Horrorurlaub

Fragen, Probleme und Sorgen...
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

sofia hat geschrieben: Die Kinder klebten nur an uns, obwohl mein Freund es anders angekündigt hatte, nämlich dass sie beim Badeurlaub mit wunderschönem Strand sich beschäftigen.
Manchmal frage ich mich, ob Kinder spüren, dass wir sie gerne ein wenig los wären. Sie verstehen nicht, dass wir auch ein wenig Auszeit brauchen. Wir wollen, dass sie sich beschäftigen, weil sie uns sonst stören, weil wir unsere Ruhe haben wollen und fühlen sich dabei weggestossen und abgelehnt.
In dem sie an uns kleben, kämpfen sie um Liebe und Aufmerksamkeit.

Ich beobachtete dies jeweils, wenn ich beim Gute Nacht-Ritual etwas pressierte, weil ich noch was vor hatte. Garantiert konnte Tochter dann nicht einschlafen und stand immer wieder neben mir.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Anita,

sicher brauchen Kinder Vorbilder und Werte. Allerdings kann ich nicht alles richten, was schief liegt. Ich sehe z.B., dass der Tochter Freundschaften mit Gleichaltrigen fehlen, sie braucht dringend eine Freundin. Ein Kind, das alles besser weiß, das fordert, wie ein Fass ohne Boden, ist einfach unglaublich anstrengend, auch für Gleichaltrige.

Ich sehe es wie Aisha, ich komme um eine gewisse Erziehungsarbeit gar nicht herum. Je mehr ich mich heraushalte, um so chaotischer läuft es. Die Eltern werfen sich gegenseitig vor, es nicht "im Griff" zu haben.
Mein Problem ist: ich bin nicht nur die pädagogisch denkende Erwachsene, sondern auch ein Beziehungsmensch. Und da muss ich, was die Stiefkinder angeht, viel Geduld haben, erklären, zurechtrücken, trösten... und es kommt mir zu wenig zurück.


@buchenholz
Das können wir ihnen doch auch vermitteln: wir brauchen auch mal eine Auszeit, aber da lauert immer gleich das schlechte Gewissen bei patchies. Bei meinem Sohn habe ich es besser hinbekommen zu zeigen, ich bin auch ein Mensch mit Bedürfnissen.
Sofia
Anita

Beitrag von Anita »

hallo sofia
sofia hat geschrieben: Ich sehe z.B., dass der Tochter Freundschaften mit Gleichaltrigen fehlen, sie braucht dringend eine Freundin. Ein Kind, das alles besser weiß, das fordert, wie ein Fass ohne Boden, ist einfach unglaublich anstrengend, auch für Gleichaltrige.
vielleicht fehlt dem kind auch einfach mehr gefordert zu werden?
vielleicht ist es für das kind selbst auch unglaublich anstrengend, immer so besserwisserisch zu sein....vielleicht hat es noch selbst keine weg gefunden, ANDERS mit seinen bedürfnissen umzugehen und sie zu kommunizieren?
auch hier ist es wichtig, dass WIR vorbild sind. von uns sprechen und erzählen und vorleben (in der partnerschaft und in freundschaften) wie es auch noch geht.

meine tochter hat auch noch nicht so richtig ihre freundin gefunden....und dies obwohl sie extrem sozial ist und nicht mal der typ, der aneckt. das ist bei vielen kinder so und eher normal. man spricht nur nicht so darüber, weil man denkt, dass es so nicht sein sollte....dabei sind kinder sich selbst ja am finden und wissen oft gar nicht, wer mit welchen werten ihnen eigentlich gefällt und gut tut.
ich bin nicht nur die pädagogisch denkende Erwachsene, sondern auch ein Beziehungsmensch. Und da muss ich, was die Stiefkinder angeht, viel Geduld haben, erklären, zurechtrücken, trösten... und es kommt mir zu wenig zurück.
beziehung entsteht durch ZUHÖREN und SICH FÜR DEN ANDEREN INTERESSIEREN....es braucht nicht wirklich viel ausser etwas zeit und geduld.
wenn ich meine stiefsöhne jeweils frage, was sie so tun, wie es so läuft, welche freundin sie haben....dann spüren sie, dass ich teil haben möchte an ihrem leben...das es mich echt und ehrlich interessiert (das tut es und muss es auch, wenn ich frage). oder ich hake nach, wenn ich was höre und will es genauer wissen....dann erzähle ich von mir...wie es mir geht oder im selbe alter ergangen ist....ALL DAS schafft beziehung.


