Was bedeutet für Euch Partnerschaft?

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carlotta37
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Was bedeutet für Euch Partnerschaft?

Beitrag von carlotta37 »

Ich gebe zu, die Frage ist sehr allgemein formuliert - jeder kann sie ja für sich auch eni wenig umändern: was ist mir das wichtigste in einer Partnerschaft, was gehört unbedingt dazu, was nicht? Welchen Anteil nimmt mein Partner in meinem Leben? Allgemein: was erwarte ich von einer Partnerschaft?

Mich beschäftigt diese Frage zur Zeit sehr und ich dachte, es wäre mal interessant, was anderen ganz spontan dazu einfällt, von meiner Seite mal unabhängig von konkreten Beispielen und Ereignissen....
baboe
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Beitrag von baboe »

Hallo Carlotte,

Eine interessante Frage, die du hier aufwirfst. Ich denke, auch wenn du heute ganz klare Antworten geben kannst, so werden diese sich im Laufe des Lebens auch wandeln. Man entwickelt sich ja weiter und - wenn möglich zusammen!

Aber ich will dir mal eine möglichst persönliche Antwort geben:

Wichtig ist für mich, dass ich von meinem Partner angenommen und geliebt werde, so wie ich bin. Ich erwarte Vertrauen und Treue. Wir haben uns mit fünf Kindern viel vorgenommen und ich erwarte von meinem Partner, dass er sich jederzeit auftauchenden Problemen in der Beziehung und in der Familie stellt und fair diskutiert, bis wir Lösungen gefunden haben.
Ich erwarte, dass er mein Bedürfnis nach Freiräumen respektiert, auch wenn er es nicht versteht! (Nicht einfach!!)
Ich versuche sein Bedürfnis nach Ordnung zu respektieren, auch wenn ich es nicht nachvollziehen kann. (Uff, auch nicht immer einfach!)
Ich erwarte, dass er mich unterstützt, dass auch ich beruflich am Ball bleiben kann.

So, dies ist einmal ein kleiner Eindruck meiner Einstellung

Bin gespannt auf weitere!

herzlcih

Babö
Zuletzt geändert von baboe am 28.02.2008 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
baboe
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Beitrag von baboe »

uups fehlleistung
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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Nin
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Beitrag von Nin »

Oh... das braucht Zeit...
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Mein Partner und ich haben keinen gemeinsamen Alltag - schon weil wir nicht zusammen wohnen. Der Alltag nimmt aber nun mal wohlwollend gerechnet 95% von meinem Leben ein - wo bleibt da Platz für ihn?
Denn ich bemerke jetzt immer mehr, dass es andere Menschen gibt, mit denen ich mehr Alltag teile und denen ich mich dadurch auch mehr verbunden fühle. Da entsteht dann der Wunsch, auch die restlichen 5% nicht mit ihm allein zu geniessen - also muss er mich immer mehr teilen mit andern...

Er hat das akzeptiert, beklagt sich nicht. Er bemüht sich auch um die Kinder, hilft uns immer mal wieder. Und dennoch: ich empfinde unsere Beziehung als eine "Schönwetterbeziehung" und damit bin ich immer wieder sehr unglücklich. Andererseits habe ich mich daran gewöhnt, so sehr, dass ich ihn in diesem Alltag nicht mal mehr vermisse.
Auffallen tut es mir, wenn er handelt: eine freie Woche im Sommer er und ich und eine Woche Familie, zwei wären zu viel, da fehlt der Ausgleich etc. Das verletzt!

Ich erwarte eigentlich eine echte Entscheidung für mich - und damit sind die Kinder untrennbar verbunden. Einen Ernährer brauche ich nicht, darum geht es nicht. Aber ich KANN sein Leben nicht teilen, denn ich bin gebunden, er nicht. Also muss er meines teilen, mit einigen kleinen Ausnahmen. Das mag ungerecht sein, das Geben und Nehmen nicht ausgeglichen. Aber es geht ja nicht anders, oder?????

