Mein persönlicher Alptraum geht weiter....

Fragen, Probleme und Sorgen...
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engelherz
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Mein persönlicher Alptraum geht weiter....

Beitrag von engelherz »

Hallo zusammen

Lange habe ich nur mitgelesen. Ich hatte einfach keine Kraft zu schreiben um mich mit der Thematik auseinander zu setzen.
Nun ist aber die Zeit gekommen, wo ich nicht mehr weiter weis und eure Meinungen hören möchte.

Kurz zu meiner Geschichte:
Ich 35, mein Mann 42 seit 2.5 Jahren verheiratet. Er brachte 3 Kinder mit in die Ehe, eins davon, der älteste (16) lebt bei uns. Die beiden Mädchen bei der Mutter in Deutschland.

Nach der Heirat sind die beiden Männer zu mir in die Schweiz gezogen.
Seither hänge ich in meinem privaten Alptraum fest.
Seine Kinder mochten mich am Anfang der Beziehung sehr gerne, die Mädchen tun dies immer noch. Nur der Junge welcher bei uns Lebt, hat angefangen mich regelrecht zu hassen. Er verachtet mich und lässt mich das bei jeder Gelegenheit spüren.

Das ganze eskalierte vor etwas mehr als 3 Monaten, als wir meine Schwiegereltern anlässlich einer Beerdigung besuchten.
Meine Schwiegermutter fing an, mir und auch meinem Mann übelste Vorwürfe zu machen, dass wir das Kind im Stich lassen würden, wir uns nicht um den Jungen kümmern würden, er sich immer wieder bei Ihr ausweinen würde wie gemein und fies wir seien und was er Zuhause alles machen müsse- er werde gehalten wie ein Sklave und dürfe nichts tun.

Es sei hier gesagt, er hat keime "Ämtlis" bei uns Zuhause, ist JEDEN Abend bis um 23.00 unterwegs, schwänzt regelmässig sein Arbeitslosenprogramm (von der Schule ist er ja in der 8ten Klasse geflogen, weil er keine Hausaufgaben machte, Schule schwänzte, sich prügelte, Lehrer bedrohte etc...).

Nun hat ihm wohl seine Grossmutter nach dem Streit in den Kopf gesetzt, das er auf mich nicht hören müsse & ich ihm nichts zu sagen hätte.
Bereits seit einiger Zeit, halte ich mich sehr zurück, was Aufforderungen an ihn angehen. Wenn es mich jedoch persönlich betrifft, bin ich der Meinung, darf ich ihm auch sagen, was mich stört.
Seit etwa diesem Streit mit meiner Schwiegermutter höre ich jedoch bei allem nur noch "du hast mir gar nix zu sagen.... (und dann folgen unschöne Schimpfwörter)".
Einige Beispiele: Es sind ihm 500g Gries auf den Boden gefallen. Man lässt dies liegen bis Abends. Als ich ihn gebeten habe, die Schweinerei weg zu machen, weil ich die Küchen benutzen möchte kam der gewohnte Satz, er ging aus der Wohnung und knallte die Tür zu.
Weggewischt habe ich dies dann, da ich ja kochen wollte.
Seine Wäsche bleibt 5 Tage nass in der Maschine liegen. Wenn ich frage wann ich waschen kann schreit er wieder rum das mich das nichts anginge und ich mich doch zum Teufel scheren soll. So geht es in vielen kleinen Alltagssituationen weiter...

Gestern Abend hat mein Mann mit ihm gesprochen. Alles was dabei heraus kam war, das er mich hasst, den Grund aber nicht sagen kann oder will.
Die beiden Männer haben nun ausgemacht, das ich und Sohn uns aus dem Weg zu gehen versuchen.
Wie das gehen soll ist leider nicht bekannt.

Seit dem Gespräch gestern zwischen den Männern scharwänzelt Sohn nun die ganze Zeit um seinen Vater rum (Was er sonst nie macht) und dauernd höre ich Sätze wie "Lieber Papa, darf ich mir noch ein Joghurt aus dem Kühlschrank nehmen, lieber Papa darf ich noch ne Stunde ins Internet, lieber Papa schlafe schön und träume was ganz tolles).
Ich werde ignoriert und Sohn hat klar geäussert, dass er mich nicht mehr bei meinem Namen nennen wird sondern ich nur noch "die da" bin.

