lieb und gut

Austausch zu psychologischen Theorien
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BabyOne
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Beitrag von BabyOne »

Irgendwann zog ich mich ja dann zurück. Ich war zwar physisch da, aber emotional ziemlich standby. Auch in den Ferien. Ich fühle mich nicht mehr verantwortlich und lasse einfach die Zeit vorüber gehen. Also doch nichts weiter als "Zähne zusammen beißen"?

Im Prinzip mache ich das ja (inzwischen) auch so. Ich bin in der gleichen Wohnung, man sitzt zum Essen gemeinsam am Tisch, mehr nicht. An den Wochenenden ist das Verhalten meines Stiefsohnes auch nicht so extrem wie es im Urlaub war.

Freude macht das Zusammensein so aber nicht. Ich frage mich dann schon, ob ich mein Leben so verbringen will. Dann und wann kommen dann doch auch Situationen wo man merkt wie dünn das Eis ist. Er (der Junge) hat so ein Talent, wenn er aus welchem Grund auch immer schlechte Laune hat, dann sucht er sich ein Opfer - meist seine kleinere Schwester - und dann sorgt er dafür dass sie auch schlechte Laune bekommt. Das kann er richtig gut. Und da ist es dann bei mir vorbei mit "nur anwesend sein".


@tarzan: Wenn ich sowas von innerem Frieden lese, den man entweder hat oder nicht, dann kann ich nur ironisch lachen. Nichts gegen Dich, nur finde ich diese Aussage höhnisch jedem gegenüber, der im Moment eben nicht gerade glücklich und ausgeglichen ist.

Als ich meinen Freund kennen gelernt habe, war ich ein unglaublich ausgeglichener Mensch. Mich hätte eigentlich nichts aus der Ruhe bringen können. Jetzt, zehn Jahre später, ist da vieles davon verloren gegangen. Es ist nicht so, als könnte ein Mensch unanhängig von den äußeren Lebensumständen existieren. Jemand, der Hunger leidet, wird sich für Philosophie wenig interessieren, und jemand der ständig Unfrieden um sich herum hat, der müsste ein Heiliger sein, um über lange Zeit hinweg davon unbeeindruckt zu bleiben. Mir ist einfach einiges von meiner Kraft verloren gegangen.
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

BabyOne hat geschrieben: Er (der Junge) hat so ein Talent, wenn er aus welchem Grund auch immer schlechte Laune hat, dann sucht er sich ein Opfer - meist seine kleinere Schwester - und dann sorgt er dafür dass sie auch schlechte Laune bekommt. Das kann er richtig gut. Und da ist es dann bei mir vorbei mit "nur anwesend sein".
Ja, das konnte der Ältere auch. Der Jüngere musste jeweils den Frust des Bruders abfedern.

Babyone
Es ghet nicht anders, als im Moment einfach diese Situation auszuhalten und für sich den Frieden zu suchen. Irgendwann werden die Besuche weniger. Mein Partner und ich sind jetzt im 7. Jahr zusammen und wir werden dieses Jahr zum ersten Mal 1 ganze Woche ohne Kinder Urlaub machen. So krass es machmal war, ich vermisse sie trotzdem irgendwie.

Und sonst empfehle ich euch mal eine Supernanny. Holt euch Tipps, wie ihr in solchen Situationen reagieren sollt, wenn der Junge die Stimmung vergiften will.
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Beitrag von carlotta37 »

BabyOne, ich glaube diese Situation gibt immer unter Geschwistern.....Ich könnte manchmal schreien! Wie oft haben wir ganze Tage, da muss immer einer von dreien meckern und motzen und die anderen mit reinziehen!!
Der Unterschied bei Euch ist nur: Du reagierst anders, weil es um Deine Tochter und ihren HALBbruder geht. Es betrifft Dich mehr, Du empfindest es mehr als Angriff. Wären die beiden normale Geschwister, wärst Du auch genervt, aber mehr von der Situation als vom Kind....

