effizientes Arbeiten/Ordnung

Erziehung ganz allgemein
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Spannend, Anita. Wenn ich einem Jugendlichen meine Grenzen klar mache, heisst das aber doch auch Eingrenzung für ihn,, oder?

Kennst Du den Spruch: deine Freiheit hört da auf, wo meine anfängt!
Den finde ich blödsinniger als erlaubt!! Denn wenn einer seine Freiheiten sehr weit definiert innerhalb einer Familie, bleibt für den anceren kein Raum mehr. Hat etwas damit zu tun, oder?
Also gut, meine Tochter will ihren eigenen Lebensstil finden ,muss das und darf das und als Mutter bin ich die erste Person, mit der sie vergleicht, sich abgrenzt etc.. Das ist alles schön und gut. Aber sie ist 13, ich habe die Verantwortung für sie, ich ernàhre sie, kümmere mich um sie. Insofern habe ich sozusagen automatisch die Machtposition, sie zu etwas zu zwingen. Dagegen wehrt sie sich logischerweise. Und doch ist es die Realität.
Ich habe diese Position nicht gern, lieber wäre mir, wir könnten uns einigen, reden, Kompromisse eingehen. Lange habe ich das versucht. Je kompromissbereiter ich wurde, desto mehr hat sie es ausgenutzt. Wie Du es sagst: sie war offenbar auf der Suche nach meinen Grenzen.

Die lernt sie nun kennen und da ihre Stimmung wieder besser ist, bestätigt das meinen Eindruck, dass es ihr gut tut. Dennoch bleibt es eine Tatsache, dass wir keine WG aus Gleichberechtigten sind, sondern ich als Mutter Dinge bestimmen und festlegen kann.

Ganz konkret: ein asozial dreckiges Mädchenzimmer (und ich bin kein Ordnungsfanatiker, ich meine mit dreckig verschimmelte Lebensmittel, dreckige Kleidung, Kaugummi im Bettzeug etc.), was sollen denn die tieferen Ursachen dafür sein? Wie soll ich die ernst nehmen? Und wie soll ich sie überhaupt herausfinden?
Glaub mir, ich habe das versucht. Aber genau das wollte Tochtrer NICHT! Sie wollte nicht mit mir reden, sie wollte sich nicht einigen, keinen gemeinsamen Nenner finden. Aber als ich ihr die Regeln an die Zimmertür gepinnt habe und die Konsequenzen gleich mit, da schien sie förmlich erleichtert. Und seitdem spricht sie wieder mit mir.

Ich frage Dich das, weil ich es wirklich gern wüsste, wie man solche Konflikte anders lösen kann! Aber auch weil ich skeptisch bin. Uns hat Gordon etc. nicht sehr weit gebracht.

Nur ein Beispiel: mein Jüngster hat ein Gotti, die Dame ist sehr militärisch. Die sagt, wo's lang geht und das zackig. Klar, sie spricht auch mit ihm, entscheidet gemeinsam, was sie zusammen machen wollen etc.. Aber wenn er am Wochenende dort ist, muss er mithelfen, ohne Diskussion. Sie hat auch keine Diskussionen mit ihm, ich hingegen schon. Als ich ihn einmal fragte: warum gibt denn das hier mit Zähne putzen immer so ein Theater und bei B. nicht? Da sagte er mir: tja, du musst es halt nicht immer so freundlich sagen, sondern einfach so wie B., ganz streng. Dann mach ich es sofort.
Dieser "strenge" Tonfall stört ihn nicht, den empfindet er als klar. Bei mir hat man ja die Wahl...und dann ist es natürlich bequemer, die Zähne NICHT zu putzen. Und dann nerve ich, weil ich dann diskturiere und erkläre über Zahnarzt etc., das ist langweilig.
So die Meinung eines 9jährigen.

