Wieso bin ich/sind wir frsutriert?

Erziehung ganz allgemein
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tabida
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Beitrag von tabida »

Ich kann mir einfach vorstellen, das der Junge mit dem pendeln Mühe hat. Wo ist er denn wirklich zu Hause, er muss an soviel denken....

und wie Anita finde ich gewissen Aussagen hier sehr bewertend. Wo anders hast Du auch geschrieben
Und die Kinder realisieren sofort, dass sie versagt haben
"versagt" finde ich einen extrem starken Ausdruck. Die Eltern müssen Lösungen finden für die Situation dass sie getrennt sind und den Kindern helfen, nicht umgekehrt. Allenfalls haben die Eltern "versagt", dass sie die Informationen nicht austauschen, nicht die Kinder.
Ich kann Dir aber sehr gut die Schwierigkeiten nachempfinden, die erlebe ich mit der Tochter meines Freundes auch. Aber ich selber finde einfach es ist eine riesige Herausforderung für Kinder sozusagen zwei Wohnsitze zu haben. Ich bin auch jemand der mit so etwas Mühe habe. Solange ich nicht mit meinem Freund zusammenwohnte fand ich es immer sehr anstrengend zu überlegen: Nächste Nacht schlafe ich da, was muss ich alles mitnehmen, was machen wir abends was mache ich am nächsten Tag, brauch ich Trainingssachen, kommt vielleicht Regen und und und....

Aber wenn wir Erwachsenen schon unsere liebe Mühe haben mit der Situation, wie sollen denn Kinder damit fertig werden.

Anita hat das sehr schöne beschrieben, wie es evt. in ihm aussieht.

Ich hoffe die Eltern kommen in der Mediation weiter und können so den Kindern helfen mit dieser schwierigen Situation klarzukommen.

Gruess
Tabida
Anita

Beitrag von Anita »

ich hab beim staubsagen noch etwas studiert...(vielleicht hat ja das saugen wenigstens so was gutes :) )

ich kreise gedanklich um die "verantwortung"...weil wir es davon schon ein paar mal hatten gell bernina...und ich dir zum loslassen geraten habe. ich möchte dazu noch ein wenig ausführlicher werden....

loslassen in deinem fall, bezieht sich auf die energie, die du in die probleme steckst, die eigentlich die söhne, deinen mann und die kinds-mutter anbelangen. sie sollen es regeln. du sollst energie einsparen und abgeben. was passiert eigentlich, wenn du das gänzlich tust?

wenn eltern sich im loslassen "üben", müssen sie immer ausprobieren, was es verträgt und nötigenfalls auch wieder übernehmen. eltern habe eine andere verantwortung. manchmal braucht es einfach auch zeit und im besonderen fall halt etwas mehr, als vielleicht "so üblich". es ist aber noch lange nicht falsch, nur weil es "nicht üblich" lange dauert, bis ein kind verantwortung tragen kann. je nach familie, temperament und situation, braucht es hier viel toleranz und geduld.

aufgaben wir selber termine vereinbaren oder an kleidung denken, sind gute übungsfelder...und sollten auch immer wieder genutzt werden. klappt es einmal, lohnt sich ein lob. ein nicht bewertendes lob. DASS MOTIVIERT SEHR ZUR NACHAHMUNG! -> geht es uns nicht allen so? :)

eher nicht -> "das hast du gut gemacht" (jedes kind weiss, wenn es ein gut gibt, gibt es auch ein schlecht. es wird ein erwartungsdruck aufgebaut und als person gut oder schlecht bewertet)
so gerne -> "ich freue mich, dass es geklappt hat - so schön!" (das kind fühlt sich "gesehen". es fühlt sich wahrgenommen und man sieht seine bemühung und hilfsbereitschaft)

also so sehe ich es :)
en schöne abig
anita
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Tabida
Die Kinder haben zur Genüge erfahren, dass die Infos via Mutter nicht zum Vater kommt. Im Gegenteil. Von 12 und 13 jährigen Kindern kann man verlangen, dass sie Infoblätter abgeben. Wenn ein Grümpelturnier am WE des Papas stattfindet, dann ist es klar, dass Papa diese Unterlagen braucht.

