Das 5. Rad am Wagen...

Alles rund um die Partnerschaft
Minchen
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Das 5. Rad am Wagen...

Beitrag von Minchen »

Hallo Patchworkers,

kennt ihr das auch? Dass ihr euch fühlt als seid ihr das 5. Rad am Wagen?
Das wichtigste scheint zu sein dass euer Stiefkind dabei ist. Ob ihr dann könnt ist so ziemlich egal. Und so wird sich dann nach den Tagen gerichtet wo das Stiefkind da ist, damit dieses nichts verpassen muss!

Ich bin das so satt, ich fühle mich wie abgeschoben, wie nicht gebraucht in der Familie, denn hauptsache ist ja dass das Stiefkind dabei ist.

Das macht mich so wütend und traurig...

Wie lernt man damit umzugehen??
aisha

Beitrag von aisha »

Hallo Minchen,

wie ich damit umgehen muss, dass weiss ich nach 6 Jahren "Stiefkindererfahrung" auch noch nicht immer!

Ich fühle mich sehr oft so wie du, obwohl meine Stiefkinder eigentlich erwachsen sind.

Ich für mich habe es so gelöst, dass ich unterdessen auch nicht mehr so viel Rücksicht nehme. Ich organisiere mir meine Termine, wenn sie nicht zusammenpassen..jä nu..

Reden mit meinem Partner... das habe ich auf tausend und zurück probiert.. das einzige, was dann kommt, ist, du bist nur eifersüchtig auf meine Kinder.

Dann gibt es wirklich nur etwas, schau zu dir selber und geniess die Zeit, die du dann mit deinem Partner hast umso mehr.

Kopf hoch!
Kop
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo Ihr beiden

Was habt Ihr für ein Männerbild, das da wirkt? Wie sollte ein Mann sein - und mit seinen Kindern?
Ich beobachte, dass diese Situation für den Mann immer sehr schwierig ist: Kümmert er sich nicht um die Kinder ist er ein schlechter Vater, kümmert er sich, ist die Frau eifersüchtig.

Worauf eigentlich? Was nehmen ihr die Kinder weg?
Wir wissen doch, dass die Liebe zum Kind eine andere ist. Und Liebe gibt es genug.
Kommt die Frau zu kurz, wenn der Vater gerne Zeit mit den Kindern verbringt?

Kommt diese Situation auch dann vor, wenn Ihr gut für Euch schaut?
Geniesst Ihr die Zeit auch mal, wo Ihr einfach allein das tun könnt, und auf niemanden Rücksicht nehmen braucht? Es lohnt sich! Und macht uns erst noch attraktiv. Dann kann der Mann wieder gerne mit uns sein, weil er das möchte, und nicht, weil er das sollte.

Darüber diskutieren heisst in diesem Fall eben meistens: Mit Vorwürfen quetschen.
Und wenn der Mann da nicht mitmacht, zeigt er seine Stärke. Und ehrlich gesagt, wir wollen als Partner auch keinen Schlappschwanz, oder?

Ich wünsche Euch viel Spass dabei, Euch selber gut zu schauen und dabei für Euer Glück zu sorgen - niemand kann es so gut wie wir selber!
Herzlich
Ria
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Anita

Beitrag von Anita »

da schliesse ich mich an...

als ich vor 13 jahren mit meinem mann zusammen gekommen bin, nagte das gefühl vom 5. rad am wagen auch an mir...

AN MIR
- es ist MEIN problem....also muss schon ich auch schauen, dass es mir besser geht.

gemeinsam mit der systemischen beratung kamen wir auf die idee, diese wochenenden nicht immer zusammen zu verbringen. irgendwie waren wir der klassischen "heile-welt-familien-idee" auf den leim gegangen und haben alternative lösungen gar nicht in betracht gezogen gehabt....

als wird dann den tag getrennt genossen haben und uns nur noch abends zum essen getroffen haben, entspannten sich mit der zeit alle und es war auch wieder möglich gemeinsam zu lachen und zu geniessen :)

denkt patchwork-mässig und werdet kreativ. findet eure lösung und versucht nicht etwas zu leben, was nicht ist. einige von euch, haben sich nicht ausgesucht und alle beziehungen brauchen zeit und individuelle lösungen ;)

setzt euch doch zusammen und notiert mal, wie eine wochenendplanung ausschauen könnte, sodass die bedürfnisse aller berücksichtig werden....BESTIMMT gibt es ein modell das passt!

viel erfolg!
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo Leute

Sicherlich alle gute Tipps, aber ich weiss aus Erfahrung, dass das seine Zeit braucht, so zu denken.
Ich kenne diese Gefühle auch, und ich brauchte Jahre um es anders zu sehen.

