Familienleben mit Jugendlichen

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carlotta37
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Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von carlotta37 »

Passend zum Wochenende ;-)

Mich würde mal interessieren, wie andere Familien mit Jugendlichen sich organisieren.
Ich finde es z.Zt. total schwierig, die muffeligen Teenies aus ihren Zimmern zu locken und zu etwas zu motivieren. Klar, solange Badesaison am See ist (aber hatten wir die dieses Jahr????), ist es okay. Skifahren im Winter geht auch immer. Irgendwelche super spektakulären Ausflugsideen auch. Aber so ganz normale, durchschnittliche Wochenenden....

Alle drei beschweren sich immer wieder, sie würden gern mehr unternehmen miteinander. Aber naht dann so ein Wochenende siegt oft die Null-Bock-Stimmung. Die Grosse jobbt auch und ist viel verabredet, bei ihr ist die Phase des Rumhängens eher vorbei und das ausgiebige Ausschlafen sei ihr ja gern gegönnt. Aber der Mittlere vergräbt sich in seinem Zimmer. Und der Kleine macht es nach, wenn sonst nichts los ist.
Beide sind da recht bequem geworden: Mama, biete mir was, mach einen Vorschlag.
Aber diese Vorschläge müssen schon etwas Besonderes sein ein bisschen Abentteuer: Klettern, River-Rafting, Höhlentouren, sowas hätten sie gern ;-) Machen wir auch mal, aber das kostet jeweils ein Vermögen und ist ja nicht immer möglich! Ich hätte auch nicht den Nerv dazu! Abmachen an Wochenenden tun sie kaum, da alle Schulfreunde weit weg wohnen und in dem Alter auch oft noch Familienleben bei den anderen angesagt ist. Das war bei meiner Grossen auch lange so, erst jetzt seit ca. 16 hat es sich geändert. Da planen sie dann wirklich mal familienunabhängig.

Mein Freund muss oft das halbe Wochenende arbeiten und steht dann auch nur stundenweise zur Verfügung und allein mit drei Schlaftabletten fehlt mir einfach die Energie :aahrg:

Aber diese vergammelten Wochenenden vergrössern die schlechte Laune. Abends gibts dann regelmässig Streit, jeder ist empfindlich, unausgelastet und genervt.
Würd mich einfach wundern, wie andere Teenie-Familien das handhaben!

Und in dem Sinne: schönes Wochenende! 8)
Babell
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta.
Unsere ideen beschränkten sich schliesslich auf kino und hallenbad.. :(
Bei allen noch so tollen ideen kam die nullbockstimmung mit. Bouldern war auch ok! ;-)
Oh und fast vergessen: bowling! Das konnten wir immer mit einem spaziergang verbinden, der erziehunstechnisch gesehen meinem freund so am herzen lag;-) das ist nicht wahnsinnig teuer und findet sich meistens in der Nahe, so dass man nicht noch hin und rückfahrtkosten hat.

Oder: Museum. Informiere dich über die Sonderausstellungen in den Museen und wähl etwas aus. AlsTipp gäbe ich (allerdings zugkosten miteinberechnen..) das sensorium im emmental, das technorama in winterthur oder das museum für kommunikation in bern.

Oder (das kam bei meinen stiefkindern so gut an)
Schoggifabrik! (Wir waren allerdings im tessin in einer schoggifabrik, und da sind dann zugkosten mit dabei. Also: 9-uhr-tageskarte und ab in den süden?
carlotta37
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von carlotta37 »

Au weia, Babell....an solchen Ideen mangelt es ja nicht. Aber mit 3 Jugendlichen ins Technorama....das und ähnliche Ausflüge liegen eben finanziell nur selten drin. Ins Verkehrshaus würden sie alle jederzeit noch gern gehen....Aber sowas kostet ein Vermögen!

