Ein Jugendlicher schreit indirekt um Hilfe

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Buchenholz
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Ein Jugendlicher schreit indirekt um Hilfe

Beitrag von Buchenholz »

Meine Stiefsöhne kommen nun ja seit Sommer nicht mehr regelmässig zu uns. Der Grund ist nicht, dass sie etwas gegen den Vater haben, sondern weil Kollegen wichtiger sind. Dagegen wäre ja nichts einzuwenden.

Nun ist es aber so, dass sie es mit dem Partyleben an den WE übertreiben. Alkohol und Drogen führten dazu, dass sie etliche Male wegen diverser Delikte Polizeibekanntschaft machen mussten. Der Jüngere muss Sozialdienst leisten, der Ältere bezahlt Bussgeld.

Der Jüngere kam auch schon bekifft (Nachwehen vom WE) in seine Sonderschule. Er nimmt Ritalin wegen ADS. Damit verstösst er gegen die Regel der Schule.
Die Schulleitung beobachtet dies mit Besorgnis, vor allem, weil die Mutter jeden Lösungsvorschlag verweigert. So auch, den Vater mehr in die Verantwortung einzubinden.

Und der Ältere steckt so ziemlich in der Sch.... Angeblich hat er bereits einige Monate nach Lehrbeginn massive Schulden. Um eine ehrliche Antwort drückt er sich. Die Noten in der Berufsschule sind so schlecht, dass er seine Lehrstelle riskiert. Eigentlich rühmt man ihn als tollen Burschen. Aber sein Einsatz ist mangelhaft, er ist ständig übermüdet.
Tragisch dabei: er hat eine der besten Lehrstellen.

Nun war Elternabend und er wünschte, dass JA nur sein Vater an diesem Anlass teilnimmt. Es muss ihm bewusst sein, dass der Vater von seinen schlechten Noten erfahren würde.
Fast täglich schreibt er auf Facebook, wo er sich mit den Kollegen zum Drogenkonsum trifft. Auch das kann der Vater lesen. Der Vater hat ihn schon aufgeklärt, dass er sich schadet, wenn er seine Polzeistorys öffentlich macht. Er zeigt sich zwar besorgt und immer wieder willig, sein Leben zu ändern. Aber anscheinend schafft er es nicht.
Auch Jobmässig hat er eine Kriese. Schule war doch besser.

Für uns ist ganz klar: der Junge schreit nach Hilfe, seinem Tun endlich ein Ende zu setzen. Aber wie soll man das anstellen?

Mit der Mutter reden geht nicht. Gegenüber der Schule mimt sie die Supermutter. Gegenüber dem Vater gibt sie zwar zu, am Anschlag zu sein. Auch sie schreit irgendwie nach Hilfe. Angeblich muss sie den Älteren bestechen, damit er macht was sie möchte.
Wenn der Vater sagt, dass die Jungs jederzeit bei uns wohnen können, er also das Problem für sie lösen würde, dann kommt das für sie auf gar keinen Fall in Frage.

Irgendwie muss man in dieser Familie die Bombe platzen lassen. Aber wie? Nochmals eine Gefährdungsmeldung? Polizei? Anzeige?

Einen Termin bei Frau Rosenthal zu machen ist ganz schwierig. Mann kann zwar etwas vereinbaren. Ob sie dann auch kommen...?
Die Jungs sind die Unzuverlässigkeit in Person.

Sicher wird der Vater mal mit dem Chef reden. Mit welchen Konsequenzen kann man dann aber dem Jungen drohen, sollte er sich nicht weiter anstrengen?
Anita

Beitrag von Anita »

sucht selbst direkt kontakt mit der suchtberatungstelle eures bezirks.

manchmal gibt es in den gemeinden auch kontaktpersonen, die sowas aufgleisen können.

diese führen gespräche mit dem kind und der familie und versuchen wenn möglich alle einzubeziehen.
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Ria
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Re: Ein Jugendlicher schreit indirekt um Hilfe

Beitrag von Ria »