Zudem gibt es noch die Katergorie Männer, welche die Zeit zusammen mit der Freundin/Frau und seinen Kindern verbringen möchte. Nicht alle wollen wenn die Kinder kommen alleine mit ihnen sein.

Ich denke das ganze ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen passiert. Auch denke ich, ist es für eine Frau ohne Kinder schwerer wie bei einer Frau welche selbst eigene Kinder hat.
Das Verständnis gegenseitig vermute ich, ist grösser.

Sonst kann ich Anitas Posting nur unterstreichen. Schau gut zu dir, minchen.

grüsse
15 Jahre Patchworkerfahrung
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Nin
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Beitrag von Nin »

Auch wenn es mit noch manchmal schwer fällt, so finden wir doch mehr und mehr Wege dazu. Mir hilft es enorm, dass wir beide Kinder haben. Seine Tochter ist jede Woche von Donnerstag bis Sonntag bei uns. Jedes zweite Wochenende, wenn sie hier ist, sind auch meine Kinder. Dann ist es halt nicht so ruhig, und dann ist es auch manchmal schön, wenn mein Partner zum Beispiel zu den Fussballmatches meiner Jungs mitkommt.

An den Wochenenden, an denen meine Kinder nicht da sind, profitiere ich oft, entweder, um in Ruhe zu arbeiten und zu korrigieren oder in die Stadt zu gehen oder zur Epilation ;).

Dann kann er ganz für sein Mädchen da sein.

Aber auch an den "volleren" Wochenenden versuche ich, Momente frei zu machen: am Sonntag hatte mein Kleiner Geburtstagsfeier und ich wusste ab 16 Uhr geht nichts mehr und da brauche ich auch meinen Partner. Damit er aber trotzdem auch Zeit für seine Kinder hat, bin ich vorher mit dem Hund raus - das macht sonst immer er - so wurde eine halbe Stunde frei...

Samstag spielen meine Jungs immer Fussball, und ich freue mich, wenn wir sie zu zweit anfeuern. Aber es geht oft nicht: Arbeit, Haushalt, seine Kinder... Also freue ich mich, wenn es geht und klage nicht, wenn nicht. Aber eben, es hilft sehr, dass wir beide Kinder haben und beide auch Zeit für sie brauchen.

Und doch fällt es auch mir schwer, wenn sein Sohn immer nur an den Wochenenden aus dem Studium kommt, wenn meine Kinder da sind, seinen Papa stundenlang mit Beschlag belegt und morgens über den Lärm motzt. Es ist nicht immer leicht, Distanz zu haben und zurückzustecken. Ich finde, es wird einfacher, wenn der Partner es anerkennt. Mein Beispiel ist bei uns das Skifahren: meist fahre ich allein mit meinen Jungs, weil er eben für seine Tochter zu Haus sein will. Aber, wenn ich abends müde von der Piste zurückkomme, kann ich mich in die Badewanne legen und mein Partner bekocht uns alle... er weiss, dass ich den Stress, alleine mit beiden Kindern zu fahren auf mich nehme, damit er mit seinen Kindern ruhige Zeit (also ohne meine!) hat.

Noch etwas fand ich, hilft: explizit sagen, was man tut und was man erwartet: Heute nachmittag lese ich auf dem Balkon und lasse euch völlig in Ruhe, aber dann fände ich es schön, wenn wir am Abend zusammen ein DVD gucken... oder auch: können wir jetzt etwas gemeinsam machen und dann gehe ich heute abend allein ins Kino?
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Auch wir sind noch nicht so weit. :?

@ Nin: Du bist für mich immer wieder ein gutes Beispiel. Es gefällt mir sehr. Ich komme schon noch dazu....

Schönen Tag an alle
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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Ria
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Beitrag von Ria »

Guten Morgen in die Runde

Ja, es braucht wirklich Zeit, bis jede Patchworkfamilie ihr eigenen Strukturen gefunden hat.
Und die grosse Herausforderung dabei ist halt, dass da auch viele unbewusste Erwartungen wirken.
So haben wir jahrelang Ferien mit dem gesamten Patchwork gemacht, uns dabei immer wieder überfordert gefühlt und einander dafür Vorwürfe gemacht. Bis wir herausgefunden haben, dass wir diesem Idealbild nicht entsprechen müssen.
Heute mache ich alleine Ferien mit meinen Töchtern, Ferien mit ihm... so wie wir das wirklich wollen und die Bedürfnisse unter einen Hut bringen. :lol: Und wir geniessen es alle!

