Die zweite Geige

Alles rund um die Partnerschaft
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Nicht nur Väter, tarzan.....und es geht auch nicht nur ums "recht machen". Irgendwie muss die Lebenssituation halt für alle stimmen!
Das kann ein echter Konflikt werden für die betroffenen Väter oder Mütter, denn gegenüber den Kindern hat man Verantwortung, der/die PartnerIn ist erwachsen....

Als meine Tochter meinen Freund noch so sehr abgelehnt hat, war ich in etwa im gleichen Konflikt und kann Euch nur versichern, dass es kein Vergnügen für mich war. Und ein Vater, der seine Kids nur mal am Wochenende und in den Ferien für kurze Zeit bei sich hat, der hat es da noch schwerer! Ich habe ehrlich gesagt Verständnis dafür....

Lala, wenn die Kinder doch jetzt nur mal eine Woche in den Ferien da sind, warum fühlst Du Dich dadurch so zurückgesetzt? Du hast doch Deinen Freund sonst immer für Dich!
Ich bin meinem Partner mehr als dankbar, dass er so grosszügig war/ist gegenüber meinen Kindern, denn ich habe so gut wie nie kinderfreie Wochenenden, d.h. er spielt eigentlich permament die zweite Geige. Nur kann ich daran nichts ändern, ob es mir gefällt oder nicht.

Bei uns hat es sich bewährt, Geduld zu haben und meine Tochter nicht unter Druck zu setzen. Sie hat sich mit ihm ausgesprochen und akzeptiert ihn jetzt - aber das kam erst, als wir alle daran nicht mehr geglaubt haben und in keinster Weise mehr versucht haben, sie dazu zu drängen!
Lala
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Beitrag von Lala »

Hallo Carlotta

danke für Deine Sichtweise. Ich möchte mal zwei Zitate von Dir aufgreifen, die mir sofort aufgefallen sind:
"der/die PartnerIn ist erwachsen..."
"Du hast doch Deinen Freund sonst immer für Dich!"
...die könnten nämlich von ihm sein.

Von wegen erwachsen. Schon, ja. Das heisst aber nicht, dass man nicht auch als Erwachsener Gefühle hat, die respektiert werden wollen. So sehr ich versuche, seinen und den von Dir beschriebenen Konflikt zu verstehen, was mir mal mehr mal weniger gelingt... ich bin aber doch auch ein Mensch mit Gefühlen. Wir "Nicht-Eltern" müssen unglaublich viel Geduld und Verständnis mitbringen, für alles und jeden und mit Kindern umgehen lernen, die wir früher in unserer eigenen Lebensplanung so gar nicht vorgesehen hatten. Wir hatten keine Wahl, sie sind einfach da, und damit muss man umgehen lernen, Punkt. OK, das versteh ich ja. Aber stell Dir mal vor, Dein Partner hätte Kinder, dafür Du nicht. Wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du von einem Tag auf den andern schon fast "unerwünscht" und irgendwie der Buhmann bist...? Das ist nicht gerade schön... ob man erwachsen ist oder nicht...

Der zweite Punkt, ja stimmt bedingt. Die Feierabende, die kinderfreien Wochenenden, wenn er denn nicht seinen Hobbies nachgeht, die ich eben nicht alle teile... Dafür haben wir in den ganzen zwei Jahren, die wir jetzt zusammen sind, noch nie gemeinsame Ferien nur zu zweit gemacht, weil alle seine Urlaubstage für die Kinder draufgehen. Und, auch das tut irgendwie weh, auch wenn man erwachsen ist...

Ich hab sehr viel Verständnis für seine Konfliktsituation und versuche auch, mich so gut wie möglich mit der Situation zurechtzufinden. Trotz allem bin ich ab und zu mal traurig, weil's so ist, wie's ist...

