Aushalten....

Erziehung ganz allgemein
carlotta37
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Aushalten....

Beitrag von carlotta37 »

So, nach lehrreicher Ferienwoche in Italien komme ich langsam zu dem Schluss, dass ich den Umgang mit meiner 13jährigen Tochter ändern muss. Und ich habe den Verdacht, dass mir das nicht leicht fallen wird...

Bisher war ich immer um Verständigung bemüht, gemeinsam Regeln aushandeln (und schriftlich festhalten), viel reden, Zuhören, mich um den Kontakt und das Vertrauen intensiv bemühen. Was bei meinem Mittleren super funktioniert, entspricht offenbar nicht den Bedürfnissen meiner Tochter.

Wir waren mit der Patin meines Sohnes in Urlaub, Tochter mag sie und hat sich deswegen gelegentlich noch einigermassen zusammen gerissen. Aber es wurde offensichtlich, dass sie mit mir spielt. Sie nutzt mein Verständnis, meine Bemühen um Gespräche gnadenlos aus und weiss genau, dass sie mich damit verletzen kann. Mir gegenüber ist ihr Verhalten gleichgültig bis respektlos. Und dann wieder: Kleinkind. Mama, ich brauch Dich....
Die Patin meines Sohnes hat das genau beobachtet und ihre Rückmeldungen waren sehr wichtig für mich. Sie hat auch gesehen, wie sehr meine Tochter an mir hängt und wie sehr sie sich vielleicht gerade deswegen lösen und distanzieren muss. Aber sie hat auch bemerkt, nach welchen Mustern es zwischen uns läuft: ich will nicht zu hart und autoritär auftreten, bin um Kompromisse bemüht, suche das Gespräch. Und genau da lässt Tochter mich eiskalt abblitzen, denn damit kann sie mich treffen.

Da sie selber wohl eine ähnliche "Zicke" war in dem Alter hat sie mir aus ihrer Sicht ein wenig erzählt (selber war ich natürlich auch kein Engelchen in der Pubertät, aber meine Probleme ware ganz andere als die meiner Tochter....). Und sie hat mir geraten, klarere Regeln aufzustellen und autoritärer zu sein und das respektlose Verhalten ansonsten zu ignorieren.

Ich kann meine Tochter nicht zu einem anständigen Ton mir gegenüber zwingen und auch nicht zu guter Laune. Aber ich kann dafür sorgen, dass sie ein Minimum an Regeln befolgt und ihre Aufgaben erledigt.

Mir fällt das total schwer, aber ich sehe auch, wie nötig es ist. Ich bin nicht gern autoritär im klassischen Sinne und werde mich auch weiterhin um eine andere Art des Umgang bemü¨hen. Aber ein Mittelweg wäre wahrscheinlich schon richtig.

Natürlich hat das Ganze eine Vorgeschichte: Tochter war bis zur 5. Klasse immer das fröhliche Kind ohne Probleme. Bei ihr musste man sich um nichts kümmern. Aufgaben wurden erledigt, sie war gut in der Schule, fröhlich, beliebt, sehr selbständig und gut organisiert. Gewissenhaft, pflichtbewusst. Als ich noch 100% gearbeitet habe, war das für mich natürlich praktisch, die zwei kleinen Brüder brauchten mehr Unterstützung. Also habe ich sie gelassen und wohl zu sehr....Und inzwischen befolgt sie kaum noch Regeln. Wobei ich damit gar nichts Gravierendes meine, aber sie zieht sich total aus dem Familienleben zurück, hilft nicht mit, ist völliug unmotiviert in der Schule iund hat wohl insgesamt das Gefühl, sie könne tun und lassen was immer sie möchte.

Nun ändern sich die Dinge und sie wehrt sich natürlich heftig.....

Für mich ist es wichtig, mir genau zu überlegen, was ich will und ob ich es durchsetzen kann. Aber zum Beispiel: die warme Mahlzeit des Tages nehmen wir gemeinsam ein und es bleiben alle am Tisch sitzen, bis wir fertig sind. Egal wie die Laune ist. Ich muss das aushalten.

Bestimmte Aufgaben übernehmen die Kinder ohne Diskussion: Müll rausbringen, Einkäufe reintragen, Geschirrspüler ausräumen, Tisch decken. Ohne Ämtli, denn das kann ich nicht kontrollieren, sondern einfach auf Aufforderung hin. Jeder ist für seinen eigenen Dreck verantwortlich. Heisst für Tochter: Haare in meinem Waschbecken sind tabu, Bad wird ordentlich hinterlassen. Ich brauche dazu unglaublich viel Energie, denn ich muss hinter ihr stehen, bis sie es getan hat.....Und ihr Geschimpfe, ihre Freichheiten ertragen. Freundlich bleiben, das werde ich in jedem Fall. Aber nicht nachgeben.

Alles das ist für meine Jungs selbstverständlich, mit ihnen funktioniert das gut. Wenn es ewige Problemthemen gibt, machen wir gemeinsam einen Vertrag, treffen uns irgendwo in der Mitte unserer Vorstellungen. Aber bei Tochter geht's nicht. Reden sinnlos.

