Wie und was kann ich zur Verbesserung beitragen?

Erziehung ganz allgemein
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akinom

Beitrag von akinom »

Hallo Bernina

Nun, ich kenne den Jungen nicht aber was du bereits alles erzählt/geschrieben hast, was ER in den Jungen Jahren bereits mitbekommen und durchgemacht hat, dann verstehe ich deine harten Worte ehrlich gesagt nicht wirklich. Glaubst du, dass ein paar Stunden bei euch all das wieder wett machen?

Natürlich reagiert er so, wie du schreibst aber ich würde deshalb nicht einfach machen, was er sagt. Auch er sucht nur Grenzen aber auch Halt und Sicherheit. Und vorallem würde ich nicht alles so persönlich nehmen, wenn Vorwürfe kommen. Wie gesagt, all das verpasste, als das Geschehe kann man nicht rückgängig machen, das ist passiert und eingebrannt und kommt halt mit Emotionen wieder raus.

Im ersten Moment, wenn die Tochter meines Freundes mit so harten Worten kommt, erschrecke ich auch aber ich darf das nicht persönlich nehmen, weil es nämlich nicht persönlich ist. Genau so wenig, wie dein Frust, den ich manchmal zwischen deinen Zeilen spüre, was mit den Jungs zu tun hat. Das kann ganz schön ins Auge gehen. Am Schluss bekriegen sich genau die Menschen, die sich eigentlich lieb haben, weil sie ihre Emotionen beim Falschen abladen.

Wir Erwachsene sollten doch immer ein Tick vernünftiger, weiser, gelassener und vor allem vorbildlich sein.

Warum siehst du das als Kritik, wenn er sich oder euch beweisen will, was er kann und dass er es besser kann? Wenn er darüber redet oder euch sagt, dass etwas nicht gut ist, dass er es besser kann, dann würde ich ihm sagen, er soll es vorführen. Wenn er es gut macht, dann lobe ich ihn. Wenn er es nicht gut macht, dann mache ich ihm Mut. Wenn er nicht will, dann ignorier ich einfach sein Prahlen und wechsle das Thema.

Mir scheint bei euch vor allem wichtig, die einzelnen Bedürfnisse zu klären, diese offen und klar zu kommunizieren und euch nicht so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Mein Freund und ich gleichen uns da zum Glück aus. Er ist der Impulsive, Ernsthafte und ich die Diplomatische und Ruhige. Seine Tochter ist auch sehr temperamentvoll.

HG
akinom

PS: ein interessanter Link http://www.ulrich-wegener.de/wegener/er ... eltern.htm
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Akinom

In vielen Punkten gebe ich dir Recht. Ich bin teilweise schon frustriert. Andererseit haben wir hier 3 Scheidungskinder. Meine Tocher hatte auch schwierige Zeiten, die sind nun aber überstanden und sie macht uns wirklich keine Probleme.

Der jüngere Sohn hat vor allem in der Schule Probleme. Und seine Leistungsverweigerung nervt. Aber sonst ist er im Umgang total einfach.

Man kann das Wort Egoismus aber auch mit Respektlosigkeit beschreiben. Er simst seinem Papa, dass er nun mit dem früheren Zug kommt. Dann hat Papa 10 Minuten Zeit, zum Bahnhof zu stressen. Mein Freund hat aber einen Job und der geht normalerweise bis 17 Uhr. Und wenn dann Papa nicht pünktlich am Bahnhof steht, dann hagelt es Vorwürfe. Der Junge weiss aber, wo und was Papa arbeitet. Und er will keine Erklärungen seitens Papa sonst kommt wieder der Vorwurf, ich muss ja nicht mehr kommen.
Umgekehrt hat er am Nachmittag einen Anlass und lässt Papa und Bruder 2 Stunden ohne Info warten.
Ich habe schon anderswo geschrieben, wenn Sohnemann genug Verkehrshaus hat, dann will er nach Hause und wenn wir nicht parieren, sind wir Idioten.
Er will das Dessert im voraus. Ich sage nein. Er will es trotzdem. Ich sage ihm, er könne selber entscheiden. Wenn er seine Portion Dessert jetzt nimmt, dann hat er nach der Mahlzeit kein Dessert mehr. Er ist einverstanden und nimmt sich das Dessert. Nach dem Essen verlangt er, dass sein Bruder auf das Dessert verzichtet, da er ja jetzt keines mehr bekommt. Seine Entscheidung hat er grosszügig vergessen.

