Nicht die Mama

Austausch zu psychologischen Theorien
Babell
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Nicht die Mama

Beitrag von Babell »

Hallo Zusammen

Es macht mir immer noch (nach ca 5 Jahren Patchwork) Mühe, dass mich seine Kinder manchmal einfach vergessen! Ich bin oft einfach unsichtbar. Es gibt mich als "Status" (Mama des Halbbruders oder Partnerin unseres Vaters) und dann gibt es mich noch als unabhängige Kollegin, die mit der Familie gar nichts zu tun hat und eben deshalb oft nicht in Zusammenhang gebracht wird. Eigentlich sollte ich als Erwachsene da drüber stehen und das mache ich ja seit Jahren. Seit einiger Zeit sage ich mir aber (durch die Distanz, welche die nicht mehr so regelmässigen Besuche zulassen) dass ich dabei auch verletzt sein darf! Nicht im Sinne von Leiden etc, sondern einfach im Sinne von: mir selber gegenüber zugeben, dass ich traurig darüber bin, dass sie mich eben nie so lieben werden, wie es doch schön wäre für uns alle.

Natürlich müssen sie das nicht! Ist mir absolut klar und ich verlange nie etwas anderes! Ich wollte einfach mal aufschreiben, dass wir Erwachsenen ja auch Gefühle haben und manchmal verletzt sein können.

Vielleicht geht es jemand anderem auch mal so?

Mit viel Liebe Euch allen! Schön dass ihr immer da seid!
Bergblume
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Bergblume »

hallo Babell,

das Gefühl kenne ich sehr gut und manchmal tut es weh, manchmal stehe ich drüber.
Bei mir ist es so, dass ein ein Stiefkind mit grossgezogen habe, sie lebt noch immer teilweise bei uns. Das andere Stiefkind blieb zwar bei der Mutter, war aber immer mit uns in den Ferien und praktisch jedes Wochenende bei uns.
Die leibliche Mutter meiner Stiefkinder war viel zu sehr mit sich beschäftigt, als dass sich die Kinder damals noch wphlgefühlt hätte bei ihr. Im Gegenteil, die Stieftochter meinte als 12 jährige einmal weinend, die Mutter habe sie nur wegen der Alimente....

Ich machte den fatalen Fehler, dass ich dachte, ich könne als "Mutterersatz" in die Bresche springen und ich denke, mein Partner sah mich auch als einen "Mamaersatz" für die Kinder.
Sehr positiv habe ich die Kinder bei uns aufgenommen und umso grösser war die Enttäuschung, als mit bewusst wurde, dass ich einfach "die Freundin von Papa" , diejenige, die kocht, wäscht und putzt... und die, die halt überall dabei ist... ich war/bin halt einfach da....

Natürlich hat mir das sehr wehgetan, vor allem da mein Partner für mein Kind wirklich der "Papa" ist.

Für mich lohnt es sich nicht mehr wirklich ,drüber nachzudenken, was alles falsch gelaufen ist. Es ist wies ist, ich bemühe mich jetzt vor allem Partnerin zu sein, mich auf ein Altwerden mit meinem Partner einzustellen und das Verhältnis zu den Stiefkindern akzeptieren.
Vielleicht kommt mal der Tag, wo ich mit ihnen drüber reden kann, davon sind wir aber noch weit entfernt.
Der Fehler liegt wohl schon hauptsächlich bei meinem Freund und mir, wir hatten damals vor vielen Jahren die illusorische Vorstellung, dass nach der Trennung von seiner Ex das Leben einfach mal so weiterläuft ...
könnte ich nochmal von vorne beginnen, würde ich vieles anders machen und mein Partner wohl auch
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BabyOne
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich kenne das auch. Ich habe ja über Jahre hinweg nach und nach begreifen müssen, dass ich mich viel zu sehr bemüht habe und viel zu viel getan habe, was gar nicht meine Aufgabe gewesen wäre. Ich habe es getan, weil ich hoffte dass andere das sehen werden und dass ich meine Mühe und Zuwendung irgendwann auch zurückbekomme. Wenn das dann nicht der Fall ist, ist man irgendwann enttäuscht. Man braucht eine gute Portion Egoismus oder eben Lebenserfahrung und auch Distanz zu sich selber, um nicht in diese Falle zu tappen.