Mir geht's weniger um solche Ideen als mehr darum, was man an diesen ganz normalen, grauen, verregneten Wochenenden machen kann, um die Jugendlichen etwas zu aktivieren. Logischerweise gibt's auch Wochenenden zum Abhängen, das brauchen wir ja alle mal! Aber es nimmt hier etwas überhand....und wirkt sich nicht gerade positiv auf die Laune aus....Bis vor ca. 2 Jahren waren wir noch oft bräteln im Wald, Velofahren etc., aber damit motiviere ich hier niemanden mehr....bzw. Velofahren muss dann schon auf die ganz sportliche Tour sein und da kann ich mit den Jungs kaum noch mithalten.

Ich denke mir, so ungewöhnlich ist ja unsere Situation kaum. Ich kann mir definitiv nicht vorstellen, dass alle Familien mit 3 Kindern oder mehr locker jedes Wochenende sich solche Verkehrshaus- Kletterpark oder sonstwas für Aktivitäten leisten können! Bei vielen Bergbahnen zahlen wir inzwischen nicht mehr den Kindertarif und ich habe gestaunt, was das ausmacht....Und wenn's weiter weg ist, kommt ja dann immer noch die Fahrt dazu.
Ausserdem sind das oft ja Aktivitäten, bei denen man dann von morgens bis abends unterwegs ist und das liegt auch oft nicht drin. Da sind noch Hausaufgaben, ich habe noch etwas zu tun, meine Tochter jobbt. Deswegen eben die Frage: wie aktiviert man die Pubis auf eine etwas unspektakulärere Weise?
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BabyOne
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

wir haben früher immer viel an den Wochenenden gemacht, aber seit ein bis zwei Jahren wird das weniger, weil unsere Tochter schulisch mehr gefordert ist und die Samstage oft mit Hausaufgaben und Lernen belegt sind.

Was bei uns immer geht ist ein Ausflug in ein Erlebnisbad. Für uns Erwachsene gib es da einen Saunabereich und für die Kinder Rutsche und Strömungskanal. Ansonsten haben wir Glück in einer Stadt zu leben in der es im Sommer immer viele Veranstaltungen gibt. Wir sind auch mal mit Freunden zum Badmintonspielen in ein Sportcenter gegangen. Dort trafen wir per Zufall auf einen Badminton-Trainer, der spontan den Kindern Unterricht gegeben hat. Das war für alle so entspannt - die Kinder konnten was lernen, die Erwachsenen ungestört spielen - dass wir eigentlich überlegt hatten, den Trainer öfter mal zu buchen. Letztlich waren wir dann doch zu faul bzw. das Sportcenter etwas zu weit weg.

Dann haben wir nicht allzu weit weg eine sehr schöne Naturlandschaft wo es manchmal Schafe gibt, außerdem Froschtümpel und Bäume zum Klettern und sogar Biber. Manchmal nehmen wir eine Decke dorthin mit und legen uns dort ein wenig in die Sonne. Da meckern die Kinder zwar jedes Mal wenn wir hinfahren. Wenn wir dort sind sind sie aber jedes Mal gut beschäftigt.
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von Buchenholz »

Carlotta, ich habe bereits vergessen, dass es bei uns genau auch solche Wochenenden gab.

Am Freitagabend war man noch voll Ideen und wollte etwas unternehmen. Dann, wenn man sie am Samstag geweckt hat, dann schauten sie einem mit diesem Fragezeichen im Gesicht an, falls sie überhaupt die Augenlieder bewegen konnten.
Man rief zum Frühstück und wenn man Glück hatte, dann kam einer, ass tapfer und sogar gesprächig mit, verschwand dann wieder im Zimmer und ... tja das wars. Der Biorythmus unserer Kinder war sowas von unterschiedlich, wir haben es aufgegeben.
Die beste Ausgangslage hatte Tochter, da sie an den Wochenenden auf keinen Freundeskreis verzichten mussten, im Gegensatz zu den Jungs, deren Freunde 1 Autostunde entfernt chillten.

