Partnerschaft seit fast 10 Jahren, 2 Stiefkinder im Haushalt

Fragen, Probleme und Sorgen...
Lee
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Registriert: 06.03.2008 09:08

Beitrag von Lee »

Hallo Citygirl
hallo zusammen

Ich kann dir sehr gut nachfühlen! Die Mutter der Kinder war bei uns vorerst vordergründig sehr froh, dass ihr damaliger Partner so schnell wieder eine nahe Bezugsperson gefunden hat. Sie fand es wörtlich - "genial"-!.....!

Während der ersten 3 Jahre nach der Trennung hatte sie im Haus meines Partners das oberste Stockwerk für sich eingerichtet, das sie zusammen mit ihrem neuen Partner zeitweise (ca. 2 Tage in der Woche, ab und zu an den Wochenenden) bewohnte und für die Familie Hausarbeiten erledigte (Teil der Vereinbarung bei der Scheidung). Wir sind sogar einige Male zu viert in den Ausgang gegangen. Das ging solange gut, bis ich eines Morgens, nach einem unangekündigten/unerwarteten Besuch der beiden, im Badezimmer auf den Partner der Mutter der Kinder stiess (ich bin zugegebenermassen ein bisschen bieder, vor allem im Badezimmerbereich).

Dann zogen sie aus.....

Die Mutter hat eine zusätzliche Wohnung in der Nähe gemietet (Ländliche Gegend) und "versorgt" die Kinder an zweit Werktagen pro Woche (sie schlafen da....sind schon relativ selbstständig....14j und 17j). Die Mutter der Kinder bewohnt mit ihrem Lebenspartner eine Wohnung in Zürich.

Die Beziehung der Kinder zur Mutter und dessen Partner (der ist sehr beliebt bei den Kindern) ist in Ordnung. Die Beziehung meines Partners zu ihr auch. Ich habe es nur nicht so gern, wenn sie es übertreibt mit der Anzahl der Telefonanrufe bis relativ spät in die Nacht hinein....... Sehr schade auch, dass wir beide nicht zusammen kommunizieren. Es blieb bei einem Versuch meinerseits, der aber nicht als wirklichen Erfolg zu bezeichnen ist (vor ca. 4 Jahren). Jetzt fehlt mir der Mut für einen zweiten Anlauf und für sie ist es anscheinend kein Bedürfnis.

Ich weiss, die Meinungen teilen sich, ob der Kontakt zur Mutter der Kinder zum guten Gelingen des Familienlebens beitragen kann.....!?  Wenn wir auf einander treffen (was gezungenermassen relativ regelmässig passiert), begegnen wir uns mit Höflichkeit aber innerem Abstand.....

Ok, eigentlich wollte ich nicht so viel schreiben, aber wenn ich jetzt schon "dran" bin...Gruss an alle Lee
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Lee

Ich versuche meine Geschichte aufs Wichtigste zu kürzen.

Der Wunsch nach Scheidung ging von mir aus. Mein Ex-Mann litt darunter und so war ich einerseits vom schlechten Gewisen befreit, dass er bald eine neue Partnerin gefunden hat, andererseits auch etwas enttäuscht, dass ich so schnell ersetzt wurde. Und weil diese Frau schon immer auf meinen Ex-Mann "stand" war es für mich auch irgendwie verständlich. Es wurmte mich aber auch, dass er VOR mir eine neue Beziehung hatte, wo ich doch hübscher und kommunikativer bin *smile

