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Erziehung ganz allgemein
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Ja, sie hatte zu viele Freiheiten, das stimmt total. Im letzten Jahr hat sie sich sehr verändert, altersgemäss eben, aber ich habe irgendwie verpasst, dass sie dadurch irgendwie eher weniger selbständig geworden ist! Sie war zwar immer schon eine kleine Zicke, ein Girlie eben, aber im wesentlichen sehr zuverlässig und eigenständig. Es lief, wo es laufen musste und darauf habe ich mich verlassen.

Mehr Antrieb, mehr Motivation...das ist so eine Sache! WIE gibt man ihr das? Sie sagt selber z.B. im Bezug auf die Schule, dass sie nicht weiss, wie sie sich motivieren soll. Und an mangelnden Anregungen liegt es mal sicher nicht!! Sie muss einfach irgendwie lernen, auch Unangenehmes mal einfach zu tun und spüren, dass die Freude oft erst bei der Arbeit kommt oder durch die Erfolgserlebnisse, die man dann auch hat. Aber das scheint ein harter Prozess....
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Hier hat sich in der Zwischenzeit so manches verändert - und manches auch gar nicht.... :roll:

Seit ich wieder mehr ausser Haus bin, müssen die Kids auch wieder mehr mithelfen. Das funktioniert gut. Sogar Tochter hält sich an die Regeln und in ihrem neuen Zimmer ist es mindestens nicht mehr dreckig (chaotisch hin und wieder schon, aber das darf es ja auch mal sein!). Eigentlich hat sie alle Regeln akzeptiert, die ich seit dem Sommer aufgestellt habe und erledigt ihre Aufgaben. Manchmal ist sie unzuverlässig: schliesst die Wohnungstür nicht ab etc., gelegentlich fällt sie in alte Gewohnheiten zurück und hinterlässt in der Küche einen Saustall. Aber insgesamt hat es sehr gebessert.
Nur: unser Verhältnis zueinander, das ist nicht besser geworden. Im Gegenteil. Es ist einfach praktisch nicht existent...

Sie zeigt ihre Verachtung nach wie vor deutlich, ihr ganzes Verhalten ist fordernd, unverschämt und arrogant. Ein friedliches Essen miteinander etc. - alles nicht möglich! Freche Antworten, nicht die einfachsten Regeln der Höflichkeit funktionieren noch, rumschreien, Türen schlagen, Vorwürfe ohne Ende. Gespräche gibt's nicht. Komme ich zu ihr und will mit ihr reden, lehnt sie das ab mit einem "verpiss dich". Komme ich aber Donnerstag um 19 Uhr nach Hause - das ist mein stressigster Tag, gehe morgens um 7 aus dem Haus - dann steht sie da und will mit mir reden. Was natürlich dann ihre Brüder auch wollen, alle stürmen auf mich ein, wollen Abendessen etc. -ein ruhiges Zweiergespräch ist dann einfach eine Illusion. Ein Angebot zu einem anderen Termin wird abgelehnt und bei der nächsten Gelegenheit höre ich, dass ich ja NIE Zeit für sie habe (übrigens: egal wie der Tag war, ich klopfe jeden Abend bei ihr nochmal an, wenn die Jungs schlafen, sage ihr allein Gute Nacht und frage sie, ob sie noch was auf dem Herzen hat. An Angebot mangelt es also nicht....nur nicht gerade Donnerstag um 19 Uhr!).

Inzwischen hat sie Streit mit allen engen Bezugspersonen der Familie: sie wird extrem unverschämt gegenüber meiner Freundin (mit der hatte sie es immer besonders gut früher!) und sogar gegenüber der Oma.