Wie lange hat es denn gedauert, bis Deine Tochter mit Deinem Freund zurecht kam?
tarzan
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Beitrag von tarzan »

lala, ich kann dir da schon nachfühlen.
Wir haben das so gemacht, dass wir an den Kinderfreien Wochenenden was für uns 2 gemacht haben, so war ich dann auch zufrieden. Und schliesslich hat mein Mann auch noch andere Interessen wir Kinder. Wäre das nicht gewesen, hätte mich das wohl frustriert. Das gleiche bei den Ferien, manchmal sind wir mit den Kindern weggefahren, oftmals aber auch ohne, weil wir ohnehin ausserhalb der Schulferien gebucht hatten, oder es sich einfach aus beruflichen Gründen nicht ergeben hatte.
Für mich persönlich hat sich das bewährt.
Aber ich fühlte mich auch oft als 5. Rad am Wagen. Was aber auch schlussendlich mit der eigenen Einstellung/Gefühlen/Selbstwertgefühl zu tun hat. Man kann da nicht alles dem Partner/Kinder zuschieben.
Das muss man sich aber erst bewusst werden, das dauert Jahre, war bei mir zumindest so.
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Fünf Jahre hat's gedauert, lala. Genug Zeit für uns, um die Hoffnung aufzugeben ;-) Wobei ich sagen muss, dass es die ersten zwei Jahre nicht ganz so schlimm war, es hatte wohl auch mit dem Verhältnis zum Vater zu tun, dass es dann so heftig wurde. Das ist bei uns eine komplett andere Geschichte!

Ich wollte auch nicht sagen, dass ich Dich nicht verstehe! Und ich finde auch, dass Dein Freund sich bemühen muss, dass auch Eure Partnerschaft gepflegt wird: gemeinsame Urlaube zu zweit hatten auch wir kaum, aber ein verlängertes Wochenende ist - wenn auch nur einmal im Jahr - ein absolutes MUSS. Schliesslich will ich das auch, es tut mir gut und irgendwie muss man die Partnerschaft pflegen, sonst geht sie kaputt. Dass ich dabei ständig an meine Grenzen gerate, zeigt mein Thema von gestern.

Ehrlich gesagt ist die Vorstellung, keine Kinder zu haben, so theoretisch, dass ich Dir diese Frage nicht beantworten kann. Ich bewundere meinen Partner wirklich für sein Verständnis und seine Geduld! Das ist eine Eigenschaft an ihm, die ich enorm schätze, die aber auch Voraussetzung dafür ist, dass wir nach vielen Krisen doch immer noch zusammen sind.

Lehnen Dich denn seine Kinder so vehement ab? Meine Grosse hat nun sehr deutlich gemacht, dass sie meinen Freund als Mensch eigetnlich mag, aber dass es einfach schwer für sie ist, ihn als meinen "Mann" zu akzeptieren. Darauf nehmen wir im Moment Rücksicht und leben unsere Beziehung als Paar mehr, wenn sie nicht dabei ist. Das geht aber gut, da sie ja mit 13 sowieso nicht ständig an mir klebt. Sind wir dann mit ihr unterwegs, dann halten wir uns mit Zärtlichkeiten etc. eher zurück.

Meine Jungs mögen meinen Freund übrigens sehr, schon immer und er hat inzwischen eine wirklich enge Beziehung zu ihnen. Urlaub: im Sommer kann er eh nicht mit uns wegfahren, wir gehen zusammen Ski fahren. Meine Grosse hasst das und hat sich dieses Jahr ausgeklinkt, nur mit den Jungs war es sehr harmonisch. Einmal waren wir mit allen drei Kindern weg in der ganz schlimmen Phase der Ablehnung meiner Tochter und das hat mich halb zerrissen. Er hat sich über sie beschwert, sie hat sich unmöglich benommen und auf diese Weise um meine alleinige Aufmerksamkeit gekämpft und ich stand zwischen allen Fronten. Danach habe ich beschlossen, dass ich das so nicht mehr will, zumal auch die Jungs unter der miesen Stimmung gelitten haben.Davon hat ja dann keiner was!

