Sind wir hier im Restaurant?

[aisha]

bin ziemlich genervt.
Hier hat sich die Gepflogenheit eingeschlichen, dass man sich zum Essen nicht oder 5 Minuten zuvor abmeldet.
Von meiner Stieftochter bin ich mir das ja langsam gewohnt.
Mittwochabend: Stieftochter kommt nicht, meldet sich erst um 22.00 bei ihrem Vater, dass sie nachts nicht heimkomme.
Donnerstagabend: Stieftochter kommt nicht, hat sich nicht abgemeldet.
Freitagmittag: Stieftochter steht da, da habe ich halt leider nur für mich gekocht.
Freitagabend: Partner meldet sich ab zum Essen, Stieftochter fällt es 2 Minuten vor dem Essen ein, dass sie weg ist.... meine Tochter futtert heimlich einen Sack Chips und weigert sich am Tisch zu erscheinen.
Stieftochter meint noch, heute mittag habe sie viel Hunger, sie sei da zum Essen.
Meinem Partner fällt es gestern abend ein, dass er heute nicht da ist.

Vor 5 Minuten fällt es Stieftochter ein, dass sie jetzt doch nicht da ist zum Mittagessen....

Ich habe gestern frischen Fisch gekauft, das lieben alle.... nun sitze ich auf dem Fisch, weil niemand da ist.

Kapiert ihr das? Ich komme jedenfalls nicht mehr draus und weiss bald auch nicht mehr, wieviel und wann ich einkaufen, bzw. kochen soll.
Habe meinem Freund heute morgen gesagt, dass ich es unmöglich finde, wir seien hier kein Kebab-Stand.
Habe ihm auch gesagt, dass ich wohl ausschliesslich für mich noch kochen werde, die andern können Brot essen, wenn es denn hat...
da war er natürlich gleich beleidigt und fand ich mache wieder ein Theater um "Nichts".
Nun, er kauft ja nicht ein, er kocht auch nicht, er sitzt auschliesslich an den gedeckten Tisch.

Und da morgen auch niemand da ist, werde ich meinen Teil Fisch heute mittag essen , vielleicht kommt meine Mutter und "hilft", den Rest bekommt halt dann die Katze.....

[Ria]

Und wie wäre es, einmal auszuprobieren, dass sich anmelden kann, wer zum essen da sein will? Wieviel vorher müsstest du das wissen?
Und dann aber konsequent so kochen? Und wer dann doch nicht erschienen wäre, "bezahlt" seinen Teil mit Geld oder einer anderen Aufgabe?

Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich eine Heile-Familie-Vorstellung von alle-essen-miteinander habe, die nicht von allen so geteilt wird. So habe ich den gemeinsamen Sonntagabendznacht eingeführt, wo wir vorher absprechen, wer da oder eben nicht ist. Das funktioniert, wir tauschen als Familie wieder einmal aus, wo jeder steht und was ihn beschäftigt. Und an den anderen Abenden schauen wir einfach beim kochen, wer da ist und auch mitessen will. Meine Tochter hat oft kurz vorher noch Chips oder etwas zwischendurch gegessen und keinen Hunger. Das hat aber nichts mit uns zu tun!
Diese Lösung passt aber auch erst, seit die Kinder gross sind!

[aisha]

Ria, das habe ich auch schon probiert. Klappt auch nicht. Weil es nämlich gar niemanden interessiert.
Was glaubst du, was ich schon alles probiert habe, auch in anderen Sachen.

Und es funktioniert deshalb nicht, weil ausser mir gar niemand an einer Lösung interessiert ist, weil es offenbar für die andern so stimmt. irgendwas findet sich ja dann schon zum Essen und Stieftochter kocht sich halt dann selber was.
Wie ich es mit dem einkaufen etc. organisiere, das interessiert definitiv niemanden.
Und ob ich für vier Leute gekocht habe und ausser mir kommt dann niemand, interessiert auch keinen.
Was ich mit den gekochten Speisen anfange ist meine Sache. Aber wenn es drei Tage Reste zum Essen gibt, meckert auch jeder.

PS: mein Partner hat mir vorhin mitgeteilt, dass er nun DOCH zum Mittagessen da sei.....

[Nin]

Koch nicht mehr. Und nicht gross ankündigen und mit Kommentaren und Bewertungen versehen, sondern einfach nicht machen.

Meine Kinder (11 und bald 13) essen meist noch zu Haus, da ist es einfach. Und wenn ich mit den Stiefkindern allein bin, dann koche ich eigentlich nie für sie mit - wie du es auch von deiner Stieftochter sagst, sie machen sich dann selbst was. Ich habe sowieso mehr Spass daran, alleine mit einem guten Buch zu essen als mit meinen Stiefkindern, wenn sie dann nur schweigen....