Der Ältere ist ansonsten absolut zuverlässig. Auf ihn ist meistens verlass und wenn es doch mal nicht klappt, dann weiss er, dass der Fehler bei ihm liegt. Denn die Mutter kann man nicht dafür verantwortlich machen. Die Mutter ist ja mit ihrem eigenen Leben überfordert. Für die Kinder ist es klar, dass sie sich selber organisiren müssen.

@ Anita
Ich schreibe stellvertretend für meinen Freund. Er liest hier immer wieder mal mit. Dann diskutieren und besprechen wir zusammen meinen nächsten Eintrag hier.

Dein Input zum Chaos auf dem Basteltisch ist sehr gut. Der Junge bekommt aber vom Vater sehr viel Aufmerksamkeit. Er oder auch ich, erklären dem Jungen, was er als nächstes, Schritt für Schritt tun soll, gerade, damit es nicht wieder im Chaos endet.
Er wehrt sich dann mit dem Satz: "ich bin doch nicht blöd" Zudem weiss er alles besser "das habe ich schon hundert Mal gemacht" um dann zu realisieren, dass er wieder total geblufft und/oder massiv gelogen hat.
Er will oft gar nicht zuhören, weigert sich bereits da, weil er es eh kann. Und wenn dann eben das Chaos gemacht ist, weigert er sich wieder, den Fehler zuzugeben.
Bevor er bastelt geht, erklärt er bei allen Sinnen, was er jetzt tut. Er scheint völlig normal. Und dann 30 Minuten später sagt er: ja ich sitze an Papas Platz, versteht aber nicht, warum es falsch ist, Papas Platz zu klauen, "ich bin unschuldig". Wer sitzt denn da? Ein Geist? Dieser Junge spricht intelligenter als ich und ist trotzdem wie nicht da. Fast wie Schizophren.

Wenn ihm mein Freund beim Bettritual behilflich ist, dafür schaut, dass er frische Wäsche bereit legt, die schmtzige in den Wäschekorb gibt, nebenbei hilft, dass Junior sein Zimmer wieder in Ordnung bringt und ihn dabei intensiv betreut, dann klappt das.
Aber wir schaffen es nicht, den Jungen rund um die Uhr so intensiv zu betreuen.

Ich halte mich inzwischen ziemlich raus. Wenn aber der Ältere absolute Aufmerksamkeit vom Vater verlangt, dann kümmere ich mich um den anderen. Meistens ist er dann aber am PC. Dort funktioniert sein Kopf absolut. Sobald er aber etwas arbeiten muss, oder etwas, was nicht Spass macht, dann geht mehr kaputt als anders. Oder anders gesagt:
Energie für PC oder zum Seich mache hat er jede Menge und auch viel Phantasie, wenn er helfen muss oder ein Ämtli verrichten, dann verweigert er sich.

Wenn er spürt, dass er betreut wird, dass Papa ihm exclusive Aufmerksamkeit schenkt, dann will er das gar nicht, dann wird er aggressiv.

Als er gestern die Pfadisachen hätte packen sollen, wollte er ja lieber T-Shirt malen. Dann war klar, er geht jetzt Pfadi-Sachen packen. Er sagte aber: also, dann gehe ich es raus spielen und er erklärte klipp und klar, was er denn da spielen wolle. Papa sagte, nein du gehst jetzt packen. Er wurde aggressiv und fragte warum. Wir haben es ihm vorher mehrmals erklärt.

Wenn immer etwas unangenehmes machen muss, dann kann er nicht mehr klar denken. Es ist, als wenn er alles unangenehme verdrängt.
tabida
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Beitrag von tabida »

Bernina hat geschrieben:Die Kinder haben zur Genüge erfahren, dass die Infos via Mutter nicht zum Vater kommt. Im Gegenteil. Von 12 und 13 jährigen Kindern kann man verlangen, dass sie Infoblätter abgeben.

Umso mehr könnte man von Erwachsenen (Eltern) verlangen - die für die Situation verantwortlich sind, dass sie die Infos austauschen (ein gutes Thema für die Mediation). Das tun sie nicht und geben damit den Kindern das entsprechende Vorbild.

Gruess
Tabida
Bernina

Beitrag von Bernina »

Sorry Tabida, habe ich vorher vergessen.

