Stiefmutter - Stiefkinder

Fragen, Probleme und Sorgen...
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Ria
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Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Ria »

Liebe Forumsteilnehmerinnen
Liebe Stiefmütter

Voraussichtlich am nächsten Dienstag, den 3. Februar soll im CLUB vom Schweizer Fernsehen über das Thema "Stiefmütter - Stiefkinder" diskutiert werden.
Gesucht wird für die Gesprächsrunde noch eine Stiefmutter, die sich schlussendlich gegen die Familienform Patchworkfamilie entschieden oder sie abgebrochen hat und bereit ist, von ihren Erfahrungen und Beweggründen zu berichten.

Falls du dich angesprochen fühlst, melde dich bitte rasch bei mir unter info@patchwork-familie.ch
Herzlichen Dank und euch allen ein fröhliches Wochenende
Ria
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Delphia
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Delphia »

Liebe Ria

Super Sendung gewesen. Du hast es ganz toll gemacht! Mein Mann und ich haben zugeschaut, obwohl wir hundemüde waren. Es hat sich gelohnt! Wir haben uns total wiedererkannt... :-).

http://www.srf.ch/sendungen/club/boese- ... -realitaet

Dass Deine Stieftochter mitgemacht hat, fand ich auch super. Wir hatten in all den Jahren so massiv mit dem Intrigieren der Kids zu tun. Es war eine ganz schlimme Zeit. Und zum Glück sind wir nicht eingeknickt. Heute wissen wir, dass die Kids damals zum Teil instrumentalisiert wurden. Deine Stieftochter hat zwar nichts von Manipulationen seitens ihrer leiblichen Mutter gesprochen. Aber ihre Aussagen könnten von meinen Stieftöchtern stammen.

Das tat so gut!

Allen, die noch voll drin stecken: Macht weiter, am Ende lohnt es sich. Alle unsere Kids haben mit uns ein gutes Verhältnis und auch umgekehrt. Obwohl.... ;-) vielleicht wäre das Verhältnis noch besser, wären es leibliche Kinder...? Nun ja, wir nehmen es so, wie es ist. Wir geniessen es heute! Es hat sich wirklich gelohnt.

Vielen Dank Ria für die Aufklärungsarbeit für unsere Sache!

Liebe Grüsse
Delphia
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Dornenvogel
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Dornenvogel »

auch ich bin aufgeblieben... dafür jetzt totmüde.

Liebe Ria, auch ich habe mich in vielen Themen wiedergefunden. Ganz besonders gefallen hat mir die Geschichte mit der Bratpfanne!!
Exakt gleich spielte es sich nämlich bei uns ab, damals war Stieftochter 11. Es ging nicht um Sauce, aber um Kartoffelstock, bei dem sie mich fürchterlich runterputzte, dass man den nämlich sicher nicht so mache wie ich...

Leider habe ich damals nicht so souverän reagiert wie du! Ich bin ziemlich stinkig aus der Küche marschiert und habe Stieftochter und Partner gesagt, dann sollen sie es bitte allein machen... und habe auf der ganzen Linie dabei verspielt.

Grossen Eindruck gemacht hat mir auch die Aussage der "parenterisierung". Genau dies hat sich bei uns abgespielt. Die Stieftochter stellte sich von klein an auf die Ebene der Ehefrau/ Partnerin und "Hausherrin". Mein Mann liess sie gewähren und ich liess mich auf den Machtkampf ein... und habe verloren.

Ich wünschte mir ebenfalls, ein gutes Verhältnis zu haben zu meinen Stiefkindern. Stieftochter ist erwachsen und wir begegenen uns nach wie vor mit eisiger Höflichkeit, um es auf den Punkt zu bringen: ich mag sie nicht- sie mag mich nicht. Und wir haben uns nie gemocht.
Bei uns kein Happy End, ich bin und bleibe die böse Stiefmutter, die ihr den Mann ausgespannt hat und von seinem Geld lebt... (ihre Worte)

Mein Mann wollte "diesen Quatsch" gestern nicht sehen.... es ist bezeichnend. Es hat, was das Verhältnis zu Stieftochter und mir anbelangt, nie Stellung bezogen und ist nie offen hinter mir gestanden... hätte er ihre Stellung klar definiert, wäre ich anders mit der Situation umgegangen.... vielleicht sähe es heute anders aus.