Beginnt die Schule wieder, werde ich ihr Aufgabenheft kontrollieren. Leider bleibt mir nichts anderes übrig, sie hatte ein sauschlechtes Zeugnis und das wäre absolut nicht nötig! Aber wer am Abend vor der Prüfung erst damit beginnt, über 100 Vokabeln zu lernen oder vorsichtig neben TV und mit laufendem Compi einen Blick in seine Unterlagen für Biologie wirft, der merkt sich logischerweise nichts.
TV und Compi sind ein Riesenproblem. Meiner Meinung nach versinkt sie da in einer Scheinwelt, ist schon fast abhängig von facebook. Nun nehme ich ihr das Netbook weg, wenn sie lernen soll Und auch jetzt während der Ferien habe ich die Benutzung eingeschränkt (denn die letzten zwei Tage lief das Ding von morgens bis nachts, ins Bett geht sie gegen 1 oder 2 und kommt ansosnten nur kurz zum Essen aus ihrem Zimmer). Sie tobt- Wehrt sich heftig. Aber wir müssen da wohl beide durch.

Ist übrigens ein gutes Beispiel: ich verhandle seit Wochen mit ihr wegen der Aufgaben und der Internetzeit. Sie will nicht drüber rede. Dreht sich um und murmelt: jaja, lass mich in Ruhe, das geht dich nichts an. Ich habe ihr gesagt, wenn wir keine gemeinsame Lösung finden, muss ich handeln und mir allen etwas überlegen. Meint sie: das dürfe ich nicht, sie nehme mir schliesslich auch nicht mein Notebook weg.

Ich glaube, das zeigt recht gut, dass sie hier meint, die Stellung einer gleichberechtigten Erwachsenen einzunehmen. Aber das ist sie nicht. Mit 13, 5 ist sie noch ein Teenie und ich trage die Veratnwortung. Ausserdem wird as Zusammenleben für uns alle so zunehmend unerträglich.

Nun ist meine Freundin mit ihren Zwillingen da: unsere 4 Jungs sind super. Helfen mit, sind aktiv und vergnügt, klar motzen sie auch mal und das Vokabluar ist unter aller Sau ;-) (seit gestern gibt jeder 10 rappen für die schlimmsten Kraftausdrücke bei Tisch, wir sammeln und gehen hinterher damit ein Eis essen - ist also eher noch lustig und nicht ganz ernst gemeint, es lenkt nur die Aufmerksamkeit auf diese Ausdrücke und sie verpetzen sich lachend gegenseitig). Aber trotz Nintendo und eigenem Compi, den sie fleissig nutzen, machen sie immer wieder viel anderes: gestern waren sie allein im Wald bräteln, am Fluss fischen und heute wollen sie mit den Velos in den Wald. wenn sie 6 Stunden draussen rumgetobt haben, sehe ich es locker mit gamen etc.
Aber den Jungs ist aufgefallen, dass Tochter offenbar in einer anderen Welt lebt. Letztes Jahr hatte sie noch Spass mit ihnen. Diesmal fragte der eine nach einem Tag: ist M. eigentlich nicht da? Und der andere: was haben wri der denn getan, ist sie sauer auf uns?

Naja, die Jung sind erst 11 und der Kleinste 9....das ist natürlich was anderes!
So oder so: aushalten, das wird dei Aufgabe der nächsten Wochen für mich.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Oh sorry, dieser Beitrag wurde zwei mal abgeschickt, weil es zunächst nicht ging....Anita, kannst Du vielleicht einen löschen? Danke!
mira
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Beitrag von mira »

Hallo Carlotta

Ich finde deinen Beitrag sehr spannend und aufschlussreich. Beim Lesen erinnerte ich mich wieder an die Zeit, als mein Stiefsohn im Alter deiner Tochter war. Meinem Partner gegenüber hat er nur wenig 'pubertiert', aber bei seiner Mutter war er sehr aggressiv und ausfällig und ging z.T. handgreiflich auf seine Schwester los. Jetzt da ich deinen Beitrag lese, wird mir einiges klar.

Ich glaube, dass es für den Sohn mehr Energie gebraucht hat, sich von der Mutter zu lösen als vom Vater. Zudem hat mein Partner mehr Autorität gezeigt und seine Entscheidungen unnachgiebig durchgesetzt (z.B. Ausgangszeiten, gemeinsames Essen, Helfen). Schmollende 'leck-mich' Gesicher und knallende Türen gehörten zur Tagesordnung. Es war meinem Partner gar nicht wohl dabei und er hat mich jedes Mal gefragt, ob er jetzt zu hart war. Ich glaube sogar, dass es ihm sehr weh getan hat, dass er mit seinem Sohn so hart umging. Manchmal standen ihm die Tränen nah...

Die Mutter ist eher der Diskussionstyp, der alles bis ins letzte Detail besprochen und erklärt haben muss. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie vieles mit dem Sohn ausdiskutieren wollte (ginge mir wahrscheinlich auch so). Er funktioniert anders und ich glaube, dass er die Mutter genau dort treffen konnte, wo eigentlich ihre Stärke liegt. Er hat sich einfach an keine Vereinbarung gehalten und gemacht, was er wollte. Gegen die Macht der Worte hat er sich mit Fäusten gewehrt.

