Fragt man 6j. Kind ob es Lust hat auf das Besuchswochenende

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Neuanfang
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Fragt man 6j. Kind ob es Lust hat auf das Besuchswochenende

Beitrag von Neuanfang »

Liebe Mitpatchworker
Bitte gebt mir einen Rat: Das Kind meines Freundes wird jedes Mal gefragt ob es denn nun Lust habe auf das gemeinsame Wochenende. Nun ist es so, dass er in letzter Zeit oft keine Lust mehr hat, Begründungen gibt es, er gibt mir oder meinem Kind die Schuld.... Wir sind sogar schon ab und zu hingefahren und dann wieder ohne ihn gegangen. Ich bin der Meinung dass ein 6jähriges Kind nicht bestimmen sollte nach Lust und Laune. Es kommt auch vor dass er dann abends auf einmal doch Lust hat und dann wird angerufen und er wird abgeholt. Meiner Meinung nach sollte man fixe Termine vereinbaren und einhalten, auch mit der Unterstützung seiner Mutter, die ihn aber jedes Mal vorher nochmals fragt ober er denn nun zum Papi wolle, sein Vater ruft jeweils nochmals an vorher, teilweise sogar am Abend vorher... Ich finde die Erwachsenen sollten einfach einen verbindlichen Rahmen festlegen, klare Vereinbarungen treffen und nicht dem Kind die Verantwortung zumuten. Meine Rolle kenne ich nicht so richtig, ich kann da irgendwie nichts dazu tun, ich bin in letzter Zeit ziemlich ausgelastet mit allem und wünsche mir klare Verhältnisse und Regeln. Ich denke darüber nach und weiss nicht an was es genau liegt dass er nicht kommen will, es gab zwar immer wieder diese Phasen, seit wir zusammen wohnen ist es aber viel häufiger dass er nicht mehr kommen will. Seine Mutter ist meist allein wenn er nicht da ist, ist das wohl ein Mitgrund? Kann mir jemand einen Input geben?
Anfangs fand er es ganz toll mit meinem Sohn und wollte teilweise sogar nur noch kommen wenn er da ist. Auch die neue Wohnsituation hat ihm zuerst gefallen, er hat seiner Mutter sogar mal gesagt dass er bei uns wohnen wolle..., nun ist es gekippt. Es ist so dass wir eine stressige Zeit haben und uns nicht noch explizit ihm widmen an diesen Wochenenden, er kann einfach bei uns mitmachen.
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Neuanfang

Aus Erfahrung mit meiner Tochter weiss ich, wie schnell Kinder wegen Banalitäten ihre Meinung ändern können. Meine Tochter liebt ihren Papa über alles. Aber ihre Lust auf Papa war nicht immer deckungsgleich mit den Zeiten im Urteil. Die Nachbarskinder oder der Film im TV waren im Moment spannender. 20 Minuten später hatte sie dann plötzlich Lust.

Ich musste sie dann langsam aus der Mamazeit "herunterholen" und sie auf Papazeit einzustimmen. Aber eins war klar: sie wird zu Papa gehen, ob sie jetzt gerade Lust hatte oder nicht.

Falls das Kind wegen Euch - egal nun wegen was oder wem genau - keine Lust hat, dann müsst ihr den genauen Grund herausfinden. Die Vaterentfremdung (PAS) passiert in diesem Alter sehr schnell.

Dass sich das Kind nicht so wohl fühlt, weil es sich eurem Programm fügen muss, kann ich aber auch verstehen.

Er kann einfach bei euch mitmachen. Es fühlt sich geduldet aber nicht ernst genommen. Kann der Papa nicht mal exclusiv mal etwas für ihn tun, oder er bestimmt das Programm?
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

HAllo!
Es ist von aussen natürlich immer schwer zu beurteilen...Aber ich teile Deine Ansicht, dass es verbindliche Regelungen geben sollte.

