Abgesackte Schulleistungen

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Delphia
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Abgesackte Schulleistungen

Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Wie das so ist, wenn ich meine, alles läuft bei uns ziemlich rund, kommt das nächste... Ist bei Euch doch auch so, oder?

Meine Tochter (14) besucht seit letzten Sommer die durchlässige Oberstufe, die wir bei uns neu einführt haben. Wir führen Stammklassen E (erweiterte Anforderungen) und G (Grundanforderungen). Im Französisch und in der Mathematik führen wir Niveaufächer G (Grundanforderungen), M (mittlere Anforderungen) und E (erweiterte Anforderungen). In den Niveaufächer können die Schüler Ende Semester runtergestuft oder auch hochgestuft werden.

Letzten November hat uns der Klassenlehrer angerufen und mitgeteilt, dass unsere Tochter im Franz (meine Muttersprache ist Französisch und bis vor acht Jahren haben wir fast nur Französisch gesprochen zu Hause) runtergestuft wird von E ins G, wenn sie die nächsten Prüfungen nicht sofort besser werde. Wir waren erstaunt, denn wir wussten nicht, dass es ihr so schlecht geht, die Prüfungsnoten waren ok. Eine Woche später stand der Entschluss fest! Sofort haben wir ein Elterngespräch verlangt, an welchem auch die Franzlehrerin anwesend war. Es stellte sich heraus, dass die ersten vier Prüfungen im Semester schlecht gewesen waren und wir diese nie gesehen haben.... Eine Meldung via Kontaktheft (erst seit zwei Jahren eingeführt) ist nie nach Hause gekommen. Tja, aufgrund der mündlichen Note (!) und des Elterngesprächs ist sie doch im E geblieben. Der Schnitt reichte auch. Aber ich wurde damals den Verdacht nicht los, dass wenn wir nicht eingegriffen hätten, sie zurückgestuft worden wäre. :roll: Damals war ihr ganzer Durchschnitt 4.8.

Nun zu jetzt: seit dann notiere ich jede Prüfungsnote in einer Exceltabelle... Ihr Notenschnitt ist jetzt: 3.65!!! Es betrifft alle Fächer, nicht nur ein Fach. Ob sie das willentlich macht? Selbstverständlich haben wir mit ihr geredet und sie weiss nicht warum. Für uns ist klar, dass sie lernfaul ist. Ihre drei älteren Geschwister sind jetzt an der Kantonsschule und sie war klar der Meinung, dass sie diese auch schafft. Ihre Geschwister lernen für die Schule wenig, es fällt ihnen alles relativ leicht. Mein Mann ist nach wie vor überzeugt, dass sie ebenfalls eine gute Gymnasiumschülerin wäre, ich meine sie ist eine gute Sekschülerin. Zu Hause ist sie eine richtige pubertierende Girl, die uns manchmal fast zur Verzweiflung bringt.

Mein Mann weilt zurzeit in den USA seit letzten Sonntag und bis zum nächsten Mittwoch. Ich kann Euch sagen, ich verzweifle fast... Ich habe jetzt ein Elterngespräch auf nächsten Dienstag Nachmittag abgemacht und ebenfalls gebeten, dass der Schulsozialarbeiter dabei ist.

Was denkt Ihr? Es werden bestimmt viele Fragen kommen, die ich dann gerne beantworte. Ich persönlich habe Angst, dass sie völlig versagt, aber ich weiss, sie packt es schon, nur muss es immer auf dem schwierigen Weg sein?

Beste Grüsse
Delphia
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baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Delphia,

Ich glaube in einer solchen schwierigen Phase brauchen die Kinder einfach, dass sie spüren, dass du ihnen vertraust. Dass wir vertrauen, dass sie ihren Weg auf ihre Art machen werden. Und wenn der Weg ein anderer ist, als wir das möchten, so müssen wir lernen, den ihren zu respektieren.

Das sage ich so einfach aus dem Bürosessel der Patchworkerin, die noch keine Pubbies hat.

Was sagt denn deine Tochter - es ist deine leibliche, gell? - zu ihrem Tiefflug?

