Wenn sich mein Partner zurückzieht

Alles rund um die Partnerschaft
cindarella
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Wenn sich mein Partner zurückzieht

Beitrag von cindarella »

Hallo zusammen

Vielleicht habt ihr ein paar Anregungen für mich. Ich kaue nämlich immer wieder am selben Problem herum.
Kurz zu meiner Situation: ich habe einen wundervollen Partner (natürlich auch mit Ecken und Kanten :-) ), wir leben eine erfüllende Beziehung, ziehen im Sommer zusammen und freuen uns alle sehr darauf. Im Moment wohnen wir eine Strasse von einander entfernt, er hat 2 Katzen.

Ich bin eine Person, der ihr Schatz schnell fehlt und sehr gerne mit ihm zusammen ist. Ich kann gut alleine sein und mache gerne mal Sachen für mich und toleriere das ebenfalls bei ihm. Stecke aber eigene Bedürfnisse eher mal weg um lieber mit ihm zusammen zu sein. Er ist für mich (nebst den Kindern) erste Priorität und ich würde immer lieber, wenn es möglich ist, bei ihm sein, als für mich alleine Zuhause. Nun genau da ist mein Problem. Er funktioniert nicht so. Er zieht sich gerne für sich alleine zurück (ohne negative Vorgeschichte), womit ich oft eher Mühe habe. Wie z.B. die heutige Situation:

Am Fr abend und am Sa haben wir einen wunderschönen Tag zusammen mit den Kindern verbracht. Am Abend ging ich an mein Arbeitsteam-Event, das bis heute, So Nachmittag gedauert hat, die Kinder waren beim Grosi. Mein Partner hatte heute Match und ist bis am Abend unterwegs. Vorher mal habe ich ihn angerufen wie es ihm so geht, etc. Dann wollte ich wissen, wann wir uns sehen. Er hat dann gemeint, wahrscheinlich wird es Di oder Mi. Heute käme er erst ca. um 20-21 Uhr nach Hause und am Mo hat er Tennis. Ich sagte ihm dann, dass ich ihn vermisse und dass bis Di oder Mi eine lange Zeit sei. Darauf hat er geantwortet, dass wir uns ja gestern gesehen hätten und wir uns ja bald immer sehen werden (wegen dem Umzug) und heute abend möchte er nur auf seine Couch liegen mit seinen Katzen.

Und mich verletzen diese Verhaltensweisen immer wieder. Es verletzt mich, dass er lieber alleine mit seinen Katzen "schmüselet" als mit mir (nur ein Beispiel, könnte ebenso der PC sein). Ist es mit mir denn nicht auch gemütlich?? Und er ist durchaus fähig, bis Di/Mi nicht einmal einen kleinen Besuch abzustatten, obschon er nur eine Strasse weiter weg wohnt. Er findet nicht, dass 3 Tage eine lange Zeit seien und nach so kurzer Zeit vermisse er mich nicht, es seien ja nur 2-3 Tage und ich sei ja da, wir lieben uns und da macht es ja nichts wenn man sich mal nicht sieht. Er sei sich in unserer Beziehung sicher, da muss man ja nicht mehr für den andern kämpfen wie am Anfang.
Es geht ja nicht unbedingt nur um diese paar Tage, wenn er im Militär ist z.B., kann ich sehr gut damit umgehen. Aber dass man nur eine Strasse weit von einander entfernt wohnt und trotzdem 2-3 Tage jeder für sich "grümschelet", da hab ich so meine Mühen. Ich bin echt froh, wenn wir endlich zusammen wohnen, dann gibt es das blöde hin und her nicht mehr. (Aber dafür dann sicher andere Sachen ;-) )

Ich bin gespannt, was ihr so für Meinungen zu meinem Problemchen habt.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Hallo cindarella,

da fällt mir spontan das Buch "Männer sind vom Mars, Frauen sind von der Venus" ein. Da gibt es ein ganzes Kapitel zu dem Thema, warum Männer sich gerne mal zurückziehen und warum Frauen das immer gleich als Bedrohung für die Beziehung missverstehen.