Mich belastet das ganze emotional sehr. Ich weis, das Sohn nun testet wie weit er gehen kann und er weis auch genau wie er mich verletzt.
Aber ich weis aktuell nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Für mich ist dies kein Zustand mehr für längere Zeit.
Ich habe schon mit meinem Mann darüber gesprochen, dass es wohl am Sinnvollsten wäre, wenn ich ausziehen würde. So könnten alle etwas zur Ruhe kommen und ich hätte nicht jeden Abend Bauchschmerzen wenn ich von der Arbeit nach Hause "muss".
Für meinem Mann kommt ein Auszug jedoch nicht wirklich in Frage. Eine Lösung wie wir die Situation entschärfen könnten hat er aber auch nicht.

Habt Ihr Ideen wie ich mich in meiner Situation besser Abgrenzen kann?
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Engelherz

Lass dich einmal umarmen. Ihr habt da wohl mit einem echten Pubertätsbrocken zu tun. Vieles was du schreibst sind für mich ganz normale Machtkämpfe. Sie sind ärgerlich und mühsam, gehören aber irgendwie zu diesem Alter.
Trotzdem gibt es Grenzen, welche Jugendliche lernen müssen. Zudem suchen sie ja auch nach diesen Grenzen. Jungs - so scheint mir - erst Recht.

Ihr Körper verändert sich. Sie entwickeln Kräfte, die sie in ihrem Alltag gar nie einsetzen können. Und wenn sie geschont werden, dann ist das eigentlich total falsch. Erst Recht schlecht scheint mir, wenn ein Aussenstehender Partei ergreift, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Der Junge scheint ja einiges ausgefressen zu haben, wenn man ihn von der Schule schmeisst. Willkommen im Club. Ich habe ja auch Stiefsöhne, die eine ähnliche Karriere gemacht haben.

Mich würde es als Partnerin sehr interessieren, was mein Partner da mit seinem Sohn besrochen hat. Ihr zwei Erwachsene seid immer noch die Eltern im Haus, ihr zwei müsst eine Einheit bilden und gemeinsame Regeln aufstellen.
Regeln und Grenzen sind wichtig. Gerade Pubertierende sind oft orientierungslos und wenn dann die Eltern (auch wenn du nicht die leibliche Mutter bist) auch noch unsicher sind, wo soll sich der Junge dann festhalten?


Ich persönlich würde eh eine Fachperson dazuziehen. Jemand, der auch mit der Schule (Arbeitslosenprogramm) zusammen arbeitet. Das kann die JFB sein. Oder ein Psychologe, der auf Jugendliche spezialisiert ist. Solche Beratungen sind nicht ganz günstig. Aber das Geld wäre es mir wert. Jugendliche, die von der Spur abkommen, das kann immer schlimmer werden. Drum wehret den Anfängen.

Vielleicht hast du es mal geschrieben und ich weiss es nicht mehr. Aber könntest du nochmal erwähnen, weshalb der Junge zu euch gezogen ist?
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Hallo Buchenholz

Der junge lebte schon in Deutschland bei seinem Vater. Er ist dann mit meinem Mann zusammen in die Schweiz gezogen.

Die Option, dass der Junge bei der Mutter lebt gibt es leider nicht, diese will den Sohn nicht mehr haben und der Junge will auch nicht mehr zur Mutter zurück. Was da genau vorgefallen ist sagt niemand.

Der Sozialdienst der Gemeinde ist bei diesem Beschäftigungsprojekt sowieso eingeschaltet und bei einem Aggressionstherapeuten ist er auch bereits. Jedoch wird alles irgendwie schlimmer als besser. Wohl einfach auch weil er merkt, dass mich sein Verhalten mir gegenüber sehr trifft.

