Wieso bin ich/sind wir frsutriert?

Erziehung ganz allgemein
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Anita

Beitrag von Anita »

Liebe Morpheus

Mir sind gerade die Häärchen gestanden ab Deinen Worten - danke dafür - ich finds sehr schön wie Du das siehst, beschreibst und handhabst!

En wunderschöne Tag
Anita
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Nin
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Beitrag von Nin »

Bernina, ich habe auch an den letzten Tagen (endlich habe ich mal ein bisschen Zeit) über dich nachgedacht.

Dabei fällt mir jetzt eine Stelle auf:
Fact, er schaut TV, weil ihm langweilig ist und spielt den armen, den man im Stich gelassen hat.
Fact ist nicht, dass er spielt. Das ist deine Sicht der Dinge. Für ihn hat man ihn, auch wenn man ihm eine Alternative vorgeschlagen hat, im Stich gelassen. Es war etwas, was er nicht machen wollte. Mein Sohn hat manchmal auch so Anfälle, wo er sagt, ihr schlagt ja nichts vor und ich erinnere ihn daran, dass wir vorgeschlagen haben, mit dem Hund rauszugehen, zu backen oder Monopoly zu spielen. Ja, aber nichts, was ihm Spass gemacht hätte. Und das frustriert ihn - und euren Junior auch. Er empfindet es genauso als im Stich lassen wie du seine Reaktion als spielen empfindest - und genauso kann man sagen, ihr habt ihn nicht im Stich gelassen - oder sagen, er spielt nicht - er fühlt sich als der Arme. Du magst das für unberechtigt und übertrieben halten - es sind trotzdem seine Gefühle.

Sicher kann er auch anders, hat gute Eigenschaften, Momente, in denen er zu mehr Konzentration fähig ist. Aber das ist sehr anstrengend für ihn... es geht - aber nicht immer.

Ich glaube, dass ihr mit den Kindern in einer sehr, sehr schwierigen Situation seid und glaube nicht, dass ich es besser machen würde. Bitte versteh mich nicht so! Ich will nur sagen was mir auffällt und zu denken gibt, als Austausch.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Bernina

Es fällt mir schwer, Dir einen Rat zu geben, weil ich selber merke, ich wäre überfordert mit der Situation.

Irgendwie frage ich mich, warum Dein Freund als Vater nicht einmal handelt. Mit "handelt" meine ich, seinen Mann stehen, mit seinen Söhnen reden, mit der Ex Klartext reden, Hilfe holen, vielleicht auch mal auf den Tisch klopfen, usw.

Du musst dazu nicht Stellung nehmen oder Dich verteidigen, es sind nur meine Gedanken, die mir spontant eingefallen sind.

Viel Kraft und liebe Grüsse
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
sommersprosse
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Beitrag von sommersprosse »

Es ist schön wenn man als "Kind dass zu früh Verantwortung übernehmen muss" wenigstens ab und zu eine kleine Oase des Friedens findet!

Ich verstehe "Sohnemann" sehr gut - musste doch auch ich ab dem zarten Altern von 8 Jahren die Verantwortung für meine jüngere Schwester und später oftmals auch für meine Mutter übernehmen. Wenigstens bei meinem Vater und meiner Stiefmutter hatte ich kurz Zeit ein "normales" Kind zu sein.

Die seelischen Wunden aus dieser Zeit werden nie ganz heilen. Und noch heute frage ich mich oft wesshalb mein Vater uns Kinder damals nicht zu sich genommen hat...

Sprecht ihr mit "Sohnemann" auch über die Verhältnisse bei ihm zuhause? Ich fühlte mich oft alleine und sehr einsam in der Rolle als "erwachsenes Kind".

