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Fragen, Probleme und Sorgen...
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Ria
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Beitrag von Ria »

Ich habe mir damals per Inserat einen Partner mit Kindern gesucht. Ich wollte das ausdrücklich. Mein Gedanke war, damit er weiss, wie das ist mit eigenen Kindern und mich auch dann verstehen kann, wenn ich einmal nicht konsequent oder logisch auf eine schwierige Situation reagiere. Die gibts also wirklich! :D

Meine Überzeugung und Erfahrung ist, dass wir uns in einen Partner verlieben, weil unser Unbewusstes die Chancen wahrnehmen will, die uns mit genau diesem Partner für unsere persönliche Weiterentwicklung gegeben werden.

Von da her unterscheide ich nicht zwischen "ich wollte keinen Partner mit Kindern" und dem Gegenteil.
Tatsache ist, dass ich mich in einen Partner mit Kindern verliebt habe - sogar dann, wenn ich noch nicht einmal wusste, dass er Kinder hat! - und das war anscheinend meine Absicht.

Die grosse Herausforderung und Chance in einer Paarbeziehung ist, dass der andere haarscharf auch zu meinen Seiten passt, die mir weniger gefallen, wo ich noch "heilungsbedarf" habe.
Das heisst konkret, dass wir durch Konflikte uns selber besser kennen lernen und an wunden Stellen berührt werden (meist aus der Kindheit), weil der Partner so reagiert. Fälschlicherweise fühlt sich das dann so an, wie wenn der Partner uns verletzen würde, dabei hält er nur seinen "Finger" auf die wunde Stelle - die war aber schon vorher da!
Dann haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder geben wir ihm die Schuld für unseren Schmerz mit allen Konsequenzen ev. bis zur Trennung und fühlen uns über die schlechten Männer/Frauen bestätigt und werden weiter dieselben Erfahrungen machen. Oder wir öffnen uns für die Vorstellung, dass gerade Gemütszustände, die wir schon von früher kennen, etwas mit uns selber zu tun haben und da Potenzial verborgen liegt, wo wir selber weiter kommen könnten.

Dann ist Partnerschaft wie ein Wecker für Weiterentwicklung! :D
Und ich gebe zu, das fühlt sich überhaupt nicht immer so an, und auch ich vergesse das und mache mir diese Gedanken oft erst im Rückblick nach einem Streit.

Ausserdem glaube ich unbedingt, dass wir ein gemeinsames Projekt für unsere Partnerschaft brauchen, um unsere Beziehung am Leben zu erhalten. Das können die Kinder/Familie sein, oder wie bei kinderlosen Paaren ein Arbeitsprojekt oder etwas Gemeinnütziges, vielleicht ein Hobby?
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo Ria,

Du bestätigst mir so manches, woran ich immer wieder zweifle! Danke für Deinen Beitrag!
Zanilla: nicht jeder hat eigene Kinder, der das gern will! Und hier gibt's ja auch viele Paare, wo beide Kinder haben, und trotzdem ist dieser Konkurrenkampf da....

WIE man den genau vermeiden kann, weiss ich auch nicht. Ein Teil wird die innere Einstellung sein....von jedem der erwachsenen Beteiligten!
Bei mir geht es aktuell genau um diese innere Einstellung. Ich kann den Konflikt, in dem mein Partner steht, nicht für ihn lösen. Das muss er selber tun. Ich kann mich nur um meine eigenen offenen Fragen und Konflikte kümmern.
Wenn mein Freund meine Lebensumstände nicht akzeptieren kann und damit einen Weg finden, um glücklich zu sein, muss er sich von mir trennen. An diesen Lebensumständen kann ich nichts ändern. Und will auch nicht. Die Kinder wollte ich, ohne Wenn und Aber und noch bin ich für sie verantwortlich. Das geht vor, und zwar nicht nur vor den Wünscchen meines Partner sondern oft genug auch vor meinen eigenen. Auch ich verzichte!
Deswegen habe ich mich in diese Diskussion eingeklinkt, weil es nämlich auch für denjenigen, der die Kids mit in die Beziehung bringt, alles andere als einfach ist!!! Und in meiner derzeitigen Beziehung nervt mich eines am meisten: dieser Anspruch an mich, MIR die komplette Verantwortung auch für die Beziehung zu übertragen. Nch dem Motto: wenn DU meine Bedürfnisse nicht erfüllst wegen Deiner Kinder, bis DU Schuld an meinem Unglück.
Da schreit alles in mir: NEIN!

