Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefvater

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Kassandra79
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Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefvater

Beitrag von Kassandra79 »

Hallo zusammen an alle Stiefmütter und Stiefväter,

findet ihr, dass euer Einsatz ausreichend gewürdigt wird von eurem Partner / Partnerin?
Oder scheint euch alles zu selbstverständlich?
Was würdet ihr euch wünschen?
Wie sprecht ihr das an?

Ich finde auch, dass schnell eine Schieflage entstehen kann, wenn einer von beiden keine Kinder hat. Die Person ist dann sehr stark in der Rolle, immer Rücksicht zu nehmen. Hätten beide Kinder, würde sich das eher ausgleichen, denke ich.

Wie seht ihr das?

Viele Grüße
Aufgewachsen bin ich im Ruhrgebiet. Nach Stationen in Trier, Berlin und Hamburg bin ich seit 2 Jahren in Wien bei meinem Lieblingsmenschen. Und damit auch Stiefmutter von einem Mädchen (5) und einem Jungen (8) :applaus:
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BabyOne
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von BabyOne »

Hallo,

ich würde sagen, es gab Zeiten wo ich das Gefühl hatte, dass mein Einsatz nicht ausreichend gewürdigt wurde. Ich habe aber seitdem eine ziemliche Entwicklung mitgemacht und gelernt, für mich knallharte Grenzen zu setzen. Mehrere Jahre lang habe ich mich geweigert mit dem Stiefkind zusammen Urlaub zu machen, weil die Urlaube davor der Horror schlechthin waren, und ich habe meinem Lebensgefährten auch beigebracht, dass ich nicht sein Babysitter bin. Will er am Wochenende etwas allein unternehmen, muss er sehen dass er es mit seinem Sohn oder seiner Ex klärt, was in dieser Zeit mit seinem Sohn ist. Seitdem das so ist und seitdem mein Lebensgefährte das akzeptiert - was eine Weile gedauert hat - fühle ich mich nicht mehr ausgenutzt. Ich überlege jeweils, ob ich bereit bin etwas von mir zu geben. Das ist nicht so schön und kuschelig wie man es sich in einer glücklichen Familie vorstellt, aber nur so geht es.
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Babell »

Hallo Kassandra
Kassandra79 hat geschrieben:Ich finde auch, dass schnell eine Schieflage entstehen kann, wenn einer von beiden keine Kinder hat. Die Person ist dann sehr stark in der Rolle, immer Rücksicht zu nehmen. Hätten beide Kinder, würde sich das eher ausgleichen, denke ich.
Das denke ich auch.

Man hat einfach zwei ganz unterschiedliche Voraussetzungen was die Beziehung betrifft.

Während der Partner mit Kindern vielleicht den kinderlosen Partner besonders attraktiv findet, weil dieser Freiheit verkörpert, ist es für den kinderlosen Partner vielleicht die bereits vorhandene Erfahrung mit Kindern, die attraktiv wirkt.

Auch die Vorstellungen einer Beziehung sind total unterschiedlich.

Wenn man Kinder hat- das merke ich ja jetzt selbst- hat man einen Grossteil der Zärtlichkeiten und der emotionalen Zuwendung bereits durch die Kinder abgedeckt. Man lebt den ganzen Tag Beziehung. Vor allem physisch hat man bereits viel abgedeckt. Ich merkte aber auch, dass es psychisch etwas ändert: man definiert sich z.t. übers Kind. Wenn man kinderlos ist, lebt man die Identifikation über den Job, über die Freunde, über Freizeitaktivitäten. Diese fallen alle ins Wasser mit einem Mann, der bereits Kinder hat, denn er hat weniger Zeit für Freizeitaktivitäten und wenn, dann muss man es mit den Kindern kombinieren. Somit hat die BEziehung eine unterschiedliche Ausgangslage: der Partner mit Kindern kann sich in seiner Identität präsentieren und der Partner ohne Kinder nicht. Somit kann der Partner ohne Kinder sich irgendwann als nicht so genommen fühlen, wie er ist. Da der andere ja gar nie sehen kann, wie er ist. Da das Interesse fehlt für gemeinsame Unternehmungen zu zweit, wie das in Partneschaften mit beidseits kinderlosigkeit der Fall ist.