Und die bestätigt mir, dass Kinder Grenzen wollen. Ja, vielleicht sind es meine Grenzen, die sie kennenlernen wollen. Aber Grenzen sind es, egal wie man die nennt. Das kommt für mich aufs Gleiche heraus., es klingt nur besser, es die persönlichen Grenzen zu nennen statt Autorität und Eingrenzung. Aber vielleicht kapiere ich es ja auch einfach nicht....! :oops:
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

NOch eine Anekdote....also für mich wird's langsam einfacher, die Relativitätstheorie zu kapieren als Jugendliche....

In den nächsten Wochen werde ich vorübergehend Vollzeit aus dem Haus sein. Meine Jungs haben einen Mittagstisch bei Freunden an 3 Tagen die Woche. Tochter ist natürlich alt genug, sich hier allein ein Brot zu schmieren, aber ein warme Mahlzeit fände ich besser. Ihr bester Schulfreund wohnt gleich um die Ecke, die Mutter arbeitet als Tagesmutter und würde meine Tochter gern über Mittag betreuen.
Tochter meinte zu diesem Vorschlag wörtlich: aber Mama, das macht man doch nicht, man geht doch nicht zu seinem besten Freund zum Mittagessen!!!

Hä???? Kann mir einer sowas erklären??? Offenbar werde ich langsam alt....Aber sie meinte das ernst. Erklären konnte sie es allerdings nicht. Das macht man eben einfach nicht und fertig. Glaube, es war ihre ehrliche Meinung, steckt nichts anderes dahinter.
Also: warum wundern wir uns überhaupt noch? Die Zeiten haben sich geändert und wer hat schon ein aufgeräumtes Zimmer. Sowas macht man heute einfach nicht mehr....! :roll:
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

:-) Carlotta

Das stimmt nicht. Das mit dem "man isst nicht beim besten Freund".

Wir haben das bis zu den Sommerferien auch gemacht. Damit habe ich vor allem seiner Mutter einen Dienst erwiesen. Denn so wusste sie, dass ihr Kind am Mittag sicher gesund ist und nicht nur zu Hause vor der Glotze hängt.

Und zwischen Tochter und dem Jungen hat sich die Beziehung noch intensiviert. Die sind sind jetzt ganz herzig wie Bruder und Schwester. Ich glaube auch, die Zeit bei uns hat dem Jungen sehr gut getan. Eine Person mehr, welche das Weltbild eines Halbstarken gerade rückt.
Babell
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Beitrag von Babell »

aisha hat geschrieben:babell, soweit waren wir schon lange!
Es gibt schon Krach, wenn ich nur Hilfe anbiete...
Wir waren zusammen bei IKEA um Ordnungshilfen zu kaufen, sie durfte es sich auch selbst aussuchen.
Dann gibts nur eins: dann weiss sie es ja schon und hatte die Möglichkeit, dass du ihr geholfen hättest, also dann muss sie es nun machen, ob sie will oder nicht.

Aber wie man das macht, weiss ich nicht. Ich kenn mich da noch nicht so aus. Will mich da auch gar nicht so auskennen! :wink:
Anita

Beitrag von Anita »

hallo zusammen

also erst mal ganz wichtig: wir müssen hier nicht, die selbe meinung dazu haben...

natürlich gibt es regeln in der familie, in der gesellschaft. die funktionieren dann am besten, wenn die beziehung zwischen den beteiligten stimmt. wenn ich die persönlichen grenzen meiner kinder respektiere, dann nehmen sie auch meine grenzen ernst. vielleicht engt sie das ein stück weit ein...so wie mich die grenzen meiner kinder vielleicht auch mal einengen... aber es ist GEGENSEITIG und GLEICHWÜRDIG. wenn ich nur bestimme und der andere einfach folgen muss, untergrabe ich seine würde, ich verletze seine integrität. wer sich verletzt fühlt, verletzt. mag nicht folgsam sein. wer sich übersehen, nicht gehört fühlt, der hört nicht zu und sieht nicht hin. so ist das einfach...ist ja auch irgendwie logisch - finde ich.