und ich weiss natürlich, dass es einfach geschriebe und gesagt ist.... ;)

seufz...
sofia
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Beitrag von sofia »

Hallo Anita,

all die Dinge, die Du beschreibst, tue ich. Und es gibt auch schöne Momente, wenn mir der Junge z.B. mit offenen Armen entgegenrennt. Ich finde zu ihm auch leichter Zugang, mit der Tochter bin ich einfach noch nicht auf einer Ebene.

Jaja, Geduld...und immer wieder auf`s Neue.
Sofia
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Wie Ihr wisst, habe icih keine Stiefkinder und deshalb leicht reden....
Aber ich habe intensive Beziehungen zu "fremden" Kindern, mit denen ich auch schon unter einem Dach gelebt habe....

Das eigene Kind liebt man doch bedingungsloser und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein leiblicher Elternteil in Verteidigungshaltung geht, wenn sein Kind "schwierig" ist und deshalb oft aneckt und kritisiert wird. Das ändert ja nichts an seiner Liebe zu dem Kind!

Was die "fremden" Kinder betrifft, habe ich hier oft den Eindruck, das eigentliche Problem sind oft nicht die Kinder mit ihrem Verhalten, sondern der oder die Ex, die dahinter steckt - mindestens aus Sicht des Stiefelterteils. Aber das ist nun ein Faktor, der überhaupt nicht zu beeinflussen ist!

Beziehung - das kann sogar mit den leiblichen Kindern mal schwierig sein! Ich habe über den Sommer in dieser Hinsicht wirklich viel erlebt und verstanden, auch wenn ich vorher schon immer behauptet habe, dass ich diese Beziehung ja suche.
Wie Anitag sagt, das Interesse muss echt sein. Und manchmal erfordert das auch, Dinge mitzumachen, für die wir von selber wenig Verständnis hätten. Ich gucke neuerdings mit meiner Tochter Castingshows im Fernsehen.... 8) Da entführt sie mich nun wirklich in ihre Welt....und es entstehen daraus jeweils ganz tolle und wirklich tiefe Gespräche! Aber natürlich nur wenn ich mich WIRKLICH darauf einlasse und mich innerlich zurücknehme in meinem eigenen Urteil. Dann kann ich mich plötzlich austauschen mit ihr als gleichwertigem Gegenüber, darf auch meine Meinung sagen, ihre hören, ohne dass sich einer angegriffen fühlt.

Ich glaube das Problem bei dem "Beziehung leben" ist doch oft, dass wir Erwachsenen schlecht von unserem hohen Ross herunter kommen: wir wissen es ja doch besser. WIR wissen wie es richtig ist.
Na ehrlich, auch nicht immer, oder?
Aber mit so einer Haltung bleibt es eben doch Er- statt Beziehung....

Die schwierigen Kinder übrigens, die hier oft geschildert werden....Baby One, was ist das POSITIVE an dem Jungen? Was magst Du an ihm wirklich gern? Kannst Du da ansetzen?
Die Jungs meiner Freundin sind auch sehr schwierig gewesen in mancher Hinsicht. Beide auf ihre Weise, der eine aggressiv, der andere hinterhältig. Mein Mittlerer im gleichen Alter, ein Sensibelchen, für das Aggression ein Fremdwort war und ständig am heulen....Das war richtig stressig!
Ich habe allerdings damals sehr gut verstanden, warum das so ist: die Konkurrenz zwischen Zwillingen, von denen der eine einen Kopf grösser und stärker ist als der andere. Und diese beiden Jungs hatten und haben ganz liebenswerte Seiten, mit denen sie uns immer wieder überrascht haben. Der Grosse mit seinen ganzen Aggressionen wurde gegenüber meinem neugeborenen Jüngsten zum Beschützer und total sanft. Der kleiner Zwilling ist ein extrem schlaues Kerlchen und ein sehr treuer Freund. Jetzt sind sie fast 11 und die "Macken" haben sich ziemlich ausgewachsen ;-)

Sie waren fast den ganzen Sommer hier und manches nervt mich auch extrem, insbesondere wie sie sich gegenüber ihrer Mutter verhalten (eine sehr grosse Anspruchshaltung besonders finanziell). Ich habe die Beziehung zu ihnen und kann sie miterziehen, einfach indem ich mit ihnen rede. Von mir nehmen sie manches an, was sie bei ihrer Mutter ablehnen (wie meine Kinder auch von ihrer Mutter!). Und es sind heute spannende und nachdenkliche Gespräche.

