Erziehungsstile

Fragen, Probleme und Sorgen...
Hope
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Beitrag von Hope »

Sali Nana

Danke für deine Antwort. Fand ich zum Schmunzeln, dein Migros-Erlebnis, könnte ebenso gut bei uns sein ....

Nana und Steff:
Bei uns ist es auch so, dass die Kinder wissen, wies finanzell jeden Monat in etwa aussieht. Identisch mit euch: uns geht es auch nicht grässlich schlecht, aber wie bei euch, müssen wir auch vorzu abwägen, was drin liegt und was nicht. Zudem finde ich es nicht schlecht, wenn die Kinder lernen, dass nicht immer alles verfügbar und erschwinglich ist. Das mit dem Sackgeld muss ich wohl auch überdenken Steff. Bis anhin bekam mein grosses Kind jeden Sonntag Sackgeld. Vielleicht wäre es besser, wie ihr es macht, damit die Kinder besser lernen, mit dem Geld umzugehn.

Seid lieb gegrüsst: Hope
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Direkt nach der Trennung musste ich wirklich genau aufs Geld gucken. Die Kinder waren da zwar noch klein (4 & 6) aber sie wussten eigentlich immer, dass bei uns nicht ganz so viel drin lag wie bei den meisten ihrer Freundinnen. Eigentlich war das nie ein Problem.
Heute ist es nicht mehr ganz so schlimm, aber im Geld schwimmen tun wir trotzdem nicht. Sie wissen, dass es uns nicht möglich ist, ein eigenes Haus zu kaufen, dass teure Ferien mehrmals im Jahr nicht drin liegen, dass ich nach wie vor dort die günstigere Variante einkaufe, wo es sinnvoll ist, dass halt Markenklamotten eine Ausnahme sind. Im Normalfall akzeptieren sie das auch, auch wenn sie heute öfter unzufrieden sind mit der Situation als früher.

Übrigens hatte ich gerade diesbezüglich eine Diskussion mit meiner älteren; beide Mädchen reiten und haben Instrumentalunterricht. Die Reitstunden müssen sie teilweise selber finanzieren, d.h. sie wünschen sich Geld dafür zu Weihnachten und Geburtstag. Die Verwandtschaft meinerseits akzeptiert das, diejenige meines Ex (er inklusive) finden das kein gutes Geschenk. Allerdings tippe ich da auf einen anderen Hintergrund; was sie nicht selber haben muss ich bezahlen, und in seinen / ihren Augen gönne ich den Kindern sowieso nichts.
Nun - Die Grosse will nun das Reitbrevet machen. Keine günstige Angelegenheit, kostet gut einen halben Tausender, neben den regulären Reitstunden! Also gerade "vörig" habe ich das auch nicht! Nun habe ich ihr gesagt, dass ich mitmache, wenn Papi auch was dran zahlt und sie einen Teil dazu selber beisteuert. Papi hat zuerst mal wieder seine "ach ich armer Mann habe kein Geld"-Leier angefangen, ich kann sie langsam nicht mehr hören, denn ich weiss, dass er über ein beträchtliches Vermögen verfügt(e?)! Aber er macht nun mit. Nur Tochter findet es absolut überflüssig, selber etwas zu den Kosten beizutragen! Allerhöchstens will sie ihr Konto dafür plündern, aber das will ich nicht. Ich will, dass sie sieht, dass Mehraufwand an Geld auch Einsatz erfordern! Sie hilft zuhause sehr wenig und wenn, dann mit Meckern.
Ich habe ihr ein paar Ideen gegeben, u.a. auch im Reitstall ab und zu helfen gehen, das gibt Frei-Reitstunden. Aber auch das ist zu anstrengend!
Im Moment liegt die Anmeldung für das Brevet noch auf meinem Pult. Ich unterschreibe erst, wenn ich von ihrer Seite her etwas Engagement sehe, und wenn es nur, ist, dass zuhause mal ohne Meckern die Ämtli gemacht werden!

