Was ist eigentlich "gutes" Patchwork?

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Plüsch
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Beitrag von Plüsch »

Ich erachte mich auch als Familienmensch. Trotzdem geniesse ich je länger je mehr die Zeit ohne Kinder, sie müssen auch mal zu meinen Gunsten irgendwo zurück stecken. Denn ich bin auch ein Mensch mit Bedürfnissen! Zudem lassen sich Batterien so viel besser wieder aufladen, und dann habe ich auch wieder Zeit und Kraft für das Alltagsprogramm mit 2 Teenies, Haushalt und Job.

Diese kinderlose Beziehung (wir haben kein gemeinsames Kind) ist viel mehr Partnerschaft als die erste mit meinem Ex, in der wir uns je länger je mehr nur noch als Eltern unserer Töchter sahen. Und als ich dies bemerkte war es schon zu spät. Vielleicht ist das ein wichtiger Punkt meiner Patchworkbeziehung; man weiss, was man gerne anders hätte und der Schwerpunkt liegt nicht mehr so in der Gründung einer Familie sondern eher darin, die Kinder gross zu bekommen und dann Zeit zu haben für die neue Beziehung. Für mich auf alle Fälle ist das so. Das heisst nicht, dass ich nicht trotzdem mit Leib und Seele Mami bin, mein Mann ein leidenschaftlicher Vater. Aber wir wissen, dass es noch mehr geben muss, sonst scheitern wir wieder.

Was aisha sagt finde ich noch wichtig. Ich habe bereits eine gescheiterte Patchworkbeziehung hinter mir und als es darum ging, beende ich das Ganze oder nicht tat ich mich unglaublich schwer mit der Entscheidung, da ich erstens nicht schon wieder als "Versager" in Sachen Beziehung dastehen wollte, zweitens den Kindern nicht liebgewonnene Menschen wegnehmen wollte. Da wir allerdings nicht zusammenlebten war zumindest der Aspekt der Familie im gemeinsamen Haushalt nicht relevant. Und ich habe dann tatsächlich sehr viele Kompromisse in Betracht bezogen und hätte die Beziehung wohl noch lange weitergeführt, hätte sie mein Exfreund dann nicht beendet.
Wir patchworken seit Sommer 2006
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Nin
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Beitrag von Nin »

Aus vielerlei Gründen und dies trotz aller Schwierigkeiten, empfinde ich meine jetzige Patchworkbeziehung ales sehr viel glücklicher/harmonischer/ausgeglichener/ einfacher und erfüllender als meine vorherige "klassische" Ehe!

Ich will auch gerne noch mehr dazu sagen, aber jetzt muss ich erstmal meinen Schatz busserln.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Buchenholz, Deine Beiträge gefallen mir.... 8)

Tatsächlich bin ich auch so ein "Muttertier": Ich hatte immer den Wunsch, Kinder gross zu ziehen, egal ob es leibliche sind oder nicht. Einfach als Lebensaufgabe. Mit 14 war ich fest davon überzeugt, mal Mutter in einem SOS-Kinderdorf zu werden :oops:
Im wesentlichen habe ich das schon immer allein getan, denn ich habe nie einen Partner gehabt, der diesen Wunsch so wirklich geteilt hätte. Mein Ex-Mann wollte zwar sehr gern Kinder mit mir, aber doch eher die klassische Rollenverteilung. Naja, nicht ganz so klassisch, denn Geld verdienen neben der Mutterrolle durfte/musste ich immer (nur möglichst nicht mehr als er - seine Rolle als Familienoberhaupt musste unangetastet bleiben :wall: ). Heute frage ich mich schon auch, warum ich zielsicher immer solche Männer auswähle, ich denke, es hat durchaus auch mit mir zu tun. Ich bin halt schon auch ein sehr unabhängiger Mensch....manchmal ein Einzelgänger...

Mein Ex-Mann und ich haben aber neben der Rollenteilung in der Familie unsere Partnerschaft überhaupt nicht mehr gepflegt. Er fand meinen Wunsch danach Luxus und kindisch und meinte, das sei doch total überflüssig. Wir wären verheiratet, hätten Kinder, was ich denn noch wolle!

