Sobald der Vater anwesend ist ein Kind wie verändert...

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Calluna
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Sobald der Vater anwesend ist ein Kind wie verändert...

Beitrag von Calluna »

ich bin immer mal wieder im Forum am stöbern und es tut schon sehr gut von Betroffenen zu lesen, dass es auch in anderen Familien nicht einfach so reibungslos abläuft beim Zusammenziehen.
Unsere Situation: Ich bin geschieden ( seit 12 Jahren) und habe zwei Söhne im Alter von 18 und bald 16 Jahren.
Mein Lebenspartner ist verwitwet und hat auch zwei Söhne im alter von 12 und 10 Jahren.
Da ich im Ort und zum Teil zu Hause arbeite habe ich den Mittagstisch übernommen wobei seit Sommer nur noch die Kleinen da sind, meine sind beide in der Lehre.
Mein Problem ist nun einerseits die andere Erziehung meines Partners andererseits der Jüngere der offensichtlich Mühe mit mir hat.
Die Kinder sind natürlich immer sehr beschützt und auch bemitleidet worden....ein Kind das seine Mutter verliert ist natürlich ein armes Kind!
Nun ist vorallem der Jüngere ein sehr spezielles Kind...er ist ein kleiner Professor siebenmalklug und sobald ich ihm irgendetwas sage kriege ich zu Antwort: ich weiss!!
Dazu kommt, dass er extrem in seiner Welt lebt, träumt vor sich hin und nimmt einem kaum wahr.

Ein Bespiel, als mein jüngerer Sohn bereits die zweite Woche am arbeiten war fragte er doch tatsächli ob er nicht zum essen komme...der Bruder sagte dann kopfschüttelnd du weisst doch wo er bereits zwei Wochen ist???!!! Darauf er: NEIN! Das machte mich schon etwas nachdenklich wo er denn immer ist in GEdanken , wenn wir am Esstisch sitzen miteinander.

Nun verletzt es mich einfach zunehmend, dass er bei mir schweigt und oft auch in eine andere Richtung schaut, und bestenfalls mit einem kurzen Ja oder nein antwortet. Die Frage was sie heute im Schwimmunterricht gemacht haben beantwortete er ...geschwommen!! GRRRR

Sobald der Vater da ist ist er gesprächig, erzählt aber am liebsten von seinen Comicheften oder fragt den Vater zum xten Mal wo er war als der 9/11 war.....ich mag gar nicht mehr zuhören...für mich ein belangloses geplapper, um ja tiefergründige Gespräche zu meiden.

Ich fühle mich dabei einfach immer sehr ausgeschlossen und gestehe, dass ich dann oft auch weglaufe weil ich mir dann wie das 5 Rad vorkomme vorallem, wenn er dann noch auf Papas Schoss sitzt ihn abschmatzt und hunertmal versichert haben will wie lieb er ihn doch hat.

Weiss gar nicht recht wie ich mich verhalten soll , spüre aber, dass es auch unsere Beziehung recht belastet..wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht?Wie verhält man sich am besten, bin ich einfach Eifersüchtig oder bin ich zu empfindlich?
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Ria
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Re: Sobald der Vater anwesend ist ein Kind wie verändert...

Beitrag von Ria »

Hallo Calluna und willkommen unter uns Mitschreiberinnen

Ich erlaube mir, zu Deinem Beitrag ein paar provokative Fragen zu stellen, weil ich davon überzeugt bin, dass die Situationen, die wir erleben, Potenzial bergen, um uns selber besser kennen zu lernen und weiter zu entwickeln. Und unser Einfluss ist mit unserem Verhalten und unserer Meinung über die Anderen oft grösser als wir glauben.
Calluna hat geschrieben:Mein Problem ist nun einerseits die andere Erziehung meines Partners andererseits der Jüngere der offensichtlich Mühe mit mir hat.
Was ist an der Erziehung Deines Partners das Problem? Seid Ihr Euch nicht klar, welche Regeln in Eurem Heim gelten sollen? Oder müsst Ihr gleicher Meinung sein?
Das Verhalten des Jungen Dir gegenüber kann man verschieden interpretieren. Erwartest Du, dass er sich gleich wie Deinem Partner gegenüber verhält? Das ist eine Illusion! Du als Mutter weisst doch, wie speziell die Beziehung zwischen Eltern und eigenen Kindern ist.
  • Was denkst Du über Dich, wenn er seinem Vater auf den Knien sitzt und die beiden miteinander zärtlich sind?
    Was denkst Du über den Vater, der so mit seinem Sohn umgeht? Ist er so ein guter oder ein schlechter Vater?
    Wo kommst Du zu kurz? Nimmt er Dir etwas weg?
...er ist ein kleiner Professor siebenmalklug und sobald ich ihm irgendetwas sage kriege ich zu Antwort: ich weiss!!
Wieso trifft Dich das so? Legt er mit seinem Verhalten seinen Finger auf einen wunden Punkt bei Dir (von früher), mit dem er vielleicht gar nichts zu tun hat?
Sobald der Vater da ist ist er gesprächig, erzählt aber am liebsten von seinen Comicheften oder fragt den Vater zum xten Mal wo er war als der 9/11 war.....ich mag gar nicht mehr zuhören...für mich ein belangloses geplapper, um ja tiefergründige Gespräche zu meiden.
Das scheint für Dich ja nicht besonders verlockend zu sein, da mitzumachen. Musst Du ja auch nicht. Schade ist nur, wenn Du denkst:
Ich fühle mich dabei einfach immer sehr ausgeschlossen und gestehe, dass ich dann oft auch weglaufe weil ich mir dann wie das 5 Rad vorkomme ...
Was findest Du an dem Jungen interessant? Was gefällt Dir an ihm? Was machst Du wirklich gern mit ihm?
Darf es auch sein, dass Ihr in dieser Zeit nicht viel zusammen macht und sprecht?

