Besuchsrecht mit Jugendlichen

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Ria
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Besuchsrecht mit Jugendlichen

Beitrag von Ria »

Liebe Patchies

Ich möchte gerne eure Meinung hören, wie ihr das geschafft habt, aus dem geregelten Besuchsrecht den Übergang zu schaffen, dass die Kinder den Kontakt zum ausserhalb wohnenden Elternteil selber organisieren.

Bei uns war es so, dass meine Töchter die freie Zeit am Wochenende irgendwann einmal lieber mit ihren Freunden verbrachten als zum Vater zu gehen. Irgendwie ja normal und nichts gegen den Vater, aber für ihn war das schwierig.

Dann gab es eine Phase, in der sie Freunde zu ihm mitgenommen haben oder von ihm aus in den Ausgang gegangen sind.

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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mira
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Beitrag von mira »

Ich schreibe hier in der Rolle als eigenes Kind :-D
Das ist eine interessante Frage. Ich wüsste nämlich selber gerne, wie das bei mir gewesen ist. Weder ich, noch meine Eltern können sich daran erinnern, wie und wann das Besuchsrecht geändert wurde. Als Kind war ich jedes zweite Wochenende und jeden Mittwoch Nachmittag bei meinem Vater.

Ich kann mich erinnern, dass ich ab ca. 15/16 Jahren die Wochenenden nicht mehr bei meinem Vater verbracht habe. Stattdessen habe ich spontan mit ihm abgemacht, manchmal unter der Woche zum Abendessen oder auch an einem Wochenende für einen Ausflug, ein Familienfest oder ein Konzert etc.
Und zwischendurch habe ich notabene auch mal etwas mit meiner Stiefmutter alleine unternommen.
Zu erwähnen wäre noch, dass meine Eltern im gleichen Ort gelebt haben. Das ist nicht ganz unwesentlich.

Aber wann und wie wir das genau geregelt haben, weiss niemand mehr. Eigentlich eine gutes Zeichen, es hat offenbar für alle gestimmt :-)
engelherz
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Beitrag von engelherz »

Bei uns geht es ja leider "nur" um die Ferienregelung.
Die Mädchen können Ihren Vater aufgrund der Distanz nur in den Schulferien sehen.
Wir handhaben es seit die Jünste 13 ist so, dass wir die Ferien in erster Instanz mit Ihnen absprechen, einen provisorischen Plan erstellen und diesen den Kindern mitgeben um mit der Mutter zu klären ob dies so passen würde. Wenn ok, melden die Mädchen dies Ihrem Vater und wenn von Mama aus Verschiebungswünsche und Anpassungen vorzunehmen sind, klären die Eltern dies untereinander.
Der Sohn welcher bei uns Wohnt, klärt seit dem Umzug (da war er 14)seine Ferien mit der Mutter selbst.
Dies hat jedoch vor 2 Monaten zu einem Eklat zwischen den beiden geführt, weil die Mama Ihre Ferien nicht auf die Ferien von Ihrem Sohn abstimmen wollte.
Nun will er bis auf weiteres in seinen Ferien nicht mehr zur Mutter, sondern den Urlaub lieber mit seinen Kumpels verbringen.
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Ich habe meinen Freund kennen gelernt, als seine ältere Tochter etwa 14 war. Ich weiss nicht ob es jemals einen strikt geregelten Umgang gegeben hatte, weil die Trennung da noch nicht sooo lange zurück lag und es zwischen den Eltern noch eine Weile lang hin und her ging. Als ich ihn kennen lernte, kam seine Tochter wohl noch oft am Wochenende zu ihm, aber meist ohne Übernachtung und eher spontan für einige Stunden, so wie sie es gerade wollte und wie es in ihren Zeitplan mit Freundinnen etc. passte. Auf mehr war seine Wohnung da auch noch nicht eingerichtet. Kurz darauf war das aber vorbei und sie kam immer weniger. Man muss dazu sagen, dass die Mutter nach der Geburt unserer gemeinsamen Tochter (da war die ältere ca. 16) unterschwellig ziemlich stark Einfluss genommen hat und ihrer Tochter in den Kopf gesetzt hat, sie wäre jetzt beim Vater abgemeldet und er würde sie benachteiligen. Diese Worte kamen dann eins zu eins aus dem Mund der Tochter, kurz nachdem die Mutter das so geäußert hatte. Das Verhältnis wurde dann schwierig, und nach einem Eklat (sehr unverschämtes Verhalten von ihr, dem er ganz ruhig Grenzen gesetzt hat) hat sich die Tochter dann mal einige Monate lang nicht mehr gemeldet. Da spielte die Pubertät dann auch noch eine Rolle, und das Mädel hat sowieso einen ziemlich explosiven Charakter.

