Sitzordnung am Familientisch

Erziehung ganz allgemein
baboe
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Sitzordnung am Familientisch

Beitrag von baboe »

Hallo Ihr,

Ich habe in unserer Patchworkfamilie sehr gute Erfahrungen mit der Aenderung der Sitzordnung am Patchwork-Familientisch gemacht. Vielleicht hat jemand noch weitere Anregungen dazu.

Wir haben einen runden Tisch, an dem die ganze Familie Platz findet. Früher sass links von mir mein Sohn, der Kleinste in der Familie und rechts von mir meine Tochter. Meine Tochter hat mich immer sehr, sehr in Anspruch genommen: dauernd an mir rumgenestelt und gezogen während dem Essen. Sie konnte mich kaum in Ruhe lassen.
Ich fand es auch auf die Dauer störend, dass meine beiden eigenen Kinder die "Ehrenplätze" haben, rechts und links von mir. Kaum dass der Kleinste selbständig genug essen konnte, habe ich die Sitzordnung geändert.
Ich habe - wie bei einem Soziogramm - allen in der Familie den Auftrag gegeben, einen ersten und einen zweiten Wunsch aufzuschreiben, neben wem sie sitzen wollten und einen Wunsch neben wem sie nicht sitzen wollten aufzuschreiben. Diese Zettel habe nur ich gesehen. Jedem Kind wurde zugesichert, wenigstens einen der beiden Wünsche erfüllt zu bekommen. Ich konnte eine Sitzordnung herstellen (Zum Glück!).
Seit nun meine Tochter vis-à-vis von mir sitzt hat sich ihre Selbständigkeit beim Essen wesentlich verbessert. Nun sitzt zwischen dem Kleinsten und mir mein Mann. Rechts von mir sitzt der Mittlere der fünf Kinder. Er hat die schwächste Position in der Familie. Neben mir zu sitzen hat ihn erstaunlich gestärkt. Das hat mich sehr gefreut und bewogen, hier darüber zu berichten.

Es gibt zu diesem Thema ganze Regeln und - glaub ich - auch Bücher. Hat jemand auch Erfahrungen zu diesem Thema gemacht?

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
regi 45
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Beitrag von regi 45 »

Liebe baboe
Bei uns war es so, dass die Kinder beim Essen oft ihre Streiterein austrugen, sich neckten und dadurch herrschte oftmals eine ungemütliche, hektische Stimmung bei Tisch. Ich weiss nicht was Du von Hellinger hältst Ich habe ich eine sehr ambivalente Meinung über ihn. Er ist in der Psychoszene sehr umstritten und es fehlen die Qualitätskontrollen, doch seine Sitzordnung hat bei uns Freiden und Ruhe an den Familientisch gebracht. Nun, manchmal ist das Kriterium die Wirksamkeit. Von der Mutter aus gesehen: Rechts von ihr sitzt ihr Mann, links das älteste Kind, die Geschwister nach abnehmendem Alter immer links.
Lieber Gruss regi
Anita

Beitrag von Anita »

liebe baboe

ich bin nur mal am rande von der gruppendynamik auf das soziogramm gestossen. aus der systemischen familientheorie kenn ich mich aber mit genogrammen aus, die ähnlich bewertet werden können. es ist mega spannend und ich bin begeistert, wie du das für euch hast ein- bezw. umsetzen können!
ich muss gleich noch was dazu lesen...ein wirklich toller tipp für familien, den ich gerne mit in meine arbeit nehme :)

danke!

en liebe gruess
anita
baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Regi,

Danke für deinen Beitrag. Von Heilinger weiss und kenne ich nichts. Aber aus deinem Posting schliesse ich, dass er eine Theorie über Sitzordnungen gemacht hat.

Ich bin allerdings der Meinung, dass die einfache Sitzordnung, wie du bzw. Heilinger sie beschreibt, nicht bei allen Patchworkfamilien ohne weiteres angewendet werden kann. Was meinen andere dazu?

Ich bin gespannt, wie es bei uns weitergeht. Wir sitzen nun seit einem halben Jahr so. Die Kinder sagen immer mal wieder, dass sie ändern möchten. Aber ich möchte das nicht zu oft tun. Was meint ihr, wie oft soll man wechseln?
Meine Tochter sagt immer mal wieder, sie möchte neben mir sitzen.... Sie hat wohl wieder Nestelbedarf. :wink:

Herzlich

Babö
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baboe
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Beitrag von baboe »

Äh, Anita, was sind Genogramme? Merci für die Nachhilfe. Babö
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Anita