Dann kommt noch hinzu, dass ein Elternteil immer seinen Kindern verplichtet sein wird. Sei es Elternabende, Geburtstage, Weihnachten, etc. Darauf muss der kinderlose Partner lange Zeit Rücksicht nehmen.

Der kinderlose Partner hat die ganze Welt vor den Füssen: er könnte noch reisen gehen, könnte eine Familie gründen, was er ev nicht kann, da der Partner mit Kindern keine weiteren Kinder mehr will oder haben kann. Muss ev Karrierepläne vergessen, weil er den Partner mit Kindern entlasten muss oder gar Babysitten muss, und somit der Kollege befördert wird. etc. Liste endlos.

Trotzdem gibt es Partnerschaften, die mit einseitiger Kinderverteilung harmonisieren. Dann muss aber wahrscheinlich sowohl der kinderlose Partner bereit für Kinder sein, die er ganz ohne Gegenliebe betreuen will und der Partner mit Kindern muss sich ein Stückchen zurück nehmen aus seiner Posititon und den kinderlosen Partner so annehmen wie er ist und vor allem auch Aktivitäten mitmachen, (die in seinem Rahmen möglich sind, reisen ist ja z,b nicht möglich) um den Kinderlosen Partner so kennen lernen, wie er ist und wie seine Welt aussieht. Also: Interesse für die Welt des kinderlosen Partners zeigen. (die Welt des Partners mit Kindern wird ja automatisch ziemlich schnell kennen gelernt)
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Babell »

Hallo Babyone
BabyOne hat geschrieben:Seitdem das so ist und seitdem mein Lebensgefährte das akzeptiert - was eine Weile gedauert hat - fühle ich mich nicht mehr ausgenutzt.
Darf ich fragen, wie lange das dauerte, bis er es akzeptiert hat?
Lohnt sich diese Geduld? Man wird ja doch nie eine glückliche Familie...
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von PetraS77 »

Hallo zusammen

Offen gesagt würde ich mit meiner heutigen Erfahrung einen grossen Bogen um die geschiedenen Männer mit Kinder machen. Respektive würde ich mich von Beginn an mehr abgrenzen.
Tönt jetzt härter als es ist....mein Naturell ist es nicht und ich würde es wohl genau gleich wieder tun. Bin halt der Bauch-und nicht der Kopfmensch.

zu deiner Frage:
Nein ich empfinde die Wertschätzung als zu wenig. Glückseligkeit und Bestätigung muss ich mir woanders beschaffen. Für die Kinder ist man eh nur ein Mami-Ersatz, hat für mich so den Beigeschmack nach Occasion....:-)
Wenn was schief läuft ist es immer die Neue an Papis Seite. Wenn was gut läuft war es die Kindsmutter. Als 2. Frau habe ich praktisch die identische Verpflichtung nur die Rechte sind auf der Strecke geblieben. Ein Zahnloser Tiger irgendwie.....

Vermutlich wäre es schon anderst hätte ich auch Kinder.

Hinsichtlich finanziellem Aspekt:
Mir alleine ginge es vermutlich besser als mit meinem Mann zusammen. Wenn ich denke, dass mein Verdienst nur für mich wäre, infolge Ehestand verdiene ich für uns beide mit. Die Auslagen meines Mannes sind aufgrund der Alimenten doch um einiges höher und so bin ich es die ebenfalls immer mitzittert wenn irgendwelche Kosten für die Kinder fällig werden.

Ich kann natürlich nur von meiner Erfahrung sprechen. ich weiss aber, dass es Paare gibt da klappt alles wunderbar.

Ganz liebe Grüsse
Petra
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BabyOne
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von BabyOne »

Babell hat geschrieben:Hallo Babyone
BabyOne hat geschrieben:Seitdem das so ist und seitdem mein Lebensgefährte das akzeptiert - was eine Weile gedauert hat - fühle ich mich nicht mehr ausgenutzt.
Darf ich fragen, wie lange das dauerte, bis er es akzeptiert hat?
Lohnt sich diese Geduld? Man wird ja doch nie eine glückliche Familie...
Ich überlege jeweils, ob ich bereit bin etwas von mir zu geben. Das ist nicht so schön und kuschelig wie man es sich in einer glücklichen Familie vorstellt, aber nur so geht es.
Mein Freund ist da glaube ich nicht repräsentativ; bei ihm dauert es immer besonders lange bevor sich eine neue Erkenntnis durchgesetzt hat :roll:

Von dem Moment an wo ich verkündet habe dass ich definitiv keinen Urlaub mehr mit seinem Sohn machen würde bis zu dem Zeitpunkt bis ich anfing konkret zu überlegen wie der nächste Urlaub aussehen könnte verging schon einmal ein halbes Jahr, in dem er meine Aussage schlicht nicht ernst genommen oder verdrängt hat. Dann bis zu dem Urlaub war er wirklich stinkig und bockig und wollte auch nicht über Kompromisslösungen reden (dass er mit mir und unserer Tochter mitfährt und früher heimfährt, zum Beispiel). Buchstäblich Tage vorher fragte er mich um Rat, was er denn in der Zeit mit seinem Sohn alleine unternehmen könnte.

Direkt nach dem Urlaub war das Thema dann ja nicht mehr ganz so dringend, da der nächste Urlaub noch weit weg... Später war er wohl immer noch traurig darüber, aber schon einsichtiger ( war bestimmt auch nicht lustig den Sohn alleine zu betreuen). Im zweiten Jahr war dann ein Kompromiss möglich - also dass wir als Familie fahren, er aber früher heimkehrt, um Urlaub für seinen Sohn aufzusparen. Allerdings war er dann in den ersten Urlaubstagen sehr stinkig, als ob er es mir nochmal heimzahlen wollte dass der Sohn nicht dabei sein kann...

In dem Jahr zeigte sich dann auch, dass das schwierige Verhalten des Sohnes im Urlaub wohl durch einen Loyalitätskonflikt kam und mit mir nichts zu tun hatte - der Sohn bekam von der Mutter unterschwellig vermittelt, dass Urlaub mit dem Vater nicht schön sein kann, und dementsprechend hat der Sohn alles dafür getan um diese "Vorhersage" wahr zu machen. Bis dahin hat mein Lebensgefährte wohl irgendwie immer mir die Schuld an dem Stress in die Schuhe geschoben (du musst mehr Geduld haben, was bist du so schlecht gelaunt, stell dich nicht so an, er ist doch bloß ein Kind, du bevorzugst A. ihm gegenüber...) und konnte so dem Konflikt und der Auseinandersetzung mit seinem Sohn aus dem Weg gehen, auf meine Kosten.

Nach dieser Erkenntnis war er dann so weit dass er zugeben konnte, dass ich recht hatte mich zu weigern, und dass es sogar gut war, weil wir sonst diese Erkenntnisse zu den Ursachen nie hätten haben können. Aber man kann wohl sagen, es hat rund zwei Jahre gedauert.

Ach so, ob es sich lohnt zu warten: na ja, es gibt ja keine wirkliche Alternative, außer man will sich trennen. Aber ich muss schon sagen, es ist auch ein klein wenig eine Bereicherung, wenn man auf diese Weise - mühsam, langsam - nach und nach dazu lernt, den anderen besser kennen lernt (auch wenn man dachte jetzt kennt man ihn wirklich) und sich selber besser kennen lernt. Hinterher hat man möglicherweise seelische Schrammen davon getragen, aber so ist das Leben eben und das nennt man Lebenserfahrung. Wer immer gleich wegläuft wenn es nicht mehr zu 100% passt, der wird diesen Erkenntnisgewinn vermutlich nicht haben.
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Ria »