Als ich Samstags mal nicht einkaufen konnte, weil wir Gäste hatten und ich putzen musste, bat ich meinen Freund einzukaufen, schon weil er an einer Migros vorbeikommt. Sohnemann war dagegen, weil das ihm Papazeit stiehlt. Sein Vorschlag, er würde mich um 7 Uhr wecken, damit ich vor dem Frühstück einkaufen könnte. Ich kann aber nicht putzen und einkaufen an einem Tag, so viel Energie habe ich nicht. Und das weiss der Junge. Ich glaube, da darf ich frustriert sein.

Der Vater hat schon oft mit ihm geredet und ihm erklärt, dass man hier vernünftig reden darf. (Drohen und erpressen ist bei der Mutter) Klar hat der Junge eine schwierige Zeit hinter sich. Aber ich finde, man kann von ihm verlangen, dass wenn er schon wie ein Grosser austeilt und Schuldzuweisungen macht, sich dann aber auch dem Gespräch stellt und nicht die Ohren zuhält oder abhaut.
akinom

Beitrag von akinom »

Kaum zu glauben... :aahrg:

Das Mädchen ging heute für 2 Stunden zur Schule. Eigentlich hätte sie 3 Lektionen gehabt aber sie kam ja nicht aus dem Bett.

Nun hat sie MICH per SMS gefragt, ob sie heute Abend ihrem Schwarm beim Fussballspielen zuschauen darf. Ich habe das SMS an meinen Freund weitergeleitet und ihr das mitgeteilt. Er rief mich dann an und meinte, nein. Ich sagte ihm, dass er ihr das sagen soll und nicht mir. Nun, er tat es und rief mich dann wieder an und meinte, er mache eine Ausnahme und ich solle ihr das doch auch noch schreiben, dass es von uns beiden sei. Uiii... ich sagte ihm, von mir kommt das sicher nicht, wenn ich entscheiden dürfte, wäre sie sicher nicht hin gegangen aber er meinte, er wolle nun schauen, ob sie auch was zurück gibt. Na ja... komischerweise finde ich das Ganze noch lustig. Ich bin weder sauer noch rege ich mich darüber auf.... eigenartig. Vielleicht freue ich mich ja schon auf seinen Reinfall. :ausla: Nun ja, Väter können ja auch noch was lernen und am besten lernt man, wenn man die Fehler selber begeht....

:juhuu:
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nun zu eurer Tochter.

Ich finde das grundsätzlich immer kompliziert am Patchwork, wenn man die Kinder des Partners nicht erziehen darf, aber trotzdem Verantwortung hat. Und manchmal glaube ich, nützen das die Kinder schamlos aus. Wenn es um Pflichten geht, darf man Mutter spielen, bei den Rechten hört dann aber das Mutterglück auf. Wenn ich die Jungs mal hüten muss, dann erklärt ihnen mein Freund, dass ich ihn nun stellvertreten werde und ich somit die Handlungsvollmacht habe. Das heisst, sie müssen mir gehorchen.

Bei euch müsste dein Freund dir und der Tochter genau erklären, wieviel Erziehungsvollmacht du hast, wenn er nicht da ist. Wenn Fräulein Tochter also nicht aufsteht, dann darfst du darauf bestehen, dass sie dir gehorcht. Und wenn sie auf krank macht, dann müsst ihr auch im voraus die Konsequenzen abmachen.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Akinom

Herrlich diese Situation! Hast Du gut gemeistert. Lass hören, wie es ausgegangen ist.

Liebe Grüsse
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Bernina

Beitrag von Bernina »

@ Akinom

Ich habe jetzt über Mittag nachgedacht, weshalb mich deine Bemerkung, ich sei frustriert, so verletzt.

Der 13-jährige bringt manchmal schon Sätze, die mich erschüttern und die ich nicht immer mit Humor nehmen kann:
So findet er es toll, dass ich behindert bin. Wäre ich gesund, dann müsste er mit mir sicher ständig Fitness machen, dann würden wir sicher nicht ständig das Auto nehmen. In seinen Lieblingsladen in unserem Dorf sind es 600 Meter und dahin will er gefahren werden. Ich würde das Velo nehmen.
Machen wir einen Ausflug, ist mein Rollstuhl dabei. Sohnemann findet es gemein, dass ich nicht gehen muss. Manchmal stibitzt er meinen Rolli fährt davon und wenn ich sage, dass der eigentlich für mich ist, findet er, ich könne ja laufen, er müsse ja sonst auch immer gehen. Er weiss aber, wie stark ich kräftemässig eingeschränkt bin.
Als ich kürzlich Grossputz machte und begründet k.o. war, lachte er hämisch und fand, er wisse nicht, weshalb ich wegen dem bisschen Putzen so ein Theater mache. In der Kochschule hätten sie jeweils im Nu alles sauber.
Gestern musste er aber dem Vater etwas helfen und es gab einen riesen Krach deswegen, weil er ja nicht zum Arbeiten hierher kommt.

