Wie geht es "der Neuen" in der Patchworkfamilie?

Anregungen, Tipps, Fragen...
aisha

Beitrag von aisha »

hallo heaven, ich kann dich und deine Situation sehr gut verstehen. Du gibst so viel, du reibst dich auf und es kommt nicht viel zurück.

Es ist leider so, dass wir Patchis immer auch noch die Rucksäcke der Vergangenheit mit uns herumtragen. Wenn ich das in solcher Deutlichkeit gewusst hätte, ich weisss nich , ob ich mich für diese Form des Zusammenlebens entschieden hätte.

Ich erlebe das ja auch seit Jahren mit meinem Partner. Alle wissen alles... nur ich nicht.
Er kommuniziert mit seinen Kindern, mit seinen Eltern, zum Glück nur noch gaaaaanz selten mit der Ex.
Und ist dann völlig erstaunt, wenn ich von allem nichts wusste und vor vollenendete Tatsachen gestellt werde.

Ich stelle den Anspruch an ihn, dass ICH jetzt die Frau an seiner Seite bin und damit die erste Ansprechspartnerin wenns um Entscheidungen geht. Aber irgendwie ist da nach wie vor der Wurm drin.

Es ist wohl so, dass sich Männer schwerer tun mit veränderten Situationen und sich viel zu lange an das Alte klammern.
Vielleicht müssen auch wir Frauen uns diesbezüglich anpassen.

Aber auch du wirst merken, wann deine Schmerzgrenze überschritten ist.

weisst du, wir hatten aus diversen und eben solchen Gründen letztes Wochenende ein sehr grosse Auseinandersetzung. ich bin ausgeflippt und habe ihn nur noch alles an den Kopf geworfen.
Zeurst reagierter er sehr wütend, ein paar Stunden später keimte aber dann die wirkliche Angst, ich könnte ihn verlassen und wir konnten dann mal wieder reden zusammen.

ich merke dann immer wieder, er will mich nicht bewusst verletzten, es ist ihm schlichtweg nicht bewusst, wie er mich mich gewissen Verhaltensmustern einfach belastet.
Natrülich gelobte er wieder hoch und heilig Besserung, gibt sich dann auch wieder sehr Mühe für eine Weile und verfällt ins alte Verhaltensmuster bis der nächste Krach ansteht.
Männer in Beziehungen sind im Allgemeinen konfliktscheu, der Laden muss einfach laufen und keifende Frauen sind der ultimative Albtraum. Wie gesagt, ich erlebe das nicht als Böswilligkeit, sondern als Gleichgültigkeit, auch mein Partner möchte einfach ,dass es funktioniert ohne grosses Engagement.

ich bin Ascendent Jungfrau und da schlägt bei mir die Ordnungsliebe auch gewaltig durch....ich bin auch Perfektionist, alles andere macht mich wahnsinnig.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Huch. Ich weiss jetzt nicht, ob ich all meine Gedanken zu deinem langen Text in Worte fassen kann. Ich möchte es irgendwie perfekt machen weiss aber, dass würde den Rahmen sprengen. Ich schreibe jetzt einfach mal die Gedankenblitze, die ich mir so mache:

Du strebst nicht nur Perfektion in deinem Leben an, du möchtest auch, dass es deinem Umfeld gut geht. Nein, sehr gut, wenn nicht sogar perfekt. Du projzierst deine hohe Erwartungen auch auf die anderen.

Du möchtest alles perfekt machen. Und wenn du dich trennst, dann wäre auch die perfekt, weil dir auch dann das Seelenheil der anderen wichtig ist.
Dir wäre es sogar so wichtig, dass es ihm auch nach der Trennung gut geht.
Frage: versuchst du negative Gefühle bereits im Keim zu ersticken?

ICH selber wäre früher gerne Missionarin geworden, könnte somit die Schwester von Mutter Theresa sein :-) Ich möchte einfach, dass es immer allen gut geht. Ich kann aber nicht die emotionale Verantwortung aller Seelen auf mich laden und muss lernen, dass andere Menschen sich selber schauen müssen.
Es ist wie bei kleinen Kindern. Am Anfang gebe ich ihnen die Hand, damit sie laufen lernen. Irgendwann müssen sie es aber alleine können. Vertrauen und Loslassen.

Du hast deinem Mann immer wieder die Hand gereicht. Entweder hast du ihn so verwöhnt, dass er gar nie alleine agieren musste. Oder aber er will deine Hilfe gar nicht. Oder nicht mehr.
Du musst seinen Rucksack gar nicht verarbeiten oder tragen. Und wieso soll er darin stöbern, wenn du das doch so wunderbar machst?

Ein anderer Gedanke: du gehst von der Erwartung aus, dein Mann denkt und fühlt wie du. Männer funktionieren aber anders.
Ein Familientherapeut hat mal an einem Vortrag gesagt: Männer sind ganz einfach gestrickt und sind mit unseren hohen Erwartungen oftmals überfordert.

Mein Partner müsste mal einen Kurs anbieten: wie Frauen lernen, Männer zu verstehen. Ich werde jeweils regelmässig geschult, seine Spezies zu verstehen :-) Wobei vieles ganz klar auch Ausreden sind.

Bei Männer muss man ganz einfach Fragen stellen und klare kurze Ansagen machen. Dann klappts. Jedenfalls meistens. Zugegeben, auch ich muss mich immer wieder daran erinnen.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Wow Buchenholz

Volltreffer! Danke für die Tipps.... kann ich auch gut gebrauchen ;-)

Schönen Tag noch
Delphia
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Probleme? nein! Herausforderungen: ja :-), manchmal aber völlig hoffnungslos...
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Danke Delphia

Naja, es glückt mir auch nicht immer.
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