Mich selber hat es weiter gebracht, als ich realisiert habe, dass ich damals einen Mann mit Kindern gesucht hatte, nicht nur um Verständnis für Elternschaft zu finden, sondern auch um ihn quasi zu "retten" und über mich etwas beweisen zu wollen. So à la Helfersyndrom :cry:
So meinte ich dann auch vergeblich, er müsse dauernd dankbar sein - aber das funktioniert nicht.

Heute übe ich mich darin, ihm nur noch das ungefragt zuliebe zu tun, was ich GERNE machen kann (ist manchmal auch meine freie Entscheidung!) und wofür ich keine Gegenleistung erwarte. So führe ich kein Schuldenkonto mehr, das er nie ausgleichen kann, wenn nicht offen kommuniziert wird.
Sonst verhandeln wir offen über Wünsche und Gegenleistung - das funktioniert, aber nur, wenn wertfrei verschiedene Meinungen nebeneinander stehen dürfen. Und das gelingt auch uns nicht immer! :?
Da staune ich auch noch heute, nach 13 Jahren, wie anders mein Partner "tickt" und ich nicht einfach von mir auf ihn schliessen und ihn vorausberechnen kann. Das macht es irgendwie auch spannend.

Wichtig für mich war zu sehen und zu glauben, dass er, wenn er meine (manchmal geheimen) Wünsche nicht erfüllt, das nicht GEGEN mich macht.
Dann zeigt mir das meine Erwartung, und ich kann darüber nachdenken und wählen, was ich damit anfangen will.

Viel Spass und Erfolg beim Forschen und Verhandeln und einen sonnigen Tag
Ria
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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aisha

Beitrag von aisha »

Hallo,

Ria und Anita: es klingt bei euch alles so einfach. habt ihr denn keine Kämpfe mit euch und euren Kindern bzw. Stiefkindern? Es klingt für mich auch so, als muss man einfach ein wenig Therapie da , ein wenig Therapie dort machen, dann wir alles gut... Sorry, wenn ich jetzt so böse bin, aber es kam einfach so rüber...

Wenn aber alles so einfach wäre... dann bräuchte es ja keine Therapien und diese Seite ja auch nicht und offenbar ist Patchwork halt nicht so einfach, wie es gern vermittelt wird.

Das Familienleben und vor allem das GEMEINSAME ERLEBEN mit meinem Partner ist mir desahlb so wichtig, da ich in meiner früheren Ehe weder ein Familienleben, noch eine gelebte Paarbeziehung erlebte. Mein Ex war/ist nur an einem Dach über den Kopf interessiert und jemanden, der für ihn aufkommt. Das ist nicht die Wut über eine gescheiterte Beziehung, sondern es ist wirklich so gewesen, dass hat er mir auch mal gesagt.

Mein Partner ist wohl der beste Vater, den sich Kinder wünschen können. auch meine Tochter fragte ihn schon, ob er sie icht adoptieren wolle/könne. sie will nämlich von ihrem leiblichen Vater aus div. Gründen nichts mehr wissen.
Ich weiss das auch sehr zu schätzen. Eben weil er ein so guter Vater ist, kommt manchmal für mich eben die Paarbeziehung zu kurz.

(ich gehe in den Frühlingsferien übrigens auch allein weg mit einer Freundin, weil mein Partner nicht kann.....)

Es ist alles ein Geben und ein Nehmen, es muss da einfach ein gewisses Gleichgewicht herrschen.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Das Geben und Nehmen und das Gleichgewicht war in meiner Beziehung auch oft ein Thema....und kein erfreuliches...Ob es für beide stimmt, ist aber oft eine persönliche Frage und nichts, das man objektiv berechnen kann wie das Haushaltsbudget. Und da hat sich bei uns viel geändert!

Da mein Partner keine Kinder hat, kann ich hier wenig mitreden. Dafür habe ich drei und er ist auch schonmal eifersüchtig. Aber ich rechne es ihm hoch an, dass er das sehr gut im Griff hat und immer schnell wieder relativieren kann, insbesondere wenn wir darüber sprechen können.