Es gibt immer einen Grundstock Lebensmittel im Haus, aus dem man ein Essen machen kann (Spaghetti, Tomatensosse, Tiefgekühltes) und das nicht schlecht wird. Alles, was ganz frisch und verderblich ist - erst ganz kurz vor dem Essen. Und wenn dann die ganze Planung mal wieder schief geht (keinen Hunger, nicht da, Grillen mit Feunden auf dem Fussballplatz, zu müde zum Kochen und Pizza geholt....), dann friere ich tief (hätte ich jetzt mit dem Fisch gemacht) und so ist dann eben auch etwas da, wenn plötzlich die ganze Familie Hunger hat und da ist.

Aisha, ich weiss nicht, wie du darauf reagieren wirst, aber in deinen Posting lese ich oft, dass du dir Dinge vorstellst und dir Verhaltensweisen wünschst - oft auch mit Argumenten wie "das gehört sich so", "das ist anständig". Und dass du planst und dann auch möchtest, dass die Dinge so verlaufen, wie du sie geplant hast. Und damit läufst du in die Wand. Und da man die anderen nicht ändern kann, denke ich, dass du diese Haltung änern musst, wenn du nicht daran kaputtgehen willst: weniger planen, weniger voraussorgen.... Ich kann mir auch denken, dass gerade Jugendliche dem sehr nagativ gegenüberstehen, weil sie es als eine Kontrolle über ihr Leben empfinden und das sehr ablehnen.

Niemand wird verhungern, wenn der Kühlschrank ab und zu einfach leer ist. Dann gibt es immer noch Alternativen - während alles, was zur Verfügung steht, schnell als selbstverständlich hingenommen wird.

[Buchenholz]

Hallo Aisha

Meine Gedanken waren in etwa die gleichen wie jene von Nin. Du hast zu hohe Erwartungen. Sobald die Kinder in die Pubertät kommen, ein eigenes Leben mit Freunden und Hobby pflegen, muss man sich von der heilen Magarinen-Werbung-Familien-Idylle verabschieden.

Ich habe mich schon lange damit abgefunden, dass selten etwas so passiert, wie wir es planten. Lange Zeit gingen die Jungs erst nach dem Znacht nach Hause. Dann meldete sich ein Kollege und fragte, ob er noch ein wenig nach draussen komme. Und zacke war er weg und ging halt schon vor dem Znacht auf den Zug.

Mein Partner ist manchmal auch ganz unzuverlässig, aber nicht böswillig. Ich fange einfach an zu kochen, wenn er da ist oder wenn ich von ihm eine ungefähre Ankunftszeit erfahre.
Bis zum Sommer werde ich noch über Mittag für Tochter warm kochen und abends gibts dann Cafe complet. Wenn mein Partner etwas richtiges zum Znacht will, dann muss er das melden.
In letzter Zeit esse ich sehr oft alleine. Hach, bin ich froh, ich koche eh nicht gerne.

Wir leben hier eh so WG-mässig. Ich bin zwar der gesetzliche Vertreter der Tochter, aber nicht der Chef des Hauses.

Wenn es halt das Fleisch nicht heute gibt, dann halt morgen zum Zmittag oder übermorgen. Im Gefrierer hat es diverse Gemüse, Pizzas, Chäschüechli, Aufbackbrötli. Verhungern wird hier niemand.

[tarzan]

aisha du machst dir viel zu viele Mühe. An deiner Stelle, hätte ich das schon längst abgestellt.

Ich koche wann ich es für richtig halte, die anderen haben sich danach zu richten, falls sie mitessen wollen, falls nicht, müssen sie selbst schauen, es hat genug im Tiefkühler usw. Vorausgesetzt es wurde nicht eine Zeit abgemacht wo wir alle zusammen essen.

Ich denke du darfst dich da nicht zu sehr auf irgendwelche Zeiten usw. versteifen. Man kann es schliesslich eh nie allen richtig machen. Mache am besten es so wie du es für richtig findest.

[carlotta37]

Wochentags essen meine Kinder natürlich mittags auch noch zuhause, aber ich spüre auch, dass das Interesse an geregelten, gemeinsamen Mahlzeiten nachlässt, insbesondere abends und am Wochenende. Meine Grosse ist 13 und oft genug mag sie nicht, hat keinen Hunger, kommt später als die Jungs etc..
Ich rege mich auch nicht grossartig auf, entweder es ist noch etwas da oder sie macht sich ein Brot, Spiegelei, Salat, Nudeln o.ä. Was übrig bleibt, wird eingefroren - manchmal taut sie es dann irgendwann selber auf und isst es doch noch. Ehrlich gesagt geniesse ich es sogar, dass sie so selbständig ist: heute war ich mit dem Kleinen unterwegs und sie beim Babysitterkurs, wir waren in ihrer Mittagspause noch nicht zurück. Das habe ich ihr gesagt, aber grossartig kümmern oder ihr sagen, was sie dann nehmen darf oder soll, muss ich nicht mehr, das macht sie schon gut! Und für mich wird der organisatorische Aufwand dann geringer!