So lange die leiblichen Eltern existieren (und wohl sogar darüber hinaus), nehmen sie halt immer den ersten Platz ein, und es ist egal wie man sich anstrengt oder was man sich wünscht, an dieses enge Verhältnis wird man niemals herankommen.
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Ria
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Ria »

Interessantes Thema!

Ich frage mich gerade, ob es da nicht grundsätzlich um die Wertschätzung von uns als Stiefmütter geht.

Aus Untersuchungen ist bekannt, dass alleinerziehende Väter viel rascher eine neue Partnerin finden als die Frauen. Das hat seinen Grund unter anderem wohl auch darin, dass wir Frauen (mich eingeschlossen :wink: ) bei einem "Retter-Gen" getroffen werden, wenn wir uns in diese Männer verlieben. Wir wollen uns die Liebe verdienen, indem wir ganz viel für den Partner und seine Kinder tun.

Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass der, welcher etwas - für jemand anders - tut, selber auch etwas davon hat. Sonst würde er/sie es nicht tun. Wir tun es, weil wir WOLLEN, und nicht weil wir MÜSSEN. Aber es fühlt sich manchmal so an.
In der Stiefmutter-Situation vielleicht so etwas wie "gut dastehen", Gutmensch sein, dafür etwas erwarten dürfen...
Das Problem dabei ist: Wenn wir etwas für jemand anders machen - vor allem wenn wir es UNGERN tun! - öffnen wir damit ein Schuldenkonto, das unsere Beziehung stört. Denn dann erwarten wir unbewusst als Ausgleich, dass der Andere auch etwas für uns tut, aber es zählt nur dann, wenn es auch etwas ist, was er nicht gerne macht! :oops:

Zu den Kindern: Meine damals 7-jährige Tochter hat einmal zu mir gesagt, das sei doch mein Job als Mutter, was ich für sie mache!
Von unseren eigenen Kindern erwarten wir diese Dankbarkeit weniger. Weshalb?
Wieso sollten es dann die Stiefkinder sein?

Heute sind unsere Kinder erwachsen, und es sind wir Patchworkeltern, die jetzt wieder einmal Familienfoto schiessen wollen. Und für uns ist klar, dass auch ich als Stiefmutter darauf gehöre.
Ganz ehrlich: Dieser Wunsch kommt nicht von den Kindern! Weder von den eigenen noch von den Bonuskindern. Für sie gibt es keinen Grund, besonders stolz auf unsere Familie zu sein, für sie ist es einfach normal. Ist ja eigentlich auch gut so, oder?

Ich habe auch schon so gefühlt wie du. Die Lösung habe ich darin gefunden, dass ich die Wertschätzung für all das, was ich für die Stieftöchter getan habe bei meinem Partner hole. Indem ich sage, dass ich es von ihm wieder einmal hören möchte, dass ich es gut getan habe. Und das funktioniert.
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Babell »

Ist es denn tatsächlich nur die Wertschätzung; das was man alles für sie getan hat, oder wo man sich zurückgenommen hat, verzichtet hat? Oder ist es das Lieben und Geliebt werden wollen?
Babell
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Babell »

P.S. Danke für Eure tollen Antworten!
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Ria
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Ria »

Babell hat geschrieben:Ist es denn tatsächlich nur die Wertschätzung; das was man alles für sie getan hat, oder wo man sich zurückgenommen hat, verzichtet hat? Oder ist es das Lieben und Geliebt werden wollen?
Es kann beides sein.
Gerade wenn wir im Innersten meinen, so wie wir sind nicht genug liebenswert zu sein, besteht die Gefahr, dass wir uns das damit verdienen wollen. Aber leider ist dies ein Fass ohne Boden. Unsere Liebsten können uns dann nie so viel geben, dass wir das Gefühl von "genug" haben, oder allenfalls nur kurzfristig.
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Bergblume »

es ist wohl beides; Wertschätzung und geliebt zu werden. Denn seien wir ehrlich, wer möchte nicht geliebt werden und wem ist Wertschätzung völlig gleichgültig?

und es ist wohl so, dass man von den eigenen Kindern viel mehr verträgt als von Stiefkindern. Wenn mein Kind schlecht gelaunt ist und rummotzt und mich ankläfft, dann seufze ich und es ist aber am nächsten Tag vergessen.
Bei den Stiefkindern nehme ich alles sehr persönlich. Denke dann, verdammt noch mal, ihr wolltet doch bei uns wohnen, als habt ihr euch auch zu benehmen....

warum nehme ich Angriffe von Stiefkinder viel persönlicher als Angriffe von den Eigenen?

ich denke, bei den leiblichen Kindern ist es wie "normal" dass es Reibereien gibt. Bei den Stiefkindern sind es halt dann doch "fremde Personen", es ist die emotionale Nähe die fehlt.

