Müde, keine Lust, oft den Tränen nahe... Erste Symptome?

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Delphia
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Müde, keine Lust, oft den Tränen nahe... Erste Symptome?

Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Tja, da sind andere Threads mit dem Thema Burnout offen. Ich bin noch nicht so weit, aber auf bestem Weg dazu...

Im Moment sieht es so aus:

1. Meine Tochter macht uns Sorgen (Eigene Kinder/Explodieren eines Dampfkochtopfs). Sie will zu ihrem Vater ziehen.
2. Meine Stieftocher, die noch das 4. Jahr Gymnasium besucht, ist hier nicht zufrieden. Sie will zur Freundin ziehen. Nach der Matur wird sie studieren gehen und will sich dann ein WG-Zimmer nehmen, was für uns dann in Ordnung ist.
3. Mein Ex-Mann macht Radau und ich kann mich momentan nicht entziehen. Ich muss vor Gericht (Alimente/Revision Scheidungsurteil).
4. Meine Arbeit in einer öffentlichen Institution (ehrenamtlich und kleine Entschädigung für 1 Woche pro Monat) stockt. Ich werde nicht "gehört", wenn ich etwas anbringe. Ich arbeite viel für diese Institution und stelle erneut fest, die Arbeit wäre gar nicht nötig gewesen...

Meine Lebensfreude schwindet und jetzt ist es Zeit, mich zu schütteln und diese Sorgen, Ärger, Probleme klein zu machen. Ich glaube, ich habe den Durchblick nicht mehr wirklich.

Wir geben uns wirklich sehr Mühe, auf die Problematiken der Kids hier einzugehen. Auf der anderen Seite bekomme ich das Gefühl, dass unsere Gutmütigkeit schamlos ausgenützt wird. Und das Schlimme daran: Wir lassen es zu. Zumindest, was meine Arbeit (Punkt 4) angeht, weiss ich, wo ich ansetzen muss.

Heute ist wahrscheinlich wieder so ein Tag. In 2 Stunden geht es mir wieder besser... :-)
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
aisha

Beitrag von aisha »

liebe Delphia,

du bist nun an einem Punkt angelangt, wo du nicht mehr kannst. Du führst einen Mehrfrontenkrieg, das kann man kaum unbeschadet überstehen, vor allem, wenn Gefühle im Spiel sind.

Du brauchst nun selber dringend Hilfe! Uund wie du selber sagst, abgrenzen, wo du dich abgrenzen kannst.
Gib diesen Job auf. Du sagst selber, dass es ehrenamtlich ist.
Nütze die Zeit, dir etwas Gutes zu tun.

Wenn Stieftochter zu einer Freundin ziehen will, dann lasst sie. Es bringt Ruhe bei euch.
würde sie halte etwas knapp bei Kasse halten, sie soll merken, dass es bei euch doch niht so schlecht war.

Und irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass du zuwenig Unterstützung von deinem Mann hast.
du hattest über Jahre soviel Aerger mit seinen Töchtern und hatte immer den Eindruck, als halte er sich raus.

Ich wünsche dir, dass du einen Weg für dich finden kannst, deine Nischen zum Entspannen, ev. auch ein Time Out.

Nehme jetzt auch ein Time Out... gehe in die Sauna.
Anita

Beitrag von Anita »

http://www.ganglion.ch/html/vortraege.php

höre dir doch mal den vortrag von ursula davatz an BURNOUT-TIMEOUT-NEUANFAG

ich finde ihn sehr beeindruckend.
vero
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Beitrag von vero »

Hallo Delphia

Es muss nicht unbedingt ein Burnout sein.

Bei mir war es so, dass ich immer müde war, die Nacht nicht mehr durchschlafen konnte, mich zu allem überwinden musste, bei der geringsten Kleinigkeit in Tränen ausgebrochen bin und auch in den Ferien nicht mehr abschalten konnte. Auch stand ich einmal im Supermarkt und wusste nicht mehr was ich da eigentlich wollte und wie ich da hingekommen bin. Da wurde mir klar so geht es nicht weiter, ich musste handeln. Diagnose meines Arztes, kein Burnout sondern eine psychische und physische Erschöpfung. Mein Speicher war übervoll und mein Körper und meine Seele wollten nicht mehr..