Die einzige Möglichkeit, ein Programm durchzuziehen war: die Kinder aus dem Bett zu erpressen, peitschen, drohen ....
Auch nicht das, was man gerne möchte. Ich glaube, diese Phase gehört einfach zu diesem Alter. Das einzige was man kann: die Kinder an die Selbstverantwortung erinnern. Wenn sie abends finden, man hätte etwas machen können, dann hätten sie halt aktiv werden müssen.

Doof bei uns war einfach, dass der Ältere nicht kritikfähig war. Wenn man nicht auf nullkommandoplötzlich seinem Wunsch nachkam, dann war er weg. Das tat insofern weh, dass man so keine Kommunikation führen kann. Das war zwar seinerseits konsequent, dass er einfach selber handelte, aber auch nicht die feine Art. Und dann gings ja nur noch ein paar Monate und er kam gar nicht mehr.

Wenn du das Gefühl hast, dass es deine Jungs auch stört, wenn man den Tag so verhängt, dann musst du sie irgendwie gemeinsam an den Tisch bringen und dann zack wird entschieden, ob man etwas unternehmen möchte und sonst muss man die Missstimmung aushalten.

Oder man macht ab, dass man einfach 1 x pro Monat etwas unternimmt, der Rest der Zeit kann sich jeder frei organisieren.

Kann es auch sein, dass dies ein typisches Verhalten von Jungs ist? Meine Tochter konnte zwar auch an den Wochenenden tagsüber schlafen. Trotzdem musste sie sich dazwischen mit Freundinnen treffen. Sind Frauen einfach mitteilungsbedürftiger?
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von PatchStift »

Wie wär's mal mit einem Brett- oder Kartenspiel?! Uno, bringt Aktion und Spass. Fangt Mister X, ist auch sehr spannend und man muss zusammenarbeiten.
Dann könnte man gemeinsam etwas kochen, backen, basteln. Das Zimmer umstellen und neu dekorieren.... Draussen grosse Steine sammeln und sie bemalen, z.B. als Marienkäfer. Gen. etwas basteln oder ein Bild malen. Eine Collage aus den letzten Urlaubsbildern machen (Afrika?), oder das digitale Fotoalbum zusammenstellen....

Da ist das was mir spontan in den Sinn kommt, wo jeder (klein und gross) mitmachen kann und nicht viel Geld kostet. :wink:
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Nin
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von Nin »

Carlotta, manchmal bin ich gerade deswegen so froh, dass die Jungs in einem Fussballclub sind, weil so zumindest der Samstag dafür drauf geht: da haben sie einfach sehr oft Matches und dann muss ich sie hinbringen und am Spielfeldrand hadern (und frieren) und wieder zurückbringen und sie haben Sport gemacht und es hat mich nichts gekostet! (Und draussen und mit Freunden zusammen....!) Ansonsten möchten sie ihre Ruhe haben, vor der Playstation abhängen, auf dem Handy rumdödeln und vielleicht irgendwann auch mal was für die Schule arbeiten.

Ich finde es auch schwierig... und auch mir fehlt für grössere Ausflüge der finanzielle Rucksack und oft auch (ganz, ganz ehrlich) die Lust. Ich bin kein grosser Sportler! Und ich arbeite auch nicht gern im Garten! Warum sollen die Jungs das lieber machen als ich?

Der Grosse spielt gern Gesellschaftsspiele (besonders Skat, wir haben es ihm extra beigebracht, weil uns immer ein dritter Mann fehlte). Ein paar Stunden Skat kloppen ist bei ihm drin. Der Kleine nicht so gerne. Vor allem, weil sein Bruder sehr besserwisserisch wirkt, wenn er Fehler macht.

Wir sind auch ein bisschen ans Haus gebunden, weil wir einen Hund haben und zu einigem, Stil Kletterpark, kann er nicht mit, zumal unser Hund sehr alt ist. Und die Jungs finden es sehr langweilig mit dem Hund spazieren zu gehen (und bei ihrem Tempo ist es das auch, ganz ehrlich).

