Burnout

Meine persönliche Entwicklung, Erfahrung
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Liebe Carlotta,

mit Interesse habe ich Deine Worte heute Abend gelesen. Da ich schon sicher eine Stunde im I-Net hocke und endlich ins Bett sollte, komme ich nur zu dieser kurzen Antwort hier.

Mach weiter so.... Fragen über Fragen werden sich auf tun. Antworten sich finden, oft zuerst Unterbewusst, dann Bewusst.

Du wirst gelesen hier von mir... Ich schicke Dir einen gute Nacht Gruss und bis bald,

Morpheus
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, wie geht es denn jetzt?

Entschuldige, wenn ich so wenig schreibe, Juni ist schulisch gesehen, die Hölle los.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Diese Woche bin ich zu Hause - und sehr beschäftigt mit dem 100%-Job Mutter :wink:
Die Wahrnehmung meiner Situation verschiebt sich durch diese Erfahrung sehr: mir wird täglich deutlicher, dass ich meine Kinder vermisse. Dass mir selber die wenige Zeit mit ihnen nicht genügt. Es ist nicht das übliche schlechte Gewissen der berufstätigen Mutter, es ist mein eigenes Bedürfnis, sie aufwachsen zu sehen, sie zu unterstützen. Ich wollte schon immer Kinder, habe bereits als Teenager von einer Grossfamilie geträumt. Zwar bin ich immer auch davon ausgegangen, dass ich berufstätig sein will und möchte darafu auch niemals verzichten, aber natürlich habe ich nicht daran gedacht, dass ich mal die alleinige Verantwortung tragen würde. Ich spüre sehr deutlich, dass ich das zwar will und gern tue, aber auch wie wahnsinnig belastend es ist.

Ich schleppe seit Jahren kiloweise Sorgen mit mir herum. Eigentlich geht es uns jetzt hier in der Schweiz besser denn je. Aber vielleicht bricht auch deswegen die Erschöpfung gerade jetzt so extrem durch, wo ich mich zum ersten mal in mancher Hinsicht entspanne.

Nächste Woche werde ich wieder arbeiten gehen, auch wenn ich mir das jetzt kaum vorstellen kann. Was dann wird, in den nächsten Wochen und Monaten, weiss ich nicht. Mein Entschluss, mir eine andere Arbeitsstelle zu suchen, steht aber fest. Es sei denn, ich bringe meinen jetztigen Chef wider Erwarten doch noch dazu, meine Arbeitsbedingungen ein wenig zu ändern....
Die konkreten Fragen zur Zeit sind: wie gehe ich mit meinem Arbeitgeber um - wie ehrlich bin ich und ab wann?
Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich eine Auszeit von ein paar Wochen brauche und zwar unabhängig davon, ob ich bei der jetztigen Stelle bleibe oder eine neue antrete. Unbezahlten Urlaub kann ich mir aber nicht leisten und irgendwie wäre es ja auch ein wenig zu viel Pflichtbewusstsein gegenüber meinem Arbeitgeber. Burnout ist heute als Krankheit anerkannt und meine Ärztin würde mich jederzeit für längere Zeit krank schreiben, sie rät mir sogar dazu und zwar zu sofort.
Wer sich operieren lassen muss, käme ja auch nicht auf die Idee, dafür unbezahlten Urlaub zu nehmen (abgesehen davon, dass ja auch der genehmigt werden müsste!).

Meine grösste Angst ist immer noch die Arbeitslosigkeit, denn die riskiere ich, wenn ich längere Zeit fehle.....Ich spüre, dass ich versuche, die Kontrolle zu behalten und alles zu planen, am liebsten mit Garantien für die Zukunft. Die gibt es wohl nicht und ich kann mich auch nicht offen auf meine ganzen Fragen an mich selbst einlassen, wenn ich nicht innerlich auch offen für neue Entwicklungen bin. Das ist nur so verdammt schwer, wenn man für drei Kinder verantwortlich ist!!!! :cry:
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo Carlotta

Aus Deinen Zeile lese ich Erschöpfung, Unzufriedenheit und Angst. Einige Lichtblicke sind vorhanden: Deine Mutterliebe und Deine Verantwortung für Euch zu sorgen.

