Blöde Situation mit meiner Mutter

Reaktionen, und wie ich damit umgehe...
Buchenholz
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Blöde Situation mit meiner Mutter

Beitrag von Buchenholz »

Heute habe ich einen Brief von meiner Mutter bekommen. Eingeschrieben.

Und hier zuerst die Vorgeschichte.Wichtig noch: ich meide den Kontakt zu meiner Mutter, da sie mich immer wieder demütigt. Kurze und seltene Besuche, wenn möglich in Anwesenheit meines Bruders und anderen Personen gehen schon. Wobei anderen auch schon aufgefallen ist, dass meine Mutter einen sehr seltsamen Ton zu mir pflegt.
Und wenn ich alleine bei ihr bin, dann gebe ich mich total kontrolliert und klemme jeden Dialog ab, der irgendwie emotional werden könnte. Ich spiele die nette Tochter, die innerlich gefühlskalt ist.

Vor 3 Jahren musste meine Mutter am Hüftgelenk operiert werden. 1 Woche oder 10 Tage vorher habe ich via meinen Bruder davon erfahren. Meine Mutter hat alles selber organisiert. Ein Taxi wird sie ins Spital bringen, dann in die Reha und von dort wieder nach Hause.
Wenn sie aus der Reha entlassen wird, weilen mein Bruder und ich gerade in den Ferien. Ich telefoniere mit dem Arzt und der erzählt, dass mit meiner Mutter etwas nicht stimmt. Demenz? Psychisches Problem? Sie sei ganz komisch.
Und wichtig: wir müssen für unsere Mutter Betreuung organisieren.

Von der Reha bekomme ich dann ein Telefon, ich müsse sofort komme, meine Mutter drohe mit Polizei, sei ausser Kontrolle und bestehe auf sofortige Entlassung. Es war 1 Tag vor unserer Abreise in die Ferien.
Ich organisiere also Spitex und Hauspflege, da die Reha jede Verantwortung ablehnt und meine Mutter dringend Medis nehmen muss und noch nicht wirklich gehen kann. In den Ferien bekomme ich div. Telefone. Sämtliche von mir und von der Reha organisierten Personen werden von meiner Mutter abgelehnt.
Mir hingegen erzählt meine Mutter, wie begeistert diese Personen alle seien.
Sie verstrickt sich in Lügen

Diesen Frühling nun die zweit Operation. Als ich sie besuche kommt der Neurologe auf mich zu und fragt, was mit meiner Mutter los sei. Sie verweigere Therapien und Medikamente. Es sei ganz schwierig.
Es kommt zu einem Vertrauensgespräch mit diesem Arzt und dabei erzähle ich ihm die schwierige Zeit mit meiner Mutter und ihre verdrehten Geschichten.
Zum Beispiel erzählt sie, dass mein Vater einen Mord begangen haben soll. Aber das weiss nur sie. Das wurde nie wirklich aufgeklärt. Mein Vater muss einfach der böse sein.
Oder dann erzählte sie mir früher immer, man habe mich bei der Geburt im Spital verwechselt. Ihr richtiges Kind sei ein liebes gewesen. Als Kind war ich hin- und hergerissen. Ist das nur einfach ihre Art einer Erziehungsmassnahme oder soll ich mal dem Spital anrufen und mich nach den anderen Kindern erkundigen. Wer sind dann meine wirklichen Eltern?
Heute ist klar, dass ich das Kind meiner Mutter bin. Wir gleichen einander wie ein Klon. Sie ist einfach die faltigere Version. Ich weiss, für den Arzt sind diese Sachen nicht wichtig. Aber es sprudelte einfach so aus mir heraus. Und ich wollte damit aufzeigen, wie eben meine Mutter funktioniert.
Ich erzählte auch, dass meine Mutter jede Hilfe verweigere, Schwächen verdränge.
Dann erwähnte ich, dass meine Mutter ev. Dement sei. Und dass ich und mein Bruder Angst haben, sie könnte ihr Vermögen jemand falschem überschreiben und dann ist es weg. Aus diesem Grund wäre es gut, wenn sie einen Beistand hätte, der ihr Geld sichert.
Unsere Grossmutter war im Alter sehr dement und vieles an unserer Mutter erinnert uns an die Grossmutter.

