Patchwork light

Alles rund um die Partnerschaft
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Carlotta

Was will Dein Freund wirklich von Dir und mit Dir?
Was willst Du von ihm und mit ihm?

Wenn diese Fragen beantwortet sind, findest Du den gemeinsamen Nenner? Vielleicht? Reicht dieser gemeinsame Nenner für eine partnerschaftliche Beziehung?

Interessante Fragen, nicht wahr?

;-)
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

aisha, Du hast sicher zu einem grossen Teil recht. Fragt sich dann nur, was mir lieber ist: die Probleme, die wir durch die getrennten Wohnungen haben oder die Probleme, die wir hätten, wenn wir zusammen wohnen würden. Du kennst ja das Zusammenleben mit jungen Damen, die den oder die PartnerIn ablehnen.....(auch wenn ich sicher nicht die gleichen Verhaltensmuster entwickelt habe wie Dein Freund - schwierig wäre es und zwar sehr!).
Es gibt aber im übrigen viele Gründe für die getrennten Wohnungen, sowohl organisatorische als auch solche, die ganz viel mit uns zu tun haben. Und zwar mit jedem einzelnen von uns und nicht unbedingt mit unserer Beziehung. Jedenfalls gibt es an dieser Entscheidung momentan nichts zu rütteln und ob das für mich mit einem anderen Mann in der Theorie anders aussähe, das bezweifle ich sogar.

Delphia, ich glaube ich kenne den "gemeinsamen Nenner" unserer Beziehung und der ist mir auch sehr viel wert. Auch ich habe mich in meinen Freund eher verliebt, weil ich in ihm einen idealen Partner für mich gesehen habe und ich glaube, das ist er auch (mit dem üblichen Mass an Einschränkungen - nobody is perfect!). Ob und wie "familientauglich" er ist, konnten wir beide damals mangels Erfahrungen auf seiner Seite nicht wissen. Inzwischen stelle ich fest, dass er es wahrscheinlich eher nicht ist....Das heisst, wir müssen uns sozusagen "durchmogeln" solange die Kinder noch im Haus sind. Grundsätzlich wäre das für mich kein Problem. Sicher, ich wünsche mir auch manchmal etwas anderes, immer dann wenn ich überfordert bin... :oops: Aber immer wenn ich ernsthaft in mich gehe, muss ich doch wieder sagen: was wäre denn später mal, wenn ich mir einen Partner gesucht hätte, vor allem mit dem Ziel, die Kinder gemeinsam grosszuziehen? Was bleibt dann, wenn die Kids aus dem Haus sind?
Mir sind gemeinsame Interesse und Wertvorstellungen sehr wichtig und die haben mein Freund und ich.

Okay, durchmogeln ist also die Devise und da ich das ja genau weiss, sollte ich mich eigentlich nicht beklagen. Aber wie machen wir das am besten? Es geht ja auch nicht, dass dabei ständig einer oder beide total unglücklich ist/sind. Immerhin leben wir ja auch in der Gegenwart....
aisha

Beitrag von aisha »

carlotta, du hast zwei wahre Dinge erwähnt.
Bei uns ist die Situation anders, eben weil wir zusammenleben, die Probleme sind anders, aber auch nicht weniger.

"Wir leben auch in der Gegenwart"... genau das ist es, was mir immer so zu schaffen macht. Mit fast 50 MÖCHTE ich in der Gegenwart leben und nicht immer nur hoffen müssen, in der Zukunft werde es dann schon besser.
Denn besser wird in der Regel kaum was, nur anders.Kommt auch sehr darauf an, was man unter "besser" versteht. Bei uns sind es jetzt nun noch zunehmend die Eltern oder Elternteile, die Sorgen bereiten infolge körperlichen und geistigen Abbaus.
Die Ablehnung deines Partners durch deine Tochter wird wohl erst besser, wenn sie mal ausgezogen ist. Und das ist noch eine Weile hin.
Und was das Ausziehen betrifft, meine Stieftochter war mal ein paar Monate weg, das Chaos und der Saustall , den sie überall hinterlässt, war spürbar besser. Aber sie terrorisierte ihren Vater permanenent mit Telefon und SMS. Sie diktierte uns quasi von auswärts unser Programm, denn wir konnten ja nie weg, wenn Fräulein per SMS oder Mail ankündigte, wann sie mit Papa telefonieren muss!!!