ICh denke, Dein Freund sollte Dir die Chance geben, eine Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen. Dabei muss der Schwerpunkt nicht darauf liegen, dass sie Dich als seine Partnerin mögen, sondern einfach, dass Ihr Euch unbeschwert kennenlernt. Ein kurzer Ausflug zum Eis essen o.ä. reicht für den Anfang völlig und in dieser Zeit würde ich die Partnerschaft nicht in den Vordergrund stellen, sondern die Kinder in den Vordergrund stellen. Für sie bist Du ja auch eine Fremde und sie wurden ebenfalls nicht gefragt, ob sie Dich ausgewählt hätten oder nicht. Der Aufbau einer Beziehung braucht enorm viel Geduld und Zeit!!!
Vielleicht kannst Du Dich darauf einlassen, wenn Dein Freund andererseits Dir an den kinderfreien Tagen/Wochenenden mal ganz exklusiv Zeit widmet für schöne, gemeinsame Erlebnisse.

Mir tut es sehr gut, wenn mein Freund sich für meine Kinder interessiert und ich seine Zuneigung zu ihnen auch spüre. Das berührt mich innerlich sehr und ich wende mich ihm dann umso mehr zu! Vielleicht funktioniert das bei Deinem Freund auch?

Ein Ausgleich sollte da sein, vielleicht kannst Du ihm klar machen, dass Dir das wichtig ist und Du dann auch weniger Probleme hast, seine Kinderweekends zu akzeptieren?
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Nin
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Beitrag von Nin »

Lala hat geschrieben: Dafür haben wir in den ganzen zwei Jahren, die wir jetzt zusammen sind, noch nie gemeinsame Ferien nur zu zweit gemacht, weil alle seine Urlaubstage für die Kinder draufgehen.
Durch unseren Beruf habe wir das geradezu unglaubliche Glück, dass dies bei uns nicht der Fall ist - aber bei ihrem Vater ist das schon so.... und ich muss ehrlich sagen, wenn seine Frau darüber meckern würde, fände ich das ganz schön hart.

In Nicht-Patchworkfamilien ist das auch die Norm, man kann Kinder nicht einfach in den Kühlschrank stecken - und in der Lebensplanung der leiblichen Eltern waren Scheidung, Trennung und Patchwork sicherlich auch nicht vorhergesehen. Gerade bei Vätern, die nicht das Sorgerecht habe, ist dies oft der einzige Moment, längere Zeit mit den Kindern zu verbringen. Es ist für die gegenseitige Beziehung, aber auch für die Entwicklung der Kinder wichtig, ein Mittel, ihnen eine männliche Bezugsperson zu erhalten, die wichtig ist für den Erhalt der Persönlichkeit. Wenn die Väter dazu bereit sind, dann finde ich es traurig, das zu untermauern.
Zuletzt geändert von Nin am 16.06.2011 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
tarzan
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Beitrag von tarzan »

denke der goldene Mittelweg ist hier gefragt.
Ich denke bei uns hat das ganz gut geklappt, dies wohl auch,
weil ich die Kinder und sie mich ganz unbeschwert kennen gelernt haben,
ich hatte keine Erwartungen und sie wohl auch nicht. Ich war jung, ich
hab mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, was die Kinder nun von
mir erwarten können.

Mein Mann hat seine Kinder jedes 2. Wochenende geholt und jedes Jahr auch für Ferien. Zwischen den Wochenenden haben wir dann jeweils
etwas für uns gemacht oder mit unseren Kollegen.

nin ich bin auch der Meinung, dass man den Kontakt zu dein Kindern fördern soll und auch Ferien mit ihnen verbringen sollte. Aber dennoch finde ich Ferien mit der Freundin ohne Kinder zwischendurch angebracht.
Wir haben die Kinder jeweils 1-2 Wochen zu uns genommen und sind dann jeweils 1-2 Wochen pro Jahr nur wir alleine in die Ferien. Es gab aber auch Jahre, wo wir mit den Kindern in die Ferien fuhren, aber schon alleine aus finanziellen Gründen war das nicht immer möglich. Wir waren mal zu 4 auf den Kanaren, ohne Sponsor hätten wir uns das nicht leisten können.
Und in den Jahren wo wir die Kinder mitgenommen haben in die Ferien, haben wir keine weiteren ferien mehr gemacht.