In der Mediation wird nie über solche Dinge geredet. Bis jetzt wird immer noch die Vergangenheit aufgerollt. Warum es überhaupt zur Scheidung gekommen ist und was in der Vergangenheit alles falsch gelaufen ist.
Anita

Beitrag von Anita »

guten morgen

ich hab heute ausbildungstag und muss grade zu schule, darum nur schnell
In der Mediation wird nie über solche Dinge geredet. Bis jetzt wird immer noch die Vergangenheit aufgerollt. Warum es überhaupt zur Scheidung gekommen ist und was in der Vergangenheit alles falsch gelaufen ist.
ist der oder die mediatorin auch psychotherapeutin? wenn nein, würde ich sagen, dass die vergangenheitsbewältigung eher in eine therapie gehört als in die mediation.


ich glaube das ein kind, dass so unsicher ist, auf entgegenkommen ambivalent reagiert. zum eigenschutz. auf "ich bin nicht blöd" würde ich mit einem "ja das weiss ich, ich finde dich auch nicht blöd - im gegenteil - mir ist einfach wichtig, dass...." reagieren und gleich am thema bleiben. wann immer er sich selber abwertet, sollte dem liebevoll mit einer ich-botschaft begegnet werden. er muss an sich glauben können um klare gedanken zu fassen. ich bin überzeugt, dass kinder NIE extra nicht hinhören oder begreifen....aber sie sind blockiert und der grund muss behoben werden. es ist in der natur der kinder, mit ihren eltern zu kooperieren. tun sie es nicht, müssen wir eltern schauen was zu ändern ist.
->jesper juul "das kompetente kind"

lg auch an deinen mann - es freut mich, dass er mitliest!
anita
Bernina

Beitrag von Bernina »

Danke Anita

Ich möchte hier nicht zu ausführlich über die Mediation berichten, mache dies dann aber gerne bei unserem Treffen. Vielleicht nur soviel.
Damit man herausfinden kann, weshalb vieles heute nicht funktioniert, muss geklärt werden, wie es überhaupt zum heutigen Zustand gekommen ist. :arrow: Bevor man etwas neues aufbaut, müssen erst mal die Trümmer beseitigt werden.

Danke, du hast mir wieder mal einen super Satz geliefert. Damit kann ich was anfangen.

Es ist sehr schwierig, das Verhalten dieses Jungen zu beschreiben. Mir kommt nochmals eine Szene in den Sinn. Heute schmunzeln wir drüber.

Normalerweise stopft sich Junior alles in die Hosentasche. Gameboy (bis fast der Hosensack reisst) sein Sackgeld, Bahnbillet, Spielzeug. Es hat unmöglich alles darin platz und purzelt beim nächsten Schritt wieder heraus. Er beklagte sich im gleichen Moment, dass er das Sackgeld der letzten Woche verloren hat.
Der Vater erinnert ihn daran, dass er extra einen Rucksack geschenkt bekam, damit er eben die Sachen vom/fürs WE transportieren kann. Der Junge will aber keinen Rucksack schleppen, das ist ihm viel zu anstrengend. Der Vater erklärt die Vorteile und ich erinnere ihn daran, wie der Hosensack der einen Hose aus diesem Grund abgerissen ist. Der Junge weiss von welcher Hose ich spreche. Trotzdem weigert er sich.
Ich will keinen Rucksack, weil ich sonst an diesen Rucksack denken muss und ich kann nicht daran denken, weil ich nicht will.
Daneben steht sein Bruder und kocht innerlich. Gleiches Thema haben sie zu Hause mit dem Schulsack.
Der Vater erklärt positives Denken. Wenn man etwas will, dann kann man es auch, bringt ein Beispiel, wo Junior etwas super gemacht hat.

Ich erinnere mich, wie Junior mal eine Hose und ein T-Shirt mitnehmen wollte. Er stapelte sich diese auf seinen Arm. Darauf kamen noch 2 Ice-Tea, 2 Balisto und seinen Game-Boy. Er streckte mir eine Hand entgegen zum Adieu sagen. Ich fragte, ob er diese Sachen nicht in einen Rucksack oder wenigstens in einen Plastictasche geben will.
Nein, ich will nicht, das geht schon so, ich hab das schon hundert Mal so gemacht.
Er kam bis zur Tür, da fiel alles herunter, er verharmloste es mit einem Witz.
Sein Bruder legte mit seinen Demütigungen los und es entstand ein typischer Geschwisterstreit.
Ich bot dem Jungen nochmals eine Tasche an. Er wollte nicht. Sein Bruder fragte ihn, wie er denn so mit der SBB (1 x umsteigen) reisen will. Der Junge weigerte sich stur und erklärte, dass dies doch kein Problem sei. Er sei doch nicht blöd, das geht schon irgendwie. Als er ins Auto steigen wollte, fiel ihm wieder alles zu Boden. Inkl. Game-Boy.
Kein Wunder hat er inzwischen das 5. Gerät, die schön zusammengelgten Kleider inzwischen ein Rumpf.
tabida
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Registriert: 15.05.2007 17:05