So und jetzt schreibt das dieser Arzt alles auf und legt es zu den Patientenakten. Während meine Mutter dann mit dem Rollstuhl zu einer Therapie gefahren wird, greift sie nach der Aktenmappe, die hinten am Rollstuhl befestigt ist und blättert in den Akten. U.a. liest sie den Bericht dieses Neurologen. Und da steht ausführlich, was ich alles erzählt habe. Statt Beistand steht da "vormundschaftliche Massnahmen" Und meine Mutter versteht, wir - also auch mein Bruder = ihr Lieblingssohn - wollen sie bevormunden.
Sch....
Eigentlich wäre dieser Bericht nur für den anderen Arzt gedacht gewesen. Aber da Patienten eben das Recht auf Akteneinsicht haben, ist das irgendwie in diese Aktenmappe geraten.


Nun tobt meine Mutter. Ich hatte ein gutes Gespräch mit dem Arzt und der nimmt sämtliche Fehler auf sich. Von wegen, er hätte etwas falsch verstanden. Und genau diese Ausrede habe ich auch meiner Mutter erzählt. Da war ein überemsiger Arzt und der hat mich total falsch verstanden.

Doch dieser Bericht ist bei ihr gespeichert. Immer wieder kommt sie damit. Anscheinend werde sie jetzt von allen Seiten bedrängt. Schon ihr Hausarzt dränge seit längerer Zeit, sie gehöre eigentlich ins Altersheim. Naja, meine Mutter ist wirklich noch sehr fit und selbständig. Sie hat ihr Leben für ihre bald 90ig wirklich gut im Griff. Sie isst zwar kaum und hat die altersbedingt typischen Altersparanoia. Es wäre aber schon besser, wenn wir sie betreut wüssten. Aber externe Hilfe lehnt sie ab und ich kann ihr nicht helfen. Ihre Wohnlage ist nicht Rollstuhlgängig.

So und nun bekomme ich einen eingeschriebenen Brief. Sie bittet mich, einen Arzt für einen Gentest zu suchen. Die Kosten gehen zu meinen Lasten. Dann verlangt sie Dinge zurück, die sie mir gegeben hat.
Sie macht jetzt auf Kontaktabbruch.

Vor etwa 20 Jahren versuchte ich mal mit meiner Mutter über meine Gefühle zu reden. Sie hat mich ausgelacht und so verdreht, dass ich die Schuldige sei.
Und jetzt noch mit ihr über das Ganze reden. Was bringt das?
Bei meiner Scheidung kam es nochmals zu einem Gespräch über mich. Sie schreit mich an bis sie aus dem Mund schäumt. Die Diskussion ist schwarz-weiss. Meine Gefühle/Probleme sind nichts im Gegensatz zu dem was sie alles erlebt hat. Ich habe ja keine Ahnung, was sie alles durchgemacht hat.
Das ist ja gut. Ich will nicht werten.
Sie will ja auch nicht, dass ich betr. meinem Vater nur noch die positiven Sachen in Erinnerung behalten will.

Ich habe jetzt einen Brief angefangen. Ist das der richtige Weg?
Soll ich schreiben, dass dies alles Missverständnisse sind? Was aber, wenn der Bericht dieses Arztes inzwischen beim Hausarzt ist? Wer ihr Hausarzt ist, das wiess ich nicht. Das verheimlicht sie. Ich kenne nur die Fachärzte im Spital.

Mein Bruder und ich wären froh, wenn wir jemand wüssten, der sich um sie kümmern könnte. Ich weiss, es ist feige, wenn ich das, was eigentlich meine Aufgabe wäre, extern beauftrage.

Ouh nei, was habe ich da ins Rollen gebracht. Manchmal könnte ich mich selber .... wegen meiner Ehrlichkeit. Ich weiss, ich bin naiv.