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
Anita

Beitrag von Anita »

aus den schwierigen wegen lernen wir am meisten :D
Für uns ist klar, dass sie lernfaul ist.
Mein Mann ist nach wie vor überzeugt, dass sie...
es ist nicht einfach erwartungen und bewertungen stand zu halten...da ist es doch viiiel einfacher, sich fallen zu lassen...

vor was genau hast DU angst, wenn deine tochter einen anderen weg geht als ihr vorgesehen habt?

sie ist 14. und will sich abgrenzen - übrigens auch von ihren geschwistern! das kann schon grund genug sein... - vielleicht ist ihr das sehr wichtig?

gibt es sonst ein ereignis das in zusammenhang gebracht werden kann?
zb ihr vater, der vor ein paar monaten wenig freude hatte an eurem damaligen projekt?

hat sie zum sozialarbeiter einen besonderen draht, dass du ihn dabei haben willst?

lg
anita
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Babö und hallo Anita

Zuerst mal vielen Dank für Eure Antworten. Hat mich gefreut, als ich diese gelesen habe. Genau solche Gedanken gehen mir teilweise durch den Kopf.

@ Babö: ja, sie ist meine leibliche Tochter. Das sagst Du schon aus dem "Bürosessel" der Patchworkerin und das ist völlig ok, kann ich gut verstehen und auch Deine Aussage ist völlig normal und ich verstehe sie auch richtig. Keine Angst. Es gehört für mich auch dazu, dass sich unsere jungen Mädchen ablösen... ;-)

@ Anita: die Erwartungen meines Ex-Mannes sind sehr hoch, was unsere gemeinsamen Kinder anbetrifft. Ich sehe es da schon anders. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen und das sage ich auch, dass für mich wichtig ist, dass sie etwas lernen, an dem sie Freude haben. Ich glaube, Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Früher war sie eher introvertiert und jetzt ist die "Explosion" nach aussen gekommen und da sind alle überrascht, ich vielleicht am meisten... :idea: Sie wehrt sich nun auch gegen die älteren "Geschwister", was gewisse Ausbrüche zufolge hat (siehe dazu anderen Thread unter Stiefkinder). Ich frage mich nur, ob es auf diese Art sein muss?

Ein Ereignis gibt es in diesem Sinne nicht. Das genannte Projekt ist abgesagt worden und die Situation hat sich wieder völlig entspannt, wie es vorher war. Die jugendliche Liebe könnte auch eine Rolle spielen, aber dass man gleich so massiv absackt... Die momentane Situation passt ihr schon überhaupt nicht, aber eine Lösung hat sie eben nicht. Das Elterngespräch findet also nächsten Dienstag statt.

Thema Schulsozialarbeiter: der ist den Schülern bereits bekannt, weil er in der letztjährigen Klasse schon mal im Einsatz war. Sie ist froh, wenn wir uns professionelle Hilfe holen, sie findet es in Ordnung, wenn er dabei ist, dann ist es für mich auch ok.

Vielen Dank für das Mitgefühl, hat es sehr gut getan.

Guten Wochenstart! Nächste Knacknuss auf den anderen Thread...
Delphia
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Nin
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Beitrag von Nin »

Delphia, die Schulleistungen meiner "Stieftocher" sind neulich auch massiv abgesackt - aber ich bin sehr müde heute. Hoffentlich kann ich mich bald zu einem längeren Kommentar hinreissen!
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Wie ging es weiter?

Elterngespräch: der Lehrer ist klar der Meinung, dass sie die Sek E problemlos schaffen kann. Wir glaubten sogar, dass sie bewusst schlechte Noten über alle Fächer ausser in der Mathematik (ein Fach, in welchem sie eigentlich nicht besonders brilliert) geschrieben hat, um mit ihrer Freundin in der gleichen Klasse (Sek G) zu sein. Das hat unsere Tochter klar verneint. Sie hat erfahren, dass es für sie fünf vor zwölf ist. Sie hat noch genau zwei Wochen Zeit, um ihren Schnitt raufzuholen, denn dann ist Notenabgabe. Konkret heisst das = keine ungenügende Note mehr. Sie will auch darauf hin arbeiten.