Bei meinen Kids muss ich schon sagen: es ist oft die grosse Schwester, die Älteste, die am meisten die Brüder provoziert. Und zwar sehr geschickt und nicht so offensichtlich. Sie ist dann auch total empört, wenn man es trotzdem bemerkt :roll: und beteuert ihre Unschuld....Es nervt mich gewaltig, ich schimpfe dann auch, bin manchmal richtig sauer auf sie. Aber natürlich ändert es nichts an meinen Gefühlen für sie, sie ist schliesslich meine Tochter. Und dieser letzte Satz, den kannst Du eben nicht sagen über den Sohn Deines Partner, insofern schafft da etwas Abstand, was aber eigentlich ganz normal ist!
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Babyone: das was ich wohl meine, ist auch nicht so einfach zum ausdrücken.

wir haben das Leben selbst in der Hand, wir bestimmen wie wir leben wollen.
Wenn es dermassen unerträglich ist, unser Leben, dann gilt es etwas daran zu ändern. Das dies nicht einfach ist, weiss ich aus eigener Erfahrung.

und glaub mir, Babyone, so kurz vor der Aussteuerung hab ich es wohl auch nicht viel besser wie andere hier....
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Beitrag von tarzan »

wenn ich lese von: Zähne zusammen beissen usw.

da kommt man auf keinen grünen Zweig. Das haben doch schon meistens unsere Mütter uns vorgelebt. Das geht vielleicht eine Weile gut, aber die Situation spitzt sich immer wie mehr zu, und irgendwann kommt dann der grosse Knall.
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Beitrag von Babell »

BabyOne hat geschrieben:
carlotta37 hat geschrieben: Dann kann ich evtl. lernen, mit den negativen Gefühlen so umzugehen, dass sie niemandem schaden und mich selbst nicht total verbittert machen. Ich kann dann damit leben und das ist doch für alle das kleinste Übel!
Und wie genau geht das nun? Diese Frage hat hier noch keine(r) beantworten können...
ich versuchs mal :roll:

-Tagebuch schreiben, im Forum schreiben, Telefonate mit vertrauten Personen, Sport betreiben, einen Kuchen backen, ein spannendes Buch lesen, schwimmen gehen, etc. was auch immer hilft, die Wut abzuarbeiten.

Ist es jedoch verhockt, nützen diese kleinen Tipps nichts mehr, um mit meinen negativen Gefühlen umzugehen.
Wenn es verhockt ist, wie z.b. vor etwa einem Jahr, dann machte ich damals folgendes:

Ich grenzte mich ab,

indem ich - an den Wochenenden die Stiefkinder kaum gesehen hatte: kamen sie, ging ich ins Büro, um zu "arbeiten".
Mein Freund hatte allerdings mitgeholfen, indem er jeweils etwas mit den Kindern ausser Haus gemacht hatte, damit ich "in Ruhe arbeiten könne". Tatsächlich arbeitete ich jeweils auch ein bisschen, aber kaum waren sie weg, klinkte ich mich mal ins Forum und stöberte durch, ob jemand anderes auch solche Probleme habe..:cry:
-Die Wochenenden waren penibel durchorganisiert! Die kleinsten Lücken gefüllt, um einander ja nicht begegnen zu müssen und trotzdem meinem Freund nicht zu fest das Gefühl zu geben, ich möge keinen Anteil an seinem diesem Teil seines Lebens nehmen... Das war ja das Schwierige dran! Dass er verletzt war/ist, wenn ich ihm ehrlich erzählen wollte, wie ich mich in Gegenwart seiner Kinder fühle oder was ich ihnen gegenüber für Gefühle habe. Ich musste also ganz gut aufpassen, was ich sage und wie ich es sage, damit ich ihn nicht verletze, und gleichzeitig ehrlich bin, da dies ja wichtig ist für eine Beziehung. Ich hab dann überlegt: was ist mein Bedürfnis in genau jener Situation: Und mein Bedürfnis war ja, dass ich etwas Ruhe haben darf. Dies konnte mein Freund akzeptieren und verstehen. Wir waren sogar zum ersten Mal gleicher Meinung, was seine Kinder betrifft, denn ihm sind sie ja auch oft zu anstrengend und er hätte ja oft lieber seine Ruhe gehabt. Da ich da war und den Fehler gemacht hatte, ihm zu helfen, ihn zu unterstützen und für die gute Laune allerseits zu sorgen, war er sich das einfach nie ganz so bewusst und überforderte sich und mich mit: den Kindern alles geben und bieten, um ihnen alle Schwierigkeiten oder negative Gefühle (da sind sie wieder! :wink: ) aus dem Weg zu räumen.
Ist es nicht auch bei Euch so? Dass es für ihn noch bequem wäre, wenn du hüten und erziehen würdest?
Als ich nämlich damit begonnen hatte, mich rar zu machen, bemerkte er mal, wie anstrengend es doch war. Ich war zum Glück klug genug, in diesem Moment nichts dazu zu sagen und den Moment still für mich auszukosten.... nicht aus Schadenfreude, sondern weil es ein kleines Schrittchen auf mich zu war, ein kleiner Versuch, mich zu verstehen. Ein Schritt aus der Abhängigkeit seines schlechten Gewissens.