Mein Bruder weiss auch nicht, was er vom Ganzen halten soll. Er versuchte zwar immer zu glauben, was ich erzählte. Da er aber über 7 Jahre älter ist, hat er natürlich vieles nicht mitbekommen. Wir haben eh zwei ganz unterschiedliche Kindheiten erlebt. Dass aber Mutter komisch sei, genau wie unsere Grossmutter, das bejaht er.
Wir verstehen uns insofern gut, dass wir keine Konflikte miteinander haben. Ich bin für ihn sehr wichtig. Er mag mich. Für mich hat er null Empathie. Er hört mir nicht zu, resp. reagiert nicht auf das, was ich erzähle. Er lebt in seiner eigenen intellektuellen Welt. Er hat null Verständnis für Leute die ..... und genau zu diesen Menschen gehöre ich. Er merkt es nicht.
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Beitrag von tabida »

Mein Bruder und ich wären froh, wenn wir jemand wüssten, der sich um sie kümmern könnte. Ich weiss, es ist feige, wenn ich das, was eigentlich meine Aufgabe wäre, extern beauftrage.
Ich verstehe das nicht: Was ist Deine Aufgabe? Es ist sicher nicht Aufgabe der Kinder sich um ihre Eltern zu kümmern. Wenn sie das tun, dann ist das freiwillig!

Und warum stehst Du nicht zu dem, was Du gesagt hast und versuchst jetzt zu sagen es sei ein Missverständnis gewesen?

Deine Mutter möchte keinen Kontakt mehr mit Dir. Ich verstehe zwar, dass das sehr schmerzhaft für Dich ist - aber kann es Dich nicht auch entlasten? Vielleicht kannst Du mit einem Ritual für Dich selber diese Beziehung abschliessen?

Du könntest einmal die VB am Wohnort Deiner Mutter informieren (die sind auch dafür da, sich um ältere Menschen zu kümmern) oder allenfalls jemanden von der Kirchgemeinde.
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

Tabida

Sie besteht jetzt auf einen Gentest, damit klar wird, wessen Kind ich bin.

Das ist aus ihrer Sicht eine offensive Taktik, um die Unterstellung meinerseits aus dem Weg zu räumen.

Sie hat das aber damals gesagt, um mich zu kränken. Für mich ist als Kind eine Welt zusammengebrochen. Ich fühlte mich immer in die falsche Familie hineingeboren. Wäre meine Mutter eine humorvolle Frau, dann würde ich das als ironische Bemerkung verstehen. So ähnlich, wie man sagt, dass das Kind dem Briefträger gleicht. Doch meine Mutter war mir gegenüber immer sehr verletzend. Ich genügte ihr nie.

Und jetzt verlangt sie diesen Gentest. Sie sagte, diesen Bericht mit meinen Aussagen belaste sie schwer. Sie werde jetzt von versch. Seiten mit diesen Aussagen konfrontiert. Für sie stehe da viel auf dem Spiel.
Ob das stimmt?
Und ausgerechnet mit dem Arzt, der das eingebrockt hat, will sie nicht zusammenarbeiten.
Gegenüber diesem Arzt habe ich eben auch gesagt, dass wir froh wären, wenn wir mit der VB zusammen arbeiten könnten.
Wenn natürlich irgendwelche Ämter/Personen das mit diesem "du bist nicht mein Kind" wortwörtlich nehmen, dann hätte das ev. schon Konsequenzen.

Ich weiss einfach nicht, wie ich das werten soll. Meine Mutter switcht manchmal zwischen zwei Persönlichkeiten hin und her. Sie hat einfach zwei Gesichter oder spielt zwei Rollen. Und da sie meinen Vater als Schizophren bezeichnet, habe ich schon gedacht, ob sie da nicht Projektionen macht.
Meine Mutter weiss vermutlich nicht, wie sich diese Krankheit genau definiert. Aber es ist oft so, dass sie andere verurteilt um sich besser und fehlerfrei zu machen.


Ach ja. Ich würde mich eigentlich gerne um meine Mutter kümmern. Ich beobachte dies jetzt bei verschiedenen Familien im Umfeld und es würde auch meiner sozialen Art entsprechen.
zimet
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Beitrag von zimet »

ui Buchenholz

jetzt machst Du Dich aber selber verrückt - wenn Ihr Euch so gleicht, dann sorry hast Du ja mit dem verlangten Gentest den perfekten Beweis, dass bei Deiner Mutter etwas nicht mehr stimmt!