Ich glaube, der Unterschied zu einem "Stiefkind" ist, dass es da keine Ex gibt, auf die ich eigentlich sauer bin und über die ich mich via ihrem Kind aufrege. Ich sehe sehr gut, was meine Freundin toll schafft und viel besser als ich und wo sie ihre Defizite hat. Aber sie ist meine Freundin, ich verstehe sie und schätze sie enorm. Da kann ich zwar sagen: ja, manches hat sie nicht im Griff und deswegen sind ihre Jungs so. Aber es macht mich natürlich nicht wütend!
Und na klar trage ich auch keine wirkliche Verantwortung für diese beiden!
Ausserdem gibt es das Thema Eifersucht auf die Kinder natürlich in einer Freundschaft überhaupt nicht...

Ich schreibe das so ausführlich, weil ich denke, dass viele Probleme mit den Kindern des Partners ihre Ursache an einer ganz anderen Baustelle haben als die Kinder selbst.....Das erlebe ich selber auch mit meinem Freund....Wenn man es sich bewusst macht, wird es vielleicht ein wenig einfacher?
Anita

Beitrag von Anita »

Ich schreibe das so ausführlich, weil ich denke, dass viele Probleme mit den Kindern des Partners ihre Ursache an einer ganz anderen Baustelle haben als die Kinder selbst.....Das erlebe ich selber auch mit meinem Freund....Wenn man es sich bewusst macht, wird es vielleicht ein wenig einfacher?
genau so sehe ich das und so musste ich mir das irgendwann eingestehen.
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Beitrag von BabyOne »

Hallo Carlotta,

was er liebenswertes hat... ehrlich gesagt, ich sehe da nicht mehr viel. Das ist ja das Problem. Ich weiß dass er im Innersten ein Kind ist, dass Liebe geben und bekommen will. Nur leider zeigt er diesen Teil seit Jahren immer weniger. Er schneidet Grimassen, ist übertrieben albern, hört nicht zu, macht nicht was man ihm sagt, meckert und nölt pausenlos, ist kaltherzig, agressiv und danach dann völlig uneinsichtig. Er findet immer eine Begründung warum er wieder einmal grob werden musste und warum alle anderen schuld sind und er nicht. Mein Gefühl ist, dass sein nettes Ich immer mehr verschwindet und die Maske des Bösen an ihm festwächst, bis er sie nicht mehr abnehmen kann. Was ist dann der "echte" Charakter eines Menschen - das was potentiell bei anderer Erziehung aus ihm hätte werden können, oder das was er tagtäglich zeigt und wie er sich verhält? Ab welchem Alter ist ein Mensch für seine Handlungen und sein Verhalten selbst verantwortlich? Wie lange kann man den Bonus des Kindes in Anspruch nehmen, das halt noch nicht weiß was es da tut?

Gottseidank ist mein Freund inzwischen in der Lage seiner Ex deutliche Grenzen zu setzen. Früher hat sie massiv in unseren Alltag eingegriffen, da war ihr Sohn immer wieder ein Vehikel mit dem sie bei uns eingebrochen ist. Das ist aber vorbei. Die Probleme die ich mit ihm habe, kommen ganz klar aus seinem eigenen Verhalten und nicht daher weil ich ihn als Stellvertreter seiner Mutter sehen würde. Ich glaube ich kann ehrlich sagen, wenn er sich wie ein durchschnittliches, normales Kind verhalten würde, wäre mein Verhältnis zu ihm ganz anders. Nicht wie das zu meiner Tochter, aber herzlich und freundlich.