Ich liebe meinen Mann, wir führen eine gute Ehe.... aber ich persönlich wäre viel vorsichtiger, würde ich noch einmal einen Mann mit Kindern kennenlernen...
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Delphia
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Delphia »

Hallo Dornenvögel

Mein Mann konnte gestern sehr gut die Aussagen des anwesenden Stiefvaters/Vaters nachvollziehen... Mein Mann hatte oft ein schlechtes Gewissen seinen Kindern gegenüber (alle haben bei uns gewohnt). Sein gestriges Beispiel: Wir fuhren jeweils in die Skiferien und seine beiden Grossen "mussten" ins freiwillige Skilager der Schule... ;-)

Fakten:
- die KollegInnen der Kids sind jeweils auch ins freiwillige Skilager
- die Kids sind (aus meiner Sicht) gerne ins Skilager
- aus Sicht der Kinder: wir - vor allem ich - durften herhalten: lieber ins Skilager als mit "denen" (sprich: wir) in die Ferien, wo man auch noch mithelfen muss (da keine Abwaschmaschine usw.)
- Im Skilager gab es auch eine Ämtliliste ;-)
- mein Mann hatte ein schlechtes Gewissen
- alle unsere Kids (auch meine) sind in das freiwillige Skilager
- ich meine, wir hätten sie bestraft, hätten wir sie nicht ins Lager gehen lassen

Ergo:
Ich bin überzeugt, es war richtig, dass die Kids ins Lager gegangen sind.

Ich frage mich immer: Warum plagen sich Väter so mit einem schlechten Gewissen?

Eine mögliche Antwort: Sie haben das Gefühl, sie hätten während der Ehe "besser" auf ihre Kinder aufpassen müssen. Meine Bonuskinder wurden von der leiblichen Mutter extrem verwöhnt und aber auch total vernachlässigt (krankes Kind im eigenen Erbrochenen liegen lassen, usw.).

Vielleicht kommen noch weitere Inputs?

Zu Deinem Mann: Vielleicht ist es für ihn noch zu früh, um sich mit diesem schmerzenden Thema auseinanderzusetzen?
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Dornenvogel
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Dornenvogel »

mein Mann ist nicht bereit dazu, das ist richtig. Und er wird es auch nie sein, denn in seiner ganzen Familie/Verwandschaft werden Probleme nicht angegangen sondern ignoriert.
also werden wir das Thema auch nie aufarbeiten. Und ausserdem wäre die Antwort meines Mannes; "was willst du denn jetzt wieder in der Vergangenheit wühlen, es ist ja nicht mehr rückgängig zu machen."

So gesehen ist es richtig, aber trotzdem wünschte ich mir, dass wir einander einmal eingestehen könnten, es ist nicht immer gut gelaufen...
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Ria
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Ria »

Hallo Dornenvogel, auch ich war nicht immer so souverän, habe einige Patzer verursacht, die ich heute anders machen würde :|

Aber etwas ist mir in deinem Post aufgefallen:
Dornenvogel hat geschrieben:... hat, was das Verhältnis zu Stieftochter und mir anbelangt, nie Stellung bezogen und ist nie offen hinter mir gestanden... hätte er ihre Stellung klar definiert, wäre ich anders mit der Situation umgegangen.... vielleicht sähe es heute anders aus.
Wenn ich dich richtig verstehe, hättest du dir von deinem Mann gewünscht, dass er sich auf deine Seite gestellt und das Verhalten der Stieftochter kritisiert hätte.

Hier meine ich, gibt es einen gewaltigen Unterschied, der aber im Eifer des "Gefechts" oft untergeht oder missverstanden wird:
Es geht NICHT darum, wen er lieber hat!
Es geht NICHT um den Menschen, sondern sein Verhalten, sein Rolle!