"Durchmogeln heisst das Prinzip".... da hast du Recht. Ich sehe es auch so.
Aber irgendwie betrügen wir uns ja selbst damit.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo aisha
"Durchmogeln heisst das Prinzip".... da hast du Recht. Ich sehe es auch so.
Aber irgendwie betrügen wir uns ja selbst damit.
Da kann ich dir nur beipflichten.
Wenn wir meinen, uns durchmogeln zu müssen, haben wir latent ein schlechtes Gewissen und verderben uns selber den Spass an dem wenigen, das wir uns dann gönnen.
Ausserdem leben wir dann unseren Kindern vor, dass wir unsere Bedürfnisse mit durchmogeln "bezahlen" müssen.
Wollen wir das? Dafür wäre mir der Preis zu hoch.

Wir übernehmen unsere Eigenverantwortung, indem wir herausfinden, was wir in diesem Moment wirklich wollen und uns erlauben, dafür konkrete Vorstellungen zu haben und durchzuziehen. Auch wenn das den anderen nicht gefällt. Und damit meine ich nicht, von den anderen die Lösung zu verlangen, sondern selber für uns aktiv zu werden.

Und das heisst auch, nicht einen Zaubertrick zu haben, wie es von jetzt an funktioniert, sondern immer wieder in uns hineinzuspüren, Klarheit zu finden und Konsequenzen zu ziehen. Das kann uns niemand abnehmen!
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Durchmogeln kann ich mir nicht vorstellen. Ich versuche immer wieder im Hier und Jetzt zu leben. Das heisst, dass ich die schönen Momente, die es gibt - auch mit den Stiefkindern -, voll geniesse. Diese "Tankstellen" brauche ich. Ob das ein Durchmogeln ist? ;-)
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, Delphia, das ist so ungefähr das, was ich meine!
Durchmogeln heisst für mich, dass ich viele Kompromisse mache, einfach weil das nötig ist und dass ich trotzdem immer wieder versuche, die schönen Momente auszukosten, Auch wenn das Gesamtpaket noch so mühsam ist.

Ria, Du hast sicher recht. Aber ganz konsequent so leben, wie ich will, das ist einfach unmöglich. Wir alle sind äusseren Zwängen ausgesetzt. Das hat auch oft wenig mit der Partnerschaft zu tun. Was meinst Du: als voll Alleinerziehende ohne Alimente, mti den drei Kindern - wie oft habe ich mich durchgemogelt?
Ich habe z.B. meine Prioritäten gesetzt, dafür musste ich dann aber auch in vielen Bereichen mehr Abstriche machen, als es mir gefallen hat. Schon aus Selbstschutz....

Und so ist es im Moment auch. Mein Partner und ich können nicht so leben, wie es uns wirklich gefallen würde. Und damit müssen wir irgendwie klar kommen. 8)
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Ich möchte mich entschuldigen, dass ich dir hier noch nichts gepostet habe. Zwar lese ich mit, aber einen wirlichen brauchbaren Rat habe ich keinen.
val
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Beitrag von val »

Hallo allerseits und speziell Carlotta

Kaum aus den Ferien zurück habe ich voller Interesse gelesen, was mittlerweile zum Thema geschrieben wurde. Folgende Ausssagen sind mir hängen geblieben und bringen meine persönliche Meinung auf den Punkt:

Viel Rücksichtnahme von beiden Seiten
Hohe Erwartungen an die wenige Paarzeit
Durchmogeln ist vielleicht die Devise - aber irgendwie auch Selbstbetrug

Aufgrund der Erfahrungen aus meiner eigenen Situation kann ich feststellen, dass, wenn man immer Rücksicht auf den anderen nimmt, man irgendwann nur noch um sich rumschleicht und der Abstand immer grösser wird, bis man sich fast nicht mehr erreicht. Einlassen und zulassen ist für mich die Devise. Immer wieder versuchen, Nähe zu schaffen, auch wenn es halt nicht optimal läuft. Es ist der Versuch, der zählt.