ich bin davon überzeugt, dass man jugendliche nicht mehr erziehen kann. das bedeutet, dass man auch nicht mehr über sie bestimmen sollte. das befehle und eingrenzen wenig oder nur dann funktioneren, wenn ich noch etwas mächtiger bin, weil ich geld habe oder eine unterkunft biete oder emotionalen druck und erpressung ausübe.
alles ziele die ich NICHT habe, weil sie der beziehung schaden.
ABER, ich kann wie gesagt in einen dialog gehen. authentisch sein. aufzeigen, warum mir etwas wichtig ist, was mich bewegt und was ich nicht dulde. hier kann ich SEHR deutlich werden!

es ist aber bei all dem wichtig, dass mir bewusst ist, WAS ich denke und fühle - es soll ja autenthisch sein.
ein beispiel zum thema grenzen.

"ich will, dass du dahin essen gehst, weil ich so sicher sein kann, dass du gut behütet bist und etwas warmes zu essen bekommst. mich beruhigt das und ich kann so meiner arbeit besser nachgehen. das ist wichtig für mich!"

das ist eine persönlich grenze und eine klare, nachvollziehbahre aussage.

würdest du sagen:

"du muss zu xy essen gehen weil ich das will - punkt - da gibt es keine diskussion...du bist noch zu jung um....blabla...!"

grenzt du dein kind nur ein, OHNE das es ein verständis dafür hat warum. die botschaft ist einfach; ich bin mächtig und abhängig.

ich kann also halt geben auch ohne die würde des anderen zu verletzen!

das gilt aber nicht nur für kinder, sondern für uns alle.

darum zeige der tochter mit dem schimmelzimmer lieber auf, was dieser umstand IN DIR bewegt, wie du dich damit fühlst, welche gedanken du dir dazu machst, was du dich fragst, dich sorgst UND dann auch WAS GENAU du DARUM erwartest, damit du dich in EUREM zu hause auch wieder gut fühlen kannst. das versteht sie viel mehr als wenn sie befehle bekommt, wenn ihr das taschengeld gestrichen wird, sie PC/oder TV verbot oder was auch immer bekommt....das löst nämlich nur mehr distanz aus und die flucht in die nächste rebellion ist garantiert :roll: ...

VORAUSSETZUNG ist aber, dass ich eben auch die grenzen des anderen respektiere. ich ernte dann respekt, wenn ich ihn entgegenbringe.

aber wie gesagt - so denke ich und es ist jedem frei, es anders zu sehen....bei mir funktioniert es bisher so gut :)

lieber gruss
anita
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Danke für die Beispiele, Anita! Sso wird mir schon deutlicher, was Du meinst. Und dennoch hänge ich irgendwie in einer Sackgasse....

Denn eigentlich mache ich es nicht so anders als Du das beschreibst. Ich hasse es, einfach zu befehlen. Ich mag aber auch nicht alles 100 mal erklären....
Aber irgendwie kommen meine Botschaften scheinbar nicht an bzw. meine Tochter teilt mir recht klar mit, dass es ihr egal ist, was ich denke und fühle. Sie will das alles gar nicht hören.
Das Mittagessen ist ein gutes Beispiel: ich habe nämlihc fast genau so mit ihr gesprochen wie Du es gesagt hast. Aber sie lehnt ab. Es sei mein Problem, wenn ich mir Sorgen mache, sie könne das alles allein, fertig, es sei ihr egal, was ich denke, ich könne sie nicht zwingen.
Da ich sie bei solchen Dingen auch tatsächlihc nicht zwingen will, habe ich Bedingungen gestellt. Ich habe ihr gesagt: wenn du über Mittag allein sein möchtest und zuhause essen, dann verstehe ich das. Aber ich arbeite viel und ich kann dir abends nichts kochen oder die Küche aufräumen. Du musst dich selber organisieren und ich möchte, dass die Küche abends sauber ist. Das wirst du schon schaffen! Wir probieren es eine Woche und schauen dann mal, ob es dir so gefällt und ob es klappt.

