Was bedeutet gemeinsames Sorgerecht?

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mira
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Was bedeutet gemeinsames Sorgerecht?

Beitrag von mira »

Hallo zäme

Was bedeutet gemeinsames Sorgerecht? Ich meine, was beinhaltet das? Mein Partner und seine Ex teilen das Sorgerecht, haben die Kinder hälftig bei sich und bezahlen alles jeweils zur Hälfte. Die Ex bezahlt die Krankenkasse der Tochter, mein Partner jene des Sohnes. Die medizinischen Kosten werden geteilt. Das klingt doch ganz vernünftig, oder?

Nun schickt die Ex den gemeinsamen Sohn regelmässig in irgendwelche Therapien, psychologische Abklärungen und sonstige medizinische Untersuchungen (wegen Konzentrationsschwierigkeiten) ohne meinen Partner davon zu unterrichten, geschweige denn ihn zu fragen, ob er damit einverstanden ist. Wäre es in dieser Situation nicht angebracht, dass sie das Gespräch mit ihm sucht und sie gemeinsam nach Lösungen suchen?

Nun bekommt der Sohn Medikamente, welche von der KK nicht bezahlt werden. Die Ex weigert sich, die Hälfte der Medikamente zu bezahlen, weil sie findet, es sei nicht ihre Schuld, dass mein Partner so eine 'dämliche KK' gewählt habe...
Da verstehe ich einfach die Welt nicht mehr. Sie hat doch den Sohn ungefragt in medizinische Behandlung geschickt...:?:

Bitte schreibt jetzt nicht, dass sei Sache zwischen meinem Partner und der Ex. Natürlich ist das so. Aber ich leide zeitweise mehr als mein Partner unter den ständigen Reibereien. Zudem gab es von ihrer Seite her schon Forderungen, die UNS BEIDE betroffen hätten, wenn sie damit durchgekommen wäre. Wenn da endlich mal Klarheit herrschen würde...
Danke für eure Rückmeldungen und Erfahrungen.
tarzan
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Beitrag von tarzan »

wenn der Sohn Zusatzversicherungen hat, wird noch vieles bezahlt an Medikamenten. Soweit ich weiss.

Ich finde auch, dass seine Ex deinen Partner aufklären muss, wenn eine Therapie ansteht.
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zimet
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liebe mira

Beitrag von zimet »

es ist ganz einfach:

eigentlich dürfte seine ex den sohn ohne das einverständnis des vater gar nicht in eine therapie schicken - bei gemensamem sorgerecht MÜSSEN beide eltern zu sowas das OK geben!!! sonst wäre es ja nicht ein gemeinsames sorgerecht!

dh also dass der vater durchaus auch intervenieren kann und dies dann gemeinsam mit therapeut, mutter, vater besprochen werden muss!!! ich gehe davon aus, dass der therapeut über das gemeinsame sorgerecht NICHT informiert ist - also kurzer anruf da und dein partner kann an der nächsten sitzung dabei sein! dies würde ich auch der mutter so mitteilen.

es geht ja schliesslich nicht nur um die kosten - für mich wäre der inhalt der therapie enorm viel wichtiger!!!

bei gemeinsamem sorgerecht sind beide eltern verpflichtet sich gegenseitig über ALLES das kind betreffende zu informieren und das kind betreffende entscheide gemeinsam zu fällen. sonst würde es ja keinen sinn machen!!!

lieber gruss
zimet
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Mein Partner hat ja für seinen Sohn auch eine Psychotherapie organisiert. Der Junge wollte zuerst alleine mit der Therapeutin reden. Unter Umständen kann ich das nachvollziehen. Irgenwann sollte der andere Elternteil aber miteinbezogen werden, sonst macht das wenig Sinn.

Ein guter Therapeut weiss das aber. Er sollte doch Interesse haben, beide Seiten zu höern.
Und ich bin der Meinung, dass es dann egal ist, ob die Eltern gemeinsames oder alleiniges Sorgerecht haben.
Babell
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Beitrag von Babell »

Welches Medikament ist es denn?