Es ist vermutlich einfach so, dass "wir" ohne Kinder vielleicht andere Bedürfnisse haben, wie wenn wir Kinder hätten. Man schaut die Welt
einfach anders an vermute ich. Was aber nicht heisst, das es ein Ding
der Unmöglichkeit ist, es braucht einfach von allen Seiten her viel
Verständnis.
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Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

tarzan hat geschrieben:Es braucht einfach von allen Seiten her viel
Verständnis.
Richtig, von allen Seiten. Worum es Lala aber zu gehen scheint, ist, dass nur von ihr Verständnis gefordert wird und das regt sie zurecht auf. Erwachsen sein hin oder her, jeder hat Bedürfnisse, nicht nur die Kinder. Und jeder hat das Recht, glücklich zu sein oder das Leben so einzurichten, dass es für alle stimmt. Deshalb müssen alle mitmachen. was Lala oder auch ich und andere hier beklagen ist, dass es einseitig ist und das ist einfach nicht in Ordnung - das was Lala zu frustrieren scheint ist das Unverständnis für ihre Wünsche und Bedürnisse, während von ihr nur gefordert wird. Das ist das Problem.
Lala
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Beitrag von Lala »

Ui, fünf Jahre, na dann hab ich ja noch was vor mir... :wink: Also, ein paar Punkte möchte ich nochmals aufgreifen.

Ich denke nicht, dass mich seine Kinder (vor allem der Grosse, beim Kleineren geht's einigermassen) als Person ablehnen. Aber beide sind es halt gewohnt, 200% Aufmerksamkeit zu bekommen und haben nie gelernt, diese zu teilen. Klar, dass es da Probleme gibt, wenn ich mit dabei bin. Wie Carlotta's Tochter kämpft er dann auch "mit allen Mitteln", was manchmal fast unerträglich ist.

Was den Urlaub betrifft, klar die drei sollen Zeit für sich haben und auch mal alleine wegfahren. Aber, andererseits würde ich es OK finden, man würde da eine Lösung finden, dass mein Partner wenigstens einmal im Jahr für eine Woche oder sogar zwei Wochen mit mir alleine wegfahren kann, eben auch um die Partnerschaft zu pflegen. Das geht ja nicht darum, dass ich den Kindern was wegnehmen will, aber wenn wir alle zusammen sind, ist es für niemanden entspannend, weil die Stimmung nicht gut ist. Also dann doch lieber getrennt (er & Kids / er & ich), und das passt dann... Ich seh halt schon nicht so ein, dass er allen Urlaub für die Kids drangeben soll, da bin ich ehrlich... Das heisst ja nicht, dass ich den Kontakt zwischen ihm und den Kids irgendwie sabotieren möchte, im Gegenteil, ich find's toll, dass er trotz allen Widrigkeiten und Problemen seine Vaterrolle wahrnimmt.

Aber, wie tarzan und Zanilla schreiben, der goldene Mittelweg und das Verständnis von allen Seiten, das muss einfach sein! Denn es kann nicht sein, dass nur eine Seite (und in dem Fall ist es meistens die kinderlose Seite) immer draufzahlen muss, damit die Konstellation Patchwork funktioniert. Diese Einseitigkeit hält man auf Dauer nicht aus und macht einen unglücklich. Und ich finde (und ich weiss, das ist jetzt wieder sehr provokant), auch Kinder müssen lernen, Kompromisse einzugehen und dass es Grenzen gibt - wo kommen sie denn sonst später hin im Leben, wenn sie wie kleine Könige behandelt werden, die immer bekommen, was sie wollen, wenn sie nur laut genug schreien..?
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Doch, ich glaube leider, die kinderlose Seite muss tatsächlich draufzahlen. Anders ist es fast nicht machbar.

