Extrem enge Bindung

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tepic
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Extrem enge Bindung

Beitrag von tepic »

Hallo, bin zufälllig auf das Forum gestossen und möchte gern meinen Fall schildern.
Ich habe mich nach 4 monatiger Beziehung von meiner Partnerin bereits wieder getrennt, aber es beschäftigt mich trotzdem noch sehr und versuche, mich selbst zu reflektieren, meine Sichtweisen auszuloten.
Meine ehemalige Partnerin hat ein Kind, ein Mädchen mit fast 3 Jahren.
Ich kannte sie schon einige Zeit vorher, wir haben oft was gemeinsam unternommen (mit Kind) und, wie es mit der Liebe so ist, schon hat es mich erwischt.
Ich wusste, dass es nicht immer leicht sein wird, ein anderes Kind grosszuziehen, hatte aber schon Erfahrung darin, da eine vorige Partnerin ebenfalls ein Kind in die Beziehung mitgenommen hat und diese Beziehung hielt immerhin 10 Jahre stand.
Nun war es leider so, dass die letzte Partnerin eine (meiner Meinung nach) extrem enge Bindung zu ihrer Tochter hatte.
Sie hat bis vor kurzem noch gestillt, sie hat eigentlich nur damit aufgehört, weil das Kind bald in den Kindergarten kommt. Sie trägt ständig ihr Kind herum, es braucht keinen Schritt zu Fuss gehen. Sie legt ihr Kind nieder, wenn es selber will, das ist meistens so zwischen 10 und 11 Uhr, es hängt ständig am Rockzipfel ihrer Mutter und kann sich nicht hin und wieder mal alleine beschäftigen.
Dadurch haben sich sehr selten Momente für Zweisamkeit ergeben, noch dazu wollte sie ihr Kind auch nie über Nacht zu ihren Eltern geben, obwohl sie dazu bereit gewesen wären. So hatten wir in unserer ganzen Beziehung keinen einzigen romantischen Abend.
Bitte nicht falsch verstehen, ich kann mit Kindern sehr gut umgehen und geniesse es auch, wenn sie dabei sind, aber immer?
Kann es sein, dass diese intensive Bindung kein Normalfall ist und ich als neuer Partner sehr wohl Recht auf ein bisschen Zweisamkeit haben könnte. (ich hab mir ihr darüber gesprochen, sie wollte aber keinen Milimeter zurücksteigen)
Die Luft war dann endgültig heraussen, als, (wir haben uns eine Woche nicht gesehen) meine Partnerin um 12 in der Nacht, nachdem sie ihr Kind eine dreiviertel Stunde etwas vorgesungen hat im Bett ihres Kindes eingeschlafen ist (wir hatten am selben Tag einen gemeinsamen Ausflug, bei dem sie auch wieder ständig ihr Kind trug). Ich bin aufgestanden und bin gegangen weil ich es nicht mehr ausgehalten hab.
Vielleicht bin ich auch nur zu egoistisch?
Die fehlende Liebe zu mir kann eigentlich auch kein Grund sein, da sie immer beteuert hat, mich zu lieben.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo tepic und willkommen hier im Forum

Ich gratuliere dir zur Haltung, dich selber zu reflektieren. Haben doch die Beziehungen, in die wir gehen auch viel mit uns und unseren Sichtweisen zu tun.
Ausserdem ist es für das Gelingen von Beziehungen ganz wichtig, weiter die Verantwortung für sich selber zu übernehmen. Und das hast du ja getan.
Vielleicht bin ich auch nur zu egoistisch?
Das hat eben nichts mit Egoismus zu tun, sondern damit, dass deine Bedingungen nicht erfüllt werden. Und da lohnt es sich, Konsequenzen zu ziehen, je früher desto weniger schmerzhaft.

Für eine glückliche Beziehung ist es Voraussetzung, dass der Partner an erster Stelle steht. Und das war ja nicht erfüllt.
Die fehlende Liebe zu mir kann eigentlich auch kein Grund sein, da sie immer beteuert hat, mich zu lieben.
Das mag sein. Aber erst an zweiter Stelle nach dem Kind? Da habt ihr verschiedene Werte, die nicht zueinander passen. Anscheinend hast du eine grössere Vorstellung, wie Beziehung sein kann. Und das kann sie auch.