Du steckst in einer Zwickmühle. Beim Job scheint nicht alles perfekt zu sein, aber Du brauchst diese finanzielle Spritze. Vielleicht wäre es schon sinnvoll, Dir eine Auszeit zu nehmen und zu überlegen, was Du wirklich für Dich willst. Wenn es dann für Dich stimmt, wird es auch für Deine Kinder so sein. Nur, den Schritt zur Entscheidung ist der schwierigste.

Ich wünsche Dir genügend Ruhe, um Dich zu entscheiden.

Beste Grüsse
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
baboe
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Beitrag von baboe »

Liebe Carlotta,

Ich staune über deine Kraft. Und staune nicht, dass sie auch ihre Grenzen hat. Ich denke, dass deine jetzige Krise auch damit zusammenhängt, dass du dich ein wenig entspannen kannst.

Vielleicht versuchst du jobmässig zu reduzieren? Vielleicht gehst du mit einem pfannenfertigen Konzept zum Chef, wie du dir eine Stelle mit jemandem teilen könntest und wie diese Teilung auch zum Vorteil der Kunden ist? (Gegenseitige Ferienvertretungen, du könntest die andere Person selbständig einarbeiten usw.) Du erzählst ihm feurig (das kannst du bestimmt) wie sehr du diese Arbeit eigentlich magst?
In solchen Fällen sehen Chefs nur Probleme, aber wenn du ihm gleichzeitig die Lösung all seiner Sorgen auf den Tisch legst?

Geniesse die Zeit mit deinen tollen Kindern. Ich wünsche dir viel Kraft und Erholung.

Herzlich

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Danke, baboe und delphia und alle anderen!

Baboe, selbst WENN mein Chef da mitspielen würde: der Job ist unterdurchschnittlich bezahlt und ihn zu reduzieren, würde bedeuten, dass das Geld nicht mehr reicht. Und zwar wirklich nicht!

Ich hatte heute einen deprimierenden Tag: war bei einer Psychologin und es hat sich für mich (und sie) bestätigt, dass ich Hilfe brauche. Klar, ich werde es auch allein irgendwie schaffen, aber besser wäre, Unterstützung zu haben. Und? Wäre ich doch nicht so dumm gewesen, mir diese hohe Franchise anzuhängen. Ich kann mir diese Therapie nicht leisten....es geht einfach nicht, egal wie sehr ich spare. Nicht mehr dieses Jahr. Zum neuen Jahr werde ich natürlich die Franchise natürlich senken, aber so lange durchhalten?

Sogar die geplante Auszeit rückt in weite Ferne. Kein Arzt schreibt jemanden einfch so 4 Wochen krank, wenn derjenige sich nicht auch behandeln lässt...und angesagt wären in meinem Fall keine Medikamente, die ich mir ja vielleicht noch leisten könnte, sondern eben irgendeine Art von Therapie. Evtl. dazu noch Akunpunktur gegen die Kopfschmerzen und Autogenes Training.
Momentan bin ich einfach nur noch ratlos... :?: :?:
Morpheus

Beitrag von Morpheus »

Carlotta,

lass Dich mal drücken.

Ich wollte Dich mal fragen, ob eigentlich Dein Ferritin (Speichereisen) und das Vitamin B12 kontrolliert wurde.

(ich bekomme nächste Woche die Eisen-Infusion und werde 10Wochen lang Vitamin B12 Spritzen bekommen. Seit ich weiss, dass meine Erschöpfung nicht nur vom Stress ist, sondern auch ein körperliches Defizit ist, gehts mir im Kopf schon viel besser.)

liebe Grüsse Morpheus
tabida
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Beitrag von tabida »

carlotta37 hat geschrieben:Baboe, selbst WENN mein Chef da mitspielen würde: der Job ist unterdurchschnittlich bezahlt und ihn zu reduzieren, würde bedeuten, dass das Geld nicht mehr reicht. Und zwar wirklich nicht!
Hast Du Dich schon mal erkundigt, unter welchen Umständen Du Alimentenbevorschussung und allenfalls wieviel Du bekommen würdest?
Kein Arzt schreibt jemanden einfach so 4 Wochen krank, wenn derjenige sich nicht auch behandeln lässt.
Hast Du Deinen Arzt schon gefragt? Meine Erfahrung ist eher, dass die Aerzte viel zu oft Leute einfach krankschreiben.