Bei seinem Sohn - jetzt 12 - läuft noch alles strikt nach Schema. Hier hat es allerdings auch im Rahmen der Scheidung eine gerichtliche Regelung des Umgangs gegeben, und da seine Exfrau gerne immer wieder versucht hat den Umgang einzuschränken, achtet mein Lebensgefährte auch darauf dass die Vereinbarung eingehalten wird. Sein Sohn hat auch glaube ich nicht viele Freunde. Bei uns war noch nie einer von denen, und was man so hört, bestehen die Wochenenden bei der Mutter auch vor allem aus Sportverein, Hausaufgaben und Lernen, und wenn dann mal Zeit bleibt, geht er wohl gerne mal zur großen Schwester, die mit ihrem Freund um die Ecke wohnt. Da ist also wenig, was ihn dazu bringen könnte, von sich aus eine Änderung zu verlangen.
Patch von 2002/2003 bis 2017
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Ria

Gute Frage.

Als alle Kinder noch bei uns wohnten, haben wir mit der Mutter der Kinder gesprochen und das Besuchsrecht angepasst auf das Besuchsrecht meiner Kinder. Das heisst, alle Kinder waren in der Regel am gleichen Wochenende beim anderen Elternteil.

Die Kinder meines Mannes haben so ab 15/16 selbständig entschieden, wann sie gehen. Das älteste Kind hat für die jüngere Geschwister in der Regel das Zepter übernommen. Die Kinder haben sich schon immer verpflichtet gefühlt, ins Besuchsrecht zu gehen. Sie sind aber auch gerne gegangen. Das Loslassen, das wir als Eltern (vor allem Müttern) von Geburt an üben müssen, war für die leibliche Mutter schwierig.

Bei meinen Kindern waren die Besuchsrechte vom Vater bestimmt. Auch etwa in dem Alter wollten sie nicht immer gehen. Das wurde schwierig. Irgendwie haben wir uns so durchgeschlängelt und versucht aufzuzeigen, dass ihr Vater auch das Bedürfnis hatte an ihrem Leben teilzunehmen und sie zu sehen. Sie waren aber der Meinung, er hätte sich früher nicht gross für sie interessiert, also müsse er jetzt nicht wollen.

So einfach ist die Logik der Jugendlichen. Die Freunde sind wichtiger als wir Eltern. Das haben wir zu Hause ja auch gespürt. Sie sind am Wochenende auch nicht mehr mit uns unterwegs gewesen. Also ein völlig normales Verhalten ;-). Für die anderen Elternteile ist es nicht so einfach. Sie erleben den Alltag mit den Kids ja nicht.

Wir haben den Kids das Organisieren der Wochenenden überlassen. So hofften wir auch, ständige Konflikte im Regeln der Besuchsrechte umgehen zu können. Dies ist leider auf der einen Seite nicht gelungen. Wir Eltern mussten damit leben, dass uns vorgeworfen wurde, wir täten nichts oder arbeiteten sogar gegen die Besuchsrechte...
Delphia
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Beitrag von Greenacre »

Hi

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Eigenverantwortung sehr schnell den Kindern übergeben werden kann.

Wichtig ist, dass die Eltern dies aber auch respektieren. Das hat bei uns wunderbar geklappt. Im jugendlichen Alter (so ab 12) haben wir eigentlich nichts mehr gross organisieren müssen.
Gruss

Greenacre
tabida
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Beitrag von tabida »

Wir haben es nicht geschafft.
Als die Tochter meines Ex-Freundes ca. 11 war, bekam er eine Mail, dass die nächsten ca. 5 Besuchswochenenden ausfallen werden und dass er im übrigen ja die Tel. Nummer habe. Eine Verschiebung der Wochenenden wurde abgelehnt. Mails, sms werden nicht beantwortet. Tel.anrufe nicht abgenommen. Wenn er Glück hat sieht er sie seither 2-3 mal pro Jahr.
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Beitrag von Bacci2 »

Tja das ist eine gute Frage. Meine Stiefkinder sind ja 16 und 13. und bis jetzt ist es immer noch jedes zweite WE. Da hat sich nichts geändert. Hoffe ja dass Junior mal weniger kommt. Freunde mitnehmen ist nicht drin. Da bin ich strikt dagegen. Er kann das Zuhause ausleben. Da ist mein Mann mal meiner Meinung. Mal zum Essen oder so ja, aber keine Übernachtungsbesuche.
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Beitrag von carlotta37 »

Asja, ich denke, es geht vor allem um diese Sicherheit, beim anderen Elternteil immer willkommen zu sein!! Wenn man das schafft, ist es die beste Lösung für die Kinder!!! Aber es ist natürlich aufgrund von Entfernung, Schule, Jobs der Eltern sehr selten wirklich so möglich.