Es gab bei mir tatsächlich mal eine Zeit - die leider nicht lange gedauert hat - in denen sich mein Ex-Mann um alle drei Kinder gekümmert hat. Der Kleinste war die ersten male begeistert, dann wollte er nicht mehr. Ich bin sicher, er vermisste einerseits die Zeit mit mir allein ohne Geschwister, die er vorher an diesen Besuchswochenden hatte (mein Ex hatte lange Zeit nur die Grossen genommen), andererseits kehrte beim Papa eben auch Alltag ein. Es wäre für mich als Mutter sehr leicht gewesen, mit kleinen Hinweisen fast unmerklich den Besuchskontakt zu untergraben. Für den Kleinen war es damals unglaublich wichtig zu spüren, dass beide Eltern hinter diesen Besuchen stehen. Der Spuk war dann ganz schnell wieder vorbei und er ging wieder gern. (Ich war mir in dieser Zeit allerdings sehr sicher, dass es ihm beim Vater an sich gut ging, deswegen fiel es mir leicht, ihn dazu zu "zwingen" und ihn heulend ins Auto zu setzen).

Warum die Mutter evtl. die ganz normalen Stimmungsschwankungen des 6jährigen nutzt, kann man von aussen wohl gar nicht beurteilen. Darum musst Du Dir aber eigentlich keine Gedanken machen, das zu klären, wäre Sache des Vaters und ihr. Könnten die beiden darüber ein Mediationsgespräch führen?

Nur so am Rande, möglicherweise weiss auch die Mutter das nicht und schätzt es falsch ein: kleine Kinder fühlen sich oft gerade da am wohlsten, wo sie eben gerade sind. Das könnte auch diese "Stimmungsschwankungen" des Kleinen erklären. Wie oft weinen kleine Kinder z.b. morgens, wenn sie in der Krippe abgegeben werden und wollen dann später gar nicht mit der Mutter mit, wenn sie abgeholt werden?! Sie leben sehr intensiv immer gerade da wo sie sind. Es lässt sich aber nicht vermeiden, dass sie nicht ständig an einem Ort bleiben. Das ist auch ein Lernprozess und die Wichtigkeit der Beziehung zum Vater steht wohl ausser Frage - solange es keine gravierenden Gründe gibt, warum es dem Kind dort wirklich nachhaltig nicht gut geht.

Dennoch ein Hinweis auch an Deine/Eure Adresse: ich fände es EXTREM wichtig, dass Dein Partner sich auch Zeit nur und allein mit seinem Sohn nimmt! Dass der Kleine auf Euer Zusammenleben eifersüchtig reagiert, ist doch nur natürlich. Dein Kind - auch wenn er es eigentlich mag - ist jetzt ständig mit SEINEM Papa zusammen! Ist es nicht sehr nachvollziehbar, dass das auch verunsichert? Er lebt nicht bei Euch und umso wichtiger ist es, dass er wenigstens einen Teil des eh schon kurzen Wochenendes seinen Papa für sich allein hat. Gibt es denn für Euch gar keine Möglichkeit, das so einzurichten? Besuchswochenenden sind doch nur alle 2 Wochen und vielleicht kannst DU Dir auch ein spezielles Programm mit Deinem Kind überlegen, so dass die jeweiligen "Familien" einen Teil der Zeit unter sich sind. Auch für Dein Kind kann das doch schön sein!
Smartis
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Beitrag von Smartis »

Hallo

Bei uns werden die Wochenend meist 4 Monate zuvor abgemacht, im Kalender mit Strichen markiert.

Seit es so ist kommen die Kinder besser klar damit.
Auch der 6 Jährige diskutiert nicht mehr mit mir.

Auch wenn ich weiss das die Kinder dort von der Grossmutter geplagt werden, würde ich sie nie fragen, willst du gehen.

Ich hatte gestern den 9 Jährigen wieder weinend im Arm, er tat mir so leid, aber ich weiss auch, sobald er aus der Türe ist, kommt die Freude auf den Vater, nur das mich zurücklassen da hat er mühe.

Der 12 Jährige verweigert nun die Wochenenden, seit der Arzt mich bat dies ernst zu nehmen und ihn nicht zu schicken lasse ich ihm die Wahl.

Du hast schon recht, egal wie es uns Müttern geht, auch wenn wir alleine sind, es ist nicht Aufgabe der Kinder diese Lücke zu füllen.
Und wenn wir ihnen den Rücken nicht stärken, und sie gehen lassen, kommt der Wunsch zum Vater gehen zu wollen, der Mutter zuliebe in den Hintergrund.