Mein Mann hat seinem Sohn klar gemacht, dass er mit mir nicht so umzugehen hat, er mich liebt und egal was sein Sohn will, ich im Haus bleiben werde. Er hat klar Stellung bezogen zu mir. Junior beharrt auf seinem Standpunkt, "die hat mir nichts zu sagen". (Was ja eigentlich auch im grossen richtig ist, jedoch nicht in Dingen die mein persönliches Befinden in unserer Wohnung betreffen).

Mein Mann gab mit die klare "Anweisung" für seinen Sohn keinen Finger mehr krumm zu machen. Keine Fahrten zum Fussball-Training, kein Geld mehr für Irgendwas, kein extra Nachtessen kochen oder Vorkochen für die Schule etc.

Nur, meine Bauchschmerzen bleiben wenn ich daran denke nach der Arbeit wieder nach Hause zu "müssen"...
Das kann es doch nicht sein?!?!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Das ist ja schon mal gut, wie dein Partner zu dir steht.
Irgendwie müsste aber so ein Gespräch mal zu dritt statt finden. Da müsste klar geregelt werden, wer was macht und was nicht.

Wenn der Junge sich so verhält, dann hat er selber ja auch grosse Probleme. In dem du ihm aus dem Weg gehst, werden diese Probleme ja nicht gelöst. Man müsste mehr an der Ursache arbeiten. Ausser, es sind eben ganz typische Pubertätskämpfe. Dann müsste der Junge aber auch akzeptieren, dass er die mit dir ausstehen muss. Wenn kein Kontakt zur leiblichen Mutter besteht, dann musst du diese Rolle übernemen. Dann aber muss das klar definiert werden.

Mit einem Stiefsohn hatte ich früher auch so meine Konflikte und ich wollte mich raushalten. Mein Partner bestand darauf, dass ich trotzdem versuche, mit seinem Sohn zu streiten. Fair streite. Weil der Junge das mit seiner leiblichen Mutter nicht kann. Die drohte gleich mit Selbstmord oder sonst krassen Sanktionen und das ist voll fies. So kann man aber Probleme nicht zu Ende diskutieren. Und auch Kinder müssen lernen, zu argumentieren und Lösungen zu suchen.

Und das Bauchweh, das bringst du wohl nur weg, wenn du was für dich tust. Sei es mit Kinäsiolgie, mit einer Entstrickung/Familienaufstellung, mit dem Besuch bei einem Psychologen, ...


Was kannst du also tun, damit diese negativen Gefühle an dir abprallen?
Wie wäre es ev. auch mit einer Selbsthilfegruppe zum Thema Pubertät?
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Ich bin im Grunde genommen ziemlich ratlos. Nur zu zwei Punkte aus Buchenholz' Statement möchte ich Stellung beziehen: Für mich sind das keine normalen Pubertätserscheinungen! Diese Konflikte gehen weiter, da steckt mehr dahinter! Ich habe fünf pubertierende "(Stief)Kinder plus arbeite mit Kindern, ich denke, ich kann in etwas abschätzen, was in den Bereich "normale Pubertätserscheinungen" gehört und was darüber hinaus geht.
Und nein, ich finde nicht, dass du, Engelherz die Rolle der Mutter einnehmen musst, weil kein Kontakt zur leiblichen Mutter besteht. Das funktioniert nie und nimmer, denn du bist nun mal nicht die leibliche Mutter.
Engelherz, wenn ich dich wäre, würde ich für mich persönlich Hilfe holen auswärts, da bin ich nun ganz Buchenholz' Meinung ;-) Mit einer Fachperson sprechen, was im Bereich des Möglichen liegt, was nicht, und wie ich mich entlasten könnte, und wenn das ein Auszug aus der Familienwohnung wäre.

Ich wünsche dir viel Kraft!
Wir patchworken seit Sommer 2006
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Liebe Plüsch

Das war wohl nun eben genau NICHT was ich lesen wollte...
Mir wäre lieber gewesen Ihr hättet mir den Kopf gewaschen und mir gesagt, das dies alles ganz "normal" sei in der Pubertät und sich das von ganz alleine löst...