Ich kenne es auch von zuhause so, dass meine Mutter nie genau wusste, wann mein Vater von der Arbeit kommt und ob er dann schon gegessen hat oder einen Bärenhunger hat. Einkaufen liess sich so auch schlecht planen, aber vieles lässt sich doch einfrieren, ein paar Tage aufbewahren. Meine Mutter hat sich darüber nie beschwert. Sie arbeitete auch und fürs Mittagessen hat immer derjenige von uns gekocht, der zuerst zuhause war, seit ich so ca. 11 war. Mir hat das Spass gemacht und ich habe so auch früh gelernt zu kochen.

Wenn ich hier wirklich eine gemütliche gemeinsame Mahlzeit will, bringt es meist viel, die Kinder mit einzuplanen. So kochen wir z.B: oft gemeinsam, da dürfen sie sich dann etwas wünschen und das macht ihnen so viel Spass, dass dann garantiert alle am Tisch sitzen. Oder sie kochen selber mal was, manchmal ganze Menüs und laden dann auch noch jemanden ein.
Noch sind sie in einem Alter, in dem ich natürlich nicht nur wegen der Mahlzeiten wissen will, wer wann kommt, aber ich denke und merke auch schon, das wird nicht ewig so bleiben und dann sorge ich eben dafür, dass genug im Haus ist, das nicht sofort verbraucht werden muss - Tiefkühler sei dank!

Mein Eindruck ist, Du willst die Familie irgendwie verwöhnen und das wird nicht geschätzt. Auch wenn Du das als falsch empfindest, wenn es nur Dein Bedürfnis ist, wird sich wirklich nichts ändern. Und ich schliesse mich dem Rat der anderen an, beim Planen auch weniger Rücksicht zu nehmen. Sie benehmen sich als wären sie im Restaurant, aber genau das bietest Du ihnen ja auch an! Wenn Du diesen Service etwas einstellst, werden diejenigen, die doch mal gern mitessen sich dann in Zukunft schon vorher anmelden. Und ansonsten wird auch niemand verhungern!

[aisha]

vielen Dank für eure Antworten.
carlotta, es stimmt wohl schon, dass ich mir auch etwas Anerkennung wünsche.
Ausserdem koche ich sehr gerne, das kommt dazu.
Auch dazu kommt, dass ich zum einkaufen renne und dem ganzen drumherum und wenn mich dann alle verar... dann denke, ich, diese Zeit hätte ich auch besser für mich nützen können.

Denn wenn es dann mal am Morgen keine Milch mehr hat ist es vor allem Stieftochter , die ein riesen Lamento veranstaltet und alle als Egoisten beschimpft. (sie selbst überlegt sich jeweils aber auch nie, ob noch was für andere da ist oder ob bestimmte Sachen, die sie sich einfach nimmt, für sie betimmt gewesen wären).

Es ist mir klar, dass ich den Restaurantbetrieb fördere mit meinem Verhalten.
Es ist mir auch sonnenklar, dass die Kids hier viel zu wenig, sprich gar keine Pflichten haben.
Es gibt schon ein Geschrei, wenn sie mal den Tisch decken müssen.

Wenn ich was von ihnen verlange, dann wird gemeckert. Mein Freund hilft halt auch leider kaum jemals was mit und erwartet das demenstsprechend auch von den Kindern nicht.
Wir haben schon oft darüber geredet.
Aber etwas mache ich wohl ganz gehörig falsch, dass sich hier niemals einer bemüssigt fühlt, mal mit anzupacken.
Mein Freund sagt eh nie was und ich bin dann wieder die Böse.

Naja, wenn es anders wäre, hätte ich ja nichts zu schreiben im Forum....

[Buchenholz]

Aisha, versuche mal, diesbezüglich auch mehr Verantwortung an den Vater abzugeben.

Bei uns kommts z.Bsp. vor, dass mein Partner nicht zum Znacht kommt, weil er mit seinem Sohn abgemacht hat.
Und was im Kühlschrank vorhanden ist, das reicht für mich, also gehe ich nicht einkaufen. Ich esse auch altes hartes Brot.
Dann telefoniert er und sagt; das Essen mit Sohn ist abgesagt, er komme nun doch zum Znacht. Früher wäre ich schnell in einen Laden gefahren, wenn bereits Ladenschluss, dann halt zu einer Tankstelle und hätte was besorgt. Heute sage ich, falls ihm das was vorhanden ist nicht passt, müsse ER halt noch schnell irgendwas besorgen. Und das klappt dann auch.