Sobald ein Machtkampf daraus entsteht, verlieren alle.
Gerade bei der Parentisierung geht es darum, dass das Kind bewusst aus dieser Rolle entlassen und entlastet wird. Das fühlt sich zuerst als grosser Verlust an, weil eben auch Macht und Mitsprache verloren gehen. Aber langfristig ist es ja für das Kind eine Überforderung, Partnerersatz zu sein, Verantwortung zu übernehmen für etwas, das es gar nicht kann.
Was der Partner aber dafür braucht, dass er da mitmachen und eben den Widerstand des Kindes riskieren kann ist die Gewissheit, mit seiner neuen Partnerin zu gewinnen, mit ihr zusammen etwas neues erschaffen zu können, das auch zu einem Vorteil für sein Kind wird. Aber gerade dann, wenn wir ihn als Vater in Frage stellen, wird er darin verunsichert. Dann zieht er sich zurück und macht einfach so, wie es für ihn im Moment am wenigsten Konflikte geben könnte und sein schlechtes Gewissen kommt ins Spiel.

Ein möglicher Lösungsansatz dafür kann sein, dass wir das zuerst einmal nicht persönlich nehmen, sondern versuchen zu verstehen. Denn auch für ihn ist das eine grosse Umstellung im Umgang mit seinem Kind. Dass wir zu zweit herausfinden, wie wir damit umgehen und wozu wir beide ja sagen wollen. Dass nicht einfach wir Frauen bestimmen, was richtig ist. Wenn wir beide bereit sind für eine Lösung, dann werden wir sie auch finden.

Natürlich ist es ganz wichtig, dass die Erwachsenen sich auf gewisse Regeln einigen, die in ihrem Haushalt gelten sollen. Denn die Erwartungen in diese Richtung sind oft Auslöser für obige Konflikte.
Und gerade das ist nicht so einfach, haben wir doch beide unsere Vorstellungen, was "richtig" wäre. Aber es lohnt sich, so lange zu zweit zu verhandeln, bis wir gemeinsam zu einer Regel ehrlich ja sagen zu können. Wenn er seine Meinung dazu auch einbringen kann, bis es für ihn stimmt, kannst du dich nämlich auch darauf verlassen, dass auch er dazu steht.
Und dann ist es eben wichtig, dass es da um eine Sache oder ein Verhalten geht und nicht darum, einen Menschen als falsch hinzustellen! Denn sein Kind ist nicht falsch, sondern wird von ihm bedingungslos geliebt.

Ich erlebe immer wieder, dass wir Frauen unsere Partner unter Druck setzen, blindlings hinter uns zu stehen. Und das bringt ihn in ein Dilemma :oops: Dann hockt er in der Zwickmühle. Denn auch wenn er das tun würde, was wir uns wünschten, gewinnt er dabei nicht so recht, also vergrault er lieber seine Kinder nicht. Was aber langfristig auch für diese eher ein Bärendienst ist.
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Dornenvogel
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Dornenvogel »

liebe Ria,

ich habe mich nicht so klar ausgedrückt: es ging mir nie darum, dass er seine Kinder in den Senkel stellt, bzw. mich vorzieht, es ging mir einfach darum, dass wir als Paar auftreten mit den Kindern. Und nicht mein Mann als Paar mit der Tochter und ich drei Schritte hinterher...
Verstehst du was ich meine? Solange ich allein war mit meinem Mann, gab es kaum Probleme zwischen uns. Wir agierten meist harmonisch und eben als Paar.
Sobald aber Stieftochter dazu kam, wurde ich automatisch in die 2.Reihe verschoben, sehr oft auch physisch. Stieftochter stiess mich noch mit 17 zur Seite, wenn sie Händchen halten wollte mit dem Vater.

Sicher habe ich häufig falsch reagiert, indem ich um "meinen Platz " gekämpft habe. Das führte unweigerlich dann auch immer zu Spannungen mit meinem Mann, da er sich in jeder Situation schützend vor seine Kinder stellte. Auch heute noch.

Ich hätte mir einfach gewünscht, dass wir als Paar ein Paar sein dürfen und Kinder bzw. Jugendliche eben Kinder... Ihre Stellung ist einfach eine andere, dies hat absolut nichts damit zu tun, dass sie weniger geliebt werden bzw. ins Abseits gestellt werden.

