Telefonate mit dem Vater

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carlotta37
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Telefonate mit dem Vater

Beitrag von carlotta37 »

Hallo alle!
Seit dem Besuch von meinem Ex-Mann neulich besteht wieder telefonischer Kontakt, er ruft ca. einmal die Woche an, als er noch in Europa war auch öfter. Meine Grosse freut sich jeweils und spricht mit ihm, der Kleine hat wenig Interesse, geht aber wenigstens manchmal ans Telefon. Der Mittlere will hartnäckig gar nicht mit dem Vater sprechen. Er bittet mich dann jeweils zu sagen, er sei nicht da....Ein paar mal habe ich das jetzt getan, heute habe ich mich geweigert. Er hat dann selber am Telefon gesagt: ich bin nicht zu sprechen, ich habe zu tun. Und dann einfach aufgelegt.
Meine Frage ist, wie ich damit umgehe. Mute ich ihm zu, jedes mal dem Vater selber zu erklären: ich will nicht. Oder sage ich es dem Vater direkt bzw. erfinde weiterhin Ausreden? Letzteres empfinde ich als falsch, so lernen sie auch lügen....Andererseits ist der Vater sehr hartnäckig und die Situation so belastend für das Kind. Die grosse Schwester gibt jeweils einfach das Telefon weiter, einfach auflegen ist auch nicht die feine Art....Aber was kann ich tun?

Ich frage mich auch ein wenig, was in dem Jungen vorgeht. Er wirkt extrem genervt und nervös, wenn das Telefon am Wochenende klingelt, spricht aber nicht darüber. Es gab eine Zeit, unmittelbar nach dem Wegzug des Vaters, da hat auch er darunter gelitten, über seine Gefühle auch gesprochen, geweint. Jeztt habe ich das Gefühl, er ist nicht so cool wie er tut....Soll ich irgendwie eingreifen oder ihn jede Woche einmal der Situation aussetzen, dass er sich selber erklären muss und ans Telefon gehen muss?
Ich kann verstehen, dass er diese Art von Kontakt aus Selbstschutz nicht will. Mit den Anrufen bringt sich ein Vater in Erinnerung, der sowieso nicht da ist, nicht zu seinem Leben gehört und für einen 8jährigen ist ein Gespräch am Telefon nicht wirklich real, dadurch kann keine Beziehung lebendig gehalten werden. Nur wird der Vater das NIE einsehen....
Der Kleine ist unbekümmerter, nimmt einfach den Hörer nicht, wenn er mit wichtigerem beschäftigt ist und ansonsten sagt er halt ein paar Worte. Bei ihm merkt man aber, dass es ihn auch nicht belastet, er macht eben, was er gerade will und wirkt dabei sehr entspannt.

Noch weiss ich im übrigen nicht, was mein Ex-Mann für die Zukunft überhaupt will. Sein Besuch liegt über 4 Wochen zurück und die Dame vom Jugendsekretariat hat mir immer noch keinen Termin gegeben - mit ihm hatte sie ja ausführlich gesprochen.....was also seine Vorstellungen zu dem zukünftigen Kontakt sind, ist mir immer noch völlig unklar....das macht es auch ein wenig schwierig zu reagieren....
Was meint Ihr?
Anita

Beitrag von Anita »

also ich würde ihm dann, wenn das gerade wieder war mit dem telefon, aktiv zuhören.
zb. "du hast gar keine lust, mit papi zu sprechen" oder "dich nerven die anrufe"....bleib dran, wenn er einfach nur "ja" sagt und dopple nach mit "ich merke schon, dass du das nicht magst" oder so.....es gibt ihm die chance, darüber zu sprechen und er fühlt sich so verstanden. einfach nicht bewerten nur zuhören.
kann gut sein, dass er seine wünsche so ausdrücken kann und du ihm damit, beim finden eigener lösungen hilfst. das entlastet sehr.

allen kindern würde ich deinen standpunkt erklären. zb. "ich weiss, dass ihr nicht alle bock auf die telefonate habt und ich kann das nachvollziehen. für mich ist es aber auch nicht so einfach und ich bin darum froh, wenn ihr eurem papi jeweils schnell selber sagt, dass ihr nicht mögt"

ich finde schon, dass du das abegeben kannst. auch wenn es nicht einfach ist, geht es doch um ihre beziehung zum vater und nicht um deine.
sie sind so oder so gezwungen, es zu lernen, damit umzugehen.

ich drück dich mal und wünsche dir entspannung :)
lg
anita
akinom

Re: Telefonate mit dem Vater

Beitrag von akinom »

Hallo Carlotta

Ich habe deine Geschichte nicht gerade im Kopf, wenn ich also Dinge schreiben, die völlig unmöglich sind, bitte entschuldige.