Auch ich musste 6 Monate pausieren, aber nach etlichen Monaten mit 12 Stunden schlaf und vielen Gesprächen mit meinem Arzt der sich auf psychosomatische Krankheiten spezialisiert hatte, ging es wieder bergauf. Ich musste mit vielen alten Mustern aufhören und mit der Vergangeheit meinen Frieden finden. Er meinte am Anfang, ich müsse mir das so vorstellen, ich stehe vor einem Loch und ich falle zwar hinunter versuche aber immer wieder raufzukommen.. zuerst müsse ich aber unten ankommen und dann weiterlaufen und irgendwann gehe es dann wieder von selber nach oben und ooh Wunder es hat geklappt. Irgendwann kam ich wieder mit 8-9 Stunden schlaf aus (und das ununterbrochen) und auch meine Lebensfreude kam zurück. Am Anfang meinte er was den mein Ziel sei und ich habe ihm dann Spontan geantwortet, wo mein Name draufsteht sollte ich eigentlich drin sein :D und nicht das ich irgendwie einfach nur noch Funktioniere..

Ich finde heutzutage wird der Begriff Burnout viel zu schnell in den Mund genommen, es muss nicht immer ein Burnout sein.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo zusammen

Den Vortrag von Anita kann ich nur empfehlen. Mir gingen einige Lichter auf. Und Frau Davatz erklärt sehr gut: Das Wort Burnout ist ein Modewort geworden. Es klingt einfach besser als Depression. Und im Prinzip ist es nichts anderes als eine Erschöfpung. Das Beispiel mit dem frisierten Töffli ist super.

Also unbedingt reinhören.

@ Delphia
Beantworte dir selber folgende Fragen:
Warum arbeitest du ehrenamtlich und nicht für richtiges Geld?
Von wem wünschst du dir Anerkennung?
Und welche psychosomatischen Leiden musst du haben, damit du wahrenommen wirst.

Das sind Fragen meines Arztes und die könnten auch bei dir passen.
tabida
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Beitrag von tabida »

Ich finde heutzutage wird der Begriff Burnout viel zu schnell in den Mund genommen, es muss nicht immer ein Burnout sein
Mich würde überhaupt mal wunder nehmen, was das genau sein soll (im Gegensatz zu dem, was Du bei Dir beschrieben hast, oder im Gegensatz zu Depressionen).
Wie Buchenholz schreibt: "Burnout" ist ein Modewort geworden.
Depression / depressive Vestimmung - das tönt nach: Nicht belastbar.
Burnout - das tönt nach: Da hat sich jemand unheimlich stark eingesetzt und sehr sehr viel gearbeit. Damit erntet man dann auch Anerkennung.

Bei beidem sind aber die Symptome gleich und werden auch gleich behandelt.
Zuletzt geändert von tabida am 22.09.2011 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
vero
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Beitrag von vero »

Also mein Arzt meinte zu Burnout gehört noch viel mehr. Das sind dann Depressionen, dazu kommen physische und psychische Erschöpfung und meistens werden Burnout Patienten in Kliniken betreut. Bei einem ehemaligen Chef von mir, konnte er plötzlich am Morgen nicht mehr aufstehen, die ganze linke Körperhälfte war gelähmt. Er hatte Depressionen, war müde und konnte nicht mehr abschalten. Bis heute kämpft er mit der Work/Life Balance wie es auf Neudeutsch so schön heisst. Auch hat man ihn für 6 Monate in der Klinik betreut und im ersten Monat durfte er nur am Wochende heim und nur für ein par Stunden. Auch wurde ihm jeglicher Kontakt mit dem Geschäft "verboten". Er bekam auch keine Anrufe durchgestellt usw.

Bei mir war es so, dass ich keine Leute um mich herum mehr etragen habe, auch konnte ich nicht weg, einkaufen usw. da drehte ich fast durch. Wenn gute Freunde zu besuch kamen, nach 2 Monaten erst, wurde ich nach einer Stunde müde und konnte mich nicht mehr konzentrieren. Aber ich war zu Hause und musste auf anraten meines Arztes jeden Tag 1 Stunde raus. Spazieren gehen oder einfach auf einer Bank hocken war egal, auch habe 1x pro Woche mit meinem Arzt gesprochen (Vergangenheit aufgearbeitet und alte Muster durchbrochen) und hatte keine Depressionen.