Und was war sonst noch?
Ach ja, dies ist aber nicht so zu empfehlen:
Ich hab zu manchen Verhaltensweisen der Kinder meine Meinung geäussert, allerdings nicht gegenüber meinem Freund, sondern direkt gegenüber den Kindern. Kam natürlich nicht gut an! :lol: :?


Dies ist noch ein Tipp:
Etwas machen, was allen Spass macht und ihr nicht in Beziehung zueinander stehen müsst. Also KEIN Mensch-ärgere-dich-nicht oder so. Sondern z.b. ein Fest, wo für ausreichlich Aktivitäten für Kinder gesorgt wird, bei denen er gerne mitmacht, nicht nach fünf Minuten weinend angerannt kommt (oder ein anderes Kind nach fünf Minuten weinend angerannt kommt...) und bei denen es genug andere Erwachsene hat, die ihn härzig finden würden und sich gerne um ihn kümmern, damit ihr kurz Eure Ruhe habt.
Dies half bei uns jeweils: da waren irgendwelche Erwachsene, die die Kinder härzig fanden und wir hatten für kurze Zeit unsere Ruhe für einen Drink oder so... wir kamen uns vor wie Teenies... und zwei Sekunden später schon wieder: "was macht ihr hier? Oh, darf ich auch ein....?! " :roll:

Naja, ich seh, meine Tipps sind nicht wirklich hilfreich.... :?

Es kommt halt auch noch drauf an, ob er schnell und positiv Kontakt findet. Wenn er sozial ein Trampeltier ist, das obendrein dauernd Streit mit anderen anfängt, ist guter Rat teuer! Dann hilft wohl nichts anderes, als Zähne zusammen beissen und durch... :shock:
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Beitrag von Buchenholz »

Babell hat geschrieben:Dies ist noch ein Tipp:
Etwas machen, was allen Spass macht und ihr nicht in Beziehung zueinander stehen müsst. Also KEIN Mensch-ärgere-dich-nicht oder so. Sondern z.b. ein Fest, wo für ausreichlich Aktivitäten für Kinder gesorgt wird, bei denen er gerne mitmacht, nicht nach fünf Minuten weinend angerannt kommt (oder ein anderes Kind nach fünf Minuten weinend angerannt kommt...) und bei denen es genug andere Erwachsene hat, die ihn härzig finden würden und sich gerne um ihn kümmern, damit ihr kurz Eure Ruhe habt.
Gut geschrieben.

Mir half auch eine Therapie. Inzwischen bin ich in der zweiten. Es ist aber genial. Endlich habe ich den Draht zum Therapeuten gefunden und wir haben super Gespräche. Da gehts schon lange nicht mehr um die Stiefkinder, sondern um mich, um meine Schwächen, falsch gesendete Botschaften.

Mir half auch, dass mein Partner und seine Familie um die schwierige Situation wussten. Schön, wenn sich die Schwiergermutter bedankt, dass man das Leben mit ihren nicht ganz einfachen Enkel teilt. o.k, sie kann mir nachfühlen, war sie selber in der gleichen Situation.

Toll war auch, wenn wir die WE mit meiner Schwiegermutter verbrachten. Dann hat auch mal sie Erziehungsarbeit geleistet und uns entlastet. Und sie konnte damit leben, dass sie dann halt die böse war. War sie ja sowieso. Gerichtlich beurkundet ;-)


Was für uns hingegen nicht funktionierte, das waren Ausflüge. Eigentlich wären die doch ideal, weil etwas läuft, man eben keine Beziehungen pflegen müsste. Aber Kinder, die total konsumverwöhnt sind, ohne Gameboy in der Hand verloren sind, für die ist das fast mehr Stress. Beim Jüngeren blieb da was hängen und er genoss dieses mit-Papa-zusammen-sein. Der Ältere konnte nicht aus seiner Haut raus.
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Beitrag von PatchStift »

tarzan hat geschrieben:Gedanken und Gefühle haben nur mit uns zu tun. Die sind selbstgemacht, die Personen sind nur der Auslöser, aber wie es in mir denkt oder fühlt, das ist unsere eigene Sache.