Hab jetzt keine Zeit noch mehr zu schreiben, aber das wäre mal ein Buch tipp für Dich.
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Sich mal gern zurückziehen tun wohl nicht nur Männer....ich kenne das von mir sehr gut!
Und je länger man allein gelebt hat, desto mehr hat man sich wohl auch an das Alleinsein gewöhnt und braucht das hin und wieder. So ist es jedenfalls bei mir.

Cindarella, ich finde seine Argumente kannst Du einfach glauben, es hat wahrscheinlich wirklich gar nichts mit Dir zu tun. Und ich würde Dich übrigens warnen: auch wenn Ihr zusammen wohnt, kann es durchaus sein, dass er mal nicht so "ansprechbar" ist und allein sein möchte. Ich habe zwar gerade keine Idee, wie Du lernen könntest, damit umzugehen, aber ich finde es wichtig, dass Du lernst, das zu akzeptieren.
Bei mir wirkt ein Partner, der zu sehr klammert und ständig Nähe möchte eher so, dass ich mich noch mehr zurückziehe....und solche Geschichten kenne ich auch aus anderen Beziehungen!
Wenn Ihr zusammen lebt, ist es wichtig, dass jeder dennoch irgendwie seine Bedürfnisse ausleben kann - bei aller Rücksicht aufeinander! Wenn das nicht möglich ist, kommt es zu Missverständnissen, Ausreden, dummen Situationen, die es dann nur ncoh schwerer machen!

Schau doch einfach, dass DU die Zeit allein auch geniesst! Pflege Deine Freundschaften, fixiere Dich nicht zu sehr auf ihn allein. Unabhängigkeit macht auch attraktiv ;-)
cindarella
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Beitrag von cindarella »

hallo carlotta37
Ich gebe dir da in allem Recht. Ich brauche auch Zeit für mich, ich lese auch gern mal ein Buch oder mache Sport und ich lasse ihm seine Freiheit. Er findet auch nicht, dass ich klammere und das tue ich glaub ich auch nicht, obschon ich schon Tendenz dazu habe. Und das er diese Bedürfnisse auch wenn wir zusammen wohnen haben wird, ist mir sehr bewusst. Er wird ja auch sein Büro im Keller haben, was uns beiden sehr wichtig ist. Unsere Bedürfnisse sind da einfach anders. Mir reicht ein Abend pro Woche für mich allein längstens und das Bedürfnis ist befreidigt, er braucht da mehr und das stresst mich dann. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, wie man lieber alleine vor dem TV herumhängt als kuschelnd zu zweit. Ich fühle mich da zurückgewiesen und es frustriert mich, dass er mich nicht genauso vermisst wie ich ihn. Und ich weiss schon, ich habe eher Mühe, meine Zeit alleine zu geniessen. Auch wenn ich gerne für mich mal lese oder am PC sitze, mag ich es, wenn er "ume isch". Und unsere Freundschaften pflegen wir beide. Und diese Missverständnisse, Ausreden und dummen Situationen hatte wir eben schon und die machen`s noch schlimmer. :-( Aber auch wenn der Verstand weiss, dass meine Reaktionen nicht förderlich sind, diese Gefühle kommen einfach und überrollen einem. Und das kommt leider recht häufig vor.
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val
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Beitrag von val »

Liebe Cindarella

Ich kann Dich sehr gut verstehen, ich versuche seit zweieinhalb Jahren damit klar zu kommen, dass das Bedürfnis nach Nähe bei meinem Freund ein ganz anderes ist als bei mir. Ich schreib Dir jetzt mal, zu welchen Erkenntnissen ich für meine persönliche Situation gekommen bin. Vielleicht kannst Du für Dich was rausnehmen:

Mein Freund hat keine eigenen Kinder und nie länger in einer Familienkonstellation gelebt. Mit 45 ist er mehr oder weiniger eingefleischter Single, der nie gross Verantwortung übernehmen musste. Er musste kaum auf andere Bedürfnisse Rücksicht nehmen, Kompromisse suchen, Abstriche machen. Er kann es sich leisten, in den Tag hinein zu leben, nicht gross zu planen und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Sei Leben ist ausgefüllt mit Job, Hobby und PC, und viel Zeit, die er einfach für sich sein kann und die Füsse hochlegen.

