ihn warten.
Wir haben die Regel, dass wir alle miteinander essen und auch die Mahlzeit miteinander beginnen.
Wir warten. Nix Junge. Wir rufen, dass das Frühstück fertig ist. Gemaule, jaaaaaaaa (im frustrierten Singsang gesprochen) wir warten, Badezimmertür geht. wir warten. Irgendwann erscheint Junge.
Steinhässig. Grund: er MUSSTE aufstehen, wegen UNS. Stimmung gefroren, Junge verteilt Mörderblicke. Wir machen den Fehler und fragen, was los sei. Falsche Frage, klingt nach Angriff. Antwort ist laut, unverständlich, gehässig. Alles ist scheisse. Es stehen zwar 750 verschiedene Nahrungsmittel auf dem Tisch, aber keines dabei, welches ihm gefällt.
Wir fragen, was er denn möchte. Falsche Frage. Klingt nach Angriff.
Irgendwann steht er auf, ohne etwas gegessen zu haben und klagt, dass er hier ja nicht essen darf, da er nicht erwünscht sei. Wir haben ihm den Appetit genommen. Sohnemann verschwindet im Zimmer. Türeschletzen.

Wir waren auch x-mal in der Situationen, da wir ihn als Konsequenz, weil er die Stimmung bei Tisch stört, ins Zimmer schicken möchten. Aber das ist für ihn keine Strafe, schon weil er das gern freiwillig macht. Wir verwiesen ihn auch schon auf die Treppe (Tipp von Eltern mit 4 überstandenen Pubis)
Vor allem kann es nicht sein, dass ich für 4 Personen koche und sich dann nachher Sohnemann nach seinem Gusto (Cornflakes und Schoggi) bedient. Konsequenterweise müsste dann ein Erwachsener die Küche bewachen. Aber solange die Küche nicht Erwachsenfrei ist, kommt Sohenmann nicht aus dem Zimmer. Junge gibt sich sehr bescheiden. Es mache ihm nichts aus, 3 x am Tag Schoggi-Tresor zu essen, wir müssen nicht extra für ihn etwas kochen.

Wir hatten auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn wir den Jungen im Exil liessen. Irgendwer hat mir den Tipp gegeben, dass man die Kinder in dieser Phase nicht zum Familienglück zwingen kann, da es nur in einem Machtkampf endet und das gute Verhältnis nicht unbedingt verbessert.

Der Vater hat dann seinem Jungen oft vorgeschlagen, er dürfe im Zimmer bleiben, wenn ihm lieber darum sei. Wir würden dann Beispiel: einen Film schauen und es würde alle freuen, wenn er dann später dazustossen würde. So hatte er die Wahl.
Er kam dann auch irgendeinisch. Völlig unerwartet gut gelaunt. Froh, dass wir ihn für den vorgehenden Aussetzer nicht verachten.

Was deine Frage betr. Ferien anbelangt:
Wenn die Interessen eines Familienmitgliedes so anders ist, dann würde ich ihr eine Alternative vorschlagen. Trotzdem nicht vergessen zu erwähnen, dass du dich freuen würdest, wenn sie mit euch mitkommt. Ich weiss von meiner Tochter, dass sie beim Papa immer überall mitgehen muss. Sie darf nicht mal für ein paar Stunden alleine zu Hause bleiben. Es nervt sie, dass sie nicht mal gefragt wird. Somit fühlt sie sich nicht ernst genommen.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Wir scheinen momentan die gleichen Probleme zu haben... ;-)

Heute Morgen: ich gehe ins Zimmer unserer 14-jährigen, um das Fenster zuzumachen. Sie war schon wach, lag aber noch im Bett. Ein freundliches "Guete Morge" und das war schon falsch. Ein Gestöhne kommt mir entgegen. Ja, ja, ich weiss heute wäre Sporttag angesagt und sie haben erst um 6.00 h bei der Nummer 1600 erfahren, ob dieser stattfindet oder nicht. Tja, das ist ja supermühsam mit diesen Lehrern, dass die das nicht gestern schon entscheiden konnten... Also zurück zu ihr: weiteres Gestöhne. Man merke: sie hat noch kein richtiges Wort gesprochen. Da habe ich ganz besorgt gefragt: was ist denn los? Geht es Dir nicht gut? Soll ich einen Arzt rufen? usw. usw. Selbstverständlich war dies mit einem gewissen Ton der Ironie durchmischt. Ich habe ihr dann klar und ohne Ironie gesagt, dass ich da bin, wenn sie mich braucht, ich aber das Frühstück bereiten musste und nun nach unten in die Küche ginge. Zum Frühstück kam sie, aber immer noch muffig...

Ich habe wieder den Igel gesehen und habe sie umarmt und gesagt: Oh dieser Igel der pieckst ja... das tut mir weh. Da konnte sie ein Lachen nicht verkneifen aber selbstverständlich ja nur kurz...

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und übrigens der Sporttag ist verschoben auf Morgen oder Übermorgen oder irgendwann diese Woche.

Liebe Grüsse und :-)
Delphia
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Och ja Ironie!!! Das erträgt Sohnemann gar nicht. Dieser Junge konnte noch nie über sich selber lachen, schon recht nicht jetzt in der Pubertät.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Heute schlug mein zehnjähriger die Tür zu... zum ersten Mal.

Aller Anfang ist schwer.

Entschuldigt, dass ich zur Zeit so wening mitschreibe, es ist gerade beruflich und privat viel los.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Nana

Beitrag von Nana »

Oha -lätz :roll:
ich musste ganz schön schmunzeln als ich eure Beiträge las.Mein ältester ist auch in zwei Monaten 11 Jahre und er war immer so ein unkompilziertes verständiges kind ...nun gehts hier aber auch schon seit ein paar Monaten drunter und drüber,alles schiiiist a ist mega doof,langweilig,bubig die jüngeren Geschwister sind "behindert" (das verbiete ich ihm zu sagen sie sind gesund und wir haben in der unmittelbaren Nachbarschaft ein behindertets Kind und sehen jeden Tag was für eine riesen Aufgabe das ist,verstand er jetzt auch)gleichzeitig spielt er noch mit lego und braucht sein Schmusekissen um Abends einzuschlafen,selbstverständlich darf das niemand wissen :wink: ein hin und her.
Ich fragte ihn letztens warum er denn manchmal einfach so schlechte Laune habe und er meinte dann ganz verständig:mami i weiss au nöd wa i letschter ziit mit mer los isch isch total doof....:0)
ich habe ihn dann in den arm genommen und gemeint ich weiss schon das das nich immer einfach ist das sei die pubertät und da müssen wir wohl alle durch.Darauf hin konnten wir beide lachen.
Ach ja und peinlich bin ich ihm auch (ich bin die jüngste mutter weit und breit hier ,aber mami bleibt wohl mami :wink: ) und küssen zum tschüss sagen vor dem schulplatz ...umhimmelswillen.....
liebe grüsse,nana
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