Ein Thema scheint mir hier zentral, nämlich was eigentlich die Erwartungen an eine Partnerschaft sind. Warum will ich einen Partner, was erhoffe ich mir, was wünsche ich mir?

Das ist eine Frage über die mein Freund und ich auch noch oft reden. Und wir haben da durchaus unterschiedliche Vorstellungen! Er ist in seinem bsiherigen Leben einen komplett anderen Weg gegangen als ich und erfüllt mein Ideal von einer Partnerschaft eigenltich gar nicht. Es ist mir auch oft noch nicht klar, ob wir nicht daran vielleicht eines Tages noch scheitern werden.
Andererseits glaube ich absolut nicht, dass ein einziger Mensch einem alles geben kann. es gibt so viele Dinge, die man auch allein leben kann oder mit anderen Menschen teilen....ohne dass das die Beziehung gefährdet oder berührt!

Mir sind meine engen Freundschaften sehr wichtig und meine Mutter. Das sind Menschen für die ich mir Zeit nehme. Mein Partner konzentriert sich da eher auf mich menschlich und manchmal braucht es viele gespräche bis er versteht, dass ich diese Freunschaften leben will und muss und Zeit dafür brauche. Er dagegen investiert viel in seine beiden Berufe und da muss ich dann oft verzichten (z.B. verbringe ich seit wir uns kennen die Sommer komplett ohne ihn, weil er dann jeweils im Ausland arbeitet: zwei mal war ich für ein paar Tage dabei, aber das macht wenig Sinn, da ich dort dann viel allein bin...und das mitten in Kairo ist nicht sooo lustig...).

Wichtig für uns ist, dann auch wieder Gemeinsamkeiten zu leben und uns bewusst Zeit zu nehmen. Das ist sehr, sehr wenig, weil es einfach nicht anders möglich ist. Aber wenn diese wenige Zeit schön ist und wir sie intensiv nutzen, können wir jeweils lange davon zehren. Und wir telefonieren jeden Tag, wenn wir uns nicht sehen können. Arbeitet er abends (kommt sehr oft vor), ruft er mich in der Pause an. So tauschen wir uns täglich aus, schreiben uns zwischendurch noch sms und manchmal mails und sind uns so doch nahe.

Mein Partner muss auf viel verzichten mir zuliebe. Alle Freiheiten, die er hat, habe ich nicht. Es gibt ja nichtmal Vater-Wochenenden für meine Kinder. Was er braucht, um das zu schaffen, ist meine Wertschätzung und einen intensiven Kontakt und ständige Gesprächsbereitschaft. Unsere Kommunikation macht unsere Beziehung stark und hat uns schon oft "gerettet" in sehr schwierigen Situationen.

Ob es uns gelingt und ich wie Ria in 13 Jahren hier noch schreibe? Wer weiss....es ist eben ein Weg....Jedes Paar findet andere Lösungen. Manche Schwierigkeiten scheinen unüberwindbar. Ich glaube, was wirklich zusammen hält, ist die Kommunikation zwischen den Partnern und das Pflegen der Paarbeziehung. All das ist aber nicht eine Frage von der Zeit sondern der Qualität und man kann sehr kreative Lösungen finden.

Wenn mein Partner anfängt, mit meinen Kindern zu konkurrieren, vertreibt er mich eines Tages. Das sind Kämpfe, die für den leiblichen Elternteil schwer zu ertragen sind! Und vor allem frage ich mich dann: habe ich jetzt hier ein weiteres Kind vor mir - obwohl ich doch eine Beziehung zu einem Erwachsenen eingegangen bin? Vertraut er mir gar nicht? Ich liebe ihn doch als Partner und das ist etwas ganz anderes als die Liebe zu den Kindern. Die ist zwar unendlich stark, solange sie mich so brauchen, aber mit ihn habe ich mir doch ausgesucht und mit ihm kann ich hoffentlich das Leben noch geniessen, wenn die Kinder längst eigene Wege gehen. Als Partner ist er einzigartig für mich, da gibt es keine Konkurrenz. Genügt ihm das nicht?
Schnell füphle ich mich dann in die Ecke gerdrängt und denke: hey, ich bin doch kein Besitz! Und dann ziehe ich mich weiter zurück. Das ist ein Teufelskreis, den wir bsiher zum Glück immer wieder unterbrechen konnten.