Diese Frau war eine frühere gemeinsame Freundin und naiv wie ich war, glaubte ich, dass wir wieder die alte Clique werden. Als sie dann für mich und Tochter ganz überaschend in das Haus meines Ex einzog, begann ein riesiger Intrigenkrieg. Sie hatte Mühe zu akzeptieren, dass mein Ex und ich Freunde blieben. Die Tochter litt und es wurde eine Therapie nötig. Mein Ex musste da über einige Schatten springen. Die neue Frau hatte Mühe mit der Rolle als Zweitfrau.
Das Verhältnis wurde auf einen Schlag besser, als ich meinen jetzigen Parner kennen lernte und wird kurz darauf zusammenzogen. Und ganz überraschend wurde sie doch noch schwanger. Seit sie nun selber Mutter ist hat sich unser aller Verhältnis sehr gebessert. Inzwischen sind wir Frauen im gleichen Verein und engagieren uns für die gleiche Sache.
Der Wunsch von Tochter, gemeinsam im gleichen Haus zu wohnen wird sich bestimmt nicht erfüllen. So wie es jetzt ist, finde ich es aber schon super. Da mein Ex ein Chaötchen ist, organisieren wir Frauen WE und Feriendaten. Kürzlich sprachen wir uns auch in Erziehungsfragen aus. Wir sind nicht überall gleicher Meinung. Schlussendlich mussten wir beide schmunzeln. Wir kennen uns ja seit Jahren und wissen, dass wir schon damals sehr unterschiedlich waren.

Mit der Ex-Frau meines Partners hätte ich mir auch so ein Verhältnis gewünscht. Sie betrachtet mich aber als böser Feind und kann es nicht lassen, uns auf irgend eine Art zu schickanieren. Ein gemeinsames Gespräch beim Beistand hat die Ex-Frau abgelehnt. Die schlimmste Rache war eine Strafanzeige wegen Kindsentführung, als ICH anstelle meines Partners die Kinder mit meinem Auto abholte. Der Beistand brauchte sehr viel Überredungskunst, damit sie die Anzeige zurückzog.

Die Kinder meines Partners wollten immer bei ihrem Vater leben. Auf Grund vieler "Ungereimtheiten" bei den Trennungsverhandlungen wurden sie der Mutter zugeteilt und es entstand ein unschöner Machtkampf zwischen Kinder, Vater, Mutter und Behörden. Dieser wurde nicht einfacher, als ich noch dazustiess.

Zum Thema Kinder:
Ich darf aus medizinischen Gründen keine weiteren Kinder haben. Aus diesem Grund wünschte ich mir einen Partner mit Kindern, damit ich am WE auch eine Familie um mich habe.
Anita

Beitrag von Anita »

@Lee

bei uns ist ja der persönliche kontakt zur ex-frau nicht mehr vorhanden. mein mann hat sich total distanziert, seit sie nach dem tot unserer väter geld eingefordert hat aus den erbschaften. optimal ist dieser zustand für die kinder sicher nicht. sie waren aber in einem alter, wo sie bereits selber telefonieren und ihre besuchswochenenden auch selber vereinbaren konnten. für die kinder würde ich mir schon wünschen, dass vater und mutter einen nötigen austausch pflegen.
ich als zweitfrau betrachte es aber nicht als wichtig, mit ihr einen kontakt zu haben. ich glaube auch nicht, dass ein solcher für die kinder wichtig wäre.
enstpricht dies nicht noch dem wunschdenken alter traditionen...so unter dem motto; "heile-welt-familie"?
na ich habe mich davon emal verabschiedet und bin ganz froh, mir diesen druck genommen zu haben :D

lg
anita
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ich wollte erst mal Lee und city-girl begrüssen, aber um wirklich etwas über mich und die Situation mit allen Ex-Partnern zu erzählen, brauche ich einen Tag mit weniger Arbeit und mehr Ruhe. :)
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Lee
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Beitrag von Lee »

Hallo Leute

Ich erlebe es als sehr angenehm, ganz den eigenen Bedürfnissen entsprechend, im Internet Meinungen, Fragen und Anregungen zu Themen die mich persönlich sehr interessieren entgegennehmen zu können!

Unterdessen habe auch ich bemerkt das "Hinter den Kulissen, PN" sehr viel abläuft. Aber damit dies möglich ist braucht es "halt" immer wieder Personen, die sich öffentlich am Dialog beteiligen.

Hierzu meine nächste öffentliche Frage / Nachricht:
Was, - wenn man das Gefühl nicht los wird, dass man am eigenen Leben vorbeilebt? Was, - wenn man sich schwer tut mit der Vermutung, dass die eigenen Wünsche zu Gunsten der Familie des Partners zur Zeit (!) nicht gelebt werden können? Opfere ich mich zu sehr auf?? Mute ich mir zu viel zu? Darf ich darauf hoffen, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch meine Bedürfnisse mehr Beachtung erhalten? --- oder muss ich jetzt schon mehr darum kämpfen? Wohl ja, oder!?