Alles Gute!
Bedingungslose Liebe ist ein Geschenk welches gratis ist und nie ausgeht - also schenkt sie weiter sooft es geht!
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo zusammen
Ich kann nur kurz antworten, Internet in den Ferien ist teuer.
Ich lese gerade das Buch Pubertät von Alain Guggenbühl. Im letzten Kapitel wird Junior treffend beschrieben. = Schelm, Trickser.
Wer das Buch hat, kann dieses Kapitel nachlesen. Mehr in 1 Woche.
Herzliche Grüsse aus dem Süden
Bernina
Bernina

Beitrag von Bernina »

So, endlich habe ich Zeit, ausführlicher zu schreiben.
Unser Problem hat sich seit dem Buch wie von selbst in Luft aufgelöst. Während wir früher hinter den seltsamen Handlungsweisen von "Junior" immer ein psychisches Problem oder so vermuteten, hat sich unsere Vermutung bestätig: der Junge benutzt einen Mix von Lügen- und Phantasiegeschichten um sich aus der Verantwortung davon zu stehlen.
Das im Buch erzählte Beispiel könnte 1:1 von ihm sein.

Mein Freund und ich waren immer der Meinung, in der Pupertät werden die Kinder aggressiv, provozieren mit auffallenden Frisuren/Kleidung/Piercing, suchen das Streitgespräch, etc. Dass es eben auch eine andere Form gibt, das wussten wir nicht.
Die Lügengeschichten wie der Fön, der zum Wasserdispenser wird, oder bei den Schoggipapierli, wo meine Tochter plötzlich aus dem Untergrund aufgetaucht sein soll, dies alles ist seine kreative Form von Provokation. Auch die Arbeitsverweigerung ist wohl eine pubertäre Auflehnung.

Einerseits empfinden wir sein schauspielerisches Talent als seine Begabung, andererseits eben auch als Mühsam.

Zwei Geschichten möchte ich trotzdem noch anfügen. Vor den Ferien ging es ja noch darum, dass der Junge kurz der Abreise an eine Klassenabschlussparty wollte. Mein Freund verblieb wie folgt mit ihm: Er darf an die Party gehen, wenn er bis spätestens 21 Uhr hier ist. Bis um 20 Uhr müsste nämlich das Auto gepackt sein, damit mein Freund für die Nachtfahrt vorschlafen kann. Der Junge kannte den Ablauf. Mein Freund wartete vergeblich auf den abgemachten Anruf, mit def. Angaben.

Am Freitag um 17 Uhr traf der Ältere ein. Er hat extra auf eine Fete verzichet, damit er in Ruhe packen kann. Wo sein Bruder ist, wusste er nicht. Per Handy war dieser nicht erreichbar, da er dieses hier vergessen hat. Also suchte mein Freund seinen Sohn via Ex-Frau. Diese erzählte, dass der Junge ihr erzählt habe, sein Vater hätte ihm erlaubt, bis 23 Uhr zu bleiben und würde, weil spät in der Nacht, vom Vater persönlich von der Party abgeholt. Die Ex entschuldigte sich, dass sie diese Angaben nicht anzweifelte, denn sie kannte ja die Ferienvorbereitungen selber von früher.
Zum Glück haben wir einen Telefonalarm der Klasse, denn die Mutter hatte ihn verloren. Junior heulte seine Opferrolle, als einziger (wers glaubt) der die Party früher verlasesn müsse. Er wollte, dass wir die Ferien seinetwegen verschieben. Da waren also sechs Personen, die bis zu diesem Gespräch ihre Sachen fertig gepackt in den Autos haben und giggerig darauf warteten, dass es endlich los ging.
Der Junge brachte den Vorschlag, mit dem letzten Zug zu kommen und somit 30 Minuten vor Abreise seine Sachen für unsere Ferien und fürs BULA zu packen. Zu diesem Zeitpunkt ist mein Freund am Schlafen und wir Frauen sind dann bereits mit separatem Auto und seiner Begleitperson, die es möglich macht, dass er vom Ausland her, direkt ins BULA kommt, unterwegs. Ausgerechnet er, der sich in unserem Kuhdorf regelmässig verläuft, will nach Mitternacht zu uns finden.
Letzter Vorschlag: Der Junge verlässt sofort die Party und man werde ihn am Bahnhof abholen und beim Packen helfen, oder er ist um 23 Uhr hierund macht alles selber. Der Junge entschied sich für zweiteres.
Ich habe ihm noch alles bereit gelegt, was er dringend dabeihaben musste: Flip-Flops, das gewünschte, neu gekauftes Sommerpiji, Necessaire, ...
Ich staunte, dass mein Freund diese Lösung offerierte. Meine Nerven wären blank gewesen. Was wäre, wenn der Junge den falschen Zug nimmt und sich um Mitternacht aus der gegengesetzen Ecke der Schweiz melet. Nachts gegen Mitternacht möchte ich kein Kind suchen, welches nicht mal ein Handy dabeihat.