Ich finde auch, steh zu Deiner Aussage die Du dem Arzt gegenüber gemacht hast.

Du möchtest ja selber keinen Kontakt zu Deiner Mutter, also schreib ihr ein Brief in dem Du ihr klar macht

- sicher keinen Test, Du bist ihr Kind, auch wenn ihr das nicht lieb ist
- kein Kontakt ist ok und Du hoffst, dass sie sich dann wohler fühlt
- Du bist jederzeit für sie da, wenn sie gerne konstruktiv mit Dir verkehren möchte...basta!

und dann kopier das Schreiben für Dich....so für alle Fälle :roll:

übrigens ist Deine Mutter eben nicht mehr sooo ganz fit und selbstständig, denn sie zeigt ja schon Anzeichen von Verwirrtheit und wie Du sagst Altersparanoia (schreibt man das so 8) ich kenne das bestens von meiner Grossmutter- bald mitte 90 und im Heim sind alle gegen sie, keiner mag sie, keiner verbindet und pflegt sie wie sie es will und überhaupt würden alle über sie tuscheln......cool bleiben und ehrlich, sich wünschen nie so alt zu werden :oops:
unsere patchworkdecke verfilzt immer mehr und wir geniessen es sehr, auch wenn die Grosse nun eigene Wege geht...Mutterherz lass los ;-)
Buchenholz
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Beitrag von Buchenholz »

zimet hat geschrieben: übrigens ist Deine Mutter eben nicht mehr sooo ganz fit und selbstständig, denn sie zeigt ja schon Anzeichen von Verwirrtheit und wie Du sagst Altersparanoia (schreibt man das so 8) ich kenne das bestens von meiner Grossmutter- bald mitte 90 und im Heim sind alle gegen sie, keiner mag sie, keiner verbindet und pflegt sie wie sie es will und überhaupt würden alle über sie tuscheln......cool bleiben und ehrlich, sich wünschen nie so alt zu werden :oops:
Das macht es ja so schwierig. Manchmal ist meine Mutter topfit und klar im Kopf. Sie liest täglich die Zeitung. Und wohlverstanden: den ersten Bund. Sie will immer noch informiert sein, was auf der Welt passiert. Und stellt den Anspruch, dass ich das auch bin.
Sie will über alle und alles Bescheid wissen. Dann wirkt sie total klar im Kopf. Eine Beleidigung, sie in diesem Moment als Dement zu bezeichnen.
Und dann, wenn sie nicht mehr in der Öffentlichkeit steht, dann kommt ein ganz anderes Gesicht zum Vorschein. Das hat mich bereits als Kind verwirrt.

Eigentlich müsste der Kontaktabbruch nicht sein. Es ist nur zu meinem Selbstschutz. Aber das schlechte Gewissen plagt mich halt trotzdem.
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Beitrag von tabida »

Buchenholz hat geschrieben:Wenn natürlich irgendwelche Ämter/Personen das mit diesem "du bist nicht mein Kind" wortwörtlich nehmen, dann hätte das ev. schon Konsequenzen.
Die Ämter/Behörden müssen sich an die Realität halten. In den entsprechenden Registern bist Du wohl als Tochter eingetragen. Was soll es also für Konsequenzen haben? ausser dass es belegt, was für ein Spiel Deine Mutter spielt?
Ich würde übrigens keinesfalls einen Gentest machen. Kein Mensch kann Dich dazu zwingen.
Ach ja. Ich würde mich eigentlich gerne um meine Mutter kümmern. Ich beobachte dies jetzt bei verschiedenen Familien im Umfeld und es würde auch meiner sozialen Art entsprechen.
Aber Deine Mutter offenbar leider nicht. Möchtest Du Dich ihr wirklich gegen ihren Willen aufzwingen? Ich nehme nicht an, dass die verschienen Familien in Deinem Umfeld sich um Eltern kümmern, die das nicht wollen!
Ich verstehe wirklich, dass das eine ganz schwierige Situation für Dich ist. Aber wir alle müssen einfach akzeptieren, dass das Leben lange nicht immer so läuft, wie wir es gerne hätten.
Stell Dir einmal genau vor, wie das wäre, wenn Du Dich um DIESE Mutter kümmerst. Wäre das wirklich Dein Wunsch? Machst Du Dir nicht ein "romantisches" Bild des kümmerns?
Wäre es nicht sinnvoller Deine Energie und Dein soziales Engagement in etwas zu stecken, wo man sich über Dein Engagement freut?
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Hi Buchenholz

Das ist ja der Hammer. Sie ist so gegen +/- 90. In diesem Alter können unsere Eltern/Grosseltern an Altersdemenz leiden. Und der Charakter kann sich völlig ändern. Das ist für Angehörige fast nicht zum Aushalten.