All das was Anita sagt stimmt schon, aber ich glaube kein Mensch kann jahrelang immer nur geben ohne etwas zu bekommen. Das ist die Crux, und das ist die Grenze dieser Methode von "bau erstmal eine Beziehung auf, dann wird das schon". Wir sind alle keine Heiligen, und irgendwann muss der Einsatz auch einmal belohnt werden. Der Junge ist jetzt fast zehn Jahre alt, und sein Verhalten ist seit er drei war problematisch - das sind jetzt fast sieben Jahre, in denen ich mich um ihn gesorgt und gekümmert habe wie um ein eigenes Kind. Jahrelang habe ich ihn an den Besuchswochenden vom Kindergarten und vom Hort abgeholt, zur Therapie gebracht, bin selber zur Familientherapie gegangen, habe ihm Spielzeug und Geschenke gekauft, ihn erzogen, überlegt womit ich ihm eine Freude machen könnte... Und nun sehe ich, dass wir im Grunde kaum einen Einfluss auf ihn haben, weil seine Mutter einfach die viel größere Rolle spielt, und da sie blockert, ändert sich bei ihm nichts.

Sein problematisches Verhalten besteht ja nicht nur mir gegenüber, sondern überall da wo er sich in eine Gruppe einfügen muss und wo Ansprüche an ihn gestellt werden, es ist also nicht in erster Linie ein Beziehungsproblem zwischen ihm und mir, sondern ein Problem der mangelnden Reife und Entwicklung bei ihm. Und mein Problem ist, dass ich die Auswirkungen davon auf mein Leben nicht mehr tolerieren mag. Ich hab es einfach satt...
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo carlotta
Danke für Deinen Beitrag! Du erinnerst uns damit an die Stiefmutter-Problematik, die wirklich eine Herausforderung ist:

- wir lieben einen Mann mit Kindern, können diese aber nie so lieben wie unsere eigenen und fühlen uns dafür manchmal schlecht, auch wenn das ganz normal ist.

- wir haben manchmal das Gefühl, uns zu opfern und fühlen uns betrogen, wenn die damit verbundene - unausgesprochene - Erwartung nicht erfüllt wird. Das kann dazu führen, dass wir bereuen, zu viel gegeben zu haben. (Bei den eigenen Kindern erwarten wir keine oder weniger Dankbarkeit für all das, was wir für sie tun :? )

- wir tun etwas für die Stiefkinder und wollen sie damit ändern. Wenn sie das aber spüren, müssen sie Widerstand leisten.

- wir wollen, dass der Vater/unser Partner uns recht gibt, wenn wir über seine Kinder schimpfen. Wir sehen dann nur noch das Negative, weil wir uns überfordert fühlen.
Aber bitte: Was würden wir über ihn denken, wenn er seine eigenen Kinder so blöd fände, wie wir vielleicht in diesem Moment? Dann hätte er bei uns doch auch verloren!

- wir haben manchmal höhere Ansprüche an Ordnung und Familienregeln, weil wir auch oft mehr Zeit zu Hause sind oder uns einfach mehr dafür verantwortlich fühlen (und uns für die anderen schämen, wenn jemand zu Besuch kommt :? ) als unsere Partner. Deshalb stört es uns auch mehr. Aber unter uns gesagt: Mein erster Mann war extrem ordentlich, und das war noch schlimmer! Und ausserdem ist die Arbeit im Haushalt halt immer noch sehr geringgeschätzt. :cry:

- wir wollen nicht die böse Stiefmutter sein und haben es dadurch schwer, uns abzugrenzen, gut für uns zu schauen, für unser Glück zu sorgen... und werden dann böse auf die anderen...

- und das ist noch nicht alles :?

Ich bin überzeugt, dass die Basis jeder Patchworkfamilie die Paarbeziehung ist. Wenn dort etwas zu bearbeiten wäre, reagieren die Kinder sofort wie Seismographen. Diese zeigen an, dass etwas ist, aber sie sind nicht das Problem.

Dann kommt mir noch etwas anderes in den Sinn: Meine Tochter hat etwa mit drei Jahren die anderen Kinder im Sandkasten gebissen. Unmöglich! :oops: Ich war völlig hilflos, wusste nicht, was machen, habe alles ausprobiert... und habe meine Freundin und Nachbarin dafür geliebt, dass sie sie trotzdem noch gern hatte. (Erst im Nachhinein wurde mir klar, welches Problem von uns Eltern sie so belastet hatte :cry: ) Was bin ich froh, war es nicht mein Stiefkind! Ich weiss nicht, was ich alles gedacht hätte.