Ihre Ausdrucksweise bei diesen Streitereien verschlägt mir zum Teil die Sprache und ich möchte das hier nicht wiederholen.

dann wieder steht sie da und will unbedingt einen Film mit mir schauen über ihren Schwarm Justin Bieber. Ich muss ja gestehen: das interessiert mich nicht und wenn ich den ganzen Tag nur beschimpft wurde, habe ich auch keine Lust dazu. Gehe ich mit ihr shoppen, ist sie nett. Oder sonst eben, wenn sie irgendwas von mir will - meist Materielles. Aber das hält nie an. Und natürlich ist meine Grosszügigkeit etwas geschrumpft.... :twisted:

Manchmal habe ich das Gefühl, sie schlägt um sich und will, dass man sie trotzdem umarmt - nur dann glaubt sie, dass sie geliebt wird. Aber sie übertreibt es einfach, ich habe auch meine Grenzen, bei allem Verständnis.

Schule ist nach wie vor schwierig, Noten schlecht, Zukunftspläne gibt's nur einen: ausziehen, so schnell wie möglich. Und auf meinen sanften Hinweise, dass man sich das auch leisten können muss, nur die Antwort, ich sei ihr gegenüber ja unterhaltspflichtig und müsse ihr eine eigene Wohnung bezahlen.....

Immer mal wieder stand das Thema ein halbes Jahr bei Papa zu verbringen im Raum, DAS will sie dann nun gar nicht!....

Es ist einfach sooo anstrengend und frustrierend und traurig!!!!
zimet
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ui carlotta

Beitrag von zimet »

das tut schon fast weh zu lesen, vorallem weil ich dich seit ich hier bin als sehr fürsorgliche, offene und liebevolle mutter erfahren habe ...so vom gelesenen :)

deine tochter sucht schon enorm grenzen, findet sie sicher auch viel mehr als auch schon (kommt mir auf jeden fall so vor) ABER ich denke, du musst dir wirklich nicht alles gefallen lassen (tust du sicher nicht, aber IMMER dagegehalten ist halt auch anstrengend gell).

wenn ich das so von aussen lese und auch manchal sehe wie meine zwei mädchen/girlies/zicken sich so verhalten, dann denke ich manchmal - diese doofen sendungen wie "die strengsten eltern der welt" oder auch diese dame in amerika, die die kids fernab aller zivilisation wieder auf den oder einen weg bringt - haben wohl schon auch ihre berechtigung!

ein sooo doofer satz und doch: unseren kids gehts zu gut!!!!

kleine geschichte meiner 2: unser geschirrspüler hat den geist aufgegeben; ich habe im moment aber weder lust noch geld einen neuen zu kaufen und habe das den 2 auch mitgeteilt! reaktion: dann ziehen wir zum vater (väter) denn selber abwaschen kommt nicht in die tüte!!!!!
ich war erstmal schon etwas geschockt!!! habe nachgefragt; ehrlich das würdet ihr tun? beide ja klar, das sei doch unglaublich, wenn sie jetzt abwaschen helfen müssten....(wir tun das seit 2 wochen - ging problemlos) ....tja ich habe ihnen dann erklärt, dass ich das geld noch nicht ausgeben möchte - reserve/notfälle usw. - erst als ich meinte, naja dann müsst ihr das tun...meinten sie , nein nein wir bleiben!

das ist zwar nicht wirklich so wie bei dir, denn ansonsten haben wir ein wirklich schönes verhältnis und die grosse hatte bis jetzt nicht wirklich eine heftige pubertät (ausser saustall im zimmer - wobei das seit x wochen schon enorm bessert) - die kleine ist mit 11 aber schon sehr viel zickiger und auch schon ziemlich frech!