Was sie mögen? angeln, ab und zu und dann selbstgeangelte Fische essen. Das ist echt nicht teuer. Der Grosse fährt auch gern Rad, aber eher mit dem Papa (letztes Wochenende mit ihm 80 Kilometer). Und wir haben öfters am Wochenende spezielle Filme alle zusammen geguckt, per DVD oder download. Wenn es Filme sind, die wir alle schon kennen, (Harry Potter Filme, zum Beispiel) machen wir uns drum rum ein Delirium, neu synchronisieren, auf English gucken - oder auf Finnisch und wer nachsprechen kann, darf ein Gummibärchen essen... Oder wir sehen Klassiker und dann gibt es Erklärungen. Neulich war es Casablanca.

Der Grosse lädt viel Freunde ein und dann gamen sie auch, aber alle zusammen und das ist mir recht. Sehr regelmässig übernachtet an den Wochenenden, wo sie hier sind, der eine oder andere Freund hier.

Aber insgesamt gibt es viel Leerlauf - und ich lerne noch, mich nicht mehr dafür verantwortlich zu fühlen. Sie können selbst Dinge unternehmen, sie sind nicht mehr so klein. Und manchmal bin ich auch froh, einfach nur zu Hause zu sein und abzuschalten. Unter der Woche haben sie recht viel Aktivitäten, Fussball eben, Gitarre, Tennis, Schule. Da dürfen sie auch mal nichts tun.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
PetraS77
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von PetraS77 »

Hallo Carlotta

Mit "unserer 15 jährigen" handhaben wir es so. Sonntag um 10.00 Uhr gibts Morgenessen, da muss sie auch am Tisch erscheinen, egal wie. :-) Danach gehen wir entweder ins Hallenbad oder halt auch nur auf einen Spaziergang. Respektive einen Anteil Bewegung muss sein, egal bei welchem Wetter. Anwesenheit ist ein "Muss!". Letzens waren wir an einem Vitapacours in der Nähe im Wald, wir haben Tränen gelacht....war wirklich ein gelungener, wenn auch körperlich anstrengender Sonntagmorgen. :-) Danach kann jeder dass tun was er gerne möchte, chillen oder lesen angesagt. Je nach Wetter spielen wir danach Brettspiele, kochen oder backen alle gemeinsam.

Seit wir "unsere Jugendliche" zwingen um 10.00 Uhr aufzustehen, ist sie wenigstens etwas ausgeglichener. :-)

Ganz liebe Grüsse Petra
Babell
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von Babell »

Hallo Carlotta

Als der Junge noch regelmässig zu uns kam und so um die 14 bis 16 Jahre alt war, haben wir es kaum mal geschafft, ihn zu irgendetwas zu motivieren. Er musste dann jeweils mitkommen, was er auch tat. Manchmal konnte er aus seinem Schneckenhäuschen rauskommen, aber nicht immer. Dieser typische Teenieblick: nullbock, ihr könnt mich mal... den hatte er oft drauf. Vielleicht schämte er sich mit uns? So interpretierte ich es.
Das Mädchen müssen wir nicht motivieren. Sie nimmt ab und zu ihre Freundinnen mit oder geht zwischendurch weg um sie zu besuchen. Es läuft mit ihr eigentlich sehr selbständig ab und man kann auch auf sie zählen (war längst nicht immer so!!). Meistens will sie nichts mit ihren Freundinnen zu tun haben, und ändert ihren Online Status in "nicht erreichbar". Das finde ich jeweils sehr härzig, jedenfalls freut es mich für meinen Freund. :) Zeigt es doch, dass er ihr wichtig ist! :)


Hallo Petra
Das freut mich aber sehr, dass Euer Teenie nun ausgeglichener ist und auch dass es klappt mit dem "muss am Tisch erscheinen um 10 Uhr"! :)
PetraS77
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von PetraS77 »

Hallo Babell

Diesen Teeniblick kenn ich nur zuuuu gut......aber eben auch ganz lieb von deiner Tochter, dass sie sich dann wirklich Zeit nimmt und sich die Stunden auch "reserviert". :-)