Dazu kommt natürlich das Verhalten des Partners. Wieviel "Ungehorsam" etc. gegenüber der Stiefmutter toleriert er? Bei uns ist es leider so, dass bei schwierigen Situationen automatisch immer ich die "Böse" bin. Er hält zu seinen Kindern, egal wie unhöflich und ausfällig sie sich mir gegenüber benehmen. Das macht das Ganze so schwierig. Sicher ist es ihm nicht wohl dabei, innerlich spürt er, dass es nicht in Ordnung ist, aber die Verteidigung der "eigenen Brut" gewichtet da wohl höher.

Wir Stiefmütter übernehmen oftmals Aufgaben, die eigentlich nicht unsere sein sollten... Wir übernehmen sie, um dem Partner zu gefallen? Um die Stiefkinder für uns einzunehmen? Um uns selbst in ein gutes Licht zu rücken? Oder eben ganz einfach, um Liebe und Wertschätzung zu erlangen!

Verlangen wir aber nicht auch einfach zuviel von den Stiefkindern? Immerhin sind sie programmiert auf "Mama und Papa". Dann ist das plötzlich "Papa und fremde Frau".
Die erwachsene Tochter einer Freundin sagte mir einmal; wenn ihre Eltern sich getrennt hätten und ihr Vater eine neue Frau ins Elternhaus gebracht hätte, sie hätte dieser Frau das Leben zur Hölle gemacht... und zwar nur aus dem Grund, dass ihr Vater jemand anderen als die Mutter liebhat...

Wir Stiefmütter haben es nicht einfach...
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von PatchStift »

Babell hat geschrieben: Eigentlich sollte ich als Erwachsene da drüber stehen und das mache ich ja seit Jahren.
Schon imens, über was wir (Stiefmütter) so alles stehen müssen! Unseren Emotionen, unseren Gefühlen, unseren Bedürfnissen, unserer Privatsphäre, unserem Stolz, umserem Frust... dürfen wir irgendwo, auch noch Mensch sein oder haben wir einfach nur möglichts selbstlos zu funktionieren?


Was für ein scheiss Spiel! Ich spiele da seit einiger Zeit nicht mehr mit... so selbstlos bin ich nicht und da es die andren erst recht nicht sind, hab ich auch absolut kein schlechtes Gewissen dabei. Keinem gegenüber! :wink:
Babell
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Babell »

Hallo Zusammen

Ich muss sagen, meine Stiefkinder schätzen mich schon. Sie mögen mich auch und sie zeigen mir dies auch. Es ist mehr etwas was bei mir in meiner Psyche als Problem besteht. Deshalb habe ich das Thema auch unter die Rubrik Psychologisieren genommen.. 8)

Zur Wertschätzung habe ich mir nach Euren Berichten Gedanken gemacht, und bin dann auf Folgendes gekommen: Am Anfang habe ich gerne und viel gegeben und es gab die eine oder andere Enttäuschung (zb kein Dankeschön nach einem sorgfältig ausgesuchten Geschenk zu Weihnachten), aber im Grossen und Ganzen ist das im Ausgleich (keine Rechnung offen).
Ich habe wohl trotzdem etwas getan, von dem ich dafür Wertschätzung gewünscht hätte. Nur wusste ich das gar nicht so genau. Es hatte nämlich mit eigenen moralischen Vorstellungen zu tun. Es war die Rücksichtsnahme (der Verzicht auf Zeit mit meinem Partner) die ich gemacht hatte, damit sich Kinder und Vater viel Zeit füreinander nehmen können. Dies habe ich aus eigener moralischer Überzeugung getan, aber hätte ich mich selber richtig reflektiert so hätte ich gemerkt, dass ich es eigentlich nicht tun wollte. Somit sind wir beim springenden Punkt: ich wollte es nicht, aber ich machte es trotzdem.