Ich wünsche Dir einen Fokus, mit dem Du auch das Positive sehen und ihm Gewicht geben kannst. Und eines ist ganz wichtig: Je besser Du selber für Dich und Deine Bedürfnisse schaust, desto weniger bist Du abhängig vom Verhalten der Anderen. Ich weiss, das ist einfacher gesagt als getan, aber es stimmt :) Und das heisst auch, dass Du Dich nicht für die Anderen aufopferst und Dinge für sie tust, die Dir zuwider sind. Mit dem Risiko, dass es ihnen nicht gefällt. Aber muss den Kindern denn alles gefallen, was die Eltern oder Stiefeltern sagen und tun?

Ich wünsche Dir immer wieder Grund zur Freude
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Nin
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Beitrag von Nin »

Calluna, was du vom Sohn deines Freundes schreibst erinnert mich sehr an meinen Neffen.

Lange Zeit haben auch alle gedacht, ach, das arme Scheidungskind -und dass er so "komisch" war und wirklich ruhig und aufgeschlossen, nur, wenn Mama oder Oma dabei waren, und dass wirklich etwas mit ihm nicht stimmt, haben wir erst im Laufe der Jahre zugegeben.

Vor allem das erinnert mich an ihn:
Nun ist vorallem der Jüngere ein sehr spezielles Kind...er ist ein kleiner Professor siebenmalklug und sobald ich ihm irgendetwas sage kriege ich zu Antwort: ich weiss!!
Dazu kommt, dass er extrem in seiner Welt lebt, träumt vor sich hin und nimmt einem kaum wahr.
.

Mein Neffe wurde jetzt abgeklärt als Aspergerkind, das bedeutet eine Störung im Sozial- und Kommunikationsverhalten. Er ist extrem auf wiederholte Ritual fixiert, alles, was neu und anders ist bringt ihn aus dem Konzept (wie zum Beispiel dein Sohn, der jetzt nicht mehr am Mittagstisch isst) und wird ignoriert. Das Aufbauen von Sozialkontakten ist extrem schwierig und langwierig. Wenn er nicht reden will, dann tut er es nicht. (Die Antwort mit dem Schwimmunterricht klang so sehr wie mein Neffe, dass ich fast lachen musste.) Das Beantworten von offenen Fragen ist so gut wie unmöglich, weswegen Kommunikation mit einer nicht vorgewarnten Person so gut wie unmöglich ist - jeder normale Mensch hört auf, weil er denkt, dass er ihm die Würmer aus der Nase ziehen muss.

Es passt auch ins Bild, dass er mit seinem Vater immer das Gleiche bespricht und immer die gleichen Fragen stellt - auch das macht mein Neffe und es braucht eine Engelsgeduld, sich mit ihm zu unterhalten, zumal er meistens auch die gleichen Antworten hören will - wehe, du antwortest anders!

Körperlicher Kontakt zu ihm ist nur den Menschen möglich, die ihn sehr gut kennen. Empathie fehlt zum Teil völlig. Ein weiteres Beispiel ist, dass mein Neffe übertragene Redewendungen nicht versteht -erst nach Erklärung. Sagst du ihm zum Beispiel: "Na, da staunst du Bauklötze." geht er gucken, ob die Bauklötze noch da sind und mehr werden. Er ist fast 10.

Vielleicht liege ich völlig falsch, aber wie auch immer, mein Neffe hat mich sehr offen dafür gemacht, dass es Persönlichkeiten gibt, die einfach ganz anders ticken, und an die man nicht so leicht ran kommt - und das ohne dass jemand "Fehler" in der Erziehung gemacht hat.

Asperger gilt übrigens als eine Störung im Bereich des leichten Autismus. Wenn du deinen Stiefsohn in den Beschreibungen erkennst, guck mal danach. Bei meinem Neffen ist es relativ schwer, aber es gibt leichte Züge davon.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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