Ich würde versuchen, bei mir zu bleiben. Zweifle ich daran, dass sie meine Mutter ist? Dann entsprechend handeln bei Ja => Gentest, bei Nein = sich nicht einschüchtern lassen.

Vermögen: nun ja, eigentlich kann sie damit machen, was sie will, solange sie nicht bevormundet ist. Ich weiss nicht genau, ab welchem Stadium in der Altersdemenz jemand bevormundet werden kann. Jedenfalls würde ich meine Unterstützung schon anbieten, wenn es für mich stimmt. Auch den Ämter gegenüber. Aber alles hat seine Grenzen.

Vielleicht lohnt es sich mit Pro Senectute Kontakt aufzunehmen? Oder mit einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von dementen Patienten?

Liebe Grüsse
Delphia
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Beitrag von Buchenholz »

Delphia, es geht ja auch darum, ihr Vermögen zu sichern. Sollte sie mal in ein Pflegeheim kommen, dann wird das unendlich Geld verschlingen. Dann wird sie ihr Erspartes brauchen.
Und meine Mutter ist zäh. Ihr Arzt hat ihr mit 88 diese Hüft-OP zugemutet, weil sie immer noch täglich zu Fuss einkaufen geht. Der Weg bis zur Migros ist 3 Kilometer.

Aber dass sie bestimmte Dinge nicht mehr versteht, das ist klar.

Als Olma war, wollte sie unbedingt mit mir dahin gehen. Ich hatte keine Zeit, da ich im Moment enorm viel zu organisieren und zu arbeiten habe. Sie war der Meinung, ein Olmabesuch sei Pflichtprogramm. Auch zwecks Weiterbildung. Sie tut sich schwer damit, wenn ich ihren Forderungen nicht folge leiste. Sie bestimmt die Messlatte und die habe ich einzuhalten. Mach ich nicht, was sie will, dann bin ich die böse Tochter.

Das mit dem Gentest ist eine total doofe Sache. Sie weiss nicht mehr, dass sie früher gesagt hat, man habe mich verwechselt. Das war ja nur so als Beleidigung gesagt. Und heute versteht sie diese Bemerkung so als wahre Unterstellung.

Mir geht es inzwischen besser. Es hat gut getan, dies hier so niederzuschreiben. Ich werde ihr jetzt auch einen Brief schreiben und erklären, dass ich diesen Test nicht will. Sie sei meine Mutter. Punkt. Für mich sei dieses Thema erledigt. Wenn sie ein Gespräch möchte, dann könnten wir mal gemeinsam mit IHREM Hausarzt diskutieren.
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Delphia
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Beitrag von Delphia »

Ja so erkenne ich Dich wieder. Gut so.
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Beitrag von Buchenholz »

Jetzt kam gerade ein Telefon von meiner Mutter. Sie akzeptiert nicht, dass ich keinen Gentest mache weil der nicht nötig sei. Sie sei meine Mutter und das mit der Verwechslung sei nicht ernst gemeint gewesen.
Daraufhin liest sie mir den ganzen Brief des Arztes vor. Der hat wirklich alles 1:1 notiert. Und was da steht, ist für meine Mutter verständlicherweise krass und verletzend. Da steht ja auch, dass ich UND MEIN BRUDER sie für dement halten oder manisch depressiv.
Mir ist klar, schlimmer kann man einen Menschen nicht beleidigen.
Das alles habe ich dem Arzt im Vertrauen erzählt. Meiner Mutter würde ich diese Sachen NIE direkt ins Gesicht sagen; ich bin ja nicht lebensmüde.

