Nch langem Schweigen...

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Nin
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Nch langem Schweigen...

Beitrag von Nin »

Ich habe lange nichts geschrieben, weil meine letzten Erfahrungen so negativ waren, dass ich Befürchtungen hatte, niedergemacht zu werden, wenn ich wieder schrieb.

Aber jetzt ist (mal wieder) eine schwere Zeit. Bevor ich wirklich ausführlich erzähle; erst mal sehen, wie die Reaktionen sind.

Ende April hatte mein älterer Sohn; er wurde im Juni 15, aus heiterem Himmel einen epileptischen Anfall. Es war ein Wochenende, als er bei seinem Vater war. Anfang Juli folgte ein weiterer, letzte Woche ein dritter und das sind doch einschneidende Erlebnisse, die auch Folgen für Lebensplanung, Alltag und viele andere Dinge haben.

Durch diese Krisensituation haben sein Vater und ich wieder öfter miteinander zu tun haben müssen - und ich denke, dass bei einer solchen lebensverändernden Diagnose beide Eltern betroffen sind, wird niemand in Frage stellen. Die Kommunikation rund um die Anfälle und Folgen und um die Vorsichtsmassnahmen, die es deswegen zu treffen gilt und gelten wird, lief ganz gut.

Aber trotzdem gibt es gerade wieder einmal Schwierigkeiten wegen Fragen des Wohnsitzes und des Kindergeldes... und prompt wird es auch schwieriger, die Gesundheitssituation zu besprechen.

Ich erzähle auch gern asuführlicher, bzw hätte das früher getan, aber ich bin sehr vorsichtig geworden. Der Schock über die Diagnose hat mich dünnhäutig gemacht. Trotzdem ist die Frage, wie getrennte Eltern mit Krisensituationen, besonders gesundheitlichen, umgehen, sicherlich eine, die nicht nur mich betrifft. Oder?
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Nin,

ich freue mich sehr, wieder von Dir zu hören, auch wenn es wieder mal nichts Gutes ist.

In der Schule meiner Tochter gab es im letzten Jahr zwei schwere Vorfälle im Abstand von nur zwei Wochen - drei Erstklässler wurden bei einem Autounfall verletzt (eines der Kinder war lebensgefährlich verletzt und lag im Koma), und kurz darauf brach ein Viertklässler im Sportunterricht mit Herzstillstand zusammen. Beide Kinder haben überlebt und werden zum Glück weitgehend wieder gesund werden.

Die Familie des Jungen kenne ich etwas näher; dort sind die Eltern seit drei Jahren getrennt und der Vater ist schon wieder neu verheiratet. Es gibt hier noch ein jüngeres Geschwister. In der akuten Krisensituation mussten alle zusammenhelfen - die Mutter war bei dem Sohn in einer Spezialklinik weit weg, der Vater und die Großeltern haben sich um das jüngere Kind gekümmert, und gemeinsam mussten Entscheidungen über Operationsmethoden usw. getroffen werden.

Zum Glück sind die Eltern hier beide ziemlich vernünftig und praktizieren sowieso ein Wechselmodell. Ich habe sie bei Schulfesten auch nach der Trennung gemeinsam erlebt, wo sie vernünftig miteinander geredet haben und man äußerlich nicht viel von Spannungen bemerkt hat. Insofern waren sie wohl für diese Extremsituation besser gerüstet als andere getrennt lebende Eltern es gewesen wären. Vielleicht werde ich die Mutter mal treffen, dann könnte ich sie fragen wie sie die Kommunikation mit ihrem Exmann empfindet bzw. wie das so läuft.
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eine gemeinsame Tochter 15 J.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Nin

OH je, das tut mir leid. Als hättest du nicht schon genügend Baustellen hinter dich gebracht.

Meine Tochter hatte vor Jahren einen Beinbruch in den Ferien im Ausland. Und da hatte ich zum ersten Mal erlebt, wo vorteilhaft es ist, wenn man ein gutes Verhältnis zum Ex-Mann pflegt.
Mein Ex-Mann leidet ein wenig unter Angstneurosen, sieht überall Gefahren und somit hatte ich Bedenken, er würde mir unterstellen, ich hätte die Sorgfaltspflicht verletzt. Aber dieser Unfall ist beim Spielen passiert und hätte auch unter seiner Obhut passieren können.