Ständig frage ich mich, ob ich diese Entscheidung erwarten kann oder ob das völlig unmöglich ist.
Wir haben schon viele Schritte gemacht, ich verstehe ihn auch, wir streiten selten, das Zusammensein ist meist harmonisch. Und doch genügt es mir nicht mehr.

Vielleicht bedeutet eine Partnerschaft eben für mich auch dieses ganz klischeehafte " in guten wie in schlechten Zeit" (übrigens möchte ich nicht unbedingt heiraten - aber dem Inhalt nach stimmt's: Schönes UND Schwieriges teilen, nicht aufrechnen gegeneinander, aber eine wirkliche Entscheidung füreinander). Sind meine Erwartungen zu hoch?
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Auf den ersten Blick sehe ich es auch so wie Babö. Nur, dass ich beruflich schon lange nicht mehr "in" bin... Dafür setzte ich mich ehrenamtlich und öffentlich ein. Da erhalte ich die Unterstützung meiner ganzen Familie!

Mehr zu diesem Thema ein anderes Mal.
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Partnerschaft...

Was erwarte ich? Was erlebe ich? Was erträume ich vielleicht?

Mein Partner ist neben meinen Kindern der wichtigste Mensch in meinem Leben – wichtiger als Eltern oder Geschwister.

Was ich von ihm wünsche:
Aufmerksamkeit, die Bereitschaft, mich und meine Bedürfnisse als solche wahrzunehmen und zu unterstützen, auch wenn er sie nicht teilt oder versteht.

Zeit: und sei es nur die Zeit, nebeneinander Bohnen zu zerschneiden... gemeinsame Zeit, mit Musik, Büchern, Sprachen, den Dingen, die wir beide mögen. Interessen zu teilen, wenn nicht alle, dann doch einige und sich dafür Zeit nehmen.

Hilfe: 80% Arbeit, zwei Kinder... ich brauche praktische Hilfe. Freitags isst er mit den Kindern zu Mittag. Er springt ein, wenn ich sie nicht holen kann. Er kocht oft. Unordentlich sind wir zum Glück beide.

Zärtlichkeit: Ich bin schon recht körperbezogen in dieser Hinsicht. Ich brauche es, meinen Partner umarmen, anfassen, berühren zu können. Auch mehr... aber das ist dann sehr privat. Für mich aber ein wichtiger Teil unserer Partnerschaft.

Alltag: Ich bin ein Mensch, der gemeinsamen Alltag will. Sonst gäbe es gar nicht genug Zeit. Ich will in meiner Ganzheit akzeptiert werden und auch meinen Partner in seiner Ganzheit erleben. Dazu gehören schmutzige Wäsche und Morgenmuffeligkeit oder weiss der Himmel...

Ach, das hört sich so prosaisch an. Es gibt solche Moment, in denen ich weiss, warum ich diesen Mann so sehr liebe und damit auch brauche. Neulich fuhr ich im Bus nach Hause, ich war sehr müde nach einem anstrengenden Schultag mit Rangen ausser Rand und Band. Ich schickte noch aus dem Bus ein SMS, so was wie „Unterwegs, müde, durstig“. Als ich ankam, stand da ein Glas Cola, die Kinder (die er von der Schule abgeholt hatte) sassen am Tisch und machten Hausaufgaben, ich konnte erst ausatmen. Und schon als ich so im Bus sass, dachte ich: „Ich fahre nach Hause, zu dem Mann, den ich liebe...“ und es wärmte mir das Herz. Das war etwas, was mir in meiner Ehe sehr gefehlt hat: dass der Mensch, der mir am meisten durchs Leben hilft, nicht mein Mann war – sondern eher mein Au-Pair-Mädchen.