ich bin vielleicht wirklich etwas radikal; ich an deiner stelle würde mit deiner tochter in einem der ruhigen momente hinsitzen und ihr mal deine seite aufzeigen (hast du sicher auch schon) und ihr klipp und klar sagen, dass ihr verhalten an deine substanz geht, dich aushöhlt und dir auch wirklich auf der seele liegt (du weiss wies dir geht - formulier das auch so) und dass du das so nicht mehr willst. frag sie nach einer oder mehreren möglichen lösungen und zeig ihr deine auf:

sie sollen schon etwas krass sein:
- vater
- beratung jugendamt-
- heim
- oder was ihr noch bei euch für angebote habt

es geht doch darum, dass sie ihren teil auch beitragen muss und du nicht alleine für ihr glück/unglück verantwortlich bist und ach ja

noch etwas:

wenn sie auszieht ohne deine zustimmung VOR 18 - dann kommt das jugendamt so und so ins spiel

wenn sie auszieht nach 18, dann bist du NUR nach deinen möglichkeiten unterhaltspflichtig....und das reicht garantiert für nicht für wohnung, essen usw.....

ich denke sie macht dir enorm druck - gib etwas davon wieder an sie zurück. sie weiss, dass du sie liebst!
unsere patchworkdecke verfilzt immer mehr und wir geniessen es sehr, auch wenn die Grosse nun eigene Wege geht...Mutterherz lass los ;-)
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Nein, zimet, ich lasse mir nicht alles gefallen. Aber ich bin mit meinem Latein am Ende. Meine Möglichkeiten sind einfach begrenzt....

Gespräche beim Jugendsekretariat gibt es schon. Dort stellt sie sich als Opfer hin, niemand interessiert sich für sie, alle lehnen sie ab, die Brüder werden bevorzugt. Ich nehme das natürlich ernst, es ist immerhin ihr Gefühl. Nur entspricht es so überhaupt nicht den Tatsachen....und ich sehe einfach keine Möglichkeiten, ihr zu helfen.
Und meiner Meinung nach ist sie durchaus auch schlau genug, um diese Opferposition gehörig auszunutzen. Heisst einfach: man darf gar nichts mehr sagen. Jeder kritische Kommentar, jedes ernste Gespräch, jeder Hinweis auf ihr Verhalten, jede Forderung, wird eben gleich in die Ecke geschoben: ich armes Mädchen!
Zum Glück kennt die Dame vom Jugendsekretariat sie sehr gut und sieht die Situation ziemliich realistisch. Sie versucht, in Gesprächen da etwas gegenzusteuern, aber so einfach ist das auch für sie nicht.

Und mögliche Lösungen gibt es nicht ausserhalb der Familie.
Vater: er will eigentlich nicht und würde sich nur überreden lassen, wenn auch Tochter wirklich zu ihm will. Möchte sie aber nicht. Und mir gegenüber hat er natürlich abgelehnt. Er ist sicher nicht scharf auf die Verantwortung und so weit weg, dass er auch kaum Einblick in unser tägliches Leben hat. Obwohl er ihre Zeugnisse kennt und von mir regelmössig über alles informiert wird, ebenfalls Kontakt zum Jugendsekretariat hat, glaubt er noch immer fest daran, dass Tochter Matura machen und studieren wird. Und DANN dürfte sie auch zu ihm kommen, aber nicht vorher....

Internat ist nicht finanzierbar für mich. Und wenn ich an die einschlägigen, genannten TV-Sendungen denke: Tochter nimmt weder Drogen, noch trinkt sie, noch treibt sie sich rum. Sie ist faul und bequem, aber weit davon entfernt, so abzurutschen, dass Massnahmen wie Heim o.ä. angesagt wäre. Das Problem ist ihr Umgang mit uns anderen hier zuhause - und sicher auch die mangelnde Motivation in der Schule, aber das ist eher schade als bedenklich, immerhin hat sie ihre Begabungen und ist in den Fächern dann auch sehr gut (Sprachen). Was ein schlechter Abschluss in der SekA für sie bedeutet, wird sie erst später realisieren. Und dann gibt es ja auch noch viele Wege, die sie gehen kann! für mich ist das nicht das Hauptthema, eben schade, aber keine Katastrophe.