Liebe Grüsse Lee
Partner mit 2 Kindern im Haushalt, Partnerschaft besteht seit 9 Jahren
Anita

Beitrag von Anita »

oh ja unbedingt Lee!

in einer gleichwertigen beziehungen sollte es unbedingt platz für die bedürfnisse aller haben.

überlege mal, ob du deine überhaupt anbringst?
ich erlebe oft, dass frauen traurig sind oder gar krank werden, weil sie nicht wahrgenommen werden mit ihren bedürfnissen....dass sie aber auch noch nie wirklich für ihre wünsche eingestanden sind :(

werde dir unbedingt bewusst, was du brauchst und auf was du noch zu verzichten bereit bist. das kann sich in den jahre auch verändert haben. nur weil du dich einst für ein "opfer" entschieden hast, heisst dies nicht, dass du daran festhalten musst. wir haben das recht uns zu entwickeln und für uns einzustehen!
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hallo Lee,

damit stellst Du wohl genau die Fragen, die auch meinen Partner beschäftigen....Und ich schreibe von der "anderen Seite": es bleibt mir gar nichts anderes übrig, als diesen "Verzicht" jetzt von ihm zu verlangen. Wenn er dazu nicht bereit ist, hat die Beziehung keine Zukunft.

Das klingt hart, aber auch ich habe keine Möglichkeit, nach meinen Bedürfnissen zu fragen. Vielleicht hilft es etwas, sich klar zu machen, dass auch der leibliche Elternteil auf vieles verzichtet zugunsten der Kinder.
Als gefährlich für die Partnerschaft erlebe ich dabei in meiner Situtation das ständige "schlechte Gewissen" gegenüber dem Partner, das schafft ein Ungleichgewicht. Andererseits: wie weit rechnet man ständig auf in einer Beziehung zwischen Geben und Nehmen?
Dazu gäbe es vieles zu sagen....aber realistisch ist glaube ich, dass dieses Thema eien Patchworkbeziehung, in der nur ein Partner Kinder mitbrngt, lange begleitet.
Es würde mich sehr interessieren, wie Deine Überlegungen weitergehen udn wie sich die Situation für Dich persönlich entwickelt! Viel Glück dabei!
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Lee

"Eure" Kinder sind jetzt 14 und 17 Jahre alt. Und wenn ich hier mit meiner 12-jährigen Tochter vergleiche, so werde ich als Mutter immer weniger gebraucht. Das heisst, dass ich immer mehr Freizeit habe.

Bei den Jungs meines Freundes ist es ein wenig anders. Obwohl sie offizielle bei der Mutter leben, übernehmen wir viel von ihrem Job. Und da die Jungs hier nicht verwurzelt sind, fixieren sie sich stark an ihren Vater.
Ich frage dich zurück: Wieviel Zeit beanspruchen eure Kinder vom Vater? Mit 14 sicher noch mehr als mit 17.
Ist es bei Euch nicht möglich, dass ihr mehr Zeit für Euch rausnehmen könnt?
baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Lee,

Ich kann dir nur Mut machen, für deine Bedürfnisse einzustehen und sie mit deinem Partner immer mal wieder durchzugehen. Am besten nicht wenns brennt, sondern wenn man bei einem Glas Wein wiedereinmal Zeit hat einander zu fragen: Wie geht es dir mit mir?

Ich habe den Fehler gemacht, meine Bedürfnisse viel zu wenig ernst zu nehmen. Ich hatte die Vorstellung, wenn es allen anderen gut geht, so geht es mir dann irgendwie auch gut. Soooo falsch!
Ich bin damit in eine grosse Krise gerannt: Nach ein paar Jahren war ich völlig ausgebrannt und ausgelaugt. Ich musste mir meine Freiräume langsam erobern. Das Schwierigste war wohl, mir überhaupt bewusst zu werden WAS ich brauche. Und dann die Umwelt damit zu konfrontieren. Es war keine einfache Zeit, aber sie hat sich gelohnt und unsere Patchworkfamilie steht dafür auf umso sichereren Beinen.