Ich denke nicht, dass es funktioniert, den Alltag aus der Beziehung auszuschliessen. Das wäre zwar wunderschön, aber leider nicht Realität. Ob man nun zusammenlebt oder nicht. Ich denke die Lösung liegt dort, dass man lernt, Pleiten, Pech und Pannen genauso anzunehmen wie schöne Momente. Denn es gehört beides dazu. Läuft es das eine Mal schief, geht es das nächste mal wieder besser. Nur schöne Momente aneinander reihen zu wollen wird zum Stress.

Ich finde es gefährlich, nicht im Moment zu leben. Was, wenn die Zeit danach, wenn die Kinder dann aus dem Haus sind, gar nicht eintrifft? Ein Schicksalsschlag alles aus der Bahn wirft? Ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, aber unser Leben und unsere Aufgabe und auch unsere Erfüllung liegt im Hier und Jetzt und kommt nicht erst in 5 oder zehn Jahren. Ich denke man sollte schon sehr vorsichtigt prüfen, ob das Leben, das wir jetzt leben, auch für uns persönlich stimmig ist und wir nicht einem Traum oder einer Vision nachrennen.

Mein Freund und ich haben auch einen Abend pro Woche, den wir für uns reserviert haben und immer kommt wieder etwas dazwischen. Meist ist er zu müde, um noch zu uns zu fahren (wir wohnen 70km auseinander), dann sind die Strassen im Winter zu heikel oder dann wird es so spät, dass ich zu müde bin, um noch ein halbwegs vernünftiges Wort mit ihm zu sprechen. Irgendwann haben wir aufgehört, so verbissen an diesem Abend festzuhalten. Wenns passt, dann passts, und wenn nicht, halt nicht. Es gibt wieder eine nächste Gelegenheit. Klar ist das nicht opitmal, aber was solls? Ist ein krampfhaft miteinander verbrachter Abend die Lösung?

Es fällt mir schwer, nicht genau planen zu können und quasi von der Hand in den Mund zu leben, was unsere Paarzeit anbelangt. Manchmal sehen wir uns nur husch auf der Arbeit für einen raschen Kaffee, das war's dann auch schon. Das ist nicht wirklich befriedigend, aber ich versuche, loszulassen und es lockerer zu sehen. Das hilft, denn es nimmt von beiden den Druck.

Immer wieder reden, aushandeln, ausprobieren, neu anschauen. Bedürfnisse anbringen, keine Angst haben seine Gefühle zu formulieren. Das ist für mich das Zauberwort für diese Form der Beziehung. Anders geht es nicht.


Bezüglich dem Thema seiner Passivität, die Dich manchmal nervt. Ich habe festgestellt, dass es für meinen Freund einfacher ist, etwas in komplett eigener Initiative zu machen, ich bin dann gar nicht dabei. Wenn ich ihm quasi über die Schulter schaue (natürlich mach ich das nicht, aber er empfindet es so) wird er unsicher und auch die Kinder verhalten sich anders, als wenn ich gar nicht erst dabei bin. Er sagt mir dann auch, dass er lieber gar nichts macht als etwas falsches. Diese Einstellung bringt uns aber nicht wirklich weiter. Ist er auf sich alleine gestellt, geht es plötzlich.

Ich denke Du bist ein Organisationsgenie und die Dinge gehen Dir extrem leicht von der Hand, da kommt er sich daneben vielleicht etwas unbeholfen vor und wird unsicher. Vielleicht könntest Du ihn fragen, ob er mal für Euch kochen würde, wenn er zu Hause ist und Zeit hätte und Du noch arbeitest? Und gar nicht erst mit ihm diskutierst was er kochen könnte, sondern einfach sagst Du hättest extrem viel um die Ohren und wärest sowas von froh, wenn Du dich überhaupt nicht darum kümmern müsstest und einfach an den Tisch sitzen könntest? Da ihr so nahe beieinander wohnt, ginge das doch wunderbar, er kann sogar in seiner eigenen Küche kochen und muss das "sichere" Terrain gar nicht verlassen.

Das gleiche könnte beim gemeinsamen Ausflug funktionieren. Du könntest ihm sagen, dass Du dir wünschst, er würde das komplett in eigener Regie organisieren, es wäre für Dich ein Riesenaufsteller und der Ausflug noch schöner, wenn Du Dich einfach treiben lassen könntest und nichts organisieren musst. Er könne das und Du zweifelst keine Minute daran, dass es nicht toll wird. Nimm ihm den Wind gleich aus den Segeln, dass die Skepsis gar nicht aufkommen kann. Geht etwas schief oder kommt etwas dazwischen, ist es dann noch früh genug, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Wer nicht wagt, kann nichts gewinnen.