Das Zusammensein mit mir bedeutet ausser an meinen kinderfreien Wochenenden halt auch, dass da 3 Kinder sind, die er zwar gerne mag und die ihn auch gerne mögen, aber sie bringen halt doch eine gewisse Unruhe und Unberechenbarkeit mit, die die traute Zweisamkeit mit mir beeinträchtigen. Ich bin es mich gewohnt, dass da immer noch jemand etwas von mir will, jemand etwas erzählen will, ein Problem auftaucht, das noch husch gelöst werden will, dass die Kinder streiten, nachts jemand krank wird etc. Für ihn ist das Neuland, er ist da nicht reingewachsen wie ich. Da ist nach Job und Sport ein friedlicher Abend auf seinem eigenen Sofa in seiner vertrauten Umgebung die verlockendere Sache als Ramba Zamba bei mir und meinen Kindern.

Haben wir zusammen Zeit verbracht, dann überlegt er sich nicht vorausschauend, wie die nächsten Tage aussehen und wann wir uns wohl wieder sehen können, (was in unserem Fall, da wir 70 km auseinander wohnen, nicht immer ganz einfach zu organisieren ist), sondern er überlegt es sich erst dann, wenn das Bedürfnis nach Nähe wieder hochkommt, und das ist meist erst Mitte Woche und dann sind die Abende, an denen ein Treffen überhaupt möglich ist, unter Umständen bereits wieder vorbei. Vorausschauendes Planen ist für ihn ein Fremdwort. War bisher nie nötig, nach 45 Jahren damit anfangen sehr schwierig. Es wird eine nächste Gelegenheit geben, wozu sich ein Bein ausreissen und mit Agenda organisieren, das tönt zu fest nach Job und das will er nicht.

Ich als Mutter und einige Jahre Alleinerziehende bin es einerseits gewohnt, dass mann Gelegenheiten schaffen muss, dass sie einem nicht einfach so in den Schoss fallen. Ich muss mich organisieren und mich auch daran halten, alles andere endet im Chaos. Mir im voraus zu überlegen, wann ich meinen Freund wieder sehen kann, ist für mich eine Selbstverständlichkeit und stresst mich absolut nicht. Da ich weiss, wie viel dazwischenkommen kann, habe ich auch die Einstellung, lieber keine Gelegenheit auslassen, wer weiss, wie bald die nächste kommt.

Ich habe gelernt, meine eigenen Bedürfnisse an einem kleinen Ort unterzubringen, ein "freier" Abend reicht vollkommen, um das Bedürfnis nach Alleinsein abzudecken. Ich habe es nie erlebt, dass ich mein eigenes Leben dermassen grosszügig einfach so ausbreiten konnte und in den Tag hinein leben. Abend um Abend für mich alleine zu sein fühlt sich für mich nicht gut an. Ich bin vielleicht durch die Kinder und vielleicht auch aus dem Naturell der Frau heraus "gluckig" eingestellt und habe es einfach gerne, wenn ich ein Nest pflegen kann, in dem alle da sind. Für mich ist das die Erfüllung, wenn alle um mich herum sind und zufrieden. Auch wenn jeder was für sich tut, es ist einfach schön, wenn alle da sind. Mein Freund empfindet das nicht so. Seine Liebe wird auch dann erfüllt, wenn er alleine auf seinem Sofa liegt und an mich denkt. Er braucht mich nicht in Fleisch und Blut um sich herum.

Ich denke, da prallen einfach zwei ganz grundsätzliche Lebensweisen aufeinander. Und je älter man ist, umso eingefahrener sind sie. Und je länger man in einer solchen Bahn lebt, umso grösser ist das Erstaunen und vielleicht auch Unverständnis für andere Lebensweisen.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo cinderella

Ich finde das nicht tragisch wenn man sich mal 2-3 Tage nicht sieht.
Ich denke du musst ihm diesen Freiraum lassen, auch wenn ihr in der gleichen Strasse wohnt.