Ich als Mutter geniesse die Zeit wenn die Kinder Heimkommen wir Tee trinken und sie mir so viel zu erzählen haben.
Das machen sie aber erst, seit sie merken, das ich es ihnen von Herzen gönne, und dem Papa nicht mehr nachtraure.

Aber daran musste ich zuerst an mir Arbeiten.
Liebe Grüsse Smartis

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Kinder
J 13 / 11 und 7 Jahre M. 5 Jahre
Anita

Beitrag von Anita »

hallo Neuanfang
Seine Mutter ist meist allein wenn er nicht da ist, ist das wohl ein Mitgrund? Kann mir jemand einen Input geben?
da hast du dir einen wichtigen gedanken gemacht. für den sohn scheint es klar, dass er seine mutter nicht alleine lässt. das kommt recht oft vor und drängt kinder in diese unschöne lage. die frage; "willst du gehen" wird so, meist unbewusst, zu einer emotionalen erpressung. das kind denkt, dass es bei mami bleiben sollte, weil sie sonst alleine ist (und papi ist ja nicht alleine).

ich denke eine bestimmung ist nicht die lösung. er wird leiden, wenn er auf besuch muss, weil er so seine mutter ja alleine lassen wird. er geht davon aus, dass seine mami dann leidet ohne ihn und traurig ist :(

es wäre gut, wenn sich hier eltern besprechen und sich dessen bewusst werden. vielleicht gibt es eine lösung (zb verkürzte besuche), die erstmal beide parteien entlasten, dem kind aber doch ermöglicht seinen papi zu sehen?

ziel wäre:
das mami entlastet ihr kind, wenn es ihm sagt: "weisst du, ich vermisse dich wirklich wenn du weg bist, aber ich schau mir dann auch gut und freue mich umso mehr, wenn wir uns wieder sehen. ich möchte, dass du die zeit beim papi geniesst...dann geht es mir auch gut"
und auf besuch beim papi, kann vielleicht auch mal was gebastelt werden fürs mami. das hilft kind und mutter einander zu zeigen; "ich denke an dich, auch wenn ich nicht da bin".

alles gute
anita
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Neuanfang

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Kinder ihren Eltern nicht weh tun wollen. Bei den Besuchsrechten ist von mir aus gesehen, die Pflicht des Erziehungsberechtigten (in Eurem Fall der leiblichen Mutter) das Besuchsrecht bei einem 6-jährigen Kind zu unterstützen.

Gibt es die Möglichkeit mit der Mutter zu reden. Nicht Du aber Dein Partner? Das Kind ist mit der Frage, ob es ins BR gehen will oder nicht, überfordert.

Schönes Wochenende
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Hallo Neuanfang,

das Thema ist schon etwas älter, trotzdem spannend und so schreibe ich jetzt noch wie wir es handhaben.

Auch wir hatten schon dieses Thema. Die leibl. Mutter meines Co-Sohnes stand schon an in Bezug "ich habe keine Lust auf.. . Sie hat mich dann angerufen und gefragt, wie das ich mit meiner Tochter handhabe.

ich konnte das bejahen, jedoch habe ich die Situation so erklärt:

wenn Eltern sich trennen und nicht mehr verheiratet sein wollen. Dann treffen sie Abmachenungen. Diese Abmachungen werden von einer Drittperson angeschaut und kontrolliert. Dieser Drittperson sagt man Richter.
Es ist also der Richter der schlussendlich bestimmt wann die Besuchsweekends (Zeit mit Mama oder Papa) stattfinden. Daran halten wir uns ALLE. Denn für alle sind solche Abmachungen wichtig.

Es ist wie im richtigen Leben. Wenn ich mit meiner Tochter die Abmachung treffe am Freitag gehen wir zusammen ins Kino, dann soll auch ich mich daran halten. Wenn ich dann plötzlich die Abmachung breche, weil ich keine Lust mehr habe, dann ist das nicht gut.

als wir dieses Gespräch hatten, war meine Tochter knapp 6Jahre alt. Seit diese Tag läufts wie abgemacht.


liebe Grüsse Morpheus
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