Mein Lebensgefährte kritisiert immer meine Kinder

[juliane0312]

Hallo,
mein Name ist Juliane, ich bin neu hier .
Mein Lebensgefährte und ich sind seit 2018 ein Paar. 2020 haben wir den großen Schritt gewagt und sind zusammen gezogen. Ich bin mit meinen Kinder zu ihm auf´s Land gezogen.
Meine Kinder sind 8, 10, sein Sohn ist 13.
Wir als Paar harmonieren super, wenn die Kinder beim den Ex-Partner sind, haben wir unsere Zeit und genießen sie in vollen zügen.
Allerdings wenn die Kinder da sind, ist eine Anspannung zu spüren.
Das hängt damit zusammen, dass mein Partner immer nur meine Kinder kritisiert. Egal was sie tun. Anfangs habe ich darüber hinweg geschaut, aber mittlerweile macht mich das wirklich fertig, weil ich auch das Gefühl habe das es immer mehr wird.
Ja sie sind Jung und ja sie haben ihr Macken, aber wer hat das nicht. Ich vermute das hängt eher damit zusammen weil sie sehr aktiv sind, präsent sin. Mein ältester hat LRS und ADHS also ein großer aufgeweckter junge mit einer ganz großen Fröhlichkeit. Von meinem Partner der Sohn, ist ein ganz ruhiger, ihn hört und sieht man nicht und sitzt nur in seinem Zimmer. Genau das Gegenteil von meinen .
Natürlich hat auch er seine Ecken und Kanten, aber das wir nicht gesehen oder es wird übersehen.

Wenn meine zwei was falsch machen oder was kaputt machen, wird direkt kritisiert und er lässt es sie spüren. Bei seinem Sohn wird ganz normal weiter gemacht, es wird mal was gesagt, aber auch da in einem ganz normalen Ton. Von Strenge keine Spur. Oder wenn meine tatsächlich nichts gemacht haben und sein Sohn war es und sie es sagen, wird Ihnen nicht geglaubt. Das tut ihnen und mir verdammt weh. Zumal meine schon sagen, "wenn wir was sagen, glaubt uns eh keiner". Sie wissen das ich sie immer verteidige wenn ich merke es geht zu weit oder ihnen wird unrecht getan.

Ich liebe meinen Partner sehr, aber diese Situation nimmt mich sehr mit. Ich habe oft mit ihm darüber gesprochen, Briefe geschrieben. Er verspricht immer sich zu ändern, was dann auch zwei/drei Wochen hält und dann fällt er in sein altes Schema zurück. Ich möchte einfach das die Kinder fair behandelt werden, dass meine so akzeptiert werden wie sie sind. Wir sind auch bei der Lebenshilfe, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß und kraftlos bin. Der Berater von der Lebenshilfe hat mir empfohlen mich in einem Forum mit gleichgesinnten auszutauschen. Hier bin ich jetzt
Ich denke oft über eine eigene Wohnung nach, aber ob das die Lösung ist? Meine Kinder fühlen sich so sehr wohl zuhause. Sie mögen auch meinen Partner sehr, obwohl sie merken das sie nicht gleichberechtigt behandelt werden.

Vielleicht ist jemand in der gleichen Situation wie ich?

Ich freue mich sehr über Rückmeldungen.

Vielen Dank

VG
Juliane

[Ria]

Liebe Juliane

Willkommen in unserem Forum und willkommen im "Club"
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Dies zeigt, dass du in einer Situation bist, die zwar viele von uns kennen, die aber nicht einfach zu lösen ist.

Mir ging es auch ähnlich, und interessanterweise sagte mein Mann, genauso gehe es ihm mit mir uns seinen Kindern!
Dabei habe ich realisiert, dass wir empfindlicher reagieren, wenn unsere Kinder kritisiert werden, als andere. Und wir selber schaffen es eher mit anderen Kindern konsequent zu sein als mit den Eigenen. Weil wir da irgendwie einfach mehr Verständnis aufbringen, und sie halt eben ein Teil von uns sind.
Und wenn wir unsere leiblichen Kinder einmal ungerecht behandelt haben, ist das weniger schlimm, als wenn jemand anders dies tut.