Um nochmals zum ursprünglichen Thema zurück zu kommen: Wir waren mal mit der Bahn unterwegs, und die Kinder hatten irgend einen Wunsch an mich, finanziell. Keine Ahnung mehr was es war, auf alle Fälle sagte ich, dass ich unser Geld lieber für etwas Sinnvolleres ausgeben möchte, weil es eben etwas knapp wäre. Da packt doch so ein älterer Herr sein Portemonnaie aus und will mir 20.- in die Hände drücken, damit diese armen Kinder nicht auf alles verzichten müssten! Ui, wie reagieren. Ich habe das Geld nicht genommen, auch wenn die Kinder das sehr schade fanden. Erklärt habe ich es ihnen so, dass ich zwar ihren Wunsch schon erfüllen könnte, dafür aber etwas anderes, vielleicht wichtigeres, zurückgestellt werden müsste. Mir ging es darum, ihnen zu zeigen, dass man manchmal Prioritäten setzen muss.
Wir patchworken seit Sommer 2006
Nana

Beitrag von Nana »

Sali Plüsch

wirklich eine unangenehme Situation da in der Bahn.Auch wenn es sicher lieb gemeint war von dem Herrn.Ich kenne solche Situationen von mir wenn Freunde auswärts essen wollen oder bei einer Diplomübergabe wo möglich noch in einem sehr teuren Restaurant....da musste ich auch schon passen und bin erst später zum "anstossen" erschienen weil eingeladen werden möchte ich dann auch nicht,das lässt mir wohl mein Kopf nicht zu.

Ich finde es eine gute Idee von deiner Tochter zu verlangen das sie im Reitstall mithilft und so frei Reitstunden erhält.Das ist doch eine zumutbare Arbeit und mit Tieren die ihr ja scheinbar am Herzen liegen.Habe das selber früher auch so gemacht da wir nahe bei einem Reitstall wohnten und Reitstunden überhaupt nicht drinn lagen.

In dem Punkt würde ich auch "hart" bleiben.Was teuer ist muss mit um so mehr Einsatz erarbeitet werden,das ist heute so und wird später nicht anders sein, ausser sie heiratet einen Milliardär und geniesst ein finanzielles Luxusleben :wink:

Schick eine Karte wenn du an dem Pool liegst :D

Liebe Grüsse,Nana
Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Ou Nana, da kommt mir nochmals so eine Situation in den Sinn, die mir extrem peinlich war: Wir hatten Klassenzusammenkunft und ich war frisch geschieden, was mir peinlich genug war! Ich war diejenige, die als zweite der Matura-Klasse geheiratet hatte, zwei Freundinnen fanden meinen Ex schon vor der Heirat einen Fehlgriff, und nun sollten sie auch noch recht bekommen.
Item; wir gingen zum Abschluss zusammen essen, derjenige, der die Zusammenkunft organisierte wählte exklusiv, was mich schon mal zum leer schlucken veranlasste. Also wählte ich das günstigste Menu ohne Salat und trank Wasser plus einen Schluck Wein zum Anstossen. Die anderen schlugen ziemlich zu. Als es dann ums Zahlen ging schlugen ein paar vor, einfach alles durch x zu teilen, es käme ja nicht so drauf an. Super!
Also nahm ich den Organisator kurz zur Seite "beichtete" ihm ,was es zu beichten gab. Er wollte dann meinen "überschüssigen" Teil auf seine Rechnung nehmen, was mir auch nicht so ganz recht war, aber ich KONNTE einfach nicht so viel Geld aufwerfen! Ich weiss nicht mehr, was wir am Schluss gemacht hatten, aber es war mir echt peinlich, und das Ende vom Lied war, dass er mir Geld anbot, falls ich mal knapp bei Kasse wäre! Super... Da hatten wir uns über 10 Jahre nicht gesehen, nur selten mal gelesen, und dann will er mir einfach so Geld geben. Heute pflegen wir unsere Freundschaft wieder intensiver, aber Geld würde ich nie annehmen. Das gäbe mir der Kopf nicht zu!