Was also war daran falsch? Ich respektiere ihre Meinung, spreche aber auch meine Grenzen an. Sie war einverstanden. Problem wird sein, falls es nicht klappt, falls sie mir einen Saustall hinterlässt etc.. Dann kann ich zwar sagen, dass es mir so zu viel wird und ich doch möchte, dass sie bei dem Kollegen isst. Aber das ist ja dann auch Zwang. Und sie wird es bestimmt nicht einsehen, sondern sich wehren dagegen!

Mit dem Zimmer hatten wir endlose Gespräche, Chancen und Versuche, ebenso mit der Hilfe zuhausee bzw. dem Wegräumen der eigenen Klamotten. Und ich habe mich genau so geäussert, wie Du es schilderst. Aber Tochter lässt mich abblitzen.
Mein letzter Versuch war, ein gemeinsames Gespräch mit ihrer Ansprechperson beim Jugendsekretariat. Auch das hat sie abgelehnt. Dort hätte sie mitbestimmen können, wir hätten gemeinsam Kompromisse suchen können, mit denen sich alle wohl fühlen. Schliesslich blieb mir nichts anderes als ihr zu sagen, dass sie sich eben nach meinen Regeln richten muss, wenn sie nicht mit mir gemeinsam eine Lösung suchen will. Und diese Regeln habe ich nun aufgestellt. Sie sind nicht stur. Und sie sind begründet, die Kinder verstehen sehr gut, um was es geht. Es ist sozusagen nur ein Gerüst für den Umgang miteinander in diesem Haushalt. Aber es gibt eine Konsequenz: weniger Geld. Das ist fast das einzige, was die Grosse trifft.
Ich empfinde das aber nicht als willkürlich, denn ein Grundbetrag an Sackgeld bleibt ihnen. Sie bekommen recht viel, alles über den Grundbetrag hinaus ist also sozusagen Bonus, der verdient wird.

Übrigens zu dem Zimmer: sie meinte, ich müsse das ja nicht betreten, es sei ihres, ich dürfe es gar nicht betreten und es könne mir egal sein, wie es da aussieht. Ich habe ihr dann geduldig erklärt: aber ich wasche deine Wäsche und die stinkt und geht kaputt, wenn du so damit umgehst. Und diese Wohnung gehört uns nicht, sie ist gemietet, ich möchte, dass wir sorgsam damit umgehen (Parkettboden....). Ich trage dafür als erwachsene Mieterin die Verantwortung und deswegen möchte ich, dass wir alle uns an bestimmte Regeln halten.
Blabla, sie war mit sowas nicht zu erreichen.

Ähnlich mit dem Netbook: ich nehme es ihr nicht ab zur Bestrafung. Ich sage ihr deutlich, dass es manchmal schwierig ist, mit sowas gut umzugehen. Auch Erwachsene können das nicht immer. Und ich möchte, dass sie ein wenig Zeit am Tag ohne Medien verbringt, um lernen zu können und sich zu konzentrieren. Das finde ich wichtig für uns alle, ihre Brüder und mich selber eingeschlossen. Sie gibt das Netbook ab nicht als Strafe sondern als Hilfe, weil die Versuchung zu gross ist, wenn es direkt neben ihr liegt. Aber klar, das empfindet sie anders.
Sie hat mir mal wörtlich gesagt: du tönst wie ein Psyhologe, ist mir doch egal, was angeblich gut für mich sein soll. Dann zwing mich doch einfach und dann müssen wir nicht drüber reden. Peng! Das sass.... :oops:

Wo sie sich nicht ernst genommen fühlt, ist eine andere Frage und sicher eine wichtige. Ich habe da so eine Ahnung...aber das ist ein anderes Thema und es ist vor allem ein Bereich, auf den ich NULL Einfluss habe, den ich einfach nicht verändern kann....Aber sogar wenn ich das verstehe, muss das Leben hier irgendwie funktionieren....
aisha

Beitrag von aisha »

carlotta, du sprichst mir aus dem Herzen.
unsere beiden Mädels hätten wohl eine irre WG zusammen, wahrschienlich würden die sogar im Fernsehen kommen... die schlampigsten Weiber aus xy.. oder ich weiss nicht was.
Nein im Ernst. Es ist nicht so, dass ich hier andauernd wie ein General herumbrülle. In der Regel, ausser die Galle hängt mir auch bereits am Halszäpfchen, erkläre ich auch, warum ich es so will.
Aber die Damen interessiert das überhaupt nicht. Da kommt dann auch, das ist mein Zimmer , du musst es nicht betreten, wenn es dir graust. Und auch ziemlich deutlich, dass meine Gefühle eigentlich uninteressant sind.