Ich finde, es geht in erster Linie um das Wohl des Kindes. Wenn es abgeklärt werden muss, sollten beide Eltern dahinter stehen und es bewilligen.
Wenn du schreibst: Konzentrationsstörungen heisst das für mich, dass da was Gravierenderes dahintersteckt. Und das spüren Mütter oft besser als die Väter. Vielleicht hatte die Mutter Angst, dass der Vater nicht zusagt.

Es ist unbedingt notwendig, dass beide Elternteile mit in die Besprechungen der Therapie miteinbezogen werden. Sie müssen wissen, wie sie dem Kind am Besten helfen können und was eher kontraproduktiv ist.

Wenn es aber um psychologische Probleme, die mit der Mutter zu tun haben, handeln würde, fände ich, dass es den Vater nichts angeht. So war es auch bei meinem Stiefsohn: er musste mal zum Psychologen, weil die Mutter nicht mit ihm klar kam. Mein Freund hat nie nachgefragt, was besprochen wurde, weil ihn die Mutter-Sohn Beziehung eigentlich nichts angeht.
zimet
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gemeinsames sorgerecht

Beitrag von zimet »

ich bin da etwas anderer meinung!

sie teilen sich ja nicht nur das sorgerecht sondern auch die obhut! somit kommt der vater ja sehr "hautnah" auch die möglichen probleme des sohnes mit..ich gehe zumindest davon aus :? und evtl. tanigeren sogar die termine der therapie seine betreuungszeit...

ich denke, bei dieser betreuungsform spielen die beziehungen zwischen den einzelnen familienmitglieder jeweils eine sehr starke rolle! umso erstaunlicher eigentlich, dass der vater sich da nicht vehementer einmischt und erst bei den möglichen kosten reagiert???? nimmt denn der sohn die medis zb nur bei der mutter?

und noch was...ja mütter können so etwas viel früher spüren..oder auch nicht ABER man weiss auch, dass es mütter gibt die sachen spüren die gar nicht sind...über die gründe dafür lässt sich streiten!

ich finde so pauschale aussagen gefährlich!

wenn die betreuung wirklich 50/50 ist, dann finde ich MUSS der vater sich da einbringen und nicht erst wenn's ums zahlen geht. der sohn erlebt diese "zurückhaltung" ja auch!
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mira
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Beitrag von mira »

Danke euch für die Rückmeldungen. Ich mache nur ganz kurz und melde mich später wieder.

@zimet, ich habe mich wohl nicht ganz richtig ausgedrückt und hoffe, dass ich das in der Eile nicht noch verschlimmere. Es ist nicht so, dass mein Partner erst reagiert, wenn es um die Kosten geht. Das ist einfach noch ein zusätzlicher Faktor. Ich bin auch vorsichtig damit, was ich hier alles schreibe, und möchte manchmal lieber nicht ins Detail gehen. Dadurch ensteht ein falsches Bild.
Ich werde versuchen, mich später genauer dazu zu äussern.
mira
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Beitrag von mira »