Und noch was, meine schlimmste Befürchtung, dass alle - vor allem mein Mann - davonrennen würden, wenn ich etwas für mich wünsche, ist nicht eingetreten...

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
Lee
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Beitrag von Lee »

Hallo ......

So viele Reaktionen?

--alle in die gleiche Richtung?!-- :!:

Übrigens auch die Richtung, die ich zur Zeit versuche ein zu schlagen. Fällt mir nicht leicht, weil ich nicht der Typ dafür bin und ich evtl. tatsächlich etwas zu lange damit gewartet habe. Also, - Lernen! (und keine Angst davor, gell Babö?

Den Beitrag von carlotta 37 ist für mich besonders interessant. Es ist wichtig für mich, mehr über "die andere Seite" zu erfahren, da mein Partner nicht unbedingt ein Held ist, wenn es darum geht über seine Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen.... (ist dafür sonst ein Held! :D )

Liebe Grüsse Lee
Partner mit 2 Kindern im Haushalt, Partnerschaft besteht seit 9 Jahren
tarzan
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Registriert: 06.03.2008 17:11

Beitrag von tarzan »

Hallo Lee
Interessante Fragen hast Du hier ins Forum gestellt !
Ich denke es ist immer etwas schwierig in deiner Konstellation.
Da die Kinder bei Euch wohnen, ist es anders als eine normale
Zweierbeziehung.
Wichtig ist wie schon erwähnt, dass Du Dir klar wirst über deine
Bedürfnisse. Sich um andere Sorgen ist gut, aber man darf sich
nicht selber vergessen, dass führt früher oder später zur Unzufriedenheit.
Eines kann ich Dir aber versichern, desto älter die Kinder werden, desto mehr gehen sie ihren eigenen Weg und hängen nicht mehr so am Rockzipfel des Vaters. Somit habt ihr in absehbarer Zeit, mehr Zeit für euch 2 und eure Bedürfnisse und Wünsche. Wenn Kinder da sind, bringt man viele Opfer, aber glaub mir die wissen das früher oder später zu schätzen, was du und dein Partner für sie gemacht habt.
15 Jahre Patchworkerfahrung
Anita

Beitrag von Anita »

liebe Lee

über gefühle sprechen können, fehlt vielen von uns. wir sind in einer sehr autoritären zeit gross geworden und da gab/gibt es nur wenig raum für gefühle. wir können aber lernen, es uns jetzt angewöhnen ;)
mach doch einfach den anfang.
such dir eine wichtigkeit heraus und sags einfach mal!

mir kommt da zb. die VW-regel in den sinn :D....

VW - Regel (nach Manfred Prior):

V = Vorwurf
W= Wunsch

was so oft als vorwurf heraussprudelt vor lauter emotionen die nicht so einfach in worte zu fassen sind, verwandle einfach in eine wunsch-aussage...
"....das thema ist mir sehr wichtig und ich wünsche mir das ich damit ernst genommen werde"
"...ich wünsche mir sehr, dass sich das und das ändert..., weil es mir so und so damit geht"

...funktioniert bei erwachsenen übrigens besser als bei kindern :lol:
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hier war jetzt in den letzten Beiträgen viel die Rede davon, die eigenen Bedürfnisse zu formulieren bzw. sich erstmal darüber klar zu werden. Aber was macht man denn, wenn diese Bedürfnisse schon klar sind, aber einfach keinen Platz im Leben haben?
So ist es bei uns: jeder kann seine Bedürfnisse formulieren und ich habe einen Partner, dem es auch sehr leicht fällt, offen über seine Gefühle zu sprechen. Das schätze ich auch sehr an ihm!
Oft ist es aber so, dass die jeweiligen Wünsche einfach unreal sind (meine Kinder sind ja auch viel kleiner als die von Lees Partner...). Wir wissen das beide, aber was hilft das????
Für mich als die Partnerin mit Kindern ist das wirklich nicht immer einfach, man entwickelt leicht so etwas wie Schuldgefühle, dass der andere diese Opfer bringt. Es ist für mich dann besonders wichtig, wenn ich spüre, dass es nicht nur Opfer sind, sondern auch für ihn bereichernde Momente hat.....
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Nin
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Beitrag von Nin »

So, endlich habe ich Zeit, etwas mehr über mich, meine Situation, Ex-Partner, Kinder und weiss der Himmel zu schreiben – ich befürchte, das wird ein langer Beitrag.