Kinesiologie: Termin von heute. Bei ihr ist das Yan und Yin (männlich und weiblich) nicht gleichmässig verteilt. Sie selbst schätzt 15% männlich und sonst nur weiblich. Fazit: sie weiss, dass sie es zulassen darf mehr "männliche" Aspekte in ihrem Leben zuzulassen. Es hat damit zu tun, dass ihr Vater sie gar nicht richtig akzeptiert, da männliche Nachkommen wichtiger sind. Das ist die Kurzform des Besuchs. Sie wird jetzt gestärkt und weiss, dass sie die männlichen Gene in sich entfalten darf. Ich glaube auch, dass sie es schaffen kann, nur hoffe ich, dass der Zeitpunkt noch nicht zu spät ist.

Das wär's für den Moment.

Beste Grüsse
Delphia
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baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Delphie,

Das klingt ja spannend und positiv! Danke für den Bericht! Ich denke, ich spüre aus deinen Zeilen auch, dass es für die Tochter schön und wichtig war zu spüren, wie ihr euch Sorgen um sie macht.

Herzlich

Babö
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Wie geht es ihr nun heute:

Gegen Ende des Schuljahres hatte sie sich so weit aufgefangen, dass sie in ihrer Stammklasse bleiben konnte und in den Niveaufächern auch :D .

Kürzlich wurden wir (meine Tochter, mein Mann=freiwillig und ich) vom Beistand zu einem Gespräch eingeladen. Mein Ex-Mann hatte beim Beistand Radau gemacht, weil die Leistungen SEINER Tochter miserabel seien. Im Gespräch hat meine Tochter mitgeteilt, dass sie der Meinung ist, dass die Aussagen ihres Vaters nicht Ernst gemeint sind, wenn er z.Bsp. sagt, dass sie später einen guten Job haben sollte. Es ist ihm wahrscheinlich egal. Dass wir uns Sorgen um sie machen, scheint sie nicht gross zu kümmern, sie zuckt ein bisschen mit den Achseln :cry: .

Die Sitzung hat gute 1,5 h gedauert. Es hat sich herausgestellt:

- wir bieten ihr genügend Unterstützung
- die notwendige Zeit, um Aufgaben zu lösen, ist vorhanden, dafür muss sie ein bisschen weniger in ihrer Freizeit im Reitstall verbringen
- sie sollte mehr Zeit für ihre Aufgaben aufwenden (8. Klasse = ca 30 Minuten pro Tag sitzt sie hin, das ist zu wenig aufgrund der Leistungen)

Die Mutter kann oder soll:

- das Aufgabenbuch ab und zu kontrollieren (mittlerweile tägliche Kontrolle, weil die Aufgaben auch nicht alle bei ihr aufgeführt sind und sie sich daran erinnert, wenn wir die Stundentafel vom Tag durchgehen, diese enge Kontrolle passt ihr nicht, mir auch nicht habe ich ihr gesagt...)
- Hilfe bieten, wenn verlangt (wird nicht verlangt...)
- für sie da sein

Wir mussten ein Elterngespräch mit dem Klassenlehrer vereinbaren => 11.9. und meine Tochter muss dann am Beistand selbständig rapportieren, was im Elterngespräch besprochen wurde. Termin auch abgemacht.

Nun erfahre ich von ihrem Mathelehrer (Klassenlehrer) gestern, dass ihre am Freitag geschriebene Matheprüfung miserabel gewesen sei. Letzte Woche konnte ich ihr Mathe nicht erklären, weil sie bockte. Mein Mann hat es dann versucht (als Berechnungsingenieur hat er sowieso das bessere Wissen und kann es auch besser erklären als ich), auch bei ihm hat sie zugemacht. Warum wollten wir Mathe erklären? Nur weil bei der Stichprobe die zwei von mir gecheckten Aufgaben nicht richtig gelöst waren. Einfach: wenn ich die Länge einer Strecke rausfinden muss, ergibt das Resultat ganz sicher niemals etwas in m2! Soviel Ahnung von Mathe habe ich auch ;-)

Zum Thema meinte sie gestern Abend: sie sei einfach schlecht in Prüfungen, das sei halt so. Ich habe ihr erklärt, dass ich sie verstehe, sie hätte in letzter Zeit wirklich ungenügende Noten nach Hause gebracht. Was sie dafür machen könne, dass die Noten sich wieder bessern? Gar nichts, meinte sie. Habe ihr eine Tabelle gezeichnet, dass mit der steigenden Übung sich die Noten entsprechend auch bessern können. Es lohne sich einfach mal zu probieren. Kein Interesse!