Bei uns war die Familienkonstellation eben nicht klar definiert. Und damit hatte ich extrem Mühe.
Buchenholz
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Buchenholz »

Wir haben beide die Sendung geschaut und anschliessend sehr offen über unsere Erfahrungen reden können.

Ich habe sicher davon profitiert, dass meine Tochter bald nach unserer Trennung eine Stiefmutter bekam, die doch einige Fehler begangen hat.
- meine Tochter hätte ihr Mami sagen dürfen
- Tochters Zimmer wurde sofort beim Einzug der Stiefmutter als Zimmer des gemeinsames Baby deklariert, welches erst Jahre später geboren wurde.
- gewohnte Alltagsstrukturen wurden geändert. Stiefmutter bestimmte Tagesablauf und Rituale
- Tochter durfte nicht mehr bei Papa unter die Decke schlüpfen, weil das Bett Intimzone war. Tochter hätte sich auch gar nicht getraut
- Tochter durfte nur ihre Meinung kundtun, wenn sie gefragt wurde
- Tochter durfte nur zu den gerichtlich abgemachten Zeiten zum Vater


Als ich dann Stiefmutter wurde, versuchte ich so wenig und so langsam wie möglich, gewachsene Strukturen zu verändern. Wenn ich bei meinem Partner übernachtete, war ich da eh nur zu Besuch und fügte mich.
Bei uns beiden fand ein Parenting oder wie das heisst statt. Ich liess dem älteren Sohn am Anfang den Platz auf Beifahrersitz. Er soll sich nicht von mir weggedrängt fühlen.

Unser Glück war sicher, dass sich alle ineinander verliebten. Also auch die Kinder. Sie waren alle gleich alt. Und oftmals verbündeten sie sich gegen uns, was zu Situationen führte, wie sie in gewachsenen Familien vorkamen. Wir fanden das toll.

Was ich hingegen sicher falsch gemacht habe, dass ich mich gerne vom älteren provozieren liess. Dieser Junge hat das Verhalten seiner Mutter und da gab es Parallelen zu meiner Mutter. Ich habe durch meinen Partner ein Borderline-Forum gefunden und da eine Gruppe Frauen, die mit ihrer Mutter das gleiche erlebten wie ich.

Diese Streitereien mit dem Sohn wollte ich umgehen. Mein Mann hat mich aber gebeten, da durchzubeissen. Es würde seinem Sohn gut tun, wenn er mit mir auch eine Streitkultur erleben würde, die sachlich bleibt und nicht mit Schlägen, Drohung, emotionaler Erpressung und fliegendem Mobiliar endet.
Es soll dem Jungen die Möglichkeit bieten, auch mal Recht zu bekommen, wenn dem so wäre.
Mein Mann wollte, dass sein Sohn durch mich ein anderes Frauenbild kennen lernt.

Ansonsten war den Kindern klar, dass wir ein Paar bilden und man uns nicht trennen kann.
Wir haben den Kindern aber auch keinen Anlass zur Eifersucht gegen. Der Tag gehörte den Kindern.
Und beide Seiten merkten schnell, dass unser Patchwork ein riesen Gewinn für alle beteiligten ist.

So märchenhaft rosig alles begann, so problematisch wurde es später, da Söhne und Vater eine Obhutsumteilung wollten. Also nutzte die Ex-Frau alle Möglichkeiten, unser Patchwork schlecht zu machen. Sie manipulierte die Kinder gegen unseren Lebenstil. Also kamen sehr wohl so Sätze wie: nein, wir müssen das hier nicht machen, wir sind nur zu Besuch hier.
Da gilt es einfach, sich selber sicher zu sein und als Paar zusammen zu halten.

Ich würde vieles im Nachhinein anders machen. Aber ich würde das Wagnis wieder eingehen. Und wenn mich etwas an meinen Stiefkindern störte, dann höchstens, dass es Jungs und keine Mädchen sind. Aber das ist mein Problem und darunter sollten die Stiefkinder nicht leiden müssen.