Mein jetztiger Freund liebt mich, ist treu und loyal, braucht seinen Freiraum und lässt mir meinen. Er mag meine Kinder, beschäftigt sich mit ihnen, hat eine echte Beziehung zu den Jungs, aber Verantwortung übernimmt er nicht und will es auch nicht. Er möchte die Paarbeziehung pflegen, mir fehlt schlicht oft die Zeit dazu.
Ob ich diese Lebensform nochmal wählen würde? Ich bezweifle es fast. Aber nach 5 Jahren Beziehung....es ist einfach ganz viel zwischen uns gewachsen, das kann ich nciht einfach so auflösen.
Liebe? wenn er jemals hier liest, wird er wohl traurig sein, dass ich nicht eindeutiger antworte: ich liebe ihn als Mensch, ich hänge an ihm, bin gern mit ihm zusammen. Ob das für die Zukunft ausreicht, weiss ich nicht. Aber wenn wir scheitern, dann sicher nicht nur an der Tatsache, dass ich Kinder habe und wir damit eine "Stieffamilie ohne gemeinsamen Wohnsitz" sind :shock:

Manchmal frage ich mich, was passieren würde, wenn mir ein Mann begegnet, der bedingungslos ein gemeinsames Leben will, MIT Familie, Kindern und mit dem ich dazu über gemeinsame Interessen udn Wertvorstellungen genauso verbunden sein könnte wie mit meinem jetztigen Freund....Aber ich lebe mehr in der Gegenwart als in Grübeleien und Hoffnungen auf die Zukunft, und die Gegenwart ist momentan eigentlich recht angenehm :D

Übrigens, zum Thema Kinder und Paarbeziehung: meine Cousine hat 4, alle in oder kurz vor der Pubertät und schrieb mir neulich: noch 4 Jahre, dann zieht der erste aus, juhuu! Sie und ihr Mann, eine klassische heile Familie, freuen sich drauf, endlich mehr Paarleben zu geniessen - obwohl sie mit Leidenschaft Eltern sind, sich gegenseitig sehr unterstützen und Gemeinsamkeiten pflegen. Also sicher kein Patchwork-Problem!
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ Carlotta
Danke fürs Kompliment
Lustig: Als Kind träumte ich von meinem eigenen Waisenhaus später wollte ich Kinder adoptieren oder als Missionarin in Afrika arbeiten, damit es nie mehr arme Negerli gibt. ;-)
2 Stiefkinder zu bekommen war auch eine Option. Dass es dann zu einem Sorgerechtsstreit ausartete, das war nie meine Absicht, auch wenn man das so auslegen könnte.


Ich versuche einfach aus den Fehler meiner Mutter zu lernen. Sie wollte es besser machen als ihre Mutter und geriet wieder ins gleiche Muster.
O.k, da mein Vater zu wenig verdiente und ein Filou war, musste sie dazu verdienen und hatte dadurch zu wenig Zeit für ihre Familie.

Als Kind litt ich darunter, dass ihr Job von ihr soviel Präsenz abforderte. Das wollte ich meinem Kind ersparen, darum genoss ich die Kinderzeit so intensiv als möglich, sie ist so kurz. Noch bis zum Sommer, dann beginnt für mein Mädchen ein neues Leben. Und jetzt bin ich auch bereit für einen neuen Lebensabschnitt. Alles zu seiner Zeit.
Mit einem Kind bin ich natürlich nicht gleich erschöpft wie Eltern mit mehrern Kindern. Deshalb hatte wohl eigener Auszeit nicht den gleichen Stellenwert.

Mein Partner hat ein schönes Hobby und jetzt, da die Kinder ihr eigenes Leben beginnen und die Jungs nicht mehr so oft kommen, können wir dieses ohne schlechtes Gewissen geniessen.
Babell
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Beitrag von Babell »

Hallo Zanilla
Auch wie er noch verheiratet war, wäre es ihm oder seiner Ex nie in den Sinn gekommen, was ohne Kinder zu machen. Das find ich schlimm, man braucht auch Zeit zu zweit.
das find ich auch ganz schlimm und ich kenne auch solche Familien, die sich ganz auf ihr Kind fixieren. Schade, das tut dem Kind nämlich gar nicht gut. Und wenn die Ehe dann auseinanderfällt, ist es noch schlimmer fürs Kind, weil dann beide wie Raubtiere über es herfallen. :?

Hallo Plüsch
Ich finde Eure Einstellung super!