Sie besteht nun auf diesem Gentest und wenn sie binnen Tagen keinen Arzttermin bekommt, dann werde sie Massnahmen ergreifen, die für mich weitreichende Konsequenzen hätte. Ich nehme an, sie will mich enterben. Das kann sie nicht und das bestätigt auch mein Bruder. Trotzdem.

Ich habe ihr erklärt, wie das mit der Verwechslungsaussage zustande kam. Sie weigert sich, sowas gesagt zu haben. Sie will auch nicht stehen lassen, dass ich da etwas falsches verstanden habe. Sie hätte auch nie etwas annähernd in diese Richtung gesagt. Auch nicht als Scherz. Sowas würde sie niiiiiiiiiiiiie sagen. Klar, die Tatsache, dass ich das 40 Jahre später immer noch erwähne, muss ja mehr zu Grunde liegen, als ein Missverständnis zu sein.
Sie akzeptiert auch nicht, dass sie sowas vielleicht gar nie gesagt hat und ich das jetzt irgendwie erfunden hätte. Eigentlich hört sie gar nicht zu.
Sie attestiert mir nun eine Psychose. Sie könne sich nicht erklären, wie ich dazu komme, sie derart zu hassen. Welcher böser Mensch ich doch sei.
Ach ja, mich hat das damals so beschäftigt, dass ich bei der Auskunft die Adresse von meinem Geburtsspital erfragte. Angerufen habe ich dann aber nie.
Und jetzt will meine Mutter ihre richtige Tochter kennen lernen.
Schreiend, krächzend hat sie dann den Hörer aufgelegt.

Dass ich das alles diesem Arzt erzählt habe hat die Ursache, dass meine Mutter alles verweigert, was nicht in ihren Wertvorstellungen entprechen. Der Arzt kam ja auf mich zu, weil sie das Verhalten meiner Mutter irritierte. So verweigerte sie im Spital Therapien und Medis oder auch Personal, wenn die ihren Massstäben nicht entsprachen. Und der Arzt wollte eigentlich wissen, ob das schon immer so gewesen sei.

Dieser Bericht ist aber einige Monate alt. Vor etwa 3 Wochen war ich noch bei ihr und wir hatten es ganz gut zusammen. Und jetzt das.

Mein Bruder ist überzeugt, wenn ich mit einem Blumenstrauss vorbeigehe und mich entschuldige, dann sei das alles vom Tisch. Ich glaube kaum. Meine Mutter ist nicht blöd und eben doch nicht so dement, wie ich das vermutet habe. Wenn ich diesen Brief aber nicht vernichten kann, dann wird das immer wieder so weiter gehen.

Jessses, meine Nerven spinnen wieder. Bis übermorgen habe ich mich wieder beruhigt, das Ganze verdrängt. Aber damit ist das Thema nicht vom Tisch.
Zuletzt geändert von Buchenholz am 12.11.2012 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Delphia »

Liebe Buchenholz

Dass dieser Arzt so ein Fehler unterlaufen ist, habe ich Mühe zu verstehen. Die sollten doch genau wissen, dass solche im Vertrauen gegebenen Aussagen einen "Krieg" auslösen können.

Vielmehr hätte der Arzt merken müssen, in welchem Dilemna Du Dich befindest. Dass Deine Aussagen vertraulich sind, war ja wohl klar. Aktives Zuhören auch hier:

Das sage ich Ihnen im Vertrauen => decodiert: Sie möchten, dass ich diese Aussagen für mich behalte.

Die Idee mit dem Blumenstrauss finde ich gar nicht schlecht. Wenn sie doch noch so gesund ist, dann kannst Du ihr verständlich machen, dass Du Dir aufgrund solcher vermehrter Aussagen Sorgen gemacht hast. Das seien schliesslich typische Merkmale der Altersdemenz. Wenn dem nicht so ist, dann seiest Du ja erleichtert.

Dies ist aber ein schwerer Gang. Dazu brauchst Du viel Mut. Nur zu, Du kannst das!
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Beitrag von Buchenholz »

Ja, ich staune auch, wie da im Spital mit Akten umgegangen wird. Die hätten diesen Bericht in einem verschlossenen Couvert intern dem betreuenden Arzt weiterleten sollen. Und nicht dieser Patienten-Aktenmappe beilegen dürfen.