Also zuerst zur Situation: wir patchworken seit Juli 2006. Wir haben beide zwei Kinder, seine sind gross (19 und fast 17, Junge, Mädchen), meine sind kleiner (8 und viertel vor 10, zwei Jungs). Die Kinderkonstellationen gehen von null bis vier plus Freunde. Wir mögen beide Kinder – unsere und andere und sind sehr häuslich.

Ist es einfach? Nein. Das erste Jahr gab es soviel gegenseitige Ablehnung, soviel Widerstand von unseren beiden Ex-Partnern, dass es schwierig war, überhaupt zur Ruhe zu kommen.

Ist es schön? Ja. Nicht einfach, aber wahr, echt, authentisch.

Das Verhältnis zu den jeweiligen Ex-Partnern ist gespannt. Ich bin noch nicht geschieden. Mein Noch-Mann ist sehr schwierig. Dazu habe ich schon viel geschrieben.... Seine Ex macht uns manchmal das Leben sehr schwer, besonders im ersten Jahr. Jetzt hat sie auch sehr versucht, die Tochter zu beeinflussen. Resultat: das Mädchen hat gerade beschlossen, sie möchte eigentlich bei uns leben (freu ☺ ).

Es gibt Dinge, die schwierig sind: manchmal fühle ich mich zurückgestellt. Mein Schatz hat immer Zeit für seine Kinder, er ist ihnen auch eine wichtige Bezugsperson. Manchmal bräuchte ich ihn, wenn ihn seine Kinder auch brauchen. Dann ist es schwer, zurückzustecken. Manchmal wäre es schön, Zeit für andere Dinge zu haben. Ich hätte gern mehr Gäste, einen grösseren Freundeskreis. Aber es geht nicht alles. Und es ist hektisch genug.

Tief in mir fällt es mir sicher schwer, mich von dem Gedanken zu verabschieden, ein gemeinsames Kind zu haben. Aber mein Schatz möchte keins. Ich denke er fühlt sich zu alt (12 Jahre Altersunterschied) und geht gerade durch eine schwere berufliche Krise.

In vielerlei anderer Hinsicht sind wir auf Augenhöhe: wir sind beide finanziell voneinander voll unabhängig und stehen im Beruf. Wir sind beide Lehrer, ich 80% und er 50% mit einer zweiten halben Stelle als Dozent an der Uni (und die soll im Dezember gestrichen werden, von daher also die grosse berufliche Krise). Hausarbeit wird viel geteilt, vor allem Kochen und Einkaufen, Putzen der Putzfrau anvertraut, waschen und bügeln tu ich, für den Hund sorgt er.