Dann hat man die Wahl wie man sich fühlen und denken kann. Sehr wichtig ist, dass man den eigenen inneren Frieden hat, und sein Glück nicht von anderen Personen abhängig macht.

Ehrlich, ich lese es, versuche zu verstehen was mir das sagen soll, komme aber bei solchen Weisheiten immer nur auf einen Schluss. Alles Käse, hat mit dem echten Leben doch gar nichts zu tun!

Z.B. stellt euch vor, ihr habt einen Job, wo ihr auf die Kooperation anderer angewiesen seit, tragt aber die Verantwortung für das gesamte Projekt und die Kollegen kooperieren aber nicht.

Wo bin ich hier meines eigen Glückes Schmid? Wenn der Erfolg, eben nicht von mir alleine abhängt, sondern vom ganzen Team?

Es ist doch ganz normal, dass man da enttäuscht und irgendwan auch mal wütend auf diese Kollegen wird. Weil man z.B. genau weiss, der Chef will gar nicht hören, wieso man gescheitert ist. Denn er erwartet, das man die Kollegen zum kooperieren bringt, egal wie man das anstellt.

Selbst wenn es mir gelingen würde, die Verweigerung der anderen als persönliche Herausfoderung zu sehen, an der ich nur wachsen kann, wird mein Projekt so trotzdem scheitern. Und ihr Verhalten wird dadurch auch nicht positiver. Meinen Job verliere ich am Ende vielleicht trotzdem, meine faluen Kollegen aber nicht.

Was lerne ich daraus? Das Leben ist unfair und zu viele Menschen kassieren Geld für's Nichts tun. Soll mich diese Erkenntnis jetzt etwa glücklich stimmen? Soll ich dafür dankbar sein, dass ich jetzt auch noch die Erfahrung machen darf, sich auf dem Arbeitsamt anmelden zu müssen?

Oder wäre es nicht ev. besser gewesen, ich hätte meinen Kollegen die Kuttel geputzt und meinem berchtigten Ärger Luft gemacht und damit ev. ja denn einen oder anderen dazu bewegt, seinen Part zu erfüllen? Seinen Job zu machen!

Das Ende vom Lied, könnte das Selbe sein, ich lande beim Arbeitsamt, weil es doch nicht reichte. Aber ich müsste mir wenigstens nicht vorwerfen, nicht alles daran gesetzt zu haben, dass es eben nicht so weit kommt.

Ich könnte ja auch versuchen zu verstehen wieso sie ihren Job nicht machen und ich bin sicher gefragt, würde jedem auch 100 gute Gründe einfallen, wieso er nicht dazu gekommen ist. Geholfen ist damit aber auch niemandem! Im Gegenteil, wenn ich nähmlich nur faule Ausreden zu hören bekomme, wird mein Ärger bestimmt nicht kleiner.

Es gibt Situationen für die keiner was kann und die man nicht ändern kann. Da gehe ich mit dem Spruch, was mich nicht umbringt, macht mich stärker, völlig einig. Denn da habe ich ja eh keine Wahl!

Wenn ein Mensch aber die Wahl hat, dass Richtige zu tun oder das Falsche und sich bewusst für das falsche entscheidet? Bin ich dann immer noch selbst für meine Gefühle verantwortlich, wenn mich sein Verhalten Stock sauer macht? Und wieso sollich in dem moment nicht auch stocksauer sein?


Für mcihn haben diese " ich bin selbst für meine Gefühle verantwortlich" Ratschläge, völlig unabhänig davon was oder wer der Auslöser war, immer etwas von: Wenn ich mir nur lange genug einrede, dass alle Menschen lieb und nett sind und keiner es eigentlich böse meint, wird am Ende schon alles gut werden.

Aber nur all zu oft, wird es nur für den der eben nicht, lieb und nett ist, sondern egoistisch und rücksichtslos gut und der Rest darf es ausbaden.