Hallo Sofia und Tarzan
Ja, ich finde auch, dass Viele Probleme auch ohne die Kinder da wären...

Hallo Babyone
Besonders wenn einer von beiden keine Kinder hat, und ihm so gewisse Erfahrungswerte und Einstellungen fehlen.


Jetzt hab ich´s - Patchwork ist ganz einfach, vorausgesetzt, keiner von beiden hat Kinder !


_________________
So lustig! Ich konnte nicht mehr! :lol: :lol: :lol: :lol: Du hast recht: eine Prise Humor! ist das beste Rezept :-)
aisha

Beitrag von aisha »

buchenholz , musste so lachen.... ich wollte als Kind auch immer nach Afrika und den armen "Negerlis" helfen!!!!

ich denke, dass Kinder schon sehr viel Stress in einer Beziehung veursachen, für alles muss man Prüfungen machen oder braucht eine Bewilligung, sogar ob ich meinen Hund richtig erziehe.... aber Kinder kriegen kann man wie Karnickel, dabei ist die Aufgabe wohl eine der grössten Herausforderungen für einen selbst und für die Beziehung.

Habe mich schon öfters gefragt, was würde ich denn tun, wo würde ich heute stehen, wenn ich keine Kinder hätte (wahrscheinlich in Afrika bei den armen Negerlis).
Wäre ich eine "Karrierefrau"? One night stands? Würde ich in einer Beziehung leben und wir würden uns furchtbar auf den Keks gehen, weil wir uns irgendwann diametral entwickelt haben.
Kinder bringen eine Beziehung doch auch zusammen, nicht nur auseinander. Man muss (oder sollte) wenigstens zusammenhalten, am gemeinsamen Strick ziehen, Verantwortung tragen.
Als Single trägt man Verantwortung nur für sich selbst, ich wäre dabei wahrscheinlich recht egoistisch geworden.

Es ist halt ein schwieriger und herausfordernder Balanceakt, Beziehung zu leben, ohne dass die Kinder die Beziehung der Eltern ausschliesslich dominieren. Wir geben nach wie vor die Spielregeln vor und nicht die Kinder.
Und es ist halt auch eine Tatsache, dass viele von uns Frauen stärker sind und härter im Nehmen als unsere Männer.
Ich versuche gerade ganz viele Verhaltensmuster in der Therapie zu analysieren . Ohne meinen Freund, er findet es für unnötig, dass er hingeht, ich gehe ja schon hin....(Dabei gehe ich ja wegen ihm seiner Kinder hauptsächlich).
Trotzdem ist er etwas neugierig, was ich dort tue. Das ist ein guter Ansatz.
Der Therapeut ist der Ansicht, dass es bei uns nicht funktionieren kann, solange mein Freund immer vom schlechten Gewissen getrieben wird und seine Kinder somit absolut Null Mangeltoleranz haben ( heisst, dass sie alles bekommen und nie gelernt haben, auf etwas zu verzichten oder sich einzuschränken).
Das grösste Problem sei aber das oedipale Verhalten seiner Tochter, dort versuchen wir anzusetzen.
Da mein Freund nicht mitkommt in die Therapie, muss ich ihm das irgendwie verklickern. (1. Erfolg!!!! er gab mir in diversen Punkten recht!! Juhui.) Das Umsetzen ist ein anderes Kapitel und die nächste immense Herausforderung.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Ich bin der totale Anti-Patchwork-Typ eigentlich. Ich mochte nie Kinder, noch nicht mal "Vater-Mutter-Kind" spielen als Kind. Für mich war das ein no-go, ein Rückfall in archaische Zeiten, ein Verrat an die Emanzen und Gott weiss was alles noch ;). Ich sah meine Zukunft immer als Karrierefrau mit einem tollen Mann, aber ohne Kinder. Und das, obwohl ich schon familiär eingestellt bin, ich liebe meine Eltern und Brüder über alles. Weiss nicht, wieso das so ist.
Wie ich dann meinen Freund kennenlernte, verschwieg er mir seine Exfrau und seine Kinder, wohl weil er spürte, wie ich so drauf bin. Das ging gut, weil wir eine Fernbeziehung führten. Als ich es rausfand (nach über 6 Monaten), war es dann zu spät.