Hoppla, ist etwas lang geworden. Hoffe Du kannst da was für Dich rausnehmen?

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Nin
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Beitrag von Nin »

val hat geschrieben:
Ich denke nicht, dass es funktioniert, den Alltag aus der Beziehung auszuschliessen. Das wäre zwar wunderschön, aber leider nicht Realität.
Auch ich lese eher mit...

also ich sehe das sehr anders: Für mich ist der Alltag die Quelle des Schönen, aus der ich Kraft schöpfe. Von daher bringen mir Auszeiten wenig, dass die klappen, sehe ich als normal an.

Es gibt so wunderbare und erfüllende Alltgasmomente, die wir zusammen erleben: miteinander kochen... es ist erstaunlich, wieviel Nähe entsteht, wenn man einfach nebeneinander Bohnen "köpfelt und ärschelt". Es sind vertraute Momente, in denen mein Partner vor dem Fernseher einschläft, alldieweil ich bügele und sich dann entschuldigt, aber mir doch die Körbe nach oben schleppt... Wenn ich müde und traurig bin, erschöpft von der Schule nach Hause komme und die Jungs mich nerven - genau das ist der Moment, wo es Alltag braucht: Kinder in die Badewanne oder auch mal vor den Computer oder auf den Mond schicken und fünf Minuten zusammensitzen, bei einem Kaffe und den Tag erzählen, abladen, durchatmen.

Die Tatsache, dass sich durch das tägliche Sprechen keine Berge von ungesagten Ängsten ansammeln, durch die tägliche Berührung kein Gefühl von Verlassenheit und kein übermässiges Kuschelbedürfnis, durch die tägliche Gemeinsamkeit eine Basis, die es möglich macht, dass jeder von uns immer wieder Zeit für sich und für die jeweils seinen Kinder hat - ohne dass der andere sich vernachlässigt vorkommt, denn wir finden uns ja dann wieder -im Alltag.

Und wenn es Höhepunkte braucht, so schaffen wir sie... neulich habe ich nach einem besonders anstrengenden Schultag eine Flasche von mir heissgeliebten Rosé Champagner gekauft und wir haben sie abends getrunken - einfach so, ohne anderen Anlass als einen besonders anstrengenden Tag - und ich muss das ja auch nicht planen, denn wir sind ja sowieso jeden Abend zusammen....

Warum hat dein Freund so sehr Sorge vor dem Alltag? Was genau erlebt er daran als so zerstörerisch? Kann er dir das sagen? Und wo ist sein Engagement für eure Beziehung? Wenn er dich so viel organisieren lässt, wenn es um Gemeinsamkeiten geht, stellt er dich in die Position, in der du für die Beziehung verantwortlich bist - und da macht er es sich doch ein bisschen einfach, meiner Meinung nach.

Ich möchte übrigens auch betonen, dass bei uns bei weitem nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist. Meine Stieftochter ist zur Zeit eher eklig und ablehnend, im besten Falle schweigsam, meine Kinder nerven meinen Partner sehr viel schneller als seine eigenen, und das wiederum nervt mich.... extrem viel Arbeit, die Ex nervt und kontrolliert jetzt jedes Wochenende per Telefon, was die Tochter macht, wenn sie bei uns ist - es braucht von allen Seiten guten Willen, Geduld, Toleranz und sehr viel Liebe. (Gutes Essen hilft auch!!!)
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe val,

aus Deinen Zeilen entnehme ich so einiges Wertvolle! Neue Gedanken aber auch Fragen...
Das mit dem Schaden, den zu viel Rücksicht anrichten kann z.B. trifft auf uns zu und ich habe das noch nie so klar gesehen.