Ich schreibe das nur, um ein wenig vor der Eifersucht auf Kinder zu warnen....und um zu zeigen, dass sie vielleicht oft überflüssig ist, wenn es gelingt, sich wieder auf die Beziehung als Paar zu besinnen....
tabida
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Beitrag von tabida »

Ich kann mich Aisha nur anschliessen: Das tönt alles so einfach.

Es scheitert aber manchmal auch an "äussern" Gründen. z.B. wie macht ihr das Finanziell? Zeitlich? Platzmässig (wir haben z.B. kein eigenes Kinder für die Tochter)......
Anita

Beitrag von Anita »

aisha hat geschrieben: Ria und Anita: es klingt bei euch alles so einfach. habt ihr denn keine Kämpfe mit euch und euren Kindern bzw. Stiefkindern? Es klingt für mich auch so, als muss man einfach ein wenig Therapie da , ein wenig Therapie dort machen, dann wir alles gut... Sorry, wenn ich jetzt so böse bin, aber es kam einfach so rüber...
hallo aisha

es war ja auch nicht immer einfach bei uns :roll: ....die ersten jahre habe ich fürchterlich mit mir und dieser familie gekämpft....und irgendwie auch gegen sie...mein partner und seine kinder konnten es mir selten recht machen und unsere vorstellungen schienen extrem anders zu sein...

....bis ich meinen anteil an meiner eifersucht, meiner haltung, meiner probleme erkannte. das habe ich wahrlich alleine nicht geschafft zu diesem zeitpunkt. mir haben beratungen und weiterbildungen geholfen, micht selbst besser zu verstehen und ich habe erkannt, was ICH ändern kann und wie ich anders meinen beziehungen begegnen kann, damit sie auch mir anders begegnen können.

heute weiss ich, dass unsere vorstellungen so unterschiedliche nicht waren und sind....wir haben nur lösungen mit bedürfnissen verwechselt. wenn ich nur von meiner lösung ausgehe, schränkt nicht nur mich das sehr ein, sondern es gibt auch dem anderen nur wenig spielraum - entweder oder halt....
....aber wenn wir schauen, welche bedürfnisse eigentlich wirklich zentral sind, dann tun sich viel mehr lösungen auf - unsere lösungen ;)

NEIN - einfach war es wirklich nicht....aber ein wertvoller weg in die für mich richtige richtung :lol:

@tabida
die systemische beratung wurde uns zu 80% von der KK übernommen, weil die therapeutin eine psychiaterin ist
für weiterbildungen gibt es vierorts bildungsgutscheine die entlasten, wenn das konto knapp ist. ebenfalls gibt es auf vielen gemeinden unentgeldliche familienberatungen
tabida
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Beitrag von tabida »

Anita - ich meinte nicht die Kosten für eine Therapie. Die ist ja begrenzt und das ist sicher irgendwie zu schaffen.
Aber, wenn da z.B. der Vorschlag kommt, doch für die Tochter ein eigenes Zimmer einzurichten, dann muss erstmal eine genug grosse und trotzdem bezahlbare Wohnung gefunden werden.
Ich habe viele Wochenende alleine etwas für mich gemacht. Irgendwo ist es aber auch nicht so lustig die Tage in der Badi, im Wald, bei FreundInnen, Geschwistern zu verbringen. Manchmal wäre ich halt auch einfach gerne "zu Hause".
Ich und mein Freund leben sehr zufrieden, so wie wir jetzt leben. Können gut ohne Auto und Ferienreisen auskommen. Die Tochter aber hat leider zunehmend Mühe damit. Europapark mit der Mutter ist natürlich interessanter als Velofahren mit dem Vater. Ferien im Cran Canaria ist toller, als bei uns in der Badi und im Garten.
Auch die Zeit ist manchmal ein Problem. Mein Freund hat ja auch nur 4 Wochen Ferien (er kann sich zwar immer mal wieder in paar Tage zusätzlich freischaufeln). Aber das sind dann ja auch die 4 Wochen, die er mal etwas länger mit seiner Tochter zusammen sein konnte.

Naja, leider hat ja jetzt eigentlich auch sie die Konsequenzen gezogen und kommt leider nicht mehr. Nun gilt es für mich auch den Frust meines Freundes auszuhalten. Und auch selber mit der eigenen Trauer fertigzuwerden.

Aber jetzt scheint zum Glpck die Sonne :lol: , ich habe einen freien Tag und schnapp mir jetzt das Velo und geh mal schauen, was unser Garten so macht....
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Nin
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Beitrag von Nin »

Aisha, wir haben gar nicht therapiert, sondern raufen uns laienmässig zusammen. Zeit hilft am meisten.