Wir sind halt der Meinung, dass man Jugendliche manchmal etwas zum Glück "zwingen" soll. :-) Grad auch die Aktion mit dem Vitapacours löste einen Sturm der Entrüstung aus. Wir versprachen ihr aber, dass wir nur eine Stunde aufwenden wollen, den Rest des Tages kann sie selber einteilen wo und wie sie möchte. Noch heute erzählt sie allen wie lustig es war als Papi wie ein Äffchen an den Ringen hing...:-)
so suchen wir halt einen Kompromiss, manchmal ist es für sie ein "müssen" und dafür manchmal in der gleichen Konsequenz für Papi und mich. Was glaubt ihr wie sehr ihn den Besuch eines Pferdetages hier in der Gegend meinem Mann gestunken hat. Auch da musst er halt ihr zuliebe durch. :-)

Und ausgeglichen.....zumindest so, dass wenn die Stimmung schlecht ist, dann auch so richtig. :-) Ansonsten erleben wir noch immer eine wöchentliche Berg-und Talfahrt. :-)

Liebe Grüessli

Petra
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von BabyOne »

Babell hat geschrieben: Dieser typische Teenieblick: nullbock, ihr könnt mich mal...
Da musst ich jetzt lachen. Meine Tochter ist erst elf, aber seit kurzem sehe ich diesen Blick auch öfter. Das ist schon sehr verstörend, wenn man vor kurzem noch so ein liebes, fröhliches Kind um sich hatte und dann SO angeschaut wird.
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von val »

Hallo allerseits

Also mit meinen beiden Grossen sind wir bereits aus dieser Phase raus. Die gestalten ihre Wochenenden alleine. Bzw. der eine arbeitet, da er Koch lernt. Am Samstag Morgen ist der einzige Morgen der ganzen Woche, an dem wir alle ausschlafen und gemeinsam frühstücken können. Das tun wir dann auch und interessanterweise machen sie da mit, ohne dass ich gross darauf pochen muss.

Ich denke, es gehört zum Alter und ist eine gewisse Abnabelungsphase, gehört zum Selbständigwerden für die Jungen und zum Loslassen für uns Eltern. Die Pläne werden unabhängiger voneinander und als Eltern ist man nicht mehr für das Programm verantwortlich. In dieser Zeit lernen die Jugendlichen auch, ihre eigenen Pläne zu machen bzw. ihre eigenen Bedürfnisse zu entwickeln. Ist nämlich einfacher, wenn man gegen die Pläne der Eltern revoltieren kann als wenn man sich selber überlegen muss, was mach ich jetzt aus diesem öden (Regen)-Sonntag?

Bei uns war die Phase relativ kurz, dass ich Ansagen machte und sie mitkommen mussten. Das Gejammer und Gezeter war mir viel zu anstrengend. Ich nahm aber durchaus mal das Internet-Modem mit auf meinen Ausflug und liess sie zu Hause auf dem Trockenen sitzen, weil ich fand, den ganzen Sonntag gamen ist dann doch zu viel. Es stellte sich dann meistens raus, dass sie sich mit Kollegen verabredeten oder - oh Wunder - etwas für die Schule taten. Bei uns kam noch hinzu, dass ihnen so mit 15/16 bei Familienausflügen die behinderte Schwester unangenehm war, was ich irgendwie auch nachvollziehen kann. Es gab hie und da Zwischenfälle mit ihr, die durchaus nicht angenehm waren, für niemanden. Da habe ich dann nicht gross Druck gemacht und war lieber alleine mit ihr unterwegs.

Jetzt ist es so, dass ich mein Programm alleine mache. Es kann gerne mitkommen, wer Lust hat. Das ist meistens nur die Tochter. Ausser im Winter zum Skifahren, da sind alle dabei. Und das sind dann ganz wunderbare Tage, die ich mit jeder Faser geniesse.