Ich habe nun ein Buch "effektiv denken - effektiv lernen" hier. Autor: Fabian Grolimund. Habe mal drin gestöbert, scheint gut zu sein.

Trotzdem bin ich um Tips dankbar ;-). Wieder in die Kinesiologie? Mein Mann meinte, das nütze nichts. Konkreter Vorschlag von ihm ist auch nicht gekommen...

Versteht mich richtig: ich bin nicht dafür Kinder zu pushen, aber in ihrem Fall sind sich alle Fachleute einig: sie ist ganz klar eine Sekschülerin!

Sie muss ihren eigenen Weg gehen, aber ich kann sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen, sie verbaut sich ihre Zukunft.

eine ein bisschen hilflose Delphia

Schönen Tag noch
Delphia
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Delphia

Ja, ich kann dich sooooo gut verstehen. Wenn es um die berufliche Zukunft geht, dann haben Kinder kein Zeitgefühl. Sie haben ja noch 80 Jahre Zeit sich irgendwie zu bilden. Wieso soll ich mich gerade jetzt anstrengen? Jetzt ist Reiten viel lässiger.

Kinder wollen nicht verstehen, dass die Würfel im Alter zwischen 16 und vielleicht 20 Jahren fallen. Dann werden die guten Lehrstellen vergeben. Klar kann man auf dem 2. Bildungsweg vieles nach- aufholen. Nur dann wirds viel mühsamer und teurer.

Aber wenn jemand gute Tipps hat, ich lese auch gerne mit. Der Jüngere vergeudet auch sein Talent. Er hat es zwar - und das ist für alle unverständlich - in die Sek A geschafft. Gemäss letztem Zeugnis müsste er aber fast in die Sek C. Aber die Einteilung erfolgte früher. Es wird sich nun zeigen, ob er mithalten kann.

Nach Allan Guggenbühl müsste man so lernfaule Kinder einfach aus der Schule nehmen und sie arbeiten lassen. Diese Lernverweigerung ist auch eine pubertäre Demonstration, Selbstverantwortung zu übernehmen. Dass der Schuss nach hinten geht, können sie vermutlich erst in der Arbeitswelt erkennen.

Dafür finde ich das mit dem Beistand posititv. Unser jetziger Beistand ist schon einiges besser. Aber er könnte noch mehr für die Kinder tun.
Anita

Beitrag von Anita »

ich kann das jetzt gut schreiben... - meine mädels sind noch kleiner und für die schulentscheide der stiefsöhne ist ihre mutter verantwortlich - ...und doch hinterlasse ich einfach nochmals meine meinung.

ich glaube der einzige punkt, wo ihr helfen könnt ist hier:
sie sei einfach schlecht in Prüfungen, das sei halt so
gegen oder besser an prüfungsangst kann sie arbeiten, wenn sie das möchte. kinesiologie ist sicher eine möglichkeit.
ich kenne menschen die sind genial, kriegen aber keine prüfung richtig hin und konnten darum auch beruflich nicht aufsteigen...sehr schade :(

"die verbaute zukunft" muss es ja nicht gleich werden....vielleicht geht sie einfach einen umweg ;)
ich glaube, alleine das wir eltern an "unsere" kinder glauben, hilft ihnen mehr, als die vorgesetzte angst (ursprung?) es könnte nichts aus ihnen werden.
wenn jemand in mich vertraut, traue ich mir auch mehr zu und das ermutigt mich auch schritte zu gehen, die mich verunsichern.

ach es ist auch einfach gemein, dass sie genau in dem alter so viele entscheide treffen müss(t)en....
aber wie schon geschrieben wurde - es ist wirklich nie zu spät...nur schwieriger - dafür dann aber aus vollem herzen - weil man es dann ja will! emal mir geht es so :D

lg
anita
tabida
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Beitrag von tabida »

Bernina hat geschrieben: Kinder wollen nicht verstehen, dass die Würfel im Alter zwischen 16 und vielleicht 20 Jahren fallen.
Kinder können nicht verstehen..... ist mindestens meine Meinung und Du sagst es auch selber: sie haben kein Zeitgefühl, was die berufliche Zukunft betrifft.
Ich muss auch im Rückblick sagen: Mein Leben hat mich gelernt, dass nichts für sicher ist. Ich habe mir mein Leben mit 20 ganz anders vorsgestellt. Vieles können wir zwar selber in die Hände nehmen, aber es kann eben auch vieles passieren, was wir nicht steuer können... Die Würfel fallen immer mal wieder neu im Leben.
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Hallo zusammen,


Liebe Delphia,

unser Mädel besucht die zweite Mehrklasse. Der Junge die fünfte Primarschule.