Natürlich war es mein Partner, der mir gesagt hatte, dass er drunter leide, dass er so wenig Zeit mit seinen Kindern habe. Er hatte aber nie erwähnt, dass er diese Zeit dann nachholen möchte, wenn ich da bin. Im Gegenteil: er wollte immer dass ich auch dabei bin, wenn seine Kinder da sind! Dies führte dann noch zu anderen Konflikten (zb "will er, dass ich einen auf Familie mache und wir sind es nicht?")

Eigentlich meine ich noch heute, dass es das Mindeste ist, was man als neue Partnerin geben sollte. Man geht ja nicht in eine normale Beziehung, sondern eine Beziehung mit einer Art "Hindernis"*. Also muss man das mitmachen oder man sucht das Weite und hakt das Ganze als Erlebnis ab. Wie hört man so oft: die Kinder waren vorher da. Und ich denke, das ist so gemeint, dass man sich bewusst ist, dass da eine ganz wichtige Beziehung ist, nämlich die Vater-Kind Beziehung, die durch die Trennung von der Hauptbezugsperson des Kindes sowieso arg beschnitten wurde. Ich finde also auch jetzt noch, dass es sehr wichtig ist, dass die Kinder Zeit mit ihrem Vater verbringen! Obwohl ich mittlerweile über meine Moralvorstellungen kontra Wünsche Bescheid weiss. Da wir jetzt nicht mehr ganz frisch zusammen sind, stört es mich jedoch weniger, wenn ich nicht bei ihm sein kann- im Gegenteil: ich bin ja manchmal noch ganz froh, ein bisschen Abstand zu haben :wink:

*Geändert am 27.2., weil Ausdruck diskriminierend war.
Zuletzt geändert von Babell am 27.02.2014 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Ria
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Ria »

Ich stimme dir zu, dass das mit dem "tun, obwohl wir nicht wollen" ein wichtiger Punkt ist.
Diese Erkenntnis nützt mir immer wieder, wenn ich frustriert bin. Dir hoffentlich auch :wink:

Worüber ich aber doch etwas gestolpert bin ist:
Babell hat geschrieben:Man geht ja nicht in eine normale Beziehung, sondern eine Beziehung mit einer Art Behinderung. Also muss man das mitmachen oder man sucht das Weite und hakt das Ganze als Erlebnis ab.
Wenn wir die Tatsache, dass der neue Partner Kinder hat als Behinderung oder Störfaktor ansehen, wird es immer wieder schwierig. Denn das stellt ihn und seine Kinder in Frage. Und dagegen muss er sich doch wehren, oder?
Also wenn das mir passieren würde, wäre das ganz schrecklich und ich müsste mich schon fragen, ob ich das will.

Ein Ausweg daraus ist die Sichtweise, dass wir anscheinend - ob bewusst oder unbewusst - einen Partner MIT Kindern wollten, sonst hätten wir uns nicht in ihn verliebt. Bei mir war es auf jeden Fall so! Ich wollte einen, der aus eigener Erfahrung weiss, wie die Elternbeziehung ist. Auch, damit er mich besser verstehen kann, wenn ich vielleicht meinen Kinder gegenüber inkonsequent und unlogisch reagiere.
Und ausserdem wollte ich auch für meine Kinder einen, der den "Vater-Test" bestanden hatte. Und der bestand eben auch darin, dass er seine Kinder wichtig nahm, unterstützte...
Und eben wie oben beschrieben, irgendetwas in mir wollte ihn auch "retten", mich wertvoll machen... :oops:

Eine weitere Möglichkeit ist die Entscheidung, die Zeit mit ihm auch zu geniessen, wenn seine Kinder dabei sind. Eben, weil sie für ihn genauso wichtig sind wie meine Kinder für mich.
Und oftmals auch, weil er sie viel weniger oft sieht, als ich meine Kinder. Und vielleicht auch noch Schuldgefühle hat, weil die Kinder das erleben mussten, wie die Eltern auseinander gingen. (Wobei ich all diesen Eltern wünsche, dass sie das bearbeiten und loslassen können, weil dieses schlechte Gewissen die Beziehung schwer belastet, aber das ist dann wieder ein anderen Thema)
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von PatchStift »

Hallo Babell

Es ist sicher ein griosser Unterschied, ob eigene Kinder mit in die Beziehung bringt, oder selbst Kinderlos ist. Beim Gedanken, dass ich mir bewusst einen Mann mit Kind ausgsuch haben soll, musste ich schmuzeln. Es ist wohl eher genau das, was ich am meisten gefürchtet habe.
Das ist ein anderes Natur-Gesetz...