Babell hat geschrieben:"Ich finde, es geht in erster Linie um das Wohl des Kindes. Wenn es abgeklärt werden muss, sollten beide Eltern dahinter stehen und es bewilligen."
Das finde ich auch. Das findet auch mein Partner, deshalb war er auch nie gegen eine Therapie oder medizinische Abklärungen. Er will nur darüber informiert werden und mitentscheiden dürfen, welche Therapie/Abklärung bei welcher Therapeutin. Er erfährt so wichtige Sachen oft zufällig. Als mein Stiefsohn jünger war, kam er einmal viel später nach Hause als üblich. Mein Partner machte sich Sorgen und wollte wissen, wo er gewesen sei. Da erfuhr er, dass der Sohn in Therapie war (von der er nichts wusste), und dass die Mutter den Jungen von der Schule abholte und ihn zur Therapie brachte (an einem Papatag).
Dass der Sohn Medikamente bekommt (und zwar nicht harmlose) erfuhr er erst, als er die Kostenaufstellung von der Ex bekommen hat. Natürlich hat er sich dann bei der Therapeutin erkundigt, um was für Medikamente es sich da handelt.
Babell hat geschrieben:"Vielleicht hatte die Mutter Angst, dass der Vater nicht zusagt."
Nein, die Ex hat keine Angst vor meinem Partner, mein Partner hat Angst vor der Ex. Sie ist sehr dominant und hat einen starken Willen. Sie bekommt meistens, was sie will. Mein Partner kann Stunden mit ihr diskutieren, am Ende ist er immer der Trottel. Egal, worum es geht. Auch in diesem Fall.

Mein Partner kennt seine Rechte nicht, resp. er geht davon aus, dass er keine hat. Das wird ihm im Bekanntenkreis von betroffenen Männern auch immer wieder bestätigt. Er solle sich nicht zu sehr gegen die Ex wehren, sie könne einen Anwalt einsetzen, und dann habe er sowieso keine Chance. Die reden aus Erfahrung und das verunsichert ihn.
Ich bin nicht dieser Meinung und möchte ihn deshalb bestärken, sich mehr einzusetzen und aktiver zu werden.
zimet hat geschrieben:"umso erstaunlicher eigentlich, dass der vater sich da nicht vehementer einmischt und erst bei den möglichen kosten reagiert????"
Mein Partner reagiert nicht erst, wenn es um die Kosten geht. Aber mir scheint es nicht korrekt, wenn sie ihren Willen durchsetzt und sich dann nicht an den Kosten beteiligen möchte. Den Kindern gegenüber stellt sie meinen Partner als Geizkragen dar, weil er sich über zu hohe Rechnungen ohne Absprache beklagt, die er notabene immer bezahlt. (in der Scheidungskonvention steht, dass hohe Kosten zuvor besprochen werden müssen. Hat sie nie gemacht)

Ich hoffe, ich konnte die Sachlage etwas klären. Mein Partner war nie gegen eine Therapie, er wäre einfach gerne von Anfang an miteinbezogen worden.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Also juristisch gesehen müsste sie die ganzen Kosten übernehmen. Sie ist der Auftraggeber der Therapie. Aber klar, nach Scheidungsurteil wird er fast gezwungen, solidarisch die Kosten mitzutragen.
Man wird ihm sonst unterstellen, die Gesundheit seines Sohnes sei ihm nicht wichtig.
Babell
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Beitrag von Babell »

mira hat geschrieben: Dass der Sohn Medikamente bekommt (und zwar nicht harmlose) erfuhr er erst, als er die Kostenaufstellung von der Ex bekommen hat.

Nicht harmlose.... = Psychopharmaka? Falls das der Fall wäre, würde ich mich an den Hausarzt oder eine Beratungsstelle wenden um nachzufragen, was für Nebenwirkungen, Langzeitwirkungen, Suchtwirkungen, Hormoneinflüsse, etc. dabei sein könnten.
Nein, die Ex hat keine Angst vor meinem Partner, mein Partner hat Angst vor der Ex. Sie ist sehr dominant und hat einen starken Willen. Sie bekommt meistens, was sie will.
Kenn ich.... Das ist schwierig als Partnerin, gell...
mira
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Beitrag von mira »

Er möchte ja die Kosten solidarisch mittragen. Aber sie nicht.
Und er hat sich über das Medikament informiert, aber halt erst nachdem der Sohn es schon eine Weile genommen hatte, weil er vorher nichts davon wusste.