Ich wünsche uns allen immer wieder etwas, über das wir uns freuen können.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, Ria, das stimmt!
Auch unabhängig von meiner Beziehung waren meine Drei nciht immer ganz einfach. Es gibt hier im Forum ein paar Beiträge über meinen Jüngsten, der früher der Horror von jedem Kindermädchen war.....Er hat sie gebissen, geschlagen, ist weggelaufen - und das mit 5 Jahren! Gegenüber jungen Frauen von 17 bis 25 Jahren! NULL Respekt!

Überhaupt war der Kleine in seiner Kindergartenzeit nicht einfach und auch mir gegenüber aggressiv. Ich war immer froh, wie liebevoll mein Partner ihn trotzdem angenommen hat und die Ursachen für dieses Verhalten nie in meiner Erziehung gesucht hat. Er hat mir seine Sicht der Dinge geschildert und mit mir gemeinsam überlegt, aber er hat weder den Vater noch mich dafür verantwortlich gemacht.
Nun ist Junior in der 2. Klasse und das Thema hat sich ausgewachsen.

Auch unsere eigenen Kinder können phasenweise extreme Probleme haben, und selbst wenn man die Ursache kennt, kann man sie oft doch nicht ändern!
Ich weiss, es kann schwer fallen, wenn es dann noch fremde Kinder sind, sie immer liebevoll zu betrachten. Professionelle Pflegeeltern bekommen für sowas sozialpädgogische Unterstützung und in Patchworkfamilien ist man damit allein....

BabyOne, ich glaube es ist ganz verständlich dass Du an Deine Grenzen stösst. Die Frage ist nur, was ist die Konsequenz daraus. Wird das Kind zu einem Konfliktfaktor in Eurer Familie? Zu einem Streitpunkt zwischen Dir und Deinem Mann? Welche Rollen nehmt Ihr alle ein, die auf die eine oder andere Weise unter seinem Verhalten leiden?
Die Mutter mag teilweise verantwortllich sein, aber daran kann niemand von Euch etwas ändern! Eigentlich könnt Ihr nur über Euren Umgang mit dieser Problematik nachdenken und das habt Ihr selber in der Hand!
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Beitrag von BabyOne »

richtig Carlotta- Ein Konfliktpunkt ist er längst, wobei mein Freund ja selber oft genervt ist und durchaus sieht dass das Verhalten seines Sohnes nicht toll ist. Ganz ehrlich - dass wir diesen Urlaub als Paar überlebt haben war schon eine besondere Leistung. Dass ich in die Rolle der bösen Stiefmutter gerutscht bin habe ich ja auch schon bechrieben. Dass wir die Ex nicht ändern können ist klar, das Kind können wir offensichtlich auch nicht ausreichend ändern weil er eben nicht bei uns lebt und unser Einfluss begrenzt ist. Im Grunde kann man es nur falsch machen: erzieht man ihn so wie die Ex es tut ist es schlecht, erzieht man ihn anders, stürzt man ihn in Konflikte.

Meine Konsequenz daraus ist eben die dass ich versuche mich vor weiteren Belastungen zu schützen. Ich habe mich immer stark eingebracht, und das versuche ich zurück zu fahren. Ich werde sicherlich in nächster Zeit auch noch einmal die Beratung der Psychotherapeutin in Anspruch nehmen und hören, was sie zu dem Schlamassel sagt. Die normalen Besuchswochenenden werden wir hoffentlich einigermaßen überstehen, dazu kommt dass ich in nächster Zeit viel Arbeit habe und sowieso etliches am Wochenende werde machen müssen, so dass mein Freund dann in der Zeit ohnehin die Kinder auch mal ohne mich betreuen muss. Und was die Urlaube angeht, weiß ich definitiv, dass ich so einen Urlaub wie den letzten nicht mehr mitmache. Im Übrigen habe ich in meinen Patchworkjahren gelernt, dass es nichts bringt zu weit in die Zukunft zu planen und sich Gedanken zu machen, denn entweder kommt es ganz anders als man dachte oder zumindest kann man nicht verhindern dass es so kommt wie es kommen muß.
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Beitrag von carlotta37 »

BabyOne, ich will Dich damit überhaupt nicht angreifen, aber ich finde das einfach nur wahnsinnig traurig, wenn man an einem Kind keine liebenswerten Momente mehr entdecken kann. Das muss eine sehr schwere Situation für Euch alle sein!