Beitrag von tabida »

Also eigentlich kenn ich Mediation auch so, dass man sich vor allem am hier und jetzt orientiert und in die Zukunft sieht und vor allem Lösung für die anstehenden Probleme sucht.
Das tönt hier schon viel mehr nach Therapie und das kann ja dann lange dauern bis man zu einer Lösung kommt.
Aber Hauptsache es bringt Euch allen weiter.... gehört ja jetzt nicht ganz zum Thema :wink:

Gruess
Tabida
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Tabida
Das Ziel ist eigentlich schon, dass die beiden Eltern wieder kommunizieren können und dass das gemeinsame Sorgerecht erreicht wird. Damit aber die Mediatoren begreifen, weshalb die Kommunikation nicht funktioniert, muss ja erst mal die Ursache gefunden werden, denn es ist hier nicht ganz einfach.
Therapie kann man nur mit Menschen machen, die auch bereit sind, an sich zu arbeiten. Und Therapie hat die Ex-Frau immer verweigert. Diese Mediation hier muss sie aber besuchen und bis jetzt klappt es. Das ist schon viel wert.
Bernina

Beitrag von Bernina »

So, dies wird wohl mein letzter Eintrag vor den Ferien. Gestern hat der Jüngere wieder mal ein Müsterchen sondergleichen geliefert.
Vorausschicken muss ich, dass Junior ein super Gedächtnis hat, wenn es darum geht, Filme auswendig zu lernen. Dann ist da nichts von: "ich kann mir doch nicht alles merken"

Gestern hätte Junior sein Gepäck fürs Pfadilager packen müssen, denn wegen den komplizierten Ferien hätten wir es heute Donnerstag abgeben sollen. Zudem wollte er unbedint am Mittwoch mit Papa shoppen gehen. Er telefonierte mehrmals die letzten Tage um sicher zu sein, dass es klappen wird.
Mein Freund organisierte mit seinem Kunden, dass er früher Feierabend macht, damit ihm noch Zeit für den Sohn bleibt. Als er dann auf dem Weg zum Sohn war, bekam er ein Telefon, dass dieser nicht kommen könne, er müsse einen Kuchen backen für ein Fest anderntags. Mein Freund erklärte, dass er diesen Kuchen auch mit mir backen könne. Er war einverstanden. Wenig später meldete sich der andere Sohn, er komme doch zu uns, da sie früher aus der Projektwoche zurück seien. Dann telefonierte wieder der Jüngere, er könne doch nicht kommen, denn an diesem Abend sei ja die Abschlussparty und Papa sei da ja auch eingeladen und er möchte, dass Papa kommt.
Hallo, hat jemand eine Einladung gesehen? Keiner wusste etwas davon, auch nicht der andere Bruder.
Früher hätte mein Freund diesen Wunsch ermöglicht. Gestern hat er ihm abgesagt, so kurzfristig geht dies nun nicht. Der Junge versprach, alles, was mit ins Pfadi-Lager muss, dem Bruder mitzugeben.
Am Abend erzählte Sohnemann, wie sein Bruder nach dem Telefonat in die Badi ging, die Sachen fürs Lager sind nicht angekommen. Wir haben keine Ahnung, mit welchem Gepäck Junior 2 Wochen ins BuLa geht. Wenn sie am WE hier ankommen, reisen wir gleich ab in die Ferien.