Es geht mir aber gar nicht in erster Linie um die Kosten und das Medikament. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob die Mutter derart wichtige Entscheide treffen darf, ohne den Vater mit einzubeziehen oder ihn zumindest zu informieren. Ziel wäre es, dass er sich eben nicht immer nachträglich wehren und erkundigen muss.
Ich bin der Meinung, dass sie das nicht darf. Weil ich aber nicht weiss, wie das juristisch aussieht, habe ich gedacht, ich frage mal hier. Und habe auch schon hilfreiche Infos erhalten.

Mein Partner muss ständig bei Behörden, Schulen, Ärzten, Therapeuten usw. nachhaken und darum bitten, dass sie alle Informationen die Kinder betreffend auch an ihn schicken, weil diese das nicht automatisch machen (müssten sie eigentlich). Das tut er auch, da ist er sehr aktiv. Aber trotzdem hat er mit der Zeit das Gefühl bekommen, zweitrangig zu sein. Ich möchte einfach nicht, dass er völlig resigniert.

Die Eltern waren seit der Geburt des ersten Kindes zu gleichen Teilen erwerbstätig und haben zu gleichen Teilen die Kinder betreut. Nach der Trennung haben sie diese Aufteilung beibehalten. Ich finde das mustergültig. Schade, dass sie seit der Scheidung kaum noch miteinander reden können. Vielleicht bräuchte der Sohn auch nicht so viele Therapien und Medis, wenn die Eltern einen vernünftigen Umgang miteinander hätten...
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Wegen den Schulinformationen ist das ein ständiges Streitthema zwischen Schule und Nichtobhutsberechtigtem Elternteil NOE (meine Erfindung jetzt). Es gibt fortschrittliche Schulen, die einfach dem NOE die Infos mailen oder per Briefpost senden. Dann gibt es Schulen die behaupten, in ihrer Adress-Software könne nur 1 Adresse gespeichert werden. Punkt.

Schulifnfos sind eine Holschuld. Das heisst: der Vater muss die Infos holen.
Am besten ist es, wenn der Vater JEDEN Tag in der Schule anruft und fragt, ob es etwas gibt, was er wissen müsse. Hey ja, wie soll er wissen, an welchem Tag etwas wichtiges ansteht, was er erfahren müsste. Finden es die Lehrer lästig, dann sollen sie ihm zuverlässig Infos zukommen lassen.

Habe unter www.vev.ch folgend Info gefunden

Informationsrecht
Laut Artikel 275a des schweizerischen Zivilgesetzbuches ZGB hat jeder Elternteil Anrecht auf Informationen über seine Kinder.
Drittpersonen wie Schulen, Ärzte, Sportvereine etc. sind verpflichtet, dem Elternteil, auch dem geschiedenen, oder getrennt lebenden Elternteil jederzeit Auskunft über die Belange des Kindes zu geben. Diese Regelung gilt auch für Eltern ohne Sorgerecht.

Ausnahmen von dieser Regel können lediglich von einem zuständigen Gericht gemacht werden.

Leider ist es in der Realität sehr oft so, dass Drittpersonen den getrennt lebenden Elternteil bewusst abweisen, häufig mit der Begründung, der obhutsberechtigte Elternteil (meist die Mutter) sei dagegen.

Damit verstossen diese Personen oder Institutionen klar gegen geltendes Recht.
Wir vom VeV wehren uns gegen diese Ungerechtigkeiten mit Informationskampagnen an den Schulen und helfen den betroffenen Elternteilen (meist Väter) beim richtigen Vorgehen.
mira
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Beitrag von mira »

Danke dir, Buchenholz, für den wertvollen Hinweis.
Buchenholz hat geschrieben:Am besten ist es, wenn der Vater JEDEN Tag in der Schule anruft und fragt, ob es etwas gibt, was er wissen müsse. Hey ja, wie soll er wissen, an welchem Tag etwas wichtiges ansteht, was er erfahren müsste. Finden es die Lehrer lästig, dann sollen sie ihm zuverlässig Infos zukommen lassen.
Gute Idee :super:
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