Kassandra79 hat geschrieben:findet ihr, dass euer Einsatz ausreichend gewürdigt wird von eurem Partner / Partnerin?
Ja das finde ich. Und wenn ich wieder einmal das Gefühl hatte, er müsste meinen Einsatz mehr wertschätzen, dann überlegte ich mir, in welcher Form ich diese wünschte und sagte es. Und in den allermeisten Fällen bekam ich sie auch.
Ausnahme: Wenn mein Partner verliert, wenn er meinen Wunsch erfüllt - was auch immer: Stolz, Respekt, ... - , oder wenn ich eine schlechte Meinung über ihn habe, dann MUSS er Widerstand leisten statt Wünsche zu erfüllen.
Kassandra79 hat geschrieben:Oder scheint euch alles zu selbstverständlich?
super, dass du "euch" geschrieben hast, weil es doch genau dort anfängt: Wenn WIR selbstverständlich unsere Zeit und Energie opfern (und uns dabei auch noch als Opfer fühlen!), dann stimmt am Schluss die Balance nicht mehr, weil WIR zu viel gegeben haben. Und dies fällt besonders ins Gewicht, wenn wir es ungern gegeben haben, weil wir meinten, wir hätten das gemusst.
Kassandra79 hat geschrieben:Ich finde auch, dass schnell eine Schieflage entstehen kann, wenn einer von beiden keine Kinder hat. Die Person ist dann sehr stark in der Rolle, immer Rücksicht zu nehmen. Hätten beide Kinder, würde sich das eher ausgleichen, denke ich.
Ich glaube nicht, dass der Grund dafür ist, dass einer keine Kinder hat, sondern dass wir uns zu wenig trauen zu verhandeln. Weil wir dann das Risiko eingehen könnten, dass unserem Partner nicht gefällt, was wir sagen und wir fürchten, seine Liebe zu verlieren, wenn wir ganz ehrlich sind.
Ausserdem bin ich aber auch der Überzeugung, dass es vom kinderlosen Partner die Zusage und die Absicht braucht, sich so einzubringen, dass er/sie die gemeinsame Zeit mit den Kindern auch geniessen kann. Nicht immer dabei, aber immer wieder. Denn gemeinsame Erinnerungen bilden einen guten Boden für eine funktionierende Patchworkfamilien.
Und das Gefühl von Gerechtigkeit in Bezug auf Rücksichtnahme stellt sich nicht automatisch ein, wenn beider Kinder haben.

Und einmal mehr zum Thema mein Buchtipp "Glückliche Stiefmütter" von Katharina Grünewald. Darin geht es eben genau darum.
Seit 27 Jahren Patchworkfamilienfrau und Coach für solche :-)
http://www.coacheria.ch
Buchenholz
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Buchenholz »

Ja, meine Arbeit wurde gewürdigt. Und wie. Mein Partner fand es nicht selbstverständlich, dass jemand eine Situation wie seine akzeptiert und sogar noch mitträgt und das eigene Leben umkrempelt.

Auch seine Mutter, welche als Stiefmutter die genau gleiche Baustelle mit einer Ex-Frau mit gleicher psychischer Erkrankung durchlebte, schätzt es sehr, dass ich mein Leben mit ihren Enkel teilte.
Mein Mann wie Schwiegermutter sagen mir das auch immer mal wieder.

Und wenn ich mit meinem Partner mal nicht einer Meinung war, dann suchte ich nie die Schuld beim Patchwork.
Ich war mir stets bewusst, dass es in jeder Partnerschaft Probleme geben kann.

Es machte es aber sicher einfacher, dass wir beide Kinder haben.
Und mir hat es geholfen, dass ich bei meiner Freundin und bei meinem Ex-Mann miterlebt habe, wie es ist, wenn eine Frau ohne Kind auf einen Mann MIT Kind trifft. Beide Frauen hatten Mühe mit der Situation, nicht die erste Frau zu sein und sahen das Kind lange als Störfaktor. Man akzeptierte sie, weil es ja nicht anders geht. Aber man spürte, dass es ein Krampf war, diese Kinder gern zu haben. Die Kinder stören die Zweisamkeit. Und das tat mir weh zu beobachten.
Bei meiner Freundin gabs aber auch eine Ex-Frau, welche die Scheidung als Niederlage sah und diesen Frust an der neuen Frau (meiner Freundin) und ihrem Mann ausgelassen hat und das auf dem Rücken der Kinder.
Heute bin ich ihr dankbar dafür. So eine Ex-Frau wollte ich nie sein.
ninivé
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von ninivé »