Ich glaube, das geht den meisten Eltern so, und ist wohl von der Natur so eingerichtet. Um eben das Überleben der eigenen "Brut" zu sichern...

Anscheinend ist sein Sohn viel ruhiger als deine - einfach ein anderer Typ.
Das bedeutet aber für ihn eine sehr grosse Umstellung, vielleicht hat er sich das auch etwas anders vorgestellt.

In Patchworkfamilien prallen verschiedene eingespielte Familiensysteme aufeinander, die nicht immer so automatisch zusammenpassen.
Aber eure Liebe ist es doch wert, Lösungen zu kreieren.

Hier stelle ich dir ein paar Gedanken zur Verfügung, von denen du vielleicht etwas brauchen kannst:

• habt ihr euch als Erwachsene über Regeln geeinigt, die in eurem Haushalt für alle Kinder gelten? Die auch der andere einfordern darf? Damit meine ich minimale Regeln, die für alle gut machbar sind!
  Die der Partner auch einfordern darf und von dir die explizite Erlaubnis dafür hat? Auch wenn es dir nicht gefällt?

• Für die Kinder wird es ganz schwierig, wenn du sie immer in Schutz nimmst vor ihm. Eigentlich möchten sie es beiden recht machen, aber so ist das unmöglich.
  Aber dein Partner hat es auch verdient, in der Hierarchie der Familie auf der selben Stufe zu stehen wie du.
  Dieses Zugeständnis braucht er von dir, und dies muss auch den Kindern klar kommuniziert werden. Sonst kommt es zu unschönen Situationen, in welchen alles erstarrt, wenn die Kinder sagen würden: "Du hast mir nichts zu sagen, du bist nicht mein Vater."

• Das mit der eigenen Wohnung ist eine schwierige Sache, wenn als Grund zurückbleibt, dass die Beziehung wegen der Kinder auseinanderging.

• Könnte es sein, dass dein Partner sich seinen Respekt erobern muss? Was ist ihm so wichtig, dass er dafür kämpfen muss bei deinen Kindern? Wie könntest du ihm entgegen kommen und seine Bedürfnisse mit deinen Kindern berücksichtigen? Worum geht es ihm genau, wenn er deine Kinder kritisiert? Wo meint er, zu kurz zu kommen?

• Ich habe mir damals die Überlegung gemacht, ob mein Mann meinen Kindern schaden würde. Aber ehrlich gesagt tat er das nicht, er sprach mit ihnen einfach nicht so nett wie ich. Und es ging mir und auch allen anderen Beteiligten besser, wenn ich sie direkt und ohne mich miteinander verhandeln liess. Erst so konnten sie zu ihm eine eigene Beziehung aufbauen. Und deine Kinder mögen ihn ja, was eine supergute Voraussetzung ist!

Ich glaube, es gibt da keine einfachen Lösungen, sondern muss miteinander konstruktiv verhandelt werden. Ich bin sicher, deinem Partner ist es dabei auch nicht wirklich wohl. Ich wünsche euch erkenntnisreiche Gespräche, in welchen ihr einander gut zuhören und eure Unterschiedlichkeiten wertschätzend anerkennen und ernstnehmen könnt. Denn darauf ist neues möglich. Toitoitoi!

[Babell]

Hallo Juliane

Ich kann mir vorstellen, wie es dazu kam: er führte ein ruhiges Papawochenendeleben mit seinem ruhigen Kind und machte sich bestimmt auch einige Sorgen über die Ruhe des Kindes. Und dann kommen da so lautfröhliche Kinder, die alles durcheinander bringen!

Kennst du das Bilderbuch "Wie Mama und Papa Verliebte wurden" ?
Da geht es auch um die Problematik: lebhaft und still, aber schön dargestellt.