Zur Zeit ist alles schwierig, weil mein Schatz grosse berufliche Probleme hat, die ihn sehr belasten und manchmal sehr niedergeschlagen machen. Dann ist er sehr dünnhäutig. Aber auch diese Dünnhäutigkeit, diese Bereitschaft, Gefühle, Ängste mit dem anderen zu teilen, ist mir wertvoll. Eines Tages habe ich ihm geschrieben, um ihn aufzumuntern. Dass Liebe, Partnerschaft damit auch, für mich heisst, in den Momenten füreinander da zu sein, in denen es niemand anders mehr gibt. In den schönsten Momenten, auch in den schwersten. Der erste, den man anruft, wenn etwas passiert – für gute und schlechte Nachrichten. Derjenige, der einem den Hustentee am Abend macht, wenn man noch mit Fieber gearbeitet hat. Die Person, für die man sich nicht zusammenreissen und anstrengen muss.

Partnerschaft ist der Ort, in dem ich angstfrei ich selbst sein kann.

Und das alles gilt hoffentlich für beide.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Dein letzter Satz ist phantastisch, Nin!

Aber wenn das alles so leicht umzusetzen wäre....

Und mir bleiben Fragen, bei dem was Du schreibst: da Deine Kinder bei Euch leben, brauchst Du - auch wenn Du jetzt in schweren Zeiten ebenso für ihn da bist - rein praktisch ja sicher mehr Unterstützung von ihm als er von Dir. Wie empfindest Du in diesen und anderen Punkten die Frage nach dem Ausgleich zwischen Geben und Nehmen?

Ich glaube mein Partner hat Angst, zu viel geben zu müssen in einem gemeinsamen Alltag und zu wenig dafür zu bekommen. Und ich kann diese Angst auch verstehen: es ist nicht purer Egoismus. Aber seine Bedürfnisse müssen hinter denen der Kinder und meinen immer zurück bleiben.

Ich kann ihm moralische Unterstützung geben (praktische braucht er kaum), dieses Annehmen der anderen Person mit allen Ecken und Kanten, Nähe und Zärtlichkeit. Wir haben gemeinsame Interessen, aber kaum Zeit sie wahrzunehmen. Die praktische Unterstützung müsste auch ich von ihm verlangen, wenn wir zusammen wohnen würden.

Dann müsste er sich nochmehr als jetzt auf mein Leben einstellen - ich KANN mich ja auf seins nicht einstellen. Dann kämen die Unterschiede in den Lebensstilen noch mehr zum Tragen. Und es wäre immer er, der verzichten müsste....

Ich wollte immer eine wirkliche Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe, aber kann das funktionieren, wenn so wenig Ausgleich da ist????

Bei uns könnte man mal ganz lapidar sagen: er hat alles, was ich nicht habe - Zeit, Geld, Freiheit.
Es ist ein echtes Problem - denn ich mag nichts fordern, es fällt mir schwer, die "Schwächere" zu sein, die eben mehr nehmen muss als sie vielleicht geben kann. Oh ja, er gibt gern, das schon, aber er hat auch Angst. Die Kinder - das war nicht seine und meine Lebensplanung, sondern meine! Er mag sie und kümmert sich, aber er ist kein Mensch,dem das leicht fällt. Ich bewundere, wie vorberhaltlos und intensiv er an sich arbeitet. Aber wird es reichen?

Gerade deswegen interessiert mich meine ursprüngliche Frage nach dem Ausgleich...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, ich habe über deine Frage nachgedacht, vielleicht auch darüber, warum ich das nie als ein Problem gesehen habe.