Das Thema ist ihr Benehmen zuhause und da ist sie resistent gegen jede Art von Autorität von mir. Ich KANN nichts mehr machen, so empfinde ich es. Aber natürlich beeinflusst es unser Verhältnis auch von meiner Seite aus. Oft bin ich erleichert, wenn sie nicht da ist. Und dann spürt sie wieder, dass sie ja "Recht" hat und ich sie ablehne.
Das einzige, was ich tue: ich sorge dafür, dass sie ihre Pflichten zuhause erledigt. Und das tut sie, wenn auch widerwillig, aber das ist ja egal. Zu Freundlichkeit kann ich sie nicht zwingen.
tabida
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Beitrag von tabida »

Wie wär es mit einer Familienberatung?
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

tabida, was meinst Du damit? Sind nicht die Gespräche beim Jugend- und Familiensekretariat das gleiche?
tabida
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Beitrag von tabida »

Ich habe gemeint, dass beim Jugendsekretariat Deine Tochter allein hingeht (so hab ich dass irgendwie in Erinnerung) und ich denke es wäre gut für Euch, wenn ihr alle zusammen in eine Beratung gehen würdet.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

asja, solche Ideen hatte ich auch schon und sogar meine Tochter selber! Aber sie ist noch viel zu jung, noch nicht mal 14, jetzt in der 2. Sek A. Gelegentlich geht sie babysitten, aber in ihrem Alter ist das mit den Ferienjobs noch schwierig....Und ein soziales Jahr muss sowieso noch warten. Die meisten Organisationen, die sowas vermitteln, nehmen Jugendliche erst ab frühestens 16, einige auch erst mit 18. Und das ist ja auch sinnvoll! Meine Tochter hätte aber die Chance, sowas auf privater Basis zu machen, da ihr Vater ja in Afrika lebt. Nur geht auch das erst nach dem Schulabschluss natürlich.
Gesprächsresistent ist ein gutes Stichwort....

tabida, die Gespräche finden jetzt gemeinsam statt im Jugendsekretariat.
aisha

Beitrag von aisha »

hallo asja,

du hast mir aus der Seele gesprochen!!!

mehr dazu später, muss zur Arbeit
val
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Beitrag von val »

Liebe Carlotta

Au weia. Deine Tochter macht Dir das Leben ganz schön schwer. Einiges kommt mir sehr bekannt vor, meine beiden 14-jährigen kosten ganz schön Nerven, aber das Ausmass Deiner Tochter scheint mir doch einen Zacken schlimmer.

Diese Ideen gingen mir durch den Kopf, als ich Deine Texte las:

Loslassen. Aktive Zuwendung runterfahren. Damit meine ich z.B. dass Du am Abend nicht mehr noch extra bei ihr vorbeischaust und frägst, ob sie etwas auf dem Herzen hat. Sie schmettert es ja mit Wonne ab. Also lass es sein. Du bekommst dann eine Abfuhr weniger und sie hat eine Gelegenheit weniger, Dich ihre Verachtung spüren zu lassen. Biete ihr nichts mehr ausdrücklich an. Sei da, wenn sie dich braucht, aber geh nicht aktiv auf sie zu. Lass sie schmollen. Wenn Du auf sie zugehst, bekommt sie nur Gelegeneheit, Dich abzuweisen.

Gespräche beim Jungendsekretariat mal einstellen. Oder sie alleine gehen lassen. Erstens denke ich, diese Gespräche dort geben ihr vielleicht noch mehr das Gefühl, irgendwie quer zu sein und es nicht richtig zu machen. So im Sinne "mit mir stimmt was nicht, darum muss ich dort hin und reden". Offenbar bringen sie ihr auch nicht sehr viel. Und vielleicht noch weniger, wenn Du dabei bist. Dann fühlt sie sich noch mehr unter Druck.