Nun habe ich aber die Adresse des Hausarztes. Als hätte ich nichts anderes zu tun als rumzutelefonieren.
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Beitrag von Buchenholz »

So, auf Raten meines Bruders wollte ich jetzt heute bei meiner Mutter vorbei und mich für das Ganze entschuldigen. Ebenfalls wollte ich jetzt auf ihren Wunsch den Gentest machen. Es scheint ihr wichtig zu sein, dass feststeht, dass ich gelogen habe. Das Thema Lügen ist jetzt ganz zentral für sie. Wenn nämlich feststeht, dass ich doch ihre Tochter sei, dann habe ich mit dieser Aussage gelogen. Gelogen, Böse, Schande

Sie schrie mich an, dass sie keine Tochter mehr habe. Sie werde ALLES von mir, alle Bilder, alle Geschenke, alle Zeichnungen von mir zurückschicken. SIE hätte keine Tochter mehr. Sie wolle mich nie mehr sehen. Auch von ihrem Sohn hätte sie sich verabschiedet.

Von einem Missverständnis und dass der Arzt da wirres Zeugs geschrieben hätte, davon lässt sie sich nicht überzeugen. Sie hat den Bericht und was da steht ist jetzt eben passiert. Punkt.

Es tut mir unendlich weh. Nicht mal die Verletzungen mir gegenüber. Die bin ich mir gewohnt. Je länger je mehr kommen mir Szenen in den Sinn, in denen meine Mutter in dieser Art mir gesprochen hat. Mir tuts einfach weh, dass sie ihr Leben so zu Ende leben muss. Wer wird sich um sie kümmern? Und es tut mir auch leid um meinen Bruder, der es ja immer gut hatte mit ihr. Da habe ich etwas eingebrockt, dass sich nicht mehr korrigieren lässt.
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Beitrag von Babell »

Oje, das tut mir leid!

Deine Mutter scheint Hilfe zu gebrauchen, aber ich nehme nicht an, dass sie welche annehmen wird.

Mir würde das auch sehr weh tun, vorallem weil es ja wirklich traurig für sie ist. Aber was ist es denn, dass sie so ein grosses Ungerechtigkeitsempfinden gegenüber dem Lügen hat? Hat sie diesbezüglich etwas Schlimmes erlebt? Manchmal kommen im Alter Kindheits-/Jugend- oder spätere Traumen hoch! (z.b. meine Grossmutter: sie redet immer und immer wieder von denselben Szenen als meine Mutter klein war.) Aus solchen Erlebnissen kann man sich dann Tugenden schneidern, wie z.b. du sollst nicht lügen. Ich meine, wir kennen ja alle das "ich werde nie so wie sie!" Wahrscheinlich bauscht man solcherlei im hohen Alter zu Elefanten hoch?

Jedenfalls hat sie das nicht verdient, dass sie jetzt meint, keine Kinder mehr zu haben! Das hat niemand verdient... Hoffentlich kommt sie bald aus diesem Dilemma raus.

Du hast ja deinen Teil erledigt. hast dich entschuldigt, mehr kannst du ja auch nicht tun.
tabida
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Beitrag von tabida »

Buchenholz hat geschrieben:Von einem Missverständnis und dass der Arzt da wirres Zeugs geschrieben hätte, davon lässt sie sich nicht überzeugen. Sie hat den Bericht und was da steht ist jetzt eben passiert. Punkt.
Wahrscheinlich war es ja ein Fehler des Arztes, dass Deine Mutter diesen Bericht lesen konnte. Andereseits hat sie ja das Recht auf Einsicht in ihre gesamten Krankenakten.

Wenn ich Dich recht verstanden habe, steht da ja auch nicht wirres Zeugs drin, sondern eben das, was Du gesagt hast. Da verstehe ich nun nicht recht, warum ihr versucht, Deine Mutter vom Gegenteil zu überzeugen. Logisch, dass sie das merkt.
Was passiert oder was denkst Du, was passieren würde, wenn Du zu dem stehst, was Du gesagt hat? kann es schlimmer kommen? Würde es evt. etwas auslösen was auch zu etwas gutem führen könnte?
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