Wenn du reflektieren willst, kannst du dich fragen, was dich hat mit dieser Frau zusammen ziehen lassen. Welche Meinung hast du dir mit dieser Erfahrung bestätigt? Da steckt Potenzial drin, das sich lohnt, aufzulösen. Gerade für eine zukünftige Beziehung.

Schöne Weihnachten!
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
tepic
Beiträge: 3
Registriert: 23.12.2010 17:42

Beitrag von tepic »

Danke, Du hast mir mit deiner Antwort eine gewisse Bestätigung gegeben.
Das Du meinst, der Partner sollte an erster Stelle stehen, wundert mich fast ein bisschen, da ich immer der Meinung war, sowas kann (darf) man als Mann von einer Frau, die Mutter ist, nicht erwarten.

Jedenfalls werde ich, sollte ich wieder in so eine Situation kommen, vorab über meine Wünsche und Vorstellungen sprechen, bevor ich eine Bindung eingehe. So kann (sollte) es auch nicht zu Enttäuschungen kommen.

Vielen Dank nochmal und schöne Feiertage an alle!
Dieter
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Nin
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Beitrag von Nin »

Lieber Tepic,

ich als Mutter weiss auch nicht so recht, ob ich sagen kann, dass mein Partner an erster Stelle kommt... gerade im Alltag kommen oft die Kinder zuerst, da sie ihre Bedürfnisse noch nicht selbst erfüllen können. (aber da meine Kinder älter werden, wachsen wir langsam da heraus). Aber langfristig gesehen, kommt mein Partner erst... ihn möchte ich auch noch bei mir haben, wenn meine Kinder dem Haus entwachsen sind. Ich möchte, dass meine Kinder sich eines Tages von mir lossagen und ihre eigenen Wege gehen, während ich mir das von meinem Partner natürlich nicht wünsche.

Abgesehen davon, kommt nach dem, was du mir schreibst, es so vor, dass deine Ex-Freudnin einen Erziehungsstil pflegt, den man oft als "Co-parenting" oder "attachement parenting" bezeichnet findet, der unter anderem langes stillen, ein "Familienbett" usw einschliesst. Mein Stil ist es nicht gewesen, auch als meine Kinder so klein waren und ich denke, esi st oft der Paarbeziehung schädlich, das Kind zum Dreh- und Angelpunkt zu machen, auch ohne Patchworksituation.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
tepic
Beiträge: 3
Registriert: 23.12.2010 17:42

Beitrag von tepic »

Hallo Nin,
ich hab im Internet recherchiert, ich kannte den Begriff "attachement parenting" noch nicht, aber GENAU DAS trifft auf die Erziehung meiner Ex-Freundin zu!
Sowas kann funktionieren, wenn beide Elternteile absolut dahinter stehen. Für einen neuen Partner, der blöderweise auch noch eigene Bedürfnisse hat und die nicht wegen dem Kind vollkommen aufgibt, ist eine derartige Situation unerträglich.

Danke für Deinen Beitrag!
Anita

Beitrag von Anita »

hallo tepic - willkommen im forum!

mein mann und ich leben die haltung von attachement parenting. dafür geben wir uns aber als paar und eltern nicht auf! auch unsere bedürfnisse sind wichtig - gleichwertig wie die unserer kinder.

...und soviel ich deinen zeilen entnehmen kann, war das in deiner paarbeziehung nicht stimmig. ich denke hier hat die patchworksituation eine enorm grosse hürde. weil ihr dem kind gegenüber eine unterschiedliche emotionale binung habt.

eine solche beziehung stelle ich mir als sehr schwierig vor.

ich glaube das attachement parenting eltern oft auch in diese aufopfernde rolle fallen und meinen, dem kind damit ihr bestes zu geben...dabei vergessen sie, dass kinder gerade auch dann von ihren eltern lernen, wenn diese sich selbst wichtig nehmen und ihre bedürfnisse ernst nehmen.

ich musste das auch erst lernen :wink: ...vielleicht lernt deine exfreundin ja auch?

auf jeden fall alles gute!

anita
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