Vernachlässigung des gemeinsamen Kindes

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Ohnezahn
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Vernachlässigung des gemeinsamen Kindes

Beitrag von Ohnezahn »

Hallo zusammen,

mich plagt folgendes Problem.

Immer wenn meine Stiefkinder kommen, ist unser gemeinsamer Sohn für meinen Partner abgeschrieben.
Ich weiß nicht ob er mit drei Kindern überfordert ist oder ob er sie einfach mehr liebt.
Wenn ich etwas erledigen muss, soll ich unseren Sohn mitnehmen, obwohl er seine Schwestern wahnsinnig vermisst. (Nagut, ich muss ihn sonst auch immer mitnehmen (sogar zum Frauenarzt!) er nie!)

Gestern musste ich mal wieder noch die Sachen von unserem Sohn packen bevor wir raus wollten. Auf ein mal ging er kommentarlos mit den Kindern runter. Als ich fragte was dies nun bedeute (ob sie draußen warten oder vorgehen) brach ein Streit aus. Er kam dann noch mal hoch und meinte in folge des Streites, dass es mir unseren gemeinsamen Sohn hoch bringt und mit seinen Kindern geht.

Und auch sonst, wartet er nie auf mich und unseren gemeinsamen Sohn, wenn seine Kinder da sind, weshalb es im Freizeitpark zu Ostern einen heftigen Streit gab, der sich immer noch nicht gelegt hat.

Ich weiß einfach nicht mehr was ich denken soll.

Sind wir nur seine Notfamilie, wenn die Hauptfamilie nicht da ist?

Vielleicht habt ihr ja Tipps.

Beste Grüße

Ohnezahn
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Ria
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Re: Vernachlässigung des gemeinsamen Kindes

Beitrag von Ria »

Hallo Ohnezahn und willkommen im Forum

Jetzt haben schon einige deinen Post gelesen, aber niemand hat geantwortet.
So stelle ich dir ein paar Gedanken zur Verfügung, und hoffentlich kannst du etwas darauspicken, was dich weiterbringt.

Spontan kam mir beim Lesen "Teufelskreis" in den Sinn.
Könnte es sein, dass dein Partner zwar alle seine Kinder gleich liebt, aber bei den Grossen beiden das Gefühl hat, sie in Schutz nehmen zu müssen? Auch vor dir?
Vielleicht auch, weil du sie nicht gleich liebst (ist ja logisch) und sie nur alle zwei Wochen bei ihm/euch sind?
Oder sogar, dass er ihnen gegenüber wegen der Trennung von ihrer Mutter noch ein schlechtes Gewissen hat und dieses irgendwie ausgleichen möchte?

Dass du für euer gemeinsames Kind sorgst, sieht er ja. Dieses kommt nicht zu kurz.

Es sieht auch so aus, wie wenn er auf deine Einwände allergisch reagieren würde, weil er einen Vorwurf darin von dir ihm gegenüber spürt. Dagegen muss er sich wehren, denn er gibt aus seiner Sicht sein Bestes.

Aber du hast ja nach Tipps gefragt... schwierig! :oops:
Solange du eine schlechte Meinung über seine Kinder und ihre Erziehung (auch durch ihren Vater) hast, wird er sie wohl eisern verteidigen müssen.
Und er muss auch Widerstand leisten, solange er spürt, dass du ihn ändern möchtest.

Ich wünsche euch schöne gemeinsame Erlebnisse, die eure Beziehung fördern würden. Aber das braucht Zeit.
Frohe Momente als Patchworkfamilie und ich drück dir die Daumen
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
Babell
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Re: Vernachlässigung des gemeinsamen Kindes

Beitrag von Babell »