Depressionen alleine machen kein Burnout und es liegt auch nicht am sehr, sehr vielen Arbeiten (das habe ich auch) sondern am sehr sehr hohen Pflichtbewusstsein (privat wie auch geschäftlich) das der- oder diejenige hat. Der oder diejenigen holt sich "fast" alle Bestätigung aus dem Beruflichen oder dann dem Privaten. Man identifiziert sich mit dem was man tut und nicht mehr mit was man ist d.h. wenn man im Beruf seinen an sich gestellte Anforderungen/Pflichtgefühl nicht mehr gerecht wird, dann man fühlt sich nicht mehr "wertvoll" und wenn man das im Privaten oder Beruflichen nicht mehr kompensieren/ausgleichen kann, dann kippt das Ganze. Oder man ist mit dem was man tut einfach überfordert, dass ist heute aber schon fast ein Schimpfwort, man muss heute alles können und darf sicher nicht sagen, "die Arbeit oder das Private überfordert mich jetzt". Das hat mir auch mein Arzt bestätigt..
Zuletzt geändert von vero am 22.09.2011 14:45, insgesamt 2-mal geändert.
Babell
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Beitrag von Babell »

tabida hat geschrieben: Mich würde überhaupt mal wunder nehmen, was das genau sein soll (im Gegensatz zu dem, was Du bei Dir beschrieben hast, oder im Gegensatz zu Depressionen).
Zitat von Vero:
Bei einem ehemaligen Chef von mir, konnte er plötzlich am Morgen nicht mehr aufstehen, die ganze linke Körperhälfte war gelähmt.

Burnout: wie der Name sagt: ich bin für etwas Feuer und Flamme. Und irgendwann ausgebrannt. Das was Vero geschrieben hat, war auch bei einem Bekannten von mir.

Liebe Delphia

Weniger arbeiten, mehr schlafen!!!!!

Schlafe so viel du kannst!

Stelle die Ernährung um: z.b. Vollkornbrot statt Weissmehl. Brauner Zucker statt weisser Zucker.
Falls du viel Kaffee oder Alkohol trinkst, dann musst du ebenfalls dort ansetzen.
Gehe an die Sonne, wenn sie scheint.
Da es jetzt wieder dunkler wird: Zünde abends eine Kerze an und spare nicht am Licht!

Ansonsten alles Gute und viel Kraft!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Ich merke die Depressive Erschöpfung, dass ich zum Beispiel plötzlich Amnesie habe. ;-) Black out. Text vergessen. Normalerweise, wenn ich stricke, dann muss ich mir nicht alles aufschreiben. Beim 2. Teil weiss ich immer noch in etwa, was ich am 1. gestrickt habe. Jetzt weiss ich nicht mal mehr, welche N. Nr. ich genommen habe.

Musste gerade ein Formular ausfüllen. Ich bekomme Schweissausbrüche und verstehe nicht mehr, was da steht oder wo ich die Unterlagen suchen soll. Dabei habe ich alles schön in Ordnern abgelegt.

Die Postleitzahl habe ich verdreht geschrieben. Die Schrift ist seltsam. Auch wenn ich Texte schreibe und es später nochmals lese, dann bin ich ganz irritiert ob meinem Deutsch.


Normalerweise freue ich mich auf Einladungen. Kürzlich hatte ich panische Angst, wäre am liebsten zu Hause geblieben. Dabei bin ich alles andere als schüchtern und habe auch keine Sozialphobie. Bin ich dann aber mal da, dann gehts mir wunderprächtig. Manisch-Depressiv?
vero
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Beitrag von vero »

Buchenholz, nein du bist nicht manisch depressiv, dir reagieren anderst. Meine Mutter ist nämlich manisch depressiv.

Deine Symtome sind die gleichen wie bei mir. Ich konnte mir auch nichts mehr merken musste mir alles aufschreiben. Nach einem Telefongespräch konnte ich mich nicht mehr Erinnern, wann mir abgemacht hatten. Früher musste ich mir nichts notieren, hatte ein Elefantengedächtnis :D. Ich würde auf den Anfang von psychischer & physicher Erschöpfung tippen.