Kassandra79 hat geschrieben: findet ihr, dass euer Einsatz ausreichend gewürdigt wird von eurem Partner / Partnerin?
Oder scheint euch alles zu selbstverständlich?
Ich wundere mich gerade selber, aber das habe ich wirklich noch nie vermisst, Dankbarkeit. Zum einen hat das sicher damit zu tun, dass ich organisatorisch / wirtschaftlich / erzieherisch nicht wirklich eingebunden bin und die Eltern ihre Rolle ausfüllen. Ich "muss" weder Kinderhüten noch Haushalt schmeissen (für die Kinder) noch Unterhalter spielen. Falls mal ein Einsatz erforderlich wäre, werde ich mit Vorlauf gefragt. Und solche Einsätze werden dann auch (durchaus auch seitens Kindsmutter) verdankt.
Dann gibt es natürlich noch die ganzen "unterschwelligen" Einsätze: die Wohnung nicht einfach für sich haben, abends mal ein Spiel mitmachen, wenn man lieber in Ruhe lesen möchte, Hörnli mit Ghackets statt Auberginen-Pamigiana essen etc. etc. Aber das erscheint mir nicht verdankenswert, das ist eine Realität - und solange ich das "freiwillig" mitmachen oder mich dann halt davon zurückziehen kann, läuft das für mich unter gemeinsamer Alltag - und für den soll man sich nicht beieinander entschuldigen / sich nicht gegenseitig verdanken müssen. Ich bedanke mich bei meinem Freund ja auch nicht dafür, dass er meine Launen erträgt, sich mit meiner Frühaufsteherei abfindet (er ist Langschläfer), oder mir nachsieht, dass ich mir dödelige Fernsehserien ansehe.

Und ich schätze halt meinen Freund einfach sehr. Er ist ein toller Mensch und ICH bin einfach immer wieder dankbar, dass er mit mir zusammen ist und die Spannungen und Alltagsquerelen auch aushält. Auch gibt er mir immer wieder zu verstehen, dass er die Zeit mit mir alleine schätzt und er sich darauf freut, und das gibt mir auch immer wieder Energie, die Zeit mit den Kindern gut zu meistern. Und ansonsten, wie auch andere schon geschrieben haben, abgrenzen. Was alleine unternehmen. Und sich nicht in irgendeiner Weise "aufopfern"...
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Babell »

Hallo Babyone
Du beschreibst das so locker, dass man merkt, dass du mittlerweile gut drüber stehen kannst. Es vielleicht sogar mit Humor nehmen kannst. Mein Partner ist da genau gleich. es dauert ewig, wenn überhaupt und akzeptieren ist ein Fremdwort für ihn. Er ist ebenfalls wahnsinnig bockig und grummelig, und versucht es mir damit auf eine Art "heimzuzahlen" wenn ich etwas nicht mitmache, was sein Kind verlangt hat. Alles in allem nicht unbedingt ein angenehmer Zeitgenosse. Trotzdem:
BabyOne hat geschrieben:na ja, es gibt ja keine wirkliche Alternative, außer man will sich trennen.
Brauche ich diese Lebenserfahrung? Wo ist die Grenze? Wann ist sie überschritten?
Meiner hätte vor Jahren eine Veränderung machen können. Die Paartherapeutin hatte es ihm gesagt. Die Veränderungen waren immer nur kurzfristig und dann verfiel er wieder ins alte Muster. Er veränderte sich wohl nur, weil er Angst hatte, mich zu verlieren und nicht weil er Einsicht hatte. Die Psychologin konnte ihm sogar sagen, dass es für seine Kinder besser sei, und auch das sah er nicht ein. Ich konnte ihn nicht zwingen, sich zu verändern oder sich weiter zu entwickeln. Also ging ich jahrelang alleine in die Therapie. Ich lernte über mich und es war z.T. auch ein harter Weg und ich lernte zu akzeptieren, dass er so ist, wie er ist.
Aber nun bin ich an einem anderen Punkt als er. Er hätte die Möglichkeit gehabt, sich mit mir weiter zu entwickeln, aber nein: er liess mich alleine diesen Weg gehen. Nun wundert er sich, dass ich finde, wir stehen nicht mehr am selben Ort. Ich habe mich weiterentwickelt. Er blieb. Wie soll man einen Weg miteinander gehen, wenn der eine bereits kilometer weiter weg ist? Immer wieder versuchten wir es in einer Paartherapie- Sitzung. Dann war es für ihn abgehäkelt und weitere Anschlusssitzungen blockte er. Er kam ja einmal mit, also ist ja alles wieder gut.. So auch nach jedem Streit. Es ist wieder Friede, also reden wir nicht drüber. Aber in meinem Kopf ging die Verarbeitung eben doch weiter. Mann kann nicht denken, wenn Mann nicht mit Frau redet, wäre es erledigt. Frau reflektiert eben für sich selber, wenn sie keine Möglichkeit findet, mit dem Mann drüber zu reden. Nun, ich werde bleiben. Da kommt noch ein zweites Baby und ich will ihm das ja nicht kaputt machen. Ausserdem wäre die Belastung für das erste Kind zu gross, wenn es zu einem neuen Geschwisterchen noch die Trennung der Eltern verarbeiten müsste. Ich bin bereits seit Wochen am Beten, dass irgendeine höhere Macht uns hilft, damit die gemeinsamen Kinder nicht zu fest leiden müssen, wenn ich dann die Hormonveränderungen habe nach der Geburt und es mir zu schwer fällt um einfach zu schweigen, wie ich das jetzt gemacht habe.