Ich denke auch, dass die heutigen Jugendlichen sehr viel um die Ohren haben. Schule, Sport, Musik etc. und nicht zu vergessen die Wochenenden beim anderen Elternteil. Da dürfen sie von mir aus durchaus mal durch- und abhängen. Schliesslich verlangt uns allen der Alltag genug ab. Da muss am Wochenende nicht auch noch Programm sein.
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von carlotta37 »

Viel Spass, BabyOne, mit 11 fing es bei meiner auch an..... :aahrg:

Ich denke meine Jungs sind einfach jetzt in dieser Zwischenphase, in der sie das Abnabeln lernen. Einerseits wollen sie es, andererseits sind sie noch sehr abhängig von mir.
Beide gehen nicht mehr hier am Ort zur Schule und ihre Klassenkollegen kommen weit verteilt aus der Stadt oder umliegenden Gemeinden. Da kann man nicht mal eben so abmachen.
Bei meiner Grossen gab es auch so eine Phase. Inzwischen ist sie alt genug, geht auch abends mal in den Ausgang.
Der Mittlere fällt ein wenig in ein Loch, er hat bis vor kurzem sehr intensiv Sport gemacht, das aber nun zugunsten der Schule aufgegeben (ist schon krass: da gab es nur die Entscheidung zwischen Leistungssport mit 5 Trainings die Woche oder gar nicht....). Einerseits geniesst er es, am Wochenende jetzt nicht mehr immer um 7 beim Training sein zu müssen, schläft aus und will eigentlich etwas mit der Familie unternehmen. Andererseits ist er dann zu bequem.

Ich glaube, ein Teil liegt auch bei mir: wenn Samstag Mittag der Haushalt und Einkauf gemacht sind, habe ich auch oft wenig Energie. Ich würde schon gern etwas mit den Kindern machen, aber mich dann als Clown und Motivator zu betätigen, finde ich anstrengend. Und das müsste ich, denn von sich aus reagieren sie nur auf die ganz "coolen" Pläne und die sind auch immer gleich teuer.
Steine anmalen etc. haben wir früher gemacht, dafür sind sie inzwischen doch zu alt....
Wahrscheinlich geht es noch so 1-2 Jahre und dann sind sie selbständig genug, sich auch mehr mit weiter entfernt lebenden Freunden zu verabreden.
val, Skifahren ist bei uns auch so eine Ausnahme, da muss ich niemanden lange bitten ;-)

Also einfach Geduld haben...und abwarten, wann ihnen der freiwillige Zimmerarrest zu doof wird ;-)
Und es stimmt ja schon: durch den weiten Schulweg sind sie die Woche über extrem eingespannt. Beide Jungs wollen im Frühling die Gymiprüfung machen....das ist schon sehr viel, insofern habe ich auch Verständnis, dass sie am Wochenende mal durchhängen....
Babell
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von Babell »

BabyOne hat geschrieben:. Das ist schon sehr verstörend, wenn man vor kurzem noch so ein liebes, fröhliches Kind um sich hatte und dann SO angeschaut wird.
Oje, ich kann mir vorstellen, dass das beim eigenen Kind recht weh tut! Mein Beileid. Und hoffentlich geht es schnell vorbei!
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Re: Familienleben mit Jugendlichen

Beitrag von PatchStift »

Bis ich zuhause auszog, musste ich jeden Sonntag am Frühstückstisch und auch beim Abendessen dabei sein. Ansonsten war ich mehr oder weniger Vogelfrei. Ausser, dass ich NICHT die ganze Nacht wegbleiben durfte.

Bis zu Tod meines Vaters, haben wir das Familienessen am Sonntag Abend beibehalten (inkl. Anhang). Auch als ich längst meinen eigenen Haushalt führte. Ich fand das immer eine sehr schöne Familientradizion, auch als Teeenie, selbst wenn ich sicher oft motzte, kaum in's Bett gekommen, schon wieder am Frühstückstisch sitzen zu müssen....
Nicht selten nur unter Androhung einer kalten Dusche, aus dem Bett zu kriegen.... trotzdem, habe ich diese Sonntage in bester Erinnerung!

Familie verpflichtet! Auch das gehört zur Erziehung.
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