Familienaufstellung

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Zanilla
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Familienaufstellung

Beitrag von Zanilla »

Hallo zusammen,

ich lese hier öfter von "Familienaufstellung". Was ist das denn überhaupt?
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Zanilla

Im Google findest du ganz viele Infos.

Die Familienaufstellung die ich meine ist von Bert Hellinger entwickelt worden. Der Mann ist sehr umstritten, trotzdem finde ich diese Therapieform absolut eindrücklich. Und ist bestimmt abhängig, wer ein solches Seminar durchführt.

Eine Gruppe Menschen trifft sich an einem WE. Dann wird das Problem kurz erklärt und was das Ziel der Aufstellung sein soll.
Dann wählt man stellvertretend für seine nächsten Angehörige Personen aus der Seminargruppe und stellt diese so in die Mitter des Raumes, wie man sie auch im realen Leben wahrnimmt.
Du selber wirst auch durch eine andere Person dargestellt. Dann fragt die/der Kursleiter jeden Stellvertreter, wie er sich an dieser Position fühlt.
Wer es nicht erlebt hat, kann es kaum glauben.
Aber in kurzen und prägnanten Sätzen wird schnell klar, was da falsch aubläuft.

Die/Der Kursleiter verschiebt dann die Stellvertreter so lange, bis sie den eigentlichen Platz haben. Und immer wird gefragt, wie sich die Stellvertreter fühlen. Je nachdem werden noch weitere Personen, stellvertretend für eine Person oder Job, Krankheit, höhere Macht (Gott) dazugeholt. Die Personen können auch verstorben sein und spielen eine wichtige Rolle. Siehe Thema von Glücklich.

Irgendwann wirst du mit deinem Stellvertreter ausgewechselt und wirst jetzt in deine veränderte Familienkonstellation eingeführt. Das ganze endet mit einem Ritual, welches ganz unterschiedlich ist. Manchmal muss man eben einen schweren Stein (Problem) der "schuldigen" Person übergeben.
Oder man muss über eienn Graben springen. Oder ein Vater hat seinen Sohn zum Mann "geschlagen".

Das ganze ist sehr tränenreich und total intensiv. Und es ist gut spürbar, wie viele sich an die Situation klammern, weil es eben schmerzhaft und anstrengend ist, etwas in seinem Leben zu verändern. Lieber verharrt man in der Sch... weil mit dieser Situation ist man vertraut.

Es war für mich auch ganz spannend, die anderen Geschichten zu erleben. Und da kommt so ziemlich alles vor, was das Leben so bietet.

Ich habe diese Aufstellung ohne Vorabklärung gemacht, da ich schon allerlei Selbstfindungs-Kram hinter mir habe.
Es ist auch eine schöne Erfahrung, welche Stellvertreter-Rollen man für andere spielen darf. Irgendwie hat es auch immer ein wenig mit dem eigenen Leben zu tun. Man lernt auch in den anderen Geschichten immer etwas dazu.

Einem Neuling empfiehlt sich ein Vor- und Nachgespräch.

Ich fuhr jedenfalls ganz befreit, wie neugeboren nach Hause.
Zanilla
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Beitrag von Zanilla »

Alles klar, wieder ein bisschen klüger geworden ;)

Danke!
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hallo zusammen

Ende August ist es auch bei mir soweit... Familienstellen ist angesagt.

;-)
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
tabida
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Beitrag von tabida »

Buchenholz hat geschrieben: Einem Neuling empfiehlt sich ein Vor- und Nachgespräch.
Das empfiehlt sich auf jedenfall und ich würde keinesfalls dahingehen, wenn der Leiter/die Leiterin keine Nachgespräche an bietet. Das kann sonst ganz mies enden.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ Tabida
Warum mies enden?

Meine Familienstellerin hat mir ein Nachgespräch angeboten, ich habe abgelehnt. Und wenn, dann hätte ich andere Themen mit ihr besprochen.
Aber damals war ich eingebettet in einen fürsorglichen Kollegenkreis und wurde gut aufgefangen.
tabida
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Beitrag von tabida »

@Buchenholz: Wie Du schon sagtest, kann bei Familienaufstellungen auch sehr viel aufbrechen und das kann später nachwirken. Es ist ja auch eine eher totalitäre Art von Therapie (in der Regel darf man beim Aufsellen keine Fragen an den/die Therapeutin stellen, z.T. darf man in den Pausen nicht einmal mit den anderen TeilnehmerInnen sprechen).
Da kann dann auch nachträglich noch viel aufbrechen mit dem man dann evt. nicht alleine fertig werden kann (es gab da auch schon Suizide).
Anita