Lese doch, was ich für Tips von meinem Arzt bekommen habe (siehe weiter oben). Kann ihn nur weiterempfehlen! Er war top
val
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Beitrag von val »

Hallo zusammen

... aus meiner ganz persönlichen aktuellen Erfahrung:

Depression = Depression
Erschöpfung = Erschöpfung
Depressive Erschöpfung = Burnout

Burnout - auch ein Begriff aus dem Motorsport. Der Reifen wird so lange an Ort heiss gedreht, bis er platzt. Und dann geht gar nichts mehr.

Ob das weiterhilft? Schlecht geht es einem auf jeden Fall. Und je früher man sich Hilfe sucht, umso besser.

Liebe Grüsse
Val
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ val
Ich war ja schon mal an diesem Punkt. Im ersten Jahr nach der Geburt meiner Tochter habe ich dann mit der Therapie begonnen.

Anscheinend gerate ich immer wieder in ein "selbstzerstörerisches" Muster. Und jetzt muss ich herausfinden, warum ich das mache.
val
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Beitrag von val »

@liebe Buchenholz

das ist genau auch mein Thema. Diese Opferrolle. Und genau darum bin ich in ein Burnout gerutscht. Habe mir jahrelang zuviel aufgeladen, mir viel zu wenig geschaut, mich immer hinten angestellt...

Bei mir ist rausgekommen, dass mir mit 18 der Rektor meiner damaligen Schule meine gesunde Aggression gekappt hat. Der hat mich dermassen in Grund und Boden gestaucht, dass ich mir von da an jegliche Aggression kurzerhand verboten habe. Und das kam nach 25 Jahren erst in seiner vollen Tragweite raus!

Ich wünsch Dir viel Kraft. Dass Du einsiehst, dass Dir dein Verhalten nicht gut tut ist doch schon ein Anfang. Und wenn Du dem nun auf den Grund gehen willst, dann umso besser. Ich wollte lange nicht hinschauen. Das Erlebnis mit dem Rektor war für mich so traumatisch und beschämend, dass ich es lange sorgfältig verdrängt habe.
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carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Val, ich finde, Du hast das sehr gut beschrieben! Es gibt definitiv einen Unterschied zwischen Burnout und Depression und zwar einen grossen.

BUchenholz, ich würde sagen, so erstaunlich ist das nicht, dass es Dir zwischendurch auch gut geht und Du viel Energie hast. So wie ich das hier mitkriege, bist Du ein offener, kontaktfreudiger Mensch. Gerade wenn Du im Grunde nicht zu Depressionen neigst, sondern einfach sehr erschöpft bist - was eben eher in Richtung burnout ginge - würde ich das nicht als krankhaft werten. Eine wirkliche manische Depression sieht ganz anders aus, ich kenne Betroffene. Und auch in diesem Bereich gibt es "Modediagnosen", ich wäre damit sehr vorsichtig!

Ich war ja auch betroffen von dem Thema burnout, bei mir ist es nun schon länger her als bei val. Es hat mein Leben dauerhaft verändert. Aber es war auch eine riesige Chance!
Manchmal ist es eine Gratwanderung: was liegt an mir selber, was an den Lebensumständen? Wie weit WILL ich mich verändern? Wie weit KANN ich? Welche Verhaltensweisen will ich mir mühsam abgewöhnen oder genügt es, neue dazu zu gewinnen, ohne alles Bisherige in den Keller zu verbannen? Ich habe sehr viel gelernt, aber ich bin doch noch ganz die Alte ;-) Aber mein Leben habe ich verändert, sogar die Lebensumstände (Job etc.), was übrigens ein echter Schlüssel dazu war, dass es mir heute gut geht. Und meine Einstellung: die ist vielleicht fatalistischer geworden. Es gibt Dinge, die ich nicht ändern kann, also wehre ich mich weniger dagegen, sondern lasse sie zu. Das ewige innere und äussere Kämpfen hat sehr nachgelassen.