Und falls der Schwiegersohn dann mal Geld locker macht, dann findest du mich nicht am Pool. Aber ich denke dann im Norden an dich ;-) Hurtigruten wäre mein Traum! Ist eine Karte mit Fjorden auch genehm? :lol:
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Auch meine Kinder wissen, dass wir sparen müssen und kommen unterschiedlich gut damit zurecht. Die beiden Kleinen haben einfach noch wenig Sinn fürs Geld, die Grosse versteht es recht gut,aber ihr fällt der Verzicht oft schwer, insbesondere wenn es um Urlaube und Reisen geht (sie will so gern ans Meer, aber unser Ferienhäuschen im Berner Oberland ist eben so viel günstiger...).
Meine wissen aber auch, dass ihr Vater keine Alimente zahlt - der einzige Punkt, an dem ich auch mal meinen Frust auf ihn gezeigt habe und offen erklärt habe, dass er das normalerwese müsste und ich auch deshalb bisher so viel arbeiten musste. Den Kindern gegenüber spielt er dann den Grosszügigen und da fällt es mir sehr schwer, meinen Ärger runterzuschlucken: er schickt ihnen Geld persönlich, meine Grosse spart es für Klamotten, aber die Jungs geben es sinnlos aus, der 5. ferngesteuerte Flieger in ein paar Monaten, Süssigkeiten etc. Zum Glück sind es letztlich keine grossen Beträge und kommt auch selten, denn er ist natürlich völlig uneinsichtig, dass es besser wäre, den Kindern einen Zehner zu geben und den Rest mir, damit ich mal Schuhe etc. davon kaufen kann für die Kids....

Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass wir uns auch mit wenig Geld sehr gut beschäftigen und amüsieren können. Weh tut es mir, dass ich mir Dinge wie Musikschule etc. gut überlegen muss. Ich schaffe es dann doch immer wieder....aber es ist schwer....Je älter die Kinder jetzt werden, desto grösser werden die Wünsche....
Bernina

Beitrag von Bernina »

Nach meiner Scheidung MUSSTE ich ein Auto kaufen und wegen meinem Rollstuhl musste es ganz spezielle Masse haben. Zudem bewilligt die IV keinen Einbau in ein Occasions-Auto.
Also war ich frisch geschieden, bekam meinen Anteil aus der Ehe und war mit dem Autokauf gleich tief verschuldet.
Das war absolut Neuland für micht. Meine Eltern verdienten ganz wenig, demontrierten aber immer Reichtum. In meiner Ehe besass ich eine goldene Kreditkarte und musste nie sparen. Und jezt?
Ich verlangte nur die nötige Frauenalimente und zum ersten Mal in meinem Leben musste ich auf Aktionen achten und Preise vergleichen.

Meine Freunde schätzten diesen Zug und unterstützten mich mit allerlei: Freundin mit etwa gleicher Kleidergrösse vermachte mir ihre Occasions-Kleider (für mich immer noch wie neu) In der Migros bettelte ich um abgelaufene Ware oder mit def. Verpackung
Freunde vermittelten mir kleinere Arbeitsaufträge.
Alle wussten: ich will kein Geld und trotzdem wollen sie mich in irgend einer Art unterstützen.
Zum Geburtstag bekam ich mal eine Riesentasche voller Grundnahrungsmittel.

Gegenüber meiner Tochter hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wir konnten uns kaum mehr etwas leisten. Ich musste lernen, kreativ zu werden. Nicht mehr Restaurant wie früher sondern Rucksack mit Proviant.
Weihnachtsgeschenke wurden wieder selber gemacht.
Am WE deckte ich mich mit Näharbeit zu und hungerte, um Geld zu sparen.
Ich weigerte mich zu verlieben, weil ich nicht in die Situation wie Vorschreiberinnen geraten wollte. Ich wollte nicht verraten, dass ich kein Geld hatte und einladen lassen wollte ich mich auch nicht.

