Streit unter Brüder

Erziehung ganz allgemein
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Bernina

Streit unter Brüder

Beitrag von Bernina »

Unsere beiden Buben schaffen es kaum, zusammen zu sein, ohne dass sie sich in die Wolle geraten. Ihre Dialoge haben inzwischen eine Eigendynamik bekommen. Meistens provoziert der Jüngere seinen Bruder mit seinem kopflosen Handeln. Und der Ältere hackt dann endlos auf seinem Bruder rum, nennt ihn "behindert", "Strohkopf", "Arschloch", "dummes Kind" usw.
Der Ältere kann dann gar nicht mehr aufhören und er meint es mit seinen Aussagen total ernst. Manchmal endet es sogar in einer Prügelei. Bei Tisch verlangen wir, dass sie damit aufhören.

Was unter Geschwister - vor allem unter Jungs - ebenfalls normal ist, sind die Vergleiche. Wer was besser kann oder das bessere Spielzeug hat. Teilweise wird es aber bei uns ziemich krass, vor allem wenn mit unglichen Dingen verglichen wird. Auch hier wird schlussenlich gekämpft als gehe es um Leben oder Tod.

Mir ist zudem aufgefallen, dass die beiden gegenseitig die Ausführung der Ämtli überprüfen. Und wehe,... dann wird gnadenlos abgerechnet. Jeder hofft, dass er beim anderen einen Fehler findet, ...

Jedenfalls ist hier jede Menge negative Energie vorhanden. Wir wollen die nun unterbrechen. Wie kann man da vorgehen. Meine Frage ist vor allem an Anita gerichtet.

Wir dachten, wir setzen als Therapieform mal beim Tisch decken an. Bis jetzt gab es jedesmal Streit, weil immer einer das Gefühl hat, er müsse öfters tischen und er hätte dann mehr Gegenstände = mehr Arbeit = mehr hin und her laufen. Teilweise wird sogar gezählt um auszurechnen, wer fleissiger, resp. fauler war. Und auch hier endet es entweder in einer Prügelei oder der Jüngere weint oder der Ältere schmollt manchmal 1 bis 2 Stunden.

Gestern verlangte ich, dass sie zusammen Tisch decken und sich gegenseitig helfen. Miteinander statt gegeneinander. Es ging nicht, ohne dass der Àltere pausenlos den anderen beleidigen und plagen musste. Der Jüngere kann oft gar nichts machen, ohne dass der Ältere einen Fehler findet.
Ich wendete dann ein, dass ich nur möchte, dass sie tischen. Ohne negativen Kommentar. Aber das geht angeblich nicht.

Was für Vorschläge habt ihr noch, wie wir diese Spirale unterbrechen könnten?
Anita

Beitrag von Anita »

hallo bernina

ich versuche mal anhand deines textes meine gedanken dazu zu ordnen:
Und der Ältere hackt dann endlos auf seinem Bruder rum, nennt ihn "behindert", "Strohkopf", "Arschloch", "dummes Kind" usw.
wer abwertet wird abgewertet oder fühlt sich abgewertet. gerade kids geben diese gefühle gerne an kleinere geschwister weiter um sich ein stück davon zu befreien (aber auch wir erwachsenen neigen dazu ;) ).
auch ängste werden sehr gerne an kleinere geschwister "abgegeben"....kinder müssen das so machen aus selbstschutz und zur verarbeitung ihres stresses....
Was unter Geschwister - vor allem unter Jungs - ebenfalls normal ist, sind die Vergleiche.
wer vergleicht, wird verglichen und spiegelt damit seine gefangenheit. auch das wird sehr häufig vorgelebt und prägt ein kind oft für ein leben. ich weiss aus eigener erfahrung das so sprüche wie; "er ist wie seine mutter" oder "das hat er von dir" ec schnell fallen....leider schubladisieren sie die kinder sehr und bringen sie in den meisten fällen in eine grosse not. die meisten solchen aussagen sind nämlich negativ beladen (selbst wenn sie positive eigentschaften enthalten). manchmal wird so auch neid über generationen übertragen.
es lohnt sich als eltern/bezugspersonen hinzuschauen und solche oder ähnliche redewendungen zu überdenken. es lohnt sich auch zurück zu schauen in der familie...(wie) hat man selber damit gelebt? die kinder sollten nämlich eine chance haben ihr eigenes individuum zu entwickeln und nicht in ein muster gedrängt werden. manche kinder geben leider irgendwann auf und folgen dem stempel :(

falls du /ihr damit was anfangen könnt, redet darüber. keiner ist perfekt (zum glück :)) - mit den kindern. vielleicht platz es aus ihnen heraus und sie sind froh das es angesprochen wird....aber wenn auch nicht....entspannen wird es allemal...und ich bin sicher, dass es dann auch weniger grund gibt, sich zu plagen (am tisch oder beim hausarbeiten)!

falls du mal lust auf fachliteratur hast....das buch "geschwister" von hartmut kasten ist diesbezüglich sehr klärend und hat mir manch soziales familien-erbe vor augen geführt.

danke für dein vertrauen und en liebe gruess
anita
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Anita

Wow, danke. Da sind viele Denkanstösse drin verpackt.
Anita hat geschrieben:wer abwertet wird abgewertet oder fühlt sich abgewertet.
Sorry, wenn ich eben nun selber vergleiche, aber in dieser Weise wird bei der Mutter zu Hause gesprochen. Andererseits ist es eine Tatsache, dass der Jüngere leider immer wieder negative Besipiele liefert. Es darf aber nicht Sache des Bruders sein, ihn dafür zu verurteilen. Das macht das Ganze nur noch schlimmer.
wer vergleicht, wird verglichen


Wie hier die Zusammenhänge entstehen, muss ich mir erst noch Gedanken machen.
Vergleiche können durchaus auch positiv sein und motivierend wirken. Je nachdem, wie man es anwendet.

Mein Freund hat seinem Älteren schon des öfteren mitgeteilt, dass seine niederträchtigen Bemerkungen wie verbale Ohrfeigen rüberkommen und den Jüngeren nur noch mehr in seiner Meinung bestärken, dass er eh nichts zustande bringt.
Anita

Beitrag von Anita »

es eine Tatsache, dass der Jüngere leider immer wieder negative Besipiele liefert
vermutlich ist er schon gefangen in seiner "rolle"... -> besprich doch mit deinem mann mal, wie ihr ihn zumindest unterstützen könnte, da raus zu kommen...


klassische vergleiche sind auch: "er ist halt der denker und der andere ist viel lebendiger" ...auch postive vegleiche drücken kinder in eine rolle die sie hintern kann, sich weiter zu entwickeln und ihre talente zu leben....

lass es mal wirken :)

en schöne abig
anita

ps: ich finde es auch sehr schwierig meine kinder nicht zu beschreiben...
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