Mittlerweile bin ich von meinem Standpunkt ein bisschen runter und könnte mir sogar vorstellen, eigene Kinder zu bekommen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen (zumindest ruft es nicht mehr ganz so einen Ekel in mir hervor, und ich sage, wenn ich schon 2 fremde Kinder am hals hab, kann ich auch ein eigenes dazubekommen). Trotzdem sage ich, dass uns als Patchwork von meiner Seite aus ausschliesslich die Liebe und die Zweierbeziehung zusammenhält. Wenn die Kinder jetzt plötzlich weggezaubert werden würden, weiss ich nicht, ob ich da besonders traurig wäre, und wenn ja, dann wohl nur, weil ich mit meinem Freund mitleide und nicht, weil es mir selber ans Herz geht. Klar, ich helfe viel mit den Kindern, nicht zuletzt finanziell, was mir schon manchmal stinkt. Denn da ist immer diese Selbstverständlichkeit dabei. ich kann für die Kinder Geld ausgeben, zeit investieren und auch eine Menge Nerven. Wenn ich aber im Gegenzug Dinge zurückerwarte, werde ich oft zurückgepfiffen, und das find ich dann nicht OK. Auch, dass bei den Kindern mit anderem Mass gemessen wird, ruft bei mir einen "Futterneid" hervor, wie ihn jede von euch wahrscheinlich nur von kleinen Kindern kennt "Maaaaamaaaaa, der hat 2 Schokoladen gekriegt und ich nur eine". Ich bin nicht bereit, auch nur ein bisschen zu verzichten, sei es auf das letzte Stück Fleisch, einen abend zu zweit oder etwas Materielles, damit die Kinder was bekommen. Ob das asozial ist, frage ich mich selbst manchmal.

Man muss aber der Fairness halber dazu sagen, dass es schon viel besser geht, von allen Seiten. Mein Freund übertreibt es nicht mehr so, ich sehe nicht mehr alles so verbissen und von den Kindern macht nur noch eines Probleme, während das andere wie eine Schwester oder so geworden ist. das ist doch auch schon was, find ich. Geschafft haben wir das mit vielen Dialogen und indem man mit alten Gewohnheiten bricht. Halt einfach die Bereitschaft, sich auf neue Dinge einzulassen, das hat viel bei uns gemacht. Und das Dazulernen hört ja nie auf.
sofia
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Beitrag von sofia »

Hey Aisha,

freut mich zu hören, dass sich was tut und ich wünsche Dir gute Gespräche.

Ich bin auch in einer Beratung, interessant ist die Reaktion meines Partners, ich merke, dass ihn das etwas verunsichert und er sich Gedanken macht. Es ist vielleicht doch nicht alles so selbstverständlich, was ich hier tue.

Bei mir kam um die 30 ein starker Kinderwunsch auf, das war vorher nicht so, ich merkte zwar, dass ich einen Draht zu Kindern habe, aber selbst Mutter zu werden war mir vorher irgendwie suspekt und ob ich das alles schaffen würde... Durch die Umstände blieb es bei einem Kind, ein zweites wäre auch schön gewesen. Kinderlos wäre ich im Alter sicher unglücklich und ich bin sehr froh und glücklich, einen Sohn zu haben.

Die Erfahrung mit meinem Sohn gibt mir Sicherheit im Umgang mit den Stiefkindern und trotzdem habe ich Schwierigkeiten, meinen Platz zu finden. Für mich wäre es fast einfacher, die Probleme, die mir hier aufgehalst werden anzugehen, wenn ich wirklich die Verantwortung für die kids hätte. So ist es so ein Zwischending, verantwortlich und doch wieder nicht...
Sofia
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo
mir ging es ähnlich, früh Mutter zu werden kam für mich nie in Frage.

Erst so um und nach die 30 konnte ich es mir vorstellen, aber da die Rahmenbedingungen nie für mich gestummen haben, blieb ich kinderlos.
Ich habe damit aber kein Problem und ich bin jetzt über 40. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass Kinder haben zwingend zum Leben gehört.

Und der Gedanke mit dem Alter ist relativ. Wir sind 3 Kinder, davon 1 am andere Ende der Welt, und die andere Schwester wird auch auswandern.

Kinder haben ist keine Garantie, dass man im Alter nicht alleine ist.
sofia
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Beitrag von sofia »

@Tarzan: ich meinte, der Gedanke im Alter dazustehen und das nicht erlebt oder gelebt zu haben.