Beitrag von Anita »

guten morgen :)

genogramme sind von den strukturen her einem stammbaum ähnlich. familie und familienbezogene personen werden aufgeführt und ihre beziehungen zu einander grafisch verdeutlicht. ebenso werden ereignisse, eigenschaften, krankheiten ec notiert. dem berater wird so sichtbar gemacht, wie einzelne mitglieder zueinander stehen und zb welche sozialen vererbungen vorhanden sind. das visualisieren einer familienstruktur kann sehr aufschlussreich sein und aufzeigen, wo erste schritte zu einer veränderung hilfreich sein könnten.
das genogramm ist ein hilfsmittel wie auch die familien-aufstellungen nach hellinger die angesprochen wurde.

zu den genogrammen hätte ich dir ein buch zu empfehlen. beispiele von prominenten persönlichkeiten machen es sehr lebendig.

herzlich
anita
Smartis
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Beitrag von Smartis »

Hallo

Nach der Trennung von meinem Mann bekam mein ältester Sohn automatisch den Platz am Tisch vom Vater. Nach 3 Monaten hatte ich den Eindruck das er mich stark überwacht und sein Ton war recht heftig.

Als die Familienhilfe kam war das ihr erstes Anliegen, die Sitzordnung musste geändert werden. Wir sitzen aber noch nicht korrekt, da wir die kleinen neben mich setzten, um sie zu stärken.

Auch bekamen die Kinder untereinander nach dem auseinander Setzen mehr ruhe.

Bis jetzt fahren wir damit sehr gut. Wie der Tisch in der neuen Wohnung steht und die Kinder Sitzen, werde ich mir noch überlegen.
Liebe Grüsse Smartis

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Kinder
J 13 / 11 und 7 Jahre M. 5 Jahre
baboe
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Beitrag von baboe »

Liebe Smartis,

Das finde ich schon hochinteressant, wie sich das auf deinen Sohn ausgewirkt hat, dass er den Platz des Vaters übernommen hat! Das bestärkt einen darin, dass die Sitzordnung am Familientisch wirklich sorgfältig überlegt werden muss.

Danke für deinen Bericht!


Babö
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Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo alle zusammen

Das ist ja jetzt mega spannend. Ich bin auch schon seit jeher unglücklich über unsre Sitzordnung.

Wir haben einen rechteckigen Tisch, der nah an einer Wand steht.. Da ich meine Kräfte schonen muss, habe ich einen vorderen Platz, nahe der Küche. Mein Partner sitzt hinten an der Wand. Neben ihm sein älterer Sohn. Dieser hat um diesen Platz gekämpft. Erstens will er seinem Vater so nah wie möglich sein. Er sitzt dort ein wenig eingeklemmt durch ein weiteres Möbel neben ihm. Dadurch fühlt er sich aber auch ein wenig geschützt und hat den besten Überblick über das Wohnzimmer. Er hat so aber auch immer wieder gute Ausreden, weshalb er nie aufstehen muss um etwas in der Küche zu holen.

Am Anfang sass der Jüngere dem Vater vis-à-vis. Dieser war nämlich enttäuscht, dass sein Bruder den Platz neben Papa ergattert hat. Wir verkauften ihm dann den Platz gegenüber dem Vater, so könne er ihn nämlich immer von vorne sehen. Meine Tochter sitzt oben am Tisch. Zur linken meinen Freund zur rechten den Jüngeren. Bei dieser Sitzordnung ging ich total unter. Ich wechselte dann den Platz mit dem Jüngeren. Nachteil: nun geht der Jüngere unter und die beiden Brüder können unte dem Tisch mit den Beinen kämpfen.

Was mich stört: Mein Freund bekmmt die launigen Grimassen seines älteren Sohnes nicht mit und mit dem Vater an der Seite fühlt sich der Ältere viel mächtiger.

Ich werde auch mal mit meinem Freund über eine neue Sitzordnung diskutieren.
baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Bernina,

Ich habe versucht mir die Sitzordnung bei euch vorzustellen (ist ja wie ein Logical: Fritz sitzt neben Max, aber nicht neben Sofia.....) ;-)
Sitzt der älteste Sohn rechts oder links vom Vater?

Ich bin gespannt, was ihr für eine Sitzordnung austüftelt!

Übrigens haben mein Mann und ich auch mitgemacht und Zettel geschrieben, neben wem wir sitzen und neben wem nicht. Ich habe als ersten Wunsch meinen Mann geschrieben und habe ihn mir dann auch erfüllt. ;-)
Es war das erstemal, dass wir nebeneinander sitzen konnten, weil unsere Kinder endlich genug selbständig beim Essen sind. Uff!

@ Anita
Danke Anita für die Erklärung des Genogrammes. Klingt spannend! Gibt es wohl im Internet irgendwo ein Beispiel zur Betrachtung? Das würde mich Wunder nehmen.