Fazit: wenn man einen Mann hat, bei dem es möglich ist, dass man sich abgrenzen kann, dann hat das Ganze eine Chance. Ansonsten lässt man sich entweder unterdrücken oder wenn man das nicht kann, geht man in eine Therapie und reift dran.
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von BabyOne »

Hallo Babell,

zuerst einmal wünsch ich dir alles Gute für die jetzige Schwangerschaft!

(Kann es sein, dass Deine Stimmung auch ein wenig mit den Hormonen zu tun hat - bist Du noch ganz am Anfang im ersten Drittel?)

Ich kann Deine Enttäuschung schon nachvollziehen. Blöd, wenn man selbst an Problemen arbeitet, die man ohne den anderen nicht hätte, und der andere zieht nicht mit. Auch das kenne ich. Meiner hat von der Familientherapeutin damals auch gesagt bekommen, dass er Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt und dass er für sich selber eine Therapie machen sollte. Sie gab ihm auch eine Nummer von einem Arzt - nach monatelangem Nachdenken rief er dort an, es war aber nur ein Anrufbeantworter dran - da sprach er drauf, und als nie ein Rückruf kam war er vermutlich froh und hat nie mehr etwas unternommen. Bis heute leidet er unter Stimmungsschwankungen, die auch unsere Beziehung belasten, und manchmal bin ich auch müde und enttäuscht von ihm weil ich denke, es könnte wirklich leichter sein, wenn er selber ein wenig mehr dafür getan hätte. Andererseits weiß ich, dass der Grund dafür schlicht Angst ist. Wenn man psychische Probleme hat, die vielleicht bis in die Kindheit zurückreichen, dann hat man allen Grund vor einer Therapie Angst zu haben. Man kann davon ausgehen, dass verdrängte Dinge wieder hochkommen und dass es schmerzhaft wird sich damit auseinander zu setzen. Wer will sowas schon? Wir Frauen sind da einfach stärker und mutiger, glaube ich. Wenn ich das bedenke fällt es mir leichter ihm deswegen nicht böse zu sein.

Das was Du schreibst... dass er nicht reden will... das ist natürlich auch ziemlich typisch für viele Männer. Dazu fällt mir noch folgendes ein:

Ich habe mal gelesen, dass alte Ehepaare befragt wurden mit welchen Strategien sie ihre Ehe so lange Zeit erhalten haben. Eine häufige Antwort war die: wenn man eine Meinungsverschiedenheit hat und weiß dass beide auf ihrer Meinung beharren werden, dann soll man sie lieber nicht ausdiskutieren, sondern unter den Teppich kehren.

Liebe Babell, ich glaube, Du bist ein Mensch, der sich unheimlich viele Gedanken macht. Vielleicht manchmal zu viele? Vielleicht solltest Du auch manchmal versuchen von Deinem Mann und den alten Leuten zu lernen und nicht jedes Problem zu sezieren und zu diskutieren, sondern auch mal etwas unter den Teppich zu kehren.