Tabida, ich kann das gut verstehen, das Bedürfnis, einfach nur zu Hause zu sein. Im ersten Jahr, als wir hier wohnten und sein Sohn och ständig bei uns wohnte, hatte ich derart das Gefühl, dass meine Kinder stören, dass ich sie mit Aktivitäten zugepackt habe: schliesslich kamen wir nur noch einmal in der Woche direkt nach der Schule nach Hause, sonst hatten sie immer Sport oder Musik oder...

Jetzt sind es bald vier Jahre und es ist viel besser geworden. Die Erinnerung an die Zeit vorher schwindet und es gibt eine neue Normalität.

Auch wir arbeiten daran und es gibt - von beiden Seiten - immer wieder Momente, in denen es kracht. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass es in einer "normalen" Familie mit vier Kindern in diesem Alterabstand ruhiger und einfacher zugeht.

Erwartungen äussern und bewusst machen hilft enorm.

Platz hilft auch, und ich erlebe auch, wie schwierig es ist, wenn es daran hapert.

Wenn ich nirgendwohin gehen möchte, aber merke, dass mein Partner und seine Kinder gerne unter sich sein möchten, setzte ich mich auf unser Bett und lese. Oder sehe mir eine DVD auf meinem Computer an, der in diesem Zimmer steht. Zurückziehen in ein Buch ist für mich immer eine gute Alternative, ich bin nicht so der Sportmensch...

Aber ich habe auch Glück: unsere Partnerschaft funktionniert wunderbar. Das ist die tragende Ebene.

Ich sehe auch, wie schwierig es ist, wenn mein Partner und meine Kinder nicht miteinander können, wenn sie ihn nerven oder wenn unsere Kinder untereinander streiten. Wir haben uns füreinander entschieden und es ist an uns, zuzusehen, dass dies keine Entscheidung gegen die Kinder ist!
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Nin, Deinen letzten Satz finde ich sehr weise :lol:
Es sind ja tatsächlich nicht unsere Kinder, die sich für eine neue familie entschieden haben. Dass sie damit in manchen Fällen ihre mühe haben, sollten wir verstehen! Was nicht heisst, dass man dann jedes schlechte Benehmen dulden muss.... :(

Mir ist neulich im Urlaub mit meiner gebrochenen Schulter und den eskalierenden Konflikten zwischen Tochter und Freund klar geworden, dass ich eigentlich gar kein recht habe, mich zu beschweren: ich leide, weil zwei Menschen, die ich beide liebe, sich gegenseitig ablehnen. Aber genau das haben mein Ex-Mann und ich unserer Tochter jahrelang zugemutet....Und wenn nicht mal wir Erwachsenen reif genug gewesen sind, das zu vermeiden, wie soll man es dann von Pubertierenden verlangen???

tabida, die Umstände sind natürlich bei den verschiedenen patchworkfamilien unterschiedlich günstig. Mein Partner und ich sind wahrscheinlich ein gutes Beispiel für ungünstige Umstände....und doch - trotz aller Schwierigkeiten - haben wir es bis jetzt geschafft und sind immer wieder sehr glücklich zusammen.
Dinge die nicht möglich sind, da lohnt es sich nicht, darüber zu grübeln. Ein fehlendes Zimmer oder bei uns fehlende Zeit ohne Kinder oder was auch immer - damit müssen wir uns eben arrangieren und das Beste daraus machen.

Und meine Tochter z.B. hat auch einen grösseren Anspruch an Luxus, obwohl ihr den keiner bieten kann (ihr Vater ja auch nicht!). Was weiss ich, woher sie das hat. Ich rege mich furchtbar darüber auf: da spare ich wie verrückt für einen Urlaub in Frankreich, mein Partner beteiligt sich an allen Kosten (ohne ihn wäre es gar nicht möglich gewesen für mich) und Fräulein findet die Wohnung zu klein, kein TV, ihhhhh eine Spinne, ein alter Teppich, was weiss ich alles....hätte sie am liebsten sofot zurück nach Hause geschickt.....Du siehst also, das hat nicht nur mit Patchwork zu tun.
Ich denke, Nin hat recht: Familienleben ist schwierig und Partnerschaft manchmal auch, nicht nur in Patchworkfamilien! Auch wenn da dann nochmals ein Berg an Herausforderungen dazu kommt...
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