Beitrag von Anita »

tabida hat geschrieben:@Buchenholz: Wie Du schon sagtest, kann bei Familienaufstellungen auch sehr viel aufbrechen und das kann später nachwirken. Es ist ja auch eine eher totalitäre Art von Therapie (in der Regel darf man beim Aufsellen keine Fragen an den/die Therapeutin stellen, z.T. darf man in den Pausen nicht einmal mit den anderen TeilnehmerInnen sprechen).
Da kann dann auch nachträglich noch viel aufbrechen mit dem man dann evt. nicht alleine fertig werden kann (es gab da auch schon Suizide).
ich möchte das unbedingt unterstützen.
heute machen auch personen aufstellungen, die KEINE therapeutische ausbildung haben...und längst nicht alle arbeiten seriös - leider auch nicht alle mit ausbildung. selbst bert hellinger, der begründer dieser therapieform hat zum schluss keine seriöse aufstellungsarbeit mehr geleistet :(
das hat dem ruf dieser form sehr geschadet.

es ist wirklich wichtig, dass für eine nachbetreuung gesorgt ist, wenn sie gewünscht wird.
auch wichtig finde ich, dass diese aufstellungen nicht in zu grossen gruppen stattfinden. ein aufsteller sollte auch in der lage sein, die "gäste" zu betreuen und das geht nur, wenn es nicht zu viele sind.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Also ich kann da halt nicht auf versch. Erfahrungen zurück schauen.
Ich war bei der Psychologin, die man mir empfohlen hat und habe da gar nichts kritisch hinterfragt. Ich wusste ja auch nichts negatives darüber.

Wir waren etwa eine Gruppe von 15 Leuten. Das braucht es schon, damit man eine einigermassen Auswahl an Stellvertreter hat. Und damit man auch nicht in jeder Runde aufgeboten wurde. Das Seminar war auf dem Herzberg ob Aarau. Das ist so ein Begegnungszentrum, sehr idyllisch. Nach jeder Aufstellung gab es eine gemütliche Pause, bei der sehr wohl gesprochen werden durfte. Ebenso in der langen Mittagspause.
Oft gibt es Parallelen bei den Geschichten und da ist der Austausch schon wichtig.

Jener, der aufstellte, durfte in der nächsten Runde aussetzen um das Erlebte zu verdauen.

Ob man während der Aufstellung Fragen stellen durfte, weiss ich heute nicht mehr.


Bevor ich dieses Seminar besuchte wusste ich, dass ich nachher für ein paar Tage verreisen würde, um das Ganze verdauen zu können. Ich plante ein paar Verwöhntage in einem Hotel im Tessin. Details stehen in einem Thread von Aisha.
Die Thera stellte dann eine Person hinter meinen Rücken, stellvertretend für etwas, was mir unheimliche Kräfte verleiht. Möglicherweise könnte das Gott sein und das hat mich dann fast mehr aufgewühlt.
Ein Hotel, in dem ich dann vermutlich alleine an einem Tischen sitzen und Zwiegespräche mit der Menagere und der Blumendeko führen würde, schien mir unter diesen Umständen weniger geeignet.
Ich suchte dann ein offenes Kloster und erklärte meine Wünsche und wurde so ans Kloster Bethanien ob Sarnen verwiesen. Und es waren die erholsamsten Ferien seit Jahren.
Obwohl ich absolut anitkatholisch bin, besuchte ich fast alle Messen und quälte mich sogar frühmorgens aus dem Bett. Ich verstand auch kaum ein Wort des polnischen Pfarrers, aber der Gesang der Dominikanerinnen fand ich in seiner ganz speziellen Art irgendwie reinigend.
Anita

Beitrag von Anita »

hellinger hat zu letzt aufstellungen mit hunderten von menschen gemacht (richtig wie eine show) ...leider auch mit tragischen folgen :(

ich habe schon öfters von aufstellungen gehört, wo beteiligte danach tief betroffen waren und hilfe wollte....es hiess dann aber "dafür haben wir keine zeit" :? ....ganz schlimm wie ich finde!
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Ria
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Beitrag von Ria »

Gerade habe ich im Zusammenhang mit meiner Weiterbildung als Anleiterin von Aufstellungen ein Wochenende hinter mir und bin einfach begeistert, wie viel Erkenntnisse und Power in dieser Art zu arbeiten stecken! :lol:
Leider kann diese Power auch unprofessionell ausgelöst werden. Und ja, Bert Hellinger hat diese Arbeit begründet und bekannt gemacht. Aber unterdessen distanzieren sich fast alle von ihm, die nach moralisch-ethischen Grundsätzen arbeiten, auch ich.

Ich empfehle Euch Aufstellungsarbeit sehr. So vieles im System kann erkannt und gelöst werden, was nicht bewusst und sichtbar ist, aber dennoch wirkt.
Um die richtigen Anleiter zu finden, empfehle ich Euch Empfehlungen von Menschen zu berücksichtigen, denen Ihr vertraut. Sei es Therapeut oder Bekannte. Viele Anbieter laden auch zu Informationsabenden ein, wo sie sich und ihre Arbeit vorstellen und wo man auch auf sein Gefühl hören kann, ob da die richtigen Wellen schwingen. Denn Vertrauen ist Voraussetzung dafür!
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
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