Ich möchte Dich gerne virtuell ein wenig drücken und umarmen...
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von BabyOne »

Babell hat geschrieben:
Brauche ich diese Lebenserfahrung? Wo ist die Grenze? Wann ist sie überschritten?
Na ja, wie gesagt, um die Lebenserfahrung kommt man ja nicht herum. Entweder die vom Zusammenleben mit einem schwierigen Menschen oder eben die vom Getrenntleben von einem schwierigen Menschen + Probleme der darauf folgenden Partnerschaften. Welche der beiden Varianten einem angenehmer zu sein scheint muss jeder für sich selber wissen - dann sollte man aber versuchen auch ehrlich zu sein und auch die guten Seiten des Partners würdigen, sonst bereut man die Entscheidung vielleicht später.
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Babell »

Hallo Babyone
BabyOne hat geschrieben:Ich möchte Dich gerne virtuell ein wenig drücken und umarmen...
Oh, :cry: , vielen Dank!! :bussi:
Ich bin im letzten Drittel, genauer gesagt im letzten Monat. Es wäre also eine denkbar ungünstige Situation, sich zu trennen. Nicht zuletzt im Hinblick auf das bereits vorhandene gemeinsame Kind.
Blöd, wenn man selbst an Problemen arbeitet, die man ohne den anderen nicht hätte, und der andere zieht nicht mit.
Ganau! Und auch bei ihm sind Probleme vorhanden, die aus der Kindheit hochkommen, bzw die nicht mehr so sachlich angesehen werden könnten, sondern plötzlich mit Gefühlen verbunden sein könnten. Da verstehe ich es schon auch, wenn er nicht dran arbeiten will und bin auch fast ein bisschen froh, dass er sich ziert, denn ich weiss ja nicht, was da alles hervorsprudeln könnte an lange versteckten Gefühlen.

Aber die gemeinsamen Probleme anzuschauen und die gemeinsamen Abmachungen einzuhalten oder ein bisschen mehr Empathie zeigen, würde ich mir schon wünschen. Vor einem halben Jahr waren wir bei der Paartherapeutin und sie sagte ihm, er solle etwas mehr Empathie für mich aufbringen. Dann kam er wieder mehrere Male nicht mit. So ist es immer: er ist zufrieden, wenn ich nicht aufbegehre oder keine Wünsche anbringe, die mit irgendetwas korrelieren (besonders mit den Wünschen seiner Kinder). Aber ich habe auch meine Wünsche und andere Ansichten. Sonst wäre ich ja ein Klon von ihm. Will er das? Wohl kaum.

Er hat auch Stimmungsschwankungen und das ist schon mühsam. Belastet auch unsere Beziehung und unser Kind.
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Kassandra79 »

ninivé hat geschrieben:
Kassandra79 hat geschrieben: Ich bedanke mich bei meinem Freund ja auch nicht dafür, dass er meine Launen erträgt, sich mit meiner Frühaufsteherei abfindet (er ist Langschläfer), oder mir nachsieht, dass ich mir dödelige Fernsehserien ansehe.
:D Doch, doch. Ich bin auch ihm dankbar gegenüber, wenn er etwas besonders Nettes gemacht hat oder ich ein wenig schlimm war. Dann koche ich was Schönes oder denke mir eine kleine Überraschung aus oder so etwas.
Ich fände es übrigens total angemessen, wenn mir Stefan Rosenblüten streut und den Boden anbetet, auf dem ich wandele. :D Okay, man wird ja wohl noch träumen dürfen. :D
Der Punkt ist aber: Ich denke immer, dass ich mich an seiner Stelle sensibler verhalten würde. Und eben dankbarer.
Aufgewachsen bin ich im Ruhrgebiet. Nach Stationen in Trier, Berlin und Hamburg bin ich seit 2 Jahren in Wien bei meinem Lieblingsmenschen. Und damit auch Stiefmutter von einem Mädchen (5) und einem Jungen (8) :applaus:
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Re: Dankbarkeit für den Einsatz der Stiefmutter / des Stiefv

Beitrag von Kassandra79 »

BabyOne hat geschrieben:
Ich habe mal gelesen, dass alte Ehepaare befragt wurden mit welchen Strategien sie ihre Ehe so lange Zeit erhalten haben. Eine häufige Antwort war die: wenn man eine Meinungsverschiedenheit hat und weiß dass beide auf ihrer Meinung beharren werden, dann soll man sie lieber nicht ausdiskutieren, sondern unter den Teppich kehren.
Ich glaube eher, dass Paare lange zusammen bleiben und dabei noch glücklich sind - und das ist der springende Punkt!!! - wenn sie gut miteinander kommunizieren. Und bei großen Meinungsunterschieden trotzdem versuchen, aufeinander zuzugehen und einen Kompromiss zu finden.
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