Aber: lala, Du hast vollkommen recht, das Verständnis muss da sein, auch von seiner Seite! Ich glaube, mein Partner hat das nur ausgehalten, weil er dieses Verständnis von mir bekommt. Wir reden viel miteinander und sehr offen. Wirklich gekriselt hat es immer in den Zeiten, in denen wir uns nciht verständigen konnten. Dann fing er an, an meinen Gefühlen zu zweifeln oder ich an seinen. Wenn ich ihm erzähle, wie ich mich fühle und warum manches so läuft wie es läuft, dass es aber nichts mit seiner Person zu tun hat, erleichert das. Und wenn ich ihm meine Dankbarkeit für seine Geduld und seine Grosszügigkeit zeige, ist das für ihn schön und ein Antrieb, es weiter zu versuchen.

Mal ein "danke" würde Dir auch helfen, oder?
Und getrennte Urlaube finde ich sehr gut - man sollte da nichts erzwingen und Urlaub soll für alle erholsam sein! Es gibt ja auch noch verlängerte Wochenenden, wie wär's für den Anfang damit? Schade, Pfingsten habt Ihr gerade verpasst...
Lala
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Beitrag von Lala »

Hallo carlotta

Vielleicht sind Frauen halt auch einfach sensibler und eher offen für die Bedürfnisse des Partners. Was Du schreibst, ist absolut richtig. Ein bisschen mehr Verständnis, ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen seinerseits und manchmal auch ein bisschen mehr Kompromissbereitschaft... oder eben ein Danke, statt immer nur zu hören, was ich alles falsch mache... das würde schon vieles zum positiven verändern.

Wünsche Euch allen schon mal ein schönes Wochenende mit hoffentlich Spass! Das Lachen sollte man trotz allem nämlich nie verlernen... :)

Liebe Grüsse
lala
Babell
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Beitrag von Babell »

Lala hat geschrieben:Von wegen erwachsen. Schon, ja. Das heisst aber nicht, dass man nicht auch als Erwachsener Gefühle hat, die respektiert werden wollen. So sehr ich versuche, seinen und den von Dir beschriebenen Konflikt zu verstehen, was mir mal mehr mal weniger gelingt... ich bin aber doch auch ein Mensch mit Gefühlen. Wir "Nicht-Eltern" müssen unglaublich viel Geduld und Verständnis mitbringen, für alles und jeden und mit Kindern umgehen lernen, die wir früher in unserer eigenen Lebensplanung so gar nicht vorgesehen hatten. Wir hatten keine Wahl, sie sind einfach da, und damit muss man umgehen lernen, Punkt. OK, das versteh ich ja. Aber stell Dir mal vor, Dein Partner hätte Kinder, dafür Du nicht. Wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du von einem Tag auf den andern schon fast "unerwünscht" und irgendwie der Buhmann bist...? Das ist nicht gerade schön... ob man erwachsen ist oder nicht...
Absolut! Lala, du bringst es sowas von auf den Punkt wie sich das Leben als neue Partnerin eines Wochenendvaters mit Kindern anfühlen kann. Es ist wirklich gemein, immer zu sagen, du sollst Verständnis zu haben, denn Verständnis kann man genau so wenig erzaubern, wie sich beispielsweise eine Mutter die Liebe zu ihren Kindern wegzaubern könnte. Gottseidank ist das nicht so!

Aber wir verlangen von unseren Partnern auch Verständnis, nur sagen wir es nicht immer. :wink:

Mein Freund hat von sich aus angefangen, seine Probleme anzuschauen. Aber das erfordert viel Einsicht: die Probleme bei sich selber anzuschauen, die Verletzungen zulassen können, die Wunden der Vergangenheit psychisch aufzuarbeiten.
Es erfordert eine grosse Bereitschaft, der Exfrau und der Scheidung zu verzeihen und anzunehmen wie die Situation jetzt ist: in der Gegenwart, wo die Kinder bei der Mama wohnen und ihn besuchen kommen, wo er bezahlt, ohne den Grund und die Schuldigen dafür zu suchen; und die Vergangenheit- ob sie gerecht oder ungerecht war- einfach ruhen lassen und vergeben!
Das ist schwierig, weil Männer sehr stolz sind und diese Situation sie eigentlich gedemütigt hat. Sie fühlen sich dann in ihrer Männlichkeit unsicher, vermute ich, bin ja nicht Psychologe...