Die andere Frau in der Sendung hat das sehr gut erklärt. Genau die gleichen Situationen erlebte ich auch. Ich hatte immer nur Mädchen um mich herum und war mir so Bubenzeugs nicht gewohnt
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Ria
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Ria »

Liebe Dornenvogel

Super Beispiel! Genau dann, wenn
Stieftochter stiess mich noch mit 17 zur Seite, wenn sie Händchen halten wollte mit dem Vater.
könnte eine adäquate Antwort sein: "Da hast du etwas falsch verstanden. Es geht nicht um "entweder du mit deinem Vater" oder "ich mit deinem Vater". Und ich an deiner Stelle hätte mir gewünscht, dass er ihr seine freie Hand anbietet zum Händchen halten und nicht deine loslässt.
Denn das Missverständnis der Kinder ist, dass sie nicht mehr wichtig sind. Und das weckt Überlebensängste und stimmt ja gar nicht! Unsere hätten sich damals wohl kaum träumen lassen, wie oft sie auch in Zeiten, wo wir ohne sie waren, zentral in unseres Gespräche vertreten waren.
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Ria »

Liebe Buchenholz

Genau diese Erkenntnis wünschte ich vielen Stiefeltern, die sich durch die Stiefkinder herausgefordert fühlen:
Buchenholz hat geschrieben:Was ich hingegen sicher falsch gemacht habe, dass ich mich gerne vom älteren provozieren liess. Dieser Junge hat das Verhalten seiner Mutter und da gab es Parallelen zu meiner Mutter.
Wenn es uns persönlich trifft und wir uns verletzt fühlen, steht da meist etwas im Hintergrund, das wir in unserem Leben noch nicht bewältigt haben. Sei es mit unseren Eltern oder einem Expartner. Wir haben noch unsere wunden Stellen, und wenn andere Menschen uns dort den Finger drauf halten - oder eben so mit uns umgehen, dass das selbe Gefühl in uns auftaucht - schmerzt es so, wie wenn sie uns verletzen würden. Aber diese wunde Stelle war schon vor ihnen da.

Und eine ganz wichtige Voraussetzung für das Gelingen und gute Lösungen:
Ansonsten war den Kindern klar, dass wir ein Paar bilden und man uns nicht trennen kann.
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Dornenvogel
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Dornenvogel »

ja Ria, das wäre eine Option gewesen, je eine an jeder Hand..

Bei uns ist halt von Anfang an ganz viel schief gelaufen. Die Ex missbrauchte die Kinder als Keil zwischen uns. Sie sollten möglichst immer unsere Wochenenden stören... und das war einfach, denn die Kinder hatten einen Hausschlüssel und kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ohne Anmeldung, einfach selbstverständlich.

Sicher hatte ich auch jede Menge unbewältigter Hypotheken.... und ich habe sie unbewusst in die Beziehung eingebracht.

Mein Mann und ich sind über ein Jahrzehnt zusammen. Aber bis heute ist es nicht möglich, dass er vor seinen Kindern als Teil der Partnerschaft auftritt... Bis heute werde ich nicht informiert, Abmachungen werden seit jeher ausschliesslich mit den Kindern getroffen, auch ob sie hier wohnen, Freunde mitbringen, Partys feiern während wir weg sind...

Natrülich bin ich "nur" die Stiefmutter, aber wir haben uns entschieden, unseren Lebensweg gemeinsam zu gehen und dann gehört für mich halt einfach auch dazu, dass Informationen zu mir durchdringen und ich nicht permanent vor vollendete Tatsachen gestellt werde.
Die Quintessenz daraus war, dass mein Bild von der Familie so aussah: "er mit seinen Kindern", "er mit mir", "ich mit meinem Kind"... aber nicht "wir alle zusammen"

Vieles würde ich heute anders angehen, ich habe aus vielen Situationen gelernt.

Ich habe nicht realisiert damals, dass es Überlebensängste der Kinder waren.. denn ich habe mich in meinen Mann verliebt , nicht in seine Kinder. So war es naheliegend, dass sie gegen mich gekämpft haben, und je mehr ich abgelehnt wurde, desto mehr habe ich gegen sie gekämpft.

