Alleinerziehend oder Patchwork?

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carlotta37
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Alleinerziehend oder Patchwork?

Beitrag von carlotta37 »

Der thread Zweifel hat mich dazu angeregt...

Dieses Forum ist toll und oft die einzige Gelegenheit, auf Menschen zu treffen, die ähnliche Sorgen (und manchmal ja auch Freuden) teilen in einer der vielen Formen von Patchworkfamilien.
Logischerweise überwiegen aber in einem Forum doch oft die Sorgen. Und manchmal macht mich das Lesen der Beiträge richtig mutlos.

Dazu muss ich sagen, dass auch in meinem privaten Umfeld sämtliche Versuche, als Patchwork zusammen zu leben, in den letzten Monaten gescheitert sind (bis auf eine Familie). Und meine Beziehung.....ist ein einziges grosses Fragezeichen....
Sind wir hier mit unseren Sorgen repräsentativ? Wo bleiben die guten Geschichten - liebe Nin, ich bewundere immer wieder Deine Beiträge (und Anita, Ria und noch einige andere, bei denen wohl heute die Freuden überwiegen ) - ????

Als Alleinerziehende hatte/habe ich reichlich Übung im Umgang mit den üblichen Problemen und es ist Ruhe eingekehrt. Es ist eine Lebensform die mich nicht schreckt, ich bin weder einsam noch unglücklich damit. Patchwork - und das sind wir ja mit den getrennten Wohnungen und Verantwortlichkeiten eigentlich gar nicht - scheint mir eine viel, viel grössere Herausforderung. Irgendwie verliere ich so langsam den Glauben daran....nicht nur im Bezug auf die aktuellen Schwierigkeiten in meiner Beziehung, sondern allgemein....und irgendwie finde ich das auch sehr, sehr traurig....
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Nin
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Beitrag von Nin »

Carlotta, bei uns klappt es soweit und ich kenne auch andere Beziehungen und Patchworksituationen. Meine beiden Geschwister. Eine gute Freundin. Ja, auch mein Ex-Mann und seine Ex-Frau haben ja doch wieder funktionnierende Beziehungen, in allen Fällen auch schon seit mehreren Jahren. Ich will die Schwierigkeiten nicht wegleugnen, denn es gibt sie und sichr haben wir charakterlich und auch finanziell und beruflich einfach eine gute Konstellation erwischt - aber ich finde unsere Familie echt interessant und bin auch stolz darauf!
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Wir haben zwei Sorten von Patchwork. Zusammen mit meiner Tochter ist es traumhaft. Sie selber sagt, wie gerne sie hier bei uns ist, weil wir uns ergänzen oder die Chemie stimmt und einander vor allem leben lassen.

Bei Papa krieselt es gerade. Ich glaube, die sind im verflixten 7. Jahr. Und das sie sehr viel für die Schule arbeitet, will sie abends gerne ihr Ruhe und die hat sie bei uns eher.

Und wenn die Jungs da sind, dann haben wir ein ganz anderes Leben. Aber mich deswegen von meinem Partner trennen? Nä!!

Wer weiss, vielleicht gäbe es da draussen in der Welt den noch perfekteren Mann? Aber so wie es jetzt ist bin ich zufrieden. Wir sind Menschen mit vielen Visionen und beide sehr engagiert. Das gefällt uns am anderen.
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Nin
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Beitrag von Nin »

Buchenholz hat geschrieben: Wer weiss, vielleicht gäbe es da draussen in der Welt den noch perfekteren Mann?
Klar! Meinen.... (ist nur ein Witz!)

Ich frage mich auch, inwiefern wir "intakte" Familien idealisieren: aus irgendeinem Grund hat es ja auch bei uns nicht geklappt; da war es also auch nicht so einfach...
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Nin hat geschrieben:Klar! Meinen.... (ist nur ein Witz!)
Super!! Nin, lass und Frauentausch spielen. Läck wär ich eine Lachnummer. Ich kann kaum Französisch.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Oh ja, Nin, Familie IST schwierig, auch die sogenannten Erstfamilien scheitern. Beim Patchwork sind nur einfach noch mehr Personen betroffen in den meisten Fällen und - das halte ich für wesentlich - man hat schon viel Leben gelebt und ist nicht mehr so frei...