Meine Grosse benimmt sich so abscheulich gegenüber meinem Partner und natürlich trifft ihn das auch. Aber auch wenn er es nur noch am Rande miterlebt, soweit ist er noch nicht, dass er ihre Stärken und guten Seiten nicht mehr sieht! Zum Glück, denn egal wie schwer sie es uns macht, das würde mich als Mutter wirklich zerreissen und mir unendlich weh tun.
Ich glaube Dir jedes Wort, aber ein 10jähriger? JEDES Kind hat liebenswerte Seiten!
Vielleicht ist das überheblich, das so zu behaupten. Und ich will damit auch gar nicht sagen, dass ich nicht an Deiner Stelle genauso belastet wäre wie Du, BabyOne! Aber irgendwie tut mir der Junge auch leid.

Du musst Dich sicher schützen. Aber gäbe es nicht irgendetwas, was der Vater mit seinem Sohn allein machen könnte und was die Stärken des Jungen ans Licht bringt? Etwas, das ihm Selbstwertgefühl gibt, ihn fordert aber ihm auch die Grenzen aufzeigt?
Ihn zu ändern, ist sicher an den Wochenenden bei Euch nicht möglich, aber Ihr könnt ihm ein paar sehr positive Erlebnisse und Anregungen mitgeben, die vielleicht später in seinem Leben mal wirken.

Meine Freundin ging damals mit ihrem hinterhältigen kleineren Zwilling genau deswegen reiten: die Fürsorge für das grosse Tier, das ein Gespür hatte für den kleinen Fiesling, das er aber mit ruhigem und gekonntem Verhalten dazu bringen konnte, ihm zu gehorchen: daran hat der Junge viel gelernt! UND hatte einen Grund stolz zu sein!
Der Grössere, der seine Kräfte nicht richtig einschätzen konnte, ging zum Judo - für ihn genau das richtige. heute spielen beide Fussball und gelten als sehr sozial in der Gruppe!
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, du hast einiges sehr gut beschrieben und ich habe das durch aus an meinen Stiefkindern auch so erlebt: oft ist mehr die Situation, die mich nervt als die Person.

Auch meine Kinder sind bei weitem nicht immer einfach, besonders mein Jüngster ist eine wandelnde kleine Zeitbombe, die regelmässig explodiert: erst vorgestern ist er total ausgerastet, weil er vor seinem Bruder und in ihrem (und nicht in unserem Badezimmer!) duschen wollte. Als Erinnerung an die Ex empfinde ich seine Kinder nun überhaupt nicht. Manchmal tut es mir auch weh, wenn ich sehe, dass mein Partner an meinen Kindern nicht so Freude hat wie ich, dass er sie nicht (oder selten) knuddelt... dass er sich nicht so für ihre Schullaufbahn interessiert... Aber er macht hin und her viel für sie, er holt und bringt am Freitag zur Schule (zu Fuss sehr weit!), isst mit den Kindern zu Mittag, wobei er sie bekocht, weiss, wann sie Fussball spielen und wie ihre Freunde heissen, die bei uns immer alle willkommen sind. Sicher ist auch er manchmal enttäuscht, dass ich seine Kinder nicht als Freudenquell empfinde oder seinen Sohn doch eher kritisch betrachte - aber er gibt es mir nicht zu spüren. Ich hüte mich, seine Kinder sehr zu kritisieren, weil ich sehe, wie empfindlich ich in Bezug auf meine Kinder bin: ich liebe sie so, wie sie sind und auch, weil sie so sind, wie sie sind (und nicht obwohl!) Und dieses Recht hat er auch mit seinen Kindern.