Hallo Ohnezahn

Vernachlässigt er seine Pflchten nur, wenn seine Kinder da sind oder ist das immer?
Ich denke, er empfindet es als unfair, dass du keine vorherigen Kinder hast und deswegen kannst du die ganze Arbeit mit eurem gemeinsamen Kind übernehmen.
Das ist aber ja nicht so. Du kannst ja nichts dafür, dass du einen anderen Lebensweg bis hierhin gegangen bist als er. Er sollte es dir gönnen, dass du reifer bist und dir besser überlegt hast, was eine Familie gründen bedeutet, als er es offensichtlich getan hatte als er seine erste Familie gründete. Nur nützt dir das jetzt nichts.
Es ist fies, dass es euer gemeinsames Kind betrifft! Dafür hätte ich dir schon einen Rat: Nimm dein Kind aus der Schusslinie!
Er verweigert ja dir die Hilfe! Und dafür nimmt er in Kauf, dass sein kleines Kind zurück gestellt wird. Das scheint er als "das Kind kann das wegstecken oder ist zu klein um zu merken dass es benachteiligt wird" abzutun. Darauf würde ich gar nicht eingehen!
Geh nur auf das ein, was er Dir verweigert: also konkret alles was Haushalten betrifft. Fordere seine Pflichten ein! Er lebt genauso in seinem Haushalt und bevor Ihr ein Kind hattet, konnte er ja seine Wäsche auch waschen oder Teller auftischen und Taschen packen!
Schwierig wird es, wenn er so Spielchen spielt, indem er die Tasche des gemeinsamen Kindes nicht packt. Das Kind ist genauso von ihm. Wenn du hier etwas sagst, bringst du aber dein Kind in die Schusslinie. Also spiel das Spielchen anders. Du bist sicher kreativ genug, um heraus zu finden, wie du das kontern kannst, worum er gegen dich spielt: die Arbeit rund um das Kind. Dann such konkret die Arbeiten raus und gib ihm eine Arbeit, die du ebenfalls erledigen würdest, aber die den gemeinsamen Haushalt betrifft. Sonst beginnt er die Arbeiten rund um die Kinder aufzurechenen: ich packe zwei Taschen und sie nur eine. Ich hab einmal als ich fand, es sei unfair, dass ich keine Pause habe und er am PC ausruhen konnte, während ich abends noch den Haushalt erledigen musste und alles Reden nur Streit auslöste, einfach nur noch meine Wäsche und die der gemeinsamen Kinder gewaschen. Das habe ich ihm aber nicht gesagt, weil er ja fand, er arbeite (mehr als ich) auswärts und das sei genug. Er hat irgendwann mal nach seinen Socken gefragt und ich sagte, die seien in der Wäsche, wenn er sie jetzt mit ein paar Leibchen zusammen übertue und draussen aufhänge, seien sie am Abend trocken. So hatte ich mir eine Menge Ärger und einen Waschgang und somit Zeit eingespart. Er weiss das bis heute nicht. Mit der Zeit nahm ich mir meine Freiheiten.
Klar, es ist schade, dass sie sich auf ihre vorherigen Familien zurück ziehen, anstatt die Beziehung zu allen Kindern aufzubauen und die Zeit zu genießen wenn die Kinder klein sind. Leider geht diese Zeit so schnell vorbei. Wir können sie zu diesem Glück nicht zwingen. Solange dein Mann lieber einen Kampf gegen dich austrägt weil er es ungerecht empfindet, dass du nur dieses eine Kind hast und er schon grosse Kinder, obwohl du noch so gerne das Glück mit ihm teilen würdest, ist er echt selber Schuld.

Sind vielleicht nicht so nette Worte über das Verhalten deines Mannes. Pardon. Ich bin mir sicher dass er sonst gute Qualitäten hat.

Und p s. Es sind von mir alles nur Interpretationen! Vielleicht liege ich falsch. :wink:
Babell
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Re: Vernachlässigung des gemeinsamen Kindes

Beitrag von Babell »

Hallo Ohnezahn
Es scheint, als wäre das Problem bei dir nur ein vorübergehendes Gewitter gewesen. Da hast du ja Glück gehabt. Oder du hättest erwartet, dass dir jemand oder viele Patchworker zurück schreiben, die in derselben Problematik stecken und dir eine Antwort auf:
Sind wir nur seine Notfamilie, wenn die Hauptfamilie nicht da ist?
geben könnten. Das wollte ich konkret nicht tun. Ich kenne diese Gedanken. Sie bringen dich nicht weiter. Denn entweder ist es so oder nicht. Vielleicht sind sie wahr, vielleicht ganz und gar nicht!

Mögliche Indizien, dass es nicht so ist:
- er wohnt nicht bei der Ex und seinen Kindern aus vorheriger Familie, sondern mit dir und deinem Sohn.
- er nimmt sein kleines Kind in die Arme und /oder spielt mit ihm.
- er redet vor anderen Leuten als "meine aktuelle Familie", wenn er dich und ihn und euer Kind sowie auch seine Kinder aus vorheriger Beziehung meint.

Indizien warum sie seine Hauptfamilie sein könnten:
- er hat seine andere Familie häufiger um sich als euch und wenn ihr dazu kommt, seid ihr Luft.
- er redet vor anderen Leuten als "meine aktuelle Familie", wenn er seine Kinder aus vorheriger Beziehung und seine Ex meint.


Wenn die Kinder da sind, gibt es dann nur ein Wir (er und sie) und ihr (du und Sohn)?


Was genau wäre denn so schlimm dran, wenn ihr nur die Notfamilie wärt? Das musst du mir nicht laut beantworten! ;-) Aber geh es mal durch: Gefühle, Körper, was löst es aus? Bilder in dem Zusammenhang. Was würdest du dir von ihm wünschen. Musst es ihm nicht sagen. Es ist ja fiktiv.

Und wie ist deine Beziehung zu deinem Kind? Ist es Luft für dich, wenn die andere Familie da ist, weil du nur noch auf deinen Freund schaust, wie er mit seinen Kindern umgeht und auf die Waage legst ob er auch so mit eurem Kind umgeht?

Wie geschrieben, ich kenne diese Gedanken. Ich kann dir diese Zweifel aber nicht nehmen. Wenn ich dir schreibe: "es ist doch nicht so" dann findest du Gründe dass es ja doch so sein könnte..
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