Aber wehe, man beachtet die Mimosen dann nicht, wenn ihre Gefühle Beistand brauchen...
Und genau das ist doch Pubertätsproblem einerseits, nämlich das man keine Zeit, Lust und Willen hat, sich mit Gefühlen anderer, vor allem der Eltern auseinanderzusetzen, andererseits kann man wunderbar provozieren (klappt bei mir fast immer).
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, aisha....und ist es nicht manchmal auch so, dass Kinder in dem Alter einfach protestieren müssen? Gegen alles und jeden aber an erster Stelle gegen die Mutter?
Ist diese eher autoritär, wird das abgelehnt. Ist sie aber gesprächsbereit, so wird genau das auch abgelehnt? Bei meiner Grossen habe ich manchmal das Gefühl, sie MUSS sich so abgrenzen, um sich selber zu spüren. Es ist ja ganz interessant, dass sich ihr Protest in den Ferien gegen mich und meine freundin richtete. Diese Freundin ist nämlich ganz anders als ich und eigentlich war sie immer aus unserem Umfeld am meisten mit der Tochter kompatibel, teilt mehr Interessen mit ihr als ich etc.. Nun traf es sie aber auch - wovon wir beide total überrascht waren und wozu es eigentlich auch keinen Anlass gab.

wenn das so ist, dass sie diese Abgrenzung braucht, um zu sich selber zu finden (und dass sie offenbar keinen angemesseneren Weg dafür weiss als Frechheiten und die totale Verweigerung), dann kann ich als Mutter eigentlich machen was ich will, es wird nichts ändern!

Natürlich kann ich mich bemühen, dass die Konflikte nicht persönlich verletzend werden, mich meinerseits abgrenzen, loslassen und dennoch immer wieder auf sie zugehen. Vielleicht kann sie das irgendwann annehmen und es bleibt eine Basis an guter Beziehung zueinander erhalten. Das wäre schön!!!
Aber da wir bis dahin überleben müssen und in diesem Haushalt noch 3 weitere Personen leben neben Tochter, muss ich in gewissen Fragen auch einfach mal hart bleiben und meine Vorstellungen durchsetzen. Jedenfalls solange sie mir ihre nicht mitteilt und reden verweigert.
Und momentan scheint es, dass sie das schätzt: sie hat ihre Ruhe, ich lasse sie, starte keine Gesprächsversuche mehr. Sorge aber für ein Minimum an geregeltem Tagesablauf und verlange Hilfe von ihr. Sie zieht sich viel zurück, hat oft schlechte Laune, aber nicht mehr ganz so extrem wie vorher. Und sie hat tatsächlich in den ersten zwei Wochen des Schuljahres zwei 5er geschrieben, in Fächern, in denen sie letztes Jahr nur 4er hatte....Das habe ich sehr gelobt und sie war stolz. Sie hat sogar freiwillig und recht erfolgreich mit mir Mathe gelernt, kam auf mich zu deswegen!! Aber über ihre Gefühle und Gedanken möchte sie nicht sprechen. Das muss ich ja auch respektieren!
val
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Beitrag von val »