How ever!

Auf der Suche nach Tips, wie man sich als Stiefmutter zurecht finden kann, bin ich auf diesen Artikel gestossen. Einer der wenigen, wie mir scheint, die sich auch damit befassen, was die Stiefmutter braucht und nicht nur, was die Ursprungsfamile von ihr braucht.

Mir persönlich, bringt das nach sechs Jahren mehr, als die ewig selben Rechtfertigungen und Mutmassungen wieso und weshalb, wir über allem stehen müssen. Meinen es zu müssen.
Und es ja doch nicht wirklich können. Von uns oft mehr Grösse, Vernuft, Verantwortungsgefühl und Loyalität erwartet wird, als von der Urspungsfamilie selbst. Damit kann ich inzwischen def. nichts mehr anfangen.

Subjektiv habe ich nicht selten das Gefühl, als Stiefmagd betrachtet zu werden. Bzw. als sollche verkauft zu werden. Als die, die liefern kann und soll, aber ansonsten vergessen werden kann. Nicht zählt, keine Rolle spielt. Und nichts zu sagen hat. Aber immer Verständis und Rücksicht zeigen soll? Eigentlich doch ein Unding, sondergleichen!

Für mich, nicht mehr nur "eigentlich"! Ich mache nichts mehr wozu ich "eigentlich" gar keine Lust habe. Ich verzichte nicht mehr, obwohl ich "eigentlich" eigene Bedürfnisse hätte. etc.etc.

Denn ich lebe nicht "eigentlich" und ich führe auch nicht "eigentlich" eine gleichberechtigte Paarbeziehung. Und ich habe auch nicht " eigentlich" auch Gefühle. Geburtstag, Weihnachten etc. "Eigentlich" gehen mich die Kinder anderer doch gar nichts an.

Die einen haben ein Hobby, meiner hat ein Kind und eine Ex.

Ich habe mein Bestes geben, jetzt sind sie dran, oder auch nicht... wenn sie mich vergessen, ignorieren, nicht für dazugehörig halten, kann ich sie ja auch getrost vergessen. Für meine Gefühle, schämen muss ich mich nähmlich nicht! Den sie sind ganz natürlich, vermutlich sogar unvermeidlich in dieser Situation! Doch man lässt uns damit nicht nur "eigentlich" ganz allein. Wir sind es!

All das bezieht sich auf unser Weekendpatchwork und nicht auf die Paarbeziehung, aber genau die, leidet darunter, wenn ich mich verletzt oder übergangen fühle, denn ICH kann mich ja nur an meinem Partner halten. Der mir aber oft, eben auch nicht helfen kann...




"Stiefmutter: Ersatzmama für die Kinder des Partners?


Böse wie im Märchen oder echter Mutter-Ersatz?

Im Märchen sind sie die Miststücke, im wahren Leben vegetieren sie in einer lichtarmen Nische des Familiengefüges zwischen allen Stühlen vor sich hin. Ihr Ansehen schwankt abhängig von Launen, Kochkunst und Fahrbereitschaft meist irgendwo zwischen Fußabtreter, Kammerzofe und Haustier. Sie hat im Schnitt eine Busladung Pflichten, aber ihr einziges Recht ist das Recht zu Schweigen, denn: „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ (Du hast mir still und demütig den Arsch hinterher zu tragen...) Ich muss hier einen persönlichen Einschub machen: Ich bin selbst Stiefmutter - aber eine Ausnahme, denn ich habe diesen Satz nie gehört.