Ich hatte ihn permanent informiert und er hat sich auch anerboten, Tochter im Ausland holen zu kommen. Das wollte dann Tochter nicht und dank dem wir gut versichert sind, wurde Tochter repatriert.

Zurück in der Schweiz habe ich ihn gebebten, ob er ins Spital komme.
Ich hatte seit 3 Tagen kaum geschlafen und war nicht mehr fähig, klar zu denken und in Bezug auf die weitere Behandlung in der Schweiz einen klaren Entscheid zu fällen. Mein Ex-Mann musste jetzt übernehmen.
Es war total herzig. Er brachte mir Essen und einen Kaffee ins Spital und ich konnte mich einfach mal entspannen und Verantwortung abgeben.
In diesem Moment wäre ich ihm aus Dankbarkeit am liebsten um den Hals gefallen.

Das Spital machte dann einen Pfusch nach dem anderen. Meine Tochter war froh, dass wir als Eltern zusammen arbeiteten.

Interessanter Nebeneffekt: Wir haben das Gemeinsame Sorgerecht, die Obhut ist aber bei mir. Tochter hat den gleichen Nachnamen wir ihr Vater, ich trage wieder meinen Mädchennamen.
Es gab ein ziemliches Chaos deswegen. Ich musste immer wieder erklären, dass ich die Mutter bin, auch wenn ich anders heisse.
Dann war es auch so, dass die Spitalformulare nicht mehrere Kontaktpersonen erfassen können.
"Ja, bitte notieren sie auch die Telefonnummern vom Vater. Und wenn sie mich nicht erreichen, dann telefonieren sie einfach dem Vater. Ja, das ist in Ordnung."
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Edelweiss
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Beitrag von Edelweiss »

Mein jüngerer Junge wurde im Frühling von einem Hund ins Gesicht gebissen. Es passierte in den Ferien bei meiner Mutter. Ich habe alles stehen und liegengelassen und habe mein Kind aus dem Urlaubsort ins Spital gebracht, dort wurde er 5 Stunden untersucht. In dieser Zeit konnte ich endlich mit meinem Exmann telefonisch Kontakt aufnehmen. Um Mitternacht wurden ich informiert, dass das Kind erst am nächsten Morgen operiert wird, da dann, die Spezialisten im Hause sind. Wir bekamen ein Zimmer. Dies alles habe ich telefonisch oder per SMS an meinen Ex weitergeleitet. Ich hatte "erwartet", dass er spätestens auf die Operation hin, sich im Spital einfinden wird, da eventl. während der Ops Entscheidungen getroffen werden müssten. Nun ich war die ganze Zeit alleine, habe das Kind am Abend nach der Operation alleine nach Hause gebracht.

Der Vater des Jungen hat ihn erst 10 Tage nach Unfall das erste Mal gesehen, klar wir haben telefoniert und per SMS Infos ausgetauscht.

Leider hatte ich die "Erwartung" das er sich im Spital zeigt, er anscheinend nicht.

Für mich ist dort ganz viel kaputt gegangen, auch wenn ich dachte, dass wir eigentlich ein gutes Verhältnis haben, und ihm die Jungs am Herzen liegen.
berufstätige (80%) Mutter zweier Jungs (9 und 12)
val
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Beitrag von val »

Liebe Nin

Ich erlebe das als einen Tanz auf Eiern. Manchmal öffnet sich wie ein Fenster und dann können wir ganz offen miteinander über die Behinderung unserer Tochter sprechen, auch über Ängste und Sorgen bezüglich ihrer Zukunft. Er kommt dann auch mal mit an ein Gespräch oder einen Termin.

Das Eis ist furchtbar dünn und wenn es auch nur im Ansatz darum geht, dass er etwas tun könnte, das meiner Person zugute käme (nicht nur finanziell), fällt sofort der Vorhang. Als ob ihm dann schlagartig in den Sinn kommt, dass er sich geschworen hat, mich für den Rest seines Lebens zu verachten.