Mein Ex-Mann wollte sehr früh alles nur noch über die Kinder kommunizieren. Aber die waren oft überfordert damit, den Boten zu spielen. Dinge kamen dann nicht oder falsch an. Wir wohnten auch damals schon 50km auseinander. Heute sind es viele hundert.
Eine Fernreise, die Vorbereitung hier erfordert wie Visum, Impfungen etc., MUSS zwischen den Erwachsenen abgesprochen werden. Leider sieht mein Ex das nicht ein. Er meint, er kann mir sowas mitteilen und dann läuft es.

Durch seinen mangelnden direkten Kontakt zu den Kindern ist so eine Kommunikation mit den Kindern aber sowieso nicht möglich per Telefon.

Unserer 15jährigen Tochter muten wir zu, den Kontakt selber zu regeln. Aber es funktioniert einfach nicht....was auch aber nicht nur an der Entfernung liegt....
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Ria
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Beitrag von Ria »

Danke für eure Antworten :)
Einmal mehr wird klar, wie verschieden doch die Lösungen sind und es nicht ein richtig oder falsch gibt.

Meine heute 23-jährige Tochter hat mir noch erzählt, dass sie mit 15 "schon lange" nicht mehr gerne zum Vater ins Wochenende gefahren sei, weil sie lieber etwas mit ihren Freunden unternommen hätte. Aber sie hatte Angst davor, ihm das zu sagen. (Und wenn sie dann jeweils dort war, hat sie es mit ihm geniessen können.)
Als sie dann eben mit 15 ihren ersten festen Freund hatte, war dann der Mut genug gross :wink:

Dies ist ja eine Frage, die auch schon von euch angesprochen wurde: Wie lange meinen wir (vor allem Mütter), die Kinder bräuchten für die Kommunikation mit dem anderen Elternteil (meist Vater) unsere Hilfe?
Wenn sie klein sind, ist es für mich klar, dass die Eltern das miteinander organisieren. Und plötzlich sind sie dann so gross, dass wir finden, es sei ihre Sache. Unsere Kinder wollen ihre Eltern ja nicht traurig sehen.
Ich bin überzeugt, dass wir sie sehr entlasten können, wenn wir selber gut für uns schauen, glücklich sind und ihnen damit auch zeigen, dass wir eine andere Meinung aushalten können.


@asja
Ich teile deine Meinung nicht, dass die Väter es genauso wie wir machen müssten oder wir es überhaupt gleich machen müssten, wenn du schreibst
Als eltern kann man doch nur dann, das kind mit dem anderen elternteil "machen" lassen, wenn man genau weiss, dass der vater/die mutter ihrer aufgabe als mama/papa sehr gut nachkommt und das kind in besten händen ist.
Aber das ist dann eigentlich wieder ein anderes Thema, oder? :wink:
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Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Ria

Habe gerade gesehen, dass ich meine frühere Antwort offenbar nicht abgeschickt hatte. Sie lautete etwa so:

Meine Stieftochter kam ab 12 Jahren nicht mehr regelmässig weil sie in eigener Begründung Lieber etwas mit Freunden machte. Mein Freund war deswegen sehr traurig. (ich glaube, ich hatte hier mal davon geschrieben. )
Der Stiefsohn kommt regelmässig mit Ausnahme von besonders aktiven Zeiten betreffs Schule. Ab Sommer beginnt er die Lehre.
Dafür ist er weniger flexibel als sie. Sie meldet sich auch mal spontan,wohingegen er seine fixen Daten braucht. Er ist auch derjenige der mehr Sicherheit braucht, um zu wissen, dass er geliebt wird vom Vater, ist aber auch derjenige, der länger hat bis er jemanden ins Herz schliesst, aber dann sehr treu bleibt.

Ich finde es wichtig, dass man die Trauer des Vaters ernst nimmt. es dünkt mich, es ist auch eine gute Gelegenheit, um sich als Elternpaar auszutauschen.
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