Ferien
Jeden Tag pilgerten wir en famille zum Waschhäuschen zum Zähneputzen. "Junior" hatte zu dieser Zeit immer eine andere Mission. Niemand sah ihn je mit Zahnbürste. Am 5. Tag bestand mein Freund darauf, dass er mit ihm gehe. Es geschah wie wir vermuteten, der Junge hatte kein Necessaire dabei. Seine Ausrede: er ging davon aus, dass wir es für ihn einpackten. 5 Tage lang hat er aber nie dannach gefragt, wo wir es hingetan hätten.
Junior der immer heiss hat und nur so viel trägt, dass er nicht gerade nackig ist, trug bei fast 40°C dicke lange Jeans, gepolsterte Skaterschuhe und immer das gleiche Shirt. Wir fanden diese Kleidung etwas warm, er fand es aber cool so.
In der Nacht vom 5. Tag rutschte er bei einer Nachtwanderung am Fluss bei einer Stunteinlage aus und landete im Match. Seine Kleider hätte man gebacken als Terracotta-Skulptur ausstellen können.
Anderntags wollten wir im feinen Restaurant (ebenfalls Tradition) essen. Vor dem Frühstück schien "Junior" plötzlich ein Problem zu haben. Er durchsuchte alle Zelte und behauptete, die anderen Kinder hätten ihn der Kleidung bestohlen oder die Ferienanlage beherberge einen Kleiderdieb. Er erzählte Geschichten über seine Kleiderpackerei und all die Kleider, die er mitgenommen habe, aber nie anziehen wollte und verstrickte sich in immer idiotischere Lügengeschichten. Als er uns seinen Koffer präsentierte lagen darin 4 T-Shirts, wovon ihm eines gar nicht gefällt und eines viel zu klein, 1 Socke, 1 Badehose und sonst nichts.

Der Clou des Ganzen wäre gewesen, er hätte behauptet, dass er gar keine Zeit hatte, weil man ihn gezwungen hätte, an die Party zu gehen. :lol:
Zuletzt geändert von Bernina am 04.08.2008 14:17, insgesamt 3-mal geändert.
Bernina

Beitrag von Bernina »

doppelter Eintrag gelöscht
Bernina

Beitrag von Bernina »

Delphia hat geschrieben:Irgendwie frage ich mich, warum Dein Freund als Vater nicht einmal handelt. Mit "handelt" meine ich, seinen Mann stehen, mit seinen Söhnen reden, mit der Ex Klartext reden, Hilfe holen, vielleicht auch mal auf den Tisch klopfen, usw.
Mit der Ex reden passiert ja zur Zeit via Mediaiton. Anders geht nicht.

Mein Freund gehört zu der gesprächigen Sorte. Er führt sehr viele Disskusionen mit seinen Kindern. Seit der Ältere mit seinen Pubertätsschub etwas pausiert, geht es etwas besser. Er kann aber nur über Dinge reden, die hier passieren. Über die Zeit bei der Mutter ist immer schwierig. Vor allem weiss man nie, wer die Wahrheit erzählt.