Egal im welchen Bereich, privat, beruflich, politisch bleiben die Lieben und die Netten doch meist auf der Strecke oder werden a...kalt ausgenutzt. Nicht zuletzt weil goodwill allein vielen Menschen noch nicht reicht, sie wollen alles und meist ohne was dafür zu tun.

Spätestens dann, komme ich mir ganz schön doof vor, so grosszügig gewesen zu sein und entwickle negative Gefühle, über mich selbst! Und für diese Gefühle fühle ich mich dann auch selbst verantwortlich. Und werde mir hinter die Ohren schreiben in Zukunft nicht mehr so schnell Hand zu bieten....

Und der Nächste, der ev. zu schätzen gewusst hätte, hat dann halt Pech! Ist sein Gefühl der Enttäuschung nun selbstgemacht? Mein Verschulden, oder als Kolateralschaden anzusehen?!

Oder soll es ihn trösten, dass ich ja sicher nicht so geboren wurde und er es mir daher nicht übel nehmen darf?

:roll:

Ich bin hier ja einigen zu einfach gestrickt, mag sein, aber sind unsere Gefühle nicht eine normale Reaktion auf unsere Umwelt und wenn sie negativ sind nur ein Idikator dafür, dass hier etwas nicht stimmt, ev. ja sogar das Verhalten einer ganzen Gesellschaft... ?

Diese Fragen möchte ich rein retorisch in den Raum stellen, als die radikale Hardlinerin hier. :wink:

:lol:
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Patchstift-Hardlinerin
Wenns dir um den Job geht, habe ich dir folgende Tipps:

In dem obrigen Beispiel könntest du z-b strenger zu deinen Mitarbeitern sein; ihnen Konsequenzen ankündigen, falls bis zu dem Zeitpunkt dies oder jenes nicht erledigt ist und wenn alles nichts nützt, könntest du zu deinem Vorgesetzten gehen und deine Kollegen anschwärzen.

Wenn du das als Beispiel für die Familie genommen hast, dann passt das nicht zusammen, denn je nach Position kannst du nicht strenger sein, da es sonst heisst, du seist eine Böse; kannst zwar Konsequenzen ankündigen, aber vielleicht ist es für dich mit Verlust verbunden, und du kannst auf keinen Fall jemanden anschwärzen, da sich die Familienbande zusammentut und zwar gegen dich, weil sie verletzt sind, dass du eines von ihnen beleidigt hast.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Ich stimme PatchStift zu, dass Gefühle als Indikatoren genutzt werden können, dass etwas nicht stimmt. Oder eher, dass etwas nicht mit unseren Erwartungen übereinstimmt.

Denn Gefühle entstehen durch unsere eigenen Bewertungen. Das heisst, dass wir blitzschnell - oft ohne es zu merken - etwas bewerten und daraus ein Gefühl entsteht. Positiv wie negativ.
Das heisst auch, dass niemand anders uns Gefühle MACHEN kann, auch wenn sich das manchmal so anfühlt.
Beispiel: Drei Menschen sitzen vor dem Fernseher und schauen ein Fussballspiel. Ein Tor fällt.
  • der Erste jubelt
    der Zweite rauft sich die Haare und bricht in Tränen aus
    der Dritte holt sich gelangweilt ein Bier
Jeder hat also seine Bewertung über dieses Tor und die - für ihn - passenden Gefühle dazu.

Das heisst, wir machen uns unsere Gefühle selber. Das heisst aber NICHT: wenn wir schlechte Gefühle haben sind wir selber schuld und müssten nur umdenken, und dann ginge es uns wieder gut! Und es heisst auch nicht, dass schlechte Gefühle schlecht sind und einfach weggemacht werden müssen!

Wie oben geschrieben, können wir unsere Gefühle nutzen als Indikatoren, die uns zeigen, ob etwas - für uns! - stimmt oder nicht. Ob etwas mit unseren Wertvorstellungen oder Erwartungen übereinstimmt.
Wenn nicht, geht es darum, diese Erkenntnis zu nutzen. Nicht indem ich dem anderen meine Gefühle um den Kopf haue, das nützt meistens nicht viel.
Aber es kann auch einmal sein, dass unsere starken Gefühle uns die Kraft geben, etwas klarer zu sagen, was wir uns ohne sie vielleicht nicht getrauen würden. Denn "immer lieb sein" ist ja irgendwie auch nicht angemessen.