So nach und nach kam ich aus den Schulden heraus. Ich war immer ehrlich gegenüber meiner Tochter, habe ihr erklärt, dass ich diese Situation selber gewählt habe.
Damals scheuerte sie beim "Tier-Spielen" massenweise Hosen durch. Ich lernte flicken und bettelte um Dräckeli-Kleider. Für die Schule bekam sie Neues.
Irgendwann trennte ich alte Kleider auf und nähte daraus neue. So wie es meine Mutter früher machte. Dank Stickmaschine wurden daraus fast Designer-Stücke. Sie war riesig stolz und steht bis heute dazu, dass man nicht immer Markenklamotten tragen muss um gestylt zu sein.

Irgendwann fragte sie mich, ob ich nicht auswärts arbeiten möchte, damit wir mehr Geld hätten. Ich erklärte, dass mir die Zeit mir ihr wichtiger sei und ich deshalb gerne zurückstecke. O.K. ich kann ihr dadurch auch keine teuren Ferien bieten. Aber sie hat noch ein langes Leben vor sich und kann sich dies mal später leisten.
Sie stellt sehr hohe Ansprüche an ihre Zukunft. Somit hat sie es selber in der Hand, wieviel sie mal verdienen will um sich ihre Träume zu erfüllen.

Mit der Kinderalimente ermögliche ich ihr dafür auch Reitstunden und das schätzt sie sehr.

Alle Kinder wissen nicht im Detail, wieviel Einkommen wir haben. Aber sie kennen die Auslagen. Gerade jetzt wo es in Richtung Berufswahl geht ist uns wichtig, dass die Kinder wissen, was man in etwa mal verdienen muss, um nur schon mal die Grundkosten zu finanzieren.

Für die Jungs ist unser Lebensstandard sehr verwirrend. Wir leben sehr gepflegt, auch wenn die Möbel occasion sind und wir sehr Sorge tragen. Wir vermeiden teure Ferien, Ausgang. Dafür leisten wir uns anderswo wieder mal etwas Luxus. Wir sparen somit ganz gezielt auf etwas hin.
Wo sich Qualität lohnt, geben wir gerne mehr Geld aus.

Bei ihrer Mutter sieht alles immer schnell alt und verwahrlost aus. Sie hat angeblich nie Geld und kann sich nichts leisten. Ausser immer aktuellsten Stromgeräten, Auto, Städtereisen und teuren Ferien.
Entweder glauben die Jungs, wir wären reicher, weil es gepflegter wirkt oder die Mutter manipuliert sie in diese Richtung. Geld haben und ausgeben ist aber auch sonst ihr Lieblingsthema.

Nachtrag:
Was uns an den Jungs sehr stört, ist die Haltung, dass Geld im Übermass vorhanden ist. So verlieren oder vernuschen sie Sachen wie Weltmeister.
So finde ich ein Streckenabo der SBB mit noch 4 Fahrten, verwaschen/verknittert in einer Jeans. Jä nu, werfen wir es fort, Papa kauft neues.
50er Note von Geburtstagsgeschenk ist verschwunden, Papa soll Ersatz liefern
Man borgt sich Skihelm mit Skibrille von meiner Tochter. Nun ist die Skibrille weg. Pech. Egal, Brille war dem Jungen sowieso zu klein. Ja, aber nicht meiner Tochter.
Immer wieder verschwinden Ladegeräte zu Game-Boys und Handys. Pech. Jungs durchstöbern unsere Sachen auf der Suche nach Ersatz. Man nimmt einfach.
Schuhe oder Pfadi-Täschli sind dreckig. Werfen wir es weg, kaufen wir neues.
Sorry, aber das nervt.
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