Pleiten und Pannen im Alltag aushalten: da habe ich wirklich viel Übung. Und er gar nicht.
Es ist ja nicht so, dass ich ihn gar nicht wirklich sehen will, auch ich bin traurig, wenn sich Pläne nicht realisieren lassen. Aber ich bin es so gewohnt, mich einfach umzustellen und anzupassen, dass ich nichtg viel darüber nachdenke. Ihn trifft es jedes mal sehr. Ich wünschte, er könnte das lernen, es auch lockerer zu nehmen....Ich weiss, dass er es versucht, aber es gelingt ihm nicht wirklich.

Was Du zu Eigentinitiative sagts, sehe ich genauso. Ich habe meinem Freund schon ganz oft gesagt, er hat doch jede Freiheit, ich vertraue ihm, er darf und kann entscheiden. In der Hinsicht muss ich sagen, das ist wohl seine schwache Seite....
Ich bin nicht unbedingt ein Organisationstalent, aber sehr gut im Improvisieren. Bei ihm hält alles ganz genau und vieles ist sehr umständlich. Stimmt schon, dass er da oft mit meinem Tempo nicht mithalten kann. Aber selbst wenn ich mich komplett zurückhalte, gar nicht anwesend bin: er schafft es nicht, immer kommen tausend Rückfragen.
Allein schon eine harmlose Verabredung mit Freunden am Nachmittag (seinen Freunden), bedeutet, dass er mich bestimmt 3 mal anruft: welhce Uhrzeit ist mir lieber, 14 oder 15 Uhr (ich habe vorher gesagt, dass ich frei bin und mich ihm anpasse, er soll das einfach entscheiden und mich informieren....), wie lange habe ich Zeit, was will ich trinken, was meine ich, was er den Gästen anbieten soll (hä? Ich kannte die ja nicht mal, es sind Freunde von ihm).
Weisst Du, val, ich habe den Eindruck, er schleppt da etwas mit durchs Leben von früher: sein Elternhaus war unglaublich steif und lockere, unkomplizierte Beziehungen kann er bis heute nicht pflegen. Auch zu seinen Freunden nicht.
Vielleicht hat ihn auch genau das an mir gereizt? Ich habe massenweise solcher Freundschaften, meine Familie ist unkompliziert und herzlich....

Dass er allerdings eigentlich sehr wohl die Fähigkeit hat, allein klar zu kommen, hat er letztes Jahr im Urlaub bewiesen, als ich im Spital lag...nur leider hat er trotz dieses "Erfolgserlebnisses" und meiner Anerkennung dafür offenbar keine Konsequenzen daraus gezogen.

Im Alltag hat er etwas unglaublich Kompliziertes, und das obwohl er eigentlich menschlich nicht kompliziert ist. Schwer zu beschreiben....er ist sehr grosszügig in seinen Meinungen, verurteilt niemanden, hat sehr viel Verständnis für andere, hat auch Humor. Aber seine Wohnung....das ist ein Thema für sich....wunderschön und so sauber und ordentlich, dass man schon Angst hat, etwas anzufassen ;-)
Weisst Du, wir sind oft zum Frühstück am Sonntag bei ihm. Typische Frage vorher: wer isst wieviele Croissants oder Brötchen? Okay, er hat das oft eingefroren, als Single verbraucht er ja nicht so viel. Aber trotzdem ist das eine Frage, die ich bei den Kids kaum beantworten kann und die für mich kompliziert ist...Das nur als Beispiel: wie soll er denn da wohl kochen, ohne mich zwischendurch zig mal anzurufen und zu fragen?

Also val, wenn ich ihm die Dinge so sage, wie Du es vorschlägst, was ich schon oft getan habe, ist das für ihn unvorstellbar. Er antwortet nur: aber wie soll denn das gehen? Er müsse doch Rücksicht nehmen, ich hätte schliesslich die Kinder und wisse besser als er, was die wollen und brauchen. Da kann man diskutieren wie mal will (z.B: dass gegessen wird was auf den Tisch kommt und es mir gelegentlich relativ egal ist, was die Kids dazu sagen ;-)), er ist hilflos schon beim Reden über das Thema.

Liebe Nin,
was ich oben geschildert habe, ist sicher auch ein Grund, warum das Zusammenleben in einer Wohnung schwierig wäre. Aber das liesse sich irgendwie regeln (jedenfalls wenn man genug Platz hat).
Ich glaube, mein Freund (und teilweise auch ich) sind da einfach ganz anders als Du und Dein Partner. Nur sind wir es sicher aus unterschiedlichen Gründen, aber es kommt ja aufs Gleiche heraus...