Noch eine kurze Erklärung, was ein Soziogramm ist. Aufgrund der Zettel mit den beiden Wünschen und neben wem man nicht sitzen will kann man ein Soziogramm erstellen: Man zeichnet einen Kreis und auf der Kreislinie zeichnet man - regelmässig verteilt - soviele Punkte wie Familienmitglieder und schreibt sie mit den Namen der Mitglieder an. Dann zeichnet man aufgrund der Zettel Pfeile. Wenn Tom am liebsten neben Michael und Anna sitzen möchte gibt es einen blauen Pfeil von Tom zu Michael und von Tom zu Anna. Wenn Sarah nicht neben der Mutter sitzen möchte, gibt es einen roten Pfeil von Sarah zur Mutter. Wenn alle Pfeile eingetragen sind, sieht man beispielsweise, wer als Sitznachbar begehrt ist, und wer weniger. Interessant ist auch, wenn jemand weder positive noch negativen Punkte bekommt usw.

Herzlich Babö
Zuletzt geändert von baboe am 06.04.2008 20:19, insgesamt 1-mal geändert.
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regi 45
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Beitrag von regi 45 »

Hallo baboe
Bert Hellinger ist/war ein katholischer Priester, der Theologie, Pädagogik und Philosophie studiert hat. Er hat eine eigene Form des Familienstellens "erfunden". In meiner Umgebung ist er, oder seine Theorien, total der "Psychorenner"... und nach seiner Theorie ist das die einzig richtige Sitzordnung. Er ist mit seinen Ansichten sehr absolut. Wie schon geschrieben, bin ich seinen Theorien gegenüber kritisch eingestellt, wie allem Absoluten. Es macht mir Mühe, wenn jemand die einzig richtige Lösung hat. Er vertritt auch die Theorie, dass die erste Frau und Mutter des ersten Kindes immer an erster Stelle stehen muss... Auch wenn ich kein Anhänger von ihm bin, finde ich seine Ansichten zumindest interessant.
regi
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Ich hatte diesen Thread noch gar nicht gelesen... Sehr interessant, hat mir gefallen :D !

Wir haben es ganz anders gelöst, ohne irgendwelche Bücher gelesen zu haben... Habe nichts gegen Bücher usw., wir haben ganz einfach mit dem gesunden Menschenverstand entschieden.

Wir haben einen rechteckigen Tisch, der in der Küche steht, und zwei Plätze sind fest zugeteilt. Ich sitze auf der Seite, die nah am Kochherd ist. Rechts von mir sitzt mein Mann. Die Plätze um uns herum werden von eins bis fünf nummeriert und auf Zettelchen aufgeschrieben. Jedes Kind zieht dann eine Nummer. Das wird sein Platz für die nächsten sechs Monate! Dasselbe passiert mit den Plätzen in unserem Auto.

Das System wurde damals von den Kindern vorgeschlagen und es wird auch akzeptiert, obwohl es manchmal sein kann, dass es einem Kind nicht passt.

@ Babö: ich arbeite sehr gerne mit Bildern und deshalb finde ich Deine Idee auch gut. Vielleicht lohnt es sich bei uns dies auch auszuprobieren.

Schönen Abend an alle und beste Grüsse
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
baboe
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Beitrag von baboe »

:oops:
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tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo zusammen
Meine Erfahrung:
Bei uns gab es keine Sitzordnung, allerdings waren wir auch nur zu 4-iert.
Jeder sass wo es ihm gerade passt, dass jemand nicht neben den anderen
Sitzen mochte, gab es nicht. Das war nie ein Thema bei uns, sowie auch bei den Stiefkindern nicht. Auch nicht, wenn noch Besuch dabei war oder Verwandte.
Ich kann mir vorstellen, wenn man zu sehr Rücksicht auf die Wünsche der Kinder nimmt, neben wem sie nun sitzen mögen, ist das schlecht.
Schlussendlich müssen sie auch sonst miteinander zurecht kommen und können auch nicht wählen. Wie auch in der Schule auch nicht.
Was ich bei einer Grossfamilie gut finde, ist, wenn die Gruppe gemischt ist, also die Kinder z.b neben dem Stiefvater sitzen etc.
15 Jahre Patchworkerfahrung
Lena
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Registriert: 29.01.2009 20:27

Beitrag von Lena »

Hey,

das hier finde ich superspannend. Momentan sitzen wir wie folgt:
Rechteckiger Tisch
Am Kopf sitzt der Jüngstem der gerade angefangen hat zu lernen selbst zu essen. Rechts neben ihm mein Freund, links neben ihm ich. Rechts neben meinem Freund sein Sohn, links neben mir mein Sohn. Sprich mein Freund und ich sitzen uns gegenüber, mein Sohn und sein Sohn sitzen sich gegenüber. DAS geht überhaupt nicht!!!!! Nur rumgekasper und gehampel. Nächstes Mal werd ich das ändern.
Patchworkerin seit über einem Jahr mit zwei eigenen Kindern (3 & 1) und dem Kind meines Freundes an den Wochenenden (6)
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