Mein Mann ging schon mehrere Male ohne mich in die Ferien (mal alleine, mal mit seinem Sohn, usw.) oder übers Wochenende weg. Ich geniesse die Zeit jeweils und mach dann Dinge wo sonst zu kurz kommen.
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cindarella
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Beitrag von cindarella »

Hallo val

Ja, du sprichst mir aus der Seele. Leider kann ich mir grad nichts hilfreiches herausnehmen, weil du das Problem ja uch noch nicht lösen konntest. Bin so frustiert und traurig jetzt gerade. Heute Mittag hat er mir ein wunderschönes sms geschrieben und als ich nach Hause kam war eine Rose an meiner Tür. Leider beides höchstwahrscheinlich aus schlechtem Gewissen. Macht er immer so, im Alltag kommen da nicht mehr so häufig solche Aufmerksamkeiten wie romantische sms oder Rosen. Aber naja, das stört mich auch nicht, er zeigt mir seine Liebe auch sonst genug. Und eben, dann habe ich ihn angerufen um mich zu bedanken und da sind natürlich Gespräche entstanden. Der Hammer kam einfach noch obendrauf! Er ist sehr ehrlich und direkt, sagt alles, wie es halt gerade ist. Einerseits positiv, weil man immer weiss, woran man ist. Andererseits kann es machmal so verletzend sein. Und eben wie du beschrieben hast, er lebt auch so in seine Zeit hinein. Er hat dann gesagt: dann vielleicht bis morgen. Da drehe ich einfach fast durch. Wieso denn nur vielleicht? Unser Tag unter der Woche ist halt der Mi, sagt er. Aber ja, er komme am Di. Dann fragte ich ihn, ob er denn jetzt nur kommen werde, weil ich jetzt ein Problem habe oder weil er Lust dazu hat. Er antwortete: beides! Also ihm ist es einfach scheissegal, ob er mich ein paar Tage nicht sieht. Das geht mir einfach nicht im Kopf auf. Wenn man jemanden liebt, dann möchte man ihn doch sehen!! Ich weiss voll nicht was ich jetzt fühlen und denken soll. Bin voll traurig und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll. :cry:

@tarzan
Es geht irgendwie gar nicht um die paar Tage. Wenn er weg wäre, würde es mich überhaupt nicht stören. Es geht mir nur darum, dass er keine Sehnsucht nach mir verspürt und meine Gefühle nicht erwidert, dass er nicht das gleiche Bedürfnis nach Nähe hat. Und ich lasse ihm seinen Freiraum zu genüge und er bestätigt das auch. Er sagt auch, dass es besser wird, wenn wir zusammen wohnen. Manchmal bezweifle ich das. Das gleiche Problem wird sich doch einfach nur in einer anderen Form zeigen. Es macht mir Angst! Aber man sollte nicht den Teufel an die Wand malen.

Ich weiss nicht wie ich mich verhalten soll. Was ist das für ein Gefühl, wenn man weiss, dass er morgen nur kommt, weil ich "gestürmt" habe. Soll ich ihm absagen? Aber dann tue ich mir doch selber etwas an. :-(
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, cindarella, das ist kein gutes Gefühl! Wenn mein Freun so "stürmt" und mir dann so eine Frage stellt, ob ich denn nun kommen WILL oder es nur mache, weil er sich das wünscht: dann weiss ich die Antwort gar nicht mehr! Da fühle ich mich total unter Druck gesetzt und es gibt dann gar keinen Raum, in dem Gefühle entstehen können. Ausserdem ensteht bei mir da auch oft das Gefühl: es reicht eh nie aus, egal was ich mache!
Folge davon ist eher: ich ziehe mich noch viel mehr zurück. Mehr als ich eigentlich will, weil ich ja gar keine Chance mehr habe, von mir aus meine Gefühle zu zeigen.

VORSICHT: es stimmt einfach überhaupt nicht, dass die Häufigkeit der Treffen etwas mit Liebe zu tun hat! Vielleicht ist das bei Dir so, aber nicht bei allen, Männern und Frauen. Wenn er Dich nicht möglichst häufig und täglich sehen will, heisst das noch lange nicht, dass er Dich nicht liebt, nicht Sehnsucht hat etc.

Was val beschrieben hat, passt auf einen Mann, der lange Single war. Aber ich bin eine Frau mit drei Kindern und verhalte mich eher so wie Dein Freund oder vals Partner. Ich muss wie val auch gut planen, aber eben deswegen mag ich nicht jeden Rest an Freizeit gleich wieder verplanen für meinen Freund. Ich geniesse die ungeplanten Momente allein, die mir bleiben.
Mein Freund dagegen würde mich gern viel öfter sehen, er wohnt auch in der Nachbarschaft, hätte ja so gern, dass ich abends bei ihm vorbei schaue, wann immer es geht. Aber ich will das nicht und kann es so nicht. Und ich kann auch schlecht planen: am Dienstag Abend habe ich Lust auf kuscheln und einen romantischen Abend.