@aisha: "heisst, dass sie alles bekommen und nie gelernt haben, auf etwas zu verzichten oder sich einzuschränken" das ist bei meinen Stiefkids ähnlich. Allerdings haben sie einen großen Mangel an Gesprächen im Gepäck, was sie bedrückt, was sie sich wünschen (nicht-materiell)...
Sofia
tarzan
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Beitrag von tarzan »

Hallo sofia
Bei mir ist bisher noch keine Reue gekommen, obwohl ich Kinder gern habe und es gut kann mit ihnen. Es wäre vielleicht anders wenn ich keine Stiefkinder hätte.

Was man nicht kennt, vermisst man nicht. Ich denke bei mir ist das etwas der Fall. Ich weiss aber von meinen Freundinnen her, dass wenn man dann mal ein Kind hat, dieses nicht mehr missen möchte.
aisha

Beitrag von aisha »

genau sofia, eigene Kinder zu haben ist schön, wenn auch nicht zwingend.
Man wäachst in die Aufgabe hinein.
Die Aufgabe hingegen, dass einem ein Stiefkind plötzlich "übergeben" wird, bringt mich manchmal zur Verzweiflung und belastet die Beziehung enorm.
Ich "erbte" von einem auf den andern Tag ein 12 jähriges Mädchen. Dessen Mutter zwar Erziehungsbefugnis hätte, dies aber weder wahrnimt noch wahrnehmen kann... und ich könnte ev. aber darf nicht.
Das macht es so unendlich schwer. Steifkinder , die unter dem gleichen Dach leben, denen du den geichen Service bietest wie den eigenen, die dich aber weder als erziehungsberechtigt anerkennen, noch sonst irgendwie für voll nehmen....
Da müssen Rollen ganz neu definiert werden und da tue ich mich sehr schwer.
sofia
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Beitrag von sofia »

Das ist natürlich nochmals etwas anderes, mit den kids unter einem Dach, Aisha...der Zeitpunkt mit 12 Jahren war sicher auch nicht gerade günstig. "Dich für voll nehmen", das hängt von Deinem Partner und nicht zuletzt von Dir ab. Wir kommen einfach auch recht schnell in die Rolle der Versorgerin, sind uns aber unseres Wertes nicht so recht bewusst. Zumindest ist es bei mir so. Es gehört Reife, Klarheit und ein großes Durchsetzungsvermögen dazu, ich kämpfe auch mit den Ansprüchen, die mein Partner und seine Kinder an mich haben. Wenn ich sie nicht erfülle, bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
Sofia
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi zusammen

Die Frage "Was ist gutes Patchworken?" ist rhetorisch. Dazu gibt es keine eindeutige Antwort.

Jede PW-Familie muss rausfinden, was für sie stimmt. Da die Konstellationen immer verschieden sind, können kaum Regeln aufgestellt werden.

Für mich ist das Wesentliche, dass niemand zu kurz kommt. Dazu braucht es starke Eltern (die Patchies), die am gleichen Strick ziehen. Diese sollten ihre Schuldgefühle und ihre erste Geschichte verarbeitet haben. Ist dies nicht der Fall, wird es schwierig. Ganz geschweige von den Ex-Partners, die auch den Weg gehen müssen (schlechtes Gewissen, Verarbeitung, Scheidungskrieg, etc.). Diese sollten zumindest sich die Mühe geben und am gleichen Strick ziehen, lässt sich leider kaum umsetzen wegen der grossen Schuldgefühlen... => Fall für die Psychologen.

Ich behaupte jetzt, dass wir Eltern voller Tatendrang und voller Liebe waren und sind für unsere Kids. Ich habe 3 Kinder "geerbt", das älteste Kind war damals 11. Mein Mann hat 2 Kinder "geerbt", das älteste war 6.

Da alle bei uns leben, kann ich Zanillas Bedenken teilen. Keinesfalls wollte ich, dass mir vorgeworfen wird, ich bevorzüge meine Kids. Das habe ich nun davon, der Vorwurf meines ältesten Kindes ist nun, dass es darunter zu leiden gehabt hätte und habe. Schuldgefühle löst sie mittlerweile bei mir nicht aus. Ich bin überzeugt, dass es richtig war, sie dazu anzuleiten, im Haus mitzuhelfen. Wenn die 3 anderen dies nun nicht getan haben und nicht tun, ist nicht das Problem meines Kindes.