Ich kann die Mutter nicht ersetzen, will das auch nicht und könnte dies auch nie.
Sohn hat sporadischen Konntakt zu seiner Mutter. Er verbringt auch seine Ferien mehrheitlich dort.

Was für Hilfe könnte ich mir denn holen?
Bisher mussten immer meine Freunde mein "gejammere" anhören und ich möchte ihnen dies nicht länger antun.
Mein Mann ist strikte dagegen, dass ich aus der Ehewohnung ausziehe. Dieses Thema hatte ich auch schon angeschnitten.
Je länger je mehr fühle ich mich in meinem Zuhause einfach nicht mehr daheim:-(

Bisher habe ich mich immer daran festgehalten, das der Junge auch mal 18 wird und ausziehen wird. Aber 18 ist noch sooooo lange hin, bei der schlechten Stimmung Zuhause halte ich das unmöglich noch 1.5 Jahre aus...

Zumal ich nun auch noch anfang, mir an allem die Schuld zu geben und jedes Ereignis in der Vergangenheit 1`000 Mal hinterfrage und nach meinen Fehlern suche. Wärend für Sohn, Schwiegermutter, Ex-Frau klar feststeht, das sowieso ich die Ursache allen Übels bin...

Das einzige was ich mir auf Anhieb vorwerfen kann ist, dass ich mich zu sehr für den Jungen eingesetzt habe, nicht im Sinne von "mütterlich" sondern ich wollte ihm die Eingewöhnung in die Schweiz möglichst leicht machen und habe ihm wohl zu viel abgenommen. Aber das rechtfertigt doch s ein Verhalten einfach nicht mir gegenüber?!?!

Selbstwertgefühl tendiert gegen Null....

Aber jammern bringt uns ja nicht wirklich weiter, deshalb suche ich in einem ersten Schritt auch hier nach Hilfe und Anregungen.

Danke dafür und das mir jemand zuhört der die Situation vielleicht annähernd verstehen kann.
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Arabella
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Beitrag von Arabella »

Hallo Engelherz,

Tut mir Leid zu hören, in welcher Bredouille du steckst. Das kostet soviel Kraft! Hier kommt mir als einzige Hilfe in den Sinn: Wenn man gar nichts mehr ändern kann, die eigene Einstellung zu ändern. Vielleicht hilft Dir auch 'The Work' (siehe mein Literaturtipp von gestern).
Das hilft zur Einsicht zu kommen: So wie ich bin, ist es OK, und andere ändern kann man nicht, aber man kann seine Einstellung ändern. Viel Glück!

Herzlich

Barbara
Habe fünf Kinder im Alter von 19,17,15,13 und 11. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. (Fast) alle leben seit über 10 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Engelherz

Du wohnst in dem Haus und bist mit dem Mann verheiratet!

Und wenn er seinen Jungen nicht richtig zurecht weist, nämlich dass er dir anständig begegnen soll, dann sorry, dann ist er nicht der richtige Mann und das würde ich ihm auch mal sagen, bzw. würde zu einer Paartherapeutin mit Patchworkerfahrung und mir sagen lassen, wie ich es meinem Mann am Besten sagen könnte, da dieses Thema ja sehr heikel ist wie wir alle leider wissen und ich eben nicht sehr geschickt bin in solchen Sachen ;-)

Aber echt: ich würd das nicht mehr mitmachen! Und es gibt ganz viele tolle Männer auf der Welt, ob Väter oder nicht Väter und du bist in einem Alter, wo du vielleicht noch Kinder willst. Willlst du die schönsten Jahre deines Lebens in einem Alptraum verbringen??
Bleib nicht ewig in einem Alptraum. Suche dir eine Wohnung,.., sorry, ein Mann, der nicht willens ist, seine Frau zu verteidigen und lieber zulässt, dass sie zugrunde geht und Bauchweh hat...., das ist für mich der totale Waschlappen!
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Nin
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Beitrag von Nin »

Liebe Engelherz,

Gerade habe ich wenig Zeit, aber ich habe auch gerade eine sehr schwere Zeit mit meinem Stiefsohn hinter mir- du kannst es in meinem Thema nachlesen- und ich wollte dir schnell viel Kraft senden.