Gerade jetzt geht es auch um Alimente und die Stimmung ist wieder auf Grund gelaufen. Es ist für ihn undenkbar, dass es um unsere Tochter geht und nicht darum, ihn auszunehmen. Da ist dieser abgrundtiefe Groll gegen mich und der überschattet alles. Im Moment geht gar nichts mehr. Er grüsst mich nicht mal mehr, wenn er die Kinder abholt.

Ich glaube, wenn eine Seite sich nie wirklich mit der Trennung auseinandergesetzt hat und alle Schuld dem anderen gibt, dann ist es sehr schwierig, eine tragfähige Elternebene zu leben, das reisst immer wieder ab. Auch in solchen Krisensituationen.

Liebe Grüsse
Val
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Nin
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Beitrag von Nin »

Vielen Dank für eure Antworten.

Ich erlebe es ein wenig ähnlich wie Val: es geht in bestimmten Momenten, vor allem in Krisenmomenten (und vor allem in Anwesenheit Dritter), aber das Eis bricht immer wieder.

Unser Sohn hatte seinen ersten epileptischen Anfall im April bei seinem Vater.

Da funktionierte die Kommunikation recht gut, der Vater rief mich an, sobald sie im Krankenhaus angekommen waren (mit Krankenwagen), wir waren beide lange mit dem Jungen zusammen. Bei den darauf folgenden Untersuchungen und Gesprächen waren wir immer beide da und auch das ging gut – wir haben auch nicht wirklich miteinander geredet, sondern halt beide mit einer dritten Person.

Der zweite Anfall war am ersten Ferientag meines Sohnes mit seinem Vater in Portugal. Ich war gerade auf der Hochzeit meiner Schwester. Ich hatte wenig Netz, es war Samstag und der Neurologe unerreichbar: ich flog am nächsten Tag nach Guatemala; wir waren alle nervös und angespannt.

Ende August, kurz vor Schulanfang, hatten wir dann wieder einen Termin mit dem Neurologen. Nach diesem Termin bat er mich um ein Gespräch ohne unseren Sohn. Da unser Sohn jetzt ins Gymnasium geht und die Schule von beiden Wohnorten gleich weit weg ist, hatten wir schon seit längerem darüber geredet, dass er dann ein Wechselmodell mit halben Wochen bei jedem Elternteil versuchen könnte. Ich bin damit einverstanden, wenn unser Sohn es will.

Sein Vater wollte nun, dass dann unser Sohn bei ihm gemeldet wird, er das Kindergeld bekommt usw. Er wollte dann auch für den jüngeren Sohn, der nicht im Wechselmodell lebt, keinen Unterhalt mehr zahlen: jeder sei für ein Kind finanziell verantwortlich. Ich wollte darüber in Ruhe nachdenken.

Nun hatte letzte Woche am Donnerstag frühmorgens unser Sohn wieder einen Anfall, diesmal bei mir zu Hause. Ich habe seinen Vater sofort informiert, nachdem die Notfallsituation geklärt war. Am Abend rief sein Vater dann, um mit dem Jungen zu sprechen und dann mit mir.

Er fragte mich sofort, was denn nun mit dem Wohnsitzwechsel sei. Und ich habe gesagt, ich sei nicht einverstanden. Unser Sohn kann die halbe Zeit bei jedem Elternteil wohnen, sein Vater muss dann keinen Unterhalt mehr für ihn zahlen, aber der Rest bleibt, wie es ist. (Ich habe meine Gründe) Daraufhin brach das Gewitter aus und er beschimpfte mich eine geschlagene halbe Stunde am Telefon über meinen Egoismus, bis zu dem Vorwurf, ich habe bestimmt die Epilepsie verschuldet, weil unser Sohn traumatisiert sei...

Nächste Woche müssen wir wieder zum Neurologen, wir haben den Termin extra verschoben, damit der Vater auch kommen kann. Aber es macht mir Sorgen.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
PatchStift
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Beitrag von PatchStift »

@Nin

Keine Angst Nin, ich lass Dich in Ruhe!