Hallo allerseits

Ich denke es ist wichtig, sich klar zu machen, dass Grenzen setzen nicht gleichbedeutend mit autoritär sein ist. Ich finde, wir als Eltern dürfen durchaus klare Ansagen machen. Weil wir Eltern sind und weil wir ein paar Jahre Erfahrung mehr auf dem Buckel haben und weil wir vorausschauender denken und handeln können als unsere Kinder. Ein Eltern-Kind-Verhältnis ist ein Verhältnis zwischen ungleichen Ebenen und das darf es auch sein. Auch wenn die Kinder in der Pubertät sind. Noch sind wir diejenigen, die das Schiff steuern und die Verantwortung tragen. Und nicht umgekehrt. Ich habe manchmal den Eindruck, wir sind viel zu streng mit uns und haben viel zu schnell ein schlechtes Gewissen. Wir sind keine Rabenmütter, wenn wir uns durchsetzen! Und von einer klaren Ansage, wie es zu Hause zu laufen hat oder eben nicht bis zu einem Ausnützen eines Machtverhätnisses sind es meiner Meinung nach Welten.

@ carlotta: Kürzlich gab es bei uns auch eine Situation betreffend Mittagstisch. In einem anderen Kontext zwar, aber es lief darauf hinaus, dass mein Sohn fand, ich sähe das total falsch und er könne das sehr gut selber regeln, ich solle mich gefälligst nicht einmischen. Mir war zwar Wind und weh dabei, doch schliesslich musste ich mir sagen: Ok, ich will ja, dass meine Kinder je länger je mehr Verantwortung übernehmen, also muss ich sie ihm auch zugestehen, wenn er sie denn übernimmt. Ich liess ihn machen und siehe da, es ging gut.

Ich finde es toll, dass Du mit Deiner Tochter diesen Kompromiss aushandeln konntest, dass sie es vorerst alleine versucht. Mal Dir jetzt nicht schon aus was passiert, wenn es nicht klappt. Darüber kannst Du dir den Kopf zerbrechen, wenn es soweit ist. Vielleicht geht es ja gut und die Sorge war völlig unbegründet? Dann habt ihr beide gewonnen. Deine Tocher an Selbstvertrauen und Du an Vertrauen. Und wenn es nicht gut geht, dann hat es Tochter ja selber erfahren, dass sie sich überschätzt hat und ich glaube nicht, dass sie dann noch weniger kompromissbereit ist als jetzt. Vielleicht ist sie dann ganz froh, bietet sich eine Lösung an.
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Anita

Beitrag von Anita »

val hat geschrieben: Ich denke es ist wichtig, sich klar zu machen, dass Grenzen setzen nicht gleichbedeutend mit autoritär sein ist. Ich finde, wir als Eltern dürfen durchaus klare Ansagen machen. Weil wir Eltern sind und weil wir ein paar Jahre Erfahrung mehr auf dem Buckel haben....
so sehe ich das in etwa auch...ausser....
es gibt eine natürlich autorität, die eben nicht machtbeladen ist, sondern auf erfahrung und wissen aufbaut. wenn wir eine vertrauensvolle beziehung pflegen, dann reicht auch unsere natürliche autorität (dazu gehörden eben auch persönliche grenzen/bedürfnisse/werte). autorität finde ich wichtig und möchte sie keinesfalls negativ beladen. ebenso wie die pubertät, die leider sehr schwerfällig daher kommt heut zu tage. dabei ist sie ein wunderbarer entwicklungsschritt der so wichtig ist!
in dieser zeit möchte der jugendliche ja autonom werden - selbstständig...

und hier denke ich @carlotta, liegt auch das thema von dir und deiner tochter, wenn sie noch immer nicht einverstanden ist mit deiner ich-botschaft. SIE will selbständig werden und diese chance bekommen. ich lese aus deinen zeilen, dass es DIR noch schwerfällt, ihr das vertrauen zu schenken. hier kann ich dir nur zu raten...auch dann, wenn sie die ersten male noch strauchelt....NUR SO kann sie lernen und das MUSS sie einfach...

leider habe ich wenig zeit zum schreiben...ich finde das thema sehr spannend ;)
lg
anita
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Beitrag von BabyOne »

Hallo,

spannend finde ich das Thema auch...

Ich glaube, ich kann mir ungefähr vorstellen was Anita mit natürlicher Autorität meint. Man muss gar keine Machtmittel einsetzen, weil sowieso alles über das gute Vorbild und die Beziehung läuft.