Val, was bei mir bis jetzt geblieben ist: eine gewisse Angst um meine Belastbarkeit. Einerseits ist das gut, denn es bremst mich ein wenig. Andererseits schränkt es mich auch ein. Und ich bin tatsächlich längst nicht mehr so belastbar wie früher und habe auch das Gefühl, das werde ich nie mehr sein. Manchmal ärgert mich das, da es oft auf Kosten meiner Lebensqualität geht: gewisse Dinge müssen sein und für das "Vergnügen" bleibt dann wenig Kraft und Zeit. Es ist ein Thema, das mich besonders in meiner Beziehung zu meinem Partner nicht loslässt.

Ich würde übrigens burnout nicht als Modekrankheit bezeichnen. Es hängt sicher damit zusammen, dass unsere Gesellschaft sich verändert hat und damit auch unsere Ansprüche.
Wisst Ihr, wer mich immer am meisten geärgert hat? Kennt Ihr die Frau aus dieser Kaffee-Werbung: tagsüber erfolgreich im Job (Anwältin oder sowas), abends die lieben Kinderlein und die perfekte Mama und noch etwas später ...nach einem Kaffee natürlich....im kleinen Schwarzen mit dem Ehemann.
WER bitte schafft sowas??? Ich kenne niemanden! Aber das wird suggeriert: wir müssen alles sein, erfolgreich im Job. liebevolle Mama, attraktive und interessante Partnerin. Natürlich haben wir einen lebendigen Freundeskreis auch noch, den wir regelmössig sehen und mit dem wir unsere diversen und vielseitigen Interessen pflegen. Ja HALLO!!!???? IHr etwa nicht?

Unser Leben dreht sich nicht mehr ums Überleben: genug Geld für Wohnung, Kleidung, Ernährung. Unsere Sorgen sind nicht mehr so existentiell. Unsere Ansprüche ganz andere, die eigenen und die von aussen auch!
Wer ums Überleben kämpft, dem geht es natürlich viel schlechter als uns! Und es ist eine Illusion, zu behaupten, das ergäbe keine psychischen Probleme (ich habe länger in Afrika gelebt und kenne damit eine Gesellschaft, in der es noch genau ums Überleben geht und weiss genau, das gibt auch viele psychische Probleme, Depressionen sind ganz üblich, nur werden die nicht behandelt sondern hingenommen).
Burnout halte ich für eine Mischung aus Depression und Überforderung, das durch die Vielfalt der Ansprüche zustande kommt....

Vielleicht hilft da auch die Frage: was ist MIR wirklich wichtig?
seerobbe
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Registriert: 07.06.2011 17:49

Beitrag von seerobbe »

Hallo zusammen,

ich habe mir das alles mal so durchgelesen und mich erinnert, dass ich mich vor 4 Jahren in einer ähnlichen Phase befunden habe, etwas was ich von mir überhaupt nicht kannte, war immer ein fröhlicher, sozusagen unverwüstlicher Mensch, je mehr da war, desto mehr konnte ich wegtragen.

Dann diese wahnsinnige Erschöpfungsphase, das Gefühl den Anforderungen des normalen Alltags nciht mher gewachsen zu sein, Ängste in jeder Richtung. Am liebsten wäre ich im Bett liegen geblieben und hätte geheult. Habe mich mit meinem Mann dauerhaft wegen jeden Fitzelchen in die Wolle bekommen und hab fast wegen jedem Mist angefangen zu heulen, habe kaum noch lachen können und bin wegen jeder Fliege auf 180 gewesen.

Aber es lag nicht an irgendwelchen Umständen in meinem Leben oder an meiner Beziehung oder daran, dass ich überfordert war, es lag einzig und allein an einer Verhütungsmethode. Seit ich mich von den Hormonen verabschiedet habe, geht es stetig bergauf ohne Therapie, ohne Änderung einer Lebensumstände und ohne Tabletten. Von heut auf morgen ist ein großen Berg von mir abgefallen und innerhalb kürzester Zeit hat meine Umwelt das bemerkt. Ich bin heute trotz subjektiver Mehrbelastung (also wenn ich das für mich vergleiche) wesentlich ausgeglichener, lache mehr und habe das Gefühl ich kann es schaffen. Meine Weinkrämpfe sind Vergangenheit und meine Kinder sagen, dass ich wesentlich entspannter bin udn besser drauf als noch vor 4 Jahren.

Wer mehr dazu wissen will, dem kann ich per Pn mehr schreiben und auch einen link zu einer Seite geben.

Gruß und euch alle fest drück seerobbe
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