Wenn es für Dich so unerträglich ist, dann sag ihr das ruhig mal. Erklär ihr, dass Du es so nicht mehr aushälst. Dass ihr eine Lösung suchen müsst. Sie von der Schule nehmen und ein halbes Jahr zum Vater schicken. Oder einen Platz in einer anderen Familie suchen. Auch wenn Du keine solche Lösung im Sack hast, ich finde Du darfst ihr das ruhig ganz deutlich signalisieren, dass sie es zu weit treibt. Vielleicht weiss sie ja ganz genau, dass es keine Alternative gibt und sie darum so weit gehen kann wie sie will.

Ich wünsche Dir viel Kraft. Lass Dich nicht verrückt machen. Ich weiss, ist leichter gesagt als getan.

Liebe Grüsse
Val
Alleinerziehend mit Partner. Kinder 19/19 und 16
Never ever give up
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Hallo Carlotta

Zuerst einmal finde ich es toll, wie du die Wahrnehmung deiner Tochter ernst nimmst, egal ob diese stimmt oder nicht. Das Mädchen fühlt sich benachteiligt. Punkt. Dass ihr gemeinsam eine Beratung aufsucht, das ist vermutlich der einzig richtige Weg. Ein Input von aussen wird sie eher akzeptieren. Was ich aber in eurer Gesprächsrunde vermisse, das sind ihre Brüder. Die müssten eigentlich auch dabei sein.
Im Prinzip müsstet ihr Familienratssitzungen führen zusammen mit einem Coach oder dieser Frau von der JFB. Denn auch die Brüder sollten ihre Meinung einbringen.

Und wenn die Lösung wäre, dass das Mädchen in einem Internat vorübergehend besser aufgehoben wäre, so gibt es auch gute Schulheime. Guckst du:
http://www.institut-beatenberg.ch/index.php

Das wird sicher nicht ganz günstig sein. Aber wenn deine Tochter sowas möchte, dann könnte die JFB ein Gesuch an eure Gemeinde senden und man müsste abklären, wieviel die Gemeinde zahlen würde? Und ob so ein Internatsbesuch auch nur für ein Jahr möglich wäre. So als Auszeit.

Das Mädchen dürfte einfach nicht den Eindruck haben, du und ihre Brüder würden sie dorthin abschieben, sondern es wäre eine Chance, ein Geschenk.

Andererseits darf jemand (nicht du) dem Mädchen auch erklären, dass ihr Verhalten verletzend ist und das möchte sie vermutlich gar nicht.
Ihr müsstet mal vor der Therapeutin die Rollen tauschen. Wie fühlt sich das dann für die Tochter an, wenn sie so angeschrien würde? Wie würde sie als Mutter darauf reagieren?



Ein anderer Tipp kommt mir nicht in den Sinn.
aisha

Beitrag von aisha »

carlotta, in etwa so ist es bei meiner Freundin abgelaufen und zwar über mehrere Jahre hinweg. Auch dort, eine Tochter völlig "normal" die jüngere hingegen ähnlich wie deine Tochter. Die Situation wurde immer unerträglicher, bis meine Freundin zusammenklappte und in der Psychiatrie landete.
Die ganze Palette: Psychiater, Jugendberatung, Sozialdienst, Supernanny, Kinesiologin....
Bis sich meine Freundin und ihr Mann entschieden, das 17jährige Fräulein rauszuschmeissen. Sie wohnt nun in einem Personalhaus, hat dort ein Zimmer und die Situation konnte entschärft werden. Sie hat endlich ihre Freiheit UND Verantwortung und ihre Eltern und anderen Geschwister können wieder reden und essen.. und einfach leben, ohne Krawall und Terror.
Und die Quintessenz: seit einigen Wochen kommt die junge Dame wieder regelmässig nach Haus und geniesst ein Abendessen dort oder einen Sonntagsausflug!!!!
sie hat Freiheit gesucht, hat sie bekommen mitsamt der Verantwortung dafür.