Und hier noch eine andere lustige Geschichte.
Junior will nicht mit Papa und Bruder basteln und verzichtet auf den Einkauf der Ersatzteile für sein Modell. Er will lieber PC-spielen.
Als ich in die Waschküche gehe, sehe ich Junior vor dem TV. Draussen schönstes Wetter. Um ihn herum eine riesen Sauerei von Schoggi-Papierli.
Wir haben eine Abmachung, dass tagsüber nicht TV geschaut wird. Junior sagt, ihm sei langweilig. Niemand kümmert sich um ihn. Ich erkläre, dass dies so nicht stimmt, er wollte nicht mit Papa und Bruder mitgehen, zudem habe ich ihm mehrmals gerufen und ihm diverses angeboten und ER wollte nicht.
In diesem Moment kommt mein Freund und der andere Sohn zurück. Junior fragt, wo sie gewesen seien. Er hat schon vergessen, dass man ihn angefragt hat, ob er auch mitkommen wolle. Und dann macht Sohnemann einen riesen pubertären Aufstand, wegen der Mediensucht des Jüngeren. Er darf nämlich auch zu Hause nicht mehr an TV und PC.
Als ich frage, was es mit dieser Sauerei auf sich hat, kommt die Antwort wie aus der Pistole. "Er sei das nicht gewesen". Ausser Junior war die letzten 2 Stunden niemand in diesem Keller. Junior grinst und erzählt eine riesen Lügengeschichte, dass die Papierli bereits da lagen oder vielleicht war schnell meine Tochter da und hätte die Papierli hier hin geworfen, zudem hätte er diese Schoggi gar nicht gerne, er frage sich selber, welcher Blödmann einfach so Papierli verstreut, etc.
Es ist wie immer, er ist es einfach nie gewesen er verweigert Selbstverantwortung. Wir bleiben hart. Sein Grinsen wechselt zum Heulen und er spielt das Opfer falscher Anschuldigungen.
O.K. es ist egal, wer es war. Schlusstrich. Auch wenn er es nicht gewesen ist, so soll er bitte diese Sauerei auflesen und entsorgen.
Junikor weigert sich. Er sei doch nicht blöd, er werde doch nicht die Arbeit eines anderen machen. Er hat die Sauerei nicht veranstaltet, also räume er auch nicht auf und verliess heulend das Zimmer.
Sohnemann explodierte und erklärte, dass Junior diese Masche zu Hause ständig anwende. Schlussendlich scheisse die Mutter dann ihn zusammen und er müsse dann aufräumen und er habe es so satt. Verständlich.

Beim Znacht erzählt Junior en passant, was er wieder neustes erfahren hat. Und voll easy bringt er spannende Fakten einer Sendung, die er am Nachmittag gesehen hat. Seriell kann sich Junior ganz viel merken.

Als ich dann irgendwann Wäsche wasche, was nehme ich da aus dem Hosensack? Schoggi-Papierli.

Im anderen Thread habe ich gerade geschrieben: Kinder die man nicht fordert, verkümmern.
Warum nur krebst dieser Junge immer wieder zurück, sobald er etwas leisten muss? Sobald er für eine Tat Verantwortung übernehmen muss.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Bernina, ich kann schon verstehen, dass du explodierst, zumindest innerlich, manchmal.

Aber ja, du hörst dich arg frustriert und vorwurfsvoll an.

Zum Beispiel das Fernsehen bei schönem Wetter: es stört dich, das hört man - sonst würdest du es gar nicht erwähnen. Aber in den letzten Tagen hast du auch oft geschrieben, dass der Junge in der Badi ist: da ist er also draussen und gerne. Ist er halt lieber mit Freunden draussen? Ich kriege meine auch nie dazu, mir im Garten zu helfen.. aber kaum sind Freunde da, flitzen sie zum See runter und sind lustig unterwegs.
Als ich frage, was es mit dieser Sauerei auf sich hat, kommt die Antwort wie aus der Pistole. "Er sei das nicht gewesen"
Du denkst oder weisst sowieso, dass er es gewesen ist. Ich habe auch mit den Kindern meines Partners - und auch an mir selber- die Erfahrung gemacht, dass ich es nciht mag, wenn mir meine eigenen Fehler unter die Nase schmiert. Mein Ex hatte da so eine Formel, die mich echt zur Weissglut gebracht hat: "Kannst du mir erklären, was deine Schuhe schon wieder mitten im Wohnzimmer machen?" Ich hab mich so darüber aufgeregt. Er weiss, dass es meine sind, dass ich halt schlurig bin, er muss mir nicht noch mal sagen, wie unzulänglich ich bin...
Er kann einfach sagen: "Mich stören deine Schuhe." Durch diese Nachfrage über etwas, was er ohnehin wusste, sah, wurde ich noch viel agressiver als durch die einfache Bemerkung, dass es stört. Und leugnete. Vielleicht ist Junior ähnlich wie ich?