Bei der Tochter ist das interessanterweise gerade umgekehrt. Sie ist ihrer Mutter sehr ähnlich und wirft meinem Partner vor, dass man mit ihm nicht reden könne. Tatsächlich kann sie gut reden, auch wenn nicht alles plausibel ist, was sie sagt. Mein Partner hat da keine Chance, kann sie nicht durchschauen und ist am Ende immer der Depp. Sie wirft ihm genau seine Stärke vor, nämlich konsequent durchziehen, was er entschieden hat...

Es ist faszinierend mit welcher Präzision Kinder in dem Alter die Schwächen ihrer Eltern finden und gegen sie verwenden.
Ich finde es gut, wenn du härter durchgreifst, Grenzen setzt und zeigst, dass du die Erwachsene hier im Haus bist, auch wenn es verständlicherweise schwer fällt (ich kann ja gut reden ohne eigene Kinder... :oops:). Ja, und aushalten...

Mein Stiefsohn wird bald volljährig. Er ist ein sympathischer, hilfsbereiter junger Mann geworden, der sich uns gegenüber wieder mehr öffnet und aktiv den Austausch zum Vater sucht. Dem stehen schon wieder die Tränen nah... :)
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Dein Bericht ist sehr aufschlussreich geschrieben. Was dir zu schaffen macht, ist vermutlich die Frechheit, v.a. die willkürliche Frechheit deiner Tochter. Das hat mir am Anfang bei den Jungs auch zugesetzt. Wenn die Kinder klein sind, dann sind sie so auf unsere Liebe und Dienste angewiesen. Je älter sie werden, desto unwichtiger wird das. Die Eltern werden durch Freunde ersetzt, von dort holen sie sich Aufmerksamkeit und Beziehung. Und Essen zubereiten können sie irgendwann auch mal selber, sich waschen und anziehen auch. In diesem Sinne brauchen sie uns eigentlich gar nicht mehr. Das schmerzt. Man fühlt sich ausrangiert, nutzlos, unnötig. Verantwortlich sind wir aber trotzdem noch. Und das macht es so schwierig. Wo sollen wir loslassen, weil unsere Kids wirklich selber Verantwortung übernehmen müssen und auch weil das die Kids auch so von uns wünschen? Und wo müssen wir noch die Kontrolle über sie wahren?

Im Buch von Guggenbühl wird gut beschrieben, wie sie auch die Ausdrucksweise lernen müssen. Sie beginnen einfach mal bei den frechsten Wörtern und dividieren dann so langsam zurück zu denjenigen, die akzeptabel und gesellschaftsfähig sind. Umgekehrt wäre auch gefahren, aber sie fühlen sich ja gross und reif. Schliesslich sind sie ja jetzt selbständig und wissen alles.
Im Alter von 12/13 werden die Kinder in anderen Ländern verheiratet. Sobald sie geschlechtsreif sind, man traut ihnen dementsprechend mehr zu als bei uns.

Diese Sprüche von wegen, wenn du mir den PC wegnimmst, dann nehme ich deinen auch weg, solches wurde hier auch ausprobiert. Dann kam als Antwort ein anderer Vergleich zurück. Beispiel: o.k, gehst du für mich arbeiten? Kochst und wäschst du für mich/uns? Scheissspiel. Aber das Leben ist hart. :-)

Die Launen deiner Tochter musst du aushalten. Und wenn sie dich irgendwas von Mongo, Trottel oder weisswas bezeichnet, dann stellst du die Ohren entweder auf Durchzug oder sagst ganz sachlich: Nein, ich bin kein Mongo.
Und wenn Tochter im Saufrechton etwas von dir wünscht, dann hörst du einfach nichts. Wenn sie es im Obersaufrechton wiederholt, dann erklärst du ganz ruhig, dass du erst zuhörst, wenn sie sich im Ton mässigt.
Sie wird sagen: Ach lass es, du checkst eh nichts. O.k, dann war es auch nicht wichtig.
Ich erlaubte mir jeweils im zuckersüssen Ton zurückzufragen: Ööööhm, hast du was gesagt? Voll fies.

Ein bisschen dürfen wir uns Mütter auch gerne haben und müssen uns nicht alles von unseren Kids gefallen lassen.

Kleine Kinder kopieren in Rollenspielen, mit Puppen, Spielküche und Hobelbänkchen ihre Vorbilder. Und wenn sie Teenies sind, dann wollen sie das immer noch und haben das Gefühl, sie können jetzt so elternhaft mit uns umgehen, wie wir das mit ihnen tun. Und dann müssen wir ihnen erklären, dass wir NICHT so mit ihnen sprechen, ergo sie auch nicht mit uns.