Obwohl ich nicht gerne koche, kann ich es von allen hier doch am besten. Mir stinkts aber, immer dafür verantwortlich zu sein. Am Sonntag kann ich diese Regel jeweils vergessen und gebe mich sehr beschäftigt.
Dann ruft mal der erste durchs Haus: ich habe Hunger, was/wann gibts Znacht. Ich: keine Ahnung. Pause.
Nach einer Zeit ruft der Nächste. Ich mach wieder auf Abwesenheit. Irgendwann klopft mein Partner bei Tochter an die Tür und fragt, ob sie ihm helfen würde beim Kochen. Wenn SIE nichts machen, dann gibt es wohl nie was zu essen. Und gegenseitig unterstützen sie sich. Ich lach mich ins Fäustchen. Hihihi. Aktion gelungen.

[tarzan]

ich sehe das auch wie Buchenholz. Aisha ich sag ja, du machst dir zu viel Mühe, hör auf damit, das wird gar nicht so geschätzt wie du das gerne hättest.

Mach es doch einfacher, wenns keine Milch mehr hat, dann ist Pech, soll der holen gehen, wo Milch will.

Du musst nicht perfekt sein, andere sind es auch nicht.

Du setzt dich so nur selbst unter Druck.

[carlotta37]

aisha, in Familien und anderen sehr eng verknüpften sozialen Verbänden passiert es häufig, dass jeder eine bestimmte Rolle einnimmt und es sehr schwierig ist, das zu durchbrechen.

In deinen Beiträgen sehe ich immer wieder, dass Du Dich nicht anerkannt fühlst und Dir ein anderes Verhalten von Deinem Freund und Deiner Stieftochter wünscht. Ob Du damit nun recht hast oder nicht, ändert ja nichts an Deiner Situation! Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es nicht nur für Dich sondern auch für Deinen Freund und wahrscheinlich auch für Deine Stieftochter keine befriedigende Situation ist.
Mindestens bei Deinem Freund könnte ich mir aber gut vorstellen, dass er tatsächlich einfach daran gewöhnt ist, wie es bei Euch seit Jahren abläuft: etwas läuft schief, erstmal nur aus Deiner Sicht, Du beschwerst Dich, er soll reagieren. Tut er nicht. Warum? Wirklich nur weil er zu bequem ist? Keinen Ärger will?

Oder sind die Rollen einfach festgelegt: aisha ist die, die immer meckert. Aber wenn man das ignoriert, hört sie auch wieder auf.
Da das immer so ist, ist es sowieso sinnlos, ihr zuzuhören und ausserdem sind seine Bedürfnisse nun eben andere und er weiss gar nicht so genau, was von ihm verlangt wird?
Ratlosigkeit ist sehr oft ein Grund, warum jemand einfach gar nicht reagiert und nichts tut....

Und Du - hast Du denn etwas geändert? Hast Du in den letzten Jahren wirklich mal Konsequenzen gezogen? Oder hast Du es den anderen auch sehr einfach gemacht, Deine Wünsche und Beschwerden zu ignorieren, weil sowieso den Worten keine Taten folgen? So hat sich eben jeder in seiner Rolle arrangiert und spielt sie perfekt und ändern wird sich nie etwas....genau so lange nicht, bis einer aus seiner Rolle ausbricht!

[Delphia]

Hi Aisha

Ich kann Dich verstehen... . Habe ich während einer gewissen Zeit auch erlebt.

An Deiner Stelle sind die zwei Mädels bei Euch im Haus alt genug, um sich selbst was zum Essen zu machen. Du kochst gerne, das glaube ich Dir. Ich würde aber nur für Dich, Deinen Partner und Freunde kochen.

Glaube mir, das Essen hat sich in den letzten Jahren hier zu Hause sehr reduziert. Aber wenn Gäste kommen (am Samstag waren wir zu , da wird richtig fein gekocht. Da gibt es staunende Gesichter... na ja, sorry, das ist dann für uns. Ihr wollt auch? Tja, nächstes Mal können wir sehen.

Übrigens auch wenn die zwei jungen Damen nach Hause kommen (geplant) koche ich etwas Spezielles. Wenn sie aber unerwartet kommen, dann gibt es das Übliche: Käse, Aufschnitt, Marmelade und Brot. Das wär's.

Aisha nimm es lockerer... und ich lade mich gerne mal bei Dir ein... .