Abgesehen davon, wir sind alle manchmal sehr hilflos.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nein, ich explodiere nicht. Leider bin ich immer so ausgeglichen nett.
Aber was uns alle nervt, ist das Lügen und verdrehen der Tatsachen.

Wie genau ich den Satz formuliert habe, weiss ich nicht mehr. Mag sein, dass er vorwurfsvoll geklungen hat. Mich stört nicht, dass er TV schaut, denn PC ist ja nicht die bessere Alternative. Wir haben ihm aber keine PC-Beschränkung gegeben, damit er nachher TV schaut. Fact, er schaut TV, weil ihm langweilig ist und spielt den armen, den man im Stich gelassen hat. Wahrheit, er wollte nicht mit und er wollte auch nicht mit mir was machen. Er erfindet eine riesen Story um diese Schoggi-Papierli, gibt meiner Tochter die Schuld, die jenes WE gar nicht da war. Und weil er mit seinen Lügengeschichten nicht überzeugen kann, beginnt er zu heulen und läuft davon. Er hätte ja sagen können. Ja, ich hatte Hunger und fand nichts besseres. Er weiss genau, dass er eigentlich nicht Schoggi essen darf, weil wir und seine Mutter die Ernährung so anpassen, damit er endlich abnimmt.

Er sagt sehr oft: nie glaubt ihr mir. Ja, wenn jemand immer und so offensichtlich lügt, dann wird es schwierig. Sein Vater hat ihm dann ruhig und ehrlich erklärt, dass es für uns schwierig sei, Geschichten zu glauben, die so überhaupt nicht stimmen können. Wir konnten auch schon nachweisen, dass er uns, die Mutter und die Lehrerin angelogen hat. Er ist dann aber immer sehr stolz darauf und findet sich originell.

Letzhin kommt er mit pflotschnassen Haaren herunter. Wir fragen humorvoll, ob ihm jemand eine Dusche verpasst hat? Er sagt, er hätte seine Haare neu stylen müssen und dazu die Haare gewaschen. Er hätte extrem viel Gel gebraucht, die Haare wollten nicht stehen. Ich erklärte, dass man für seine Frisur den Gel ins trockene Haar geben müsse. Er meinte, er hätte seine Haare auch ganz trocken gefönt. Komisch ist nur, wir haben keinen Fön gehört. O.k.mag sein.
Seine Haare waren aber so nass, dass kleine Bäche dem Hals runterliefen und innert kurzer Zeit sein T-Shirt um den Hals nass war. Papa griff in seine Haar, drückte aus und machte einen See am Boden.
Junior verteidigte, dass man mit diesem Fön eben auch einen Nasseffekt erzielen kann. He?

Er behauptet, er hätte den Tisch gedeckt. Komisch, ist aber nichts zu sehen. Er sagt, dann hätte halt jemand wieder alles versorgt. Wahrscheinlich hat dieser jemand geglaubt, wir hätten bereits gegessen. Auf jeden Fall mache er diese Arbeit nicht noch einmal.
Wir haben aber kein Geschirrgeklapper gehört und auch keine Kühlschranktür.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Gerade ist mein Freund von der Arbeit nach Hause gekommen. Mit dem neusten Junior-Geschichtli.
Der Junge habe ihm telefoniert und gefragt, wann wir überhaupt in die Ferien fahren? Seit Urzeiten fährt mein Freund am Freitagabend ab. Der ganze Ablauf hat eine feste Tradition, welche wir zwei Frauen auch strikte einhalten.
Nun also, wollte der Junge fragen, ob er am Freitag-Abend zu einem Kollegen an eine Party dürfe? Er komme dann irgendwann. He?
Der Junge hat hier weder fürs Pfadi-Lager gepackt noch für unsere Ferien.

Bin ich/sind wir die einzigen, die solch abstruse Situationen erleben?
tabida
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Beitrag von tabida »

Nein, Bernina, Du bist keinesfalls die Einzige die solche Situationen erlebt. Unsere "Kinderwochenden" strotzen davon, oder fallen gar ins Wasser, weil sich die Tochter einfach nicht an den Vater "erinnert".