Thema miteinander reden.
Wisst ihr, weshalb Männer abends auf unsere Fragen nur noch mit bejahendem oder verneinendem Gemurmel antworten? Die haben ihre 2000 Wörter durch. Und wir Frauen haben dann immer noch 6000, die wir loswerden müssen/wollen. :-)

Es ist seit Steinzeit so, dass Frauen viel mehr reden. Es war unsere Aufgabe, herauszufinden, wie es unseren Liebsten geht. Beim Jagen ist das eher hinderlich. Das Reh hätte sich schon längst davon gemacht.
Und dieser Umstand hat sich bis heute nicht gross verändert. Frauen reden, des Redens willen. Männer reden nicht, Männer wollen Lösungen. Die handeln einfach. Ohne grosse Diskussionen.

Bleibt ein Elternpaar zusammen, dann ist das alles egal. Trennen sich Eltern, dann haben die Kinder nur noch das entweder oder.

Das ist jetzt vielleicht ein wenig eine schwarz-weiss Aufzeichnung. Aber für viele Menschen trifft dies schon zu.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Buchenholz, danke fü¨r die humorvolle Schilderung 8)
Mira, Du bestätigst mir die Erfahrungen, die ich jetzt mache. Eltern sind verschieden und Kinder eben auch. Das natürlich auch unabhängig von den gängigen und manchmal typischen Geschlechterrollen. Es ist manchmal gar nicht so einfach: was für ein Kind gut und richtig ist, stimmt für das andere nicht.

Ich musste schon früh lernen, dass ich die Bedürfnisse meiner Tochter einfach von meinem eigenen Temperament her weniger erfüllen kann als ihr Vater. Und der fehlt eben komplett. Deswegen leidet sie auch mehr darunter als ihre Brüder, die eher mir ähnlich sind in ihrer Art Konflite zu lösen. Das ist nicht erst jetzt so mit der Pubertät der Grossen, sondern deutete sich schon lange an.

Also Zähne zusammen beissen und durch. Und nicht vergessen: keep smiling.....!
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Tochter hat inzwischen bemerkt, dass ich mein Bemühen um Gespräche und Einigung aufgegeben habe, dafür aber etwas mehr von ihr fordere....Und die Gegenwehr ist beeindruckend.... :no30:

Dabei überschreitet sie sämtliche Grenzen des Anstands. Ich schäme mich fast, hier zu wiederholen, WAS sie mir alles an den Kopf wirft. Das sind nicht nur die übelsten Schimpfwörter, sondern auch gezielt verletzende Kommentare. Mindestens WILL sie mich damit verletzen. Gelingt ihr das nicht, steigert sie sich gleich nochmal. Als wolle sie eine Reaktion erzwingen. Aber nicht etwa, um dann mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern um dann etwas gegen mich in der Hand zu haben. Sie lauert auf meine Fehler....und nutzt sie triumphierend!

Und tatsächlich mache ich Fehler...kleinere und grössere...wie alle Menschen...
Ein grösserer: vor 3 Tagen ist mir bei einer Vokabel, die einfach unterirdisch und beleidigend war (die Jungs haben merklich die Luft angehalten.....), die Hand ausgerutscht. Sowas ist mir im Leben mit den Kindern noch extrem selten passiert, bei ihr einmal als 6jährige, in einer so gefährlichen Situation, dass ich im Schock reagiert habe. Sonst kennt sie das nicht. Nun ja, fest erwischt habe ich sie sowieso nicht, aber gut ging es keinem von uns damit. Nur: ich habe nachher das Gespräch gesucht, mich entschuldigt, ihr aber auch deutlich gesagt, dass ich ebenso eine Entschuldigung von ihr erwarte. Und dass ich einer erwachsenen Person, die mich so behandelt, klar sagen würde: mit dir habe ich nichts mehr zu tun.
Auf ihre Entschuldigung kann ich natürlich warten. Alles, was kommt ist der Vorwurf, ich sei eine prügelnde Mutter und sie könne mich anzeigen.

Seitdem hat sie ihr Zimmer nur für Badbenutzung verlassen. Heute Mittag das erst mal wieder am Tisch zum Essen. Wir waren allein, der Besuch abgereist. Ich habe mir eine Nudel mit der Gabel aus dem Topf genommen. Sie: du bist der ekelhafteste, widerlichste Mensch den ich kenne. Noch 5 Jahre dann siehst du mich nie wieder!

Sprachs und verschwand, peng, Tür zu.
Ich habe gar nicht reagiert. Die Jungs sassen starr vor Schreck am Tisch. Besonders der Mittlere wird von ihr ähnlich beschimpft und beleidigt. Der Kleine fragte dann: Mama, wann geht sie wieder ins Lager? dann ist es hier so schön!
Das macht mich traurig.

Aber: ich frage mich auch, was kann man ignorieren? Was kann man kommentarlos hinnehmen? Und wie kann man ihr Grenzen setzen?

Sie gehorcht mir jetzt, wenn ich sie auffordere, z.B. die Spülmaschine auszuräumen. Natürlich nur mti Schimpfen und Wut, aber sie tut es. Denn Sackgeld wird zur Zeit nur nach Gegenleistung ausgezahlt und da sie unglaubliche materielle Ansprüche hat, gehorcht sie zähneknirschend. Spass machen mir solche Massnahmen allerdings nicht....nur geht es nicht mehr anders...Darüber hinaus sind mir aber die Hände gebunden, ich habe keine Lust, diesen Machtkampf weiter zu steigern. Davon hat niemand etwas.