Natürlich ist deine Tochter zu jung. Aber ich stimme val zu, ziehe dich zurück. Lass die Türe offen wenn sie kommen will, aber gehe nicht mehr aktiv auf sie zu. Wie val treffend sagt, wenn du auf sie zugehst, kann sie dich verletzen und sie tuts mit Wonne.... Du hälst das nicht ewig aus.
Ich glaube nicht buchenholz, dass das Mädchen sich zurückgesetzt fühlt. Ich denke, sie hat generell ein Problem mit sich selber, mit ihrer Identidät, mit dem nicht anwesenden Vater, dessen Heiligenschein zu wackeln beginnt.. und du carlotta musst für den ganzen Frust den Kopf hinhalten.
So schwierig es ist, aber du musst dich mehr distanzieren. Signalisiere ihr, ich bin für dich da, aber ich bin nicht dein emotionaler Mülleimer.
Hast du sie mal gefragt, wie sie sich ihrer Ansicht nach das Zusammenleben vorstellt, wie es für sie stimmen würde??? Kommt dann eine konkrete und realistische Antwort?
Und carlotta, wer ein schwieriges Kind hat, neigt dazu, die "einfacheren" Kinder zu vernachlässigen, bzw. davon auszugehen, dass es "schon klappt" auch wenn man nicht so genau hinschaut....
Merke es an mir selber, ich habe soviel Energie in meine Stieftochter verpufft, mich jahrelang im Kreis gedreht, die Beziehung aufs Spiel gesetzt und dabei irgendwie meine Tochter und auch mich vergessen.
tabida
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Beitrag von tabida »

Hast Du das denn auf dem JS schon angesprochen, dass Du so mit Deiner Tochter nicht mehr zusammenleben kannst? Dass dies für Dich einfach kein Zustand mehr ist und dass dafür Lösungen gefunden werden müssen?
Und weiss Deine Tochter wie sehr sie Dich verletzt?
Was ist denn der Plan des JS falls Du ausfallen würdest, weil Du diesen ewigen Kampf einfach nicht mehr aushalten kannst?

Wie andere hier auch meine ich: schütze Dich. Wo es geht, gib keine Möglichkeit Dich zu verletzen. Und sag das auch so Deiner Tochter und dem JS.
carlotta37
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Beitrag von carlotta37 »

Danke für Eure Rückmeldungen!

Ich bin unschlüssig und fühle mich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, mich mehr zurückzuziehen. Ich laufe ihr ja nicht nach! Aber ich gebe ihr eben doch regelmässig ein Zeichen, eine Gelegenheit, die sie nutzen kann, nicht muss. Und das ist mir auch wichtig, aus zwei Gründen. Erstens möchte ich eben auch nicht, dass sie sich komplett zurückzieht. Das tut sie sowieso schon stark, aber wir leben hier eben noch als Familie und ein gewisser Umgang miteinander gehört dazu. Das kann ich nicht mehr vorschreiben in ihrem Alter aber doch vorleben. Man sagt sich Gute Nacht, egal wie der Tag war, man begrüsst sich und isst gemeinsam, wenn das geht (was eh wegen der verschiedenen Schulzeiten schon selten ist). Rückzug von meiner Seite hiesse eben auch, sie in ihrem Zimmer versauern zu lassen und dass ihr das nicht gut tut, sehe ich täglich.
Zweitens glaube ich durchaus, dass sie sich schnell zurückgesetzt fühlt. Es ist nicht so, aber es ist ihr subjektives Gefühl - auch wenn sie es manchmal auch ausspielt. Ich möchte, dass sie sieht, sie ist mir nicht egal! Was sie damit macht, ist ihre Sache....darauf habe ich wenig Einfluss.