Eigentlich sind bei uns beide "Sorgenkinder" bez. Schule, jedoch in die gegensätzliche Richtung.

Mädel: hält sich für "abnormal", weil die Schule keine Herausforderung ist für sie. Hausaufgaben sind in 2-5min. erledigt. Zig Seiten lesen in einem Buch, bubbig weil überfliegen reicht. Sozialkontakte mit den Mitschülerin in der Freizeit gleich null. Hobby s auswärts uninteressant.
:arrow: Schulpsyologische Abklärung sind wir am vorbesprechen mit ihr. SIE muss es wollen, damit wir das in die Wege leiten können.

Junge: Auffälliges Verhalten in der Schule seit Beginn. Nun stand war er prof. für den Übertritt in die fünfte Klasse und Sohni ist "endlich aufgewacht". Seit Anfang Jahr kommt er 2xwöchentlich in die Nachhilfe zu mir. Zuerst Verweigerung auf der ganzen Linie. Miserable Schrift, alles verschmiert, Ausreden und Erklärungsversuche (ich chan das ned, das muss reichen, scheiss-Lehrer. )

Er musste sein Lernverhalten ändern, Routine lernen (man kommt an, trinkt etwas geht auf s WC und knappert etwas. Dannach Aufgabenheft konsultieren, Aufgaben Themen sortieren und entscheiden wo man beginnt.)
Viel loben, sehr konsequent sein, Zugeständnise machen (Strafaufgaben Text abschreiben wird von mir regelmässig diktiert, weil s nur schön geschrieben sein muss und "keinen sonstigen Lerneffekt hat".)
:arrow: Grenzen setzen! War hier eines der "Schlagwörter". Logische Konsequenzen aufzeigen.
alternative Lernmethoden bieten: Auswendig lernen, zig mal vorlesen, herumgehen dabei, Schritte zählen, Esels-brücken schlagen.
Franz: "r" richtig aussprechen, dafür mit Wasser gurgeln und mit der Hand an s Gurgeli fassen.
:idea: Übertritt bestanden, lernt heute sehr selbstständig und selbstkritisch, holt Hilfe und nimmt sie meistens an. (er brauchte einen starken Rahmen und eine Umorganisation auch vom Schulmaterial.) Geht jetzt lieber in die Schule und bekommt Lobe statt Tadel.

Zu Deiner/Euer Tochter:
es ist da schwierig etwas bei zu steuern, zumal ich sie nicht kenne.
Ich persönlich würde aber versuchen eine "aussenstehende" Person ein zu beziehen. Gotti, Nachbarin die sie mag, andere Geschwister (evtl.). Vielleicht mal eine Woche oder zwei? Dann schauen, was ist am "Verhalten" anders. Sind s pupertäre Machtkämpfe? Sind s wirklich Schulprobleme.
Dannach zusammensitzen und gemeinsam besprechen was, wie , geändert werden kann.

Zugegeben, in einem bin ich sicher extrem! Für mich ist die Schulzeit eine erste Ausbildungszeit und das vermittle ich den Kindern auch genau so. Zuerst kommt die Schule, dannach die Freizeit. Ich will nicht elitär sein. Mir ist es "egal" ob ein Kind studiert und Co. oder eine Ausbildung macht, aber für das Fundament sind wir der Rahmen. Sie und ihre Fähigkeiten entscheiden wie gross das Haus darauf wird. Wackelt aber bereits das Fundament, wird das Haus waggelig und muss ständig gestützt und geflickt werden.
Dieses Bild habe ich den Kids schon mehr als einmal aufgezeichnet und besprochen. Das Mädel und der Junge haben sich das mit Interesse angeschaut und ihre Ideen angebracht.