Vielleicht ist es einfacher, weil wir beide Kinder haben, auch wenn seine älter sind und keine „Aufsicht und Betreuung“ mehr brauchen, meine hingegen ja. Ich empfinde meine Kinder, trotz des Zeitaufwands, als Bereicherung, auch für ihn. Ja, in gewisser Hinsicht verlange ich mehr von ihm im Alltag. Dafür musste ich umziehen und mehr arbeiten und letztes Jahr mit der massiven Feindseligkeit seiner Teenager fertig werden – alles nicht einfach. Ich höre ihm zu und lese seine Artikel, wir helfen uns gegenseitig viel beruflich aus. Vielleicht habe ich Glück, weil meine Bedürfnisse beschränkt oder sehr familienorientiert sind. In meiner gescheiterten Ehe hat mir am meisten jemand gefehlt, der mir zuhört, der mich und meine Bedürfnisse überhaupt ernst nimmt und sie nicht nur mit einem „Du bist sowieso nie zufrieden“ abtut. Nächstes Jahr möchte ich zum Beispiel eine Maturareise organisieren – und als ich das meinem Schatz gesagt habe, hat er gleich gesagt, ja, mach da, wir organisieren das schon mit den Hutzels (meine Jungs). Umgekehrt geht er demnächst für eine Woche nach Afrika für ein Alphabethisierungsprojekt – und da übernehme ich Stunden für ihn an der Schule. Dafür ist ein Partner doch da, oder?
Dann gibt es Dinge, die würde ich Wünsche nennen. Eine Woche zusammen nach Paris fahren... es ist nicht drin. Einen Russischkurs machen. Wir packen es nicht – aber vielleicht auch nicht, weil der Preis, diesen Wunsch zu erfüllen, das überschreitet, was ich bereit bin, dafür „zu zahlen“. Von daher nenne ich es nicht Bedürfnis. Ein Bedürfnis muss sein, ich brauche es oder ich kann auf Dauer so nicht weiterleben. Ein Wunsch würde mir das Leben schöner und leichter machen. Und dann ist es mir im Endeffekt manchmal mehr ein Bedürfnis, Zeit und Freud mit meinen Kindern zu erleben, als Zeit mit meinem Partner: ich kann sie gar nicht geniessen, wenn ich dafür auf Zeit mit den Kindern verzichten muss.

Was mir zur Zeit schwer fällt, ist es, Freuden nicht gut teilen zu können. Am Samstag hatte der Grosse ein Fussballmatch, ich habe ich so für ich gefreut und bin hin und habe zugesehen – und mein schatz war nicht da. Diese Freude, diesen Stolz an meinen Kindern regelmässig zu teilen... das fehlt mir schon...

Oh je, das ist lang geworden....
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
Lee
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Beitrag von Lee »

Liebe carlotta37
Liebe Interessierte

Genauso äussert sich mein Partner, wenn wir über diese Problematik diskutieren.... Seine Machtlosigkeit ist dann sehr gross. Er ist hin und her gerissen zwischen der Verantwortung, die er gegenüber den Kindern trägt (indiskutabel) und seinem Bedürfnis auch mir und meinen Wünschen gerecht zu werden (zu sein).
Dem gegenüber fühle ich mich dann wieder machtlos, weil meine Geduld und mein Verständnis manchmal einfach nicht für alle Anforderungen ausreichen.

Du hast Recht carlotta37, zum Glück gibt es viele Momente und Erlebnisse, die mir sooo gut tun und die ich unheimlich geniesse. Sie erfüllen mich Stolz!

Was ich noch bemerken möchte für weitere Leserinnen und Leser, die in der Situation von c37 sind:
Bedenkt immer wenn eure Partnerin/Partner mit Unsicherheiten und vielleicht sogar mit Ungeduld auf "eure" Familie reagiert, er oder sie hat unter Umständen keine eigene Erfahrungen und muss sich somit mit Vermutungen und Annahmen über eure Gefühle gegenüber euren -leiblichen- Kinder ... damit verbundenen Erwartungen usw. begnügen..... das muss eine gewisse Unsicherheit auslösen (hat vermutlich auch mit einer ungestillten Neugier gegeüber dem eigenen Leben zu tun).

Auch haben eure Partner/innen ihre Ziele aus verschieden Gründen nicht in der vorgesehen Form erreicht. --Ihr vielleicht auch nicht??!-- Stichworte auf beiden Seiten: unerfüllte Vorstellungen, Enttäuschung, Ernüchterung,.... gleich: gemeinsame, neue Ziele??

Ich bin über jede Äusserung meines Partners froh, die mir Auskunft über seine guten aber auch weniger guten Gefühle betreffend seiner erfüllten oder weniger erfüllten Lebensziele macht und wenn ich's mir recht überlege kann doch gerade dies eine Chance für "solche" Beziehungen sein.

Ich wünsche üch e schöne Abed und bis glii

Lee
Partner mit 2 Kindern im Haushalt, Partnerschaft besteht seit 9 Jahren
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