Mit dem Stiefsohn habe ich heute ein freundschaftliches Verhältnis. Er braucht hin und wieder einen fachlichen Rat von mir und; er ist mit seinen 25 erwachsen.
Mit Stieftochter hingegen ist es noch immer der gleiche Kampf. Sobald sie auftaucht, beginnen unbewusste Revierkämpfe... Sie signalisiert sofort: MEIN VATER, MEIN HAUS, MEIN ERBE....

Ich sollte mit bald Mitte 50 eigentlich längstens drüber stehen...um nicht ebenfalls MEIN MANN, UNSER HAUS zu denken..
Da kommt vielleicht hoch, dass ich nie um meiner selbst Willen von meiner Mutter geliebt worden bin. Nur wenn ich mich so verhielt, wie sie es wollte... dann war ich "lieb".
Vielleicht kämpfe ich deshalb dermassen um meinen Mann...
Buchenholz
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Buchenholz »

Dornenvogel, so wie ich das verstehe, bist du zu ihm ins Haus gezogen. Das würde ich heute als einen der vielen Stolpersteine deklarieren. Du bist da "nur" zu Besuch, der Eindringling, derjenige, der nichts zu diesem Haus beigetragen hat. Du setzt dich sozusagen ins gemachte Nest. Patchworker, die gemeinsam in eine neues, neutrales zuHause ziehen, haben es da einfacher.

Es gibt hier im Forum einige ähnliche Geschichten. Eine Verbesserung der Situation kann passieren, indem gewisse Räume gemeinsam verändert werden, damit es zu eurem gemeinsamen Haus wird. Es ist doch wichtig, dass du dich da auch zu Hause fühlst, dass es Bereiche gibt, die deine Handschrift tragen.
Wenn du deinem Mann wichtig bist, dann sollte er das einsehen. Und wenn er dich nicht versteht, dann lass mal Taten sprechen. Erst wenn Menschen etwas am eigenen Leib erfahren, merken sie, was man gemeint hat.
Ach, ich liebe solche Aktionen.
Also lass deine Tochter auch mal eine Party machen. Lade Kinder ein, die bei euch übernachten und vermeide es, deinen Partner vorher zu informieren. Das ist natürlich Kindergarten. Ich jedenfalls habe immer gute Erfahrungen gemacht, dass dieser Schlag vor den Bug die Basis für ein Gespräch wurde.

Und noch etwas: wenn man selber nicht handelt und etwas in Bewegung setzt, dann müssen sich die anderen nicht ändern. Zudem realisieren sie, dass man mit dir nicht machen kann, was man will.
mopedala
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von mopedala »

lieber dornenvogel
ich bin ganz neu in diesem Forum, selber Stiefkind, dass bei der stiefmutter aufgewachsen ist und nun ebenfalls patchworkerin mit 2 eigenen und 2 patchwork-kids jedes zweite Weekend.

den club habe ich mir erst im nachhinein angesehen, in ruhe und alleine (mein Partner kann nichts mit solchen "esoterischen" tipps anfangen...) und spontan würde ich dir raten, lade deine erwachsene stieftocher zum kaffee ein und seht euch die sendung nochmals gemeinsam an...sag ihr, dass dich vieles an eure zeit erinnert, die für dich, aber eben auch für sie sicher nicht immer einfach war. dann hast du schon die ersten schritte auf der brücke zueinander gemacht....und wenn ihr dann nicht gemeinsam ins Gespräch kommt und über vergangenes reden und vielleicht auch lachen könnt, dann musst du dir keine vorwürfe mehr machen, denn du hast ja versucht, mit ihr im kontakt zu bleiben.

viel glück und mut beim ausprobieren! (vergiss nicht, deinen mann über dein vorhaben zu informieren, sonst könnte es sein, dass vorwürfe von seiner seite her kommen)

herzlich
mopedala
Dornenvogel
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Dornenvogel »

liebe mopedala,
willkommen im Forum! Du siehtst die Situation von beiden Seiten, das ist bestimmt sehr hilfreich!