Durch die getrennten Wohnungen fehlt der gemeinsame Alltag, dieses "der andere ist einfach da", Momente in denen Nähe schon deswegen entsteht. Jeder hat auch noch sein eigenes Leben. Jeder hat eigene Sorgen. Freunschaften. Die Kinder. Alles das ist auch wichtig!

Cindarella, was machst DU denn, wenn Du keinen Partner hast??? Fühlst Du Dich dann die ganze Zeit einsam?
Mein Freund hat inzwischen besser gelernt mit meinem Bedürfnis nach Alleinsein umzugehen. Er versucht ganz bewusst, Zeit ohne mich auch zu geniessen und aktiver seine Freundschaften und Interessen auch ohne mich zu pflegen. Ich glaube fast, das ist das einzige was Du tun kannst, auch wenn es erstmal nicht das ist, was Du Dir wünscht....
Für mich macht das übrigens meinen Freund viel interessanter, wenn er auch etwas zu erzählen hat, was er erlebt hat, wenn ich spüre: er kann auch allein, ist unabhängig.....Das ist wirklcih ein Pluspunkt und er spürt das auch sehr genau!
tarzan
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Beitrag von tarzan »

cinderella: ich denke die Bedürfnisse sind verschieden. Das musst du nicht persönlich nehmen. Sehe doch das ganze etwas lockerer und nicht so verkrampft.

So aus der Ferne kommt es für mich eher so rüber, wie das Problem bei dir liegt, weil du das so siehst.

Es heisst auch nicht, wenn man jemanden liebt, diesen ständig sehen muss. Da musst du aufpassen, dass du die Dinge nicht verwechselst.

Macht doch einfach einen fixen Tag ab, wo ihr euch seht und basta.

Ich würd da einfach nicht zuviel Druck machen und die Sehnsucht mal in Kauf nehmen, statt etwas durch stiren wollen. Sonst verleidet ihm das.
15 Jahre Patchworkerfahrung
aisha

Beitrag von aisha »

cinderella, wie reagiert dein Freund denn, wenn du ihn einfach mal überrascht mit deinem Auftauchen?
ist er dann erfreut oder nervt es ihn?

ich finde es auch gut, wenn man sich Freiräume lässt. Und ich geniesse es total, wenn mein Partner mal ein paar Tage weg ist. Nicht weil ich ihn nicht mag, sondern weil ich einmal Zeit für mich will.

Ich frage darum, wie er auf "Ueberraschungen " reagiert, weil mein Ex auch so ein Mensch war. Er liebte das Alleinsein schlussendlich mehr als mich und sein Kind. als wir noch befreundet waren, überrascht ich ihn auch einmal in seiner Wohnung. Er reagierte sehr ungehalten und ich war enttäuscht.
Er war dann auch während der Ehe ein so extremer Eigenbrötler, dass er oft nicht einmal mit uns mehr ass, sondern mir ins Gesicht sagte, er wolle am Tisch allein sein und seine Ruhe haben.
cindarella
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Beitrag von cindarella »

@carlotta
ich kann deine Ansicht komplett nicht nachvollziehen, aber ich weiss, dass es so ist wie du es von dir beschriebst. Für mich in jeder Hinsicht total unverständlich, ich empfinde da alles völlig anders. "Seine Freizeit gleich wieder verplanen für seinen Freund"...gibt doch nichts schöneres, als seine Freizeit mit dem Partner zu planen! Er sollte ja die Erholungsinsel sein. Klar weiss ich auch, dass man separat auch Hobbys und Freunde haben soll und das haben wir ja auch! Und wir haben auch einen fixen Tag in der Woche wo wir uns sehen. Aber eben, wenn er z.B. mal nicht ins Tennis geht, dann bleibt er lieber Zuhause als zu mir zu kommen und das "ma mi" halt schon ein wenig.
Und ich war eben in meinem Leben noch nie lange Zeit ohne Partnerschaft. Das erste Mal ein halbes Jahr, dann vier Monate und dann 2 Wochen. Naja, nicht sehr viel, ich weiss, bin einfach nie dazugekommen, das Alleinsein zu üben. Und ja, ich fühlte mich schon einsam in dieser Zeit, habe es aber mit sehr vielen Aktivitäten kompensiert. Bin im allgemeinen nicht sonderlich gern alleine, obschon ich auch keine Probleme habe, mich selber zu beschäftigen. Aber gemeinsam ist`s halt immer schöner für mich. Und wieso auch immer dieses alleinsein müssen? Das ist glaub ich auch so ein Auswuchs unserer westlichen Gesellschaft, wo jeder für sich alleine schauen soll.