Von Karla Steuckmann

Meine Stieftöchter sind eine große Bereicherung für mein Leben. Bei uns lief es gut, aber genau deshalb haben sich viele "Leidensgenossinnen" bei mir ausgeweint - und das ist wörtlich gemeint. Eine Stiefmutter, die Glück hat, wird anfangs mit offenen Armen und hungrigen Blicken empfangen: Endlich hat Papa jemanden gefunden und zwar eine, die hoffentlich Vielfalt in den eintönigen Wochenend-Speiseplan aus Fertigpizza und Milchreis bringt. Womit das erste Problem da wäre, denn keine kocht wie Mama, besonders keine Stiefmutter. Durch das Nörgeln über das fremdgekochte Essen drücken Kinder ihre Loyalität zur leiblichen Mutter aus. Der Geschmack ist Nebensache, verletzen wollen sie damit niemanden. Wer hier schon verzweifelt, braucht bessere Nerven - da muss man durch mit Pokerface. Oft hilft es, sie mitkochen zu lassen. Nach ca. anderthalb bis zwei Jahren hört das auf, spätestens, wenn sie sich selbst versorgen müssen, kommen sie mit Anlauf zum Essen.

Patchwork-Mama: Stiefmutter oder Stiefmagd?

Wenn an der Nahrungsfront Ruhe ist, geht meist die "Haustier-Phase" los: Eine Stiefmutter ist wie ein Welpe oder ein Babykätzchen unterm Weihnachtsbaum. Am Anfang neu und aufregend, manchmal kann man damit sogar ein bisschen angeben, aber mit der Zeit wird der Neuling lästig und langweilig: Will auch Gassi gehen, gefüttert, gebürstet, beachtet werden, wenn man gerade keinen Bock drauf hat. Wer jetzt, um Stress zu vermeiden, klein beigibt und seine Bedürfnisse verleugnet, hat verloren. So wird man zur "Stiefmagd", die für Wäsche, Toiletten und Catering zuständig ist, aber nicht mal bei der Wahl des Urlaubsziels ein Mitspracherecht hat. Hier sollte die Stiefmutter Mut zur Ähnlichkeit mit der "bösen" Märchenfigur haben und selbstbewusst konsequent den Alltag auch gegen Zickereien und Widerstand gestalten. Papas Zuhause ist schließlich kein Hotel und auch Patchwork-Familienleben ist kein Wunschkonzert. Auch leibliche Mütter werden manchmal "gehasst", sind auch oft genervt und Kinder geben ihnen hart Kontra, aber bei denen ist das normal.

Wir hingegen verzweifeln gleich und hinterfragen uns. Viele "Next" wollen so sehr nicht dem Klischee entsprechen und gut ankommen, dass sie sich konfliktunfähig machen. Dabei kommen unangenehm verzogene Taktierer raus: "Was ich bei Mama nicht darf, krieg ich beim "Bespaß-Papa" und meinem Stiefsandsack." Wenn sich alle Erwachsenen einigermaßen richtig verhalten, ist "Stiefmutter sein" und "Stiefmutter haben" für alle Beteiligten eine Bereicherung.

Stiefkinder als Trennungsgrund?

Wenn man Pech hat, gerät man an eine ein "böse (H)Ex(e)", die über die Kinder die Partnerwahl des Mannes manipuliert. Da werden Kleinkinder tränenreich verabschiedet, weil "Mama jetzt so traurig ist, wenn du bei Papa und dieser komischen Frau schläfst". Schulkinder werden wie Spione zum Ausspähen der Gegnerin eingesetzt, Teenager werden instrumentalisiert, damit bei jedem Wochenendumgang ein Grabenkrieg ausbricht. Dann hat man fast keine Chance. Wenn die Liebe zum Mann belastbar und riesig ist, hält man das in getrennten Wohnungen vielleicht aus. Meistens scheitern zweite Ehen oder Partnerschaften genau daran.

Allerdings auf beiden Seiten, denn so was kommt zurück, wie Rotz bei Gegenwind. Hat ein Kind einmal erfahren, dass es Macht über die Partnerwahl des Vaters hat, dann wird es diese Fähigkeit auch beim neuen Partner der Mutter einsetzen. Insgesamt ist die "böse" Stiefmutter ein Märchen, bis auf wenige unrühmliche Ausnahmen, für die ich mich fremdschäme. Stiefmütter haben - selbst wenn es optimal läuft - selten ein ausgeglichenes Rechte und Pflichten-Konto. Für alle Stiefmütter, die aktuell in einer Patchwork-Krise kreisen, habe ich einen Trost: Die Zeit ist auf unserer Seite, Stiefoma gibt es nicht - die Enkel werden irgendwann keinen Unterschied mehr machen. Habt Geduld!

So werden Kinder Sie als Stiefmutter lieben

Neun Tipps für alle Frauen, die Stiefkinder haben oder bald zur Patchwork-Mama werden.

