Alleinerziehend oder Patchwork?

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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ Carlotta
*grins Mir gefallen die Pilcher-Filme, weil ich da mal in den Ferien war und einige Orte wieder erkenne.

Von den Geschichten her erinnere ich mich einfach an die Konstellation, wo das Paar sich erst beim zweiten Anlauf findet. Aus diversen Gründen auch immer.
Meiner Mutter wäre das im Alter passiert. Sie konnte ihre grosse Liebe nicht heiraten, weil ihr ihre Mutter den Heiratsantrag per Brief unterschlagen hat. Details lasse ich jetzt weg.
Der Mann hat dann eine andere Frau geheiratet, konnte aber meine Mutter nie vergessen. Meiner Mutter ging es genau gleich. Jahre, nachdem mein Vater gestorben war suchte er wieder den Kontakt zu meiner Mutter und es hat sofort wieder gefunkt.
Mein Bruder und ich haben den beiden den Segen gegeben. Blöderweise will meine Mutter nicht. Schade.

Ich glaube an die Möglichkeit, dass man dem richtigen Mann erst in einem späteren Zeitpunkt begegnet.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Buchenholz

Die Geschichte Deiner Mutter ist tragisch.

Warum will sie heute nicht? Sie könnte doch nochmals glücklich werden?

Das verstehe ich nun wirklich nicht...

=> 1x Chance verpasst = für immer verpasst? NEIN, das kann es nicht sein, oder?

;-)
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Meine Mutter hat ein Problem mit Männern resp. Sex. Ihr Mann (mein Vater) hat sie enttäuscht, also sind alle Männer Schweine.
Und meine Mutter ist das Prinzip in Person, also gibts da nichts zu reden.

Mir tut der Mann so leid. Er wäre wirkklich ein Charmanter und dann hätte ich wirklich endlich französisch lernen müssen. ;-)
Inzwischen ist es wohl besser so. Meine Mutter läuft geradewegs in eine Demenz und wir können fast zusehen wie sie abgibt. Aber sie ist ja nicht alt.
Das ist aber alles ein Thema für sich.
Lala
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Beitrag von Lala »

Oje, aber nicht dass jetzt jemand wegen meinem Thread noch "Dummheiten" macht... das wollte ich dann doch nicht!

Ich finde es toll, wie hier diskutiert und sich ausgetauscht wird! Schlussendlich muss aber jeder seinen eigenen Weg finden. Ich habe auch keine Kinder, von daher weiss ich nicht, wie es ist, alleinerziehend zu sein. Ich bin aber mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und das war für sie wie für mich ganz sicher nicht immer einfach. Patchwork ist, wie ich jetzt erlebe, ein Kraftakt, der viel Zeit erfordert, der einem aber auch viel geben kann, wenn sich alle "gefunden" haben.

Eine Familie, wo Mama, Papa und Kinder noch alle zusammenleben, sich aber nur noch gezofft wird bzw., noch schlimmer, man sich gar nichts mehr zu sagen hat, ist aber sicher noch schlimmer als der Rest...

Und Buchenholz... mit dem "Problem" kämpfe ich mit meiner Mam auch, seit ich denken kann... zu schade, aber man kann sie ja nicht zu ihrem Glück zwingen...
val
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Beitrag von val »

Liebe Charlotta

Wie Du mir doch aus dem Herzen sprichst... auch ich bin eine dieser eigentlich Alleinerziehenden mit einer Beziehung die nicht weiss wie sie sich zum Ganzen fügen soll.

Zwei "Zitate" begleiten mich immer wieder:
Lieber eine gute zweitbeste Lösung als eine schlechte beste.
Und: Egal ob man das Glas als halbvoll oder als halbleer anschaut, es ist und bleibt eine halbe Sache.

Ich denke, für die Kinder ist alles was nach der Ursprungsfamilie kommt eine zweitbeste Lösung. Egal wie gut diese zweitbeste Lösung für die Kinder ist, sie wären in der Ursprungsfamilie am glücklichsten geworden. Durch die Trennung von Mutter und Vater hat ihre Welt einen Riss bekommen und ist aus den Angeln gefallen. Wunden verheilen und es wächst Gras darüber und das Leben kann ein wunderbares werden, aber da ist etwas passiert, was von der Natur oder vom Ursprung her nicht so gedacht war. Vielleicht sind wir deshalb vorsichtiger, wenn wir uns für einen zweiten Versuch entscheiden? Weil wir den Kindern weitere Enttäuschungen ersparen wollen? Weil wir Schuldgefühle haben?

Ich glaube, dass das was Du mit "jeder hat sein Leben gelebt" beschreibst und dazu führt, dass viel mehr äussere und innere Umstände berücksichtigt werden müssen, um eine neue Partnerschaft auf die Reihe zu bringen, ist zu einem grossen Teil eine Summe von Enttäuschungen und Ängsten, die wir nicht wieder erleben wollen. Wir können uns nicht mehr einlassen wie wir es in unseren ersten Beziehungen konnten, da sind so viele Warnlampen und erloschene Flecken in unseren Seelen, die machen es unheimlich schwer, wieder etwas wachsen zu lassen. Also lassen wir uns auf halbe Sachen ein, den Notfallplan jederzeit griffbereit, denn wir wissen, auf uns alleine konnten wir uns immer verlassen, egal was kam. Ich für mich erlebe es so. Was ich meinem Partner an mangelnder Bereitschaft, sich einzulassen, ankreide, ist meine eigene Höllenangst, mich nochmals soweit aus dem Fenster zu lehnen, dass ich mich auf jemand anderen als mich 100% verlassen kann. So teilen wir die schönen Stunden und das was gut läuft, in die Abgründe steige ich lieber alleine.