Wie steigt man da aus?

Da die junge Dame inzwischen acuh anderen gegenüber sehr unverschämt wird und mir zunehmend entgleitet, frage ich mich, ob ihr eine Auszeit nicht gut täte. Eine andere Erfahrung, möglichst kein Ferienvergnügen sondern etwas Unbequemes mit Arbeit verbunden. So ein Aufenthalt auf der Alp oder so....Aber gibt's sowas? Sicher, für Kinder, die das freiwillig wollen, aber so...?

Oder eben auch nicht, egal, aber ich weiss langsam nicht mehr weiter....

Ach übrigens: ich habe die Dame vom Jugendsekretariat getroffen und die hat ein gemeinsames Gespräch vorgeschlagen. Tochter lehnt das kategorisch ab....
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Beitrag von Buchenholz »

carlotta37 hat geschrieben:Sie: du bist der ekelhafteste, widerlichste Mensch den ich kenne.
Stimmt, darum kommt meine Freundin mit ihren Kindern so gerne zu mir. Die lieeeeben Ekelhaftes.

carlotta37 hat geschrieben:Vokabel, die einfach unterirdisch und beleidigend war
Hallo Tochter, ist das alles was du kennst? Nichts Schlimmeres auf Lager?

Dann irgendwann: Tochter, jeder weiss und sieht, dass du mich provozieren willst. Hast du irgend ein Ziel? Was versprichst du dir davon?


Oh, bei meiner Tochter konnte ich das jeweils so locker humorvoll nehmen. Die hat das nicht lange durchgespielt. Aber damals war sie bedeutend jünger und noch mehr von mir abhängig.

Deine Tochter möchte die Chefpose einnehmen. Sie möchte dich beherrschen. Zu den Jungs würde ich im Vertrauen sagen: Mädchen sind in der Pubertät eben schwierig. Zicken halt. Das geht aber vorbei.

Euer Problem ist vermutlich noch, dass ihr sehr eng in einer kleinen Wohung lebt. Aus dem Weg gehen geht zwar schon, der Weg ist einfach nie lang genug.

Was wäre wenn du mal sagst: hoppla dicke Luft. Und dann schickst DU sie nicht weg (sie fühlt sich sonst ausgestossen), sondern ihr verduftet. Ihr macht jetzt einen Spaziergang und geht so nebenbei noch bei einer Eisdiele vorbei.


Weisst du, solche Ausraster hatte der ältere Stiefsohn jeweils. Und niemand getraute sich wirklich, ihm Paroli zu bieten. Ausser mit "Vater-Sohn-Gesprächen" die zwar nett waren, weil der Vater sich in die Höhle des Löwen getraute. Ich war da jeweils ganz anders.

Am Anfang habe ich jeweils vergessen, dass ich als Stiefmutter keine Erziehung übernehmen sollte. Und weil mein Partner aufs Maul hockte, weil er sich nicht getraute, aus Angst, der Junge würde sonst an den WE nicht mehr kommen und aus Mitleid und schlechtem Gewissen - sprich: Angst, der Junge würde ihn nicht mehr lieben - habe ich dann eben reagiert. Und ich schickte ihn am Morgen, wenn er griessgrämig, tobend und launisch zum Frühstückstisch kam einfach wieder zurück ins Zimmer. Ich habe Verständnis für gewisse Morgenmuffeligkeit. Aber was der Junge bot, das ging zu weit. Ich sagte ihm jeweils: er dürfe wieder runter kommen, wenn er den korrekten Ton gefunden habe.

Dem Jungen hat nie jemand wirklich klartextmässig gesagt, was geht und was ein absolutes no go ist. Mein Partner war manchmal schon streng. Aber ich wäre strenger gewesen. Aber ich hielt mich zurück. Ich wusste, meine Tochter liebt es auch nicht, von der Stiefmutter erzogen zu werden.

Das ist nicht unbedingt konfliktfreie Kommunikation und viele hier finden das bestimmt daneben. Ich kenne deine Tochter zu wenig, aber ich würde eben jede Variante versuchen. Auf jeden Fall darfst du diese Sachen nicht zu ernst nehmen. Den irgendwie leidet sie und wenn es die Hormone sind, die in ihr Achterbahn fahren.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Carlotta,

dass Dir jetzt einmal die Hand ausgerutscht ist, finde ich ehrlich gesagt in so einer Situation nicht schlimm. Gerade dadurch dass das bei Euch extrem selten ist weiss sie jetzt zumindest, dass sie da eine klare Grenze überschritten hat. Und dadurch dass Du Dich entschuldigt hast, bist Du ihr ein gutes Vorbild, denn Fehler macht jeder einmal, aber sich dafür entschuldigen, das kann halt nicht jeder.

Wie alt ist sie nochmal? In Deutschland sind Jugendliche ja ab 14 strafmündig. Wenn sie mir da käme mit sowas wie "ich könnte Dich anzeigen" dann würde ich ihr knallhart sagen "Beleidigung ist auch strafbar, ich könnte Dich auch anzeigen, und zwar wesentlich öfter als Du mich."