Morgen versuche ich, dir mehr zu schreiben.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

engelherz hat geschrieben:Mein Mann hat seinem Sohn klar gemacht, dass er mit mir nicht so umzugehen hat, er mich liebt und egal was sein Sohn will, ich im Haus bleiben werde. Er hat klar Stellung bezogen zu mir. Junior beharrt auf seinem Standpunkt, "die hat mir nichts zu sagen". (Was ja eigentlich auch im grossen richtig ist, jedoch nicht in Dingen die mein persönliches Befinden in unserer Wohnung betreffen).

Mein Mann gab mit die klare "Anweisung" für seinen Sohn keinen Finger mehr krumm zu machen. Keine Fahrten zum Fussball-Training, kein Geld mehr für Irgendwas, kein extra Nachtessen kochen oder Vorkochen für die Schule etc.
Ich denke, das ist eine klare Ansage, dass dein Mann dich liebt. Dass du in der Familienstellung über dem Sohn stehst. Würdest du ausziehen, dann hätte der Sohn die Entscheidung über euer Glück übernommen und euch eigentlich aus einander gebracht. Sprich: dann hätte der Sohn gewonnen. Und das darf nicht so sein.

DANN!!! wäre dein Mann ein Waschlappen. Aber das ist er jetzt ja nicht.
Deinem Mann ist wohl auch wichtig, dass der Sohn auch Gegenwind spürt. Und das ist gut so.

Und ich denke sehr wohl, dass viele Probleme der Pubertät zu Grunde liegen, die sich jetzt aber zu Kontlikten entwickelt haben, die man nicht einfach nur mit Abwarten, es geht irgendwann vorbei, abhaken kann.

Ich weiss, folgender Satz hörst du jetzt nicht gerne. Aber seid froh, wohnt der Junge bei euch. Der Vater hat jetzt die Möglichkeit, über die Zukunft des Jungen zu entscheiden und in die Erziehung einzuwirken. Und die Zukunft, das sind nicht nur dein Partner und du. Es geht nicht nur darum, dass es in eurer Familie stimmig ist. Es betrifft auch die Gesellschaft.
Es ist aber ein mühsamer Weg und nicht ganz günstig und es wird auch nicht über Nacht besser.
Wichtig ist sicher, dass sich aber auch der Junge verstanden fühlt und seine Probleme und Traumas bereden darf, damit nicht das passiert, was jetzt Nin widerfahren ist. Deshalb lieber jetzt das Problem an den Wurzeln packen und an der Ursache arbeiten.


Mein Partner wäre noch so froh, er dürfte seine Söhne erziehen. Aber solange sie bei der Mutter sind, machen die was sie wollen. Und wenn das so weitergeht, dann wird das unseren Staat dereinst gaaanz viel kosten. Dann werden wir vielleicht mal ganz viel unschönes in grossen Rot-Schwarzen Lettern zu lesen bekommen.
Und wenn einem das Kind wichtig ist - auch wenn man sich irgendwann nicht mehr für seine Taten verantwortlich fühlt - so fühlt es sich echt Sch.... an.

Deshalb Engelherz, unterstütze deinen Mann, das Problem mit seinem Sohn in den Griff zu bekommen. Je mehr Konflikte dein Mann beheben kann, umso besser wird es dir dann gehen.
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Herzlichlichen Dank für eure Antworten!

Kurz ein paar Stellungnahmen meinerseits.

@Babell
Mein Mann ist bestimmt kein Waschlappen.
Ich sehe sehr wohl wie sehr Ihn die ganze Sache belastet. Er sieht aktuell einfach keine Handlungsmöglichkeit... Von seiner Familie hat er ja leider keine Unterstützung zu erwarten, im Gegenteil.
Meinen Mann zu verlassen kommt für mich nicht in Frage. Ich liebe Ihn!