Ich habe einfach so lange allein gelebt mit meinen Kindern, dass ich mich frage, ob ich noch so anpassungsfähig bin. Und ich habe diese Unabhängigkeit durchaus geschätzt! Allein entscheiden können, juhuu!
Bisher habe ich mit dem gemeinsamen Wohnen mit Männern immer nur die Erfahrung gemacht, dass ich eher unterdrückt wurde, wie in meiner Ehe. Während ich in Wohngemeinschaften oder mit meiner Freundin das gemeinsame Wohnen als sehr bereichernd empfunden habe. Vielleicht hatte ich auch einfach Angst, es könnte mir wieder so gehen, wie mit meinem Ex-Mann? Vielleicht wollte ich das nicht riskieren, solange die Kinder noch im Haus sind? Und inzwischen ist daraus eine Gewohnheit geworden?
Und er: hat viele Argumente gegen einen gemeinsamen Alltag. Was die wahren Gründe sind, bleibt für mich Spekulation, aber mit mir und unserer Beziehung haben sie nichts zu tun, denn der Wunsch nach getrennten Wohnungen ist für ihn nicht neu, im Gegenteil, den hatter er schon immer in Beziehungen. Nur bin ich seine erste Freundin, die das auch akzeptiert...
Er findet, Alltag ist grau und langweilig. Wenn man zusammen wohnt, sieht man ständig auch die negativen Seiten des anderen, man gibt sich weniger Mühe, die Beziehung zu pflegen, attraktiv zu bleiben für den anderen etc.. Und bei uns beiden zusätzlich: meine Tochter lehnt ihn ab, er hat nie mit Kindern gelebt und hat Angst, dass er das nicht schafft. Er neigt dazu, zu viele Kompromisse zu machen in Beziehungen und die bereut er dann hinterher. Seine eigene Wohnung zu haben, schützt ihn davor.
Mein Verdacht: irgendwo in seinem Inneren ist er extrem unsicher, ob er so akzeptiert wird, wie er ist. Deswegen versteckt er sein Alltagsgesicht vor mir. Aber diese Unsicherheit kann ich ihm nicht nehmen, die sitzt sehr tief.

Tja, Nin, das Dumme ist halt: uns verbindet eben trotzdem viel! Und nachdem ich nun so lange in dieser Lebensform gelebt habe, weiss ich gar nicht mehr, ob es für mich eine andere Möglichkeit gäbe. Ich kann mir das nicht vorstellen. Manchmal wünsche ich es mir, dann auch wieder gar nicht. Ich verliere so ein wenig das Gefühl dafür, wie ICH eigentlich von mir aus eine Beziehung leben wollte.
Aber dieses Gefühl ist ja auch nur eine theoretische Vorstellung, sowieso muss man dann eben schauen, wie es in der Realität funktioniert und wie die jeweiligen Lebensumstände sind (und da hast Du mit Deinem Partner das grosse Glück, dass Ihr serh ähnlich seid: gleicher Beruf nd Einkommen, beide 2 Kinder etc. - das macht es schon ein wenig einfacher. Bei meinem Freund und mir gibt es so ziemlich gar nichts an den Lebensumständen, das gleich ist....und das hiesse auch, dass er sich mir sehr viel mehr anpassen müsste, als ich mich ihm, es wäre nie so ausgegliechen wie bei Euch!).

So, und jetzt suche ich weiter nach einer Ferienwohnung in der Bretagne für den Sommer, das heitert doch wenigstens auf :lol:
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Nin
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Beitrag von Nin »

Liebe Carlotta,

mir ist bewusst, wieviel Glück ich habe und auch wie sehr diese völlig intakte Paarbeziehung auch dazu führt, dass das Patchwork klappt.