Meine Stieftochter hatte auch so Allüren (da war sie allerdings schon älter). Mein Freund hatte irgendwas gesagt in der Art von "ich weiß nicht wie ich Dir XXX begreiflich machen soll - muss ich Dich erst prügeln damit Du das kapierst?" und sie fing in den höchsten Tönen an zu kreischen dass sie ihn anzeigt wenn er sie anfässt, und dass er dann in den Knast kommt etc.... schön laut natürlich, damit die Nachbarn auch jedes Wort mitbekommen. Dabei war es bei ihr genauso, dass sie nie geschlagen worden war. Ich glaube, wahrscheinlich ist auf eine merkwürdige Weise genau dieses Benehmen der Beweis dass sie nie geschlagen wurden, denn ein Kind das wirklich öfter geschlagen wurde würde sich gar nicht trauen sich so benehmen. Also jedenfalls bei mir war es so. Meine Mutter hat schon dann und wann mal zugelangt, und ich hätte mich nie getraut ihr mit der Polizei zu drohen, weil klar war dass ich dafür etwas auf die Mütze bekommen hätte.

Ich glaube, ich würde der Tochter sagen, dass sie jederzeit willkommen ist gemeinsam mit dem Rest der Familie Zeit zu verbringen, aber dass das ein halbwegs zivilisiertes Benehmen voraussetzt. Und ich würde sie wohl dann auch jeweils wegschicken wenn sie ausrastet.

Wenn sie sich jetzt besonders schlimm aufführt, dann ist das natürlich weil sie sich gegen die Veränderung wehrt. Sie versucht Dich zu provozieren, damit Du in alte Fehler zurück fällst. Wenn Du durchhälst wird das wahrscheinlich nach einer Weile wieder vergehen, zumindest etwas...
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Beitrag von Buchenholz »

Meiner Mutter habe ich auch mal mit Polizei gedroht. Die nahm das sehr locker, was mich dann noch mehr ärgerte. Aber trotz allem, war das die richtige Reaktion.

Deine Tochter weiss genau, dass sie ihre Grenzen überschreitet, darum weigert sie sich auch für das Gespräch mit der Dame vom Jugendsekreatariat.
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Beitrag von tabida »

carlotta37 hat geschrieben:Ach übrigens: ich habe die Dame vom Jugendsekretariat getroffen und die hat ein gemeinsames Gespräch vorgeschlagen. Tochter lehnt das kategorisch ab....
Ich gehe aber davon aus, dass das Gespräch trotzdem stattfindet!
So zur Erinnerung: Du bist die Mutter, sie das Kind.

Ich weiss, dass das evt. schwierig durchzusezten ist - ich habe einmal das Sekretariat einer Familieberatung geführt. Da gab es immer wieder Familien, die meinten, die Jugendlichen kämen nicht mit. Wenn sie aber merkten dass es den Eltern ernst ist gaben sie den Widerstand auf und machten nach ein paar Gesprächen dann auch mit.
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Beitrag von val »

Liebe Carlotta

Nur kurz, bin auf dem Sprung zur Arbeit...

Ich finde die Idee gut, dass Du mit den Jungs mal verduftest, wenn die Luft zu dick wird.

Meine Zwillinge haben mir auch schon mit der Polizei gedroht. Ich hab ihnen gesagt: Ok, tut das. Dann wird jemand kommen und Euch von hier wegholen. Das ist sicher richtig, denn ich werde mit Euch nicht mehr fertig. Ob es dann aber am andern Ort besser ist? Das wird sich zeigen. Da waren sie sich dann doch nicht mehr so sicher, ob sie das wollen.

Kinder suchen die Grenzen. Gnadenlos, immer und immer wieder. Sie wollen spüren, wie weit sie gehen können.

Ich schicke meine Jungs weg, wenn sie es übertreiben. Ein solcher Kommentar am Tisch von wegen widerlich - da hätte ich sie auf der Stelle ins Zimmer geschickt. Ohne grossen Kommentar dazu. Komm wieder runter, wenn Du anständig sein kannst.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Beitrag von carlotta37 »

Danke für Eure Rückmeldungen...

tabida, ob das Gespräch stattfindet, hängt von der Frau vom Jugendsekretariat ab. Die meinte irgendwas von freiwillig....Meine Tochter hat zu ihr ein Vertrauensverhältnis, ursprünglich ging sie hin, um mit der Abwesenheit ihres Vaters besser umgehen zu lernen. Kann sein, dass sie dieses Vertrauensverhältnis nicht zerstören mag.

Weggehen oder Tochter wegschicken, ist ja schön und gut. Aber: es kommen immer solche Bemerkungen während Tochter schon aufsteht und selber geht. Sie hängt viel zu viel in ihrem Zimmer....NOrmalerweise läuft es so ab: erst verachtende Blicke und Augen verdrehen. Ich ignoriere es. Dann irgendwann ein unterirdischer Kommentar, im Weggehen, Peng, Tür zu und sie wird für Stunden nciht mehr gesehen. Sie hält es ohne weiteres durch, tagelang mit niemandem zu reden. Kommt, wenn ich zum Essen rufe. Ansonsten lässt sie sich nicht blicken. Ich glaube, sie hat ausser der 1. Woche in Italien den grössten Teil der Ferien im Bett verbracht. Wir anderen waren wandern, schwimmen im See (igitt, das hasst sie, die Algen....), bräteln. Einmal war sie mit in der Stadt, aber reichlich unzufrieden, da sich meine Grosszügigkeit in Grenzen hielt. Shoppen gehen würde sie immer....