Er muss akzeptieren, dass die Kinder bei der Mutter leben. Und das ist halt nun mal schwierig, wenn man da im Stolz verletzt ist und die Frau, von der man verletzt wurde, nun auch noch die Kinder behalten durfte und er obendrein noch bezahlen muss (in seiner Sichtweise: sie hat und er muss geben).
Es lohnt sich, es ist eine Win-Win-Situation. Dann hat er nämlich auch nicht mehr dauernd ein schlechtes Gewissen, weil er es dann mit den Kindern geniessen kann, wenn sie zu Besuch sind, weil die Wut der Vergangenheit nicht mehr dazwischen steht.

Wenn dein Freund diesen ersten Schritt machen kann, dann kann sich ganz viel ändern. Er wird zufriedener, du wirst zufriedener und die Kinder sowieso. Bei uns ist das jedenfalls so: die Stieftochter verhielt sich mir gegenüber schwierig. Seit mein Freund den Schritt in die Problemlösung gemacht hat, ist sie plötzlich das liebste Mädchen der Welt. Es ist völlig logisch, denn sie ist sensibel und hat feine Antennen. Ausserdem ist sie das Mamakind und den unausgesprochenen Groll des Vaters gegen die Mutter hat sie sehr wohl gespürt, deshalb war sie auch mit mir schwierig, auch wenn ich nichts gegen ihre Mama habe, aber die unausgesprochene Abneigung des Vaters gegen ihre Mutter hat sie in die Verteidungsrolle getrieben-auch gegen mich, da ich mit ihrem Vater zusammen bin.
Und ich habe nun endlich ehrliches Verständnis mit dem Mädchen. Vorher war es ganz schwierig, Verständnis für ihr Verhalten aufzubringen, da ich ihr nichts getan hatte, und nicht einsah, weshalb sie so gegen mich war. Ich dachte, vielleicht fürchte sie, ihren Papa zu verlieren oder so, das redet man uns ja ein.

Was man als Partnerin vielleicht machen kann, ist, mit sich selber ehrlich zu bleiben und bereit zu sein, die Beziehung aufzugeben, wenn sich keine Änderungen einstellen, also wenn es dir dabei nicht besser geht. In Liebe zu dir selbst. Ich bin eine Zeitlang keine Kompromisse mehr eingegangen und habe mich nicht mehr mit seinen Kindern getroffen. Ich muss mich doch nicht ein Wochenende lang terrorisieren lassen. (Ich hab das eigentlich getan, weil ich merkte, dass mein Job drunter litt, wenn ich nicht sofort für meine eigene psychische und physische Verfassung schaue, aber eigentlich sollte man es ja für sich selbst tun! ;-) )
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Beitrag von BabyOne »

Ich finde, man muss auch immer an eines denken: die Kinder haben ja oft auch noch einmal Urlaub (und Wochenenden) mit der Mutter gemeinsam. Das ist auch nicht weiter schlimm oder ungerecht, es ist vielleicht ein kleiner Ausgleich für das Dasein als Scheidungskinder, dass man von manchen Dingen dann auch mal mehr hat als andere Kinder - mehr Urlaube, mehr Geburtstagsfeiern, mehr Geschenke zu Weihnachten... (das ist sicher auch nicht überall so, aber durchschnittlich gesehen wohl schon). Da tut es keinem weh wenn der Vater mal eine Woche allein mit der neuen Partnerin verbringt.

Das Problem sind da aber wohl oft genug gar nicht die Kinder oder die Exfrau, sondern der Vater selber, der in vorauseilendem Gehorsam und vor schlechtem Gewissen den Gedanken an eine Woche Spaß und Entspannung ohne seine Kinder gar nicht zulassen kann. Und wenn es daran liegt, dann muss das auch mit ihm besprochen und hoffentlich geändert werden. Ein Mann der das nicht versteht, wird früher oder später jede neue Partnerin vergraulen. Und das hat dann auch nichts mit überzogenen Ansprüchen der neuen Partnerin zu tun.