Toi, Toi Morpheus
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hey super Morpheus

Genau habe ich auch mit meiner Tochter gesprochen. Ich habe ihr auch gezeigt, wie man sich nach der Schule organisiert, resp. an die Hausaufgaben geht. Bis jetzt ist alles gut.
Und vor allem habe ich ihr erklärt, dass ihr teures Hobby nicht von den Eltern finanziert wird. Wenn sie sich also als Erwachsene alle diese Träume erfüllen möchte, dann soll sie etwas lernen, womit sie das alles auch finanzieren kann. Sie selber hat es in der Hand.


Bei Junior ist eben niemand zu Hause, der in betreut. Seine Mutter ist fast immer abwesend. Er alleine ist überfordert, sich alleine zu betreuen.
Wenn er hier ist, machen wir es genauso wie du es erklärt hast. Auch er verweigert sich und findet es blöd, wenn ich ihm aufzeige, wie man Pult und HA ordnet. Er findet alles egal. Und er will nicht mal mir - ausgebildete Lehrerin - glauben, weil ich habe ja keine Ahnung.
Irgendwann hat er es aber eingesehen. Nur, hier macht er sehr selten Aufgaben und darum bleibt unser Effort bei null.

@ Delphia
So wie ich dich kenne, engagierst du dich mehr als genug für das Kind. Was wäre, wenn ihr euch zurück zieht. Das Mädchen kann machen, was es will. Sogar PC und TV ohne Regeln. Sie soll ein Lotterleben führen dürfen. Ihr legt die Verantwortung ganz in ihre Hände, weil sie ja schon genug alt ist. Dem Lehrer würde ich das aber mitteilen, dass ihr hier einen Test wagt.
Nach 2 Wochen wird Bilanz gemacht.

Möchte deine Tochter später nicht ein eigenes Pferd mit einem eigenen Stall? Kostenpunkt mind. 1'000 Fr. pro Monat.

Bei den Jungs haben wir mal eine Aufstellung gemacht, in welchem Beruf, resp. mit welchem Abschluss man wieviel verdient.

Beispiel Gärtner: ich habe mal gegoogelt
Anlehre / Hilfskraft 3500 - 3800 Fr.
Eine normale Lehre ca: 4500 - 5000 Fr.
mit BMS ab 5800 Fr.
Agronom mit Studium keine Ahnung, aber sicher viel mehr

Es ist mehr oder weniger immer der gleiche Beruf. Aber je nach Schulabschluss sieht es gehaltsmässig ganz anders aus. Dazu kommt, dass sich der Ältere nicht vorstellen kann, eine untergeordnete Stelle zu haben. Wenn er also nicht Gango Bringo werden möchte, ....?!?! Und das ist ihm dann schon eingefahren. Seither nimmt er die Schule ernster.
Der Jüngere will einfach nichts ernst nehmen und macht dann wieder einen Kaperliwitz: Er wird dann halt Arbeitsloser mit BMS-Abschluss.

Diese Diskussion führten wir mal, als die Jungs ihre Lebenswünsche äusserten. Der eine möchte auch mal was mit vielen Pferden. Aber als PS in seinem Potenzschlitten. Kostenpunkt ab 100'000 Fr. plus überteuerte Versicherung.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo morpheus,

lass Deine Tochter doch abklären, wenn Du sie irgendwie davon überzeugen kannst! Begabung kann zu einer echten Last werden...

Mein Mittlerer geht nun seit zwei Wochen in die neue kombinierte Klasse und blüht langsam auf. Aber: Routineaufgaben sind und bleiben ihm verhasst und auch das muss er lernen. Während der Brüche im Kopf in Sekundenschnelle rechnet, dauert es Stunden, bis er einen für ihn langweiligen Text abgeschrieben hat. Es ist eine Qual. Ich sitze daneben und diktiere ihm Wort für Wort. Schönschrift findet er überflüssig, er will immer Neues entdecken, denken, kreativ sein. Nur so ist das Leben nicht. Auch ein sehr begabter Mensch muss lernen, wird einmal in welchem Beruf auch immer Routineaufgaben haben. Es ist sehr schwer, das mit ihm durchzuhalten und seinen Frust zu ertragen. Aber in der neuen Klasse gibt es "Bonbons": die Aufgaben der höheren Klasse, sehr selbständiges Arbeiten nach Wochenplan, viele Bücher im Klassenzimmer. Dazu nimmt er an einem Begabtenprogramm teil und geht in eine Art Kunstprojekt. Auf mich wirkt es mehr wie Kunsttherapie und scheint genau richtig für ihn, er liebt es! Diese Dinge helfen ihm durchzuhalten.