Wenn ich wegen solcher Dinge nicht verletzt wäre, dann würde mit meiner Wahrnehmung etwas nicht stimmen.
akinom

Beitrag von akinom »

Nun, wie ging es weiter?

Um 22 Uhr musste das Mädchen zu Hause sein. Ihr Vater hat ihr am Telefon nochmals ausdrücklich gesagt, dass es eine Ausnahme wäre.

Ich habe dann ein paar Dinge mit ihm besprochen, zum Beispiel eben auch, dass ich gerne informiert werde und siehe da, es funktioniert. Heute hat er mich angerufen und erzählt, dass sie heute nach der Schule noch zu einem Kollegen geht, weil dieser Geburtstag hat und erst um 18.30 Uhr nach Hause kommt.

Sie kam dann zwanzig vor zehn nach Hause und rief ziemlich laut, als sie zur Tür rein kam: "Lueget uf d'Uhr, was isch för Zyt?". Sie wollte sicher sein, dass wir auch sehen, dass sie früher zu Hause ist als abgemacht. Dann schrieb sie endlich ihren Stundenplan auf, damit wir genau wissen, wann sie Schule hat. Ich habe dann noch mit ihr geplaudert, mein Freund ging zu Bett. Ich wollte aber noch wissen, wie es mit ihrem Schwarm lief. Um elf ging ich dann auch schlafen und sie auch.
Heute Morgen stand sie ohne Weiteres auf und ging zur Schule. Jeden 2. Donnerstag hat sie langen Mittag (10 - 14) und deshalb haben ihre Eltern abgemacht, dass sie dann zu sich nach Hause gehen kann. Die Mutter ist zwar bei der Arbeit aber sie hat ihr was zum Essen vorbereitet.

Ach ja, ihre Mutter hat gestern noch meinen Freund angerufen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Telefonat je so friedlich ablief. Keine Vorwürfe, kein Klönen, keine Eifersucht, kein Ausfragen... einfach nur Informationen ausgetauscht. WOW!!!

Momentan ist alles i.O. Ich habe mit meinen Schatz geredet, er nimmt mich ernst, sie räumt ihre Sachen weg, ihr Zimmer sieht ordentlich aus, sie informiert uns frühzeitig, ist pünktlich zu Hause und ihre Eltern reden auch normal miteinander. Was will man mehr?

HG
akinom
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

hallo akinom,

he so schön!!!!!!!!!! freue mich grad riesig über so positive Momente für Alle. Das gibt Energie, gell.

liebe Grüsse Morpheus
akinom

Beitrag von akinom »

Hallo Bernina

Du schreibst: Bei euch müsste dein Freund dir und der Tochter genau erklären, wieviel Erziehungsvollmacht du hast, wenn er nicht da ist. Wenn Fräulein Tochter also nicht aufsteht, dann darfst du darauf bestehen, dass sie dir gehorcht.

Nun, ich hatte gar nicht das Bedürfnis, die Tochter zum Aufstehen zu bewegen. Das ist etwas, was er mit seiner Tochter zusammen abmachen muss. Ich halte mich da raus. Ich habe ihm gestern nochmals klar gesagt, dass ich das Verhalten der Tochter aber auch seines nicht gut fand und dass ich so was von meinem eigenen Kind nie dulden würde. Ich habe auch gesagt, dass es jetzt halt schon ganz anders ist als vorher. Vorher hatte er keine Verantwortung, musste sich um nichts kümmern, denn das tat alles die Mutter aber jetzt müsse er eben die Verantwortung übernehmen, schauen dass sie zur Schule geht, ihre Aufgaben macht, gesund bleibt usw.. Er ist sich dem allem bewusst aber es ist auch neu für ihn und manchmal weiss er nicht, wie reagieren. Dann springen halt alle mal ins kalte Wasser aber bis jetzt ist es am ende immer gut aus gegangen. Er hat auch gesagt, dass er unbedingt wegen der Schule mit ihr reden will. Gestern kam er aber nicht dazu, mal schauen, was er heute macht...