Ach ja, einen Tag hat sie gearbeitet, sie hatte einen Ferienjob von dem hiesigen Jugendtreffpunkt. Da war man wohl zufrieden mit ihr, jedenfalls hat sie noch ein Trinkgeld bekommen (sie war Fenster putzen bei einer älteren Dame ).
Wenn sie hier etwas machen soll, versucht sie es zuerst mit einer Ausrede, verschwindet schnell im Bad und schliesst sich ein o.ä. und tut es schliesslich, wenn ich darauf bestehe. Danach wieder ab ins Zimmer. Ihre Freundinnen sind alle weg den ganzen Sommer.

Nun gehen wir noch zu meinen Eltern in die Berge: da gibt's nur drei Sender auf dem TV, kein Internet. Das wird hart :shock: . Bin gespannt, wie sie sich meiner Mutter gegenüber benimmt. Bei der traut sie sich weniger.....

Ich habe mir übrigens als Kind auch öfter mal eine Ohrfeige gefangen und habe eigentlich nicht darunter gelitten. irgendwie wusste ich immer, das passiert nur, wenn ich es absolut übertrieben habe und meine Mutter und ich konnten danach immer reden und uns entschuldigen. Mein Vater hätte mich nie angefasst, trotzdem hatte ich vor ihm Angst und nicht vor ihr.
Tochter hat eine der wenigen Ohrfeigen ihres Lebens übrigens auch schon von Oma bekommen....da war meine Mutter total aufgelöst, sie wollte es nicht, aber das kleine Biest mit 5 Jahren war so hysterisch und bockig....Irgendwie ist der Eindruck aber geblieben, Tochter weiss, dass die Oma zwar sehr lustig ist aber auch ihre Grenzen hat, die man besser nicht auslotet. Übel genommen hat sie es nicht, aber ein wenig Respekt hat es ihr doch eingeflösst.

BabyOne, ich habe das der jungen Dame genau so gesagt! Aber ich glaube Diskussionen sind total sinnlos. Sie verwickelt mich in solche Diskussionen, da verliere ich immer. Allerdings: wenn ich sie dann "erwische" und ihr eine Frage stelle, die sie nicht beantworten kann, z.B. wie sie denn als Teenie behandelt werden möchte (Vorwurf: ich behandle sie mal als Baby mal als Erwachsene), dann sagt sie: wir sind hier doch nicht beim Psychologen, was soll das?

Buchenholz, im Gegensatz zu Deiner Tochter kann meine sowas locker wochenlang durchhalten....sie hat schon öfter eine ganze Woche oder länger kein Wort mit mir gewechselt.

Ihr Bruder sagte gestern Abend etwas Interessantes: Mama, die sagt sowas nur, weil sie ganz genau weiss, dass der Papa sie nicht will. Wenn sie wirklich gehen müsste, würde sie das keine 4 Wochen ohne dich aushalten.

Hat mich irgendwie beeindruckt, dass der Bruder die Situation so klar durchschaut. Er hat ja nicht unrecht...

Eigentlich frage ich mich aber: wie übersteht man so eine Zeit ohne dass etwas in dem Verhältnis zwischen Kindern und Eltern ernsthaft kaputt geht? Es hat ja auch eine Wirkung auf mich! Ich bin innerlich distanzierter. Natürlich liebe ich meine Tochter, aber die Lust auf gemeinsame Zeit, die Motivation, mich um die Beziehung zu bemühen, lässt merklich nach.
Grundsätzlich fällt es mir gar nicht so schwer, die Leinen etwas locker zu lassen und die Kinder eigene Wege gehen zu lassen. Wenn Tochter mit Auszug droht, tut sie das, um mich zu verletzen und ahnt wahrscheinlich nicht, dass ich vor diesem Zeitpunkt keine Angst habe....Und langsam merke ich, dass mein echtes Interesse an ihr merklich nachlässt. Es ist mir egal, ob sie mit in Urlaub fährt oder nicht und ich vermisse sie nicht.
Das erschreckt mich fast schon etwas....
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Carlotta,

das hier

BabyOne, ich habe das der jungen Dame genau so gesagt! Aber ich glaube Diskussionen sind total sinnlos.

bedeutet für mein Verständnis, dass Du wohl immer noch mit ihr diskutierst, also versuchst ihr irgendetwas verständlich zu machen. Aber bei einer Aussage wie "komm wieder wenn Du Dich benehmen kannst" gibt es eigentlich gar nichts zu diskutieren, das ist eine schlichte und knappe Aussage. Da ist es eigentlich völlig egal ob ihr diese Regel gefällt oder ob sie sie versteht. Es geht nur darum dass sie sich daran zu halten hat, und wenn nicht hat das eben die Konsequenz dass sie alleine sein muss.

