Mal wieder eine Frage abseits vom patchwork....
Meine Grosse ist inzwischen 17 1/2 und besucht die Mittelschule. Vor einem Jahr hat sie sich das erste mal so richtig verliebt. Diese Beziehung ging vor 3 Monaten auf sehr unschöne Weise auseinander. Der junge Mann hat sie auf miese Art schlecht gemacht, öffentlich, im Internet, deutlich sichtbar für das gesamte gemeinsame Umfeld. Unglücklicherweise gehen die beiden in Parallelklassen der gleichen Schule und haben viel Unterricht gemeinsam, einen gemeinsamen Bekanntenkreis etc..Ich war fassungslos, hätte ihm das nie zugetraut, denke aber, er ist einfach extrem unreif und hat selber unterschätzt, was für eine Lawine er da losgetreten hat.
Natürlich haben wir schon etwas unternommen und inzwischen ist auch Ruhe, allerdings hat meine Tochter die Situation kaum ertragen. Sie schämte sich in Grund und Boden - dabei hätte er sich schämen müssen! Sie kann ihm nicht ausweichen, sieht ihn in der Schule täglich. Und es hat ihr ganzes Selbstwertgefühl zerstört.
Zum Glück hat sich bei dieser Geschichte gezeigt, dass ihr Vertrauensverhältnis zu mir sehr gut ist, obwohl wir es ja nicht immer leicht miteinander haben. Nach und nach hat sie sich mir anvertraut. Zunächst dachte ich, der erste Liebeskummer ist immer hart und wird vorbei gehen....aber inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher.
Sie ist in Sommerferien gefahren mit einer Freundin, schreibt mir aber täglich und hat grosses Heimweh. Der Abstand von der Schule scheint nicht zu helfen. Sie isst kaum etwas, wird immer dünner (inzwischen 50 kg bei einer Grösse von 1,75, Kleidergrösse 34 ist schon fast zu gross), weint viel, zieht sich total zurück.
Zuhause versucht sie, vernünftig zu sein. Sie kämpft wirklich! Ging auch mal in den Ausgang, kam weinend zurück. Hat sich zu dem Urlaub entschlossen in der Hoffnung, dass der Abstand ihr hilft (und nun ist sie in Griechenland, 3 Wochen, scheint noch mehr abgenommen zu haben und will nur heim....was aber organisatorisch gar nicht möglich ist....).
Sie hat versucht, zu lernen, aber im letzten Quartal so schlechte Noten geschrieben, dass sie nun provisorisch ist. Und auch jetzt in den Ferien ist ihre grösste Angst, wieder zurück zu müssen in die Schule und ihm zu begegnen.
Sie hat psychologische Hilfe, aber natürlich dauerte es eine Weile, einen guten Platz zu finden. Und sie braucht Zeit, sich zu öffnen. Hat selber das Gefühl, es helfe ihr gar nicht, obwohl sie die Ratschläge der Therapeutin ernst nimmt. Diese ist sich selber auch unsicher, wie schlecht es meiner Tochter wirklich geht. Meinte aber auch, wenn der Urlaub jetzt nicht hilft, müssen wir überlegen, was man tun kann.
Dummerweise ist ein Schulwechsel nicht möglich, da es das Profil meiner Tochter hier im Kanton nur an dieser Schule gibt.
Momentan überlegt sie, ob sie ein Jahr aussetzen möchte und etwas anderes machen: Geld verdienen, Freiwilligenarbeit im Ausland. Grundsätzlich finde ich die Idee nicht schlecht. Sie hat einen Schulabschluss von der Sekundarschule und hätte nun noch zwei Jahre zur Matura. Eigentlich wollte sie danach ein soziales Jahr machen, da sie möglicherweise Sozialarbeit studieren will.
Aber ich weiss auch, dass man vor seinen Problemen nicht davon läuft. Die wird sie auch bis ans andere Ende der Welt mitnehmen....und soziale Arbeit als Freiwillige kann hart sein. Das unterschätzt sie vielleicht. Um ihr Selbstbewusstsein zu stärken, bräuchte sie aber einen Erfolg und kein Scheitern mehr (oder das, was sie dafür halten würde....). Ausserdem frage ich mich, ob sie in die Schulsituation und das Lernen zurück findet nach einer solchen Unterbrechung. Und eigentlich war ihr diese Schule sehr wichtig.....und ihr Abschluss auch....Eine Auszeit hiesse auch, sich danach völlig neu in eine neue Klasse zu integrieren, während ihre ehemaligen Kolleginnen schon in der Matura sind.
Habt Ihr Erfahrungen oder Gedankenanstösse für mich? Wie viel Liebeskummer ist normal? Was tun wenn eine Jugendliche von einer solchen Erfahrung völlig aus der Bahn geworfen wird?
Also an alle Mütter/Stiefmütter mit Töchtern