@Buchenholz
Ich bin mir nicht sicher, in wie fern man bei einem 16 jährigen noch von "Erziehen" sprechen kann. Leider hat der Sohn nie gelernt, was "Nein" heisst oder die Konsequenzen für sein Tun zu tragen. Er konnte immer machen was er wollte im Leben.
Würdest du ausziehen, dann hätte der Sohn die Entscheidung über euer Glück übernommen und euch eigentlich aus einander gebracht. Sprich: dann hätte der Sohn gewonnen. Und das darf nicht so sein.
Genau dies ist das Argument von meinem Mann als wir über die Möglichkeit eines Auszuges von mir gesprochen haben. So sehe ich dies unterdessen auch und es darf doch nicht sein, dass ich wegen einem 16 jährigen das Feld räume...

Ganz so "kampflos" gebe ich dann doch nicht auf:-)

@Nin
Ich habe dein Thema gelesen und kann sehr gut mit dir mitfühlen!
Ganz viel Kraft dir!

Früher, als ich Beiträge von Aisha gelesen habe, dachte ich immer, das kann mir nicht passieren... so krass. Ich würde dies nie Aushalten wenn man mit mir so umgehen würde...
Jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher ob mir das nicht auch so ähnlich passieren könnte.
(Weis jemand wie es ihr unterdessen ergangen ist?)

Kennt jemand dieses Gefühl, es allen recht machen zu wollen und am Ende da zu stehen und das Gefühl zu haben jeder zeigt mit den Fingern auf einen und sagt "die war`s!" ?
So geht es mir irgendwie zur Zeit....

Je öfter ich mir eure Antworten durchlese, komme ich zum Entschluss, dass ich an mir und meiner Einstellung arbeiten muss.
Wenn ich das ganze erstmal etwas distanzierter betrachten kann, kann ich auch meinen Mann besser unterstützen, damit er die Probleme mit seinem Sohn lösen kann.


Irgendwie geistert noch so die Idee in mir rum, vielleicht würde es dem Sohn gut tun, wenn er eine Zeitlang etwas Abstand zu uns/mir gewinnen könnte. Das, wenn er bis Sommer keine Ausbildungsstelle findet, vielleicht mal einen Sommer auf die Alp zum arbeiten oder ins Ausland für eine Mithilfe in einem Projekt oder sowas gehen kann...
Kann jemand einschätzen wie da die Möglichkeiten sind und was es allenfalls für Angebote geben würde?
zimet
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Beitrag von zimet »

und manmchmal muss man sich als eltern und erwachsene auch eingestehen, dass man selber nicht mehr weiterkommt!

mein stiefsohn (er hat aber nie bei uns gewohnt, da die sache schon damals total aus dem ruder gelaufen war) musste mit 17 in eine einrichtung, die sozial auffälligen, schwer erziehbaren kids, die auch schon straffällig wurden (ich glaube da waren nur jungs) hilft, sich wieder zu integrieren und vorallem einen weg ins leben finden.

er war da wie in einem wohnheim, sehr streng überwacht, durfte nur zur schule, wenn er seine ämtli erledigt hat (schule war belohnung!) und sie gingen mit all den jungs alle 3-4 monate quasi ins outback (alp, kanada, frankreich) wo sie mehrere wochen auf sich alleine gestellt waren. wir fanden das damals auch etwas sehr extrem - 6 wochen kanada hätten uns auch gefallen :roll: kostenfrei versteht sich! das alles wurde vom kanton übernommen, die mutter musste lediglich die alimente abliefern.

so fast 3 jahre später: der junge ist war immer noch ein kleiner! baron münchenhausen, gewisse geschichten glauben wir nicht unbesehen ABER er ist im 2. lehrjahr und macht sich da sehr gut!

zu sagen ist - die mutter wollte auf keinen fall dass er in diese einrichtung geht -auch er nicht, ABER das gericht hat ihn dazu verdonnert und ehrlich gesagt, war das genau das richtige!

vielleicht gäbe es bei eurem jungen auch so einen weg; denn ehrlich ich glaube nicht, dass der vater jetzt noch die möglichkeit hat, da was einzurenken....bis jetzt gings ja nur immer schlimmer weiter!