Ich muss sagen, manchmal habe ich das Gefühl, er macht zu wenig aber das stimmt nicht, bei ihm geht einfach alles ein bisschen länger.

HG
akinom
Bernina

Beitrag von Bernina »

Akinom

Das mit der Erziehungsvollmacht verstehe ich so, dass wenn dein Freund mit euch abmacht, dass Tochter zur Schule geht, dass du dann das in seiner Abwesenheit auch durchziehen darfst.

Jetzt ist sicher alles noch neu und ihr müsst euch erst noch finden.

Aber ich möchte nicht mit meinem Freund üer SMS ausmachen, was als nächstes zu tun sei.
tabida
Forumsoldie
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Registriert: 15.05.2007 17:05

Beitrag von tabida »

Hallo Akimon

Ich lese hier mit und bewundere einfach, wie Du Dich offenbar gut abgrenzen kannst und wie Du das mit Humor siehst.
Vom Kopf her gebe ich Dir in vielem recht. Es gibt einiges, was man nicht so persönlich nehmen sollte aber trotzdem es verletzt doch und ist manchmal schwierig damit umzugehen.
Ich habe aber das Gefühl, dass Du und Dein Freund einen guten Draht zueinander habt und voneinander lernen könnt. Das denke ist in solchen Situationen wirklich wichtig und das wünsch ich mir für mich auch.

@Bernina
Du bemerkst ganz richtig: ......durchziehen "darfst" und nicht "musst". Es ist nämlich wirklich die Sache des Vaters und ich finds bewunderswert wie Akimon das im Moment schafft sich hier abzugrenzen und trotzdem zu allen offensichtlich einen guten Draht findet.

Gruess
Tabida
akinom

Beitrag von akinom »

Hallo Bernina

Mir schiessen gerade viele Gründe durch den Kopf, warum der Junge so gemein zu dir ist aber keiner davon ist persönlich. Er ist nicht gemein zu dir, weil er dich nicht mag oder DICH verletzten will. Kinder können manchmal wirklich brutal sein aber nicht aus Boshaftigkeit sondern aus Eigenschutz.
Kannst du damit was anfangen?

Tut mir sehr leid, wenn dich das verletzt hat. :oops: Ich wollte dir nur ehrlich mitteilen, was ich spüre, wenn ich deine Zeilen lese. Es ist mir schon öfters aufgefallen.

HG
akinom
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Akinom

Entschuldigung angenommen.

Werde mich die nächste Zeit ein bisschen mehr beobachten.
akinom

Beitrag von akinom »

Bernina

In Abwesenheit meines Freundes habe ich alle "Vollmachten" und die setzte ich bis anhin auch ein und sie akzeptierte diese immer.

Bei dem besagten Beispiel aber ging es nicht darum und das ich mit ihm SMS geschrieben habe, war einfach aus Nettigkeit, ich hätte nämlich genauso nichts tun können, wie am Vortag, und einfach gehen können.
Aber ich habe ihm mitgeteilt, was abläuft und ihm die Möglichkeit gegeben, zu handeln, falls er das will. Und er hat es getan. Das nenne ich Teamarbeit und trotzdem trägt er die alleinige Verantwortung.

HG
akinom
akinom

Beitrag von akinom »

Hallo Tabida

Vielen Dank. Es ist ein ständiges Abwägen, auf was lasse ich mich ein und wo grenze ich mich ab. Ich schaukle oft sehr stürmisch hin und her aber bis jetzt habe ich noch immer die Mitte gefunden.

Vor ein paar Jahren habe ich auch vieles sehr persönlich genommen und auch heute noch gibt es Situationen, die ich mir sehr zu Herzen nehme aber was ich auf jeden Fall zu vermeiden versuche ist, meine Gefühle auf mein Gegenüber zu projezieren. Meine Gefühle haben nämlich nichts mit meinem Gegenüber zu tun sondern nur mit mir selbst. Mein Gegenüber hält mir nur den Spiegel hin und da schaue ich dann rein. Das kann ganz schön weh tun aber auch sehr lehrreich sein. Bei mir war und ist das jedenfalls so.

Ich staune manchmal selber über meinen Partner und mich, egal welche Hürden kommen, wir überschreiten sie und das meist viel lockerer als erwartet.

HG
akinom :ao49:
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