Im beruflichen Beispiel von PatchStift könnte das heissen:
Herausfinden, weshalb die Kollegen nicht kooperieren. Die Tatsachen auf den Tisch legen. Am besten ohne Vorwurf, dann kommt die Wahrheit am ehesten ans Licht. Was braucht es, dass alle am gleichen Strick ziehen? Was steht im Weg?
Und wenn das nichts bringt und ich als Projektleiterin sehe, dass es so nicht funktionieren kann, ist genauso viel Mut erforderlich, auch das zu kommunizieren. Bevor es gelaufen ist.
Und ehrlich gesagt, hat es auch mit mir zu tun, wenn die Anderen mit mir nicht kooperieren wollen. Da kann ich auch noch hinschauen.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
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Beitrag von Madoxa »

Ich kann das nicht so sachlich, feinfühlend und sprachlich perfekt sagen/schreiben wie das asja und Ria können. Ich versuche aber trotzdem meine Meinung hierzu kurz zu schreiben.
Was den Job anbelangt würde ich als erstes mich selber fragen, warum die Zusammenarbeit mit mir nicht funktioniert. Als Vorgesetzte muss ich respektiert werden, ein Vorbild mit Durchsetzungsvermögen sein, fundiertes Wissen haben und mit Menschen umgehen können. Vermittelnd sein d.h. ich muss ganz einfach teamfähig und trotzdem der Chef sein (siehe den Text von asja und Ria) und nicht der der nur mit der Geissel chlöpft. Ebensowenig muss der Chef ein Kumpel sein, das wird auch nicht zum Erfolg führen. Ich kann das gut beurteilen, erleben wir doch in unserer Firma, wo nächsten unser Sohn das Ruder übernehmen wird, eine ähnliche Situation. Es fehlt häufig ganz einfach auch an der eigenen Lebenserfahrung, an selber gemachten Niederlagen und auch Erfolgen, aus denen man diese Erfahrungen schöpft. Und nicht zuletzt, aus Misserfolgen lernt man mehr als aus einem Erfolg. Das spielt nicht nur im Job, sondern auch allen Lebenslagen.
Eine böse Anmerkung: Manche werden dazu geboren, andere lernen es und wieder andere lernen es nie.
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Beitrag von PatchStift »

Madoxa hat geschrieben:Ich kann das nicht so sachlich, feinfühlend und sprachlich perfekt sagen/schreiben wie das asja und Ria können. Ich versuche aber trotzdem meine Meinung hierzu kurz zu schreiben.
Was den Job anbelangt würde ich als erstes mich selber fragen, warum die Zusammenarbeit mit mir nicht funktioniert. Als Vorgesetzte muss ich respektiert werden, ein Vorbild mit Durchsetzungsvermögen sein, fundiertes Wissen haben und mit Menschen umgehen können. Vermittelnd sein d.h. ich muss ganz einfach teamfähig und trotzdem der Chef sein (siehe den Text von asja und Ria) und nicht der der nur mit der Geissel chlöpft. Ebensowenig muss der Chef ein Kumpel sein, das wird auch nicht zum Erfolg führen. Ich kann das gut beurteilen, erleben wir doch in unserer Firma, wo nächsten unser Sohn das Ruder übernehmen wird, eine ähnliche Situation. Es fehlt häufig ganz einfach auch an der eigenen Lebenserfahrung, an selber gemachten Niederlagen und auch Erfolgen, aus denen man diese Erfahrungen schöpft. Und nicht zuletzt, aus Misserfolgen lernt man mehr als aus einem Erfolg. Das spielt nicht nur im Job, sondern auch allen Lebenslagen.
Eine böse Anmerkung: Manche werden dazu geboren, andere lernen es und wieder andere lernen es nie.
Und jetzt ersetz die Mitarbeiter und den Chef bitte mal durch, Projektleiter, Abteilunsleiter, Bereichsleiter, Externe....