Als ich meinen Mann gegen Ende des Studiums kennengelernt habe, waren wir doch recht frei, unser Leben so zu planen, wie es uns passend erschien. Beide. Familie war etwas Neues, für uns beide, ein gemeinsames Projekt, das von relativ wenig äusseren Faktoren abhing (natürlich: Job etc. auch, aber auch da waren wir ja nach dem Studium Anfänger....). Wenn ich heute einen Mann kennenlerne, muss ich nicht nur meine Kinder (oder seine, wenn er welche hat) berücksichtigen, sondern jeder von uns hat bereits "sein" Leben gefunden, ist nicht mehr so flexibel, so offen, so neugierig auf Neues. Und selbst wenn wir es wären: langjährige Berufe, Kinder, andere Verpflichtungen, engen einfach ein und all das muss mit der neuen Beziehung in Einklang gebracht werden.

Wenn ich meine heutige Beziehung mit meiner Ehe vergleiche, so bin ich ganz klar trotz aller Probleme glücklicher heute. Das war ich aber auch als komplett Alleinerziehende. Allerdings: mein Ex-Mann und ich haben es doch ernsthaft versucht, uns sehr kompromisslos füreinander entschieden. Ebenso gründlich sind wir ja gescheitert! Aber heute: bin ich noch bereit, eine solche Entscheidung zu treffen? Mein Partner ist ganz sicher nicht dazu bereit. Und das nagt an mir. Diese "halben Sachen"....dafür brauche ich gar keinen Mann....das kann ich auch allein!

Wieviel Kompromiss ist okay? Wieviele Probleme lassen sich verkraften?
Ich will hier nicht den Eindruck erwecken, ich träume von einem problemfreien Leben - das gibt es wohl nirgendwo, wenn mehrere Menschen zusammenleben!
Wenn das Positive überwiegt: das genügt! Und wenn nicht? Viele Geschichten enden so negativ, viele Probleme tönen so als seien sie gar nicht zu bewältigen und schränken das Leben der Beteiligten so sehr ein: MUSS das so sein? Bringen wir dieses Opfer, weil es trotzdem besser ist einen Partner zu haben, als ganz allein zu sein?
Bei mir eher: weil ich meinen Partner als Mensch in vielen bereichen sehr schätze, weil uns vieles verbindet, aber reicht das?

Manchmal denke ich: wenn ich es jetzt mit diesem Mann nicht schaffe - der nächste ist bestimmt nicht besser, da kommen neue und andere Schwierigkeiten. Und ich habe einfach keine Lust mehr zu kämpfen....
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ Carlotta
Die letzten Jahre bin ich durch viele Kriesen hindurch und musste mich von vielem trennen/lösen. Ich habe sozusagen eine zweite Pubertät durchgemacht.

Auch wenn ich mal geglaubt habe, dass es möglich wäre, so Rosamunde Pilcher Romancen zu leben, so habe ich meine Lebensvorstellungen sehr revidiert. Vielleicht bin ich auch egoistischer geworden.

Ich lebe mein Leben.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Hallo Carlotta,

weil ich keine Kinder habe, konnte ich nie alleinerziehend sein. ich war aber von Herzen gern Junggeselle, bis ich meinen Partner kennengelernt habe. Ich habe vor ihm eine schwere Enttäuschung erlebt und beschlossen, für immer allein zu bleiben (toller Plan, ich weiss ;))

Mittlerweile frage ich mich immer öfters, ob es denn so schlecht war, allein zu sein. Und ich frage mich, wie es in einer "normalen" Familie so ist. Hätte man da die gleichen Schwierigkeiten? Oder andere, genauso gravierende? Ich weiss es nicht. Vielleicht kann mir das jemand von euch beantworten.