Und so sitze ich gewissermassen zwischen Stühlen und Bänken, bezeichne mich als Alleinerziehende mit Freund. Dämlich, nicht? Aber das ist genau diese halbe Sache. Ich hab Schiss mich einzulassen und genauso viel Schiss loszulassen.

Ich bewundere alle, die sich nochmals so bedingungslos einlassen können und sich den Problemen stellen, so widrig sie auch sind. Bei mir gibt es wohl zu viel, zu dem ich sage "muss ich wirklich nicht mehr haben", oder "mach ich besser alleine". Das tut mir weh und ich arbeite daran, mich wieder zu öffnen, aber es ist schwer und gelingt mir nicht wirklich. Ich sehne mich danach, mein Leben (und das ist, wie Du in einem anderen Thread genau auf den Punkt gebracht hast, der ALLTAG) mit meinem Partner zu teilen, ein gemeinsames Nest zu haben, aus dem zwar alle tagsüber ausfliegen, aber am Abend alle wieder zurückkehren.

Bis dahin ist wohl noch ein weiter Weg. Aber ich möchte nicht aufgeben. Denn das ist das was ich mir wünsche. Trotz allem.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Liebe Val

Du hast es so schön geschrieben. Danke schön :-).

In einem bin ich nicht ganz einverstanden. Die Ursprungsfamilie ist nicht immer die beste Lösung für die Kinder. Wenn es dort nicht stimmt, kann es zum Horror werden.

Für uns waren beide Ursprungsfamilien nicht das Beste für die Kinder. Davon sind wir felsenfest überzeugt. Einige der Probleme, die wir hier haben, kommen in Ursprungsfamilien auch vor. Einige der Probleme beruhen auf die fehlende Kommunikation zwischen einem Elternteil und den Kindern.

Der Wille der Erwachsenen (mein Mann und ich) ist vorhanden, um das Boot in ruhige Gewässer zu führen. Manchmal sind wir einfach mutlos. Es fehlt an Unterstützung seitens der Ex-Partner, die ihre eigenen Problemen nicht lösen können oder wollen.

Tönt krass zu Lasten anderer, ich weiss. Ich bin aber davon überzeugt, da ich in den letzten 13 Jahren viel an mir gearbeitet habe.

Nur nicht aufgeben, Leute! Irgendwann stimmt der Zeitpunkt.
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Ria
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Beitrag von Ria »

Hallo val

In diesem Punkt bin ich absolut der Meinung von Delphia:
val hat geschrieben:Ich denke, für die Kinder ist alles was nach der Ursprungsfamilie kommt eine zweitbeste Lösung. Egal wie gut diese zweitbeste Lösung für die Kinder ist, sie wären in der Ursprungsfamilie am glücklichsten geworden.
Diese Ursprungsfamilie hat anscheinend nicht funktioniert. Sonst gäbe es sie heute noch. Meine Kinder waren damals nicht glücklich, weil wir Eltern es nicht waren!
Die Tatsache, dass wir uns mit der Patchworkfamilie wieder einlassen, ist nicht zuletzt für die Kinder auch eine Möglichkeit zu sehen, dass Beziehung zwischen Mann und Frau gelingen kann.
val hat geschrieben:Wir können uns nicht mehr einlassen wie wir es in unseren ersten Beziehungen konnten, da sind so viele Warnlampen und erloschene Flecken in unseren Seelen, die machen es unheimlich schwer, wieder etwas wachsen zu lassen. Also lassen wir uns auf halbe Sachen ein, den Notfallplan jederzeit griffbereit, denn wir wissen, auf uns alleine konnten wir uns immer verlassen, egal was kam.
Mit dieser Haltung verkleinern wir die Möglichkeit, wieder glücklich zu werden:
val hat geschrieben:Ich für mich erlebe es so. Was ich meinem Partner an mangelnder Bereitschaft, sich einzulassen, ankreide, ist meine eigene Höllenangst, mich nochmals soweit aus dem Fenster zu lehnen, dass ich mich auf jemand anderen als mich 100% verlassen kann. So teilen wir die schönen Stunden und das was gut läuft, in die Abgründe steige ich lieber alleine.
Gut gesehen! Erlaub Dir nur, so zu sein. Und halte Dich nicht für dämlich dafür. Und doch: Da steckt Potenzial dahinter. :wink:

Ich selber habe erlebt, dass in meiner neuen Beziehung das Leben viel schöner wurde, als ich meine Verweigerung (aus Angst vor Verletzungen) verabschiedet habe und bereit war, mich ganz einzulassen und mich selber immer wieder daran zu erinnern, wenn sich das alte Muster wieder einschleicht.
Ich bin aber auch davon überzeugt, dass das nur möglich ist durch den Weg, den ich vorher gegangen bin. Das heisst auch, dass die gescheiterte Ehe, die Scheidung, die Zeit als Alleinerziehende... mich auf das Jetzt vorbereitet und die Voraussetzungen bereichert haben, dass ich jetzt beziehungsfähiger geworden bin. Hätte ich meinen Mann früher getroffen, wäre diese Steigerung nicht möglich gewesen.

Wenn wir unsere Vergangenheit verurteilen, Schuldgefühle haben, uns dämlich finden vergessen wir, dass das alles ein Teil unseres Weges ist, der aus irgendeinem Grund (auch wenn wir ihn nicht kennen) der Richtige für uns war. Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Wir können aber im Moment das Beste daraus machen, dass es nicht vergebens war. Nach vorne zu schauen und dies den Kindern auch zuzutrauen bringt positive Energie ins System.
Ich habe diesen Weg auch nicht selber erfunden, habe die Chance gehabt, mich in Trainings zur persönlichen Weiterentwicklung zu üben und kann es nur empfehlen. Und heute bin ich so glücklich, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Ich wünsche Euch allen einen strahlenden Tag
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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