@aisha
Also dein Ex war ja krass. Mir verkrampft der Magen, wenn ich mir vorstelle, meiner könnte sich auch so eigenbrötlerisch verhalten. Habe mir solche Horrorszenarien schon oft vorgestellt! :?
Ich würde mir heute mittlerweilen solche Überraschungsbesuche kaum mehr wagen. Habe es am Anfang , als er es auch noch machte, ab und zu gemacht und da hatte er Freude. Aber mein Selbstvertrauen diesbezüglich wäre nun viel zu klein und ich würde es nicht ertragen, wenn er unerfreut reagieren würde.

Eigenartig ist, dass ich ja das Gegenteil auch schon erlebt hatte. Mein Exmann klammerte sehr stark und liess mir in keiner Hinsicht Freiraum. Erst da hatte ich das Gefühl, ihn los sein zu wollen, um endlich was für mich zu machen. Aber da hat halt die Liebe auch scho gelitten. Ich war froh, wenn er nicht da war. Aber am Anfang der Beziehung mit ihm war es genau das selbe mit dieser Nähe/Distanz. Ich wollte sehr viel Nähe, die ihn auch stresste. Aufgehört hat es dann bei mir erst, als ich ihn aufgehört hab zu lieben. Und das macht mir Angst. Mit meinem Exfreund genau das gleiche. Ich habe Angst, erst wieder loslassen zu können, wenn ich aufhöre zu lieben.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Cinderella, dann musst du an dir arbeiten. Klammern und das übergrosse Bedürfnis nach Nähe (Ich will damit nicht sagen, dass dein Bedürfnis übergross ist, sondern nur, dass dein Partner damit überfordert ist) schaffen im Endeffekt das Gegenteil.

Jeder braucht Zeit für sich und dein Partner braucht mehr als du. Das ist nicht gegen dich, das ist für ihn. Solange du Zeit ohne dich als Zeit gegen dich betrachtest, wirst du ein Problem haben.

Ich bin jemand, die sehr schnell mit ihrem Partner zusammengezogen ist. Und trotzdem verbringen wir viele, viele Abende de facto getrennt: jeder an seinem Büro, korrigierend, Schule vorbereitend (wir sind beide Lehrer) - trotz zusammen wohnen. Mach dir also da nicht soviele Illusionen! Stell dir auch mal die umgekehrte Situation vor: er würde ständig an Zeit herumkritisieren, die du mit deinen Kindern verbringst...

Bei vielen Kommentaren von dir sträuben sich bei mir die Haare... und ich halte mich selbst für relativ fusionnel...

Beispiele:
Er hat dann gesagt: dann vielleicht bis morgen. Da drehe ich einfach fast durch. Wieso denn nur vielleicht? Unser Tag unter der Woche ist halt der Mi, sagt er. Aber ja, er komme am Di. Dann fragte ich ihn, ob er denn jetzt nur kommen werde, weil ich jetzt ein Problem habe oder weil er Lust dazu hat. Er antwortete: beides! Also ihm ist es einfach scheissegal, ob er mich ein paar Tage nicht sieht. Das geht mir einfach nicht im Kopf auf. Wenn man jemanden liebt, dann möchte man ihn doch sehen!! Ich weiss voll nicht was ich jetzt fühlen und denken soll. Bin voll traurig und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll
Mir tut in dieser Szene dein Freund fast leid: er gibt sich Mühe, bringt dir Blumen, superromantisch - und kriegt dann trotzdem noch Ärger und Vorwürfe. An seiner Stelle würd ich mir das doppelt und dreifach überlgen, bevore ich so eine Geste noch mal machen!