Alle auf der selben Hirarchiestufe. Und schon sieht es doch wieder ganz anderst aus. Eher so wie Babells Beispiel der Familie?! :roll:

Denn wenn ich der "Chef" bin und "meine Mitarbeiter" nicht spuren, dann muss ich wirklich erst mal meine Qualitäten als Chef hinterfragen.
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Beitrag von PatchStift »

Babell hat geschrieben:Hallo Patchstift-Hardlinerin
Wenns dir um den Job geht, habe ich dir folgende Tipps:

In dem obrigen Beispiel könntest du z-b strenger zu deinen Mitarbeitern sein; ihnen Konsequenzen ankündigen, falls bis zu dem Zeitpunkt dies oder jenes nicht erledigt ist und wenn alles nichts nützt, könntest du zu deinem Vorgesetzten gehen und deine Kollegen anschwärzen.

Wenn du das als Beispiel für die Familie genommen hast, dann passt das nicht zusammen, denn je nach Position kannst du nicht strenger sein, da es sonst heisst, du seist eine Böse; kannst zwar Konsequenzen ankündigen, aber vielleicht ist es für dich mit Verlust verbunden, und du kannst auf keinen Fall jemanden anschwärzen, da sich die Familienbande zusammentut und zwar gegen dich, weil sie verletzt sind, dass du eines von ihnen beleidigt hast.
Vorallem wenn die Famiklie so denkt:
In konfliktsituationen kann man generell davon ausgehen, dass ein jeder konflikt viel mit einem selber zu tun hat und weniger mit dem gegenüber, der einfach nur konflikt sucht. Generell sind und können konflikte aber eben auch unglaublich gute chancen sein, sich selber, seine eigenen grenzen, innere noch nicht verarbeitete gefühle und baustellen kennen zu lernen und mittels diesem wissen an sich zu arbeiten. Vorausgesetzt man gibt den eigenen anteil der verantwortung nicht einfach ab und beschuldigt immer erst mal alle anderen, wenn man sich auf die füsse getreten fühlt.
Also müsste ich seiner Ex. ja dankbar für die Chance sein und mich fragen, was mit mir nicht stimmt, dass ich ihr Verhalten nicht akzeptieren oder mich damit arrangieren kann?

Ev. liegt es ja an meinem Gerechtigkeitssin. Vielleicht sollte ich mir den abgewöhnen und löse damit alle meine Probleme?!
:idea:


Logisch reagiert jeder Mensch auf Grund seiner Geschichte anderst auf eine Situation, als ein anderer. Aber auf Unrecht reagieren wol die wenigsten Menschen positiv. Ergo, Indoikator dafür das etwas nicht stimmt und zwar nicht nur für mich nicht stimmt. Ich regaire ev. nur ewas krasser als andere.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Liebe PatchStift,
Wenn ein Mensch aber die Wahl hat, dass Richtige zu tun oder das Falsche und sich bewusst für das falsche entscheidet? Bin ich dann immer noch selbst für meine Gefühle verantwortlich, wenn mich sein Verhalten Stock sauer macht? Und wieso sollich in dem moment nicht auch stocksauer sein?
Wie kannst du immer so sicher sein, dass du weisst, dass die anderen das Falsche machen? Was für dich das Richtige ist, ist noch lange nicht für alle...
Ich könnte ja auch versuchen zu verstehen wieso sie ihren Job nicht machen und ich bin sicher gefragt, würde jedem auch 100 gute Gründe einfallen, wieso er nicht dazu gekommen ist. Geholfen ist damit aber auch niemandem! Im Gegenteil, wenn ich nähmlich nur faule Ausreden zu hören bekomme, wird mein Ärger bestimmt nicht kleiner.
Und wenn du nun nicht nur faule Ausreden bekommst? Sondern wirkliche Erklärungen? Für dich ist der Grund abgehakt (Faulheit...) und du weisst nicht, ob vielleicht Inkompetenz, Überfordertsein oder Krankheit dahinter stehen. Oder vielleicht übersehen deine Kollegen die Aufgabe nicht oder nicht so wie du. Oder haben derart Routine, dass sie isch dafür nicht ins Zeug legen. Und in einem Teamgespräch geht es mit" Ich finde, das Dossier X geht nicht gut voran" besser als "Du hast schon wieder nicht das und das gemacht." Und wenn es in deinem Team nicht klappt und du bist nicht der Chef - dann geh zu ihm. Das ist seine Aufgabe.

