Mein Stiefsohn und ich...

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thosa
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Mein Stiefsohn und ich...

Beitrag von thosa »

Hi. :cry:
Mein Mann und ich leben mit unseren Jungs ( seiner 9, meiner 8 ) seit gut drei Jahren zusammen. Anfangs war alles prima. Wir verstanden uns gut und es dauerte kein halbes Jahr, da sagte sein Sohn (damals 5) bereits Mama zu mir. Seine Mutter starb ein Jahr zuvor. Daraufhin war er ein halbes Jahr in psychatrischer Behandlung, die dann als "nicht Therapiebedürftig" abgeschlossen wurde.
Als ich die beiden kennen lernte, konnte mein (Stief-)Sohn nicht wirklich viel. Sei es, sich altergerecht zu verhalten, zu artikulieren, und, und, und... Er saß mit dem Gameboy in der Hand vorm Fernseher. Essen am Tisch war die reinste Katastrophe.
Mein Mann war erst 17, als er Vater wurde und zweifellos mit der Situation überfordert. Seine erste Frau wohl auch, denn der Kleine wurde hauptsächlich zur Oma "abgeschoben".
Da mir ein möglichst normales Familienleben immer sehr wichtig war (selbst Scheidungskind), habe ich, anfangs zusammen mit meinem Mann, recht bald versucht, dieses auch in unserer Familie einzufügen.
Es funktionierte zeitweise auch recht gut.
Irgendwann begann dann die Zeit, in der Oma und Tante anfingen, den Jungen gegen mich aufzuhetzen. Er kam nach einem Wochenende bei denen mit richtigen Hassattaken wieder und beschimpfte mich aufs übelste. Habe lange versucht Ruhe zu bewahren, bis es irgendwann in der Familie richtig krachte. Ich konnte nicht stillschweigend zusehen, wie dieses Kind so systematisch fertig gemacht wurde.
Heute ist das Verhältnis in der Familie wieder auf einem guten Weg und da bin ich auch mehr als froh drum. Aber die Bösartigkeiten des Kleinen werden immer schlimmer.
Ich hatte ja die Hoffnug, dass er, wenn er sieht, dass ich mich mit der Oma gut verstehe, wieder ruhiger und lieber wird, aber das war ein trugschluss. Es wird schlimmer.
Den letzten Schock bekam ich am vergangenen Wochenende. Ich hatte einen Verkehrunfall (so starb seine Mama) und hatte echt Angst, dass er evtl in eine Art Trauma fallen würde. Mir selber ist nicht allzuviel passiert.
Aber seine Reaktion hat mir echt den Boden unter den Füßen weggerissen. "Na und!? Mir doch egal!" Ich muß dazu sagen, daß ich diesen, oder ähnliche Sprüche in Bezug auf meine Person schon des öffteren von ihm gehört habe. Aber in dieser Situation war es wirklich schmerzhaft.
Er hat mir schon oft genug gesagt, ich solle doch meine Sachen packen und gehen. Ich hab es immer wieder geschluckt. Aber langsam werd ich richtig sauer.
Er hat es wirkich nicht leicht. Es gab in seinem kurzen Leben nie Personen, die sich "wirklich" um ihn gekümmert haben. Niemand sorgte für Erziehung, niemand sorge sich um seine Gesundheit, niemand um seine Entwicklung. Das sich jemand kümmert, lernte er erst bei mir.
Im ersten halben-dreiviertel Jahr realisierte er dies noch. Er fragte mich zB irgendwann, warum ich immer mit ihm zum Orthophäden fahre, das hat doch vorher auch keiner gemacht. (Er hat eine fehlstellung beider Füße) Oder warum ich ihn und auch meinen Sohn immer verbessere, wenn sie sich falsch ausdrücken. Das war den anderen doch auch immer egal.
Mir ist es nicht egal.
Nur langsam fehlt mir jedes Fünkchen an Geduld und Lust. Ich werde ständig von ihm beschimpft und angemotzt.
Ja, ich bin sein Mülleimer, sein Wutventil. Aber ich kann das nicht mehr.
Den ganzen Tag nur gemotze und Beschimpfungen. Bis mein Mann heim kommt. Sobald er zuhause ist, ist er wieder das liebe brave Kind von früher.
Was mein Mann dazu sagt? Was soll er schon sagen. Er sieht doch abends wieder das liebe Kind.
Psychologe? Lehnt mein Mann strickt ab. Er sieht keinen Grund. Wie auch?

Vielleicht habt ihr für mich ja auch ein paar hilfreiche Tipps, wie ich dieses Chaos endlich wieder zur Ruhe bringen kann.

Hoffnungsvolle Grüße :cry:
thosa
Lebe jeden Tag, als wäre es Dein letzter, denn schon morgen könnte alles vorbei sein...
Anita

Beitrag von Anita »

Hallo thosa

hier mal meine meinung, soweit ich das aus deiner geschichte ableiten kann.

du bist da in einer nicht alltäglichen lage. ich spüre anhand deiner zeilen, dass dir euer familienleben wichtig ist und du dem sohn deines mannes auch gerne ein ersatz-mami sein möchtest.

so aus dem gefühl gesagt, denke ich mal, dass er mit 9 schon ganz viel studiert und sich beginnt seinen eigene meinung zu bilden vom leben. es ist ein kritisches alter, für einen jungen menschen, der schon so viel erlebt hat. ich kann mir auch ganz gut vorstellen, dass eine erneute aufarbeitung für ihn ganz wichtig sein könnte.
das es zum konflikt zwischen oma und tante gekommen ist, hat ihn vermutlich aus der bahn geworfen.....war gerade für ihn der halt so wichtig. das seine familie dich in frage gestellt hat, hat ihn verunsichert.
aus irgend einem grund, hat er angst bekommen, wieder "zu verlieren". nur so kann ich mir seine reaktionen dir gegenüber erklären. weil es zu sehr weh machen könnte, lehnt er ab. er hat sich da vermutlich eine mauer aufgebaut.

ich verstehe, dass dich diese ablehnung ungeduldig macht.

mein tipp: ein besuch beim familientherapeuten. da gehst du erst mal ganz alleine hin und lässt dich beraten. das tut gut. später gelingt es vielleicht deinen stiefsohn einzubeziehen und wer weiss, vielleicht zieht ja sogar dein mann mal mit :wink:

vielleicht interessiert dich auch ein kurs? zb gordon ist total gut. du lernst aktives zuhören und wirst im umgang mit ihm auch einfacher erfahren, was er "wirklich" fühlt.

alles gute :)
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