Misch dich nicht in grundsätzliche Erziehungsangelegenheiten ein: Über Basics wie Schule, religiöse Bildung, welcher Sport, Impfungen, Haarlänge, Klamotten, TV - und PC - Konsum etc. entscheiden die Eltern.

Misch dich ein, wenn es deinen Alltag betrifft: Hausordnung, Umgangston, gemeinsam Urlaubziele etc. gehen dich was an und hier darfst du mitreden, auch wenn du dafür den "Stiefmutter-Oscar" aberkannt bekommst.

Diskutiere niemals mit deinem Partner Erziehungsangelegenheiten vor den Kindern. Legt wesentliche Eckpunkte im Zweiergespräch fest, am besten gemeinsam mit der Mutter. Bei älteren Kindern ist es sinnvoll, Grundsätzliches in einer Familienkonferenz zu beschließen.

Ziehe nicht über die Mutter her, nie! Ziehe auch nicht über den Vater her - behalt es für dich vor den Kindern.

Schleime dich nicht ein, dein Stiefkind ist weder deine Freundin, noch deine Schwester und schon gar nicht dein Kumpel. Du bist in einer Art Elternrolle, ansonsten kannst du keinen Respekt erwarten.

Nimm Streit und Widerspruch nicht persönlich und wenn doch: Lass es dir nicht anmerken und bete dir vor, dass Kinder immer gegen Eltern opponieren. Das ist Teil ihres Jobs und damit zeigen sie, dass sie dich akzeptieren und sich deiner Zuneigung sicher fühlen. Denn nur wer weiß, dass er nicht "verstoßen" wird, traut sich zu streiten.

Du bist die Erwachsene, buhle nicht in Konkurrenz zum Kind um die Aufmerksamkeit des Vaters. Das ist unwürdig und führt zu nichts außer Streit.

Sei nicht nachtragend, setze das Konto des Kindes jeden Morgen auf Null, gib ihm jeden Tag eine neue Chance, es gut zu machen, denn: Du bist die Erwachsene und so lernen Kinder leben.

Ein Wort an die Väter: Fallt euer neuen Partnerin nie in den Rücken, stärkt sie und schafft kindgerechte klare Verhältnisse. Es muss unstrittig sein, dass und was die Stiefmutter zu sagen hat. "
Babell
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Babell »

Hallo Ria

"Behinderung" war wohl etwas sehr unglücklich ausgedrückt! Da muss ich dir recht geben: Das tönt schrecklich.
Ich wollte damit sagen, dass etwas die Beziehung "behindert". Momentan erlebe ich Bekannte von mir, welche sich von ihrem Partner, dem Vater ihrer Kinder getrennt haben, und eine neue Beziehung suchen oder eingegangen sind und ich erlebe bei ihnen schon, dass es für sie extrem schwierig ist, jemanden zu finden, weil sie eben ein Kind haben. Und wenn sie dann doch einen Partner finden, ist es wegen dem Kind, dass Schwierigkeiten auftreten. Jedenfalls erzählen sie mir das so. (Partner der nicht vor den Kindern seine neue Angebetete küssen will, Partner, der Mühe hat mit dem Ex, Partner, der sich nicht genug auf die Kinder einlässt, Partner, der "falsch" mit den Kindern "redet"..etc)

Hallo Patchstift

Willst du diesen Text nicht lieber in die Rubrik Literatur verschieben? Wenn jemand nach einem Text sucht, der ihr/ihm Tipps geben kann, sucht er/sie eher in der Rubrik Literatur.
Babell
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Babell »

Nochmals zum unglücklich ausgedrückten Wort: ich habe es ersetzt, da es wirklich unklug war! Es ist ja eigentlich ein Wort welches eine ganze Gruppe von Leuten diskriminiert. Und so war es überhaupt nicht gemeint!! Ich wollte keine Menschen diskriminieren!
Buchenholz
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Re: Nicht die Mama

Beitrag von Buchenholz »

Hallo Babell

Dein Thema begleitet mich seit Tagen und ich frage und vergleiche ständig die beiden Stiefmütter-Situationen. Einerseits bin ich ja eine Stiefmutter, anderseits erlebt meine Tochter eine Stiefmutter.