Wir haben über einen weiteren Besuch bei ihrem Vater gesprochen in den nächsten Sommerferien. Sie war fest davon überzeugt, dass der von dieser Idee nicht begeistert sein wird und sie gar nicht da haben will. Einen Moment lang habe ich mir vorgestellt, wie ich mich in ihrem Alter gefühlt hätte, wenn mein eigener Vater meinen Besuch ablehnt. Nicht sehr aufbauend für das Selbstwertgefühl einer 13jährigen, oder?

Die letzten zwei Tage waren deutlich einfacher, sie war mindestens einigermassen höflich. Solche Momente gibt es immer mal wieder. Vielleicht werden es irgendwann wieder mehr.

Buchenholz, Internat scheidet aus, egal ob die JB etwas daran zahlt, ich kann nämlich wirklich fast nichts zahlen und bis solche Anträge mal bearbeitet sind, dauert ewig. Sie ist ja schon fast Mitte der 2. Sek jetzt. In einer akuten Notsituation müsste die JB handeln, aber diese haben wir nicht und dazu wird es auch hoffentlich nicht kommen. Da gehört schon ein wenig mehr dazu als schlechtes Benehmen zuhause....
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

@ Carlotta
Betreffend Internat muss es nicht unbedingt zu einem Schulwechsel wegen einer Verhaltensauffälligkeit kommen.

Es gibt immer mal Schüler, die aus irgendwelchen Gründen an einem anderen Ort in die Schule gehen. Das Tageskind, welches ich früher betreute, hatte bevor es zu mir kam eine andere Tagesfamilie im Nachbarsort. Dort war ihm so wohl, dass es auch dort KiGa und Schule besuchen wollte. Der Wohnort der Familie wollte aber die Schulkosten nicht übernehmen, so kam das Mädchen dann zu mir. Das Schulgeld jedes Kindes wird ja von der Steuergemeinde des Wohnorts finanziert. Leider sind nicht alle Gemeinde so flexibel, da jedes Schulkind auch Stellenprozente im Ort sichert. Und wenn alle Schüler extern zur Schule gingen, dann kann die Gemeindeschule nicht mehr finanziert werden.

Wenn aber die Schule erkennt, dass eine andere Lösung besser wäre für das Kind, dann treten sie dir diese Kosten ab. Die Differenz müsstest dann aber du übernehmen.

Aber anyway, was val schreibt finde ich auch gut.

Warum empfindest du es so schlimm, wenn sich deine Tochter ins Zimmer zurückzieht. Das ist irgendwie normal bei Teenies. Auch bei uns.
Wir haben jetzt Schlafzimmer und mein Büro auf der gleichen Etage. Wir könnten wunderbar von Zimmer zu Zimmer miteinand reden. Aber ganz oft ist bei ihr die Türe zu. Nicht abgeschlossen aber zu.
Und dann kommts vor, dass wir uns via FB Infos austauschen.
Ein andermal ist die Tür offen uns sie gibt Anweisungen, welchen youtube-Song gerade hammergeil ist und ich mir unbedingt anhören muss.
Und wenn mein Partner und ich im Wohnzimmer TV schauen, dann kommt sie manchmal herunter, gibt die Infos für den nächsten Tag durch und sagt Gute Nacht. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass es plötzlich ruhig war und wir annehmen mussten, dass sie still und heimlich ins Bett gegangen ist.

Bei meiner Tochter jedenfalls merkt man im Moment extrem, wie ihre Gefühlsschwankungen zwischen Himmel und Hölle hin- und herschwanken.
*Am Montag möchte sie am liebsten die Schule schmeissen und schreit nach Psychiater, am Dienstag sind alle in ihrer Klasse doof und die Jungs :kotz: am Mittwoch hat sie wieder Zukunftspläne und bis Freitag ist die Welt wieder in Ordnung und sie telefoniert mit irgendwem und gigelet.
Ich weiss also zur Zeit nicht, mit welcher Laune mein Kind abends zur Tür rein kommt. *Die Wochentage sind frei austauschbar.
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