Natürlich ist es oft genug ein finanzielles Problem. Man kann sich einfach nicht so viele Urlaube leisten die alle gleich toll sind. Wir bekommen es mit Ach und Krach hin dieses Jahr einmal zwei Wochen wegzufahren, natürlich muss sein Sohn da dabei sein, auch wenn die letzten Urlaube mit ihm zusammen nicht toll waren und dieser wahrescheinlich dann auch wieder einmal eine Prüfung und keine Erholung wird. Hätten wir m ehr Geld, wäre es schon leichter...

Ich finde es auch sehr ratsam, dass die Patchworkfamilie nicht krampfhaft alles gemeinsam machen muss. Wir wollten früher auch immer alles gemeinsam machen, und nun hat sich dei Lage so entwickelt dass ich meinen Stiefsohn kaum noch leiden kann, und im Nachhinein wäre es wohl klug gewesen, wenn mein Partner auch schon vor Jahren öfter mal alleine was mit seinem Sohn unternommen hätte. Dann hätte sich mein Groll über das oft sehr unangepasste Verhalten des Jungen, den ich allzuoft unterdrücken musste, nicht über die Jahre so angestaut und das Verhältnis wäre heute entspannter.

Ich weiß nicht, ist es die Lebenserfahrung oder bin ich schon so enttäuscht von Männern und Beziehungen, aber inzwischen kann ich mir ein Leben in getrennten Wohnungen durchaus als gute Lösung vorstellen, vor allem sobald Stiefkinder auch nur irgendwo am Horizont eine Rolle spielen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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aisha

Beitrag von aisha »

auch bei mir ist der Zeitpunkt nun definitiv gekommen, wo ich die Trennung ganz ernsthaft ins Auge fasse und auch schon die ein oder andere Wohnung besichtige...
Ich bin jetzt ohne Zweifel beim Burnout angekommen und bin nicht mehr bereit Kompromisse zu machen.

Therapie verweigert mein Partner, Gespräche enden im Streit...und selbst unsere Umwelt sieht klar und deutlich ,dass die Stieftochter ein Teil unserer Partnerbeziehung ist. Und zwar nicht als Kind, sondern als Partnerin des Vaters
Es läuft immmer mehr an Intrigen und psychologischer Akkupunktur gegen mich, ich halte es nicht mehr aus. Und mein Partner stellt sich jetzt offen und uneingeschränkt hinter seine Tochter.

Bin ins Gästezimmer gezogen, denn ich ertrage ihn zurzeit nicht mehr.

Es tut mir so leid um alles, auch um all die Jahre, in denen wir schöne Zeiten hatten. Ich hatte soviel Hoffnung in diese Beziehung gesetzt und ich liebe ihn nach wie vor. Wir haben auch soviel Gemeinsames und haben dies auch gelebt.
Aber Stieftochter nimmt soviel Platz in unserer Paarbeziehung ein, es klammert nicht nur sie am Vater, sondern der Vater klammert auch an seiner erwachsenen Tochter und macht sich unentbehrlich bei ihr. Das gibt eine so unheilige Allianz, dass die eigentlich Paarbeziehung daran nur scheitern kann.

Schade. Es tut mir soo weh. Vor allem für meine Tochter, die in meinem Freund ihren eigentlichen Vater sieht und die auch immer ohne Zweifel den Platz einer Tochter einnahm und niemals die Paarbeziehung streitig machte.
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Babyone, das sehe ich auch so wie Du, das Problem liegt oft bei den Vätern, weil die ein Problem mit dem getrennt sein mit den Kindern haben, und das hört mit 18 nicht unbedingt auf, musste ich feststellen...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Aisha, es tut mir leid, das zu hören. Wie geht es dir?
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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