Es ist und bleibt schwierig. Ich glaube, wir Eltern haben uns auf eine Linie geeinigt. Bei der Umsetzung happert es bei meinem Mann immer wieder, aber da arbeiten wir (vor allem ich mit Abgrenzen und so) daran... ;-)
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Wir patchworken ja jetzt auch schon eine Weile - also so, dass richtig alle Kinder dabei sind seit viereinhalb Jahren.

Es ist nicht einfach - aber dafür auch nicht langweilig!

Ich wollte immer Kinder, und mein Ex auch und mein Partner ist auch ein Familienmensch, der sich immer sehr intensiv um seine Kinder gekümmert hat. Es ist also ganz klar, dass die Kinder - egal von und mit wem - in unser aller Leben von entscheidender Bedeutung sind. Wir bemühen uns also beide, unseren Kindern Zeit, Aufmerksamkeit und Zuneigung zu geben. Unser Beruf ist dabei insofern eine Hilfe, als dass wir ungefähr die gleichen Stundenpläne wie die Kinder haben und auch am Nachmittag Zeit für sie haben können - und trotzdem noch Paarzeit, ganz wichtig - übrig bleibt.

Ich empfinde unser Patchwork als gut, weil ich unsere Beziehung zueinander als aussergewöhnlich und sehr erfüllend erfahre. Wir verstehen uns einfach und ergänzen einander. Beide halten sich bei der Erziehung der Stiefkinder sehr heraus, obwohl wir alles miteinander besprechen.

In den Zimmern meiner Stiefkinder sieht es zum Beispiel aus wie Soddom und Gomorrha. Das Zimmer meiner Stieftochter insbesondere ist eine Minimüllhalde - in meinen Augen. Ich sage das ab und zu meinem Partner, auch, weil ich dann befürchte, dass sich seine Kinder nicht wohlfühlen - aber ich bin nicht diejenige, die seinen Kindern sagt, sie sollen aufräumen. Sie sind nicht mit meiner Toleranzgrenze (die hoch ist) gross geworden - und es ist ihr Raum. Meine Kinder fordere ich jede Woche zum Aufräumen auf und werde es auch weiterhin so machen, wenn sie grösser werden - ich fühle mich für meine Kinder zuständig und verantwortlich, für seine hingegen nicht. Betroffen, beobachtend, interessiert, berührt das alles, aber nicht erziehungsberechtigt.

Mein Partner sagt schon mal eher meinen Kindern was - aber das hängt auch damit zusammen, dass er sich mehr um sie kümmert, weil sie jünger sind und vor allem am Anfang mehr Betreuung gebraucht haben.

Es ist nie so etwas vorgekommen, wie zerstörte oder gestohlene Dinge oder körperlich agressive Gesten. Sehr viel ablehnendes Schweigen, das ja. Manchmal gelingt es meinem Partner und mir, das zu überbrücken oder aufzutauen, manchmal nicht. Manchmal ist es belastend - manchmal nicht. Aber es steht nicht zwischen uns - oder, wenn, dann nicht dauerhaft. Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, dass er meinen oder seinen Kinder gegenüber anders handeln würde -aber ich bin mir sicher, die gibt es für ihn auch.

Da ich in meiner ersten Ehe mit jemanden gelebt hat, der immer wusste, wie es geht und für alles das Patentrezept hatte und sich nicht in Frage stellte, geschweige denn entschuldigte, ist es für mich ganz wichtig, dass es jetzt anders ist. Wir leben in einer Situation mit vielen Varianten, es heisst, Ffexibel zu sein und sich schnell und auch mal unkonventionnel anzupassen. Ich bin bereit zu verzichten - in meinem Haus hatte ich ein eigenes Arbeistzimmer jetzt nicht mehr und so einiges - weil ich denke, dass in unserem Leben für alle Platz sein muss und das geht nicht, wenn sich jemand zu breit macht. Egal, ob ich das bin oder andere. Es ist an uns, den Erwachsenen, jedem seinen Platz zu geben.

Ich empfinde unsere Beziehung als erwachsen und gereift - und dabei kabbeln wir verliebt rum wie die Teenager, nennen uns mit Kosenamen und spielen viel.

Es passt einfach.
Nicht Schöneres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein.
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