Und wenn du nicht willst, dass er kommt, weil du "stürmst" - ja dann stürm nicht!
gibt doch nichts schöneres, als seine Freizeit mit dem Partner zu planen! Er sollte ja die Erholungsinsel sein.
Nein. Manchmal ja, aber manchmal absolut nein. Und wenn ich gerne in aller Herzensruhe lesen möchte, dann sollte es mein Partner nicht wagen, mich zu stören! Ein Partner kann auch mal anstrengend sein und mal nervig, und mal stimulierend... sonst wäre es ja langweilig.
Habe mir solche Horrorszenarien schon oft vorgestellt! Confused
Warum stellst du dit schlimme Dinge vor, die vielleicht gar nicht passieren? Was erhoffst du dir davon?

Meiner (ich weiss sehr harten) Meinung nach musst du einfach an dir selber arbeiten, wenn du deinen Partner nicht mittelfristig vergraulen willst.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
cindarella
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Beitrag von cindarella »

@nin
ich weiss nicht was ich mir erhoffe. Ich habe manchmal einfach nur panische Angst vor dem Zusammenziehen, dass es nicht klappen könnte mit dem Zusammenleben. Einerseits freue ich mich enorm, es ist genau das was ich mir immer gewünscht hab, andererseits würde ich manchmal vor Angst am liebsten davonlaufen: Ich habe solche Angst, dass ich wieder eine falsche Entscheidung getroffen habe, die für meine Kinder, wie für mich schädlich sein könnten. Ich möchte meine Kinder nicht noch einmal verletzen und mich auch nicht. Ich möchte einfach nur glücklich sein. Und ich weiss auch, dass ich mit meinen Ängsten genau diese heraufbeschwöre. Aber wie soll ich sie reduzieren?? Ich weiss, dass ich mich verändern sollte, weiss aber einfach nicht wie. Meine Angst vorm erneuten Scheitern ist manchmal so gross, dass ich jedes noch so kleine Anzeichen als Zeichen fürs Scheitern sehe. Und da liegt genau mein Problem, deshalb kommen bei mir auch diese Verlustängste und Klammerbedürfnisse. Und ich weiss einfach nicht, wie ich es ändern soll.
Hat denn niemand einen guten Rat? Dass ich an mir arbeiten muss, weiss ich zu gut. Aber wie????
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cindarella
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Registriert: 02.05.2010 20:27

Beitrag von cindarella »

und ich weiss auch nicht, wie und ob ich mit meinem Partner über diese starken Ängste sprechen soll. Habe Angst, etwas kaputt zu machen, ihn mit Sachen zu belasten, die er nicht ändern kann.
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sofia
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Registriert: 17.12.2009 17:17

Beitrag von sofia »

Hallo Cindarella,

ich kann mir vorstellen, dass Dein Freund Deine Ängste spürt. Ich glaube, es ist besser sie auszusprechen, als die Ängste vertuschen zu wollen. Wie lange seid ihr denn schon zusammen ? Ich finde es einfach schade, wenn sich bei Euch Rollen einschleifen: Du die Bedürftige, die Liebesbeweise will und er der Freiheitsliebende, der sich unter Druck fühlt.

Ich glaube, es ist wichtig, dass Du auch andere wichtige Beziehungen hast. Ich finde es mutig von Deinem Freund, der keine Kinder hat, in eine Patchworkfamilie einzusteigen. Vielleicht braucht er einfach immer wieder Zeit alleine, um sich wieder zu spüren ? Ich kann mir vorstellen, wenn Du Dich sicherer fühlst, wirst Du auch erleben, dass er Sehnsucht nach Dir hat.

Ich kenne auch beide Konstellationen: einen Partner, der sich schon zu viel abgeseilt hat und einen Partner, der möglichst viel zusammen sein will aus der Angst heraus, man verliert sonst einander. Also zwei sehr verschiedene Typen. Meine Erfahrung ist, dass sich bei mir viele Ängste mit der Zeit auch legen und beim Zusammenleben das Vertrauen, der andere ist verlässlich, wächst. Ich muss jetzt (ein Sohn, 2 Stiefkinder) eher um meine Freiräume kämpfen.
Sofia
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