Erkundige Dich doch auch noch beim Sozialdienst Eurer Gemeinde und evt. auch bei Eurer Kirchgemeinde ob es allenfalls Unterstütungsmöglichkeiten gibt und ob es evt. eine Möglichkeit gibt die Kosten für eine Therpaie zu übernehmen.

Es gibt auch TherapeutInnen/Institutionen die sehr auf die finanziellen Verhältnisse der Klienten Rücksicht nehmen.

Gruess
Tabida
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, danke ihr zwei, ich werd wohl "betteln" gehen müssen.....aber irgendwie ist es ja auch meine eigene Schuld mit der Fanchise....

Meine Eltern haben mir gestern noch angeboten, dass sie einen Teil der Rechnung übernehmen würden, das ist ein grosser Lichtblick. Den Rest kriege ich dann schon irgendwie zusammen.

Alimentenbevorschussung kriege ich nicht, war da schon im Kontakt mit der zuständigen Stelle. Die Einkommensgrenzen hier im KT ZH sind dafür ja extrem niedrig und mein Einkommen liegt ein wenig darüber. Abgesehen davon habe ich kein Gereichtsurteil gegen meinen ExMann. Sowas bekommt man in DE einfach nur, wenn er auch zum Zahlen verurteilt wird. Und er hat ja hübsch dafür gesorgt, dass er gerade zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung von Sozialhilfe lebte damals. Jetzt kann ich ihn nicht mehr verklagen, es wäre sehr sinnlos und dumm, würde Geld kosten und es käme nicht dabei raus. So sagte man mir jedenfalls und ich finde das auch logisch: wohin sollte man die Klage überhaupt zustellen? Busch Nr. 199 irgendwo in der Wüste?


Was mir auffällt: ich kann mit freier Zeit gar nichts mehr anfangen. Es ist als hätte ich verlernt, für mich selbst zu sorgen. Für andere sorgen kann ich dagegen sehr gut....
Es fällt mir ganz schwer, bei einem Arzt meine Situation realistisch darzustellen (ich übe hier :wink: ), ich wirke immer fröhlich und energisch. Kaum bin ich dann draussen aus der Praxis fange ich an zu heulen....
Was sind überhaupt meine Bedürfnisse und selbst wenn ich die Zeit hätte: wie schaffe ich es, auch etwas zu tun? Diese Woche z.B. schlafe ich vor allem und ausserdem bin ich ständig mit Kindern und Haushalt beschäftigt.

Ich sollte mir laut Psychologin überlegen, ob ich mich wirklich so einbinden lassen will in den Ablauf in einer Tagesklinik oder ob es nicht besser für mich wäre, ganz zu Hause zu sein. Aber ehrlich gesagt glaube ich, zu Hause passiert einfach nichts. Ich könnte dann zu verschiedenen Therapiestunden rennen, das sicher, aber sonst? Ich weiss genau, dass ich statt schwimmen zu gehen beim putzen oder einem kranken Kind hängen bleibe. Die Kraft, mich zu überwinden und wirklich aktiv etwas für mich zu tun, fehlt einfach. In einer Klinik MUSS ich ja dann und kann es vielleicht wieder lernen.....
Uhhh, es wird schon gehen, irgendwie!
Bernina

Beitrag von Bernina »

Hallo Carlotta

Als ich am Höhepunkt meiner Depression angelangt war und für mich der einzige Ausweg nur noch der Tod war, musste ich meinen Arzt daraur ansprechen. Aber ich bin eben genau wie du beschreibst, immer ein strahlendes Stehaufmännchen. Auch mit 40°C Fieber sage ich dem Arzt, es gehe mir blendend, ich brauche infach nur ein paar Pillen, dabei klappe ich fast weg.