In den Ferien haben wir die Kinder wieder einmal intensiv erlebt. Der Jüngere bietet halt schon viele Situationen, die nicht verwundern, wenn sein Bruder so ausrastet. Mit der Mutter darüber reden bringt wenig. Manchmal gibt sie zu, wie sie mit sich und den Kindern überfordert ist. Wenn es darum geht, sie zu entlasten, dann behauptet sie, die perfekteste Mutter zu sein. Bei iherer Persönlichkeisstörung kommt es immer drauf an, în welcher Welt sie sich gerade befindet.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Sorry, meinem PC haben wohl die Ferien nicht gut getan.
tabida
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Beitrag von tabida »

Bernina hat geschrieben:So, endlich habe ich Zeit, ausführlicher zu schreiben.
Unser Problem hat sich seit dem Buch wie von selbst in Luft aufgelöst.
Hallo Bernina
Versteh ich das nun richtig. Ihr habt keine Probleme mit den Jungs mehr?
Das wär ja wirklich toll, aber wenn ich was in Deinem Text folgt lesen, dann tönt das doch nicht mehr ganz so.

Aber es wäre auf jede Fall toll, wenn es nun endlich friedlicher bei Euch zu und her ginge.

Gruess Tabida
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Tabida

In der Zeit, da ich das Buch gelesen und spezielle Kapitel meinem Freund unter die Nase gehalten habe, war der Junge im BULA. Sagen wir es so: die Neuerkenntnisse konnten wir noch nicht anwenden.

Aber all die Situationen, die er uns immer wieder liefert - hier erzähle ich jeweils nur jene der witzigen oder abstrusen Sorte - erscheinen uns plötzlich in einem anderen Licht. Auf jeden Fall werden wir seine Lügengeschichten als solche deklarieren und ihn bitten, bei der Wahrheit zu bleiben.

Und wenn er die Opferrolle heult, dann hat dies oft mit seinem eigenen Verschulden zu tun. Klar verstehen wir seine Trauer und Wut, wenn etwas nicht klappt. Aber eigentlich muss er dann auf sich selber wütend sein. Beispiel: er hat keine Ersatzteile für sein Modell?! Er wollte aber auch nicht mit zum Einkaufen. Er ist somit selber dafür verantwortlich.

Der Ältere reagiert in der gleichen Situation immer sehr aggressiv und launisch. Nach einem klärenden Gespräch begreifft er aber, was falsch gelaufen ist und das nächste Mal machen wir es alle besser.

Der Jüngere verstrickt sich in Geschichten und stellt sich selber immer als Unschuldig und Opfer dar. Und sobald er anfängt zu heulen drückt er uns in die Mittleidsposition und wir haben Verbarmen mit ihm. Und dadurch wird er vom Lernprozess, resp. Verantwortung verschont. Als Baby oder Zwerg Bubi ist er entschuldigt.

"Junior" ist nun vom BULA zurück und direkt zur Mutter geganen. Nun fahren sie in die Ferien und er hat keine Kleider im Gegensatz zum älteren Bruder, der sich mit Zeugnisgeld der Mutter neu einkleidete. Er heulte am Telefon gleich los und verlangte, dass sein Vater (wir machten ein verlängertes WE) den Urlaub abbricht, schnell 300 km zu ihm fährt, bei uns zu Hause seine Kleider holt oder noch besser unterwegs ein paar Sachen kauft (Sonntag 18 Uhr) und ihm schnell vorbeibringt. Früher hätte mein Freund ob dieser Situation eine riesen Kriese bekommen und sich überlegt, wie er seinem Sohn aus dieser Patsche helfen könnte, gestern hatte er aber souverän reagiert.
tabida
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Beitrag von tabida »