Trenne will ich mich nie, weil ich ihn eben liebe. Mich würde aber immer öfters interessieren, wie es ohne seine ganzen "Altlasten" wäre. Ich hatte noch nie eine so lange Beziehung, hab also auch keine Erfahrungswerte. aber interessieren täts mich schon.

Gute Beispiele gibts bestimmt genug, auch hier im Forum. Aber man neigt ja doch dazu, eher von den schlechten Dingen zu erzählen. Oder wenn es einem selber nicht gut geht, sieht man eben auch nur die schlechten Sachen.
lapislazuli
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Beitrag von lapislazuli »

Ich fand alleinerziehend schwer.

Ich finde Patchwork schwer.

Und doch haben ja beide Modelle auch gute Dinge.

Es ist wie im Grunde ja immer im leben - jede Medaille hat zwei Seiten.

Worauf ich aber achten will und damit fange ich gerade an, dass ich mich nicht verbiege, mich nicht immer nur hintenanstelle und zumindest SAGEN darf, was mir nicht passt. Dass sich - vor allem die Stiefkinder- darum nicht kümmern ist dann wieder eine andere Sache :cry:

Und ich will auch Frau meines Mannes sein und dazu gehört Paarzeit allein. Das bin ich gerade dabei, einzufordern...
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Nin
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Beitrag von Nin »

Buchenholz hat geschrieben:
Nin hat geschrieben:Klar! Meinen.... (ist nur ein Witz!)
Super!! Nin, lass und Frauentausch spielen. Läck wär ich eine Lachnummer. Ich kann kaum Französisch.
Du, wir sprechen untereinander deutsch. Mein Schatz ist aus Frankfurt wie ich.

Carlotta, meine Erfahrung ist anders. Ich habe mich auf diese, zweite Partnerschaft viel bewusster, vollständiger und erwachsener eingelassen als auf die erste. Ich wusste, dass es schwierig wird. Ich war bereit, diese auf mich zu nehmen. Meinen Ex hatte ich mit 19 kennengelernt. Im Nachhinnein war es ein Fehler, mich so früh zu binden. Ich empfinde es als einfacher, wenn Dinge von Anfang an in der Beziehung da sind. Meine Ehe hat sich nach den Kindern sehr verschlechtert, weil wir damit nicht umzugehen wussten. In der neuen Beziehung wird langsam alles einfacher...
Manchmal denke ich: wenn ich es jetzt mit diesem Mann nicht schaffe - der nächste ist bestimmt nicht besser,
Sag das nicht! Ich habe es wirklich erlebt, dass der nächste eben doch einfach viel besser ist. Natürlich gibt es auch dann Schwierigkeiten und Probleme. Aber wir schaffen gemeinsam Dinge, die wir beide vorher mit unseren Erstpartnern nicht geschafft hätten... und sei es nur so etwas wir unsere tolle Holzterrasse, die wir diesen Sommer gebaut haben.

Sicherlich klinge ich manchmal schon arg verknallt, gel? Dabei sind wir schon seit November 2005 ein Paar, leben seit Juli 2006 zusammen... es ist also nicht mehr der Rausch.
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Beitrag von carlotta37 »

Ich finde das toll, Nin! Weil man ja aus Deinen Beiträgen auch lesen kann, dass es eben nicht "Rosamunde Pilcher" ist sondern durchaus auch Schwierigkeiten gibt: aber als Paar greifen die Euch nciht an. Kann man Dir nur zu gratulieren!
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Nin
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Beitrag von Nin »

Nein, Rosamunde Pilcher ist es nicht... gerade ist es zum Beispiel mal wieder etwas schwierig: demnächst geht sein Sohn für ein Jahr nach Berlin und dafür will er einen Umzug "Light" machen; das heisst aber auch im Klartext für ein Jahr sind nicht nur seine normalen Möbel bei uns, sondern auch die, die in seiner Studentenbude in Neuenburg waren. Im Wohnzimmer ist ein Umzugskarton, ein Sessel (den ich scheusslich finde und auf keinen Fall dort behalten will,) drei Rucksäcke und eine Reisetasche. Ja, wenn wir darüber reden, sagt mein Partner auch, dass er das nicht okay findet udn mit seinem Sohn sprechen wird, damit das nicht ein Jahr so bleibt... aber bis jetzt tut sich nichts. Ich weiss, dass er Konflikte vermeiden will, vielleicht stört es ihn auch nicht so wie mich.