Manchmal hilft der Blick von aussen. Neulich war eine Bekannte von mir da und ich wollte ihr die Falttür zeigen, die wir im Fernsehraum eingebaut haben - und da stand mein Stiefsohn hemdlos und bügelte. Nun ist mein 22-jähriger Stiefsohn hemdlos sehr ansehnlich, was er auch weiss. Sie meinte dann heute in einem ganz anderen Zusammenhang zu mir: "Nicht übel, so einen netten, jungen Mann zur Hand zu haben, noch dazu ohne Hemd - und der seine Hemden bügelt..." Wir haben sehr darüber gelacht - aber es stimmt schon: mich nervt der junge Mann immer wieder ungeheuer, weil er seinen Kram überall rumfliegen lässt und gerade mal wieder das Wohnzimmer in ein Zeltlager verwandelt hat, weil er mit Geld so leichtsinnig umgeht, weil er so überintelektuell ist, weil er raucht und sich für was besseres hält... aber eigentlich ist er ganz ok. Meine Stieftochter auch, trotz ihres Hippielooks und ihrer Faulheit. Und mein Grosser auch, trotz seiner Fussball- und Pokemonliebe und der Kleine trotz seiner Wutanfälle und seiner Vergesslichkeit...
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Beitrag von rosenblühte »

Manchmal tut es mir auch weh, wenn ich sehe, dass mein Partner an meinen Kindern nicht so Freude hat wie ich, dass er sie nicht (oder selten) knuddelt...
komisch das ist bei uns immer andersrum gewesen .. abstand meiner kleine zu seinem : jüngstem 9 jahre. meine ist offen knudelt.Sie ist mit 2 jahren eingewachsen. nur seine sind nach 2 mama´s zu mix bereit gewesen. ( und mama im hintegrund .... ka was das gelaufen ist. )

ja immer alles schwierig. wen du versuchst den anderen zu helfen und darüber dich und deine kinder vergisst - dumpfes gefühl - dann ist was faul ! und klappe halten - abwarten - hoffen- hilft nicht - meine erfahrung!
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Beitrag von BabyOne »

aber ich finde das einfach nur wahnsinnig traurig, wenn man an einem Kind keine liebenswerten Momente mehr entdecken kann. Das muss eine sehr schwere Situation für Euch alle sein!

Das ist traurig, das kann man wohl sagen. Aber ganz ehrlich kann ich im Moment nichts anderes sagen als dass es eben so ist.

was der Vater mit seinem Sohn allein machen könnte und was die Stärken des Jungen ans Licht bringt? Etwas, das ihm Selbstwertgefühl gibt, ihn fordert aber ihm auch die Grenzen aufzeigt?

Carlotta, das versuchen wir ja schon dauernd. Zur Kommunion haben wir ihm dieses Jahr im Gegensatz zu allen anderen nicht ein teures Elektronik-Spielzeug, sondern ein Erlebnis geschenkt, nämlich einen Besuch im Kletterpark - das wird ja auch gerne für Management-Trainings gemacht, weil es das Selbstvertrauen stärken soll etc. Wir waren kurz vor dem Urlaub an einem Wochenende zelten auf dem Grundstück von Freunden. Wir waren bei gutem Wetter oft im Freibad, damit er sich austoben kann. Wir überlegen immer, was man Schönes mit ihm unternehmen könnte. Mein Freund wollte seit Jahren mit dem Jungen zum Judo gehen - das wäre genau das richtige für ihn, weil er er immer gerne rangelt und auch der Ergotherapeut damals meinte, es tut ihm gut viele spielerische Übungen mit schieben und drücken zu machen. Die Mutter war aber dagegen, weil Judo der Sport des Vaters ist, und deswegen ist nichts draus geworden.

Ohnehin bestimmt ja die Mutter allein was er für Hobbys haben darf, und wenn sie ein Hobby ausgesucht hat, dann muss er das auch wollen. Das ist ja ein Teil der Problematik bei ihr, sie lässt ihm keinen Freiraum sich zu entwickeln, nicht einmal wenn es um seine Hobbys geht. Zum Beispiel hat sie ihm eingeredet dass er Gitarre lernen sollte, nach drei Stunden war klar dass er das nicht will (ich war schon vorher der Ansicht, sie sollte lieber erstmal längere Zeit eine musikalische Früherziehung mit ihm machen und vielleicht ein Instrumentenkarussel, weil er null Gefühl für Rythmus und Melodie hatte), aber er musste es dann ein Jahr lang weiter machen - nachgegeben hat sie erst, als sich herausgestellt hat, dass er vom Hort aus nicht zum Gitarrenunterricht gegqangen ist wie er sollte, sondern sich in der Zeit auf der Straße herumgetrieben hat...