es ist nicht so, dass ich nicht schon alles probiert hätte mit meiner Stieftochter! Auch das mit Kaffee trinken... es war zwar Shopping und anschliessend chinesisch essen... Ich versuchte immer, sie an Geburtstagen etc. zu verwöhnen... aber egal was ich tue, sie macht zwar gegen aussen mit, aber dann krieg ich die Retourkutsche doppelt und dreifach. Sie nimmt, was sie kriegen kann von mir, das Materielle.... ist vor ihrem Vater manchmal absolut liebenswürdig zu mir, aber nachher schlägt es wieder in absoluten Hass und Ignoranz um.
Egal was ich tue, sie zeigt mir in jeder Lebenslage, dass ich überflüssig, dumm, ungebildet und nur aufs Geld ihres Vaters aus bin.
Sie hat jahrelang auch mein Kind diesbezüglich instrumentalisiert.

Also mit Kaffee trinken sind die Probleme nicht gelöst. Weisst du, nach all den Jahren habe ich die Hoffnung eigentlich aufgegeben, obwohl ich es sehr bedauerlich finde. Obwohl ich nicht im Geringsten mit der Trennung ihrer Eltern zu tun hatte, gab sie mir niemals eine Chance. Sie nimmt von mir was ihr nützlich ist, die restliche Zeit ignoriert sie mich.

Ich bin nun in einem Alter, wo ich es nicht mehr nötig habe, um die Gunst einer jungen Frau zu buhlen. Meine Türe steht immer offen für sie, aber eintreten muss sie selbst.
Schade, ich wollte es defintiv nicht so.
Für meinen Mann war immer ich "die Schuldige", egal was seine Tochter sagte oder tat. Bis heute. In seinen Augen ist sie unfehlbarer als der Papst... und doch liebt er mich auch.
Was muss manchmal in ihm vorgehen, wenn er das realisiert, dass die beiden Frauen, die er liebt, sich am liebsten die Augen auskratzen würden... Wohl ist ihm ja sicher auch nicht dabei.
Ich bin bei ihm geblieben, trotz allem. Aber es ist bis heute nicht wirklich einfach.
Babell
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Re: Stiefmutter - Stiefkinder

Beitrag von Babell »

Hallo zusammen

Spannend, mal etwas speziell über diese Konstellation zu hören.
Als junge Mutter fühlte ich mich von der Frage angesprochen: "warum braucht ihr als Patchwork Paar mehr gemeinsame Zeit als nicht-patchwork Paare?" die Antwort darauf fand ich absolut richtig und stimmt für mich auch, trotzdem sollte man auch als junges Elternpaar nicht versäumen, sich die Zeit zu zweit zu nehmen. Und diese ist auch bei Nicht-Patchworkpaaren rar. Man hat sich eher dafür, diese Zeit zu nehmen, da man den anderen nicht verletzt, wenn man sagt: "du, meine Eltern nehmen den Kleinen am wochenende " als wenn man sagen müsste:" du, deine Kinder waren schon seit 4 Monaten nie mehr beim Vater, könnten sie nicht am wochenende mal zu deinen eltern?" da besteht die Gefahr dass derjenige Elternteil beleidigt ist oder so.

Schlechtes Gewissen der Väter:
Ein bisschen ein schlechtes Gewissen haben wohl alle Väter (und Mütter), die nicht mit ihren Kindern leben. Bei meinem Freund war oder ist es halt besonders ausgeprägt. (Ev. Krankhaft? )Das hat wohl mit seiner eigenen Kindheit zu tun.

Das Problem mit mden Stiefkindern und Exfrau bei uns war/ist eigentlich nur er, die anderen habens bloss
ausgenutzt. Hätte ich ja auch! Ihnen (Kinder und Ex) bin ich nicht böse.
Meinem Freund auch nicht. Er war/ist einfach zu lieb, meint es gut und dann wird er ausgenutzt. Seltsam, an seiner Arbeitsstelle und auch mit mir ist das nicht so. Ich bin dafür eine, die an den Arbeitsstellen und früher z.t. von Freundinnen ausgenutzt wurde. *sarkasmus on*: eine gute Voraussetzung als Elternpaar :wink: *sarkasmus off*
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