Warum fragst du dich, was in dem Jungen vorgeht und nicht den Jungen selber? Hast du ihn schon mal gefragt, warum er nicht mit seinem Papi reden will? Vielleicht kannst du ihn ja bei seinen Ängsten und Schmerzen unterstützen und beistehen, damit es ihm leichter fällt. Du kannst ihm ja mal sagen, was du spürst und ihn fragen, ob das so ist und warum das so ist. Und wenn er nicht will, ihm sagen, dass du immer ein offenes Ohr hast, wenn er darüber sprechen will. Aber es wird sicher nicht besser, wenn ihr die Situation verdrängt, denn spätestens beim nächsten Anruf des Vaters, ist das Problem wieder da.

Ich finde, du kannst es ihm schon zumuten, selber zu sagen, dass er nicht will, weil sonst könnte es bald mal so ausgelegt werden, als ob du den Kontakt verhinderst. Aber du kannst ihm nicht sagen, dass er MUSS. Du kannst ihm aber erklären, warum es wichtig für dich und seinen Vater wäre, wenn er das selber tut. Ich glaube schon, dass ein 8-jähriger, Verständnis aufbringen kann. In dem Alter kann man sich nämlich in andere Menschen hineinversetzen. Falls du eine Freisprechfunktion an deinem Telefon hast, kannst du ihm ja anbieten, dass ihr gemeinsam mit dem Vater redet.

Ich denke, es kommt auch sehr darauf an, wie du reagierst, wenn dein Exmann anruft. Bist du dann auch verspannt oder kannst du locker damit umgehen? Wenn du das Telefon entgegennimmst und den Kindern dann weitergibst, in welchem Ton sagst du ihnen, wer dran ist? Sagst du es neutral, erfreut oder eher ein bisschen genervt? Wie reagierst du nach dem Gespräch? Redest du mit den Kindern darüber und fragst sie, wie das Gespräch verlaufen ist? Ich meine nicht aus Kontrolle sondern aus Interesse.
carlotta37 hat geschrieben: Ich kann verstehen, dass er diese Art von Kontakt aus Selbstschutz nicht will. Mit den Anrufen bringt sich ein Vater in Erinnerung, der sowieso nicht da ist, nicht zu seinem Leben gehört und für einen 8jährigen ist ein Gespräch am Telefon nicht wirklich real, dadurch kann keine Beziehung lebendig gehalten werden. Nur wird der Vater das NIE einsehen....
Hm, das ist deine Sicht, welche du nicht einfach auf den Jungen übertragen kannst, ohne zu wissen, ob er auch so denkt und fühlt. Sicher wäre ein persönlicher Kontakt besser aber ein telefonischer ist ebenfalls noch besser als gar keiner, meinst du nicht auch? Und sein Vater wird auch immer zu seinem Leben gehören, ob der Kontakt da ist oder nicht.

Ich weiss, dass du dein Kind nur schützen und vor Schmerzen bewahren willst aber es gibt auch Erfahrungen, die kann man als Eltern dem Kind nicht abnehmen und es trägt auch nicht wirklich einen Schaden davon, wenn es die Erfahrung erlebt. Hauptsache ist doch, dass sich ein Kind immer geliebt und verstanden fühlt.

HG
akinom
tabida
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Re: Telefonate mit dem Vater

Beitrag von tabida »

carlotta37 hat geschrieben:Er hat dann selber am Telefon gesagt: ich bin nicht zu sprechen, ich habe zu tun. Und dann einfach aufgelegt.
Ich finde, das hat er ganz toll gemacht. Klar und deutlich. :lol:
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