Aber genau das sehe ich hier in vielen Beiträgen auch: den anderen verantworlich machen für das eigene Glück.
Oh nein, ich nehme mich da nicht aus, ich mache das auch! Versuche aber inzwischen, es zu vermeiden!
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Sehr interessant dieses Thema.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der wo Kinder hat, auch in einer nicht einfachen Lage ist. Man will es den Kindern recht machen und dem Partner auch, die Bedürfnisse und Vorstellungen sind oft verschieden.

Wenn beide Kinder haben ist das Verständnis wohl grösser, aber im Endeffekt macht es das auch nicht einfacher.

Ich hab eine Freundin die zieht im Juli zu ihrem Freund welcher wie sie auch 2 Mädchen hat im ähnlichen Alter, die Kinder kommen auch oft vorbei.
Ich bin mal gespannt auf ihre Erfahrungen.
15 Jahre Patchworkerfahrung
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ich habe (oder nehme mir) in den letzten Tagen sehr wenig Zeit fürs Schreiben - ich habe gerade ein paar volle Paartage und geniesse sie, aber mir war es auch eher lieb, dass mein Mann bereits Kinder hatte, als wir uns verliebt hatten. Eerstens in bezug auf meine: dadurch wusste er, was auf ihn zukommt, was es heisst, zwei Rangen wie meinen einziehen zu lassen, tagaus, tagein mit Kindern zu leben.

Und für mich: ich zog zu einem Mann, der vorher fast drei Jahre mit seinen Kindern allein gelebt hat, kochte, bügelte und aufräumte - alles nicht wie ich, aber von dem ich auch weiss, der braucht keine besser Haushälterin.

Jetzt denke ich mir auch für seine Kinder machtes das Erwachsenwerden leichter: ihr Vater kann sie leicht gehen lassen, da muss keine Angst sein, dass er allein un traurig zurück bleibt - auch wäre es ohne mich sehr viel schwieriger geworden, das Haus zu halten...

Ich werde heut nachmittag mal versuchen, mir richtig Zeit zu nehmen.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Babell
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Beitrag von Babell »

Ria hat geschrieben: Was haben wir davon, wenn wir uns aufopfern?
-Die anderen sind uns Dankbarkeit schuldig - wir meinen, dann von ihnen etwas dafür erwarten zu können, sind aber frustriert, wenn es dann nicht kommt.
-Wir fühlen uns wertvoll, wenn wir meinen, von anderen gebraucht zu werden.
-Wir fühlen uns moralisch überlegen.
-Wir hoffen, von den anderen dafür geliebt zu werden, was aber leider nicht so funktioniert.
-Wir haben die Situation unter Kontrolle.
Hm, diese Gefühle oder Erwartungen kenne ich eben gar nicht...:? Ich kenn es eher so, dass man es einfach tut, weil es so ist, also vielleicht aus einer Art Bequemlichkeit?...:roll:

Dass wir das Rollenbild selber schaffen, da bin ich komplett anderer Meinung: Ich finde eben gerade, dass unsere Archetypen im Unbewussten eine grosse Rolle spielen! Und die Archetypen- Animus und Anima- kommen ja von der persönlichen Familiengeschichte her. Bei mir z.b. ist meine Mutter sehr emanzipiert, aber beide Grossmütter sind dem alten Rollenbild der Frau zuzuschreiben: "Frau hinter den Herd", wie es meine Grossmutter auch auszudrücken pflegt. Das hatte mich früher auf die Palme gebracht, aber heute verstehe ich diese Haltung und ich sehe auch die Vor- und Nachteile beider Rollenbilder.

Egal, ob man sich mit seinen Rollenbildern auseinandersetzt, oder ob man beim Punkt Gefühle und Erwartungen ansetzt, es geht scheinbar immer aufs selbe hinaus: sich abgrenzen lernen.

Ich finde das hat colour67 sehr schön geschrieben. Manchmal weiss man etwas zwar schon, aber es braucht wie noch einen Satz, der einen stupst.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo zusammen,

@Ria: Du triffst den Nagel auf den Kopf !