Es ist interessant, meine Tochter ist nun schon eine Weile erwachsen, hat den Fahrzeugausweis und ist immer mal wieder mit meinem Auto unterwegs. Diese Mobilität und neu gewonnene Selbständigkeit hat sie enorm verändert. Sie ist eine Frau geworden und nimmt sich und das Umfeld ganz anders war. Auch ihre Beziehung zur eigentlich unerwünschten Halbschwester hat sich zum Guten gewendet.
Wenn sie über ihre Stiefmutter erzählt, dann macht sie immer positive wie kritisch-negative Bemerkungen. Und kürzlich machte sie eine Aussage, die mich sehr erstaunte. Sie ist sich heute bewusst, dass es damals für die Stiefmutter nicht einfach war, wenn man frisch verliebt ist und da immer noch ein kleines Kind die Zweisamkeit stört. Sie weiss noch, dass die Stiefmutter einige Fehler machte, aber trotzdem immer das beste gab. Meine Tochter hat gespürt, dass sie nie wirklich echt geliebt wurde. Sie verzeiht ihr heute.
Meine Tochter ist seit einiger Zeit in einer Beziehung und kann wohl nachvollziehen, wie es wäre, wenn da so ein kleiner Knirps immer dazwischen steht.

Auch wenn ich nicht so erfreut war, wie die Stiefmutter mit meiner Tochter umgegangen ist, war mir trotzdem wichtig, dass sie die Frau akzeptiert und anständig ist mir ihr. Ich bestand darauf, dass sie ihr den Respekt entgegenbringt, den ich für mich gerne gehabt hätte. In den Ferien habe ich Tochter motiviert, Souvenirs für Papa, Stiefmutter und Halbschwester zu kaufen. Auch zu Weihnachten haben wir für sie gebastelt.
Und heute macht sie das selbstverständlich. Manchmal könnte ich neidisch werden, denn die Stiefmutter wird viel mehr mit solchen Aufmerksamkeiten verwöhnt als ich. Aber um die Gunst der Stiefmutter muss man sich auch mehr bemühen, als bei der eigenen Mutter.
Ich hoffe schwer, dass Tochter's Stiefmutter nie eine solche Aussage machen wird, wie du das hier tust. Das hätte meine Tochter nicht verdient.

Ich denke aber, dass dies sehr viel damit zu tun hat, wie die leibliche Mutter zur neuen Beziehung des Ex-Mannes steht. Ich möchte, dass meine Tochter ihre Stiefmutter respektiert und als zweite Mutter akzeptiert. Und sie darf auch nett zu ihr sein.

Bei meinen Stiefsöhnen ist das sicher nicht so. Die Ex-Frau akzeptiert mich zwar, aber sie würde ihre Söhne sicher nicht motivieren, mir etwas zu schenken. Und ich könnte auch verstehen, wenn sie auf mich wütend ist, denn wir versuchten ja über Jahre, die Obhut der Söhne auf den Vater zu übertragen. Auch wenn dies begründet war, so würde sie das nie zugeben.

Lustig aber: in naher Vergangenheit habe ich meine Stiefsöhne zwei Mal gesehen. Sie sind mir immer ganz herzlich um den Hals gefallen und freuten sich, mich zu sehen. Das hätte ich nie gedacht. Ich bin für sie aber nicht wie eine nahe Bezugsperson, sondern eher wie eine nette Bekannte. Ich glaube, mehr darf ich für sie nicht sein. Das wäre Verrat gegenüber ihrer Mutter.
Wenn sie dann aber weg sind, dann .... aus dem Auge aus dem Sinn. Dann habe ich jeweils auch das Gefühl, ich bin für sie total unwichtig.
Aber beim letzten Mal hat mich der eine an meinem neuen Arbeitsort besucht. Er hat sich total gefreut und ich staunte, dass er sogar Fragen stellte = er interessiert sich für mich. Seit er sich von seiner schwierigen Vergangenheit gefangen hat, so langsam in der erwachsenen Welt angekommen ist und selber denken und entscheiden darf, hat er sich positiv verändert.
Trotzdem dürfen wir nichts von ihnen erwarten. Wir geniessen einfach, wenn eine Begegnung statt findet, mehr Erwartungen würde uns nur ständig enttäuschen. So lange die Jungs noch emotional und wohntechnisch von der Mutter abhängig sind, solange wird es so bleiben wie es ist.
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