Wenn sie von sich aus geht, um so besser, dann musst Du sie nicht wegschicken.

Wenn Du schreibst dass Dein Verhältnis zu ihr distanzierter wird, dann ist das etwas wovor man sich (glaube ich) nicht fürchten muss. Das gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu. Es bedeutet auch nicht dass das Verhältnis immer so bleiben wird. Ich glaube, da kannst Du Vertrauen haben, dass nicht alles verloren ist was Du ihr bisher gegeben hast. Irgendwann werdet ihr auch wieder aufeinander zugehen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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Beitrag von Buchenholz »

Von meiner Mutter habe ich auch ab und zu einen Chlapf auf den Hintern bekommen. Vielleicht gabs auch mal Ohrfeigen. Im ersten Moment war ich sehr gekränkt; wusste aber, dass ich irgendwie selber schuld war. Diese Schläge empfand ich weniger schlimm als der Liebesentzug.

Viel was du von deiner Tochter berichtest, erinnert mich an meinen älteren Stiefsohn. Der konnte jeweils auch austeilen und dann verschwand er und liess uns mit dem emotionalen Chaos zurück. So quasi austeilen aber dann nicht einstecken wollen. Wenn man etwas ausdiskutieren wollte, dann war er bereits verschwunden und der Vater musste ihm nachlaufen. Der Junge hat sich aber ins Zimmer gesperrt und verweigerte ein Gespräch. Das ist voll fies.

Wenn ein Kind nur 2 Tage hier ist, dann möchte man, dass bis Sonntagabend wieder Frieden herrscht. Sich mit schlechter Stimmung zu verabschieden hinterlässt ein schlechtes Gewissen und die Angst, das Kind möchte am nächsten WE nicht mehr kommen.
Und so gaben wir uns alle Mühe, den Jungen wieder glücklich zu sehen/zu machen. Und das war falsch. Auch unfair gegenüber dem anderen Bruder.


Das mit dem Eis essen gehen, das könnt ihr ja trotzdem machen. Dicke Luft ist ja auch, wenn sie in ihrem Zimmer ist. Sie zeiht sich ja zurück, weil ihr ihrer nicht würdig seid. Tja, dann geht ihr halt dorthin, wo man euch gerne empfängt.
Ich weiss echt auch nicht, mit welchem Verhalten man deiner Tochter wirklich helfen kann.
Vielleicht auch mal mit ehrlichen Worten: Kind, ich kann nicht mehr. Ich habe das Gefühl, ich gebe mir soviel Mühe und es reicht immer noch nicht. Wie ich es anstelle, ich mache dich nicht glücklich. Ich bin anscheinend keine gute Mutter für dich. Eventuell ist es besser, wenn sich jemand anders eine Zeit lang um dich kümmert. Bei einem Gespräch mit der Dame vom Jugendsekretariat könnten wir herausfinden, bei wem es dir besser geht und du zufriedener bist.

Ist hart, aber ein Versuch wert.
carlotta37
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Registriert: 29.10.2007 15:45

Beitrag von carlotta37 »

Baby One, ich meinte, ich habe ihr gesagt, dass Beleidigung auch nicht besser ist....daraus entwickelt sich dann zwangsläufig eine Diskussion. Und: so gar nicht mehr diskutieren, heisst auch, gar nicht mehr auf sie zugehen. Im "Alltag" diskutiere ich nicht, aber gelegentlich öffne ich sozusagen die Tür für sie und mache ein Gesprächsangebot. Das hat sich bisher aber als sinnlos erwiesen.

Und ich sehe ja fast eher ein Problem darin, dass sie sih so komplett zurückzieht. Ist natürlich friedlicher, wenn sie von sich aus geht und einfach nicht aus ihrem Zimmer kommt. Aber es tut ihr selber nicht gut. Man kann sie absolut nicht damit treffen, wegzugehen. Eis esse? Seebadi? Hat sie eh keine Lust! Shoppen gehen ohne sie wäre eine Strafe, aber shoppen gehe mit den Jungs ist für die auch eine Strafe....;-)

Buchenholz, was Du am Schluss schreibst, ist genau meine Überlegung. Ich habe nur KEINE Idee, welche Lösung man da finden könnte. In den nächsten Ferien (Herbst) muss ich etwas finden, was sie beschäftigt! UND was ihr gut tut - auch wenn's ihr nicht gefällt. Und wenn die Schule wieder beginnt und auch diese Baustelle dann wieder in Betrieb ist? Ich hatte halt ganz ehrlich - auch wenn mir das weh tut - den Eindruck, es wäre vielleicht eine Erfahrung, mal ein halbes Jahr beim Vater zu verbringen. Das würde ihre Sehnsucht stillen aber auch ihre Augen öffnen und könnte eine wertvolle, wenn auch nicht immer angenehme Erfahrung sein. Sie müsste danach ein Schuljahr wiederholen, da sie aber eh noch recht jung ist (die Zweitjüngste in ihrer Klasse) schadet das ja nicht.
Aber der Vater nimmt sie nicht. Insofern ist das alles nur Spekulation. Und eine andere Idee habe ich nicht.
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