Wie dem auch sei, ich sehe den Hauptunterschied in zwei Dingen:
Er findet, Alltag ist grau und langweilig. Wenn man zusammen wohnt, sieht man ständig auch die negativen Seiten des anderen, man gibt sich weniger Mühe, die Beziehung zu pflegen, attraktiv zu bleiben für den anderen etc..
Meine Erfahrung ist einfach anders. Ja, man sieht die negativen Seiten mehr. Und ja, ich weiss, wie die ungewaschenen Hemden meines Partners aussehen (und riechen!) und dass er Sachen rumfliegen lässt.... aber man sieht auch viel mehr positive Seiten. Und so unerwartet! Sicher speilt eine Rolle, dass wir Platz haben, er sein Arbeitszimmer, ich meinen Schreibtisch im Schlafzimmer - aber auch, dass einfach Wunderbares im Leben gibt, das wir sofort gemeinsam erleben können: der grosse, runde Mond, wenn man den Rollenladen runterzieht, die Vögel im Vogelhaus, denen wir sogar gemeinsam Namen geben.... Du sagt, dass du Angst hast vor Unterordnung (und das kann ich verstehen!!!!) - aber ordnest du dich nicht auch so unter in gewisser Weise? Und wenn dein Partner so oft nachfragt - mir kommt das doch so vor, dass er sich sehr an dich lehnt - obwohl es ja nicht sein muss (wie als du im Krankenhaus warst) und das das einfach ungeheuer bequem ist.

Und:
Im Alltag hat er etwas unglaublich Kompliziertes, und das obwohl er eigentlich menschlich nicht kompliziert ist. Schwer zu beschreiben....er ist sehr grosszügig in seinen Meinungen, verurteilt niemanden, hat sehr viel Verständnis für andere, hat auch Humor. Aber seine Wohnung....das ist ein Thema für sich....wunderschön und so sauber und ordentlich, dass man schon Angst hat, etwas anzufassen
Als geborener Chaot gehen mir ordentliche Menschen schnell auf den Wecker... ich empfinde es als erdrückend. Aber in dem, was du sagst, sehe ich eine Person, die anders redet als handelt: Toleranz und Flexibilität im Denken und in Worten, nicht aber in Taten.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Beitrag von carlotta37 »

Liebe Nin, Du hast recht mit dem was Du schreibst. Aber mein Partner tut das nicht aus Bequemlichkeit, davon bin ich überzeugt. Denn für sich ist er ja extrem selbständig. Er nimmt viel zu viel Rücksicht auf mich....Ich glaube, es gibt einfach Menschen, die nicht praktisch veranlagt sind und zu denen gehört er definitiv.
Übrigens ist es, wenn wir als Paar unterwegs sind, etwas anders. Aber auch nach 5 Jahren fühlt er sich gegenüber uns als Gemeinschaft mit Kindern immer noch unsicher und ich habe wirklich alles versucht, ihm diese Unsicherheiit zu nehmen. Genau so wie val das beschrieben hat.

Auf mich wirkt er oft wie ein unsicherer Mensch, auch gegenüber Dritten! Das kennzeichnet fast alle seine menschlichen Beziehungen und er leidet ja auch darunter. Es hindert ihn oft, spontant und unkompliziert zu sein, vielleicht siehst Du es deswegen als Diskrepanz zwischen dem was er sagt und tut. Aber als Erwachsener ändert man sich nicht mehr so einfach.

Ich ordne mich sehr wenig unter, ausser dass eben diese Lebensform Einschränkungen mit sich bringt. Ein wenig egoistisch ist das von mir auch! Unbd ich weiss nicht, wieweit ich noch bereit dazu bin. Ich pflege sehr intensive Beziehungen zu Freundinnen/Familie. Stell Dir mal vor, ich würde meinem Partner mindestens 3-4 mal im Jahr für Wochen meine beste Freundin mit ihren Zwillingen in die gemeinsame Wohnung setzen und dazu noch für mehrere Wochen meine Mutter? Wer würde damit leben können? Ich frage ihn nicht mal, sondern teile es mit. Wäre ich bereit dazu, daran etwas zu ändern? Eher nicht....
Der Mann, mit dem ich unter einem Dach lebe, müsste ein chaotischer Grossfamilientyp sein, der dennoch ein gewisses Mass an Stabilität besitzt. Solche Männer kenne ich nicht ;-)
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Beitrag von val »

Hallo zusammen

Ich denke, genau das ist des Pudels Kern: Die Unsicherheit. Das hält unsere Patchwork-Light-Partner davon ab, sich auf einen gemeinsamen Alltag und damit auch auf ein Leben unter einem Dach einzulassen. Sie sind unsicher und haben Angst davor, nicht so akzeptiert zu werden wie sie sind. Also bleiben sie lieber in ihrer Festung, von dort aus können sie selber steuern, wieviel sie geben wollen oder können und vor allem können sie sich jederzeit wieder dahin zurückziehen. Sie vermissen zwar die Nähe und Wärme eines gemeinsamen Nestes, aber das Risiko, in diesem Nest negative Gefühle empfinden zu müssen, ist viel zu gross, also verzichtet man(n) lieber darauf und lebt sein Eremitenleben. Das ist zwar nicht wirklich erfüllend, aber dafür sicher.