Hallo Buchenholz

Das ist eine echte Herausforderung und für Eltern ein riesiger Stress.
Gerade auch mitanschauen zu müssen, wie die Jungen ihre Chancen nicht nutzen.
Buchenholz hat geschrieben:Tragisch dabei: er hat eine der besten Lehrstellen.
Das ist ja eine tolle Voraussetzung, und jetzt steht er vor der Wahl, was er damit anfängt. Ihr könnte ihn nicht zwingen. Die Frage stellt sich grundsätzlich, was seine Absicht ist: Hat er ein Ziel, wofür es sich lohnt, sich anzustrengen? Oder ist das "nur" euer Wunsch?
Er zeigt sich zwar besorgt und immer wieder willig, sein Leben zu ändern. Aber anscheinend schafft er es nicht.
Auch Jobmässig hat er eine Kriese. Schule war doch besser.
Was will er euch damit sagen? Was meint er selber, dass es bräuchte, damit er Gas gibt?
Für uns ist ganz klar: der Junge schreit nach Hilfe, seinem Tun endlich ein Ende zu setzen. Aber wie soll man das anstellen?
Das könnt ihr ihm nicht abnehmen. Das kann nur er selber. Wenn er dazu eure Unterstützung will, könnt ihr miteinander herausfinden, was das sein könnte.
Einen Termin bei Frau Rosenthal zu machen ist ganz schwierig. Mann kann zwar etwas vereinbaren. Ob sie dann auch kommen...?
Die Jungs sind die Unzuverlässigkeit in Person.

Sicher wird der Vater mal mit dem Chef reden. Mit welchen Konsequenzen kann man dann aber dem Jungen drohen, sollte er sich nicht weiter anstrengen?
Auf dieser Ebene wird die Lösung kaum zu finden sein :cry: Die Konsequenzen aus ihrem Handeln sind Tatsache. Das gilt es für sie zu sehen. Nicht als Strafe.

Wenn wir davon ausgehen, dass jeder mit seinem Tun aus seiner Sicht güte Gründe hat, dann stellt sich die Frage, was das bei den Jungen sein könnte. Verweigerung, um sich gegen etwas zu wehren und dem Gefühl der Hilflosigkeit zu entfliehen? Bequemlichkeit? Verantwortung abschieben?

Wie auch immer: Ihr könnte ihnen in diesem Alter nur noch das Angebot machen, sie zu unterstützen. Ob sie es annehmen oder nicht ist nicht in eurer Hand. Und wenn sie das wollen, gibt es dafür Beratungsstellen, mit diesen Problemen sind sie nicht die einzigen, und die Profis haben auch die nötige Distanz, das mit ihnen anzupacken.

Ich lese immer wieder, dass es mit der Mutter schwierig ist. Stellt euch einmal vor, das wäre es nicht. Was wäre dann die Lösung? Ich meine aus Distanz, dann wäre das Problem noch nicht gelöst.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Herzlichen Dank ihr beiden

Wenn wenigstens ein vernünftiger Dialog mit der Mutter geführt werden könnte, dann wäre es auch einfach, eine Lösung zu suchen. Aber da jede Kritik an sie (auch seitens Lehrer) oder auch eine nicht wertende Aussage eine Explosion auslöst und sie jede Schuld irgend jemand anderem zuschiebt, kann man nicht bei ihr anfangen. Sie müsste einsehen, dass man Kinder nicht sich selber in einer Wohnung überlassen kann. Spätens jetzt sollte ihr klar sein, dass sich diese Wohnform nicht bewährt hat. Und da ein gemeinsames Gespräch nicht möglich ist, weiss man nie, was sich effektiv in dieser Familie abspielt. Wir lesen auf FB und hören, was jeweils der eine Bruder über den anderen erzählt. Und zwischendurch ein besorgtes Telefon der Schulleitung und noch einiges mehr, worüber ich hier öffentlich nicht schreiben möchte.

Ja, Ziele hat er schon. Am Anfang waren die riesengross. Die Kollegen sind aber halt spannender als die Schulaufgaben. Er will mal gut verdienen und das nicht mit streng arbeiten. Sein Ziel wäre die ETH.
Wobei ich mich frage, ob er das nur gegenüber dem Vater sagt um ihm zu gefallen. Will er das auch, wenn er bei der Mutter ist?

Gründe für sein Verhalten sind vermutlich verschiedene.
Falsche Einschätzung, wie man als cooler Jugendlicher zu sein hat.
Gruppendruck: der Ältere war immer der Rudelführer. Diese Rolle ist anstrengend
Überfordert mit so vielen Freiheiten
Falsch vermittelte gesellschaftliche Werte und Regeln. Ich darf alles und wenn etwa schief läuft sind die anderen schuld.
Sein Verhalten hatte nie wirklich Konsequenzen. Warum also müsste er etwas ändern.

Wichtig wird sein, dass der Junge auch bereit ist, etwas zu ändern. Morgen geht der Vater wieder mit ihm essen.
Mein Vorschlag war auch: Hilfe durch dritte. Schuldenberatung, Drogenberatung.
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Beitrag von Buchenholz »

Nun, der Junge hat nach längerem Nachbohren zugegeben, dass er emotional erschöpft ist. Seine Schulden belaufen sich auf rund 1000Fr. Und mit seinem Lohn wird er es nicht schaffen, den Betrag innert kurzer Frist abzuzahlen. Er kommt schon so oder so mit seinem Lohn nicht über die Runden.
Das ganze beschäftigt ihn so sehr, das er nachts nicht mehr schlafen kann. Er hat Angst, nie mehr aus der Spirale rauszukommen. Und!!! er fühlt sich im Stich gelassen. Es sei niemand da, der ihn unterstützt.