Ein begabtes Kind KANN nicht automatisch mehr als andere, es hat nur mehr Kapazitäten, etwas zu lernen. Wenn es nicht die richtige Art von Unterstützung bekommt, wird die Begabung nicht weiterhelfen im Leben, ganz im Gegenteil.

Gerade das mit den Sozialkontakten ist auch recht typisch. In dem Kunstprojekt ist mein Sohn jetzt unter Kindern, die so sind wie er: alles totale Individualisten, die lernen müssen, miteinander nicht nur auszukommen, sondern wirklich miteinander zu arbeiten und ihre ganzen positiven Kräfte für eine Sache gemeinsam einzusetzen.
In der Nachbarschaft haben wir Glück, neuerdings himmelt er sogar ein Mädchen an, die ein Jahr jünger ist als er. Das finde ich sehr positiv, denn sonst gibt er sich nur mit Älteren ab, die ihm dann emotional doch überlegen sind. Mal schauen, wie es in der neuen Klasse wird. Immerhin erzählt er von anderen Kindern dort....Aber als ich mit ihm in der Schule war, war ich entsetzt: er kann die anderen wie Luft behandeln, total arrogant (was aber sicher eher Schüchternheit ist oder Unsicherheit mit Gleichaltrigen.....aber natürlich nicht gut ankommt....).

Ich glaube übrigens nicht unbedingt, dass die Aussicht, sich materielle Wünsche zu erfüllen, wirklich langfristig hilft in der Motivation für die Schule. Eher versuche ich, den Kindern möglichst breite Einblicke in die Welt und das Leben zu geben, ihre Interessen und Begabungen zu unterstützen. Sie müssen irgendwann etwas für sich finden, dass sie so erfüllt, dass sie auch die unangenehmen Seiten in Kauf nehmen. Und mir ist es wie morpheus völlig egal ob das eine Lehre oder ein Studium ist! Es sollte ihnen eben entsprechen in ihren Fähigkeiten und Interessen!
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Carlotta

Das freut mich für deinen Sohn. Es trägt sicher zu viel mehr Ruhe bei, wenn sich ein Kind in der Schule intellektuell ernst genommen fühlt.

Ich gebe dir Recht. Kinder kann man nicht zu einer Ausbildung zwingen.

Selbsteinschätzung ist da etwas, was Kinder hier an der Schule schon früh lernen. Sie müssen sich selber benoten, d.h. sich selber ein Zeugnis schreiben. Nachher wird verglichen.

Dann unterscheide ich noch was Wünsche anbelangt. Es gibt Wünsche, die man wirklich realisieren möchte und solche, die Träume bleiben. Nun habe ich die Wahl. Dem Kind den Wunsch absprechen, da es ihn eh nie erreichen wird, oder das Kind unterstützen, motivieren.

Und wenn der Ältere immer wieder von Gymi spricht, dann muss man ihm auch erhlich sagen, ob er es mit seiner jetzigen Leistung schafft. Ich finde es genauso schlimm, wenn man Kindern etwas vorgaukelt.

Übrigens musste der Ältere ein paar Mal staubsaugen. Er fand es dann ziemlich anstrengend und schwor sich, wenn er gross sei, dann wolle er kein so grosses Haus, da muss man ja soooo viel putzen. Und er hat es ja gerne sauber. Zudem kommt es günstiger.

Dann fragte ich den Jüngeren, wie und wo er sich mal seine Traumwohnung vorstelle?
Er werde mal bei seinem Bruder wohnen. Erstens sei das dann gratis und zweitens werde der Bruder sowieso auch noch für ihn putzen.
Junior ist wirklich ein Pascha, wie es sein Psychiater gesagt hat.

Ich hoffe, irgendwo wird heute noch ein Mädchen nach altem Rollenmuster erzogen, sonst wird Junior mal ins Männerheim ziehen. :roll:
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