Als ich vom Verdacht der Depression erzählte, lachte er mich zuerst aus. Seine Antwort: "Aber sicher nicht sie! Sie sind die letzte Person, die soetwas hat." Er erkundigte sich dann aber trotzdem und wie ich dann auf seinem Stuhl heulend und schlotternd zusammenklappte, glaubte er mir dann. Er zeigte eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Ratlosigkeit. Ich hätte ihn nie über soviele Jahre täuschen dürfen. Depressive sind eben auch gute Schauspieler.

Bei mir haben Antidepressiva geholfen, dass meine Gedanken, mein Alltag wieder Struktur bekam. Damals hatte ich - im Gegensatz zu dir - keine Existenzängste. Mein Ex-Mann war ja da. Teilweise leider. Ich konnte also versch. Therapien machen.

Ich bewundere dich. In deiner Situation hängt so vieles an dir. Ich weiss aber auch keinen Rat, wie du das finanziell hinbekommst. Warst du schon mal auf einem Stellenvermittlungsbüro?
Es wäre schon, wenn du wenigstens für gleiches Gehalt weniger Arbeiten könntest.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ich habe es getan, tatsächlich! Bin seit gestern krank geschrieben und zwar auf längere Zeit.
Dabei bemerke ich, dass ich mich innerlich schon meilenweit von der Arbeit entfernt habe, mich kaum noch an etwas erinnern kann. Manchmal kommen die Gedanken, wie es meiner Kollegin jetzt ergeht......aber ich spüre sehr deutlich, dass ein schlechtes Gewissen nichts bringt, ich hatte einfach keine andere Wahl mehr.
Jetzt bin ich sehr, sehr müde, schlafe viel und versuche, den Alltag mit den Kindern zu strukturieren. Natürlich bin ich auch in Behandlung. Und ein wenig macht sich Optimismus und Spannung bemerkbar, was die Zukunft mir wohl noch bringen wird. Eigentlich kann es ja nur noch besser werden..... :wink:
Anita

Beitrag von Anita »

ich wünsche dir viiiiiiieeeeeeeeelllll guten schlaf und viiiiiieeeeeelllll gute erholung :D

alles liebe
anita
baboe
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Beitrag von baboe »

Liebe Carlotta,

Toll, dass du es nun eine Zeit lang ruhig hast. Genieeeesse es. Bestimmt lernst du bald wieder, auf deine Stimme zu horchen: "Worauf habe ich denn jetzt gerade Lust?"

Herzlich alles, alles Gute

Babö
Habe fünf Kinder im Alter von 11,10,8,6 und 4. Die drei Grossen sind von meinem Mann aus erster Ehe. Die beiden Kleinen sind Gemeinsame. Alle leben seit 4 Jahren bei uns - und das find ich toll!
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Nin
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Beitrag von Nin »

Viel Erholung, Carlotta!!!!

Ich habe für dieses Jahr meine Franchise gesenkt, weil ich mir genau das ermöglichen wollte: die Möglichkeit einer Therapie. Aber dann ging es besser. Vielleicht, weil es möglich war.
Dafür war ich jetzt beim Ernährungsberater, und das muss ich selber zahlen. (Ich muss abnehmen, wenn ich nicht im Selbsthass versinken will)
Denke über eine berufliche Umstellung nach... und setze dich nicht unter Druck.

Und fühl dich ermunternd angelächelt.

Was sagt denn dein Freund dazu?
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Oh Nin, Diät könnten wir dann gleich gemeinsam machen....Seit ich diesen Job habe, bei dem ich nur vor dem Compi sitze, habe ich 6 ganze Kilos zugenommen!!!! :roll:

Mein Freund steht voll hinter mir in diesem Fall, er hat viel Geduld und hört mir einfach viel zu. Mehr kann er kaum tun aber das tut gut....Beruflich hat er z.Zt selber ein paar Sorgen, da versuchen wir schon, uns gegenseitig ein bisschen aufzuheitern.

Danke, Ihr alle, für's Mut machen, manchmal kann man das gebrauchen......
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