er hat ja das sorgerecht, also kann er diesen weg auch auslösen, der junge wird ihn dafür jetzt ganz sicher nicht lieben, aber die chancen, die er erhält sind dafür umso besser.
unsere patchworkdecke verfilzt immer mehr und wir geniessen es sehr, auch wenn die Grosse nun eigene Wege geht...Mutterherz lass los ;-)
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Liebe Zimet

Das mit der Einrichtung hat mein Mann auch schon ins Auge gefasst.
Erste Abklärungen sind da mit dem Sozialarbeiter der Gemeinde auch schon gelaufen.
Nur leider können wir uns dies nicht leisten.
Der Kanton / Gemeinde werden da nichts dazu bezahlen, da mein Mann und ich verheiratet und Doppelverdiener sind (Mein Gehalt wird da mit eingerechnet). Für seinen Sohn erhält er von der Ex-Frau keinen Unterhalt. Jedoch bezahlt er für seine zwei Mädchen in Deutschland nach einem sehr hohen Satz Alimente, so das wir hier einfach nur schauen können, wie wir über die Runden kommen....

So verlief diese Idee quasi im Sand bevor sie richtig aufgegriffen werden konnte:-(


Komme mir recht undankbar vor, jeder Idee die Ihr mir bringt - allesamt sind diese Ideen gut- verwerfe ich...
:oops:
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Eigentlich dachte ich auch immer, Kinder ab 16 kann man nicht mehr erziehen. Heute sehe ich es ein wenig anders. Es gibt sehr wohl Möglichkeiten, wie man jungen Erwachsenen Grenzen und Konsequenzen aufzeigen kann.

Handy, Zigis, Freizeitvergnügen können selber verdient werden. Willst du nicht arbeiten, hast du kein Sackgeld.
Gibts Probleme mit der Polizei? Musst du Busse selber abverdienen
Willst du Fun, musst du organisieren
Hast du Schulden, werden die zuerst bezahlt, bevor man neue macht.
Zuerst die Schule, dann Freizeit.
Willst du lieber Freizeit, dann hast du keine Bildung.
Hast du keine Bildung, dann hast du kein Geld.
Hast du kein Geld? Selber schuld. Von Papa gibts nichts. Punkt.

So einfach ist das.

Ich beobachte einfach, wie Konflikte zunehmen, wenn man den Jungen den falschen Lösungsansatz zeigt. Sie müssen lernen Selbstverantwortung zu übernehmen.
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Liebe Buchenholz

Deine Einstellung hätte ich früher 1 zu 1 Unterschrieben!
Ich musste einsehen, dass es Jugendliche gibt, die nicht auf solche "Anreize" reagieren :-(

-> Unter Fun versteht Sohn am Bahnhof abhängen
-> Zigis klaut er am Kiosk oder schwatzt diese bei Kollegen. Das selbe mit Alkohol (Kollegen wechseln ständig, wenn diese plötzlich nicht mehr spendieren wollen)
-> Strafe abarbeiten aus Gerichtsverfahren - macht man wiederwillig nach der 5ten Haftandrohung!
-> Was wenn man gar nicht erst in die Schule geht? Dann hat Sohn immer Freizeit, ist doch viel entspannter ;-)
-> Bildung? braucht man nicht - Spiesser!
-> Geld kriegt man doch vom Amt, lernt man von der Mutter (Zitat von Ihr: "Warum arbeiten, ich habe Kinder und das Amt kann ja Zahlen, die haben Geld genug").

Liegt sonst kein gutes Argument bereit, dann heisst es einfach "mir doch egal!"

Geld braucht man auch keines, wenn man bei der Oma lange genug jammert, kriegt man auch noch die teuersten Nike Turnschuhe in den Hintern geschoben.
Das Oma dann umgehend bei uns anruft und sich darüber beschwert wie verwahrlost das Kind ist und wir unser Geld ja lieber für unsere Freizeit ausgeben als uns um das Kind zu kümmern - Böse böse böse.... ist ja wohl klar...

Wir haben wirklich alles was du als Konsequenzen aufgeführt hast durchprobiert - Kein Erfolg! Im Gegenteil, das "kein Sackgeld" führte dazu, das Sohn mir mein Geld aus dem Sparschwein im Schlafzimmer klaute.
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