Partnerschaft ist doch kein Konto mit Soll und Haben, wo man das eine gegen das andere aufrechnen kann. Ja, meine Kinder sind kleiner und brauchen mehr Zeit und einfach noch mehr Betreuung als seine. Vielleicht ist es anders als in deinem Fall, weil mein Partner ja auch Kinder hat. Sie sind grösser - sein Sohn ist gerade bei der Armee und seine Tochter ist fast 17 - im Alltag brauchen sie also keine Betreuung mehr. Aber mental nehmen auch sie viel Platz in unserer Beziehung ein und meinem Schatz sind seine Kinder sehr wichtig. Er braucht und will Zeit für sie. Und die hat er auch, immer wieder. Ein gelungener Tag ist für uns, wo für jeden ein bisschen Zeit da ist, für uns, für jedes der Kinder. Ein Beispiel vom letzten Sonntag: am Morgen hatten wir ein bisschen Zeit für uns, zum Kuscheln, meine Kinder waren da und haben ruhig gelesen, sehr brav. Dann haben wir mit meinen Kindern gefrühstückt zu viert, sein Sohn schlief noch. Als meine Kinder sich angezogen haben, haben wir beide den Tisch abgedeckt und dabei geredet (ich mage diese kleinen gemeinsamen Alltagsgesten). Dann bin ich mit meinen Kindern ein bisschen Wii spielen gegangen, er hat am Computer an einem Artikel gearbeitet. Dann ist irgendwann sein Sohn auch aufgestanden. Nach dem Spiel habe ich mit meinen Kindern die Fahrräder geputzt und den Reifen vom Fahrrad des Kleinen ausgewechselt. Dabei hat er geholfen, und wir waren alle vier auf der Terasse. Dann hat er auch gesagt, dass später am Tag auch seine Tochter käme. Meine Kinder haben dann ein bisschen in Ruhe Hausaufgaben gemacht und gespielt und ich habe ihnen und mir etwas zu essen gemacht. Mittags haben wir nur zu dritt gegessen: sein Sohn war noch nicht so lange wach und er wollte auf seine Tochter warten.
Dann bin ich mit den Kindern Fahrrad fahren gegangen, bis zu ihrer Schule. Dort haben sie einen Freund getroffen und ich habe auf dem Schulhof gesessen und mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. In dieser Zeit war er allein zu Haus mit seinen Kindern. Nach einer Weile sind wir zurückgefahren und haben den Freund meiner Kinder mitgenommen. Zu Hause sass er mit seiner Tochter am Tisch und plastifizierte Karten mit ihr. Vorher hatten sie zusammen Hausaufgaben gemacht. Sein Sohn sass mit Freunden auf der Terasse und hörte Musik Sie hatten auch zu dritt gegessen. Meine Jungs haben mit ihrem Freund gespielt, zuerst ein bisschen Wii, dann im Kinderzimmer. Ich hatte totale Ruhe.
Später habe ich den Freund meiner Kinder nach Hause gebracht, dann mit den Jungs Gitarrre geübt, sein Sohn ist zur Armee aufgebrochen (mit den T-shirts, die ich gebügelt hatte ;) und mit meinem Auto, weil er den Bus verpasst hatte.) Seine Tochter ist zu ihrer Mutter zurückgefahren. Wir haben wieder zu viert zu Abend gegessen.
Ich fand diesen Tag herrlich, weil es einen Moment für alle gab.

Ich finde auch, dass sich um Kinder kümmern kein reines Geben ist: Kinder geben uns viel zurück. Schau mal, warum bemühen wir uns alle denn so um sie: es ist schön, Kinder zu haben und von ihnen geliebt zu werden. Die Zuneigung deiner Kinder ist doch auch eine Bereicherung für deinen Partner, die Tatsache, sie gross werden zu sehen. Auch damit gibts du ihm etwas, lässt ihn an etwas teilhaben, was in seinem Leben sonst völlig fehlen würde. Kinder sind ja nicht nur Belastung und Störfaktoren! Du sprichst von Ausgleich: Muss der immer auf der gleichen Ebene stattfinden? Gut, ich habe gut reden, wir stehen finanziell sehr ähnlich da, haben beide Kinder. Aber ich bin ins sein Haus gekommen: dafür habe ich auch meins gelassen... Meine Kinder verlangen mehr Betreuung: dafür bringen sie auch ihre Frische und Freude, ihre Zärtlichkeit und Zuneigung. Du sagst, die Kinder waren nicht seine Lebensplanung: aber du bist es. Und deine Kinder gehören zu dir. Damit werden sie seine Lebensplanung. Kannst du deine Kinder nicht auch als etwas sehen, das auch seinem Leben etwas gibt? Etwas, was mehr oder gleichwertig ist mit Freiheit, Geld und Zeit? Ich sehe es so.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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