Aber in Patchworkfamilien läuft eben gerade eher nicht alles reibungslos, es gibt einander widersprechende Vorbilder, die Beziehungen untereinander sind oft alles andere als gefestigt und oft sehr durch äußere Faktoren belastet, und auch in "normalen" Familien läuft nicht alles so von selbst.

Wenn ich mir meinen Stiefsohn ansehe, der ist noch nicht einmal in der Pubertät, aber vom Verhalten her wirkt es manchmal schon so. Er ist verhaltensauffällig seit dem Kindergartenalter. Wir sind jetzt über zwei Wochen im Urlaub (jawohl, ich schreibe aus dem Urlaub...) und erst seit zwei oder drei Tagen kann man sagen dass es einigermaßen entspannt läuft. Aber bei ihm geht NICHTS ohne klare Ansagen und danach meistens auch mit Druck. Wir könnten ihm jeden Tag vormachen dass wir gemeinsam den Tisch decken, ohne Zwang würde er nicht eine Hand rühren um sich zu beteiligen. Ohne Kontrolle schummelt er wo es nur geht. Einsicht bei ihm ist gleich null, Regeln gelten nur für andere. Erst jetzt, nach wochenlangem ständigen Kontrollieren, Begrenzen, Gehorsam fordern, entspannt er sich und fügt sich meistens ins Gefüge ein. Mein Eindruck ist, dass es ihm selbst damit besser geht. Er ist entspannter, fröhlicher, motzt viel weniger.

Klar gibt es Gründe für sein problematisches Verhalten, aber an denen können wir nicht viel ändern. Einiges ist in seiner Erziehung schief gelaufen, einiges ist wohl auch schlicht eine ungünstige Veranlagung.

Insofern erscheint mir das mit der natürlichen Autorität als ein schönes Ideal, das aber in manchen Fällein einfach unrealistisch ist. Manche Kinder brauchen zumindest phasenweise eine andere Art der Erziehung.
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aisha

Beitrag von aisha »

sehe ich auch so baby one.
was Zuverlässigkeit, Ordnung etc anbelangt, bin ich sicher ein Vorbild.
Nur sind die beiden Damen in einem Alter, wo Vorbilder im "Bravo" vorkommen oder bei der älteren Dame eben die coolen Kollegen und sicher nicht die Spiessereltern.
Da macht man bewusst das Gegenteil, um sich abzugrenzen.

Aber villeicht können wir ja irgendwann mal die Früchte unserer Arbeit ernten.... geb die Hoffnung nicht auf
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Nin
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Beitrag von Nin »

Ich lese übrigens brav mit, habe aber oft nicht viel zu sagen: gerade unsere beiden Jugendlichen oder jungen Erwachsenen sind so anders gepolt, beide sehr alternativ und mein Dreizehnjähriger macht mir bis jetzt keine Pubertätsprobleme. Er ist halt maulig, aber ich will ihn ja naicht als Alleinunterhalter...

Im Gegenteil, ich finde es angenehm und erleichternd, wenn ich den Eindruck habe, dass mich die Kinder nicht mehr "brauchen".

Mit meinen Schülern klappt übrigens die "natürliche" Autorität sehr gut: ich habe fast nie Disziplinprobleme in meinen Klassen.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ich auch nicht, Nin :lol: Aber Job und Zuhause kannst Du definitiv nicht vergleichen!

Übrigens habe ich meiner Tochter immer sehr vertraut. Sie ist so das typische Beispiel eines krassen Wechsels von überangepasst zu Oberzicke und Protestnudel. Mein Eindruck ist nach wie vor: loslassen ist schön und gut, darin bin ich gar nicht so schlecht. Aber Halt brauchen sie noch mit 13 und davon hatte sie wahrscheinlich zu wenig. Ich habe wohl eher zu sehr als zu wenig losgelassen....

Momentan geniesse ich jeden etwas besseren Moment und immerhin gibt es die wieder. Bald beginnt das Thema Berufsfindung in der Schule...ist ja auch eine aufregende Zeit für die Jugendlichen!
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