Wenn er mit niemandem darüber spricht ist es natürlich schwierig, ihm zu helfen. Und die grosse Distanz und schlechten ÖV-Verbindungen zu seinem Arbeitsplatz machen es auch nicht gerade einfach. Sonst könnte er mal vorübergehend hier wohnen. Bis sich wenigstens die Noten so weit verbessert haben, dass er den Job nicht verliert.

Der Junge hat nun ein paar Tipps zur Auswahl. Mal sehen, was er daraus macht.
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Beitrag von Buchenholz »

Huch, dem Jungen geht es besser. Neu will er 2 x pro Woche mit Papa essen. PKZ (Papa kann zahlen) Aber dann hat er wenigstens 2 x richtig gegessen und die Gespräche mit Papa tun ihm gut.

Der Vater hat nun mit ihm einen Dauerauftrag auf ein Sparkonto gemacht, zwecks Schuldensanierung. Inkl. Abzahlungsvertrag an Papa. Die Rechnungen hat nun aber vorerst der Vater bezahlt, damit keine Mahnungen folgen.
Zusätzlich gibts jetzt ein schriftliches Budget über seinen Monatslohn sowie geplante grössere Anschaffung. Zuerst Sparen, dann kaufen.
Der Junge hat seine Freizeit anders organsiert. Zuerst Aufgaben machen, dann chillen. Kann man nur hoffen, dass er das durchzieht.
Laut Chef sei der Junge seit einer Woche wie ausgewechselt.
Und der Junge wirke wieder motiviert.

Und nun der Oberhammer. Die Mutter hat verkündet, was sie für den Jungen demnächst alles kaufen wird. (Total ca. 2000 Fr.) Sie hat aber kein Geld. Und wie wir wissen und der Junge ja auch nicht. Also wenn ihm (dem Vater) der Junge etwas bedeutet ....

Und was lernen diese Kinder: man kauft einfach mal. Irgendwer bezahlt dann schon ;-)
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Beitrag von Buchenholz »

..
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Beitrag von Delphia »

Hi Buchenholz

Diese Mutter braucht doch eine klar definierte Aufgabe/Verantwortung gegenüber ihrem Sohn. Die Frage ist für sie zumutbar? So wie Du schilderst, wird es schwierig, dies rauszufinden.
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Beitrag von Buchenholz »

Haoi Delphia

Die Mutter ist für mich gar nicht fähig, Veranwortung zu übernehmen. War sie noch nie und wird sie nie sein. Vielleicht möchte sie es, oder glaubt, dass sie es könnte. Mit ihrem verdrehten Weltbild wird das aber nie funktionieren. Zudem ist sie mit sich selbst zu beschäftigt. Aussagen von ihr sind so schräg und mit Lügen gespickt .... Eigentlich ist sie zu bedauern.
Weitere Details dann beim Treffen.


Für die Jungs ist es auch nicht einfach. Einerseits wissen sie, dass der Vater derjenige ist, der hinter ihnen steht und Verantwortung übernimmt. Andererseits leben sie nun bei der Mutter und müssen da irgendwie klar kommen. Zudem sind sie immer noch zu jung, um die Mutter ständig zu hinterfragen. Sie sind ja schon genügend damit beschäftigt, ihr eigenes ICH zu finden.
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Beitrag von Delphia »

Hallo Buchenholz

Ja, das kenne ich auch bei uns mit der Ex, leider... Komme mit ihr auch nicht weiter.
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Beitrag von Buchenholz »

Delphia, nicht ICH muss mit der Ex weiterkommen ;-)
Aber uns dünkts, sie legt den Kindern eher Steine in den Weg, anstatt dass sie ihnen und sich selber hilft.
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Beitrag von Delphia »

Hi Buchenholz

Du sagst es! Nichtsdestotrotz glaube ich, dass irgendwo etwas Positives in ihrem Verhalten in ihren Augen vorhanden ist. Ich bin auch Deiner Meinung, sie müsste selbst einsehen, dass das, was sie tut, ihren Kindern nicht gut tut.

Unsere Aufgabe könnte doch sein, ihr dies aufzuzeigen und die Jugendlichen darauf zu bringen, dass sie sich gegenüber Erwachsenen (auch gegenüber den eigenen Eltern) abgrenzen. Da kommt nun die Grundsatzfrage: Ist es meine Aufgabe? NEIN... Also bleibt mir zu akzeptieren, dass unsere jungen Erwachsenen dies schon können...

;-)
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