Ich übe mich also in Geduld und versuche auch, Vertrauen zu haben. Ja, er wird mit seinen Kindern reden und die Unordnung wird sich bessern... warte noch ein bisschen... aber manchmal fällt es mir arg schwer. Undda schlägt das Patchwork auch zu: wäre es mein Kind, würde ich einfach alles selbst sagen oder einfach wegräumen. Ich wäge auch ab: lohnt es sich, dafür Krach zu schlagen? In knapp drei Wochen ist der Junge eh weg, dann können wir sein Zeug wegräumen, oder mache ich daraus eine Prinzipfrage? Ärgere ich mich über die Konfliktscheue oder freue ich mich, dass mein Partner ein verständnisvoller Vater ist?

So etwas gibt es täglich... (und wie gesagt, zur Zeit sind so einige Dinge schwierig...) aber irgendwie sind das für mich Probleme, die es in jeder Parnerschaft und Familie gibt und mit denen man fertig werden muss.
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Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Mein Begriff "Rosamunde Pilcher" geht mir jetzt den ganzen Tag durch den Kopf. Vorhin ist der Groschen gefallen.

Früher schaute ich all diese romantischen unrealistischen Liebsfilme mit Wehmut. Ich wollte auch immer die Rolle der Holden. Warum nur, spielt mein Ex-Mann nicht den Charmeur wie in diesen Filmen. Meine Sehnsucht nach dieser kitschigen Liebe war gross.

Heute schaue ich diese Filme immer noch gerne. In dieser Beziehung bin ich ein ganz empfindliches Pfänzchen. Aber ich empfinde keinen Neid mehr. Bestimmt bin ich auch reifer geworden und kann Film und Realität besser unterscheiden.

Heute bin ich in meinem Leben angekommen und ich habe nicht das Gefühl, dass mich ein andere Mann glücklicher machen könnte.

Falls mein Partner hier mal mitliest, das war jetzt ein Kompliment
:bussi:
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Glaubt Ihr denn alle, dass es in "normalen" Familien keine Probleme gibt? :o

Mal sehen, ich werde mir in nächster Zeit mal die positiven Eigenschaften unserer Familienform überlegen und berichten...

Hier mal die erste:

Mein Sohn fragte heute meinen Mann, wann er zu Hause sein müsse? Um 18 Uhr war die Antwort. Er kommt zu mir und fragt: Mama, ist es ok, wenn ich um 20 Uhr nach Hause komme?" "Was hat denn Dir XY (mein Mann) gesagt?" "Oh NEI, warum möünd er eu immär abspräche?" :lol:
Delphia
___________________________________
Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Delphia, ich denke jeder hier weiss, dass es auch in den Erstfamilien Probleme gibt. Schliesslich haben wir das alle schon hinter uns :roll:

Für mich persönlich stellt sich einfach die Frage, ob ich überhaupt noch optimistisch auf eine Patchworkfamilie blicken kann. Viele Antworten hier zeigen, dass die Beteiligten trotz der Probleme nichts an ihrer Situation ändern wollen und sie doch als besser empfinden als vorher. Das ist schön, denn im Forum geht es ja doch sehr viel vor allem um die Probleme und mal so klare Bekenntnisse zu lesen, tut gut!
Rosamunde Pilcher ärgert mich übrigens immer sehr, denn meist endet der Film damit, dass sich das glückliche Paar endlich gefunden hat und ich denke dann immer: na wartet, jetzt geht der Ärger erst richtig los..... :evil: Das Motto "und wenn sie nicht gestorben sind leben sie heute noch glücklich und zufrieden" gibt es meiner Meinung nach weder in Erst- noch in Patchworkfamilien....Und für Alleinerziehende auch nicht wirklich :wink:
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