Ich kenne das, mit den Lügengeschichten ja auch - nur: ich frage mich, warum muss die Tochter meines Freundes lügt (ich glaube nämlich kaum, dass sie das bewusst und absichtlich tut) . Was kann ich allenfalls daran ändern, oder - das tue ich zur Zeit - ich finde mich damit ab (ich weiss, dass sie aus einer Familie kommt in der die Menschen nicht wirklich dem anderen zuhören und einander ernst nehmen. Da habe ich selber auch mit meinem Freund und seinen Eltern oft Schwierigkeiten und ich weiss, dass es in der mütterlichen Familie ebenso zu und hergeht). Das heisst, sie ist sehr irritiert, wenn man sie ernst nimmt und allenfalls mal nachfragt, bei etwas, was sie einem erzählt hat. Das hat ihr in der Schule anfangs grosse Probleme bereitet. Sie kann dann nur mit Agression reagieren, sonst, müsste sie ja jemanden an sich ranlassen, das kann sie nicht, da ja die Gefahr gross ist, dass dieser Mensch sie dann auch mal wieder verlässt....

Ich habe das Gefühl, wenn man ihn nur auf seine "Lügengeschichten" anspricht, dann bekämpft man allenfalls die Symptome, aber nicht die Ursache (aber das ist bei Euch evt. auch gar nicht mehr möglich).

Allerdings finde ich Grenzen zu setzen auch sehr gut. Schon nur, dass Dein Freund ständig erreichbar ist (sogar in euren velängerten Wochenende) kann ich nicht nachvollziehen und dass ihr Euren Urlaub nicht abbrecht ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit.

Ich drück Dir die Daumen, dass die neuen Erkenntnis Euch wirklich weiterbringen.

Gruess und viel Geduld
Tabida
die sich freut, bald eine Woche ohne Telefon/Handi und Internet zu verbringen!
Bernina

Beitrag von Bernina »

tabida hat geschrieben: sonst, müsste sie ja jemanden an sich ranlassen, das kann sie nicht, da ja die Gefahr gross ist, dass dieser Mensch sie dann auch mal wieder verlässt....!
Diese Aussage erinnert an den Titel: Ich hasse dich, verlass mich nicht. Ein Buch zum Thema Borderline.

Hinter den Lügengeschichten des Jungen steckt natürlich ganz viel. Er hat eine Mutter die ihm vorlebt, dass man mit Lügen und "Ellbögle" viel weiter kommt. Weshalb soll man also bei der Wahrheit bleiben, wenn es anders viel bequemer geht? Auch das sich-als-Opfer-aufspielen lebt ihm seine Mutter vor.

Der Junge hat aber nicht nur eine Mutter sondern auch einen Vater, der ihm umso mehr vorlebt, dass man eben nicht lügen soll. Denn damit irritiert man sein Umfeld, welches solche Personen irgendwann nicht mehr ernst nimmt.

Im Pubertätsbuch steht auch, wie wichtig Dialoge für Jugendliche sind, auch wenn sie anstrengen. Viele Eltern machen angeblich den Fehler, dass sie sich zurückziehen. Aber dann kann der Pubi nicht lernen. Er braucht den verbalen Kampf um sich selber zu finden. Der ältere Sohn ist früher immer in sein Zimmer abgehauen, wenn er mit einem von uns nicht gleicher Meinung war. Beruht seine Wut über uns auf einem Irrtum, dann zwingen wir ihn heute, das Thema durchzudiskutieren. In den Ferien ist es auch mal Nachts um 1 Uhr geworden, aber das Missverständnis musste geklärt werden. Nachher war vor allem der Junge viel entspannter.

Die Ex-Frau verbirgt sich hinter einer Fassade. Ihre Kommunikationstechniken sind Erpressen, Drohen, Lügen. Oder Sülzen. Auch gegenüber den Kindern. Butterbrot und Peitsche. Stabiler, ehrlicher Umgangston kenne die Jungs von der Mutter, bei der sie ja den Alltag verbringen müssen, nicht.