Da es aber nicht mein Kind ist, überlasse ich das inzwischen ganz meinem Freund (also wenn wir z.B. auf den Zug müssen, dann muss halt er schauen, dass sie parat ist. Wenn sie vergessen die Badehosen einzupacken, so ist das sein Problem......). Geht bei uns sicher besser, weil es ein Kind ist und ich selber keine Kinder habe. Ist aber für mich auch manchmal schwierig, weil ich eigentlich nie weiss, wie die Wochenenden ablaufen und wir auch keine Ferien buchen können. Das ist nun halt einfach so.
Ich kann inzwischen auch recht gut einfach zuhören was sie erzählt und es einfach so nehmen: ich weiss nicht obs stimmt oder nicht. Es kann sein, dass sie schon ein zwei Sätze später das Gegenteil erzählt..... Ist einfach so... Wenn die Eltern da nicht nachhacken, kann ich das auch nicht ändern.

Ich würde es anders machen, was sicher zu Spannungen führt. Aber wie Anita sagt: Wer sagt denn, dass ich es "richtig" machen würde. Jeder Mensch ist eben anders und hat andere Bedürfnisse.

Ich erkläre mich dieses einfach nicht fassbare darin, dass sie eben mit der Trennung (und wie die Eltern damit umgingen) eben nicht so klar kommt. Es hat sie damals niemand gefragt, ob sie das toll findet. Es fragt sie niemand ob sie das pendeln gut findet und und und.....

Ich wünsch Dir trotz allem schöne und erholsame Ferien.

Gruess
Tabida
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

hallo zusammen,

solche Situationen hatten wir auch. Es hat sich aber gelegt.

Ein Patentrezept gibt es da vermutlich nicht.

Sohni kannte die Eigenschaft "Ergeiz" und "Wille" nicht. Da mussten wir uns ganz, ganz langsam daran tasten. Belehrungen haben da nichts genützt, im Gegenteil. Damit hat er sich angegriffen gefühlt und verletzt im Stil von "ich kann nichts richtig machen, ich bin nichts".

Ich habe wie bei den beiden Kleinen halt angefangen viele zu komentieren und Gespräche führen. Aus meinem Leben zu erzählen wie ich gewisse Dinge erlebt habe, wie ich aufgewachsen bin. Wir haben Problem-Situationen erklärt, dann wenn sie nicht aktuell waren.

So haben wir eine Ebene geschaffen die heute noch funktioniert.

Über unseren Sohn wird gesagt, dass er "kein Gedächtnis" hat, er sich nie konzentrieren kann und ständig in Bewegung ist.
Wir kennen ihn ganz anders, Heute auf jeden Fall.

Wie soll ein Kind dem man nicht s zutraut, ihm ständig seine "negativen" Seiten vor Augen führt, es denn anders machen. Für was und wieso?

Ich sagte mal zu Sohni, gell wieso soll s auch klappen, es traut Dir ja fast niemand etwas zu. Er hat so Augen gemacht :shock: . Ich sagte ihm, dass ich weiss wie intelligent er sei und das er mir/uns das auch zeigen darf und soll. Er seinen Lebensweg machen werde und das gut. Er in meinem Augen ein toller Mensch sei und sich selbst immer mehr kennenlernen werde. Ich ihm unsagbar Vertraue und mir seine Meinung wichtig sei. Ich mir bewusst sei, dass ich wie andere Menschen die sein Leben begleiten, viele Fehler machte und noch machen werde, ich da seine Hilfe brauche damit ich das merken und ändern könne.

Und ganz zu Schluss, dass ich ihn sehr gerne habe und er eine grosse Bereicherung in meinem Leben sei.

Solche Gespräche führe ich viel mit den beiden Grossen. Es schafft eine Beziehung und Basis die dann sehr viel trägt und erträgt.

ABER alles hängt von uns Erwachsenen ab. Von unserer Fähigkeit und Lernbereitschaft unsere Lebenssituation anzunehmen und positiv umzugehen.


Ja, nennt mich eine Träumerin, nennt mich naiv *gacker*. Ich bin s , ja das ist so

Crazy Grüsse von Mopheus
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