Bisher haben wir diese Unternehmungen (Kletterparketc. ) immer als Familie gemacht. Der Junge fand das auch immer toll. Aber das alles hat nicht verhindert dass der Urlaub so war wie er war, und dass der Junge so aggressiv ist wie er ist. Im Kletterpark zum Beispiel war er ganz begeistert - und direkt danach stand ich ein paar Minuten mit beiden Kindern herum weil wir noch auf den Papa gewartet haben. Da hat meine Tochter ein Loch im Boden entdeckt und wollte dort spielen - und der Junge geht hin, springt mit hinein und versucht sie hinauszudrängeln -Begründung: er darf ja wohl auch da spielen, und nicht immer nur sie! Ich habe ihm dann gesagt: nein, sie hat die Stelle zuerst endeckt, entweder íhr könnt friedlich zusammen dort spielen oder du mußt warten bis sie fertig ist. Schon ist er wieder stinkig und megaschlecht gelaunt. Als meine Tochter dann den Platz frei gemacht hat, sagte ich ihm: siehst Du, jetzt ist der Platz frei, jetzt kannst du dort spielen. Natürlich wollte er dann nicht mehr, denn es ging ihm einfach nur darum der kleineren Schwester den Platz streitig zu machen, es ging überhaupt nicht darum wirklich an diesem Platz spielen zu wollen. Und das eben, nachdem der ganze bisherige Tag sich eigentlich vor allem um ihn gedreht hatte und er wirklich tolle Sachen machen und erleben durfte. Du kannst Dir vorstellen wie er ist wenn es sich nicht um ihn dreht...

Ich weiß ehrlich nicht was man noch mehr machen könnte. Das einzige ist eben dass der Vater mehr mit ihm alleine macht, und das ist genau das was ich auch hoffe - ich will nicht dauernd dabei sein müssen und alles mitbekommen müssen. Das ist ja eben das was ich meine wenn ich sage, ich will mich zurück ziehen, ich will meine Ruhe haben. Ich verlange ja nicht dass mein Freund seinen Sohn nicht mehr sieht, aber ich würde ihn gerne möglichst nicht mehr so viel sehen müssen. Ich habe meinen Freund auch schon darauf aufmerksam gemacht, dass es im Schüler-Ferienprogramm unserer Stadt auch Vater-Sohn-Ausflüge gibt. Das fand er auch gut und hat ihm schon angekündigt, dass sie nächsten Sommer vielleicht einmal so einen Abenteuer-Trip zu zweit machen werden. Aber das ist ja nun erst in einem Jahr... bis dahin kommt bei uns ein neues Schuljahr, in dem über den Übertritt an die weiterführende Schule entschieden werden wird, und wo er sicher viel Druck und Frust erleben wird, und bis jetzt war es noch in jedem Schuljahr so, dass sein Verhalten sich im Herbst einige Zeit nach Schuljahresbeginn deutlich verschlechtert hat.

Manchmal wünsche ich mir, dass irgendetwas richtig Gravierendes passiert (in der Schule, bloß nicht bei uns), damit mal irgendwelche öffentlichen Stellen eingreifen - dass das Jugendamt kommt und Druck macht oder der Junge und seine Mutter einmal ein paar Wochen in eine stationäre Therapie gehen oder irgend so etwas, damit doch noch irgendwas geschieht um die Situation zu verbessern.
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Beitrag von Buchenholz »

BabyOne hat geschrieben:... Begründung: er darf ja wohl auch da spielen, und nicht immer nur sie! .... Natürlich wollte er dann nicht mehr, denn es ging ihm einfach nur darum der kleineren Schwester den Platz streitig zu machen, es ging überhaupt nicht darum wirklich an diesem Platz spielen zu wollen....
Es geht um Macht. Zu Hause hat die Mutter die TOTALE Macht über ihn. Und bei euch möchte ER mal Macht ausüben.
Seiner Mutter kann er nicht widersprechen. Bei euch kann er es, denn euch muss er nicht gefallen.

Dein Mann muss sich mal bei der Schule melden und kommt wohl nicht um ein Gespräch mit der Schulleitung herum. Er soll dafür sorgen, dass der Junge von der Schule aus zu einem Schulpsycholoegn kommt.
Wohnt ihr in Deutschland, dann soll er sich beim Jugendamt melden
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