Und ich glaube, man darf auch nicht vergessen, dass ein kinderloser Mann über 40 (ich gehe nun einfach mal davon aus, dass unsere Partner hier schon so alt sind :wink: ), der mehrheitlich als Single oder in einer eigenen Wohnung gelebt hat, einfach eine gewisse Bequemlichkeit und Unflexibilität hat, die er nicht mehr so ohne weiteres über Bord wirft. Das ist einfach etwas anderes als ein Mann, der bereits eine Familie hatte und als Familie gelebt hat.

Ich erlebe es bei meinem Freund genau wie Du, Carlotta. Ich kann ihm die Unsicherheit nicht nehmen. Er hat sich die Finger verbrannt in einer früheren Beziehung und seither scheut er das Feuer. Manchmal macht mich das fast wahnsinnig.

Liebe Grüsse
Val
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Beitrag von carlotta37 »

Tja, val, da müssen wir wohl damit leben und das Positive nutzen :?

In meiner Umgebung gibt es einige ältere Ehepaare, darunter meine Eltern, die ich recht gut kenne (und mit älter meine ich solche, die über 20 Jahre zusammen/verheiratet sind). Ich erlebe gerade, dass sich im Lauf der Jahre die Frauen eher mehr einschränken als die Männer. Dass die Männer, wenn sie ihre berufliche Erfüllung verlieren und in Rente gehen, oft sehr hilflos werden und sich sehr auf die Frauen stützen. Und zwar unabhängig davon, wie früher die Rollenverteilung war (obwohl in der Generation natürlich eher die Männer für den Job und die Frauen für Haushalt zuständig waren - aber meine Mutter z.B. hat immer gearbeitet!).

Mein Partner ist 15 Jahre älter als ich. Nach einem ganzen Leben ohne Kinder ist er weniger flexibel, aber ich schätze auch seine Eigenständigkeit immer wieder. Und meine Freiheiten. Mag auch sein, dass ich eher von abschreckenden Beispielen umgeben bin und mir sage: so soll meine Beziehung sich nicht entwickeln.

Wie ist das eigentlich bei Euch: diejenigen von Euch die längere Zeit alleinerziehend waren, ist es Euch nicht schwer gefallen, Eure Unabhängigkeit wieder aufzugeben?
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Carlotta,

ich habe bis mein Sohn 12 war, mit ihm alleine gewohnt, und habe die Freiheit geniessen können. Vor dem Zusammenziehen mit meinem Partner habe ich mir schon Gedanken über Patchwork gemacht. Ich kann es jetzt besser, als ich dachte, aber bei mir hängt immer viel an meiner Motivation, die war einfach da. In der Erziehung meines Sohnes fühle ich mich nicht eingeschränkt und die Zeit alleine mit ihm hat mir Selbstbewusstsein gegeben.

Ich kann mir bei Deinem Freund vorstellen, dass er große Angst hat, in diesem eingespielten Team unterzugehen, vor allem, da er selbst keine Kinder hat. Ich denke, Menschen, die viele Jahre mehr oder weniger zufrieden allein gelebt haben, wollen sich nicht mehr umstellen, wollen nicht mehr das alltägliche Aushandeln von Gewohnheiten und Kleinigkeiten. Es geht ja nicht zuletzt um einen großen Haushalt, das bringt Arbeit und Einschränkung mit sich. Denkbar wäre aber auch zu warten, bis die Kinder flügge sind und dann erst zusammen zu ziehen, aus meinem Umfeld kenne ich ein Paar, die es so gemacht haben.

Ich finde es einfach schade, den Alltag auszuklammern, das Miteinander ist schon viel intensiver, wenn man gemeinsam wohnt.
Sofia
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