Natürlich sind negative Gefühle wie Enttäuschung normal. (Ich bin gerade voll davon). Und wir reagieren nicht alle gleich darauf, sonst wäre die Welt ja auch furchtbar langweilig. Du hast voll das Recht, Leute total ätzend und bescheuert zu finden. Die Frage ist dann nur, wie man damit umgeht. Und dann im Zweifelsfall jemandem: "Du bist ein fauler Kotzbrocken" vor den Latz zu knallen, macht weder die Stimmung noch die Erfolgsaussichten des Teams besser. Und das ist durchaus auch in einer Familie so, denke ich.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
PatchStift
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Beitrag von PatchStift »

Nin hat geschrieben:Liebe PatchStift,
Wenn ein Mensch aber die Wahl hat, dass Richtige zu tun oder das Falsche und sich bewusst für das falsche entscheidet? Bin ich dann immer noch selbst für meine Gefühle verantwortlich, wenn mich sein Verhalten Stock sauer macht? Und wieso sollich in dem moment nicht auch stocksauer sein?
Wie kannst du immer so sicher sein, dass du weisst, dass die anderen das Falsche machen? Was für dich das Richtige ist, ist noch lange nicht für alle...
Nin ich habe nicht behauptet immer sicher zu sein! Aber es gibt in jeder Gesellschaft Regeln und Werte die für alle Gültigkeit haben. Zum Beispiel sich nicht auf Kosten anderer zu bereichern, als Beispiel. Abgesehen davon muss ich nicht alles was andere tuen bewerten, nur was auch mich direkt oder indirekt betrifft, da erlaube ich mir das.
Ich könnte ja auch versuchen zu verstehen wieso sie ihren Job nicht machen und ich bin sicher gefragt, würde jedem auch 100 gute Gründe einfallen, wieso er nicht dazu gekommen ist. Geholfen ist damit aber auch niemandem! Im Gegenteil, wenn ich nähmlich nur faule Ausreden zu hören bekomme, wird mein Ärger bestimmt nicht kleiner.
Und wenn du nun nicht nur faule Ausreden bekommst? Sondern wirkliche Erklärungen? Für dich ist der Grund abgehakt (Faulheit...) und du weisst nicht, ob vielleicht Inkompetenz, Überfordertsein oder Krankheit dahinter stehen. Oder vielleicht übersehen deine Kollegen die Aufgabe nicht oder nicht so wie du. Oder haben derart Routine, dass sie isch dafür nicht ins Zeug legen. Und in einem Teamgespräch geht es mit" Ich finde, das Dossier X geht nicht gut voran" besser als "Du hast schon wieder nicht das und das gemacht." Und wenn es in deinem Team nicht klappt und du bist nicht der Chef - dann geh zu ihm. Das ist seine Aufgabe.
Also entwder der Mitarbeiter kommt mit seinem Problem zu mir und wartet nicht eifach bis es zu spät ist, oder ich muss davon ausgehen, dass es nur eine faule Ausrede ist und der Chef hat die Aufgabe delegiert, interessiert ihn nicht mehr.
Natürlich sind negative Gefühle wie Enttäuschung normal. (Ich bin gerade voll davon). Und wir reagieren nicht alle gleich darauf, sonst wäre die Welt ja auch furchtbar langweilig. Du hast voll das Recht, Leute total ätzend und bescheuert zu finden. Die Frage ist dann nur, wie man damit umgeht. Und dann im Zweifelsfall jemandem: "Du bist ein fauler Kotzbrocken" vor den Latz zu knallen, macht weder die Stimmung noch die Erfolgsaussichten des Teams besser. Und das ist durchaus auch in einer Familie so, denke ich.
Wovon Du sprichts ist aber nur psychologische Gesprächsführung. Wenn der stinkend faule Kotzbrocken, beleidigt ist, wenn ich ihn als Kotzbrocken betitle, sind das dann seine Hausgemachten Gefühle oder ist er dann nicht zu recht stink beledeidigt und stocksauer auf mich? Wobei mir das nach dem x-ten mal, "das Dossier xy kommt nicht voran", irgendwann egal wäre. Nur beleidigt wird er trotzdem sein! Obwohl er es selbst in der Hand hatte, nicht als Stinkfaul aufzufallen...

Aber einem faulen Mitarbeiter wird man sowieso, egal in welche Worte man die Nachricht packt, auf die Füsse treten, weil er wohl kaum zugibt stinkend faul zu sein... Und solange er seinen Fehler selbst nicht erkennt, bleibt mir eigentlich auch nur eine Möglichkeit das Problem zu lösen, ihn auszutauschen!
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