Und wenn Du künftig einfach das Selbe tust, dann kommen wir sicher wunderbar an einander vorbei. :wink:

Deinem Sohn wünsch ich alles Gute!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Oh je NIn

Eine brauchbare Lösung habe ich keine. Es tut mir einfach leid, dass es genau wie auch bei Val, Menschen gibt, die dem Ex-Partner nichts gönnen mögen.
Bacci2
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Beitrag von Bacci2 »

Oh je da hast du es nicht leicht. Aber was ich nicht verstehe, warum muss er keine Alimente mehr für ihn zahlen? Weniger ok aber gar keine mehr? Übernimmt er dann auch Kosten von der KK Freizeit Kleider etc? Du hast da völlig richtig reagiert was die Alimente für den anderen Sohn betrifft und auch den Wohnsitz. Nur weil die Kommunikation besser ist muss es nicht heissen dass es so bleibt leider. Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
Patchwork seit 2003, 1 Sohn aus 1. Ehe, 2 gemeinsame Kids und 2 Stiefkinder die nicht bei uns wohnen
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Nin hat geschrieben: Er fragte mich sofort, was denn nun mit dem Wohnsitzwechsel sei. Und ich habe gesagt, ich sei nicht einverstanden. Unser Sohn kann die halbe Zeit bei jedem Elternteil wohnen, sein Vater muss dann keinen Unterhalt mehr für ihn zahlen, aber der Rest bleibt, wie es ist. (Ich habe meine Gründe) Daraufhin brach das Gewitter aus und er beschimpfte mich eine geschlagene halbe Stunde am Telefon über meinen Egoismus, bis zu dem Vorwurf, ich habe bestimmt die Epilepsie verschuldet, weil unser Sohn traumatisiert sei...
Nin, wenn er Dich eine geschlagene halbe Stunde lang am Telefon beschimpfen kann, dann hast Du 29 Minuten zu lange zugehört, statt aufzulegen!

Deine Entscheidung ist völlig nachvollziehbar, wenn das jüngere Kind voll von Dir versorgt wird und das ältere halb, dann ist es normal dass er für das jüngere weiter den Unterhalt zahlt. Da brauchst Du Dich gar nicht zu rechtfertigen. Eher müsste er sich rechtfertigen, warum er jetzt auf einmal nicht mehr für das jüngere Kind sorgen will.

Mein Freund musste das auch lernen und das war schwer, sich nicht mehr von seiner Exfrau in diese Art von Streitereien hineinziehen zu lassen. Letztlich sehe ich das inzwischen so, dass es auf einer gewissen Ebene eigentlich ein Kontaktversuch ist - man kann irgendwie nicht von dem früheren Partner lassen, und bevor man sich gar nichts mehr zu sagen hat, streitet man lieber. Du musst in seinen Augen eine sehr mächtige Frau sein, wenn er Dir zutraut, dass Du bei jemand anderem eine Epilepsie auslösen kannst...
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Nin

Ihr teilt das Schicksal einer lieben Freundin von mir. Deren Sohn (17) hat auch erst gerade (er besucht das Gymnasium) einen epileptischen Anfall gehabt. Wir wissen noch nicht, wie schlimm es ist.

Bei uns war und ist die Situation nach wie vor gleich wie bei der Trennung vor 16 Jahren! Unsere Tochter hat auch gesundheitliche psychische Probleme, die nicht gemeinsam besprochen werden konnten und können.

Selbst die Fachleute wollten kein gemeinsames Gespräch führen!

Es gibt aber Möglichkeiten. Wenn einem das Wohl des Kindes zu vorderst steht, dann gibt es eine Lösung. Gute Therapeuten, gute Neurologen gibt es, aber die sind rar.

Liebe Nin, ich hoffe, die Ärzte schaffen es, die Medis entsprechend einzustellen, damit Dein Sohn keine Anfälle mehr hat. Viel Kraft!

Und übrigens mein jetziger Mann und ich sind auch immer noch dran mit meiner Tochter...
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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