Mit der Mischung aus Phantasie und Lüge kann man sich eben auch einem Dialog entziehen/abhauen. Die Leherer haben dies ja schon lange bemerkt. Der Psychiater hat ihn als Pascha entlarvt und uns gewarnt, nicht auf seine Geschichten reinzufallen. Dann überstürzten sich die Ereignisse in der Schule und wir suchten doch ein Problem hinter seinem Getue. In der Schule brachte er ja die immer wilderen Geschichten, weshalb er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte und warum er das Turnzeug nicht dabei hatte. Am Schluss liess er sogar seinen Schulsack verlieren. Er wurde zum Klassendepp und findet sich in dieser Rolle cool. Dabei ist es eigentlich traurig.

Sein schauspielerisches Talent sollte er ausleben dürfen, aber nicht auf seine Kosten. Damit man ihn heute wahrnimmt muss er immer extreme Sachen bringen, wie eben seine Stuntshows.

Er findet komplizierte Geschichten, weshalb der Tisch nicht gedeckt ist, hat manchmal auch einen riesen Aufwand, sein Lügengestrick plausibel zu machen, anstatt einfach kurz geradeaus die Tat zu vollbringen. Die Wahrheit wäre oft viel einfacher.
Dahinter steckt sicher auch eine Angst, etwas zu verlieren, wenn man ehrlich ist. Genau davor hat ja auch seine Mutter Angst.

Mit dem Heulen und Opferspielen verhindert er und die Mutter schlussendlich auch den fairen Dialog. Denn bei einem Streitgespräch muss man bei den Fakten bleiben, was wiederum bedeutet, dass man die Fakten erkennt.

Wenn ihr wollt, dann schreibe ich das Kapitel zum Thema aus dem Pubertätsbuch hier hin.
tabida
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Beitrag von tabida »

Bernina hat geschrieben:
tabida hat geschrieben: sonst, müsste sie ja jemanden an sich ranlassen, das kann sie nicht, da ja die Gefahr gross ist, dass dieser Mensch sie dann auch mal wieder verlässt....!
Diese Aussage erinnert an den Titel: Ich hasse dich, verlass mich nicht. Ein Buch zum Thema Borderline.
... nur hier ist es genau die Erfahrung die Trennungskinder eben genau - meist schon sehr klein - gemacht haben und hat nichts mit Borderline zu tun. Sie waren dem hilflos ausgeliefert. Wir Erwachsenen können uns evt. überlegen, was wollen wir in einer nächsten Beziehung anders machen, damit es besser klappt, sie müssen einfach hinnehmen, was die Eltern tun.

Gruess
Tabida
Anita

Beitrag von Anita »

hallo zusammen :)

ich finde herr guggenbühl schreibt interessant. auch wenn ich das hier erwähnte buch nicht kenne, gehe ich davon aus, dass es sehr lesenswert ist.
ich bin sicher, dass er auch irgendwo erwähnt, dass die lebensumstände eines kindes berücksichtigt werden müssen und man darum ein auffälliges symptom unbedingt auch im kontext sehen muss.

trotzdem ist es ein stück weit auch beruhigend zu wissen, dass gewisse verhalten normal sind und bestimmt wieder vergehen :D

über den satz bin ich noch gestolpert:
bernina hat geschrieben:Beruht seine Wut über uns auf einem Irrtum, dann zwingen wir ihn heute, das Thema durchzudiskutieren.
wut ist ein gefühl das ein mensch hat und ich finde nicht, dass irgend jemand bestimmen sollte, das dieses gefühl nicht ok ist.
ich muss das gefühl nicht verstehen....aber ich sollte es auch nicht abwerten. gefühle sind NIE irrtum sondern sie sind da. ich selber möchte mit all meinen gefühlen ernst genommen werden.

stell dir einfach mal eine situation vor, wo du was fühlst, was all um dich nicht fühlen...und jemand kommt und sagt dir: "dein gefühl ist ein irrtum". du fühlst es doch!

bernina hat geschrieben:Wenn ihr wollt, dann schreibe ich das Kapitel zum Thema aus dem Pubertätsbuch hier hin.
mich würde es freuen, wenn du es unter "literatur" vorstellst mit allen angaben.

grüessli
anita
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