@Carlotta: ich finde Deine Beiträge immer sehr interessant. Hier meine Gedanken dazu: der umgekehrte Fall wäre doch bei Euch, wenn Du selbstverständlich erwartest, dass Dein Freund an den Wochenenden und in seinem Urlaub und auch mal zwischendurch tatkräftig mithilft, also Ersatzvater spielt, bekocht, unterrichtet, tröstet usw. Stattdessen musst Du Dich zerreissen, um Zeit ohne Kinder freizuschaufeln und er fühlt sich nicht oder wenig verantwortlich, soweit ich das verstanden habe.

Ich glaube, einige im Forum wehren sich gegen dieses "selbstverständlich eingespannt werden", und kämpfen dabei wohl auch einen inneren Kampf. Es geht dabei, glaube ich darum, dass auch wir zufrieden werden. Ich habe einfach den Eindruck, dass einige Männer von ihrer Partnerin sehr viel "mütterliche Versorgung" für sich und die Kinder erwarten. Wir Frauen lernen ja auch von Kind an, uns um andere zu kümmern. So funktioniert die Gesellschaft im Großen und Ganzen. Deshalb finde ich Rias Beitrag so gut, wir können auch einen anderen Weg gehen, was ich versuche.

Gründe für eine Partnerschaft ? Hm, Ich bin mit jemand zusammen, weil wir uns gut verstehen, weil ich ihn mag, ihm nahe sein will, mit ihm streite und Spaß habe, den Alltag teile, ...weil ich ihn liebe und die Zukunft gemeinsam verbringen möchte. Ansonsten hätte ich es alleine unkomplizierter, hätte mehr Zeit für mich und meinen Sohn. Ich glaube, eine Frau, die nichts von ihrem Partner hat, wird sich über kurz oder lang trennen.
Sofia
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Sofia, ich finde, Du bringst es gut auf den Punkt!
Aber eben weil mein Freund und ich sozusagen das "umgekehrte Beispiel" sind, kann ich eben auch die Seite desjenigen besser verstehen mit Kindern, der in einer Zwickmühle steckt: Du schreibst ja auch, es ist normal, dass man etwas von seinem Partner haben will! Aber manchmal sit das eben auch für denjenigen mit Kindern nicht so einfach realisierbar!

Wichtig finde ich aber in jedem Fall, dass dieser andere Weg, den wir Frauen auch gehen können, nicht in einen Kampf ausartet: Kampf um die Anerkennung des Partners, Kampf um die VOrmacht in der Familie gegenüber seinen Kindern etc.. Sich abgrenzen und auch gut für sich schauen, muss noch lange nicht bedeuten, dass es so einen Kampf gibt!

Ob das nun ideal ist oder nicht, das Leben mit Kindern bringt gewisse Verantwortlichkeiten und Realitäten mit sich, die in einer Patchworkkonstellation der/die Partner(in einfach akzeptieren MUSS. Einen anderen Weg gibt es wohl kaum. Aber tausend Möglichkeiten, diesen einen zu gestalten!
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Carlotta,

natürlich gibt es einige Realitäten zu akzeptieren, wenn Kinder da sind. Ich kann mir beispielsweise gar nicht vorstellen, wo die Zeit für einen Partner bleiben soll, wenn ich wie in Deinem Fall alleine mit drei Kindern wäre, es sei denn die drei sind fast erwachsen. Mich würden drei Kinder genug ausfüllen, Oder der Partner hat richtig Lust, sich zu engagieren und hat eine eigene Beziehung zu den kids.

Ich habe eine gute Beziehung zu den beiden Kindern meines Partners, finde es aber saumäßig schwer, die Paarebene befriedigend zu leben, da die drei Kinder uns, ihn, mich, so absorbieren. Dabei leben seine gar nicht bei uns, sind aber oft da. Wir arbeiten beide und es fehlt oft die Energie, um uns als Paar zu kümmern, die Zeit miteinander zu genießen. Das finde ich total schade. In einer Familie mit drei gemeinsamen Kindern ist das wohl nicht viel anders, aber ich denke dieser Verzicht würde mir leichter fallen, wenn alle drei meine Kinder wären. Ich möchte auch keinen Kampf um die Vormachtstellung, mir gehen dann eher Trennungsgedanken durch den Kopf, wenn ich das Gefühl habe, ich/wir bleibe/n auf der Strecke.
Sofia
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